Bei meinem Leben - Martina Raub - E-Book

Bei meinem Leben E-Book

Martina Raub

4,8

Beschreibung

„Der König ist tot – es lebe der König!“ Schmerzhaft zuckt dieser historische Ruf durch das Bewusstsein der Thronerbin des kleinen fiktiven europäischen Königreiches Sasson, als sie erfährt, dass ihre Eltern bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen sind. Nun ist es an ihr ist, eine ganze Nation aus dem Chaos von Notstandsgesetzen, zerbombten Häusern, Korruption und Vetternwirtschaft herauszuführen. Doch mit unermüdlichem Fleiß, Aufopferungsbereitschaft und viel Mut stellt sie sich gemeinsam mit ihrem frisch zusammengetrommelten Team von Beratern, Bodyguards und einer kleinen Hand voll Freunden der Aufgabe, Sasson wieder auf sichere Füße zu stellen. Der Tradition ihres Landes folgend verpflichtet sie sich, mit all ihrer Kraft und jedem Mittel, das ihr zur Verfügung steht, für das Wohl ihres Staates zu kämpfen. Für ihr Land ist sie bereit zu leben und zu sterben. Und zu sterben wird von ihr schneller verlangt als es ihr recht ist…. Denn Thronerbin im 21. Jahrhundert zu sein bedeutet nicht, auf Bällen zu tanzen, sondern reale Probleme zu lösen in einer manchmal viel zu harten Welt.

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Martina Raub

Bei meinem Leben

ROMAN

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detailliert Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

© by Verlag Kern GmbH, 2015

© Inhaltliche Rechte bei der Autorin

Autorin: Martina Raub

Layout/​Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Titelmotiv: © mona_redshine | fotolia

1. Auflage 2015

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

Lektorat: Manfred Enderle

Sprache: deutsch,

ISBN: 9783957161-192

ISBN E-Book: 9783957161-635

www.verlag-kern.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Bei meinem Leben

Für meine Eltern,

die mir das Wichtigste mit auf den Weg ins Leben gegeben haben:

Wissen. Neugier.

Und ihre bedingungslose Liebe – jederzeit.

Jegliche in diesem Roman geäußerte Meinung oder Aussage ist rein fiktiv und dient ausschließlich dem Fortgang der Erzählung. Sie spiegelt nicht die Ansichten der Autorin wider, die sich allein dem Wertekodex der freiheitlich demokratischen Grundordnung verpflichtet fühlt.

Das Sonnenlicht sickerte hell durch die braunen Jalousien. Die Strahlen tasteten sich durch das kleine Schlafzimmer, in dem nur ein Doppelbett mit Nachtkasten und ein Kleiderschrank aufgebaut waren. An der Wand, dem Schrank gegenüber, war ein mannshoher Ankleidespiegel angebracht, um dessen Rahmen Postkarten aus der ganzen Welt aufgeklebt waren. Dubai, Tokio, Washington, Berlin, Rio de Janeiro und noch viele mehr. In der rechten oberen Ecke des Spiegels hing ein Foto, das ein Ehepaar zeigte. Das Paar war außergewöhnlich gut gekleidet, stand Arm in Arm auf der Treppe eines Flugzeuges und winkte lächelnd in die Kamera. Im Hintergrund waren das Flugfeld und der Tower zu sehen. Vor der Treppe, ganz am Rand des Bildes, konnte man die Motorhaube eines dunklen Autos erahnen.

Der Wecker auf dem Nachtkasten begann penetrant zu piepen und hörte damit erst auf, als sich eine Hand aus der Bettdecke geschoben und auf den Sensor gedrückt hatte.

Sieben Uhr morgens! Der Rest des Körpers, der zu der Hand gehörte, drehte sich auf den Rücken und streckte und räkelte sich im Bett. Wie schön wäre es, jetzt noch eine halbe Stunde länger schlafen zu können. Aber das ging nicht.

Constance Lirent schlug die Decke zurück und streckte die Füße aus dem Bett. Der Boden war kalt. Irgendwann würde sie sich einen Teppich kaufen, um beim Aufstehen nicht immer frieren zu müssen. Bei dem Gedanken musste sie ganz für sich allein breit grinsen. Zuhause hatte sie etwas anders gewohnt. Ihre Eltern hatten sie ganz schön verwöhnt. Es tat gut, ein bisschen bescheidener zu leben. Das ließ den Wert des Lebens klarer hervortreten.

Sie tapste noch schläfrig zum Kleiderschrank. Heute musste sie wieder ins Büro, also öffnete sie die linke Flügeltür. Die Seite mit der Arbeitsgarderobe. Ein dunkles Kostüm? Nein, heute nicht. Es würde warm werden. Sie wählte eine dunkelblaue Jeans, eine weiße Bluse und eine Wildlederweste. Das reichte aus. Ihre Ausbilder kleideten sich teilweise auch sehr leger, dann konnte sie sich das ebenfalls erlauben. Es war ja auch nicht beanstandet worden, dass ihre Jeansjacke, die sie oft morgens wegen des Fahrtwindes trug, schon Gebrauchsspuren aufwies und am Kragen sogar ein kleines Loch hatte.

Bevor Constance das Schlafzimmer verließ, zog sie die Jalousien hoch und blinzelte der Sonne entgegen. Es musste ein herrlicher Tag werden. Sie konnte sich nichts vorstellen, das ihre Laune heute trüben konnte. Als sie am Spiegel vorbeikam, huschte ihr Blick schnell über die vielen Postkarten und blieb dann am Foto oben in der Ecke hängen. Kurz ein ganz klein wenig wehmütig, dann schnell aber wieder ausgeglichen, hauchte sie einen Handkuss dem Bild entgegen.

„Morgen, Papa. Na, Mama, ausgeschlafen?“, flüsterte sie in die Stille ihrer Wohnung hinein, dann nahm sie ihre Kleidung fester unter den Arm und eilte ins Bad. Wenn sie jetzt nicht in die Gänge kam, würde sie das erste Mal zu spät im Büro eintreffen. Und Pünktlichkeit war ja bekanntlich die Tugend der Könige.

Eine knappe Stunde später kam sie in der Stadtverwaltung von Mettmann an. Mettmann, eine kleine Stadt in der Nähe von Düsseldorf, die es irgendwie geschafft hatte, Kreisstadt zu werden. Hier in der Stadtverwaltung war sie vom Rechtsamt als Referendarin aufgenommen worden. Nachdem sie in Köln, Stanford und Durban Jura studiert und das erste Staatsexamen abgelegt hatte, befand sie sich nun im praktischen Abschnitt ihrer Ausbildung. Dazu gehörte im Bereich des Verwaltungsrechts auch die Station in einer Behörde. Wieso sie sich ausgerechnet für Mettmann in Deutschland entschieden hatte, konnte sie jetzt schon nicht mehr sagen. Vielleicht weil sie hier ihre Wohnung gemietet hatte und es so bequem war, nur ein paar Minuten mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz zu fahren. Aber das war in vier Wochen auch schon wieder vorbei. Dann würde sie bei einem Anwalt in Düsseldorf die nächste Station ihrer Ausbildung absolvieren und vermutlich jeden Tag mit dem Auto in die Stadt fahren. Ihren silbernen Porsche Carrera– bezahlt von ihrem eigenen Geld– hatte sie in der Tiefgarage des Wohnhauses abgestellt und bis jetzt nur selten bewegt. Wohl keiner der anderen Mieter, die dort tagtäglich ein- und ausfuhren, wusste, wem der Wagen gehörte.

Das Amt lag in der dritten Etage. Es bestand aus sieben Räumen, die hintereinander angeordnet waren und bei geöffneten Zwischentüren einen durchgehenden Schlauch bildeten. Und die Türen waren immer offen. Aus den Bürofenstern konnte man unendlich weit blicken, wenn das Wetter so schön war wie heute.

Die fest angestellten Kollegen hatten die junge Referendarin schnell und gerne in ihren Kreis aufgenommen. Sie war immer zuvorkommend, clever, fleißig und lachte viel. Intern war man sich einig, dass sie ruhig übernommen werden sollte, wenn eine Planstelle frei wurde. Nicht alle Referendare gingen mit Constances Leichtigkeit an die Arbeit, als hätte sie keine Sorgen vor der Bewertung, vor der nächsten Prüfung, vor dem Start ins Berufsleben. Auch Constance war glücklich. Sie fühlte sich gut aufgehoben und von den großen Problemen der Welt verschont. Hier war alles so kleinbürgerlich, dass es schon Spaß machte, Teil dieser Behörde zu sein.

Die Referendarin hatte gerade einen Aktenvorgang beendet und wollte ihn an ihre Ausbilderin, Frau Hinrichs, zurückgeben. Sie stand mit ihr und einem weiteren Kollegen, Herrn Bibersch, zusammen im letzten Büro.

„Sehen Sie das auch so, Frau Lirent? Die Ölpreise sind doch nur eine Folge des Krieges. Nachdem der Diktator fort ist, sollten sich die Amis zurückziehen. Dann wäre wieder alles normal.“

„Fragen Sie mich nicht. Ich habe keine Meinung zu Politik.“

„Das glaube ich Ihnen nicht. Sie sind bestimmt ein politischer Mensch.“ Ihr Augenaufschlag war schon fast schelmisch: „Ach, Sie glauben mir nicht?“

Frau Hinrichs lachte auf: „Sie haben jetzt so geguckt wie mein Kleiner, wenn er etwas angestellt hat und es nicht sagen will.“

Sie lachten gemeinsam und gönnten sich ein paar Minuten, um auch einmal privat miteinander reden zu können. Die drei Juristen standen noch zusammen, als die Tür vom Sekretariat ganz am Ende des Bürotraktes aufgerissen wurde und mehrere Polizisten eintraten.

Bibersch sah sie zuerst kommen. Erstaunt blickte er die vier Polizisten an, in deren Begleitung sich eine ganze Gruppe von Menschen befand. Normalerweise gab es keinen Publikumsverkehr im Rechtsamt. Unter den Besuchern befanden sich Männer und Frauen, Alte und Junge, durchgehend gut gekleidet und alle von einer tiefen Ernsthaftigkeit ergriffen. Drei Männer mittleren Alters trugen Uniformen in Blau, aber Bibersch konnte nicht zuordnen, zu welcher Einheit sie gehörten. Er kam zu dem Schluss, dass es wohl Armeeangehörige waren, sie aber nicht zu den deutschen Streitkräften zählten. Was ging hier vor?

Die Gruppe eilte schon weiter durch den Schlauch von Büroräumen und kam rasch auf die drei Juristen zu. Jetzt bemerkten auch Hinrichs und Constance, dass etwas nicht stimmte. Hinrichs trat einen Schritt zur Seite, um durch den Türrahmen in die anderen Räume zu gucken. Sie bekam große Augen und staunte: „Was im Himmel…?“

Nun wurde Constance neugierig, weil sie aber so gemütlich an der Wand neben dem Türsturz lehnte und fast schon zu faul für Aufregung war, schaute sie nur kurz um die Ecke. Und sie erstarrte.

„Als ich Sir Phillip den Gang entlang auf mich zugehen sah, wusste ich sofort, dass etwas Schreckliches geschehen war. Es war vereinbart worden, dass ich nicht kontaktiert werden sollte. Für eine Weile hatte ich mir das Recht erkämpft, frei und unabhängig zu sein. Dass Sir Phillip auf einmal dieses Recht mit Füßen trat und meine Tarnung dauerhaft aufdeckte, hatte mich so tief erschüttert, dass es beinahe körperlich schmerzte. Wahrscheinlich hat mich das aber schon auf schlimmste Nachrichten vorbereitet. Alles andere kam danach nur noch wie durch eine Nebelwand in meinem Bewusstsein an.“

Die Akte fiel aus der Hand der jungen Frau und rutschte in den Papierkorb neben ihr. Das Rascheln riss die Referendarin aus ihrer Starre. Sie lehnte noch einmal kurz den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen, um tief durchzuatmen. Dann streckte sie sichtlich die Schultern, richtete sich gerade auf und trat in den Türbogen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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