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Der historische Roman "Blanca von Beaulieu" von Alexandre Dumas entführt die Leser in die Welt des 17. Jahrhunderts in Frankreich. Die Geschichte folgt der jungen Blanca, die in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges um ihr Überleben kämpft. Dumas verwendet einen detailreichen und fesselnden Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, sich vollständig in die historische Atmosphäre einzutauchen. Der Roman zeichnet sich durch seine präzisen Beschreibungen der damaligen gesellschaftlichen Normen und politischen Konflikte aus. In "Blanca von Beaulieu" zeigt Dumas sein Talent als Meister des historischen Romans und erzählt eine packende Geschichte voller Intrigen und Leidenschaft.
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Seitenzahl: 78
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Wer am Abende des 15. Dezembers 1793, um sich in das Dorf Saint-Crepin zu begeben, das Städtchen Clisson verlassen, und auf dem Rücken des Bergs angehalten hätte, an dessen Fuße die Moine fließt, würde auf der andern Seite des Thales ein sonderbares Schauspiel gesehen haben.
Zuerst hätte er an dem Orte, wo sein Blick das zwischen den Bäumen verlorene Dorf gesucht, inmitten eines durch die Dämmerung schon verdunkelten Horizonts, drei oder vier Rauchsäulen wahrgenommen, die, auf ihrer Grundfläche vereinzelt und in der Höhe sich ausbreitend, in einander flossen, sich einen Augenblick wie eine gebräunte Kuppel hin- und her wiegten, und dann, träge einem feuchten Westwinde nachgebend, in dieser Richtung mit den niedrig stehenden Wolken eines nebligen Himmels verschmolzen. Er hätte diese Grundlage langsam rot werden, dann allen Rauch aufhören und aus den Dächern der Häuser an ihrer Stelle spitzige Feuerzungen mit dumpfem Geprassel hervorbrechen sehen, bald spiralförmig sich windend, bald sich niedersenkend und sich erhebend gleich dem Mast eines Schiffes. Bald darauf wäre es ihm vorgekommen, als öffneten sich alle Fenster, um Feuer zu speien. Von Zeit zu Zeit hätte er, wenn ein Dach einstürzte, ein dumpfes Geräusch gehört; er hätte eine lebhaftere Flamme mit taufenden von Funken vermischt, und an dem blutigen Schein der um sich greifenden Feuersbrunst Waffen glänzen, und einen Kreis von Soldaten, fern hin sich ausdehnend, unterscheiden können. Er hätte Geschrei und Gelächter gehört und hätte schreckensvoll ausgerufen: Gott verzeih' mirs, es ist eine Armee, die sich an einem Dorfe wärmt.
Wirklich hatte auch eine republikanische Brigade von zwölf- bis fünfzehnhundert Mann das Dorf Saint-Crepin verlassen gefunden und Feuer daran gelegt.
Es war dies keine Grausamkeit, sondern eine Kriegsmaßregel, ein Feldzugsplan, wie ein anderer auch; die Erfahrung bewies, dass dies das einzige Zweckmäßige war.
Eine einzeln stehende Hütte brannte jedoch nicht; man schien sogar alle nötigen Vorsichtsmaßregeln ergriffen zu haben, damit das Feuer sie nicht erreichen könnte. Zwei Schildwachen stunden vor der Thürs und jede Minute traten Ordonnanz-Offiziere und Adjuvanten ein und gingen dann wieder heraus, um Befehle mitzunehmen.
Derjenige, der diese Befehle gab, war ein junger Mann, welcher zwanzig bis zweiundzwanzig Jahre alt zu sein schien; lange blonde Haare, auf der Stirne gescheitelt, fielen wellenförmig auf beiden Seiten seiner bleichen und mageren Wangen herab; sein ganzes Gesicht trug den Abdruck jener unheimlichen Traurigkeit, die auf der Stirne Derjenigen haftet, welche jung zu sterben bestimmt sind. Sein blauer Mantel, der ihn einhüllte, verbarg ihn nicht so sehr, dass er nicht die Zeichen seines Grades, zwei Generals-Epauletten, hätte erblicken lassen; nur waren diese Epauletten von Wolle, da die republikanischen Offiziere dem Konvent das patriotische Opfer alles Goldes auf ihren Kleidern dargebracht hatten. Er war über einen Tisch gebeugt, eine Landkarte lag vor seinen Augen aufgerollt, und er zeichnete bei dem Scheine einer Lampe, welcher selbst vor dem Leuchten der Feuersbrunst verschwand, mit Bleistift die Straße, die seine Soldaten zogen.
Es war der General Marceau, der drei Jahre später bei Altenkirchen fallen sollte.
— »Alexander! rief er, sich halb aufrichtend. . . . Alexander! ewiger Schläfer, träumst du von St. Domingo, dass du so lange schläfst?«
— »Was gibt es?« sagte, sich ganz aufrecht stellend und aufgeschreckt, Derjenige, an den er sich wendete und dessen Kopf beinahe die obere Bodendecke der Hütte berührte; »was gibt es? kommt der Feind?« und diese Worte wurden mit einem leichten kreolischen Akzent gesprochen, der ihnen selbst mitten in der Drohung noch etwas Sanftheit beließ.
— »Nein, aber ein Befehl vom Obergeneral Westermann ist angelangt.«
Und während sein College diesen Befehl las, denn der, welchen er aufgerufen hatte, war sein College, betrachtete Marceau mit kindischer Neugierde die muskulösen Formen des Mulattischen Herkules, den er vor den Augen hatte.
Dieser war ein Mann von achtundzwanzig Jahren, mit kurzen krausen Haaren, brauner Gesichtsfarbe, feiner Stirne und weißen Zähnen, dessen fast übernatürliche Stärke der ganzen Armee bekannt war, welche ihn an einem Schlachttage einen Helm bis auf den Brustharnisch hatte durchhauen, und an einem Paradetage ein unbändiges Pferd, das mit ihm durchging, zwischen den Beinen hatte erdrücken sehen. Auch dieser hatte nicht lange zu leben; aber weniger glücklich als Marceau, sollte er, ferne vom Schlachtfelde, vergiftet auf Befehl eines Königs sterben. Es war der General Alerander Dumas; es war mein Vater.
— »Wer hat dir diesen Befehl gebracht? Fragte er?«
— »Der Volks-Repräsentant Delmar.«
— »Gut.
Und wo sollen sich diese armen Teufel sammeln?«
— »In einem Gehölz anderthalb Meilen von hier; sieh auf die Karte: hier ist es.«
— »Ja; allein auf der Karte sind die Schluchten, die Berge, die abgehauenen Bäume, die tausend Nebenpfade, welche den wahren Weg verwirren, und wo man Mühe hat, sich selbst bei Tage zurecht zu finden, nicht angegeben. . . Höllisches Land!. . . Zudem ist es hier immer kalt.«
— »Sieh, sagte Marceau, mit dem Fuß die Tür aufstoßend und ihm das Dorf im Brande zeigend, gehe hinaus, und du kannst dich wärmen. . . He! was ist dies da, Bürger?«
Diese Worte waren an eine Gruppe Soldaten gerichtet, welche, Lebensmittel suchend, in einer Art Hundestall, der an die Hütte angebaut war, worin die beiden Generale sich befanden, einen vendeischen Bauer gefunden hatten, der so betrunken zu sein schien, dass es wahrscheinlich war, er habe den Einwohnern des Dorfs nicht folgen können, als sie dasselbe verlassen hatten.
Der Leser stelle sich einen Meier mit dummem Gesicht, großem Hut, langen Haaren, grauer Jacke vor; ein nach dem Bilde des Menschen flüchtig zusammengestoppeltes Wesen, von einer Stufenklasse, noch unter dem Tier; denn es war augenfällig, dass der Instinkt dieser Masse fehlte. Marceau ließ einige Fragen an ihn machen; der Patois und der Wein machten seine Antworten unverständlich. Er wollte ihn gerade als ein Spielzeug den Soldaten überlassen, als der General Dumas barsch den Befehl gab, die Hütte zu verlassen und den Gefangenen dort einzuschließen. Er war noch an der Tür: ein Soldat stieß ihn in s Innere; er ging strauchelnd, stützte sich an die Wand, wankte einen Augenblick, sich auf seinen halb gebogenen Beinen schaukelnd; dann fiel er ausgestreckt und schwerfällig nieder und blieb regungslos liegen. Eine Wache blieb vor der Tür und man gab sich nicht einmal die Mühe, das Fenster zu verschließen.
— »In einer Stunde werden wir aufbrechen können, sagte der General Dumas zu Marceau; wir haben einen Führer.«
— »Welchen?«
— »Diesen Mann.«
— »Ja, wenn wir uns morgen auf den Weg begeben wollen, mag es sein. Dieser Kerl hat für vierundzwanzig Stunden Schlaf getrunken.«
Dumas lächelte: komm, sagte er zu ihm; und er führte ihn unter den Schoppen, worin der Bauer aufgefunden worden war; eine einfache Bretterwand trennte ihn von dem Innern der Hütte, zudem war diese noch durch Einschnitte durchlöchert, die Alles, was darin vorging, unterscheiden ließen, und die erlaubt haben mussten, welche Alles bis auf das unbedeutendste Wort der beiden Generale zu hören, sich eine Weile vorher darin befanden: und jetzt, setzte er mit leiserer Stimme hinzu, sieh hierher.
Marceau gehorchte, der Gewalt weichend, die sein Freund selbst in den gewöhnlichen Vorfällen des Lebens über ihn ausübte. Er hatte einige Mühe, den Gefangenen zu unterscheiden, der zufällig in dem hintersten Winkel des Häuschens gefallen war. Er lag noch unbeweglich an derselben Stelle; Marceau drehte sich nach seinem Kollegen um; dieser war verschwunden.
Als er seine Blicke wieder in die Hütte zurückwandte, schien es ihm, als habe ihr Bewohner eine leichte Bewegung gemacht; sein Kopf war in eine Richtung zurückgelegt, die ihm erlaubte, mit einem Blick das ganze Innere zu überschauen. Bald öffnete er die Augen mit dem lange währenden Gähnen eines Menschen, der erwacht, und er sah, dass er allein war.
Ein sonderbarer Strahl von Freude und Geisteskraft zeigte sich auf seinem Gesicht.
Von jetzt an war es Marceau augenfällig, dass er von diesem Menschen betrogen worden wäre, wenn nicht ein heller sehender Blick Alles erraten hätte. Er betrachtete ihn daher mit erneuerter Aufmerksamkeit; sein Gesicht hatte den früheren Ausdruck wieder angenommen, seine Augen hatten sich wieder geschlossen, seine Bewegungen waren die eines Mannes, der in Schlaf zurückfällt; in einer derselben stemmte er den Fuß an den leichten Tisch, welcher die Karte und den Befehl des General Westermann trug, den Marceau wieder dahingeworfen hatte: Alles fiel durcheinander; der wachestehende Soldat machte die Tür halb auf, streckte den Kopf nach dem Geräusche hin, sah, was dasselbe verursacht hatte, und sagte lachend zu seinem Kameraden: »Es ist der Bürger, welcher träumt.«
Indessen hatte dieser die Worte gehört, seine Augen hatten sich wieder geöffnet, ein drohender Blick verfolgte einen Augenblick den Soldaten; hierauf ergriff er mit einer schnellen Bewegung das Papier, auf welches der Befehl geschrieben war, und barg es in seiner Brust.
Marceau hielt seinen Atem an sich; seine rechte Hand schien an den Griff seines Säbels festgeklebt, seine Linke trug mit seiner Stirne das ganze Gleichgewicht seines an die Bretterwand angelehnten Körpers.
Der Gegenstand seiner Aufmerksamkeit war gerade auf die Seite gekehrt; bald rückte er, sich auf Ellbogen und Knie stützend, aber immer liegend, gegen den Eingang der Hütte langsam vor; der Zwischenraum, der sich zwischen der Schwelle und der Tür befand, erlaubte ihm, die Füße einer Gruppe Soldaten zu sehen, welche sich vor derselben aufhielten. Jetzt fing er mit Geduld und Langsamkeit an, gegen das halboffene Fenster zurückzukriechen; drei Fuß von demselben angelangt, suchte er alsdann in seiner Brust eine Waffe, die darin verborgen war, richtete seinen Körper auf, und schwang sich mit einem einzigen Satz, dem Satz eines Jaguars, zur Hütte hinaus. Marceau