Auf deinen Fingerbeeren tanzt das Weltall - Paul Gisi - E-Book

Auf deinen Fingerbeeren tanzt das Weltall E-Book

Paul Gisi

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Beschreibung

Unsere Körper umringelnattern sich wir stürzen ineinander haltlos entfesselt durch die verzitterte Silhouette zuckt ein Blitz Überleben ist nicht möglich ausser in dir

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Inhalt

Auf deinen Fingerbeeren tanzt das Weltall

Stunde des Einsiedlerkrebses

Kein Ort lange zu verweilen

Es ist wie ein Glücklichsein der Flammen

Auf deinen Fingerbeeren tanzt das Weltall

Der Sturz der Ferne in die Nähe

Bei den Windmühlen hinter den Schwarzen Löchern

Die Amöbe umarmt den Quasar

Vögelchen mein Vögelchen

Die Ruineneidechse lacht über die Vergänglichkeit

In deinen Augen flammt die Welt auf

Wir tanzen Spiralgalaxien entlang

Du umfängst mich wie ein zehnarmiger Tintenfisch

Der Wind streicht über die Felsen der Welt

Mit dem Einmaster segle ich in deinen Atem

Wir tanzen nackt eng umschlungen

Flug ins Unermessliche

Erfüllt von den Wirklichkeiten

Körperumkörpert

Ich bete deinen seenelkenweissen Körper an

Glutsturz in den Adern

Auf deinen Fingerbeeren tanzt das Weltall

I Stunde des Einsiedlerkrebses

Ich suche in deinen Händen

das Schwarze Loch

angstdurchzogen

du schenkst mir Vertrauen

und Tod

den sprachlosen Vogelkadaver

*

Insektenleicht

das Gewicht der Welt

der Einsiedlerkrebs lacht

TRÄUME AUS ANGST

*

Du kommst nach Mitternacht

dein schlanker Leib

flammt auf

wie soll ich dich nennen?

– da der EINSIEDLERKREBS dich liebt

*

Du kommst zu mir

da du mich fliehst

ich liebe deine Nacktheit

den Schweiss des Teufelsrochens

DER EINSIEDLERKREBS LACHT

*

Drachenwurzbeerenrot

die einsamkeitsgiftzüngelnde Nacht

auf Nebenwegen

nähere ich mich dir

ich verweile gern in der Täuschung

*

Nichts geschieht

du bist fern von mir

ich bin durchs Grab gegangen

angsthäutig fiebernd

atemlos in die Finsternis gekrallt

*

Ich tanze

die Ruhe

der Sonne

im Eisraum in dir

gelassen im Abgrund

da gibt es nichts zu verstehn

*

ALGENSPOREN BLÜTENSTAUB

WINDBLÜTLER

DER EINSIEDLERKREBS

KENNT DIE WELT

*

Hinter dem Schleier

ein Schleier

ich lache närrisch vergnügt

in Lust

mit der Raubspinnentänzerin

als tanzten wir

durch den Kosmos

*

Im Herzmuskel meisselt Tod

die Leichname meiner Gedichte

Rückkehr wird Verhängnis

Zukunft sinkt dahin

IM NACHTLAND aufersteht

DER RABENSCHREI

die morphoblaue Paarung

kosmischer Sekunden

*

Ich singe dich

singe deine Verdunkelung

unsre Zungen stürzen ineinander

wir zerschlagen Götzenbilder

und schweigen

SCHWEIGEN

in die Leere hinein

*

Die Wege des Tags

die Wege der Nacht

führen nirgendwohin

im Lautlosen beginnt der Geist

liebt das Vergängliche das Unvergängliche

IN DEINER HAND

*

Der Himmel verkohlte Asche

NACHTVOGELVERSTEINERUNG

brennende Risse den Lippen entsagendes Blut

der Raubvogel wirft seine Krallen

in den verdorbnen Atem

*

Schattenblau der Ferne

hingeworfen in die Zeit

ich kenne dich nicht

das entfremdete Auge

sieht entsetzt

die salzige Nacht

TÖDLICH VERSTEINERT

*

OB DU ES GLAUBST ODER NICHT

DER EINSIEDLERKREBS

VERDUNKELT DIE SONNE

*

Wir leben die Nullzeit

in der Hundertstelsekunde Urknall

zwischen den Fingern

tanzt die Welt

DAS SAMENKORN TOD

*

Wir fallen wortlos ineinander

ein paar Schritte vor

ein paar Schritte zurück

safrangelber Leib

zuckt im tödlichen Strom

unglaublich schwer

ABWESEND LEICHT

atmet Schwermut

gegen den Himmel

*

In deinem Geschlecht

aufersteht die Rote Pestwurz

für die Sekunde einer Illusion

namenlose Saugmünder

rufen dich an

der Himmel dunkelt sich ein

*

DER EINSIEDLERKREBS

TANZT MIT DEM TOD

*

Was willst du unterscheiden

kleine Asselspinne

dein Gesicht ist mir Teufelsblume

ENTFERNUNG

hin auf den Ort des Sichfindens

des Sichverlierens

*

SIEH DIE ZIERLICHEN

SPINDELFÖRMIGEN EIER

DER FIEBERMÜCKE

IN DEN LUFTKAMMERN DES TODS

DER EINSIEDLERKREBS

VERSCHWEIGT NICHT ALLES

*

Wir können uns nicht verstecken

die Wimper fächelt Täuschung

Glutschwingungen füllen Augensäcke

wir zerstreuen die Angst nicht

in der Umarmung

in den Armen der Spiralgalaxie

*

Das Licht brennt dich zu Tode

im dunkelsten Schacht

nun zählt nichts mehr

verfüge über mich

Augenblick

*

Ich taumle

die Todestreppe hinauf hinunter

DER EINSIEDLERKREBS LACHT

wie kühn gezeichnet

ist der Schatten der Leere

der letzte Schlaf in deiner Hand

*

Dir bleibt das Unbekannte

einverleibt im Atem

wir teilen das Nichts

ohne Liebe ohne Hass

in einer Umarmung die tötet

*

Der feuerträumende Stein

schreit rettungslos

todgeil feindlich liebend

mit blutenden Armen

der Einsamkeit

*

SPRACHLOS

IST DER EINSIEDLERKREBS

zu nichts nütze ist das Wort

ich liebe dich

weil du UNÄHNLICH BIST

MIT ALLEM was ich kenne

*

Du kommst nicht

weil du mich liebst

ein Blitz spaltet dein Gesicht

du bist der Drache in mir

*

Unsre Lippen neigen sich zueinander

wir trennen uns

für ein Mass aus einer andern Zeit

*

Todesfrost auf der Zunge

ich kann nicht mehr reden

MORGENDÄMMERUNGSLOS

totgeboren

der letzte Abschied

erbarmt sich meiner

*

Der Nachtkäfer torkelt

über die verängstigte Haut

sei still ohnmächtige Zunge

das Ende ist bedeutungslos

*

Anstatt des Herzens

ein Madenhackerkuckuck

ich bin nicht zu Hause

bis ich hundert bin

ich bin verloren

dies musste ich dir sagen

II Kein Ort lange zu verweilen

Zwischen zwei Händen

verliert sich

ein Glücklichsein

der finstere Abend

verbirgt

die bitterste Klarheit

vielleicht verginge

die Schwermut

wenn dein Schatten

auf mich fiele

*

Einfach da zu sein

im Gespinst

der Leere –

Staub und Licht

zu küssen

Tod

ist das zu viel verlangt?

*

Ruhelos das Weltall

auf der Zunge –

Sekunden Jahrmillionen

rechtsherum linksherum

aus einem Stäubchen

entsteht die Welt

wir sind Treibholz

im Luststrom der Leere

*

DEIN LEIB brennt –

finde die andere Richtung

als ob es ein Letztes gäbe

*

Ich hab mich verloren

in der Nacht

ich kann deine Lippen

nicht finden

ich bin verzweifelt

in dieser Nacht –

ich kann

deine Lippen nicht finden

deine Lippen

sangen mir vor Jahren

ein Lied

ein morphodunkelblaues Liebeslied

nun ist alles verloren

farblos geworden

in dieser Nacht –

ich lebe umsonst

*

Nacht lusttaumelt

im Einsamkeitsschrei –

Rettung käme von dir

doch es gibt dich nicht

*

Ich bin ein Blinder Passagier

meines Ichs

Qual und Entzücken

zu atmen Dunkelheit

die Sonne erwacht

auf deiner Haut

erinnert sich der Blinde Passagier

in meinem Ich

blind geworden für die Überfahrt

ich sage mir

das Meer ist wie zuvor

als ob ich das wüsste

es bleibt der Geruch

des Schweisses

der Traum

in deinen Augen

*

Der Abschied

ist leicht

nach dem Vergessen

der Regen glänzt

auf dem Kies

über den du gingst

alle gehen irgendwohin

ich bleibe zurück

ich bleibe zurück

damit irgendjemand

an mir vorbeigeht

*

Sieh ich verlor den letzten Faden

zur Welt

vergass

wonach ich mich sehnte

hinter allen Widersprüchen

finde ich in deiner

schlangenaalschlanken Hand

den kalten Feuergeist

*

Du küsstest mich

mit dem Gift des Schmerzes

Todzähne zerreissen den Atem

Liebeslust zuckt ein letztes Mal

krähenschwarzer Schnee

verkrallt in den Fernen

in den Herzräumen eines Augenblicks

*

Ich bebte

als ich meine Hyänen

in deinen Augen sah

*

Alles ist grenzenlos –

ich klammere mich an nichts mehr

*

Wenn es dunkel wird

wird es heiter –

du nimmst dich dem an

der gerichtet ist

dein Leib erscheint

in allen Formen

*

Im Abgrund

flammt das Eine auf:

Lust findet kein Ende

ich verneige mich

vor der dunklen Klarheit

deiner Lust

*

Ich bin alt geworden

unverschämt maskenlos

*

Herz im Nichtsein

im Stein

in deiner Hand –

noch wehn die Winde

*

Die Menschheit:

ein paar Tropfen

in der unermesslichen Grausamkeit

des Kosmos

Verzweiflung taumelt

in der Zuneigung

der verfinsterten Sterne

mit gelähmter Hand

bete ich dich an

*

Immer und immer wieder

wiederhole ich meine Litanei

Lust

Wollust

Angstlust

Todlust

*

In deinem Geschlecht

glüht das Weltall

der innere Widerspruch

fesselt und befreit

ich atme deine Erleuchtung

deine Verfinsterung

*

Was ist der Sinn

des Lebens?

höre:

ich bin des Sitzens

und der Wanderschaft müde

*

Ich sehe dich

und sehe dich nicht

du verstehst

weil du nicht verstehst

ich bin verloren

doch ihr lebt eingebrannt in mir

Mörike Rilke Lavant Zwetajewa

*

Blumen können nicht fliegen

sie sind Eis in der Feuersglut

ich bete dich an

Eintagsfliege

du Lobgesang des Alls

*

In dieser dunklen Melodie

perlen Tränen des Dämons

schreit das Schweigen

Chopin Pergolesi Mozart Bach

Flammen lodern in den Kosmos

Tod umarmt Leben

wir trinken lasziv Wein

in dieser schrecklichen Nacht

wir trinken das Schweigen

trinken entsetzt Schreie

Cherubini Beethoven Schumann Brahms

wir umarmen uns

*

Ein Sturmtauchervogel

im eilenden Grenzstrom

in den Strahlen der Sonne

verloren in einem fiebrigen Traum

der alte Mann

schaut nach rechts

schaut nach links

und lacht

*

Die Erinnerung

schlägt eine Brücke

zu dir

doch die Stunden

schlafen

unter der Brücke

*