Briefe - Theodor Storm - E-Book

Briefe E-Book

Theodor Storm

0,0

Beschreibung

Dieses eBook: "Briefe" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Theodor Storm (1817-1888) war ein deutscher Schriftsteller, der als Lyriker und als Autor von Novellen und Prosa des deutschen Realismus mit norddeutscher Prägung bedeutend war. Im bürgerlichen Beruf war Storm Jurist. Storm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter des "bürgerlichen" bzw. "poetischen Realismus", wobei neben seinen Gedichten besonders seine Novellen seinen Ruhm begründeten. Zahlreiche seiner Werke werden heute noch aufgelegt. Aus dem Buch: "Ihr Brief, liebster Freund, so willkommen er mir ist, hat mich doch in ärgerlicher Weise an meiner Saumseligkeit ertappt, mit welcher ich seit Monaten mit einem Briefe an Sie laborierte. Der Winter ist mir zum ersten Mal fast unerträglich geworden und hat fast alle Schreiberei lahmgelegt. Immer grau und lichtlos, dabei ungewöhnlich kalt und schneereich, nach vorangegangenem Regenjahr, hat er mir fast täglich namentlich die Morgenstunden vereitelt. Ein einziges Mal hatte ich neulich ein Frühvergnügen, als ich eines Kaminfegers wegen um vier Uhr aufstehen mußte, der den Ofen zu reinigen hatte. Da sah ich das ganze Alpengebirge im Süden, auf acht bis zwölf Meilen Entfernung, im hellen Mondscheine liegen, wie einen Traum, durch die vom Föhnwinde verdünnte Luft. Am Tage war natürlich alles wieder Nebel und Düsternis..."

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 46

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Theodor Storm

Briefe

Die schönsten Briefe von und an Theodor Storm

e-artnow, 2015
ISBN 978-80-268-3329-1

Inhaltsverzeichnis

An Bertha von Buchan (Kiel, 31.01.1841)
An Erich Schmidt (Husum, 29.12.1877)
An Ernst Esmarch (Husum, 23.12.1871)
An Ernst Storm (Husum, 29.12.1870)
An Ernst Storm (Husum. 26.-30.12.1871)
An Ernst Storm (Hademarschen, 24.12.1887)
An Friedrich Eggers (Heiligenstadt, 20.12.1856)
An Gottfried Keller (Hademarschen, 22.12.1882)
An Hans Storm (Husum, 16.12.1866)
An Hans Storm (Husum, 21.12.1868)
An Hartmuth Brinkmann und Laura Setzer (Husum, Dezember 1851)
An Ludwig Pietsch, (Husum, 16.12.1864)
An PaulHeyse, (Husum, 20.12.1876)
An Therese Rowohl (Kiel, Anfang 1838)
An seine Eltern (Heiligenstadt, 20.12.1856)
An seine Eltern (Heiligenstadt, 19.12.1858)
An Wilhelm Petersen (Hademarschen, 23.12.1887)
An Wilhelm Petersen, (Husum, 23.12.1877)
An Wilhelm Petersen (Husum, 20.12. 1878)
An Wilhelm Petersen (Hademarschen, 21.12.1880)
An Wilhelm Petersen (Hademarschen, 31.12.1880)
An Theodor Storm (Zürich, 30. März 1877.)
An Theodor Storm (Zürich, den 31. Dezember 1877.)
An Theodor Storm (Zürich, den 26. Februar 1879)
An Theodor Storm (Zürich, den 29. Dezember 1881.)
An Theodor Storm (Zürich, den 22. September 1882.)
An Theodor Storm (Zürich, den 21. November 1882.)

An Bertha von Buchan (Kiel, 31.01.1841)

Inhaltsverzeichnis

Wir haben seit meinem letzten Briefe Weihnacht und Neujahr gehabt2, was ich ja alles, wie schon besagt und beklagt, hier in Kiel verleben mußte. Indes hatten wir sechs Husumer doch einen Weihnachtsabend, wovon ich Dir wenigstens etwas erzählen will, da das Ganze bei mir gewiß bleibend einen freundlichen Eindruck zurücklassen wird. Ich mit noch einem Freunde arrangierte das Ganze mit aller möglichen Heimlichkeit vor den andern; in einem großen hohen Zimmer stellten wir eine prachtvolle 8 Fuß hohe Tanne auf, schmückten sie reichlich mit goldenen Äpfeln, Eiern, Netzen, Zuckerzeug und vielen bunten Lichtern; von der Spitze zu jeder Seite herab hängen zwei lange weißseidene Fahnen, auf der einen die Wappen von Schleswig und Holstein, darunter einen Königsspruch, der die bleibende Vereinigung dieser beiden Herzogtümer ausspricht: „wi laven dat Sleswik und Holsten bliven ewig tosamende ungedeelt!“3 − auf der andern Fahne das Husumer Stadtwappen, als Umschrift einen Vers aus einem alten Studentenliede: „Süßer Traum der Kinderjahre, kehr noch einmal uns zurück.“ − Für die Gesamtbeiträge wurde für jeden 1 Geschenk gekauft, außerdem wurden gegenseitig an uns als Kommission manche Privatgeschenke abgeliefert, ferner hatte ich von den Eltern, Geschwistern, Bräuten der Andern alle zum Weihnachtsabend bestimmten Geschenke an mich schicken lassen. Das alles stellten wir auf großen Tischen um den Weihnachtsbaum, und nachdem wir alle Lichter angezündet hatten, riefen wir die ungeduldigen Kinder zum Christfest. Unsre Einrichtung verfehlte ihren Zweck nicht. So rasch sie bis zur Tür stürmten, so langsam gingen sie hinein; denn der Christbaum ist ein brennendes Geheimnis! Ich sah es wohl, ihre Herzen waren in der Stunde, wie die der Kinder. Engel knieten an der Schwelle, hütend bei dem frommen Schein; von den Lippen klang es helle; nur die Kinder gehen ein!4 So blieb die Stimmung den ganzen Abend; wir freuten uns stundenlang am Baum, an den Geschenken, an den guten Einfällen, die dabei vorkamen; kein leichtsinniges Wort hätten wir geduldet. Bei Tisch brachten wir das erste Glas allen unsern Lieben in der Ferne, das zweite der bleibenden Vereinigung unseres Vaterlandes in den beiden Herzogtümern, das dritte unserer Vereinigung. Um 1 Uhr ging jeder mit seinen Geschenken beladen nach Haus, die bei Allen noch manchen Tag auf dem Tische zur Schau standen.

An Erich Schmidt92 (Husum, 29.12.1877)

Inhaltsverzeichnis

Ein Weihnachten bei uns ist immer wie ein großer Bazar, obgleich von den 8 Kindern jetzt 3 auswärts waren. Lisbeth93 schrieb neulich erfreut über die 5 Empfehlungsbriefe, die Frau Lina94 ihr geschickt; sie wollte sie nach Neujahr benutzen. Auch von Hans gute Nachricht im Übrigen, nur daß er von seinem Asthma dort so zu leiden hat. Er hat Glück, auch in seinen Kuren, gehabt; eine Dame aus dortiger Gegend hat sich neulich gegen eine hiesige sehr rühmend über den jungen Doktor ausgesprochen; er wisse die Armen u. Kranken so freundlich zu trösten. So war denn gute Weihnachten; dazu erhielt ich einen neuen Fußteppich für mein Zimmer, die Stiche: „Egmont vor seiner Hinrichtung“ v. Gallait und „Die heilige Familie“ v. Overbek95, beide eingerahmt, und die Chodowieckischen Bilder zum Gil Blas96 von meiner Frau; sie war im letzten Quartal aber auch sehr für richtiges Haushaltungsgeld! Denken Sie sich liebes Frl. Wally97, wenn Sie erst dergleichen für Ihren Erich so sacht bei Seite bergen! Und wirklich, ich hab’ es an Suppen und Braten gar nicht merken können. Hätten Sie aber diesmal nur die entzückenden Wachspuppen für Dodo u. Dette98 sehen können! 2 aus Stuttgart von Lisbeth besorgt u. angezogen, eine − die besichtigenden Frauen schrieen fast vor Entzücken − von meinem Verehrer dem Zimmermeister und Stadtverordneten Albert Nieß aus Braunschweig99; - und dann, die Krone, 2 hölzerne Wiegen, worin zur Not ein Saugkalb hätte geschaukelt werden können, von einem Dorftischler in Jütland gefertigt, „to Vugger“100, und von dem trefflichen Maler Thomsen101 hier holzfarben mit Rosenbouquets lackiert, und darüber auf der einen „Dette“, auf der ändern „Dodo“ u. darunter „1877“! Und dann im dunkeln Grün des Tannenbaums den berühmten „Märchenzweie“, der die unbestreitbare Erfindung meines Hauses, nämlich des Referendars Ernst ist. (Die Erfindung: man gehe an einem schönen Dezembertage ins Freie und suche sich einen Lärchentannenzweig, der wohl mit feinen Knötchen und etlichen Zapfen besetzt ist, kaufe sich ein Buch Schaumgold, setze sich mit guten Weihnachtsgedanken und entsprechender Zeit und Geduld dazu und vergülde ihn überall und in allen seinen Ausläufen, und stecke ihn dann, wie angemerket, in das dichte Tannengrün des Baumes, und man wird geheimnisvolle Märchenstimmung fühlen.) −