A Song For You - C. M. Seabrook - E-Book

A Song For You E-Book

C. M. Seabrook

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Rockstar ist das Letzte, was sie in ihrem Leben brauchen kann ...

Ember ist mehr als froh, dass ihr Bed and Breakfast für den Sommer ausgebucht ist. Was sie jedoch nicht erwartet hätte, ist die Band, die plötzlich in ihrem Wohnzimmer steht. Und ebenso wenig hat sie mit der unwiderstehlichen Anziehungskraft gerechnet, die Ash, der attraktive Leadsänger auf sie ausübt. Sie weiß nicht, dass ihre Gäste Superstars sind und dass sie von ihrer Managerin verdonnert wurden, an ihrem neuen Album zu arbeiten und den Skandal abflauen zu lassen, den ein Internet-Video von Ash ausgelöst hat. Doch eins weiß sie: Um ihre kleine Tochter zu beschützen, darf sie sich niemals wieder auf den falschen Mann einlassen. Aber obwohl sie spürt, dass Ash ein Mann ist, der mit seinen inneren Dämonen kämpft, wird ihr bald klar, dass in ihm noch viel mehr steckt als der Rockstar, dem der Ruhm zum Verhängnis wurde ...

"C. M. Seabrook ist einfach der Wahnsinn. Dieses Buch hat mir das Herz gestohlen, es war einfach perfekt!" BOOKS ARE FOOD

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 258

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

Epilog 1

Epilog 2

Die Autorin

Die Romane von C. M. Seabrook bei LYX

Leseprobe

Impressum

C. M. SEABROOK

A Song for You

Roman

Ins Deutsche übertragen von Stephanie Pannen

Zu diesem Buch

Ember ist mehr als froh, dass ihr Bed and Breakfast für den Sommer ausgebucht ist. Was sie jedoch nicht erwartet hätte, ist die Band, die plötzlich in ihrem Wohnzimmer steht. Und ebenso wenig hat sie mit der unwiderstehlichen Anziehungskraft gerechnet, die Ash, der attraktive Leadsänger auf sie ausübt. Sie weiß nicht, dass ihre Gäste Superstars sind und dass sie von ihrer Managerin verdonnert wurden, an ihrem neuen Album zu arbeiten und den Skandal abflauen zu lassen, den ein Internet-Video von Ash ausgelöst hat. Doch eins weiß sie: Um ihre kleine Tochter zu beschützen, darf sie sich niemals wieder auf den falschen Mann einlassen. Aber obwohl sie spürt, dass Ash ein Mann ist, der mit seinen inneren Dämonen kämpft, wird ihr bald klar, dass in ihm noch viel mehr steckt als der Rockstar, dem der Ruhm zum Verhängnis wurde …

1

Ember

»Dafür werde ich in die Hölle kommen«, murmle ich, während ich im großen Foyer eines Gebäudes stehe, das einst als eines der elegantesten Häuser in Stanton galt. Als Kind wurde ich mehr als einmal dafür gescholten, dass ich immer die große Marmortreppe hoch- und hinuntersprang und durch die labyrinthartigen Korridore rannte, die mit kostbaren Gemälden, Teppichen aus Persien und Porzellanvasen ausgestattet waren, die sich seit Generationen im Besitz meiner Familie befanden.

Doch nun ist alles fort. An den Höchstbietenden versteigert. Die geliebte Chaiselongue meiner Großmutter habe ich durch ein gebrauchtes Sofa ersetzt, das ich bei einem Garagenverkauf gefunden habe. Wo einst der massive antike Esstisch stand, befindet sich nun ein Sperrholztisch von Ikea, für dessen Zusammenbau ich sechs Stunden gebraucht habe. Die einzige Sache, die ich einfach nicht verkaufen konnte, ist das alte Steinway-Piano, das im Salon wie eine mahnende Erinnerung an die Vergangenheit steht.

»Du tust, was du tun musst, um zu überleben«, sagt Millie, meine beste Freundin und der einzige Grund, warum ich in den letzten Jahren nicht durchgedreht bin. Sie lächelt mich mitfühlend an. Sie ist außerdem die einzige Freundin, die ebenfalls Mutter ist. Auch sie zieht eine Sechsjährige auf. Der einzige Unterschied besteht darin, dass sie es mit einem Partner zusammen tut.

»Ich weiß. Aber wenn meine Großmutter geahnt hätte, dass ich dieses Haus jemals in eine Pension umfunktionieren würde, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es eher der Kirche gespendet hätte, als es mir zu überlassen.

»Du kannst es immer noch verkaufen.«

Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und runzle die Stirn. Sie hat recht. Ich hatte schon einige Angebote. Natürlich nicht für das Haus, sondern für das Grundstück. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, diese Möglichkeit wäre mir nicht tatsächlich manchmal durch den Kopf gegangen, aber ich habe nicht die letzten beiden Jahre darum gekämpft, das Haus vor dem Abriss zu bewahren, damit die zwei Hektar, auf denen es steht, in eine Wohnsiedlung oder ein Seniorenzentrum verwandelt werden.

»Ich habe versprochen, dass ich das nicht tun werde.« Ich streiche über die vergilbten Tasten des alten Pianos und zucke zusammen, als ein verstimmter Ton durch den Raum hallt.

Andere Versprechen mag ich gebrochen haben – wie das, zu lieben und zu ehren. Ein Versprechen, dass ich vor vier Jahren brechen musste, als ich meinen verlogenen Ex dabei erwischte, wie er in unserem Ehebett eine andere Frau vögelte. Aber dieses werde ich nicht brechen.

Dieses Haus mit seinen knarzenden Dielen, vergilbten Tapeten und unzähligen unerledigten Aufgaben ist das Letzte, was mir von dem Mädchen bleibt, das ich einst war. Ein Mädchen, das ich vor langer Zeit verloren habe.

Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als ich an all diese vergeudeten Jahre denke. Es ist nicht nur die Erinnerung an die Untreue, sondern an alles, was danach kam. Die Verleumdungen, die Lügen, die Drohungen. Der Verlust.

Nicht, dass ich an alldem vollkommen schuldlos gewesen wäre. Auch ich habe Fehler gemacht. Viele Fehler. Und während all dieser Zeit war das Einzige, was mich hat weiterkämpfen lassen … mein kleines Mädchen. Sie ist den Herzschmerz, den mir ihr Vater zugefügt hat, mehr als wert. Der Grund, warum ich weiterkämpfe, auch wenn es mir an manchen Tagen einfacher vorkommt, aufzugeben.

Ich werfe einen Blick auf die Wanduhr. In vierzig Minuten wird sie der Bus am Ende der langen Kieseinfahrt absetzen, und ihr Kichern und Lächeln wird die Leere in meinem Herzen wieder füllen.

Und schon bald wird unser Haus auch noch von der Stimme einer Fremden erfüllt sein.

Ich atme tief durch. »Sie müsste eigentlich schon hier sein.«

»Ich kann es einfach nicht fassen, dass du für drei Monate ausgebucht bist. Ich meine, wer mietet so lange eine Pension ausgerechnet hier in Stanton? Das ist doch seltsam, oder?«

Ich verhake meine Finger ineinander und schaue aus dem großen Erkerfenster. »Sie hat gesagt, dass sie etwas Abgeschiedenes sucht. Außerdem hat sie die drei Monate im Voraus bezahlt. Und einen großzügigen Bonus für die Mahlzeiten.« Ich zucke mit den Schultern, um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.

Millie hat recht, die ganze Sache ist seltsam. Aber ich kann es mir nicht leisten, mir zu viele Gedanken über die Gründe zu machen. Ich brauche das Geld.

Ich richte die Blumen auf dem Beistelltisch und hoffe, dass sie von der spärlichen Möblierung ablenken. Doch Maryll, die Frau, die ich momentan erwarte, schien eher an der Beleuchtung des Salons interessiert zu sein als an der Qualität der neuen Vorhänge, die ich gerade bei Walmart gekauft habe.

»Dieses Haus ist ohnehin zu groß für Cadence und mich.« Den ersten Stock mit seinen vier Schlafzimmern und zwei Bädern benutzen wir nicht einmal. Cadence’ Zimmer befindet sich im Erdgeschoss neben meinem. Von den Mahlzeiten abgesehen, werden wir von dieser Frau wohl nicht viel zu sehen bekommen. »Es wird schön sein, wieder jemand anders bekochen zu können, seit Grams nicht mehr da ist.«

Millie sieht mich an, als würde sie mir nicht glauben. »Du meinst, wieder einen anderen Vorwand zu haben, dich hier zu verkriechen.« Sie seufzt und legt mir mit ernstem Gesichtsausdruck die Hände auf die Schultern. »Du, mein Schatz, brauchst ein Leben außerhalb dieses Hauses.«

»Aber ich mag mein Leben so, wie es ist. Und du solltest wirklich damit aufhören, mich verkuppeln zu wollen«, sage ich, weil ich weiß, dass sie genau darauf hinauswill. Seit Jahren versucht sie, mich zu einem Pärchenabend mit ihr, ihrem Ehemann und einem seiner Freunde zu überreden. Doch das Letzte, was ich momentan in meinem Leben brauche, ist eine weitere Komplikation.

»Meinetwegen. Aber wir haben seit Jahren nicht mehr richtig einen draufgemacht.«

»Du kommst doch am Sonntag vorbei.«

Sie schnaubt. »Eine Flasche Chardonnay und Wiederholungen vom Bachelor gelten nicht als draufmachen.«

»Ich habe Cadence …«

»Die jedes zweite Wochenende bei ihrem Vater ist. Es gibt absolut keinen Grund, warum du nicht ausgehen und ein bisschen Spaß haben könntest. Vielleicht lernst du ja jemanden kennen. Findest du nicht, dass es an der Zeit ist?«

Mir dreht sich der Magen um, denn es gibt tatsächlich einen Teil von mir, der einsam ist und sich nach einer echten Verbindung mit jemandem sehnt. Ich schüttle den Kopf. »Diesen Weg bin ich schon mal gegangen und werde es nicht wiederholen.«

Millie seufzt. »Nicht alle Kerle sind Arschlöcher, das weißt du doch?«

»Weiß ich. Deiner auf keinen Fall.« Ich reibe mir über die nackten Arme. Ich weiß, dass nicht alle Männer Fremdgeher und Lügner sind. Mein Vater war einer von den guten. Selbst als meine Mutter krank wurde, wich er nie von ihrer Seite. Und nach ihrem Tod starb er buchstäblich an gebrochenem Herzen. Auf den Tag genau einen Monat nach ihrem Ableben bekam er einen Herzinfarkt und starb, noch bevor man ihn ins Krankenhaus bringen konnte. Es war der Tag der Beerdigung meines Vaters, als ich Mitch mit dieser anderen Frau erwischt habe. Manchmal denke ich, mir war die ganze Zeit über klar, dass er mich betrog. Ich hatte es nur nicht wahrhaben wollen.

Aber was war schon von einem Typen zu erwarten, der der nächste Freddie Mercury sein wollte, aber nicht einmal in der Lage war, einen Ton zu halten? Und doch habe ich ihn unterstützt. Ich hatte zwei Jobs, selbst als ich im neunten Monat schwanger war, während er in Kneipen hockte und jeden Penny vertrank, den ich verdiente.

Ich wollte, dass er etwas wäre, was er nicht war. Dass er mich so liebt, wie er es niemals tun würde. Und dafür habe ich so viel von mir aufgegeben – alles. Bis ich die Frau im Spiegel kaum noch erkannt habe.

An jenem Tag, als ich ihn mit einer anderen in unserem Bett überraschte, traf ich eine Entscheidung. Ich schwor mir, mich niemals wieder von einem Mann verletzen zu lassen.

Nachdem Millie gegangen ist, hantiere ich im Haus herum und versuche, mich irgendwie zu beschäftigen. Ich bin mir nicht sicher, warum ich nervös bin, aber ich spüre ein Kribbeln im Nacken und Schmetterlinge im Bauch, wie eine Art Vorahnung. Ich versuche sie zu ignorieren. Grams hat immer an diese Dinge geglaubt, doch ich bin rational veranlagt. Das ist sicher nichts als Nervosität, weil eine Fremde in mein Haus einziehen wird.

Ich stehe in der Küche und bereite für heute Abend einen Auflauf vor, als ich höre, wie eine Autotür zuschlägt.

Ich atme tief durch, wische mir die Hände an meiner Schürze ab und will zum Foyer gehen, doch die Haustür öffnet sich, bevor ich da bin, und drei große tätowierte Männer drängen herein.

Einen Moment stehe ich nur da und starre sie an. Noch haben sie mich nicht gesehen.

Zuerst bin ich zu überrascht, um Angst zu verspüren, was in dieser Situation wahrscheinlich angebracht wäre. Und ich verfluche mich dafür, die Haustür nicht abgeschlossen zu haben. Doch wir sind hier in Stanton, wo niemand seine Tür abschließt.

Der größte der drei Männer pfeift leise und schiebt sich die Sonnenbrille über die Stirn, während er das Foyer betrachtet. Seine Stimme ist tief, und sein Akzent klingt irisch. »Und ihr dachtet, Maryll hätte keinen Sinn für Humor.«

Ein Mann mit über und über tätowierten Armen und pechschwarzen Augen sieht ihn wütend an und lehnt seinen Gitarrenkoffer an die Wand. »Sie hat also keinen Witz gemacht, als sie sagte, es sei mitten im Nirgendwo. Meine Fresse!«

Der dritte Mann entdeckt mich schließlich, und seine braunen Augen funkeln belustigt, als er mich ansieht. »Zumindest war sie aufmerksam genug, uns eine Köchin zu besorgen.« Er grinst und macht einen Schritt auf mich zu. Der Mann trieft nur so vor arrogantem Charme.

»Wie ist dein Name, Mädel?«, fragt der irische Kerl und lächelt mich an, als wäre er nicht gerade hier eingebrochen.«

»Mein Name?« Ich blinzle ihn verwirrt an.

»Ich glaube, sie ist von unserer Anwesenheit überwältigt.«

»Was?« Plötzlich überwinde ich die Erstarrung darüber, dass drei riesige Männer uneingeladen in mein Haus geplatzt sind. Meine erste Reaktion hätte Panik sein müssen, doch so gefährlich sie auch aussehen, hat ihr Verhalten doch nichts Bedrohliches an sich. Außer vielleicht der Kerl mit den stark tätowierten Armen, der immer noch sehr wütend guckt und so wirkt, als wäre er überall lieber als hier.

»Kann ich Ihnen helfen?«, frage ich, ohne mich auch nur einen Schritt von meiner Position nahe der Küchentür wegzubewegen, für den Fall, dass ich fliehen muss.

Der mit dem irischen Akzent kommt mit einem frechen Grinsen auf mich zu und streicht sich nachdenklich über den Dreitagebart. »Das hängt davon ab, was du anzubieten hast, Schätzchen.«

Ich reiße entsetzt die Augen auf. Meint er das etwa ernst? »Wie bitte?«

»Achte nicht auf Dusky, Süße.« Der braunäugige attraktive Mann mit dem tiefen Grübchen im Kinn legt seinem Freund den Arm auf die Schulter. »Wir hatten ein paar heftige Tage und brauchen jetzt einfach nur ein Bett. Wenn du uns also bitte zeigen würdest, wo die Schlafzimmer sind …«

»Also zuerst einmal«, sage ich und baue mich so groß auf, wie es mir meine hundertvierundsechzig Zentimeter erlauben, »lasse ich mich von Ihnen weder Schätzchen noch Süße nennen und schon gar nicht duzen. Und Sie gehen jetzt wieder. Sofort. Bevor ich die Polizei rufe.«

Grübchen zieht die Augenbrauen hoch, und Dusky schmunzelt, doch der Mann mit den tätowierten Armen sieht mich missmutig an und murmelt: »Scheiße, Ash, kannst du nicht mal einem verdammten GPS folgen? Wir sind hier falsch.«

»Dann gib Maryll die Schuld, denn das ist die verdammte Adresse, die sie uns gegeben hat«, sagt ein vierter Mann, den ich jetzt erst entdecke, als er sich an Grübchen und Dusky vorbeidrängt.

Oh mein Gott!

Mich durchbohren graue Augen von der Farbe eines Wintersturms. Kalt. Intensiv. Seine Präsenz scheint den ganzen Raum einzunehmen. Als ob er irgendwie allen Sauerstoff herausgesaugt hätte.

Oder ich vergessen hätte, wie man atmet.

Mein Blick wandert über seinen Körper. Ausgeprägte Muskeln unter einem schwarzen T-Shirt. Ich betrachte sein Gesicht. Es ist wunderschön, wirkt aber gequält. Er scheint aus nichts als harten Kanten, Tattoos und Ärger zu bestehen.

Er streicht mit dem Daumen über seine Unterlippe. Ich folge der Bewegung mit den Augen und befeuchte unwillkürlich meine eigenen Lippen mit der Zunge.

Ich blinzle. Eins. Zwei. Drei. Du musst atmen, ruft mir mein Gehirn in Erinnerung. Und ich spüre, wie sich die Welt um mich herum zu drehen beginnt.

Der Mann sagt etwas, doch ich höre seine Worte nur gedämpft, denn mein Herzschlag ist viel zu laut.

»Wie bitte?«, gelingt es mir zu sagen. Endlich atme ich wieder ein, doch auch das hilft nicht gegen das Kribbeln, das in meinen Fingern begonnen hat und sich nun in meinem ganzen Körper ausbreitet. Oder gegen das plötzliche Verlangen, das so heftig ist, dass ich meine Beine zusammenpresse.

Gott, Em, reiß dich zusammen. Diese Männer könnten hier sein, um mich auszurauben. Nicht, dass es hier noch irgendetwas von Wert gäbe.

Nur meine Würde. Doch dieser Mann scheint mir nun auch diese stehlen zu wollen.

Grauauge macht einen Schritt auf mich zu, und seine Mundwinkel zucken ein wenig, doch hier endet die Belustigung. »Ich habe gefragt, ob Sie Ember Skye sind? Gehört Ihnen diese Pension?«

»Ja, sie ge-gehört mir«, stottere ich und versuche meine Fassung zurückzugewinnen. Leider scheitere ich kläglich. »Und wer sind Sie?«

Sein Blick wirkt überrascht, als wäre er der Meinung, ich müsste ihn kennen. »Ich bin Ash.« Dann nickt er über seine Schulter. »Das sind Dusky, Saint und Synn.«

Ich lache nervös auf und ohne nachzudenken, sage ich: »Und wann kommen Happy, Grumpy und Bashful?«

Dusky grinst, doch Ash sieht mich verärgert an, als würde er die Anspielung auf Schneewittchens Zwerge nicht verstehen. »Was?«

»Ich glaube, das Mädel macht sich über unsere Namen lustig«, sagt Dusky und grinst mich an. »Ich mag sie.«

Ash schnaubt, ohne seine grauen Augen von meinen zu lösen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine körperliche Anziehung zu jemandem verspüre. Kleine Energiefunken, die einen dazu bringen, sich unangemessene Dinge vorzustellen. Ich habe es bei meinem Highschoolfreund erlebt, als er mich zum ersten Mal küsste, und beim ersten Mal, als mich Mitch um ein Date bat.

Aber das hier … ist einfach so viel mehr.

Es sind nicht nur Funken. Es sind Elektrizität und Hitze. Ein Inferno, das so heiß ist, dass ich merke, wie ich im Nacken zu schwitzen beginne. Als ob ich bereits spürte, wie seine Finger über meinen Körper wandern und sich sein Mund weich und warm auf meinen presst.

Es ist aufregend.

Und furchteinflößend.

Doch für einen kurzen Augenblick verliere ich mich in seinen Augen.

Dann höre ich ein tiefes Lachen hinter ihm, und Dusky murmelt: »Wenn ihr beide damit fertig seid, euch mit den Augen auszuziehen, würde ich gern wissen, wo ich schlafen kann.«

»Schlafen?« Ich sehe erst Dusky, dann wieder Ash an, dessen Gesichtsausdruck nun zurückhaltend ist. »Hören Sie«, sage ich, nachdem mein Gehirn langsam wieder zu arbeiten beginnt. »Das hier ist kein Hotel, sondern eine Pension. Und ich bin für die nächsten paar Monate bereits ausgebucht. Ich habe einen Gast, der jederzeit eintreffen kann, und es sieht wirklich nicht gut aus, wenn Sie alle hier herumstehen. Also würde ich es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie Ihre Sachen zusammenpacken und verschwinden würden.«

Ash und die anderen sehen sich an, doch keiner von ihnen macht Anstalten zu gehen.

»Diese verdammte Maryll«, sagt der Mann, den Ash Synn genannt hat. Er lehnt an der Wand, und unter seinen farbenprächtigen Tattoos zucken seine Muskeln.

»Maryll?«, frage ich stockend. Sie haben diesen Namen schon ein paarmal genannt, aber jetzt erst beginnt sich das Puzzle für mich zusammenzusetzen. Und mir gefällt das Bild nicht, das dabei entsteht.

Scheiße! Bitte, bitte, bitte, lass es nicht so sein, wie es aussieht.

Als mir Maryll das Angebot machte, bin ich sofort darauf angesprungen, denn wie viel Schwierigkeiten kann eine Frau mittleren Alters schon machen?

Diese Typen hingegen? Denen stehen die Schwierigkeiten ins Gesicht geschrieben.

Besonders Ash.

»Sie haben mit unserer Managerin gesprochen, Maryll Kingsley«, erklärt Ash. Seine grauen Augen fixieren meine, und ich sehe eine Spur Mitleid darin, als wäre ihm klar, dass ich hereingelegt worden war.

»Ihre Managerin?«, wiederhole ich. »Da muss es wohl ein Missverständnis gegeben haben.«

»Offensichtlich«, erwidert Ash ironisch und verschränkt die Arme vor seiner muskulösen Brust. »Wenn Sie sich wegen der Schäden sorgen, das wird alles übernommen …«

»Schäden?«, wiederhole ich alarmiert.

»Sachte, Ash«, sagt Grübchen oder eher der Kerl, den Ash Saint genannt hat.

Wer zum Teufel sind diese Typen? Und was für Namen sind denn bitte Ash, Saint, Synn und Dusky?

»Wir sind nicht hier, um Ihnen Ärger zu machen«, sagt Dusky und wirft einen Blick quer durch den Salon. »Und Maryll hatte recht, dieses Haus hat eine unglaubliche Akustik. Wir können unsere Instrumente hier aufbauen …«

»Sie sind Musiker?« Das wird ja immer schlimmer.

Ashs göttliche Lippen verziehen sich wieder zu diesem arroganten Grinsen, doch es ist Saint, der Ash einen Arm um die Schulter legt und mich anlächelt. »Sie haben wirklich keine Ahnung, wer wir sind?«

»Nein. Aber ich weiß, dass das hier nicht funktionieren wird. Ich habe eine …«

Ash schüttelt Saints Arm ab und macht einen Schritt auf mich zu. Er ist jetzt so nah, dass ich seinen Geruch wahrnehmen kann, und die Energie und Hitze von vorhin kommen mit aller Macht zurück.

»Sie haben einen Vertrag unterschrieben. Legal und bindend.« In seinen Worten liegt der Hauch einer Drohung. »Aber wenn Sie darauf bestehen, dass wir verschwinden, können Sie uns auch das Geld zurückgeben, das Maryll Ihnen bezahlt hat …« Er zuckt mit den Schultern. »Plus einer Entschädigung für die Umstände.«

»Entschädigung?« Warum bringt mich dieser Mann dazu, in Ein-Wort-Sätzen zu reden? Aber noch während ich es ausspreche, erinnere ich mich an den Vertrag, den die Frau mich hat unterschreiben lassen, eine Art Geheimhaltungsvereinbarung. Ich hatte ihn nur überflogen, weil er mir nicht kompliziert vorgekommen war.

»Lesen Sie denn nicht das Kleingedruckte?«, fragt Ash mit einem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck. Dennoch habe ich irgendwie das Gefühl, dass es ihm gefällt, wie ich mich unter seinem intensiven Blick winde.

Ich lasse die Männer stehen und eile in mein Büro. Dort durchsuche ich die Schubladen, bis ich den Vertrag gefunden habe. Ich überfliege ihn, und mir bleibt fast das Herz stehen, als ich das Kleingedruckte lese. Es ist kursiv gesetzt, so klein, dass ich es übersehen haben muss. Wenn ich die Vereinbarung auflöse, bevor die drei Monate um sind, schulde ich meiner Vertragspartnerin nicht nur den gezahlten Betrag, sondern auch eine Gebühr von zweitausend Dollar.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Diese ganze Sache wird langsam, aber sicher zu einem riesigen Albtraum für mich. Ich weiß nicht, was ich tun soll, aber ich weiß, dass diese Kerle nicht in meinem Haus wohnen können.

Doch als ich wieder ins Foyer zurückgekehrt bin, haben sich die Männer bereits in verschiedene Richtungen verstreut. Dusky hat sich seine Reisetasche über die Schulter geworfen und geht die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf. Saint, dessen Grübchen mir verraten, dass er alles andere als ein Heiliger ist, bahnt sich seinen Weg in die Küche, wo ich höre, wie der Kühlschrank geöffnet wird und er flucht, dass kein Bier da ist. Und Synn ist nach draußen gegangen und hat die Tür aufgelassen, sodass ich die beiden schwarzen Geländewagen sehen kann, die in meiner Einfahrt stehen.

Es ist Ash, dem ich folge. Er scheint der Anführer der Gruppe zu sein. Ich finde ihn im Salon. Er sitzt so selbstverständlich am Piano, als gehörte das Haus ihm.

»Sie können hier nicht bleiben«, sage ich. Meine Stimme zittert, denn ich weiß, dass ich die Gebühr auf keinen Fall werde zahlen können. Und ein Teil des Geldes, das mir Maryll gegeben hat, ist bereits für die monatlichen Ausgaben draufgegangen.

Er sitzt mit dem Rücken zu mir, und seine Finger tanzen geschickt über die Tasten, während er eine Tonleiter spielt. Ich versuche nicht darauf zu achten, wie sich seine Muskeln unter dem Stoff seines T-Shirts anspannen.

»Wann haben Sie das zum letzten Mal stimmen lassen?«

»Ich … äh … ich weiß nicht.« Ich schüttle den Kopf, weil ich weiß, dass er mich abzulenken versucht. »Hören Sie. Die Umstände tun mir wirklich leid, aber ich bin mir sicher, dass Sie eine andere Unterkunft finden werden.« Noch während ich die Worte ausspreche, merke ich, wie wenig überzeugend sie klingen. Ich brauche das Geld.

Die Musik hört auf. Er dreht sich um und setzt sich rittlings auf den Klavierhocker. Und als er seine grauen Augen wieder auf mich richtet, verrät mich mein Körper, und ich kann spüren, wie ich erröte.

Ich versuche sie zu bekämpfen, die Anziehung, die Hitze, den Sog, doch es ist unmöglich. Und ich frage mich, ob er es auch spürt oder ob er diese Wirkung auf alle Frauen hat. Ich habe das Gefühl, dass es Letzteres ist, denn ich kann in diesen stürmischen Augen nichts lesen.

»Nein«, sagt er, jede Widerrede ausschließend, wie jemand, der daran gewöhnt ist, zu bekommen, was er will. »Es gefällt mir hier.« Seine herrlichen Lippen zucken ein wenig. »Ich hatte befürchtet, es würde langweilig sein. Aber wie es aussieht, könnte es Spaß machen.«

Ich schnaube. »Spaß?« So kann man es auch nennen. Millie würde diese ganze Situation zum Totlachen finden. Aber ich bin nicht Millie, die ihr Herz immer auf der Zunge trägt. Sondern Ember – eine Frau, die immer eine große Last von Verantwortung zu tragen hat.

Und als ich in Ashs Augen blicke, wird mir klar, dass mir keine andere Wahl bleibt.

»Ja, Spaß«, sagt er mit einem herausfordernden Ton in der Stimme und einem Versprechen in seinem Blick.

Ein Versprechen.

Meine Erfolgsquote bei Versprechen beträgt fünfzig-fünzig. Und gerade jetzt kann ich in meinem Leben keinen weiteren Schlag ertragen.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, diese Angelegenheit hinzubekommen. Nicht nur für mich. Sondern für Cadence.

2

Ash

In Embers Augen blitzt Frustration auf. Augen, die mich seit dem Moment gefangen genommen haben, als ich das Haus betreten habe. In ihnen brennen goldene Tupfen wie winzige Flammen. Die Frau besteht aus Feuer und Hitze, trotz der kühlen Fassade, die sie so verzweifelt aufrechtzuerhalten versucht.

Ich verstehe sie nur zu gut, selbst wenn sie entschlossen ist, mir nicht einmal den kleinen Finger zu reichen. Ist wahrscheinlich besser so. Wenn sie es täte, würde ich wahrscheinlich den ganzen Arm nehmen.

Ich kann fühlen, welche Wärme sie ausstrahlt, doch mit ihren Worten und ihrer Körpersprache ist sie sehr zurückhaltend. Die Arme verschränkt, die Augen zusammengekniffen, antwortet sie immer nur mit einem Wort. Sie weigert sich, mich an sich heranzulassen.

Aber ich fühle es. Verdammt, ich weiß es. Denn auch in mir brannte einmal ein Feuer. Nun ist nicht mehr als Asche davon übrig. Es ist kein Geheimnis, dass ich der König des Rockstar-Klischees bin. Ich habe getrunken, mich durch alle Betten geschlafen und jedes bisschen Sauerstoff aufgesaugt, bis nichts mehr da war.

Bis ich meinen Tiefpunkt erreicht hatte. Und mein Tiefpunkt spielte sich zufällig sehr, sehr öffentlich ab.

Das war vor Monaten. Doch die Medien haben mir immer noch nicht vergeben. Warum sollten sie auch? Mein Zusammenbruch war eine journalistische Goldgrube. Nicht, dass sie groß eine Geschichte erzählen mussten – die veröffentlichten Fotos und Videos brauchten keine Untertitel.

Es wäre mir egal, wenn nur mein eigener Ruf gefährdet wäre. Doch diese Jungs da hinten sind die einzige Familie, die ich habe. Dieses Mal habe ich sie tierisch reingeritten. Und es ist nicht besonders hilfreich, dass unser letztes Album absolut gefloppt ist.

Maßlos.

Seelenlos.

Unoriginell.

Die Kritiken waren brutal, aber sie trafen zu.

Ich habe die Musik verloren. Sie ist fort. Früher durchströmte sie mich wie ein zweiter Herzschlag. Doch nun ist dort nichts als Stille.

Das führte mich geradewegs in eine Depression, und meine innere Leere versuchte ich mit allem Möglichen zu füllen.

Alkohol. Sex. Drogen.

Doch diese Ausschweifungen ließen mich nur noch stärker in Selbstmitleid versinken.

Und das ist auch der Grund für unsere dreimonatige Medienauszeit. Natürlich war es Marylls Idee. Doch jetzt, da diese umwerfende kleine Brünette vor mir steht und sich aufregt, glaube ich, dass es vielleicht doch kein so schlechter Plan war.

Scheiße, es ist lange her, seit mein Schwanz so in Habtachtstellung gegangen ist, wie in dem Moment, als ich sie zum ersten Mal sah. Selbst jetzt presst er sich fast schmerzhaft gegen meine Jeans. Doch darüber hinaus hat die Frau auch noch meine Neugier geweckt.

Ich verstehe es nicht. Noch nie habe ich eine solche Anziehung verspürt. Es ist mehr als nur das Verlangen, mit ihr zu schlafen. Herauszufinden, ob diese Lippen genauso süß schmecken, wie sie aussehen. Es ist, als würde meine Seele etwas in ihr erkennen, etwas Vertrautes. Als ob ich nicht nur ihren Körper, sondern ihr ganzes Wesen erkunden wollte.

Ich reibe mir über das Gesicht und atme tief durch. Keine Ahnung, woher dieser Gedanke eben kam, aber er ist total kaputt.

Nein, in Wahrheit bin ich es, der total kaputt ist. Aber das hält mich nicht davon ab, Ember Skye genau zu zeigen, wer ich bin. Und die Mischung aus Frustration und Lust, die ich in ihren ausdrucksvollen braunen Augen aufblitzen sehe, verrät mir, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie meinen Namen schreit, während ich sie wieder und wieder kommen lasse.

Sie will es. Ich kann das Begehren in ihren Augen sehen. Das Verlangen.

Aber es liegt auch eine Spur Furcht darin. Und die lässt mich innehalten. Sie hält mich davon ab, die Hand nach ihr auszustrecken und sie an mich zu ziehen. Diesen süßen Lippen ein leises Stöhnen zu entringen.

»Das ist nicht gut«, sagt sie, während sie nervös von einem Fuß auf den anderen tritt und aus dem Fenster blickt.

Ich habe Erbarmen mit ihr, schwinge mein Bein über den Klavierhocker und stehe auf. »Wir werden diesen Ort nicht in ein Verbindungshaus verwandeln, wenn es das ist, worüber Sie sich Sorgen machen.«

Sie muss den Kopf in den Nacken legen, um mir ins Gesicht zu sehen, und als sie es tut, trifft ein Lichtstrahl ihr Gesicht und betont die Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken und ihren Wangen. Ihre Haut sieht weich und gesund aus, nicht zugespachtelt mit Make-up, wie bei den meisten Frauen heutzutage, und die Versuchung, mit meinen Fingerknöcheln über ihr Kinn zu streichen, ist fast zu groß.

»Sie haben keine Ahnung, worüber ich mir Sorgen mache«, sagt sie leise, aber ich bin mir sicher, dass die Worte nicht für mich bestimmt sind. Dann erkenne ich es, das Gewicht, das auf ihren Schultern lastet. Das ich als Kind jeden Tag gesehen habe.

Ich betrachte die billigen Möbel. Der einzige Gegenstand von Wert ist das alte Piano, das seit Jahren nicht mehr gestimmt wurde.

Und ich kann sehen, wie schwer ihr die Entscheidung fällt, ob wir bleiben können oder nicht. Sie braucht das Geld. So viel ist klar. Das Arschloch in mir, das in den letzten paar Jahren die Oberhand hatte, ist leicht besänftigt.

»Sie brauchen das Geld«, sage ich. Es ist keine Frage, nur eine Feststellung unserer Situation. »Und wir brauchen einen Ort, an dem uns niemand kennt.«

Sie kneift die Augen zusammen, und ich kann sehen, dass sie widersprechen will, doch nach ein paar Sekunden seufzt sie geschlagen auf. Ihr Rücken ist immer noch kerzengerade, ihr Kinn trotzig erhoben. »Keine Partys«, sagt sie.

»Meinetwegen«, erwidere ich.

»Und …« Sie befeuchtet ihre Lippen. »Keine Frauen.«

Ich brumme, denn mir ist klar, dass die Jungs davon nicht begeistert sein werden. Aber ich nicke. »Abgemacht. Wir werden diesen Raum brauchen«, sage ich und deute auf das große Zimmer mit der Gewölbedecke.

»Wofür?«, fragt sie misstrauisch.

Ich runzle die Stirn über die Tatsache, dass sie die einzige Frau im ganzen Land sein könnte, die mein Gesicht nicht erkennt. »Musik.«

Ihrer Brust entringt sich ein weiterer Seufzer. »Aha. Dann sind Sie also so was wie eine Band?«

Meine Mundwinkel zucken. »Ja, so was wie eine Band.«

Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum, dann nickt sie. »Okay. Aber nicht nach acht Uhr.«

»Das ist zu früh.«

»Diese Bedingung ist nicht verhandelbar.«

Ich streiche mir über das Kinn und versuche aus dieser Frau schlau zu werden. Wir stehen so nah beieinander, dass ich sehen kann, wie sie mit sich ringt. Das Bedürfnis, etwas herauszulassen. In ihr lodert ein Feuer, das viel zu lange auf kleiner Flamme brennen musste.

»Was passiert um acht?«, frage ich und lehne mich gegen das Piano. Sie hat ein Auge auf das große Erkerfenster mit Aussicht auf die Straße, das andere auf mich. Als ob sie vollkommen zerrissen wäre und niemals kriegen würde, was sie wirklich will.

Ich bekomme Herzklopfen. Mein Schwanz ist hart. Verdammt, diese Frau hat mich gefangen genommen und weiß es nicht einmal.

Ich will ihr nicht geben, was sie will. Ich will ihr geben, was sie braucht. Ein primitiver Teil von mir bettelt darum, sie in meine Arme ziehen zu dürfen.

Bevor ich eine Dummheit machen kann – etwas, das dazu führt, aus diesem Haus hinauszufliegen und Maryll zu verärgern –, nickt Ember und dreht sich mit gestreckten Schultern zu mir um. Sie meint es ernst.

»Haben wir eine Abmachung?«, fragt sie, ohne meine Frage zu beantworten.

Mein Mund zuckt. Es ist, als ob sie sich verzweifelt bemühen würde, mir gegenüber sachlich zu sein. Doch ich kann spüren, dass sie sich tief in ihrem Inneren wünscht, einmal alle Hemmungen fallen lassen und die Musik aufdrehen zu können. Sich eine Flasche Wodka zu schnappen und Shots einzugießen. Ich habe das Gefühl, dass sie das seit sehr langer Zeit nicht mehr getan hat.

»Sicher«, sage ich und trete einen Schritt näher. »Aber Sie müssen mir schon ein wenig entgegenkommen. Sagen Sie mir, was um acht passiert.«

Sie befeuchtet sich wieder die Lippen, und ihr Blick wandert zurück zum Fenster, bevor sie mich ansieht. Wonach hält sie Ausschau? Es dauert einen Moment, doch dann verstehe ich es. Sie hat Angst. Nicht vor mir … vor jemand anders.