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In den Alpen kann man inmitten verschneiter Berge richtig stimmungsvoll Weihnachten feiern. Von der Adventszeit über die Feiertage, die Zeit zwischen den Jahren bis zu Silvester, Neujahr und Dreikönig zeigt dieses Buch die urigsten Traditionen und besten Rezepte aus der Bergwelt. Folgen Sie uns zum Klosn-Lauf in Stilfs oder zum Scheibenschlagen im Vinschgau und genießen Sie klassische Weihnachtsgans, Schlutzkrapfen und Brandenberger Prügeltorte.
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Seitenzahl: 108
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Herbert TaschlerFotografie: Udo Bernhart
Mit festlichen Rezepten,alten Bräuchen und Traditionendurch die Adventszeit
Vorwort
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …
Adventskranz und Adventskalender
Furchterregende Gesellen – unterwegs mit Krampussen und Klaubaufen
Brot backen auf dem Bauernhof – Tradition und Qualität
Vom Schnapsbrennen – Aqua vitae und Lebenselixier
Heiligabend: Stille Nacht, heilige Nacht …
Weihnachtsfeiertage: Fröhliche Weihnacht überall!
Zwischen den Jahren: Zu einem kleinen Hüttlein führt die Spur von meinen Ski …
Speck – die Tiroler Delikatesse
Silvester: Einen guten Rutsch und prosit Neujahr!
Brandenberger Prügeltorte
Glurnser Mäuse
Neujahr: »Miar winschn enk a glickseligs, freidnreichis nois Jour!«
Dreikönig: Frieden und Glück im neuen Jahr, wünscht euch allen die Sternsingerschar
Glühende Scheiben fliegen in die Nacht
Adressen
Register
Dank
Über den Autor
Über den Fotografen
»Der Winter hat etwas Märchenhaftes. Die Welt liegt weit und klar, die Wege sind schmal und Wanderer darauf wenige, man erwartet daher in jedem etwas Besonderes, in jedem Häuschen, das man betritt, ein Abenteuer, denn außen liegt die Welt so still, innen schlägt das Herz froh, so erwartungsvoll. Je nun, man kann sich täuschen, und man täuscht sich auch, bis zu der Zeit, wo der leuchtende Tannenbaum in die Stube kommt, da lebt jeder ein Märchen. Selbst wenn er den Baum mit eigenen Händen geschmückt hat, wenn er ganz gut weiß, wie viel Taler, Groschen und Pfennige auf all die Herrlichkeiten darauf gegangen; der Baum rauscht mit seinen Schleifen gar geheimnisvoll, die Herrlichkeiten wollen nicht Ware werden, sie bleiben ganz ungewöhnliche Dinge, die erst im Kinderjubel lebendig werden wollen, in diesem Jubel aber erwacht das Kind noch einmal in jedem, auch der kälteste, trockenste Geselle lebt für einen Augenblick ein Märchen – seine Kindheit noch einmal! […] Weihnachten ist eine frohe Zeit, und sie macht alle fröhlich. Alle? Viele, die meisten, alle wohl nicht. …«
(Ludwig Anzengruber, 1839–1889)
Kindheitserinnerungen werden wach, die Sehnsucht nach Wärme und Nähe im Kreis von Familie und Freunden, nach Kerzenlichtromantik und Kaminfeuer, nach dem Duft von Lebkuchen und Glühwein, nach stimmungsvollen Weihnachtsliedern, Ruhe und Stille …
Verschneite Wälder, eine Landschaft ganz in weiß, Stille und Natur pur. Weihnachten in den Alpen hat etwas ganz Besonderes zu bieten. Die Alpentäler laden mit alten Bräuchen und überlieferten Traditionen, mit kulturellen Highlights und kulinarischen Leckerbissen jedes Jahr von neuem dazu ein, ein ganz besonderes Weihnachtsfest zu feiern, zu erleben und zu genießen.
Die alpinen Weihnachtstraditionen entspringen oftmals alten heidnischen Bräuchen. Darin nehmen Geister und Dämonen einen wichtigen Platz ein, ebenso wie der Glaube an die dunkle Kraft und die Mächte der Natur. Weihnachten und Advent in den Alpen ist ohne eine mystische und etwas rätselhafte Seite nicht denkbar. Diese tut sich nicht nur bei Krampusumzügen und Rauchnächten, Klöckeln und Klosn auf.
Der Zauber der Alpenweihnacht steckt aber auch voller Genuss und Lebensfreude. Das zeigt sich in den typischen Köstlichkeiten und zahlreichen Leckereien, die in dieser Zeit kredenzt werden: Weihnachtszelten und Vanillekipferl, Glühwein und Orangenpunsch, Palabirnen und Schnalser Nudeln, Graukassuppe und Pressknödel, Strauben und Melchermuas … Liebevoll wird auch die Vorfreude auf die Festtage zelebriert: Romantische Dekorationen mit Tannenzweigen und Strohsternen, mit Tschurtschen (Zapfen) und brennenden Kerzen, mit Weihnachtsschmuck aus Filz und Holz sorgen für weihnachtlichen Glanz, eine heimelige Atmosphäre und ein ansprechendes Weihnachtsambiente. Stimmungsvolle Christkindlmärkte, Adventsfeiern und Krippenspiele, Weihnachtssingen und Turmbläser laden zum besinnlichen Zusammensein … Wir freuen uns auf eine gemeinsame Entdeckungsreise durch die Advents- und Weihnachtszeit in den Alpen und auf ein Eintauchen in alpine Traditionen und Bräuche in der heimeligsten Zeit des Jahres.
Herbert Taschler, Autor
Udo Bernhart, Fotograf
Mit der Adventszeit verbinden viele Menschen Vorstellungen und Erinnerungen aus der Kindheit: die Sehnsucht nach Wärme und Nähe im Kreis von Familie und Freunden, nach Kerzenlichtromantik und Kaminfeuer, nach dem Duft von Lebkuchen und Glühwein, nach Weihnachtsliedern, Ruhe und Stille … Der Advent ist im Jahresverlauf eine Zeit, in der ganz besondere Stimmungen und Gefühle in den Mittelpunkt rücken. Traditionell ist er eine Zeit der Besinnung und des Innehaltens, für viele aber auch von Stress und besonderer Hektik, man denke nur an die überfüllten Innenstädte und Geschäftsstraßen. In den ländlichen Gegenden des Alpenbogens kann man dagegen gut abschalten und sich auf die eigentlichen Werte dieser Zeit besinnen. Eine verschneite Berglandschaft stimmt auf den Winter ein. Der Schnee knirscht unter den Füßen, stimmungsvolle Musik klingt von den kleinen Christmärkten, verlockende weihnachtliche Gerüche liegen in der Luft.
In diesen Wochen vor Weihnachten spielen Bräuche im Alltag noch eine große Rolle: Tannenzweige und Kerzen, Barbarazweige und Adventskranz, Rorate-Ämter und Adventsfeiern, Nikolaus- und Krampusumzüge, Brotbacken und Schlachten auf den Bauernhöfen, Weihnachtskekse und Glühwein … Zahlreiche Traditionen bereichern die Adventszeit mit ihrer Schönheit und tiefen Symbolik.
Der Name »Advent« entsprach in seinem Ursprung dem griechischen Begriff »epiphaneia« (Erscheinung) und kommt vom lateinischen »adventus« (Ankunft). Die Christen bereiten sich in dieser Zeit auf das Hochfest der Geburt von Jesus von Nazareth, also die Menschwerdung Gottes, vor: auf Weihnachten.
In der alten Kirche war die Adventszeit eine Fastenzeit, die auf den Zeitraum zwischen dem 11. November und dem ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar, festgelegt war. Die heutige Form der Adventszeit geht auf das siebte Jahrhundert und auf Papst Gregor zurück. Der Advent beginnt heute immer mit einem Sonntag und endet mit Weihnachten am 25. Dezember.
Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt,
erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind
vor der Tür.
(Verfasser unbekannt)
1839 ließ der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern im Betsaal des Rauhen Hauses in Hamburg erstmals einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen aufhängen – 19 kleine rote für die Werktage bis Weihnachten, vier dicke weiße für die Sonntage. Der Lichterkranz erhellte feierlich den Saal und tauchte die mit grünen Zweigen geschmückten Wände in ein warmes Licht.
Um 1860 entstanden die ersten Adventskränze. Dafür umwickelte man einen Holzreifen mit Tannenreisig und befestigte nur mehr vier Kerzen, eine für jede der vier Wochen der Adventszeit, am Kranz. Der ursprünglich evangelische Brauch fand ab den 1920er-Jahren auch in die katholische Kirche Eingang. Der Adventskranz selbst weist mit seinen vier Kerzen auf das Licht hin, das mit Christus an Weihnachten in die Welt kommt. Noch heute versammeln sich viele Familien an den Adventssonntagen um den Adventskranz, zünden die Kerzen an und stimmen sich mit Liedern und Gebeten auf die stille Zeit und das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchten dann auch, insbesondere für Kinder, die ersten Adventskalender in den verschiedenen Ausprägungen auf, seit 1920 mit Türen, die man öffnen konnte. Ein Adventskalender hat in der Regel 24 Türen mit versteckten kleinen Geschenken und Süßigkeiten. Vom 1. bis zum 24. Dezember dürfen die Kinder dann täglich eine davon öffnen.
Auch die sogenannten Rorate-Messen, auch Engelsämter genannt, gehören zum festen Brauchtum in der Adventszeit. Früh am Morgen läuten die Glocken in den Wochen bis zum Heiligabend zum Rorate-Amt, das in vielen Kirchen noch heute sehr stimmungsvoll und bei Kerzenschein gefeiert wird. Das Wort Rorate geht auf einen Text aus dem Buch Jesaja 45,8 zurück: »Rorate, caeli, desuper, et nubes pluant iustum.« – »Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen.«
Der Gedenktag der Heiligen Barbara von Nikomedien wird alljährlich am 4. Dezember gefeiert. Der Legende nach starb die Heilige im dritten Jahrhundert nach Christus in Kleinasien als Märtyrerin. Barbara gehört zu den Vierzehn Nothelfern und gilt als Helferin bei Blitz- und Feuergefahr, ist Schutzpatronin der Bergleute, der Gefangenen und der Architekten. Dargestellt wird die Heilige meist vor einem Turm mit drei Fenstern, mit Kelch und Hostie, Kanonenrohr oder Fackel.
Weit verbreitet hat sich der alte Brauch der Barbarazweige: Traditionell werden am Barbaratag einige Zweige von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und in einer Vase mit Wasser in die warme Stube gestellt. Wenn diese zum Weihnachtsfest aufblühen, dann wird dies als gutes Zeichen für das kommende Jahr gewertet.
Der schöne Brauch lehnt sich an Barbaras Gefangenschaft an: Sie habe einen verdorrten Kirschbaumzweig mit einigen Tropfen aus ihrem Becher benetzt, worauf dieser in ihrer Zelle aufblühte, berichtet die Legende.
Wir alle kennen die Geschichten: Der Heilige Nikolaus bewahrte einst Myra vor einer großen Hungersnot. Seeräuber überfielen die Stadt und kaperten alle Getreideschiffe. Die Stadt konnte nicht genug Lösegeld aufbringen und so verlangten die Seeräuber die Kinder der Stadt als Sklaven. Bischof Nikolaus opferte den gesamten Kirchenschatz und die Seeräuber zogen zufrieden ab. Oder jene von dem gottesfürchtigen Mann, der so arm war, dass er seinen drei Töchtern keine Aussteuer geben konnte. In seiner Verzweiflung wusste er keinen anderen Rat, als die Mädchen zu Liebesdiensten auf die Straße zu schicken. Um das zu verhindern, warf Nikolaus drei goldene Kugeln durch den Kamin der Familie, welche direkt in die zum Trocknen aufgehängten Socken fielen.
Der echte Nikolaus lebte um 340 nach Christus als Bischof im türkischen Myra. Er galt als barmherzig und sehr mildtätig: Alles, was er besaß, verschenkte er an Arme und an Kinder. Bischof Nikolaus zählt als Schutzpatron der Kinder wohl zu den beliebtesten und bekanntesten Heiligen. Am Vorabend des Nikolaustages, am 5. Dezember, zieht er in Begleitung von zwei Engeln und Gehilfen von Haus zu Haus. Die braven und fleißigen Kinder belohnt er mit Geschenken, die faulen und bösen lässt er von einem Gehilfen bestrafen: vom Knecht Ruprecht, dem Krampus oder dem Klaubauf.
Das Gute verkörpern, Freude und Belohnung bringen, das sollte nach wie vor die eigentliche Aufgabe vom heiligen Nikolaus sein. Bei vielen Umzügen steht heute allerdings der Krampus als Vertreter des Bösen im Mittelpunkt. Kein Wunder, bieten doch die Umzüge einen Höllenspaß.
Heiliger Nikolaus,
du braver Mo,
i sing dir a Liadl,
so guat wia i ko (…)
(Wastl Fanderl, 1949)
Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger und dunkler werden, dann kommt die Zeit der Krampusse und Perchten, der teuflischen Schreckgestalten. Der Brauch hat seinen Ursprung im Heidentum, als wilde Gestalten mit Glockenlärm und Geschrei die Kältegeister aus den Wäldern locken sollten. Krampusse und Perchten sind im gesamten Alpenraum bekannt und gehören untrennbar zum Adventsbrauchtum. Der Nikolaus, der die braven Kinder mit Süßigkeiten beschenkt, kam erst viel später hinzu – meist in Gesellschaft dieser furchteinflößenden Gesellen. Einer der ältesten und größten Krampusumzüge geht im Südtiroler Hochpustertal über die Bühne, in Toblach. Bei Anbruch der Dunkelheit versammeln sich einige hundert Krampusse und ungeheuerliche Gestalten. Sie tragen kunstvoll geschnitzte Holzmasken, die furchterregende Fratzen mit gewundenen Tierhörnern und roten Zungen darstellen, und dazu zottelige Fellkostüme und schwere Glocken. Wild lärmend und ein höllisches Spektakel veranstaltend ziehen sie durch die Straßen – auf der Suche nach unartigen Kindern und Erwachsenen. Für weniger mutige Zuschauerinnen und Zuschauer und vor allem für die Kinder gibt es eine Krampusfreie Zone zum sicheren Beobachten des ausgelassenen Treibens.
Sobald sich der teuflische Umzug nach mehreren Stunden dem Ende zuneigt, tritt auch der Nikolaus in Erscheinung. Die braven und vor allem mutigen Kinder, die sich von den wilden Gestalten nicht haben abschrecken lassen, bekommen zur Belohnung ein kleines Geschenk.
Eine besondere Form der Umzüge findet man im Vinschgauer Knappendorf Stilfs. Hier lässt man jedes Jahr einen alten vorweihnachtlichen Brauch aufleben: Das Bergdorf verwandelt sich in ein buntes Farbenmeer, während ohrenbetäubender Lärm durch die Gassen hallt. Die Rede ist vom traditionellen »Klosn«, das am Samstag vor oder nach dem Festtag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember über die Bühne geht. Woher dieser farbenprächtige, lärmende Brauch stammt und wie er entstanden ist, kann heute nicht mehr mit Gewissheit gesagt werden. Die jungen Burschen und Männer des Ortes schlüpfen in rot-grüngelb-blau-orange-violett gefärbte Gewänder, ziehen sich furchteinflößende Masken über und hängen sich vorne am Körper mehrere möglichst große und schwere Glocken, die Schellen, um. Dann ziehen sie lärmend und schreiend in den Rollen von Klaubaufen, Schellern, Eseln und Tuifeln (Krampussen) durch die Straßen des Bergdorfs. Sie schellen, was das Zeug hält, ahmen das Geschrei von Eseln nach, wälzen sich zwischendurch am Boden und treiben ihre Späße mit den zahlreichen Schaulustigen.
Der Heilige Nikolaus, der »Santa Klos«, darf beim bunten und lauten Treiben natürlich nicht fehlen. In Begleitung von ganz in Weiß gekleideten Wesen folgt er – unbeeindruckt vom Treiben der jungen Wilden – dem bunten Zug. Ein Augenblick der Stille herrscht an diesem Tag in Stilfs nur für einen kurzen Moment: Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Glocken abgelegt und das ganze Dorf versammelt sich beim Ave-Maria-Läuten auf dem Platz vor der Kirche zum Gebet. Aber sofort nachdem das Amen gesprochen ist, erschallt wieder das Geläute. Mit Speis, Trank und Musik geht es bis in die späte Nacht hinein noch einmal laut und lustig zu.