Berliner Leichenschau - Gunther Geserick - E-Book

Berliner Leichenschau E-Book

Gunther Geserick

4,1

Beschreibung

Kriminalkommissar Gunnar Granow und seine Assistentin Theresa Marotzke lägen bei der Täterjagd oft daneben, wenn Rechtsmediziner Robert Schwarz bei der Obduktion nicht immer wieder erstaunliche Details zutage fördern würde ... In dem unterhaltsamen Erzählband "Berliner Leichenschau" haben zwei Meister ihres Fachs zusammengefunden: einer der bedeutendsten Krimiautoren und einer der renommiertesten Rechtsmediziner Deutschlands. Prof. Dr. Horst Bosetzky und Prof. Dr. Gunther Geserick führen in zehn Kriminalgeschichten die Tücken des Mordens und Ermittelns vor.

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Ähnliche


Horst Bosetzky / Gunther Geserick

Berliner Leichenschau

Kleines Einmaleins des Mordens

Jaron Verlag

Prof. Dr. Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als »Denkmal der deutschen Kriminalliteratur«. Im Jaron Verlag veröffentlichte er eine Vielzahl von Krimis und anderen Büchern. Horst Bosetzky feiert im Februar 2013 seinen 75. Geburtstag.

Prof. Dr. Gunther Geserick, ebenfalls 1938 in Berlin geboren, ist Rechtsmediziner und emeritierter Universitätsprofessor. Von 1987 bis 2003 leitete er das Institut für Rechtsmedizin der Humboldt-Universität Berlin. U. a. erschien von ihm »Zeitzeuge Tod. Spektakuläre Fälle der Gerichtsmedizin«.

Originalausgabe

1. Auflage 2013

© 2013 Jaron Verlag GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin, unter Verwendung eines Fotos der Bildagentur iStockphoto

Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

ISBN 9783955521806

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Es begann am Seziertisch …

Der Hakenmann von Krampenburg

Wie vom Blitz getroffen

Hang down your head, Tom Dooley

Friede seiner Asche

Ein seltener Fall von Bolustod

Im Gleisbett

Ohne Krimi geht die Kimmi nie ins Bad

Madenfraß

Keine Liebe ohne Leiche

Kennt Prof. Schwarz Tag und Stunde?

Es begann am Seziertisch …

von Horst Bosetzky

Es geschah am 11. April 2008 in München, und im Nachhinein könnte man meinen, der bayrische Horst habe dem Berliner Horst aus der Solidarität derer heraus, die mit diesem Vornamen geschlagen sind, ein kleines Geschenk machen wollen. Tatsache ist, dass mich Münchner Kolleginnen und Kollegen zu einer Lesung ins Institut für Rechtsmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität eingeladen hatten. Thema der Veranstaltung: Krimi-Autoren auf dem Seziertisch. Neben mir lasen zwei weitere Autoren. Gemeinsam waren wir vorher durch die Räumlichkeiten des Instituts geführt worden. Schön, so was kannten wir aus dem Fernsehen – neu für uns aber waren die ortsüblichen Gerüche. Am meisten Eindruck jedoch hinterließ der gerade fertige Anbau mit Kühlfächern für »dicke Leichen«. Mit meinen 71 Kilogramm hatte ich allerdings keine Chance, dort zu landen, also unterließ ich es, mich in München ermorden zu lassen.

Führung und Moderation oblagen Prof. Dr. Matthias Graw. Ich hatte beim Lesen seines Namens gedacht, er sei Engländer oder Amerikaner, aber dann hörte ich, dass man ihn »Herr Graf« nannte. Wie ein Pathologe sah er wirklich nicht aus, man hätte ihn eher für einen einfühlsamen Cellisten gehalten. Und außerdem ist ein Rechtsmediziner kein Pathologe, sondern wesentlich mehr, wie ich bald von Matthias Graw erfahren sollte.

Er war bei allem so amüsant, dass mir schon nach wenigen Minuten der Gedanke kam, ihn Helge Schätzel, dem Cheforganisator der jährlich stattfindenden Reinickendorfer Kriminacht, als Gaststar der 16. Veranstaltung vorzuschlagen. Unter der Überschrift Prof. Graw obduziert die Leichen des Herrn -ky wollte ich kurze Passagen aus einem meiner Romane oder einer Kurzgeschichte vorlesen – und Matthias Graw sollte dann darlegen, wie ein Rechtsmediziner die Kripo auf die richtige Spur bringt. Beispiel: Jemand wird erst mit einem Auto totgefahren und dann ins Wasser geworfen, um einen Badeunfall vorzutäuschen – wie kommt da später durch den Rechtsmediziner die Wahrheit ans Licht?

Im Bezirksamt Reinickendorf war man schnell von meiner Idee überzeugt, und am 12. November 2008 muss Matthias Graw und mir eine so überzeugende Performance gelungen sein, dass mich Helge Schätzel zweieinhalb Jahre später fragte, ob man das Ganze nicht wiederholen könne. Er habe da einen berühmten einheimischen Rechtsmediziner im Auge, Prof. Dr. Gunther Geserick, Nachfolger des legendären Otto Prokop als Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Gunther Geserick war mir vor allem durch eine seiner vielen Veröffentlichungen recht vertraut ( Zeitzeuge Tod – Spektakuläre Fälle der Berliner Gerichtsmedizin, mit Klaus Vendura und Ingo Wirth, Leipzig 2001), und ich war begeistert. Seit der jahrelang erprobten Zusammenarbeit mit meinem Freund und Kollegen Jan Eik weiß ich, dass man die Seele Berlins nur richtig erfassen kann, wenn man die Sichtweisen der alten Ost- und der alten West-Berliner zusammenbringt. Und Gunther Geserick kam aus der Hauptstadt der DDR.

Zur Vorbereitung unseres gemeinsamen Auftritts bei der 19. Reinickendorfer Kriminacht am 12. November 2011 haben wir uns Ende September in einem kleinen Café in der Nähe des Bundesplatzes getroffen, denn ein erstes Telefongespräch hatte ergeben, dass wir beide in Wilmersdorf wohnen und derselbe Jahrgang sind, 1938 nämlich. Es war Sympathie auf den ersten Blick, und wir haben uns seither immer eine Menge zu erzählen. Ich schätze seine Profession, er meine, und außerdem üben Menschen, die sozusagen mit dem Tod auf Du und Du stehen, eine gewisse Faszination auf mich aus. Für mich war dieses Treffen ein ganz besonderer Glückstag, denn nun kann ich mir ganz sicher sein, nicht selbst ermordet zu werden: Jeder meiner potentiellen Mörder müsste ja damit rechnen, dass Gunther Geserick mich obduziert und der Kripo jene berühmten zweckdienlichen Hinweise liefert, die zu seiner Ergreifung führen.

Wer nun denkt, wir hätten an diesem Tage ganz spontan die Idee zur Berliner Leichenschau gehabt, der irrt, die hatte erst unser sehr verehrter Verleger Dr. Norbert Jaron, als er uns auf der Bühne in der Tegeler Humboldt-Bibliothek agieren sah. Unsere Zustimmung zu diesem Projekt kam spontan. Mein Part war es nun, ein Ermittlerteam zu entwickeln (den Ersten Kriminalhauptkommissar Gunnar Granow und seine Assistentin Theresa Marotzke) und zehn Kurzgeschichten auszubrüten, und Gunther Geserick hat dann, nachdem ich ihm die ersten Teile zugeschickt hatte (Tatbegehung und Erster Angriff der Kriminalbeamten), als Prof. Schwarz den Obduktionsbericht verfasst. Mit seiner Hilfe kommen nun Gunnar Granow und Theresa Marotzke dem Täter auf die Spur, und hat der dann ein Geständnis abgelegt, folgt am Schluss Gunther Geserick mit einer fachlichen Plauderei aus dem reichen beruflichen Erfahrungsschatz eines Rechtsmediziners. Die geneigten Leserinnen und Leser werden schnell erkennen, wer von uns beiden was geschrieben hat, um aber jeglichen Zweifel auszuräumen, sind die einzelnen Teile durch Sternchenzeilen abgetrennt.

Gunther Geserick und ich hoffen, dass Sie beim Lesen dieselbe Freude und dasselbe hohe Maß an Erkenntnisgewinn haben wie wir beide beim Schreiben.

Der Hakenmann von Krampenburg

Peter Reinhalter hatte über vierzig Jahre lang in verschiedenen Berliner Finanzämtern Einkommensteuerbescheide bearbeitet und Tag für Tag von seinem Ruhestand geträumt. Nun war er Pensionär und konnte sich voll und ganz seiner großen Leidenschaft widmen: dem Wassersport. Was hatte er die Bücher von Herbert Rittlinger verschlungen! Der war mit seinem Faltboot auf der Rhône, der Drau, dem Euphrat und sogar auf dem Amazonas unterwegs gewesen. Reinhalter hingegen musste sich mit der Spree, der Dahme und dem Gosener Graben begnügen. Aber das Glück war auch hier zu Hause – und ertrinken konnte man hier genauso, wenn man nicht Obacht gab. Er war schon immer ein schlechter Schwimmer gewesen, doch als alter Seefahrer eine Schwimmweste umzubinden, empfand er als peinlich. Was hätten seine Enkel da gelästert! Um ihn zu warnen, erzählte seine Frau ihm immer wieder die Geschichte von einem Paddlerfreund, der wie einst Rittlinger alle wichtigen Flüsse der Welt befahren hatte, dazu die deutschen Boddengewässer und die halbe Ostsee – und der dann auf einem Dorfteich in Mecklenburg gekentert und ertrunken war. Nun, ihm würde das bestimmt nicht passieren!

Gemächlich paddelte er am Seddinwall vorbei, sah dann links die Gosener Berge, auf deren Gipfel früher eine Warte gestanden hatte und in deren Tiefen sich Markus Wolf einen Bunker hatte bauen lassen, der auch einer Atombombe widerstanden hätte – so hieß es jedenfalls. Ein Stückchen dahinter lag der endlose Schlauch des Oder-Spree-Kanals. Vor Reinhalter tauchten die beiden Inselchen auf, die Schmöckwitz von Seddinsee abschirmten, und er entschied sich, vom Seddinsee rechts in den Langen See einzubiegen, die Verbreiterung der Dahme. Nach einigen Paddelschlägen kam Krampenburg in Sicht, eine Halbinsel auf der Landzunge zwischen der Großen Krampe und dem Langen See. Gegenüber lag Schmöckwitz, mit dem Krampenburg durch eine Fähre verbunden war.

Müde vom stundenlangen Paddeln, ließ Peter Reinhalter sein altes Pouch-Faltboot mit dem Heck voran in den ansehnlichen Schilfgürtel gleiten. Das war zwar aus Gründen des Umweltschutzes verboten, doch er liebte es, seinen »Binsenbummler« auf diese Art zu parken, denn die Halme hielten das kipplige Gefährt so fest, als steckte es in einer Schraubzwinge. So konnte er sich lang ausstrecken, um zu dösen und zu träumen. Die paar Schrammen an der blauen Gummihaut, die dadurch entstanden, nahm er billigend in Kauf. Er war gerade dabei sich auszustrecken, als ein Schrei ihn hochfahren ließ.

»Hilfe, mich zieht jemand unter Wasser!«

Reinhalter griff sofort nach seinem Paddel, doch es vergingen einige Sekunden, ehe er sein Boot aus der Umklammerung des Schilfs befreit hatte. Sein Blick ging zu den beiden kleinen langgestreckten Inseln hinüber, die Schmöckwitz vorgelagert waren und die Namen Weidenwall und Werderchen trugen. Von Werderchens Spitze musste der Schrei gekommen sein. Seltsamerweise standen nirgendwo am Ufer Menschen, um Ausschau zu halten, weder auf den Grundstücken und vielen Stegen in Schmöckwitz noch am bewaldeten Ufer auf seiner Seite, also zur Gosener Landstraße hin, wo viele Zelte standen. Da sollte niemand etwas gehört haben? Reinhalter griff nach seinem Handy, zögerte aber noch, die Notrufnummer zu wählen. War er eben eingedöst und hatte nur geträumt, es würde jemand um Hilfe rufen? Er sah sich um. Nirgends gab es Kreise auf dem Wasser, und im Umkreis von gut zweihundert Metern war kein Sportboot zu sehen. Er gab sich einen Ruck. Nein, er war kein Spinner und hatte sicherlich keine Halluzinationen, er war ein durch und durch rationaler Mensch – und absolut nüchtern war er auch. Also wählte er die 110.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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