Befreie mich - M. Leighton - E-Book
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Befreie mich E-Book

M. Leighton

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Beschreibung

Kennedy Moore hat Jahre gebraucht, um ihr Leben wieder zu ordnen, nachdem Reese Spencer es zerstört hatte. Heute ist sie stark und unabhängig und verfolgt ihren Traum – Tänzerin zu werden. Da taucht eines Tages Reese auf und verspricht ihr, ein Vortanzen zu arrangieren. Kennedy muss nichts weiter tun, als hart zu arbeiten und Reese zu widerstehen. Klingt gar nicht so schwer, oder?

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DAS BUCH

Kennedy Moore möchte Tänzerin am Altman American Dance Theater werden. Leider muss sie bald erkennen, dass ein Mädchen mit ihrem Background, ohne Geld und ohne Beziehungen ihr Ziel wohl niemals erreichen wird. Da taucht eines Tages ihre große Liebe Reese wieder auf, der ihr vor Jahren das Herz gebrochen hat. Er verspricht Kennedy die Chance ihres Lebens: Wenn sie ein paar Wochen auf seiner Jacht aushilft, wird er im Gegenzug ein Vortanzen bei dem berühmten Tanzensemble für sie arrangieren. Kennedy muss nichts weiter tun, als hart zu arbeiten und Reese zu widerstehen. Das Wiedersehen mit Kennedy hat jedoch auch das Feuer in ihm neu entfacht – und das kommt Reese höchst ungelegen. Er hat schon einmal Jahre gebraucht, um sie zu vergessen, doch diesmal hat er einen Plan: Er verführt Kennedy, kommt endlich über sie hinweg, und sein Leben geht weiter. Denkt er …

DIE AUTORIN

Michelle Leighton wurde in Ohio geboren und lebt heute im Süden der USA, wo sie den Sommer über am Meer verbringt und im Winter regelmäßig den Schnee vermisst. Leighton verfügt bereits seit ihrer frühen Kindheit über eine lebendige Fantasie und fand erst im Schreiben einen adäquaten Weg, ihren lebhaften Ideen Ausdruck zu verleihen. Befreie mich ist der zweite Band der All The Pretty Lies-Serie.

LIEFERBARE TITEL

Addicted to You – Atemlos

Addicted to You – Schwerelos

Addicted to You – Bedingungslos

The Wild Ones – Verführung

The Wild Ones – Verlangen

The Wild Ones – Verheißung

Roman

Aus dem Amerikanischen von

Julia Flynn und Ursula C. Sturm

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel All The Pretty Poses bei CreateSpace Independent Publishing Platform.
Copyright © 2014 by M. Leighton Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München. Redaktion: Antje Nissen Covergestaltung: Nele Schütz Design, München unter Verwendung von shutterstock/rtem Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach ISBN 978-3-641-17104-9V002
www.heyne.de

Furcht ist nicht in der Liebe.

1. Johannes, 4,18

Von jemandem aus ganzem Herzen geliebt zu werden

macht uns stark,

jemanden aus ganzem Herzen zu lieben

macht uns mutig.

Lao-Tse

Für Courtney

Du bist die allerbeste Freundin und Kritikerin, die ich mir nur vorstellen kann. Ich liebe dich über alles!

Für Autumn, Kathryn und Megan

Ich danke euch aus tiefstem Herzen. Ihr drei habt es mir ermöglicht, dieses Buch zum Strahlen zu bringen.

Ihr seid die Besten!

Kapitel 1

REESE

»Wow! Verdammt cooler Laden!«, ruft Sig Locke begeistert, als ich die Tür zum Exotique öffne und unsere kleine Gruppe hineinführe. Ich besitze mehrere exklusive Nachtclubs, und das Exotique ist einer davon.

»Bist du dir wirklich sicher, dass du dir das antun willst, Sloane?«, fragt Hemi, mein jüngerer Bruder, seine Freundin.

Sie lächelt ihn an. »Baby, wie gesagt, wir sind in erster Linie wegen Sig hier. Ich möchte, dass sein erster Besuch in Chicago etwas Besonderes wird. Und wer weiß …«, sie reckt den Hals, um Hemi sanft ins Kinn zu beißen, »vielleicht lerne ich ja ein paar Moves.«

Hemi grinst träge. Zweifellos stellt er sich gerade vor, wie Sloane für ihn eine private Pole-Dance-Show abzieht.

»Igitt!« Sig hält sich mit beiden Händen die Ohren zu. »So was will ich nicht hören!«

Ich gluckse kopfschüttelnd in mich hinein und bleibe einen Augenblick stehen, um mich umzusehen, von einer Mischung aus Stolz und Erregung erfasst, wie es mir immer ergeht, wenn ich einen meiner Läden betrete.

Ich habe mir eine Art Imperium aus edlen, exotischen Luxus-Nachtlokalen aufgebaut, von denen sich die meisten in den Vereinigten Staaten und einige im Ausland befinden. Leider kann ich jedes davon höchstens ein bis zwei Mal pro Jahr besuchen, aber dabei verspüre ich stets eine Art Befriedigung.

Alles ist noch genauso wie vor dreizehn Monaten, als ich das letzte Mal hier war: die verchromte Bar, dezent beleuchtet von einer Reihe Deckenlampen; der auf Hochglanz polierte schwarze Marmorboden, die attraktiven Cocktailkellnerinnen in ihren superkurzen, ärmellosen Tuxedokleidern mit Monsterdekolleté – sexy und stilvoll.

Jede von ihnen würde innerhalb von zehn Minten den Club mit mir verlassen, und zwar ohne zu wissen, wen sie vor sich haben. Und das ist nur eines meiner zahlreichen Talente. Ich sage das nicht, weil ich mir etwas darauf einbilde. Es ist einfach so. Ich habe etwas, das Frauen magisch anzieht. Und sie haben etwas, das mich magisch anzieht – zumindest für eine Nacht.

Aber dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Heute bin ich wegen meines Bruders da. Ich habe ihn und seine Freundin Sloane zu einer Kreuzfahrt auf einer meiner Luxusjachten eingeladen. Es geht nach Hawaii, wo die beiden einen zweiwöchigen Urlaub verbringen werden, den ich für sie organisiert habe. Dass Sloanes Bruder mit von der Partie ist, kam für mich etwas überraschend, aber was soll’s. Es war das Mindeste, was ich für Hemi tun konnte, nachdem er den skrupellosen Cop ausfindig gemacht hat, der schuld am Tod unseres jüngsten Bruders Ollie ist und der nun endlich seine gerechte Strafe bekommen hat.

»Kommt mit«, sage ich zu den anderen. »Hier entlang.«

Ich habe vorher angerufen und dem Manager aufgetragen, einen Tisch im VIP-Bereich für uns frei zu halten, nachdem Hemi mir Bescheid gesagt hat, dass er im Exotique vorbeischauen würde. Der Tisch befindet sich gleich links von der Bühne, so nah dran, dass man das Parfüm der Tänzerinnen riechen kann. Wenn die unschuldige kleine Freundin meines Bruders ein paar Moves lernen möchte, dann soll sie den besten Platz des Hauses bekommen.

Einige der Mädchen, an denen wir vorbeikommen, erkenne ich wieder. Es überrascht mich, dass sie immer noch hier sind. An ihre Namen kann ich mich zwar nicht erinnern, dafür aber an gewisse … Eigenschaften.

Die blonde Kellnerin da drüben wird ziemlich laut.

Die rothaarige Barkeeperin mag es hart.

Und die Blondine hier ist zu anhänglich.

Der böse Blick, den sie mir zuwirft, als ich an ihr vorbeigehe, entgeht mir nicht. War nicht gerade angenehm, als ihr schließlich klar wurde, dass es mir ernst war, als ich ihr geraten habe, nicht zu viel von mir zu erwarten. Tja, sie musste auf die harte Tour lernen, dass ich an Beziehungen nicht interessiert bin.

Kaum haben wir Platz genommen, nähert sich eine hübsche, langbeinige Brünette mit atemberaubendem Vorbau, um unsere Bestellung aufzunehmen. Ihr Lächeln verrät mir, dass sie … nicht abgeneigt wäre. Ob sie nun weiß, wer ich bin oder nicht, ich würde jederzeit tausend Dollar wetten, dass ich sie dazu bringen könnte, mit mir auf die Herrentoilette zu verschwinden. Eine schnelle, heiße Nummer. Etwas Bedeutungsloses. Doch das ist heute Abend ausgeschlossen, schließlich bin ich in Begleitung hier.

Schade, denke ich und lasse noch einmal bewundernd den Blick über die zweifellos von Schönheitsoperationen geformte Figur der Kellnerin gleiten.

»Hast du einen Namen, oder soll ich dich einfach ›meine Süße‹ nennen?«, frage ich sie mit einem Augenzwinkern.

Ihre Reaktion überrascht mich nicht im Geringsten. Sie beugt sich zu mir herunter, sodass ich ihre körperlichen Vorzüge aus nächster Nähe begutachten kann. »Pandora«, flüstert sie mir mit heiserer Stimme ins Ohr. »Aber du kannst mich nennen, wie du willst. Gerne auch ›deine Süße‹.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schenke ihr ein flüchtiges Lächeln. »Wie wär’s, wenn du uns erst mal ein paar Gläser Tequila bringst? Setz alles auf einen Deckel und sorg bitte regelmäßig für Nachschub.«

Ihre Augen glänzen verheißungsvoll. Das habe ich schon sehr oft gesehen. »Und wie heißen Sie, Sir?«, erkundigt sie sich und leckt sich lasziv mit der Zungenspitze über die vollen Lippen.

»Reese Spencer.«

Ihre Augen weiten sich fast unmerklich.

Aber nur fast.

Sie weiß, wer ich bin. Es ist keineswegs bekannt, dass ich der Besitzer dieses Clubs bin, aber hin und wieder spricht es sich eben doch herum. Und anscheinend ist es ihr zu Ohren gekommen.

»Selbstverständlich, Sir. Ich bringe gleich mal die Shots.«

Ich bedanke mich mit einem Nicken und drehe mich zur Bühne um. In diesem Augenblick wird das Licht im Raum gedimmt, und die Scheinwerfer gehen an. Die Musik hat gewechselt, und alle Augen sind auf die attraktive platinblonde Tänzerin gerichtet, die den T-förmigen Laufsteg betritt, der vom hinteren Teil des Clubs, wo sich die Garderoben befinden, zur Bühne führt.

Ich verfolge die Darbietung mit mäßiger Begeisterung. An sich sehe ich den Tänzerinnen gern zu, und ich bin froh, dass dass Exotique gut läuft und alles funktioniert. Aber eigentlich will ich einfach nur nach Hause und ins Bett. Ich brauche dringend eine ordentliche Mütze Schlaf, denn morgen muss ich zu einer Beerdigung.

Ich trinke, während sich mein Bruder und seine Freundin necken. Würde ich mir etwas aus Beziehungen machen, dann würde ich sie wohl um ihre unkomplizierte Liebe beneiden. Da das jedoch nicht der Fall ist, beachte ich die beiden kaum.

Ich wende mich ab, ignoriere die öffentliche Zurschaustellung ihrer überschwänglichen Gefühle und betrachte stattdessen verstohlen Sloanes älteren Bruder Sig. Er scheint ein ganz netter Typ zu sein, und er fühlt sich in meinem Club sichtlich wohl.

»Wow! Die Gute sollte dringend ihren Hintern rüberschwingen und sich auf meinen Schoß setzen«, meint er, während die nächste Tänzerin – eine hübsche, etwas kurvigere Blondine – die Bühne betritt.

Er lacht und johlt, kippt den nächsten Tequila und spült mit Southern Comfort und Sprite nach. Als er mich dabei ertappt, dass ich ihn anstarre, johlt er noch lauter und rempelt mich freundschaftlich an.

»Los, trink, Mann! Ich brauche jemanden, der sich mit mir besäuft. Es ist ganz schön schräg, mit meiner kleinen Schwester in einem solchen Club zu sein!«, sagt er und lacht etwas lauter als nötig.

»Ach, du schaffst das schon alleine«, versichere ich ihm, als er das Gleichgewicht verliert und beinahe vom Stuhl rutscht.

Ich erwäge kurz, mich zu entschuldigen und zu gehen, als erneut die Musik wechselt.

Jetzt dröhnt der sexy Beat von Madonnas Justify My Love aus den Boxen. Hm. Eine interessante, wenn auch reichlich ungewöhnliche Wahl. Neugierig wende ich mich zur Bühne um.

Eine junge Frau betritt die Bühne von der linken Seite und schreitet im Scheinwerferkegel gemächlich über den Laufsteg. Sie trägt ein Männerhemd und eine Krawatte – sonst nichts, bis auf einen Hut, der in einem neckischen Winkel auf ihrem Kopf sitzt.

Ihre Beine sind lang – durch ihre Stilettos wirken sie sogar noch länger – und perfekt geformt. Sie hat die Beine einer Tänzerin: stark, graziös, verführerisch.

Jeder ihrer Schritte ist sexy und sinnlich, langsam und bedächtig. Ich setze mich aufrecht hin. Die Tänzerin zieht mich völlig in ihren Bann, dabei kann ich nicht genau sagen, warum. Ich habe schon Hunderten von Tänzerinnen zugesehen, aber ihr bisher noch nicht, und irgendetwas an ihr fesselt meine Aufmerksamkeit.

Als sie näher kommt, stelle ich fest, dass sie dunkelbraunes Haar hat und einen glänzenden schwarzen Stock in der Hand hält. In der Mitte der Bühne bleibt sie stehen, schwingt den Stock einmal im Kreis und stellt ihn vor sich ab, dann streckt sie die Beine durch und beugt sich gekonnt nach vorn, wodurch ihre langen, makellosen Oberschenkel und die Kurven ihrers perfekten Pos hervorragend zur Geltung kommen.

Ich kann mich gar nicht an ihr sattsehen.

Jetzt richtet sie sich wieder auf, schwingt den Stock über den Kopf, nimmt je ein Ende in die Hand und lehnt sich nach hinten, wobei sie die üppigen Brüste heraus und nach oben streckt, ehe sie den Stock bedächtig an der Vorderseite ihres Körpers entlang nach unten wandern lässt.

Ihre Bewegungen sind geschmeidig, sexy und ohne Eile, die Übergänge von einer Pose zur nächsten fließend und perfekt auf die Musik abgestimmt.

Ich betrachte ihr Gesicht, kann jedoch nur ihren Mund erkennen, der Rest liegt im Schatten der Hutkrempe. Aber du meine Güte, was für ein Mund! Ihre Lippen sind knallrot geschminkt und wahrscheinlich die vollsten, die ich je gesehen habe. Solche Lippen sind in meinen Augen ideal zum Schwanzlutschen geeignet – ein üppiger Schmollmund, wie dafür geschaffen, um über meine Eichel zu gleiten.

Nachdem ich von der Idee, heute Abend herzukommen, erst nicht sonderlich begeistert war und mich die bisherigen Tänzerinnen mit ihren Darbietungen nicht gerade vom Hocker gerissen haben, registriere ich jetzt einigermaßen überrascht, dass mein Schwanz zuckt, als sich die Tänzerin auf die Unterlippe beißt. Na ja, kein Wunder eigentlich.

Ich bin kurz davor, laut aufzustöhnen, als sie langsam auf die Knie niedersinkt, den Stock von sich schiebt, als wollte sie eine Liegestütze machen, und sich dann auf den Bauch gleiten lässt. Nach ein, zwei Takten lässt sie den Stock los und dreht sich auf den Rücken – erst die Schultern, dann das Becken, wie eine Katze, die im Begriff ist, sich zu strecken. Mir ist beinahe, als könnte ich sie schnurren hören.

Die Tänzerin liegt nun mit ausgestreckten Beinen da und streicht sich mit den Händen über die Oberschenkel und den Bauch, wobei der Saum des Hemds hochrutscht und einen verführerischen Blick auf das freigibt, was sie darunter trägt. Dann wandern ihre Hände weiter nach oben, über die Brüste bis zur Kehle. Mit flinken Fingern lockert sie den Krawattenknoten, zieht sich langsam die Krawatte aus und wickelt sich behände den seidigen Stoff um die Handgelenke.

Einen kurzen Augenblick ist mir, als gäbe es nur mich und dieses Mädchen. Als wären wir allein im Raum. Nur wir beide, die Musik und diese verdammte Krawatte. Ich sehe förmlich vor mir, wie ich sie mit dem roten Stoffstreifen fessle, und spüre, wie mein bestes Stück zu pochen beginnt.

Jetzt streckt sie genüsslich ein Bein in die Luft – das andere bleibt flach auf dem Boden liegen –, umfasst mit den gefesselten Händen das Fußgelenk und lässt sie am Schienbein entlang zum Knie gleiten. Sie winkelt das Bein an, zieht es ans Gesicht heran, sodass zwischen ihren Oberschenkeln ein knapper schwarzer Satinslip zu erkennen ist. Bei dem Anblick habe ich prompt nur noch einen Gedanken: dass ich zwischen ihren Beinen niederknie und das seidige Material küsse.

Fasziniert verfolge ich, wie sie die Lippen spitzt und einen unschuldigen Kuss auf ihr Knie haucht. Und als ich flüchtig ihre Zungenspitze erspähe, werde ich so hart, dass ich mit meinem Ständer ein Loch durch die Tischplatte stoßen könnte. Die subtile erotische Ausstrahlung dieser Frau ist einfach unglaublich. Sie wirkt völlig in Gedanken versunken, als wäre sie sich der Tatsache, dass sie von Menschen umgeben ist, überhaupt nicht bewusst. Was würde ich dafür geben, Teil dieser Gedanken zu sein!

Als mir jemand eine Hand auf den Arm legt und mich aus meinem Trancezustand reißt, zucke ich irritiert zusammen und beschließe, dem Störenfried keine Beachtung zu schenken, doch vergeblich.

Es ist mein Bruder, der da so hartnäckig um meine Aufmerksamkeit buhlt. Schließlich drehe ich mich doch um, aber ich mache mir nicht die Mühe, meine Verärgerung zu kaschieren.

»Was?«

»Könntest du uns nach Hause bringen? Sloane fühlt sich nicht besonders. Vielleicht hat sie etwas Falsches gegessen.« Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Es dauert einen Moment, bis ich mich (reichlich widerwillig) von dem fesselnden Anblick des Mädchens auf der Bühne losgerissen habe. Sloane hat vorhin ihren Tequila nicht angerührt, und jetzt fällt mir auch der Grund dafür wieder ein: Hemi hat mir erzählt, dass sie schwanger ist, wovon ihre Familie allerdings noch nichts weiß. Deshalb hat er mich auch gebeten, nichts zu verraten.

»Verstehe«, antworte ich eine Spur zu barsch. »Okay, ich fahre euch.«

Dabei will ich eigentlich noch nicht gehen. Ich sehe noch einmal kurz zur Bühne, wo die Tänzerin, die inzwischen wieder kniet, in diesem Augenblick den Hut in die Luft schleudert, sodass sich ihre seidige kastanienbraune Lockenmähne über ihre Schultern ergießt. Ganz kurz ist ihr Gesicht zu erkennen, dann wird es auch schon wieder von ihren Haaren verdeckt. Trotzdem erhasche ich einen Blick ihrer hellgrünen Augen, und mir entgeht nicht, wie sie sich weiten, als sich unsere Blicke kreuzen.

Ich werde jäh in die Vergangenheit zurückkatapultiert, auf eine Waldlichtung, wo ich vor unzähligen Jahren im weichen Gras lag, unter mir ein Mädchen mit samtweicher Haut.

Ich erinnere mich an diese Augen. Diesen Mund. Ich erinnere mich an den Körper dieser Frau, zu einer Zeit, als er noch schlaksiger, weniger reif war. Ich weiß noch genau, wie es sich angefühlt hat, sie zu berühren, sie zu umarmen. Wie sie gelacht und wie sie geschmeckt hat. Und wie es geendet hat.

Ich habe sie nie vergessen.

Heiliger Strohsack.

Kennedy Moore.

Kapitel 2

KENNEDY

Mir bleibt das Herz stehen, und ich vergesse vollkommen, Luft zu holen, als ich plötzlich in die strahlend blaugrünen Augen blicke, die ich nie ganz vergessen konnte.

Reese.

Ich betrachte ihn, wie er dort vor mir steht. Im Bruchteil einer Sekunde habe ich jeden seiner Züge in mir aufgenommen.

Er ist älter geworden – und noch attraktiver. Er sieht immer noch genauso umwerfend gut aus wie damals, vor all den Jahren, aber inzwischen ist ein Mann aus ihm geworden. Ein Hüne, bei dessen Anblick mir die Luft wegbleibt.

Seine Schultern sind noch breiter geworden, falls das überhaupt möglich ist. Stärker. Er trägt ein teures Hemd, in dem seine langen, kräftigen Arme gut zur Geltung kommen. Sogar wenn er sich nicht bewegt, spannt der Stoff über seinem Bizeps. Seine Taille ist schlank wie eh und je, sein Bauch flach, seine Oberschenkel sind noch genauso muskulös wie früher – und dazwischen, hinter dem Reißverschluss seiner Hose, zeichnet sich eine beeindruckende Beule ab, deren Anblick mich erröten lässt.

Jahrelang habe ich mich bemüht, diesen Tag aus meinem Gedächtnis zu verbannen, doch jetzt kehren die Erinnerungen mit einem Schlag zurück. Ich erinnere mich so deutlich, als wäre es gestern gewesen. Daran, wie es sich angefühlt hat, von ihm durchbohrt, ja, aufgespießt zu werden, und zwar im emotionalen wie im körperlichen Sinn. Und ich weiß noch genau, wie es sich angefühlt hat, von ihm verlassen zu werden.

Er steht vollkommen still da und beobachtet mich. Auch er hat mich erkannt. Seine Augen wandern über meinen Körper, und es fühlt sich an, als würde er mich berühren. So wie damals.

Mir ist, als würde er mich küssen, als seine Augen auf meinen Lippen ruhen. Ich verspüre ein Kitzeln, als sein Blick an meinem Hals entlang zu meiner Brust hinunterwandert, die sich unter meinem Hemd hebt und senkt. Meine Brustwarzen beginnen zu kribbeln, als er mir auf den Busen starrt, und ich muss unwillkürlich daran denken, wie er einst mit der flachen Hand darübergestrichen hat. Und als sein Blick über meinen Bauch nach unten wandert und am Hemdsaum verharrt, der kaum meinen schwarzen Slip bedeckt, geht eine Hitzewelle durch meinen Körper, auf die ich gut und gern verzichten könnte.

Weil ich nämlich schon vor Jahren beschlossen habe, Reese fortan nicht mehr zu begehren. Ich habe beschlossen, ihn nicht mehr zu lieben. Ich musste es tun, um überleben zu können.

Er hebt den Kopf und sieht mir erneut in die Augen, und in seinem Blick spiegeln sich Anerkennung, ein wenig Verärgerung, etwas mehr Begehren und vor allem Überraschung wider. Mehr noch, Geschocktheit. All das spielt sich innerhalb weniger kurzer Herzschläge ab. Als ich den Blick abwende, stelle ich fest, dass ich zittere. In den verbleibenden paar Sekunden des Songs versuche ich krampfhaft, nicht die Fassung zu verlieren, und als sich mein Auftritt dem Ende zuneigt, zwinge ich mich, langsamen und gemessenen Schrittes von der Bühne zu gehen. Was mir allerdings alles andere als leichtfällt. Genau genommen ist mir erst einmal in meinem Leben etwas so schwergefallen.

Kapitel 3

REESE

Erst als mein Bruder mir auf die Schulter klopft, kann ich den Blick von Kennedy abwenden, die soeben die Bühne verlässt.

»Kommst du?«

Noch vor fünf Minuten konnte ich es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, aber jetzt … jetzt würde ich am liebsten sofort hinter die Bühne stürmen. Zu Kennedy. Ich habe keine Ahnung, was ich dann tun würde. Sie küssen. Sie schütteln. Sie fragen, was, zur Hölle, sie sich dabei gedacht hat, in einem meiner Clubs zu tanzen. Aber das kann ich nicht tun.

Besser gesagt, ich könnte es zwar tun, aber ich werde es nicht tun. Ich sollte es nicht tun.

Plötzlich bin ich verärgert und frustriert.

»Reese, was ist denn nun?«, drängelt Hemi.

»Ich komm ja schon«, fauche ich und drehe mich so schnell um, dass mein Stuhl umkippt und ich beinahe mit der heißen Kellnerin zusammengestoßen wäre, die gerade mit Sigs nächstem Tequila und einem Drink für mich auf unseren Tisch zusteuert.

Sie schnappt überrascht nach Luft. »Verzeihung. Tut mir leid.«

»Meine Schuld«, sage ich und packe sie am Arm, damit sie nicht nach hinten stolpert.

Sie lehnt sich an mich und sieht mich mit ihren großen, blauen Augen an. »Danke«, haucht sie und streift mit ihrem Busen meine Brust.

Mein erster Gedanke ist, dass ihre Augen die falsche Farbe haben. Eigentlich sollten sie meerschaumgrün sein. Mir liegen ein paar derbe Kraftausdrücke auf der Zunge, doch dann komme ich zu dem Schluss, dass dieses Mädchen vielleicht genau diejenige sein könnte, die ich heute Nacht brauche.

»Wann machst du Feierabend?«

»Das kommt ganz darauf an …«, antwortet sie mit einem vielsagenden Lächeln. Leider hat sich meine Stimmung drastisch geändert. Pech für sie.

»Okay, gib mir einfach den Schlüssel, Reese. Wir warten im Auto auf dich«, knurrt mein Bruder genervt und liefert mir damit den perfekten Ausweg aus meinem Dilemma. Selbst schuld, Bruderherz.

Ich fische den Autoschlüssel aus der Tasche und drücke ihn Hemi in die Hand. »Ich bin in zehn Minuten da.«

Kaum ist Hemis Freundin aufgestanden und auf dem Weg nach draußen, ziehe ich meine »Ablenkung« an mich und flüstere ihr ins Ohr: »Was hältst du von der Herrentoilette?«

»Der wollte ich heute Abend unbedingt mal einen Besuch abstatten«, säuselt sie.

»Geht mir genauso.«

Und schon ist Kennedy vergessen.

Ich führe Pandora zur Herrentoilette und stelle sicher, dass der kleine Raum leer ist, bevor ich von innen abschließe und Pandora in die Arme nehme. Wie erwartet, lässt sie es bereitwillig geschehen. Ich parke eine Hand auf ihrem Hintern und die andere auf ihrem prallen Busen und beginne, beides zu kneten, während meine Lippen über ihren Hals wandern.

»Was darf’s denn sein, Süßer?«, haucht sie und reibt dabei die Hüften an meinem pochenden Schwanz.

»Ich will sehen, wie du mit denen hier spielst«, sage ich zu ihr und schiebe die Revers ihres Oberteils auseinander, sodass ihre nackten Brüste zum Vorschein kommen, »während du mir mit denen hier einen bläst.« Ich küsse sie auf den Mund, sauge an ihrer Unterlippe und beiße hinein.

Kaum habe ich sie losgelassen, küsst und reibt sich Pandora an meinem Hals entlang nach unten, über die Brust und den Bauch bis zum Schritt, wo sie mir durch den Hosenstoff hindurch die Eier zu massieren beginnt. Ich stöhne auf und lehne den Kopf nach hinten an die kühle Fliesenwand, während sie den Reißverschluss öffnet und die Hand in meine Hose schiebt.

Als ihre Zunge das erste Mal meine Eichel umspielt, stöhne ich erneut auf. Sie leckt und saugt und fährt dabei mit den Lippen an meinem Schaft auf und ab, aber das genügt mir nicht. Ich brauche … mehr. Ich muss etwas – oder jemanden – so richtig hart rannehmen. Pandora lässt die Lippen über meinen Schwanz wandern und nimmt ihn so tief wie möglich in den Mund, und ich vergrabe die Finger in ihren Haaren, um ihr zu zeigen, wie sie es mir besorgen soll. Immer härter, immer schneller.

Und dann begehe ich einen Fehler: Ich senke den Kopf und blicke auf sie hinunter. Sie hält inne und sieht zu mir hoch. Und in diesem Moment bemerke ich nur eines: die falschen Augen. Den falschen Mund. Das falsche Gesicht.

Die falsche Frau.

Und schon muss ich wieder an Kennedy denken. Kennedy, die ich einfach nicht vergessen kann.

Mit einem verärgerten Knurren ziehe ich meinen Schwanz aus dem Mund der Kellnerin.

»Was ist denn los, Süßer?«, säuselt sie und zieht eine Schnute, doch jetzt finde ich ihren Tonfall nicht mehr sexy, sondern nur noch nervig.

»Nichts, was du in Ordnung bringen könntest. Es liegt nicht an dir, sondern … na ja … ach, am besten machst du dich einfach wieder an die Arbeit«, sage ich so freundlich wie möglich, während ich den Reißverschluss meiner Hose schließe und mich abwende. Ich bin unglaublich frustriert. Am liebsten würde ich mit der Faust gegen die Wand boxen. Oder – noch lieber – meinen Schwanz in Kennedy vergraben.

Verärgert drehe ich mich zum Waschbecken um und wasche mir die Hände. Mir ist, als würde ich im Spiegel zwei blassgrüne Augen sehen, die ich nie vergessen konnte, und in ihnen eine unverhohlene Abscheu.

Ich schüttle den Kopf und schaue erneut in den Spiegel. Jetzt sehe ich dort nur noch mich selbst und hinter mir die Kellnerin, die mich mit unterdrückter Wut anstarrt. Von Kennedy keine Spur.

Aber sie ist da, in meinem Kopf.

Wo sie all die Jahre war.

Kapitel 4

KENNEDY

Mein Herz klopft noch immer heftig, als ich mich auf den Stuhl vor meinem Schminktisch sinken lasse. Ich betrachte meine Hände. Sie zittern.

Reese Spencer.

»Um Himmels willen, was ist denn mit dir los?«, will Karmen wissen, die gerade ihre schwarze, seidig glänzende Langhaarperücke bürstet, die sie bei ihrem nächsten Auftritt tragen wird. »Du siehst aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen.« Karmen ist die obligatorische Südstaatenschönheit in diesem Chicagoer Nachtclub.

Ich lache trocken. »Ja, damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.«

»Du kannst mir alles erzählen, Schätzchen«, gurrt Karmen Anteil nehmend, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen, und zwinkert mir vertrauensbildend zu, als ich ihr einen skeptischen Blick zuwerfe. »Los, raus mit der Sprache. So neben der Spur habe ich dich ja noch nie erlebt, seit du hier angefangen hast.«

Normalerweise erzähle ich keinem der Mädchen etwas von mir. Ich lege seit jeher großen Wert auf meine Privatsphäre. Teils aus der Notwendigkeit heraus, teils, weil ich es so will. Ich halte mich nun mal lieber bedeckt. Umso überraschter bin ich, als ich jetzt auf einmal den Mund öffne und Karmen meine halbe Lebensgeschichte erzähle.

»Ach, ich bin nur gerade einem alten Bekannten begegnet, den ich schon ewig nicht mehr gesehen habe. Wir waren mal befreundet, früher … Ich dachte damals, er würde … er … na ja, ich meine, er war eben …« Ich unterbreche mich und seufze. »Er war einfach …« Ich hebe beide Augenbrauen. »Mein Ein und Alles. Wenn er bei mir war, ging für mich die Sonne auf.« Ich weiß noch genau, wie sich eines wunderschönen Vormittags tatsächlich die aufgehende Sonne in seinen unergründlichen aquamarinblauen Augen gespiegelt hat. Damals, bevor … Die Erinnerung an all den Kummer, der danach kam, versetzt mir einen heftigen Stich in die Brust. Es fühlt sich an, als wäre eine alte Wunde erneut aufgebrochen. »Aber dann hat er sich aus dem Staub gemacht, und das war’s. Ich habe ihn nie mehr wiedergesehen. Bis heute Abend.«

Eine gefühlte Ewigkeit hänge ich gedankenverloren meinen Erinnerungen nach, bis mir auffällt, dass weder Karmen noch ich etwas sagen. Ich schüttle den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen, und schenke Karmen ein – wie ich hoffe – strahlendes Lächeln. »Aber das ist lange her.«

Karmen wirkt nachdenklich. »Du hast ihn geliebt«, stellt sie fest. Ihr entgeht eben nichts.

Ich öffne den Mund, um es abzustreiten, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Es ist beinahe so, als wollte mein Körper nicht zulassen, dass ich einen solchen Verrat begehe. Dass ich die seelischen Höllenqualen, die ich durchstehen musste, nachdem Reese mich verlassen hat, verharmlose. Ja, ich habe ihn geliebt. Aus ganzem Herzen habe ich ihn geliebt. Und er hat mich verlassen. Einfach so.

»So wie ein junges, naives Mädchen Typen wie ihn eben lieben kann«, antworte ich beiläufig.

»Typen wie ihn?«

»Reich. Gut aussehend. Privilegiert. Herzlos.«

»Schätzchen, in solche Typen verliebt man sich am leichtesten. Wir wollen diejenige sein, die ihn zähmt. Wir wollen die Frau sein, für die er sich ändert. Vielleicht. Ach, verdammt, was weiß ich. Ich weiß lediglich, dass sie am gefährlichsten sind. Was unsere liebe Pandora soeben am eigenen Leib erfahren musste, wie man mir berichtet hat.«

Meine Erinnerungen bestimmen nach wie vor meine Gedanken, deshalb registriere ich kaum, was Karmen da gerade erzählt. »Ach ja? Inwiefern?«

»Sie dachte wohl, sie kann sich einen tollen Hecht angeln. Angeblich hat sie sich mit dem Eigentümer unseres Clubs auf der Herrentoilette vergnügt und musste bei dieser Gelegenheit feststellen, dass Typen wie er aus gutem Grund so sind, wie sie sind.«

Ich runzle die Stirn. »Mit dem Eigentümer?«

»Ja. Er kommt nicht allzu oft vorbei. Ich habe ihn heute erst zum zweiten Mal gesehen. Aber wenn er mal auftaucht, dann verursacht das immer einen Aufruhr. Natürlich stiftet ein Typ wie er ständig Unruhe. Ich meine, er ist nun mal so heiß wie Georgia im Juli. Aber Männer wie er ändern sich nicht. Nie. Für niemanden.«

»Vermutlich ist sie ohne ihn besser dran. Es klingt so, als wäre er ein Scheusal. Ich meine, auf dem Männerklo? Geht’s noch?« Ich schüttle angeekelt den Kopf.

Karmen grinst. »Ach, daran hat sie sich nicht sonderlich gestört. Sie hatte sich nur mehr erhofft. Bei Typen wie ihm machen sich alle Mädchen Hoffnungen.«

»Das hat sie sich bestimmt nur ausgedacht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das überhaupt gehen soll. Ich meine, während der Arbeitszeit?«

Karmen hebt eine ihrer zierlichen Schultern. »Bei Pandora geht der ›Service‹ für Gäste im VIP-Bereich eben über das übliche Maß hinaus.« Karmen lacht über ihren kleinen Scherz.

Ich setze mich aufrecht hin. Plötzlich habe ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. »Im VIP-Bereich? An welchem Tisch saß der Kerl denn?«

Ich habe im Verlauf meines bisherigen Lebens nur einen einzigen Mann kennengelernt, der auf Frauen eine derartige Wirkung ausübt. Es ist vierzehn Jahren her, dass er mich zuletzt in seinen Bann gezogen hat, und heute Abend hat er es erneut geschafft – und das, obwohl er damals beinahe mein Leben zerstört hätte.

»An Tisch zwei. Hast du ihn nicht gesehen?«

Tisch zwei. Der Tisch, an dem auch Reese saß. Obwohl ich mir gerne einreden würde, dass Karmen von jemand anderem spricht, verrät mir mein Bauchgefühl, dass das nicht der Fall ist.

»Ja, doch, ich glaube schon.«

Ich schließe die Augen. Ich weigere mich strikt, wegen Reese Spencer auch nur eine Millisekunde lang bekümmert zu sein oder eine einzige weitere Träne zu vergießen. Tränen habe ich seinetwegen vor vierzehn Jahren weiß Gott mehr als genug vergossen.

Kapitel 5

REESE

Ich bin fürchterlich schlecht gelaunt. Heute bin ich noch weniger in Stimmung für das Begräbnis meines Onkels als gestern Abend.

Ich bin mit demselben gewaltigen Ständer aufgewacht, mit dem ich eingeschlafen bin. Der, den ich seit Kennedys Auftritt nicht mehr losgeworden bin. Der Ständer, gegen den selbst die scharfe Kellnerin gestern Abend auf der Herrentoilette nichts unternehmen konnte, obwohl sie vermutlich ohne Weiteres einen Golfball durch einen Gartenschlauch saugen könnte.

Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich mich kein bisschen darauf freue, meinen Vater zu sehen. Natürlich geht er auch auf die Beerdigung, offiziell, um meinem Onkel die letzte Ehre zu erweisen, aber in erster Linie der Öffentlichkeit wegen. Ich hingegen werde mich dort blicken lassen, weil ich meinen Onkel geliebt habe. Vermutlich weit mehr, als ich meinen Vater liebe. Traurig, aber wahr.

Die Feierlichkeiten werden in Bellano stattfinden, dem Landsitz meiner Vorfahren, der etwas außerhalb von Chicago liegt. Es ist eines der wenigen Anwesen, das noch große Teile unberührter Natur aufweist, und damit ein verdammtes Vermögen wert. Trotzdem wird Bellano auch weiterhin im Besitz unserer Familie bleiben. Mein Onkel hatte es geerbt, weil er der Älteste war, und heute werden wir erfahren, wer es übernehmen wird, bis die nächste Generation an der Reihe ist. Ich nehme an, dass es an meinen Vater geht, da Malcolm keine Kinder hatte.

Die vereinzelt stehenden Bäume rechts und links der Straße verdichten sich allmählich, ein erster Hinweis, dass ich mich dem Anwesen nähere. Schon bald reiht sich Stamm an Stamm, bis die schmale, asphaltierte Zufahrt eine Schneise durch dichten Wald bildet.

Als sich vor mir das Dickicht lichtet, drossle ich das Tempo, biege rechts ab und fahre gemächlich auf das breite schmiedeeiserne Tor zu, in dessen Mitte sich ein aufwendig gestaltetes S abzeichnet, wenn es geschlossen ist. Jetzt sind die beiden Flügel weit geöffnet, um den Trauergästen, die sich von Malcolm Spencer verabschieden wollen, Einlass zu gewähren.

Langsam folge ich dem gewundenen Weg, der zum Haupthaus führt. Hier habe ich viele Sommer verbracht. Glückliche Sommer. Einige davon gehören zu den schönsten Zeiten meines Lebens. Bis mein Vater alldem ein Ende bereitete und mich nach Oxford zum Studieren schickte.

Schon ist das Haupthaus zu sehen, das auf einer kleinen Anhöhe steht und mit seinen grauen Steinmauern und den zahlreichen Türmen auf die meisten Menschen recht imposant wirkt. Auf mich dagegen wirkt der Anblick vor allem freundlich und einladend – weil mein Onkel hier gelebt hat, der immer gut zu mir war.

Genau wie früher, wenn ich während der Sommerferien hier war, parke ich auf dem Rasenstück neben dem Hintereingang zur Küche, links neben der Garage, die Platz für fünf Autos bietet. Nachdem ich den Motor abgestellt habe, bleibe ich noch ein paar Minuten in der Stille meines Wagens sitzen und denke daran, wie oft ich an dieser Stelle ausgestiegen bin. Ich blicke zum Küchenfenster hinüber und erwarte halbwegs, dort Tanny, die Haushälterin meines Onkels, stehen zu sehen, die stets nach mir Ausschau hielt. Doch heute ist das Fenster leer. Mein Onkel ist tot. Und ich schätze, Tanny hat es irgendwann aufgegeben, auf meine Ankunft zu warten.

Es überrascht mich ein wenig, dass ich bei diesem Gedanken plötzlich ein schlechtes Gewissen habe. In den vergangenen zwölf Jahren habe ich die Fähigkeit perfektioniert, niemals Schuldgefühle zu empfinden. Ein Spencer macht keine Fehler. Das ist für die Männer in meiner Familie gleichermaßen Einstellungssache wie eine Tatsache. Wir tun nie etwas Falsches, und deshalb müssen wir uns auch nie mit Gewissensbissen herumschlagen.

Zumindest war das bis heute so bei mir. Und hier bin ich wieder. Zehn Jahre lang habe ich keinen Fuß auf dieses Anwesen gesetzt. Weil es mein Vater geschafft hat, einen perfekten Klon des perfekten Scheißkerls großzuziehen, der er ist.

Mich.

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter, steige aus und gehe hinüber zur Haustür. In der Eingangshalle schließe ich mein Sakko, und mir fällt auf, dass es noch genauso riecht wie beim letzten Mal, als ich hier war – nach Pfeifenrauch. Mein Onkel hat seine Pfeife geliebt, und irgendwie hat sie zu ihm gepasst. Auch sein Lieblingstabak hat zu ihm gepasst. Es war ein intensiver, warmer Duft, angenehm und vertraut, genau wie mein Onkel selbst.

Gott sei Dank hatte Malcolm nicht die geringste Ähnlichkeit mit meinem Vater gehabt.

Zwei Diener in schwarzen Anzügen und gestärkten weißen Hemden stehen vor der Tür zur Bibliothek, dem Lieblingsraum meines Onkels. Es wundert mich nicht, dass die Zeremonie auf seinen Wunsch hier abgehalten wird, damit die Trauergäste ihn ein letztes Mal an dem Ort besuchen können, den er am liebsten hatte.

Als ich eintrete, erblicke ich meinen Vater, der unweit der Tür steht, die Arme missbilligend vor der Brust verschränkt.

»Was machst du denn hier?«, will er wissen.

Ich sehe ihm fest in die Augen, wie ich es mir schon vor langer Zeit angewöhnt habe. Was auch immer geschieht, man muss auf jeden Fall stets Augenkontakt halten. Denn für einen Mann wie Henslow Spencer ist es ein Zeichen von Schwäche, wenn man den Blick abwendet. Er darf niemals den Eindruck gewinnen, dass man schwach ist oder den Schwanz einzieht.

»Hast du vergessen, wie viel Zeit ich bei Onkel Malcolm verbracht habe?«

Mein Vater kräuselt verächtlich die Oberlippe und mustert mich mit kalten, stahlblauen Augen. »Nein, das habe ich nicht vergessen. Ich weiß noch ganz genau, wie du dich hier verkrochen hast, wie ein kleiner Feigling, weil Malcolm deine albernen Fantasien unterstützt hat. Und ich habe nicht vergessen, wie viel Zeit du mit meinem Bruder verbracht hast. Aber damals warst du noch ein dummer kleiner Junge. Ich hatte angenommen, du wärst inzwischen älter und klüger.«

»Klüger? Inwiefern?«, frage ich und verkneife mir all das, was mir auf der Zunge liegt. Ich denke ja gar nicht daran, auf der Totenfeier meines Onkels eine Szene zu machen. Das wäre ihm gegenüber äußerst respektlos.

»Na ja, es wundert mich, dass du tatsächlich hierher zurückgekommen bist«, spottet mein Vater. Er macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für Bellano. Seit dem Tag, als Malcolm wieder eingezogen war, hat mein Vater Bellano nicht mehr als sein Zuhause betrachtet.

»Nicht jeder von uns hat dieses Haus gehasst«, erwidere ich und zwinge mich zu einem knappen Lächeln, damit niemandem die Spannung zwischen uns auffällt.

»Nicht alle von uns waren unwissende Kinder.«

Es kostet mich einige Anstrengung, weiterhin zu lächeln, doch ich nicke ihm förmlich zu und sage dann höflich: »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich möchte meinem Onkel die letzte Ehre erweisen.«

Damit setze ich meinen Weg fort, ohne seine Antwort abzuwarten, als hätte mein Vater mich gar nicht erst aufgehalten.

Ich gehe zum Sarg, der sich an der Stirnseite des Raums befindet. Die Tatsache, dass keine Angehörigen darum versammelt sind, versetzt mir einen Stich. Onkel Malcolm war verwitwet und hatte keine Kinder. Es gab nur ihn und Tanny. Und mich. Bis ich ihn vor all den Jahren verlassen habe.

Wie immer, wenn ich daran denke, überkommt mich ein Gefühl der Verbitterung, weil mein kontrollsüchtiger Vater es geschafft hat, dem leicht zu beeindruckenden Jungen, der ich einmal war, seinen Willen aufzuzwingen. Ich wünschte, ich hätte mir mein eisernes Rückgrat ein paar Jahre früher zugelegt. Dann wäre Onkel Malcolm vielleicht nicht allein gestorben.

Auf einem kleinen runden Tisch neben dem Sarg steht eine Vase voller Rosen. Ich nehme eine davon, trete zum Sarg und lege sie Onkel Malcolm auf die Brust, zu den wenigen anderen, die dort liegen. Er hat Rosen geliebt. Noch Jahre nach dem Tod seiner Frau, meiner Tante Mary, hat er ihren Rosengarten gehegt und gepflegt und sichergestellt, dass wenigstens dort etwas erblühte. Ich wette, diese Rosen hier stammen aus ihrem Garten. Bestimmt hat Onkel Malcolm es sich genau so gewünscht.

Als ich die Hand zurückziehe, streifen meine Finger die seinen. Sie sind steif und kalt. Leblos. Wie es Onkel Malcolm jetzt ist. Ich betrachte sein ruhiges Gesicht, dessen Züge mir so vertraut sind und das dem meines Vaters so sehr ähnelt, mit dem Unterschied, dass es sanfter wirkt, weniger streng. Wie Malcolm eben war. Er war der »menschliche« der beiden Spencer-Brüder. Mein Vater dagegen war … kein bisschen menschlich.

Und er ist es nach wie vor nicht.

Jemand legt mir sanft eine Hand auf den Rücken, und dann tritt eine schlanke Frau mit kurzen, hellbraunen Haaren von links zu mir. Es ist Mrs. Tannenbaum, die Haushälterin meines Onkels und seine einzige wirkliche Gefährtin seit Tante Marys Tod. Sie sieht mich mit sanften, wässrig blauen Augen an und gibt sich alle Mühe, ein Lächeln zustande zu bringen, doch es kommt nicht viel mehr dabei heraus als ein zitterndes Straffen der alabasterfarbenen Haut rund um ihren Mund.

Ich beuge mich zu ihr hinunter, um ihren zerbrechlichen Körper zu umarmen, und genau wie damals, vor all den Jahren, ist es unheimlich tröstlich, ihre Arme um mich zu spüren. »Tanny.«

»Harrison«, murmelt sie und drückt mich an sich. Dann legt sie mir eine Hand an die Wange und tätschelt sie leicht. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist.« Ihre Augen füllen sich mit Tränen, und plötzlich überkommt mich erneut dieses schmerzhafte Schuldgefühl.

»Natürlich bin ich gekommen.« Ihr Lächeln verrät mir, dass sie sich da nicht so sicher war. Jetzt habe ich erst recht ein schlechtes Gewissen. Ich räuspere mich. »Wie geht es dir?«

»Ich lasse mich nicht unterkriegen. Wie geht es dir?«

»Gut«, sage ich und betrachte prüfend ihr Gesicht. Ich sehe eine attraktive, ältere Frau mit perfekt frisiertem Haar und kornblumenblauen Augen. Allerdings kommt es mir vor, als wäre sie um hundert Jahre gealtert, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Mir war klar, dass Malcolms Tod sie schwer getroffen hatte.

»Es ist schön, dich zu sehen«, stellt sie mit ernster Miene fest. »Dein letzter Besuch ist schon so lange her. Malcolm und ich haben dich sehr vermisst. Wie ist es dir ergangen? Hast du zugenommen?«, erkundigt sie sich und tritt einen Schritt nach hinten, um sich ein besseres Bild machen zu können.

Ich muss grinsen. »Ja, ich schätze, seit meinem neunzehnten Lebensjahr habe ich das eine oder andere Kilo zugelegt.«

»Das war auch dringend nötig. Damals warst du fürchterlich dünn.«

»So dünn nun auch wieder nicht, Tanny. Ich war nur aktiv.«

»Jedenfalls siehst du gesund und munter aus. Ich bin froh, dass du ordentlich isst. Und du siehst immer noch so gut aus. Hast du geheiratet?«

»Nein, ich bin immer noch unverheiratet.«

Sie streicht mir über den Arm und zwinkert mir zu, als wollte sie mir Mut zusprechen. »Keine Sorge, mein Junge, irgendwo da draußen läuft die Richtige für dich herum. Warte einfach auf sie. Du solltest nichts überstürzen.«

»Oh, das habe ich nicht vor«, erwidere ich offen und ehrlich.

»Gut. Manche Fehler können einen bis ans Lebensende verfolgen.«

Ihr Blick verrät mir, dass sie aus eigener Erfahrung spricht, aber ich habe keine Ahnung, worum genau es geht. Zum ersten Mal wird mir bewusst, dass ich Tanny zwar seit meiner Kindheit kenne, im Grunde aber nur sehr wenig über sie weiß. Ich nehme mir auf der Stelle vor, sie künftig wieder öfter zu besuchen. Vorausgesetzt, sie arbeitet auch weiterhin hier.

Der Gedanke, dass mein Vater sie entlassen könnte, wenn er das Haus übernimmt, macht mich rasend vor Wut, doch Tanny zuliebe kaschiere ich meinen Gedanken mit einem freundlichen Lächeln.

»Ich tue mein Bestes, um keine Fehler zu machen.«

Tanny ist deutlich anzusehen, dass ihr diese Äußerung nicht sonderlich gefällt. »Das könnte auch dein Vater gesagt haben.«

Ich komme nicht dazu, etwas zu erwidern, denn Tanny scheint hinter mir jemanden erblickt zu haben. Ihr Gesicht beginnt zu strahlen.

»Oh, da ist ja mein wunderschönes Mädchen«, sagt sie und breitet die Arme aus, um den nächsten Trauergast zu umarmen.

Ich drehe mich um, doch mein freundliches Lächeln erstirbt, sobald ich sehe, wen Tanny begrüßt.

Es ist Kennedy.

Heute sieht sie fast so aus wie in meiner Erinnerung. So, wie ich es eigentlich erwartet hatte, selbst nach all den Jahren. Das glänzende, kastanienbraune Haar reicht ihr bis zur Mitte des Rückens. Sie trägt ein einfaches schwarzes Kleid, das ihr gerade bis unters Knie reicht, und kein Make-up. Das hat sie auch gar nicht nötig.

Trotzdem sehe ich vor meinem geistigen Auge noch lebhaft, wie sie sich gestern Abend auf der Bühne gerekelt hat.

Eine Flut unterschiedlichster Gefühle erfasst mich. In erster Linie Begehren, denn jetzt gesellen sich die Erinnerungen an ihren verführerischen Tanz zu den Erinnerungen aus meiner Jugendzeit hinzu – Erinnerungen daran, wie ich ihre süße Haut auf einem weichen Bett aus Gras im Wald gekostet habe, nur ein paar Hundert Meter von der Stelle entfernt, an der ich jetzt stehe. Die übrigen Emotionen sind zweitrangig, aber deshalb nicht weniger stark.

Eine davon ist Frust, denn ich verspüre nach wie vor den Drang, mich zwischen diesen ewig langen Beinen zu verlieren, zumindest für einen Tag. Eine andere ist Zorn, weil Kennedy viel zu unschuldig ist, um in einem meiner Clubs zu tanzen, vor allem auf die Art und Weise, wie sie es gestern getan hat. Dann verspüre ich erneut Frust, weil es mir gefallen hat. Und noch mehr Zorn, weil andere Männer zusehen durften.

Dieser Zorn ist es, der mich sagen lässt: »Na, wenn das nicht die kleine Tänzerin ist.« Sogar in meinen eigenen Ohren klingt mein Tonfall verbittert und kalt, genau wie der meines Vaters.

Kennedy macht sich von Tannys Armen los. Sie wirkt gekränkt. Ihre Wangen sind gerötet. Sie senkt etwas den Kopf und blickt nach rechts und links, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand mitgehört hat, dann schenkt sie mir ein knappes, aber höfliches Lächeln.

»Hallo, Reese. Lange nicht gesehen.«

»Stimmt. Wie es aussieht, hat sich viel verändert, seit ich von hier weggegangen bin.«

Ihr Lächeln erstirbt. »So ist das eben, wenn man sich aus dem Staub macht, ohne sich zu verabschieden, und sich dann fast zwanzig Jahre nicht mehr blicken lässt«, presst sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

Okay, das habe ich zwar verdient, aber für gewöhnlich lasse ich mich von Schuldgefühlen und ähnlichen Banalitäten nicht aus der Bahn werfen. Schuldgefühle sind etwas für Schwächlinge. Das ist einer der Gründe dafür, dass ich beschlossen habe, solche Gefühle gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Der perfekte Klon eines perfekten Scheißkerls, schießt es mir durch den Kopf, bevor ich den Gedanken verdränge und mich wieder meiner Wut zuwende.

»Für so was habe ich keine Zeit«, knurre ich, packe Kennedy am Arm und bugsiere sie quer durch das Zimmer zum Wintergarten nebenan.

»Was, zum Teufel, soll das?«, faucht Kennedy, sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist und wir von der Bibliothek aus nicht mehr zu sehen sind. Sie windet sich aus meinem Griff.

»Ich bin hier derjenige, der die Fragen stellt. Kannst du mir mal verraten, warum du in einem meiner Clubs tanzt?«

Trotzig hebt sie das Kinn. »Bis gestern Abend war mir nicht bewusst, dass es sich um deinen Club handelt. Ich habe erst davon erfahren, nachdem du einer der Kellnerinnen in der Herrentoilette an die Wäsche gegangen bist. So etwas spricht sich nämlich ziemlich schnell herum«, stößt sie angewidert hervor.