Asche ist furchtlos - Clint Lukas - E-Book

Asche ist furchtlos E-Book

Clint Lukas

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Beschreibung

"Ihre Schönheit war unerträglich. Mit einer plötzlichen, überdeutlichen Klarheit sah ich, dass diese Frau sich niemals in irgendeiner Form binden würde. An keinen Mann, keine Frau, keinen Ort. Sie war der Flügel des Schmetterlings,den niemand berühren durfte. Und doch wünschte ich mir genau das." Ciri hat ihre Mutter nie richtig kennengelernt. Alle habenihr bisher die Umstände ihres Verschwindens verschwiegen, allen voran ihr Vater. Was soll man auch erzählen, wenn die große Liebe eine von allen hofierte Dealerin der Berliner Clubszene war und man selbst nur ein geduldeter Zaungast? Als Jonas nach 15 Jahren endlich zu reden beginnt, begreift er nach und nach das Ausmaß seiner grenzenlosen Verklärung. Doch da haben seine und CirisverdrängteDämonen längst alle Macht über ihre Gegenwart. Ein großer Roman über Obsessionen, die zerstörerische Kraft der Liebe und über die Abgründe der Berliner Clubszene.

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periplaneta

CLINT LUKAS: „Asche ist furchtlos“ 1. Auflage, Dezember 2020, Periplaneta Berlin

© 2020 Periplaneta - Verlag und Mediengruppe Inh. Marion Alexa Müller, Bornholmer Str. 81a, 10439 Berlin periplaneta.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Handlung und die handelnden Personen sind frei erfunden.

Lektorat: Marion Alexa Müller Coverfoto: Nina Ball Satz & Layout: Thomas Manegold

print ISBN: 978-3-95996-196-7 epub ISBN: 978-3-95996-197-4

CLINT LUKAS

Clint Lukas, Jahrgang 1985, lebt seit seinem zwanzigsten Lebensjahr in Berlin. Neben mehreren Buchpublikationen, sowie Kolumnen bei Tagesspiegel und Mit Vergnügen, war er jahrelang als Grenzgänger im Berliner Nachtleben aktiv, eine Erfahrung, die nicht zuletzt zum dunklen Grundton von “Asche ist furchtlos” beigetragen hat.

clintlukas.com

CLINT LUKAS

ASCHE IST FURCHTLOS

Roman

periplaneta

I

Doch weil am Fuß von einem Hügelrunde Ich anlangt‘, als zu Ende jenes Tal, Von dessen Grauen mir das Herz so wunde, Blickt‘ ich empor und sahe schon im Strahl Des Wandelsternes seine Scheitel prangen, Der rechten Weg uns weiset allzumal.

Dante, Die Göttliche Komödie

*

„Du hast recht. Nora hat nur selten die Wahrheit gesagt. Aber das ändert nichts daran, dass man ihr blind vertrauen konnte. Nein, lass mich bitte kurz ausreden. Ich wollte damit nur sagen: Deine Mutter war keine Lügnerin. Auch wenn sie vieles verschwiegen hat.“

„Ach, komm schon“, sag ich. „Das ist doch Haarspalterei.“

„Alles was sie gemacht hat, tat sie, um uns zu schützen. Du redest von der Wahrheit, als ob es nur eine einzige geben würde. Aber das Leben ist nicht so einfach.“

„Oh Mann! Ich hab dir eine ganz simple Frage gestellt.“

„Was willst du denn hören?“

„Na, wie wär’s damit: Sie war eine Dealerin. Sie hat dich betrogen, sooft es nur ging. Sie hat dein Leben zerstört. Und meins auch, so ganz nebenbei.“

Er schüttelt den Kopf, dreht sich wieder zum Fenster. Eine Leuchtreklame taucht sein Gesicht abwechselnd in rotes und blaues Licht. Macht einen fast paranoid, dieses Pulsieren. Wie an einem Unfallort. Oder als würden die Bullen jeden Moment das Hotelzimmer stürmen. Mein Vater atmet tief ein, nimmt dann einen Schluck aus der Flasche.

„Ciri“, sagt er. So hat mich seit Jahren keiner genannt. „Wenn du nur gekommen bist, um mir Vorwürfe zu machen, dann ist das dein gutes Recht.“

Vorwürfe. Als ob das irgendwas ändern würde. Ich bin die Einzige, die sich Vorwürfe machen muss. Weil ich so blöd war, hierher zu kommen.

Er dreht mir noch immer den Rücken zu. In meiner ersten Erinnerung steht er genauso da. An der Werkbank im Keller. Ich sitze hinter ihm auf einem Teppich und kann sein Gesicht nicht sehen. Weiß nur, dass er mit etwas beschäftigt ist, das er für mich tut. Wahrscheinlich hat er gerade Gleich ist es fertig gesagt. Oder Warte noch kurz. Ich kann mich jedenfalls kaum beherrschen. Ich will aufspringen, so groß ist die Vorfreude.

Jetzt steht er in diesem abgefuckten Hotel in Berlin. Versoffen, zerstört, erbärmlich. Allein mit dem Wissen, dass er’s verbockt hat. Ich würd ihn gern hassen. Aber das Einzige, was ich sehen kann, ist dieses Bild: Gleich ist es fertig.

„Armes Kind“, sagt er, vielleicht zu sich selbst.

„Warum bist du hier?“, unterbreche ich seinen Film.

„Was meinst du?“

„Du hast dich so lange nicht gemeldet. Und jetzt tauchst du hier plötzlich auf und erwartest … Was erwartest du eigentlich?“

„Es tut mir leid. Ich wollte dir schreiben, aber - …“

„Was willst du in Berlin? Sag bloß nicht, du bist hier, weil du Nora suchst?“ Aber ich kenne die Antwort schon. Ich kenne auch dieses Hotelzimmer. So wie ich jedes beschissene Hotelzimmer von Marokko bis Goa kenne. All die Jahre, in denen wir unterwegs waren. Auf der Suche nach einer Frau, die nicht gefunden werden wollte. „Du hast einfach immer so weitergemacht, oder?“, frag ich.

„Nein, habe ich nicht. Ich habe damit aufgehört.“

„Ja, klar.“

„Wirklich!“

Ich versuche zu lachen. Geht gründlich daneben. Passt weder zu diesem Ort, noch zu meiner Stimmung.

Mein Vater betrachtet mich, die Augen tief in den Höhlen. „Ich habe nie aufgehört, sie zu lieben.“

„Nach allem, was sie getan hat?“

„Wir drehen uns im Kreis. Wenn du sie gekannt hättest, würdest du mich verstehen.“

Ich werd sicher nicht heulen. Als ob es meine Schuld ist, dass ich sie nicht kennengelernt hab. Vielleicht wird ihm das auch gerade bewusst. Er sackt noch ein Stück weiter in sich zusammen. Wir hängen beide auf Halbmast. Rot wechselt zu Blau, wechselt zu Rot, wechselt zu Blau. Geheime Gezeiten, die nur für dieses Zimmer, nur für meinen Vater und mich gelten.

„Ich bin der Welt abhanden gekommen“, sagt er leise. „Kennst du das noch?“

Ich zucke mit den Schultern. Natürlich kenn ich das noch. Welcher Vater spielt seinem Kind schon Mahler vor? Auf einmal hab ich doch Tränen im Hals.

„Das trifft es jedenfalls ganz gut“, sagt er. „Wenn ich beschreiben müsste, wie mein Leben früher war. Schon als Kind. In der Schule. In meinen Beziehungen. Wenn man die überhaupt so nennen kann. Als hätte ich überhaupt nie dazu gehört. Dann bin ich nach Berlin gegangen und habe deine Mutter kennengelernt. Und wusste zum ersten Mal, was zu tun war.“

„Das klingt sehr romantisch. Leider kenn ich das Ende schon.“

„Ich weiß, du willst das nicht hören. Aber für mich ist es nicht zu Ende.“

„Du hast sie seit vierzehn Jahren nicht mehr gesehen!“

„Fünfzehn.“

„Okay, fünfzehn. Weißt du was, ich muss gehen. Das ist für uns beide nicht gut. Das hier -…“ Ich will nicht, dass ich so bin. Ich hab mir diesen Moment so oft vorgestellt. Aber kaum bin ich hier, falle ich in die alten Muster zurück.

„Bitte, Ciri, setz dich wieder hin.“

„Kein Mensch sagt Ciri zu mir! Jedenfalls niemand, der mich liebt.“

„Okay.“ Er atmet vorsichtig ein. Treffer, versenkt. „Wie soll ich dich dann nennen?“

„Das geht dich nichts an“, sag ich und muss schlucken. Salzig kriecht die Vergangenheit auf meine Augen zu. Ich greife schnell nach dem Whisky, den er mir beim Reinkommen angeboten hat und den ich auf keinen Fall trinken wollte. Das Brennen tut gut.

*

„Ich habe Nora in einem Club kennengelernt, natürlich, wo sonst. Ja, sie hat Drogen verkauft. Und war deshalb jede Nacht unterwegs. Das hat sie einfach geliebt. Die vielen Menschen. Der Lärm und der Schweiß. Freigetränke an jeder Bar. Von einer Party zur nächsten. Ich war da anders. Es hat mich immer Überwindung gekostet, unter Leute zu gehen. Und mit Drogen hatte ich überhaupt nichts am Hut. Im Grunde war ich das genaue Gegenteil von deiner Mutter.“

„Warum bist du dann aus dem Haus gegangen, wenn alles so schlimm war?“, frag ich.

„Wegen Dorian. Ich sag ja, ich muss weiter ausholen. Er hat mich an den Wochenenden in die Nächte hinaus geschleift. Ohne ihn hätte ich Nora wahrscheinlich nie kennengelernt.“

Dorian. Der verrückteste Mensch, den ich kenne. Früher war er bestimmt noch viel krasser. Hab mich immer gefragt, was er an meinem Vater gefunden hat.

„Ich bin damals nach Berlin gekommen, weil ich professioneller Künstler werden wollte. Was auch immer ich mir darunter vorgestellt habe. Ich meine, ich kannte niemanden in der Stadt, hatte keine einzige Anlaufstelle. Meine beiden Koffer waren voller Farben und Bücher. Ich habe vermutlich gedacht, es reicht, wenn ich male. Irgendjemand würde meine Genialität dann schon entdecken und alles weitere regeln.

Ist natürlich anders gekommen. Ich musste ziemlich schnell feststellen, dass es Unmengen von Künstlern wie mir gibt. Die in jedem Café, jeder Kneipe herumlungern. Interessante Typen. Zu denen ich mich gerne gezählt hätte. Leider fanden die Galerien uns nicht so interessant.

Nach ein paar Wochen hatte ich kein Geld mehr. Ich musste mir einen Job suchen. Fing als Tellerwäscher bei einer Zeitarbeit-Firma an. Schlimm war das. Bei der Einstellung haben sie mir einen Katalog mit Benimmregeln gegeben. Dass man sich die Haare waschen soll. Und überhaupt regelmäßig duschen. Und dass man nicht ungefragt reden soll, sondern nur, wenn man angesprochen wird. Egal, ich will dich nicht langweilen.

Ein Gutes hatte der Job jedenfalls. Ich wurde fast jeden Tag woanders eingesetzt. Bei Caterings überall in der Stadt. Allein habe ich mich ja kaum raus getraut. Ich musste zwar den Hintereingang benutzen, aber immerhin durfte ich auf die Art die Teller der erlesensten Gesellschaften spülen. Bei Botschaftsempfängen oder Filmpremieren. Manchmal auch bei einer Vernissage, wo ich mir dann nach Feierabend die Bilder angeschaut habe und nicht verstehen konnte, was daran toll sein soll.

Ich glaube, es war im Bundesrat. Dort habe ich Dorian zum ersten Mal getroffen. Es gab da so einen winzigen Verschlag für die Spülmaschinen. Man kam nur durch eine Art Tapetentür rein. Ich stand da im Dampf und konnte mich kaum bewegen. Und plötzlich zwängt sich dieser Typ noch dazu. Anfang dreißig, blutunterlaufene Augen, Geheimratsecken.

„Willst du die Hirschkalb-Abschnitte?“, schrie er mich an. „Magst du was trinken? Hier, trink. Sei nicht so bescheiden!“

Er hatte eine Kochjacke mit Monogramm, also dachte ich, dass er mindestens Souschef sein müsse. Beiköche lassen sich ihre Jacken nicht besticken, soweit ich weiß. Ich erzähle das nur, weil sich bis dahin kein Koch dazu herabgelassen hat, mit mir zu sprechen. Da waren sie total elitär. Ich hab gedacht, er will mich verarschen.

„Magst du nicht?“, fragte er. „Ich weiß, Veuve Cliquot ist scheiße. Aber das Zeug ist umsonst! Die haben hier massenweise davon!“

Wie sich dann später herausstellte, war er sogar der Chefkoch. Und er wollte mich nicht vorführen, sondern einfach nur trinken und quatschen. In seiner Kontaktfreudigkeit war er ja immer ein überzeugter Demokrat.

„Was machst du nachher?“, wollte er irgendwann wissen. „Kommst du noch mit?“

„Ich weiß nicht, wie lange wir arbeiten müssen“, sagte ich.

„Das Dessert geht gleich raus. Kann nicht mehr lang dauern. Die quatschen eh nur die ganze Zeit, die Spasten. Vorhin haben sie die Urmöhren zurückgehen lassen, weil sie dachten, die Karotten wären verbrannt.“ Dabei lachte er so laut, dass sie ihn mit Sicherheit draußen hören konnten. „Fick mich, wie kann man so dämlich sein?“

Nachdem sie alles geschickt hatten, mussten seine Köche mir beim restlichen Geschirr helfen. Anscheinend waren sie daran gewöhnt, auch beim Spülen mit anzupacken. Er selbst hat Besteck poliert. Auf die Art waren wir draußen, bevor es dunkel wurde.

„Wo willst du denn hin?“, fragte ich auf der Straße. Eigentlich hatte ich keine Lust auf einen Absturz, weil ich am nächsten Morgen zur Frühschicht eingeteilt war.

„Irgendwo wird schon was los sein“, rief er und ging einfach los. „Keine Ahnung, da müssen wir Paula fragen. Paula kennst du noch gar nicht, oder? Fick mich, natürlich kennst du sie nicht. Paula ist toll. Die meisten haben Angst vor ihr.“

Naja, du weißt, wie er spricht. Ich kann das nicht so gut nachmachen. Auf jeden Fall habe ich mich von seinem Interesse geschmeichelt gefühlt. Und seine Euphorie reißt sowieso jeden mit.

Wir blieben an dem Abend in der erstbesten Kneipe hängen. Dorian fand es toll, dass ich Künstler sein wollte. Beziehungsweise hat er das einfach so akzeptiert. Ich hätte alles Mögliche erzählen können. Aber von da an war ich ein Maler für ihn.

Wir kannten uns erst ein paar Stunden, aber er fühlte sich schon verantwortlich für mich. Hat alles gezahlt und ununterbrochen geredet. Dass ich mich nicht verkriechen dürfe, dass ich unter Menschen soll. Und dass er mir ein Berlin zeigen würde, das ich in unsterblichen Bildern verewigen müsse. Dabei kam er immer wieder auf diese Paula zu sprechen. Anscheinend eine Art Zauberwesen, an das wir uns nur zu hängen brauchten, um in die tiefsten Kreise des Infernos geführt zu werden.

Ich lernte sie kurz darauf kennen: Hübsch, intelligent, gnadenlos in ihren Scherzen, desertiert aus der Werbebranche. Besitzerin einer Neuköllner WG. Sie war die Königin ihres privaten Partyhügels.

„Tobi legt heute in der Panne-Bar auf“, rief sie in die versammelte Runde. „Aber Dorian will seinen neuen Freund mitbringen und den kriegen wir nicht an der Tür vorbei. Deshalb gehen wir ins Gomorrha, die lassen ja manchmal auch solche Schönheiten vom Lande rein.“

Laut Dorian meinte sie solche Sachen nicht böse. Und ich tat so, als wüsste ich nicht, wovon sie redet. Natürlich hatte ich davon gehört, dass es nicht leicht war, in die angesagten Clubs eingelassen zu werden. Aber ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, es zu versuchen.

„Mach dir keine Gedanken“, sagte Dorian. „Wir kriegen dich da schon rein.“

Ich fragte mich, warum er so großen Wert auf meine Begleitung legte. Besonders unterhaltsam kann ich wirklich nicht gewesen sein. Natürlich drängte sich der Gedanke auf, dass er schwul sein könnte. Aber den hat er gleich am ersten Abend aus dem Weg geräumt: „Ich wäre so gerne schwul. Fick mich, du kannst dir gar nicht vorstellen, WIE GERN ich schwul wäre. Ich krieg dauernd Angebote von Männern. Ich glaub, es gibt niemanden, der schwuler aussieht als ich. Aber ich bin’s nicht, weißt du, wie scheiße das ist? Ich verknall mich immer nur in geistesgestörte Frauen und habe so gut wie nie Sex. Dabei könnte ich jeden Tag einen anderen Typen haben.“

Vielleicht mochte er einfach, dass ich so still war. Seinen Redefluss nicht unterbrochen habe. Der rauschte ja auch in einem Tempo dahin, als könnte man seinen Synapsen zuhören. Da konnte ich mich unmöglich einmischen. Zumal es fast immer interessant war, was einem da aus den Stromschnellen zugebrüllt wurde.

Wir standen also irgendwann in der Schlange. Vor uns Paula und ihre Entourage. Dorian legte mir seine Hand auf die Schulter: „Schau dem Türsteher nur einmal kurz in die Augen“, sagte er. „Und dann nur noch woanders hin, aber nicht nach unten. Du musst so aussehen, als wüsstest du, dass du reinkommst. Respektiere die Formalitäten, aber sei nicht räudig.“

Was zur Folge hatte, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, wo ich hinschauen sollte. Ich zitterte und versuchte vergeblich, mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Unnötig, wie sich herausstellte. Paula musste nur kurz mit dem Türsteher reden. Im nächsten Moment wurde unsere Gruppe kommentarlos durchgelassen.

„Wie hast du das hingekriegt?“, fragte Dorian. Sie winkte nur ab. Tat so, als wäre es eine Belanglosigkeit. Mit ihrem Blick gab sie mir jedoch zu verstehen, wie dankbar ich sein durfte.

Ich stolperte eine Treppe hinauf und verlor die anderen innerhalb kürzester Zeit im Gedränge. Das Gomorrha war schmutzig und laut. Minimalistischer Techno ließ meine Trommelfelle vibrieren. Anfangs versuchte ich noch, Dorian wiederzufinden. Gab es jedoch bald auf.

Ich merkte, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, was man in einem Club eigentlich macht. Tanzen, ja. Aber sonst? Manche Gäste standen in kleinen Gruppen herum und brüllten sich gegenseitig an. Ich bezweifle, dass sie bei der Lautstärke etwas verstehen konnten, aber immerhin hatten sie was zu tun.

Die meisten machten den Eindruck, als wären sie genauso unentschlossen wie ich. Streunten von der Tanzfläche zu den Bars, von einem Raum in den nächsten, zu den Klos und wieder zurück. Ich schloss mich diesem Kreislauf irgendwann an, auch weil es mir peinlich war, die ganze Zeit an einer Stelle zu stehen.

Auf die Art kam ich nach einer Weile in den Toilettenbereich. Ein großer Raum, geteilt durch mehrere Reihen freistehender Kabinen, vor jeder Tür eine Schlange. Jedes Mal, wenn sich ein Verschlag öffnete, quoll eine Gruppe von drei bis vier Menschen heraus und machte Platz für die nächste Clique. Auch an den Außenwänden des Raumes drängten sich Menschen. Das Ganze war wie ein großer Basar.

Und dann habe ich sie gesehen. An eine der Fensterbänke gelehnt, umringt von Männern und Frauen: das energetische Zentrum dieses scheinbar sinnlosen Wirbels. Mir wurde klar, dass nichts von dem, was ich bisher beobachtet hatte, dem Zufall entsprang. Alles war auf sie ausgerichtet. Sie war die Quelle des Nils, das sagenumwobene Südland, Terra Australis Incognita.

In regelmäßigen Abständen verschwand sie mit einem der Anstehenden. Tauchte kurz darauf wieder auf. Ich war so paralysiert, so gefangen von ihren Bewegungen, dass ich mich unbewusst genähert haben musste.

Plötzlich bin ich an der Reihe. Mit einer knappen Kopfbewegung dirigiert sie mich in eine Kabine und verschließt die Tür hinter uns.

„Hi“, sagt sie. „Was willst du haben?“

Die Enge, die Intimität. Ich traue mich fast nicht, sie anzuschauen.

„Ich hab MD, E und Keta.“ Zum Beweis öffnet sie den Reißverschluss ihrer Gürteltasche. Ein bisschen drängend, aber nicht unfreundlich. Ich zeige auf irgendeinen der Beutel.

„Das? Das ist DMT.“

„Ja, genau“, sage ich, Flucht nach vorn. „Ein Gramm davon, bitte.“

Sie wirkt kurz überrascht. Zuckt dann mit den Schultern und nimmt mir das Geld ab. „Viel Glück“, sagt sie und lässt mich grußlos zurück.

Als Dorian irgendwann auf mich zu stürzte, muss ich den Drogenbeutel noch immer in der Hand gehalten haben, so sehr stand ich unter Schock.

„Jonas!“, schrie er. „Fick mich, wo warst du solange? Was hast du da, MDMA? Lass mal dippen!“

Auch Paula tauchte auf und warf einen kritischen Blick auf den Beutel.

„Das ist TNT“, sagte ich.

„TN - was?“ Paula gab ein meckerndes Lachen von sich. „Du meinst DMT. Wo, bitte, willst du DMT her haben?“

Statt einer Antwort reichte ich ihr den Beutel. Schaute mich nach der Erscheinung um. Sie war nirgends zu sehen.

„Krasser Typ“, lobte Dorian. „Treibst einfach mal DMT auf. Das ist so Indianer-Zeug. Nahtod-Erfahrung. Nicht ungefährlich.“

Während er sprach, streute Paula einen Teil des Pulvers auf seinen Handrücken. Er zog es durch seine Nase, ohne überhaupt hinzuschauen. Ich lehnte ab, folgte ihm willenlos auf die Tanzfläche. Als wir dort ankamen, schien er bereits völlig weggetreten zu sein. Er stand nur da, mit aufgerissenen Augen und war nicht ansprechbar. Ich wartete also, bis er wieder in meine Realität zurückkehren würde.

Dann sah ich sie: Sie stand hinter den Mischpulten, dort, wo sich nur der innerste Zirkel aufhalten durfte. Selbst da wurde sie noch hofiert: Die beiden DJ’s riefen ihr andauernd etwas ins Ohr, boten ihr Joints und Getränke an. Vernachlässigten ihren Set, um nur einen kurzen Moment ihrer Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie wirkte dabei merkwürdig unbeteiligt, fast so wie Paula. Nur dass es bei Paula eine Pose war, das Kalkül, niemals zu viel Bekenntnis zu zeigen. Nora dagegen schien losgelöst von ihrem Umfeld. Wie eine Statue. Traurig und majestätisch.“

Mein Vater hört auf zu erzählen. Nach all den Jahren ist dieser Moment für ihn überhaupt nicht verblasst. Ist vielleicht so bei Malern. Wie sehr doch das Bild, das er gerade gezeichnet hat, meiner Erinnerung ähnelt.

Natürlich weiß ich von Fotos, wie meine Mutter ausgesehen hat. Schlank, auf manchen Bildern fast androgyn. Auf anderen voller Hitze, sexy, ein richtiger Vamp. Als wäre sie körperlich stark ihren Stimmungen unterworfen. Grün-graue Augen wie ich. Der Blick verschwörerisch. Man wird sofort zum Komplizen des großartigen Streiches, den sie dem Leben zu spielen scheint.

Für mich gibt es aber auch eine zweite Version von ihr. Eine Mischung aus Gefühlen und Erinnerungsfetzen: Ihre Stimme, von der ich nicht weiß, wie sie geklungen hat. Ihr Geruch und die Wärme, wenn sie neben mir lag. Erinnerungen, die überschattet werden von ihrer stärksten Eigenschaft: nicht da zu sein. Eine Statue, ja. Ein Gedanke, ein Geist. Nur so real, wie Träume real sind.

Ich hätte wirklich nicht herkommen sollen. Fuck. Das ist mir einfach zu krass. Toni hat gewusst, dass es genau so laufen wird. Dass mein Vater nur von sich redet. Jetzt sitz ich hier und besauf mich auch noch mit ihm. Aber was soll’s. Ich spiel gerne den Freud. Ist ja nicht so, dass bei mir dadurch nicht auch alles hochkommt. Hey, Erinnerung, lang nicht gesehen. Muss dich irgendwie aus den Augen verloren haben. Tut jetzt kurz weh, aber wie heißt es so schön? Nochmals gebranntes Kind fürchtet kein Feuer mehr. Asche ist furchtlos.

„Du hast mich immer gefragt, warum sie gegangen ist“, sagt er.

„Ja. Und du hast immer gelogen.“

„Du warst noch ein Kind. Wie hätte ich -…“

„Du hättest es mir erklären können, als ich alt genug war! Ach nein: Du warst ja nie da.“

„Das stimmt nicht.“

„Hör auf damit. Du warst doch froh, wenn du mich irgendwo parken konntest.“

„Du warst manchmal bei Dorian, aber -…“

„Manchmal? Ununterbrochen!“

„Du hast dich mit ihm gut verstanden. Und sein Sohn -…“

„Hör auf, von ihm zu sprechen.“

„Warum? Du und Toni -…“

„Du sollst aufhören, hab ich gesagt!“ Ich will nicht heulen, ich will nicht heulen, ich will nicht heulen. Ich hätte nicht herkommen sollen. Das führt doch alles zu nichts. „Erzähl weiter von Nora“, sag ich. Erzähl weiter, damit ich nicht denken muss.

*

„Ich wollte sie unbedingt wiedersehen. Was dann passieren würde, so weit habe ich nicht gedacht. Ich habe nur gemerkt, dass ich nicht mehr zur Ruhe komme. Nächtelang stand ich vor einer leeren Leinwand. Sah ihr Gesicht vor mir. Und war unfähig, nach einem Pinsel zu greifen.

Es führte kein Weg daran vorbei: Ich musste wieder in diesen Club. Doch dazu war es nötig, mich weiter an Dorian zu hängen. Ohne ihn, beziehungsweise Paula, hätte ich es niemals irgendwo rein geschafft. Ich war schlecht gekleidet, wirkte lustlos auf andere Menschen, hatte nicht diesen aristokratischen Ennui, den die Szeneleute bei den Türstehern vorführten. Sondern nur eine völlig uninspirierte Lustlosigkeit. Die wurde mir auch von meinen Arbeitgebern bescheinigt.

Immerhin hatte sich Dorian nach unserem letzten Treffen darum bemüht, dass ich in seinem Team fest als Küchenhilfe angestellt wurde. Ich musste zwar weiterhin die Reste von den Tellern der oberen Zehntausend kratzen. Aber immerhin hatte ich jetzt einen Schutzengel auf Führungsebene. Und musste nicht jeden Tag einem neuen Vorgesetzten in den Arsch kriechen.

„Der DMT-Jonas“, war Dorians neuer Name für mich. „Darf ich dich DMT-Jonas nennen? Fick mich, da hat’s mir aber die Lichter ausgeknipst. War das bei dir auch so schrecklich?“

„Ich hab doch gar nichts genommen“, sagte ich.

„Echt nicht? Übler Scheiß. Nehmen die Indianer am Amazonas.“

„Hast du mir schon erzählt.“

„Ayahuasca. Ich hab mal gegoogelt. Ayahuasca am Arsch! Hatte voll die Panikattacke. Dirk hat’s auch zerlegt. Kennst du Dirk? Freund von Paula. Paula ist toll, oder? War mal derbe in sie verknallt. Ist bei mir immer so. Muss mich erstmal verknallen, bevor ich befreundet sein kann. Am liebsten wäre ich eh schwul. Ey!“

Wie immer, wenn er bei der Arbeit war, hatte er seine Mannschaft genau im Blick. Egal, wie sehr er in einen Monolog vertieft war. Er zeigte auf einen der Beiköche und war mit zwei Schritten bei ihm. „Dich haben sie als Kind beim Schaukeln wohl zu nah an die Wand gestellt! Brunoise hab ich gesagt! Was du da schnitzt, das sind Dominosteine! Brauchst du’n Geodreieck?“ Er lachte über seinen Witz, klopfte dem Beikoch kumpelhaft auf die Schulter und kam wieder zu mir. „Und du willst noch mal ins Gomorrha?“, fragte er. „Es gibt viel bessere Clubs. Habe ich dich endlich angefixt?“

Ich sagte, es hätte mir im Gomorrha ganz gut gefallen. Sehr zu seiner Freude natürlich. Hart arbeiten und hart feiern, war seine Devise. Nur so wurde man zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft. Ich begleitete ihn zur Toilette, wo er sich mit Koks für die Schicht zurechtmachte. Dabei versprach er mir, dass ich ihn samstags wieder in die WG begleiten dürfte. Von dort sollte es weitergehen ins Gomorrha. Er fragte nicht, warum ich plötzlich so motiviert war. Ich war auch nicht scharf darauf, irgendwas zu erzählen. Vielleicht, weil ich nicht ernsthaft damit rechnete, sie wiederzusehen.

An dem besagten Samstag berichtete Dorian stolz, dass ich gern noch mal in den Club gehen würde.

„Oh, schön“, witzelte Paula augenblicklich. „Dann lasst uns aufbrechen. Und was machen wir danach? Teenagern an der Tankstelle Schnaps kaufen?“ Sie beobachtete die Wirkung, die sie damit bei mir und ihren Freunden erzielte. „Na, von mir aus. Wenn Dorian und DMT-Jonas das wollen. Aber nicht ins Gomorrha. Das ist total lame.“

„Wohin denn dann?“, fragte ich.

„Das wirst du schon sehen, Mausi.“

Was sollte ich in einem anderen Club? Ich schaute hilfesuchend zu Dorian. Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, was los war. Aber ich traute mich immer noch nicht.

Nach einer sich ewig hinziehenden Aufbruchsphase folgte ich den anderen in die U-Bahn. Paula war gutgelaunt, hielt mir zwischendurch sogar ihre Sektflasche zum Trinken hin. Doch ich konnte mich einfach nicht locker machen. Als wir uns irgendwann in die obligatorische Schlange schoben, kam noch die Nervosität dazu. Dieses Gefühl, von den Türstehern seziert zu werden. Ich musste mich ihrem Blick aussetzen, der nach Street credibility suchte, und dabei meine gesamte Persönlichkeit durchleuchtete.

Der Club lag am Spreeufer und wurde von einem hohen Holzzaun gegen die Straße abgeschirmt. Um hineinzukommen, musste man durch ein riesiges Katzenmaul gehen. Es wirkte wie der Eingang zu einem morbiden Vergnügungspark, auf dem keine Attraktionen, sondern nur weitere Torturen warteten. Zumindest für einen wie mich.

„Gehört der da zu euch?“

Ich hatte kaum mitgekriegt, dass wir schon an der Reihe waren. Eine drahtige Frau, vielleicht Anfang zwanzig, der Club-Cerberus, lümmelte sich auf einem Barhocker und zeigte gelangweilt in meine Richtung. Paula nickte.

„Seid ihr euch SICHER, dass der zu euch gehört?“

„Ja“, sagte Paula.

Die Frau lachte mitleidig. „Dann endet der Abend hier heute für euch.“

„WAS?!“ Paula schien ehrlich entsetzt. „Weißt du überhaupt, wer ich bin?“ Zwei rottweilerähnliche Typen nahmen neben uns Aufstellung. „Ich hab Nico schon gekannt, da war das hier noch die Bar 25. Wie alt bist du, Mädel?“

Die Frau zuckte mit den Schultern. „Ich hab nix gegen dich. Aber dein Freund hier soll mal lieber ins Watergate gehen.“

„Ich fass es nicht!“ Paula trieb uns vor sich her, drehte sich dann noch mal um. „Das war das letzte Mal, dass ihr mich hier gesehen habt. Mal sehen, wie Nico das findet.“

Wir gingen ein Stück. Dorian war dabei ungewohnt schweigsam.

Als wir außer Hörweite der Türsteher waren, blieb Paula stehen. „Ich bin noch nie, noch NIE an einer Tür abgewiesen worden“, schrie sie Dorian an. „Das spricht sich bestimmt rum. Weißt du, was das bedeutet?“ Wieder machte sie ein paar Schritte, blieb abrupt stehen: „Das war das letzte Mal, dass wir dich mitgenommen haben!“

Diese Worte waren an mich gerichtet. Ich glaubte, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Sie drehte sich um und verschwand mit der Clique. Nur Dorian blieb mit mir zurück. Er klopfte mir auf die Schulter und seufzte.

„Ihr hättet doch ohne mich reingehen können“, sagte ich.

„Paula hat Prinzipien.“

„Was meinst du?“

„Wenn sie dich mitnimmt, gehörst du zur Squad. Und es wird niemand zurückgelassen.“

„Das hätte ich gar nicht von ihr erwartet.“

„Ich sag doch, Paula ist toll.“

„Tut mir leid, wenn ihr jetzt wegen mir Ärger habt.“

„Das wird schon wieder. Die Frage ist nur, was wir jetzt machen?“

Ich schlug vor, was ich schon früher am Abend vorgeschlagen hatte. Doch Dorian wollte davon nichts wissen. Er fand, ich musste auch mal einen anderen Club als das Gomorrha sehen.

„Ich hab im Gomorrha jemanden kennengelernt. Eine Frau“, sagte ich endlich.

„Fick mich!“, rief er. „Du hast dich verknallt!“

„Schrei doch bitte nicht so.“

„Wie heißt sie?“

„Weiß ich nicht.“

„Alles klar, komm! Hättest doch viel eher was sagen können, du Honk. Ist sie hübsch? Ja, bestimmt ist sie hübsch. Wo hast du sie gesehen, auf der Tanzfläche?“

„Sie hat mir die Drogen verkauft. Ich glaube, sie ist eine Dealerin.“

„Eine was?“ Er lachte ausgiebig, doch ohne Gehässigkeit. „Das ist doch super. Wenn der Rest von ihrem Kram auch so krass ist wie der DMT-Scheiß, hast du da ’ne super Connecke klar gemacht.“ Er winkte uns ein Taxi heran. Als wir auf der Rückbank saßen, wurde er etwas leiser. „Pass lieber auf“, sagte er. „Wenn die ’ne Tickerin ist, musst du vorsichtig sein.“

„Was meinst du?“

„Na ja, schau dir doch Paula an. Ich liebe Paula. Hab ich dir erzählt, dass ich mal total verknallt in sie war?“

„Hast du.“

„Ich kann mit Frauen nur befreundet sein, wenn -…“

„Das hast du mir auch schon erzählt.“

„Paula muss immer im Mittelpunkt stehen, und nicht nur wegen ihrem Ego. Nein, das ist ihr Biorhythmus. Da muss immer was los sein.“

„Ich will doch gar nichts von Paula.“

„Aber deine Frau vertickt Drogen! Das heißt, sie kennt tausend Leute. Die alle mit ihr befreundet sein wollen. Ich kenne dich zwar erst seit Kurzem, aber du bist nicht so der Typ, der sich in Menschenmassen wohl fühlt, oder?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ach, egal“, sagte Dorian. „Lass dich von mir nicht einschüchtern. Ich freu mich für dich. Die ist bestimmt total wahnsinnig.“

Mein Herz raste, als wir das Gomorrha erreichten. Die Schwierigkeiten hierherzukommen, hatten mich vom eigentlichen Problem abgelenkt. Doch nun musste ich der Tatsache ins Auge sehen, dass ich ihr in Kürze gegenüber treten würde. Ich war dazu nicht bereit. Nicht im Geringsten. Fast wünschte ich, vom Türsteher abgewiesen zu werden. Doch es gab keine Probleme.

„Wir sind nur zwei Männer“, erklärte Dorian. „Und ich seh total schwul aus. Schwule sind Party-People. Mit mir kommst du in Berlin überall rein. Die wollen, dass in ihren Darkrooms was los ist. Außerdem wirkt es mondän.“ Er bemerkte meine Aufregung. „Was ist? Sollen wir erstmal was trinken?“

„Ich schaue lieber gleich, ob sie da ist. Sonst trau ich mich gar nicht mehr.“

„Na, dann los. Such sie. Ich bin an der Bar.“

Nervös tastete ich mich durch die Menge. Sie einfach anzusprechen kam nicht in Frage. Ich musste so tun, als würde ich wieder was kaufen wollen. Nur dass ich den Moment in der Kabine diesmal nutzen wollte, um sie nach ihrem Namen zu fragen. Weiter wagte ich nicht zu planen. Die Frage allein kam mir schon aufdringlich vor. Wahrscheinlich würde sie mich direkt als Freak einstufen und das Weite suchen.

Ich tauchte ein in die schwüle Hitze des Toilettenbasars. Schaute mich um. Eine andere Frau lehnte an der Fensterbank und redete mit den Leuten. Von ihr war nichts zu sehen. Ich blieb in der Nähe. Beobachtete mit schwindender Hoffnung jede Kabinentür, die sich öffnete. Hatte sie heute frei? Wie waren die Arbeitszeiten eines Dealers geregelt? Wie kam ich überhaupt auf die Idee, dass sie regelmäßig hier war? Nach zehn Minuten, in denen sie nirgends auftauchte, ging ich wieder nach vorn und ließ mich neben Dorian auf den Barhocker fallen.

„Ah, scheiße“, sagte er. „Die kommt bestimmt später. Ist ja noch früh. Trink doch erstmal Tequila mit mir.“

Missmutig griff ich nach einem der Gläser, die er vor sich aufgereiht hatte. Er stieß mit mir an, kippte seines und behielt mich dabei im Auge.

„Willst du hören, was aus meiner großen Liebe geworden ist?“, fragte er.

„Natürlich.“

Er trank noch einen Tequila. „Kathrin“, sagte er dann. „Die beste Sommelieuse der Stadt. Und die schönste. Natürlich. Wir haben einen Sohn. Wird dieses Jahr fünf. Ein Jahr vor seiner Geburt haben wir zusammen ein Restaurant aufgemacht. Lief alles super. Dann Schwangerschaft, Mörder viel Arbeit. Ging aber irgendwie. Als Toni sechs Monate alt war, ist Kathrin mit ihm in den Urlaub gefahren, nach Südfrankreich. Ich sollte im Laden die Stellung halten. Hab’s aber so geregelt, dass mich jemand vertritt. Wollte sie überraschen. Eine Woche zusammen am Strand, und so.“ Er winkte die Barfrau heran, orderte eine neue Runde. „Stellte sich raus: Sie war mit ihrer Affäre in Frankreich. Irgend so ein Kellner aus Schöneberg. Ging schon seit zwei Monaten so. Als wir uns getroffen haben, hatte er meinen Sohn auf dem Arm. Sie fand das natürlich nicht lustig, dass ich plötzlich da auftauche. Waren ja sozusagen die Flitterwochen. Deshalb hat sie dann Schluss gemacht.“ Merkwürdigerweise lachte er jetzt. „Ich meine, gib dir das mal!“, schrie er heiter. „Alle jungen Väter beschweren sich, dass ihre Frauen monatelang nicht ficken wollen. Ist ja auch verständlich: komisches Körpergefühl, Baby hat alle erogenen Zonen pragmatisiert, allgemeine Erschöpfung. Und dann gibt es EINE Frau auf der weiten Welt, die direkt wieder flügge wird und ausgerechnet an die muss ich Vollpfosten geraten. Ist das nicht köstlich?“ Er lachte noch eine Weile und seine gute Laune schien dabei ebenso echt zu sein, wie das dunkle Schimmern im Hintergrund seiner Augen.

Dorian beeindruckte mich. Er vertilgte schier endlose Mengen an Alkohol, mischte jede Droge hinein, die er zu fassen bekam. Trotzdem verlor er nicht die Kontrolle, war immerzu guter Dinge. Und darüber hinaus ein begnadeter Koch, der am nächsten Morgen eiserne Disziplin zeigte, wenn er sein Team durch die Widrigkeiten des Tages zu lenken hatte.

Dass so jemand, der doch alle Fäden in der Hand hielt, so plötzlich alles verlieren konnte, beunruhigte mich zutiefst. Der Schmerz hatte ihn ohne jede Deckung getroffen. Was bedeutete das für eine Jammergestalt wie mich? Müsste ich nicht schon hundert- und tausendfach vom Blitz niedergestreckt worden sein?

In diese Richtung gingen meine Gedanken, als ich zwischen zwei Tequila-Runden den Weg zur Toilette einschlug. Dorian erklärte gerade dem Barkeeper, warum er gern schwul wäre und machte dabei dem Dezibel-Wert der Mainfloor-Anlage Konkurrenz. Ich hörte ihn noch, als ich eine leere Kabine suchte und im nächsten Moment hörte ich gar nichts mehr.

In dem engen Gang kam sie mir entgegen. Ihr Blick war konzentriert in die Ferne gerichtet. Wäre ein Ausweichen möglich gewesen, hätte sie mich wohl nicht bemerkt. So aber war ich ein Hindernis auf ihrem Weg. Ein Fakt, der auch in ihrer Realität eine Rolle spielte. Also studierte sie meine Beschaffenheit.

Ich hätte schwer beurteilen können, ob sie mich wieder erkannte. Sie wirkte nicht distanziert. Im Gegenteil. Ihre Augen waren voll kindlicher Neugier. Als hätte sie noch nie ein Lebewesen wie mich gesehen und wäre gespannt, was ich als Nächstes tun würde.

„Wie war das DMT?“, fragt sie plötzlich. Ich bin viel zu verdutzt, um mich über ihr Gedächtnis zu freuen. Und darüber, dass sie keinen Hehl daraus macht, sich an mich zu erinnern.

„Ähm … krass“, äffe ich Dorian nach. „Hast du noch was von dem … Stoff?“

Eine hochgezogene Augenbraue. Forschender Blick. „Komm mal mit“, sagt sie und schließt kurz darauf die Kabinentür hinter uns. Soll ich jetzt nach ihrem Namen fragen? Oder nach dem Geschäft? Immerhin halte ich schon wie ein Idiot meine Geldscheine umklammert.

„Ich hab heute nichts zu verkaufen“, fährt sie mit dem gleichen gedämpften, und dadurch umso eindringlicheren Tonfall fort. Dabei streut sie ein gelbliches Pulver auf einen kleinen Spiegel. „Aber du kannst mir einen Gefallen tun. Ich hab zu viel Acid erwischt und kriege gerade Panik.“ Geschickt zieht sie das Pulver mit einer Kreditkarte zu zwei akkuraten Linien, leckt die Karte ab und steckt sie weg. „Dummerweise muss ich genau jetzt ins Berghain. Bringst du mich hin?“ Sie reicht mir den Spiegel und ich greife automatisch danach.

„Warum ich?“

„Du bist gerade hier. Willst du nicht? Ich dachte jemand, der DMT nimmt, kennt sich mit Horrortrips aus.“

Nur meine Begriffsstutzigkeit hindert mich daran, sofort mit der Wahrheit rauszurücken. Dass ich nämlich viel zu feige bin, um Drogen zu nehmen. Ich frage mich, was Dorian in diesem Moment tun würde. Und ehe ich einen Rückzieher machen kann, greife ich nach dem Röhrchen und ziehe eine der Lines in meine Nase. Ein saures Brennen kriecht meinen Rachen hinunter.

Ermuntert von dem plötzlichen Kitzeln auf meiner Kopfhaut will ich ihr gerade sagen, dass ich sie natürlich begleiten würde, notfalls bis ans Ende der Welt, da geschehen zwei Dinge gleichzeitig: Ich muss niesen und blase dadurch das restliche Pulver vom Spiegel. In der gleichen Sekunde wird die Kabine gewaltsam aufgedrückt und das Gesicht eines bulligen Mannes – sicher ein Türsteher – erscheint in dem entstandenen Spalt.

Dorian hatte mir von Vorfällen wie diesem berichtet. Auch wenn jedem klar war, wofür die Toiletten hauptsächlich benutzt wurden, machten die Verantwortlichen hier und da Stichproben. Um einen allzu auffälligen Drogenkonsum zu unterbinden. Das Gesicht des Türstehers zeigt unmissverständlich, dass ich heute an der Reihe bin: Hausverbot, Anzeige, für immer vom Ziel meiner Sehnsucht getrennt. Er greift bereits nach dem, was ich in der Hand halte. Da tritt sie aus dem toten Winkel hinter der Tür hervor.

Das Licht ist zu schwach, um zu erkennen, ob es ihm peinlich ist. Ich bezweifle auch, dass Menschen seines Schlages da zimperlich sind. Er erstarrt in seiner Bewegung, murmelt dann eine kaum verständliche Entschuldigung und ist so schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht ist.

„Tut mir leid“, sage ich. „Das mit dem Niesen.“

„Ist nicht schlimm. War ja nur Speed. Kommst du jetzt mit? Sonst muss ich einen anderen Gentleman fragen.“

„Nein!“, rufe ich, viel zu laut. „Ich hatte eh überlegt, noch ins Berghain zu fahren.“

„Na, dann komm.“

„Warte! Wie heißt du eigentlich?“

Zu meinem Erstaunen lacht sie. Dabei fällt mir auf, was für einen abgespannten Eindruck sie trotz aller Ruhe bisher gemacht hat. „Das spielt doch überhaupt keine Rolle!“, ruft sie und wirkt in diesem kurzen Moment so unbeschwert und befreit, dass ich auch lachen muss. Und augenblicklich mein schlechtes Gewissen darüber vergesse, Dorian ohne Erklärung zurückzulassen.

Während der Taxifahrt passierte nicht viel. Ich verspürte einen gesteigerten Mitteilungsdrang, beherrschte mich aber. Nur einmal ließ ich mich zu der Frage hinreißen, ob es ihr gut ging.

Sie schaute nur konzentriert aus dem Fenster, bearbeitete ihre Lippen mit den Zähnen und nickte nachdenklich. „Ja, im Moment ist alles normal“, sagte sie. „Ist dir schon einmal aufgefallen, wie zielstrebig die Leute sind? Alle machen was, gehen irgendwo hin. Sie wissen genau, was zu tun ist.“

„Sie schauen nur auf den Boden vor ihren Füßen.“

„Meinst du, sie wären anders, wenn sie mal hochschauen würden?“

„Auf jeden Fall würden sie es mit der Angst zu tun kriegen.“

Sie drehte sich zu mir. „Oje, von Angst darfst du mir jetzt nichts erzählen.“

Ich hätte es auch gar nicht gekonnt. Dieses Gefühl, Teil einer Filmszene zu sein. Eines Filmes, in dem jede Person, jedes Ding seinen Platz hatte. Und dann die Furcht, ich könnte den Text vergessen. Die Furcht davor, ein Kulissenteil könnte verrutschen und den Blick freigeben auf das Unaussprechliche, das sich hinter der Szene verbirgt.

Sie musterte mich von der Seite. „Warum gehst du allein in den Club?“, fragte sie.

„Tu ich nicht. Ich war mit einem Freund da. Für ihn waren auch die -…“ Ich blickte erschrocken zum Fahrer. „… das Zeug, das du mir gegeben hast.“

„Verstehe. Aber bist du neu in Berlin?“

„Nein. Ich gehe nur nicht so oft aus.“

Wieder betrachtete sie mich für eine Weile. Darin lag nichts Abschätziges. Sie nahm sich einfach die Zeit, die sie brauchte. Ich hielt ihrem Blick stand, auch wenn mein Puls sich unaufhaltsam beschleunigte. „Hör mal“, sagte sie dann. „Wenn wir gleich da sind, muss ich dich kurz allein lassen.“

„Okay.“

„Muss nur schnell was erledigen.“

Ich sagte, das wäre in Ordnung. Versuchte dabei, so gelassen wie möglich zu wirken. Insgeheim war ich mir jedoch sicher, dass sie bereits das Interesse an mir verloren hätte. Als wir ankamen, hielt der Fahrer am Ende der Schlange, die um diese Zeit bis an die Straße reichte. Ich wollte zahlen, doch sie kam mir zuvor. Sie schüttelte auch den Kopf, als ich mich anstellen wollte.

„Komm“, sagte sie und ging mir gemächlich voraus. Während wir die hundert Meter zur Tür zurücklegten, drehten sich uns unzählige Gesichter zu. Was dann folgte, war beinahe gespenstisch: Mit einem Blick registrierte der Berghain-Türsteher, dass sich jemand auf direktem Weg näherte. Er musterte Nora kurz, mich dafür wesentlich länger. Wirkte eine Sekunde lang skeptisch, was sie mit einem leichten Nicken in meine Richtung bereinigen konnte. Erst dann bewegte sich sein Mund, formte eine lautlose Silbe, woraufhin wir von seinen Gehilfen zu einem Nebeneingang gelotst wurden, wo man uns weder durchsuchte, noch Eintritt verlangte. Das stille Ballett der Elite.

„Bestellst du mir auch was trinken?“, rief sie, als wir die untere Bar erreichten. Ich nickte mechanisch, rechnete ich doch fest damit, dass sie nicht wiederkommen würde. Das Speed hatte eine seltsame Wirkung auf mich. Ich war zwar hellwach, konnte aber irgendwie meine Gedanken nicht auf den Punkt bringen.

„Was ist?“, fragte sie. „Willst du nichts trinken?“

„Doch! Ich hab nur gerade gedacht -…“

„WAS?“ Sie kam mit ihrem Ohr ganz nah an meinen Mund.

„Du musst nicht aus Höflichkeit bei mir bleiben!“

„Was meinst du?“ Sie schien irritiert. „Ich muss nur kurz was erledigen. Danach unterhalten wir uns weiter.“

Verständnislos verfolgte ich ihren Abgang. War sie tatsächlich an mir interessiert? Konnte es sein, dass ihr meine Anwesenheit in irgendeiner Form half? Ich wusste nichts über Horrortrips. Außer den Klischees, die man in Filmen zu sehen bekam. Deformierte Gesichter, alptraumhafte Visionen. Wenn sie derart halluzinierte, merkte man jedenfalls nichts davon. Vielleicht brauchte sie einfach nur die Gesellschaft eines Menschen, auf den sie sich konzentrieren konnte.

Ich schaute mich um. Das war also der Club, von dem selbst Paula mit kaum unterdrückter Ehrfurcht sprach. Im Grunde durfte ich gar nicht hier sein. Nur mit einem Trick war es mir gelungen, in die Sphäre des Party-Adels zu gelangen. Möglich, dass dies meinen Blick skeptischer machte. Aber ich konnte keinen Unterschied zu den anderen Clubs erkennen. Die gleiche Art Menschen, das gleiche Verhalten.

Ich bestellte zwei Bier und merkte dabei, dass ich fast kein Geld mehr hatte. Das war der Nachteil daran, für Dorian zu arbeiten: Wir verprassten den größten Teil des Gehalts direkt nach Feierabend. Ihr auf der Tasche zu liegen, kam nicht in Frage. Doch dass die Nacht wegen so etwas Belanglosem wie Geld vorzeitig enden sollte, erschien mir unerträglich.

Noch während ich mir darüber den Kopf zerbrach, kam sie die Treppe vom oberen Stockwerk herunter und blieb im Halbschatten stehen. Sie war nicht allein. Ein Mann, fast noch ein Junge, mit wachen, hektisch umherspähenden Augen begleitete sie. Er bemerkte sofort meinen Blick, weshalb ich mich meinem Bier zuwandte. Ich zählte langsam bis zehn, um danach einen zweiten Versuch zu wagen. Doch bevor ich mich umdrehen konnte, stand sie bereits wieder neben mir.

„Alles erledigt!“, rief sie und griff nach dem Bier. „Wollen wir tanzen? Magst du vorher was nachlegen?“

Ich nickte. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Diesmal verzichtete sie auf den Gang zur Toilette. Streute stattdessen das Speed in die Kuhle zwischen Daumen und Handgelenk. Als ich einen Teil davon schnupfte, berührte meine Nase kurz ihre Haut.

„Geht es dir besser?“, fragte ich.

„Ja, ich glaub schon. Lass uns tanzen. Dann kann ich den Kopf ausschalten.“

Um diese Fähigkeit beneidete ich sie. Vor allem als ich auf der Tanzfläche stand und unbeholfen im Takt der Musik mit den Armen ruderte. Meine Gedanken waren zwar ungewohnt enthusiastisch. Allerdings drehten sie sich fieberhaft um die Frage, wie ich wohl auf die anderen wirken mochte.

Sie dagegen hielt die Augen geschlossen, bewegte sich langsam und doch im Rhythmus der stakkatoartigen Klänge. Bereits jetzt hatte sich ein kleiner Kreis um sie gebildet, als würde es ihre Aura gebieten. Im Blitzlicht der Stroboskope wirkte ihr Körper wie ein Feuer in Schwerelosigkeit, schien sich selbst in Musik zu verwandeln. Ihre Schönheit war unerträglich. Mit einer plötzlichen, überdeutlichen Klarheit sah ich, dass sich diese Frau niemals in irgendeiner Form binden würde. An keinen Mann, keine Frau, keinen Ort. Sie war der Flügel des Schmetterlings, den niemand berühren durfte. Und doch wünschte ich mir genau das.

Sie öffnete die Augen, als hätte sie meine Gedanken gehört. Ein Lächeln, mehr schmerzlich als heiter, spielte um ihre Mundwinkel. Sie entdeckte mich nicht sofort in der Menge. Doch als ihr Blick den meinen fand, verursachte er mir eine Gänsehaut. Ein Ausdruck urtümlicher Wildheit lag darin. Dann blinzelte sie und er war verschwunden.

„Du tanzt lustig“, sagte sie, als wir uns das nächste Mal an der Bar begegneten.

„Ich mache das nicht so oft.“

„Solltest du aber.“

„Ich finde, du tanzt auch sehr schön.“

„Danke.“ Sie schaute mich forschend an. „Ist das eine Masche von dir? So unschuldig zu wirken?“

„Ich bin keine Jungfrau mehr, falls du das meinst“, sagte ich und spürte, wie ich rot wurde. Das Speed machte mich offener, als mir lieb war.

„Das hab ich auch nicht gedacht. Du fühlst dich nicht wohl, hab ich recht?“

„Doch …“, stotterte ich. „Die Musik ist gut, und -…“

Sie kam unmerklich näher. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Selbst als sie mir ihre Arme um den Hals legte, weigerte sich mein Verstand zu begreifen, dass sie sich zu mir hingezogen fühlen könnte.

*

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, von ihr geküsst zu werden. Nicht so sehr der Kuss an sich. Sondern dass sie es vor all den Leuten tat. Sie war die schönste Frau im Raum. Wurde von jedem Mann und beinahe jeder Frau angehimmelt. Doch all diese Menschen waren ihr egal. Sie hatte mich auserwählt. Und zeigte es ohne Scheu.