Das Haus Zamis 9 - Ernst Vlcek - E-Book

Das Haus Zamis 9 E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Cocos Seele befindet sich im Körper eines fremden Menschen. Offenbar ist sie nur eines von mehreren Opfern, deren Persönlichkeit in einen anderen Körper versetzt wurde. Aber welcher Dämon hat dieses perfide "Identitätskarrusell" in Gang gesetzt, und welches Ziel verfolgt er damit?
Gefangen im Leib von John Burley wird Coco kaum in der Lage sein, ihrem Gegner die Maske vom Gesicht zu reißen. Doch beim Versuch, in ihren eigenen Körper zurückzukehren, muss sie erkennen, dass dieser bereits von einer anderen Person in Besitz genommen wurde!
Coco hingegen wacht plötzlich im Leib einer Frau auf, die von Kopf bis Fuß gelähmt und an ein Krankenhausbett gefesselt ist ...


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Seitenzahl: 127

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER SEELENHÄNDLER

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.

Cocos Verfehlung hat für die Zamis Konsequenzen. Ihre Stellung in Wien wird zunehmend angefochten. Nur Coco ist es zu verdanken, dass die Zamis über ihre Herausforderer aus der Sippe der Winkler-Forcas triumphieren. Auch Asmodi hat die Schmach, die Coco ihm zugefügt hat, nicht vergessen. Jedoch verzichtet er scheinbar großzügig auf weitere Maßnahmen, als ein unbekannter Dämon in London neben anderen Dämonen ausgerechnet Cocos Schwester Lydia entführt, um ihre Sippen in den Kampf gegen Asmodi zu zwingen. Tatsächlich gelingt es Coco, den Dämon zu enttarnen und zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt.

Michael Zamis ist dennoch nicht davon überzeugt, dass seine Tochter »geläutert« ist. Er schickt Coco auf eine Lehrreise nach Amerika. Nach Makemake auf Trinidad entpuppen sich allerdings auch die Najeras in Guatemala als Sippe minderbegabter Dämonen – und auch auf ihrer dritten Station im US-Bundesstaat Massachusetts wartet auf Coco eine böse Überraschung. Sie gerät in die Fänge eines Dämons, der ihre Seele in den Körper eines Mannes namens John Burley verpflanzt. Wird es Coco gelingen, den fremden Leib wieder zu verlassen ...?

DER SEELENHÄNDLER

von Ernst Vlcek

Irgendetwas drückte gegen einen Nerv in meinem Nacken, und ich kam schreiend zu mir. In meinem Kopf schien etwas zu explodieren. Sofort hörte das Stechen in meinem Nacken auf, aber der Druck blieb. Als ich instinktiv nach hinten griff, um die Ursache des Gewichts in meinem Genick zu ergründen, spürte ich dort die Alraunenwurzel.

»Was ist mit Coco Zamis?«, fragte eine barsche Stimme.

Ich blickte auf. Vor mir stand Remomus, der kleine, schmächtige Alcasta mit dem asymmetrischen Gesicht und den Schnurrbart-Brauen.

»Was hast du mit ihr gemacht?«, sprach er weiter. »Rede endlich, oder ich lasse dir von meiner Alraune das Knochenmark aussaugen.«

»Ich selbst bin Coco, nur in einem anderen Körper«, erklärte ich. »Mein Geist befindet sich im Körper dieses Mannes, der John Burley heißt. Und ihr verdammten Retorten-Dämonen steckt dahinter. Du brauchst dich gar nicht dumm zu stellen, Remomus ...«

1. Kapitel

Ich schrie wieder auf, als mir die Alraune ihre Wurzeln in den Nacken bohrte und einen Nerv reizte.

»Was du sagst, klingt ziemlich phantastisch, Halunke«, sagte Remomus. »Ich will zugeben, dass wir ohne weiteres dazu in der Lage wären, Identitäten von Personen auszutauschen. Aber warum sollten wir so etwas tun? Und warum ausgerechnet mit Coco Zamis, die eine Gesandte der Schwarzen Familie ist? Was für ein intrigantes Spiel versuchst du mit mir? Und in wessen Auftrag? Hat dich etwa diese Zigeunerin geschickt?«

»Mara hat mich – Coco – zu euch geschickt«, erwiderte ich. »Ich kann dir beweisen, dass ich Coco bin.«

»Und wie?«

»Vor meinem Verschwinden habe ich mich mit dir verabredet, Remomus«, erzählte ich. »Dein Sippengenosse Sheridan versuchte mich für sich alleine zu gewinnen, daraufhin rief ich dich, und wir trafen eine Verabredung. Du zeigtest mir in einer Vision deine Alraune, die mich zum Treffpunkt führen sollte. Und wenn dir das nicht genügt, habe ich noch einen zweiten Beweis: Auf eurem Grundstück gibt es einen Friedhof der Namenlosen. In einer der Grüfte ruht mein in scheintoter Starre befindlicher Körper, der unbeseelt ist, weil mein Geist ihn verlassen hat.«

»Und das soll ich glauben?«

»Du kannst dich davon überzeugen«, erwiderte ich. »Gehen wir gemeinsam zum Friedhof, dort wirst du meine Geschichte bestätigt finden.«

Der schmächtige Dämon überlegte kurz, dann sagte er: »Also gut, machen wir uns auf den Weg. Aber glaube nicht, mich hinters Licht führen zu können. Meine Mandragora wird auf dich aufpassen.«

Ich fügte mich, obwohl ich mich mit der Alraune im Nacken nicht recht wohl fühlte. Sie hatte sich an mir festgesaugt und beherrschte mich – oder besser gesagt Burleys Körper – wie der Reiter sein Ross.

Während des Weges wechselten wir kein Wort. Erst als wir zu dem Friedhof mit den Gräbern ohne Inschriften kamen, fragte Remomus: »Welches Grab ist es?«

Ich brauchte nicht lange nachzudenken, denn die eine Gruft, rund um die meine und Burleys Fußabdrücke zu sehen waren, stach mir sofort ins Auge. Ich deutete darauf und sagte: »In diesem Grab liegt mein Körper.«

»Dann wollen wir einmal nachsehen.«

Remomus stellte sich am Kopfende der Grabplatte auf und schloss konzentriert die Augen. Wie von Geisterhand bewegt hob sich die Grabplatte langsam.

»Wenn deine Angaben nicht stimmen, dann gnade dir ...«, murmelte Remomus.

Ich hielt den Atem an, während sich die zentnerschwere Steinplatte hob und langsam von dem Schacht wegschwebte. Ich kam einen Schritt näher und blickte in die Tiefe. Obwohl es in der Gruft ziemlich finster war, sah ich sofort meinen ausgestreckt daliegenden Körper auf dem Grunde. Ich atmete auf.

»Da siehst du es!«, rief ich.

»Tatsächlich!«, entfuhr es Remomus überrascht, als er einen Blick in die Gruft tat und dort meinen Körper sah. »Das ist Coco Zamis.«

Remomus' Überraschung wirkte echt, und ich wollte ihm glauben, dass er mit den Machenschaften des Seelenfängers nichts zu tun hatte. Aber es war auch möglich, dass er mir nur Theater vorspielte. In Burleys Körper war ich nicht in der Lage, ihn zu durchschauen.

Er betrachtete mich nachdenklich und blickte dann wieder in die Gruft hinab. »Du weißt Dinge, die nur Coco wissen kann, und du hast auch gewusst, dass ihr Körper in der Gruft liegt«, sagte er gedehnt. »Aber selbst wenn du die Wahrheit sagst, und du bist wirklich Coco im Körper dieses Niemand, kann ich einfach nicht glauben, dass einer von uns das getan haben soll.«

»Das werde ich noch herausfinden«, sagte ich. »Jetzt verhilf mir dazu, dass ich wieder in meinen Körper gelange.«

»Da!«, rief Remomus überrascht aus und deutete in die Gruft.

Ich folgte der Richtung seiner ausgestreckten Hand und stellte fest, dass sich mein Körper bewegte. Nacktes Entsetzen griff nach mir. »Nein!«, schrie ich und spürte, wie Burleys Knie weich wurden. Ich taumelte und konnte mich nur mit Mühe auf den Beinen halten. »Nur das nicht!«

»Was befürchtest du denn?«, fragte Remomus spöttisch, und ich spürte, wie sich der Druck der Alraune in meinem Nacken wieder verstärkte. Burleys Körper wurde steif, wie gelähmt.

»Jemand anderer scheint in meinem Körper zu sein«, stammelte ich.

Remomus lachte höhnisch. »Oder Coco steigt aus dem Grab, um dich Halunken zur Rechenschaft zu ziehen!«

Ich sah, wie sich mein Körper aufrichtete. Der Kopf drehte sich von einer Seite zur anderen, das Gesicht drückte Überraschung aus.

»Ich kann mich bewegen«, hörte ich eine fremde Person aus meinem Mund sprechen. »Ich kann mich wirklich und wahrhaftig bewegen. Dabei bin ich seit vielen Jahren gelähmt ... Ich war völlig hilflos, konnte nicht einmal sprechen! Und ich dachte, dem Tod bereits ins Angesicht zu blicken ... Und jetzt lebe ich, kann mich bewegen – und ich höre mich sprechen ... Aber es ist eine fremde Stimme.«

Mein Kopf hob sich und blickte von Remomus zu mir, die ich mich im Körper von Burley befand.

»Aber wo bin ich?«, hörte ich meine Stimme fragen.

»Wer sind Sie?«, stellte ich die Gegenfrage.

»Mein Name ist Agatha Simmons«, sagte die Fremde in meinem Körper. »Aber will mir niemand sagen, was das zu bedeuten hat? Bin ich tot, und ist das hier das Jenseits?«

»Unsinn!«, rief Remomus ins Grab. »Lass den Unfug, Coco! Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt. Steig aus der Gruft und erkläre mir, was das alles soll!«

»Ich verstehe nicht«, sagte Agatha Simmons aus meinem Mund. »Alles ist so unwirklich ... Ich muss tot sein!«

»Das ist ein abgekartetes Spiel!«, schrie Remomus plötzlich, der am Ende seiner Geduld zu sein schien. »Aber ich lasse mich nicht zum Narren machen!«

Er rief in meine Richtung einige Worte einer unbekannten Sprache. Ich spürte, wie sich die Alraune aus meinem Genick zurückzog. Dann sah ich sie über den Boden huschen und in der Gruft verschwinden. Gleich darauf ertönte von dort ein Schrei, und ich wusste, dass sie in meinem Körper ein neues Opfer gefunden hatte.

»Remomus!«, rief ich. »Ruf deine Zauberwurzel sofort zurück. Wenn du meinem Körper Schaden zufügst, dann werde ich ...«

Es versagte mir die Stimme. Ich spürte, wie ich über Burleys Körper die Kontrolle zu verlieren begann. Ein anderes Bewusstsein begann meines zu verdrängen und die Oberhand über diesen Körper zu gewinnen. Aber im Hinüberdämmern merkte ich, dass dieses Ich fremd war und nicht John Burley gehörte. Demnach hatte der Seelenfänger wieder zugeschlagen und das Identitätskarussell begann sich erneut zu drehen.

Verzweifelt versuchte ich, meine Position in Burleys Körper zu behaupten. Aber dann kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht in meinen eigenen Leib zurückkehrte, und gab den Widerstand auf.

»Wer bist du?«, fragte Remomus in Richtung meines Körpers. Und ich hörte die Fremde mit meiner Stimme antworten: »Ich heiße Agatha Simmons. Bis vor wenigen Minuten bin ich darniedergelegen und habe auf den Tod gewartet ...«

Die Stimme wurde immer leiser und leiser und verlor sich in der Ferne. Schließlich war sie ganz verstummt. Schweigen senkte sich über meinen Geist. Mein Ich schwebte in der Finsternis, im absoluten Nichts zwischen Diesseits und Jenseits. Es ging auf eine phantastische Reise mit unbekanntem Ziel. Es gab nur einen, der wusste, wo ich landen würde: den Seelenfänger. Irgendwann spürte ich, dass ich Kontakt bekam und mein Ich sich wieder in einem Körper niederließ. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis mein Ich aus dem Unbewussten auftauchte und sich in dem neuen Gastkörper verankerte. Bangend fragte ich mich, wer ich diesmal sein würde.

Mein Ich begann sich allmählich zu manifestieren, und ich war überrascht, dass ich in meinem Gastkörper nicht auf die Gegenwehr eines anderen Bewusstseins stieß. Mit John Burley war es ganz anders gewesen. Diesmal aber gab es kein anderes Ich, das mir diesen Körper hätte streitig machen können. Ich erfuhr auch bald, warum das so war.

Als ich mich sicher genug fühlte, gab ich eine Reihe von Impulsen an das Gehirn ab, das sie an das Nervensystem weiterleitete. Es waren ganz normale und simple Anordnungen, doch wurden davon nur einige wenige befolgt. Die Augen gehorchten meinem Willen und öffneten sich. Ich konnte meine neue Umgebung sehen, und ich vernahm eine Reihe von Geräuschen. Aber die anderen Sinne übermittelten keine Eindrücke. Ich war nicht in der Lage, auch nur einen Laut von mir zu geben! Und ich konnte keine Gerüche wahrnehmen. Aber am schlimmsten traf es mich, dass der Körper meinen Befehlen nicht gehorchte. Weder die Arme noch die Beine bewegten sich, als ich die entsprechenden Impulse an sie gab.

Dieser Gastkörper war völlig gefühllos, er reagierte auf keinerlei mentale Reizung. Das ließ nur den Schluss zu, dass das Nervensystem teilweise gelähmt war. Kaum hatte ich diese Erkenntnis gewonnen, da ahnte ich bereits, in wessen Körper ich Gast war.

Ein Schatten fiel auf mich, dann tauchte eine Frauengestalt in Weiß auf. Eine Krankenschwester. Sie war jung und leidlich hübsch, doch war ihr Gesicht maskenhaft und ausdruckslos; es drückte nicht einmal professionelle Anteilnahme aus.

»Ich sehe, Sie sind wach, Mrs. Simmons«, sagte sie mit einer sanften, aber unpersönlichen Stimme. »Es ist ohnehin Zeit für Ihre Medizin. Sie werden mir doch keine Schwierigkeiten machen, nicht wahr? Seien Sie ein braves Mädchen, damit ich nicht gezwungen bin, Mr. Simmons Meldung zu machen. Ihr Herr Sohn hat mir aufgetragen, es ihm mitzuteilen, wenn Sie Mätzchen machen. Außerdem erwarten wir Dr. Philmore. Reißen Sie sich also zusammen ...« Die Krankenschwester senkte ihren Kopf, bis dieser mein ganzes Blickfeld ausfüllte. Ich sah, wie sich ihr Gesicht vor Wut und Abscheu verzerrte und es in ihren Augen aufblitzte. Sie fügte verhalten hinzu: »Und halten Sie Ihren verwesenden Kadaver nur ja unter Kontrolle, sonst ...«

Die Stimme brach ab. Das Gesicht zog sich zurück. Ich sah, wie die Krankenpflegerin naserümpfend schnupperte, während sie die Decke von meinem Gastkörper zurückschlug. Sie blickte daran hinunter, und dabei wurden ihre Augen groß, ihr Gesicht bekam einen zornigen Ausdruck.

»Das ist ja ekelhaft!«, rief sie aus. »Mrs. Simmons! Ich habe Sie doch ersucht, dass Sie sich zusammenreißen sollen. Das ist wirklich nicht nötig, nicht einmal in Ihrem Zustand. Ich habe Gelähmte gepflegt, die hatten mehr Selbstdisziplin und bemühten sich wenigstens, sich zu beherrschen. Aber Sie lassen sich gehen wie ein Neugeborenes. Das machen Sie mit Absicht! Ich weiß das. Sie tun mir das nur an, weil Sie mich nicht leiden können. Aber ich darf Ihnen verraten, dass das auf Gegenseitigkeit beruht!«

Sie schimpfte auf diese Tour weiter, während sie das beschmutzte Bettzeug abzog und durch frische Bettwäsche ersetzte. Dabei schubste sie meinen Gastkörper ziemlich unsanft von einer Seite auf die andere, und auch als sie ihn wusch, tat sie dies nicht gerade rücksichtsvoll. Ich spürte davon natürlich nichts, weil mein Gastkörper völlig gefühllos war.

Ein wahrlich teuflischer Persönlichkeitstausch, den der Seelenfänger da vorgenommen hatte!

Die Stimme der Krankenpflegerin rief mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Ihr Gesicht erschien wieder ganz nahe über mir, und ich hörte sie sagen: »Ich hasse Sie, Mrs. Simmons! Ich verabscheue Sie geradezu. Mich ekelt, wenn ich nur an Sie denke!« Sie zog sich etwas zurück und lächelte verächtlich. »Mein einziger Trost ist, dass Sie sich nicht zur Wehr setzen können. Sie müssen sich jede Gemeinheit gefallen lassen, ohne auch nur aufmucken zu können, Mrs. Simmons. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit. Denn das gibt mir die Möglichkeit, Ihnen alles heimzuzahlen, was Sie mir antun. Soll ich Ihnen etwas verraten, Mrs. Simmons? Sie werden bald sterben!«

Die bösen Augen in dem maskenhaften Gesicht blickten mich forschend an. Ich weiß nicht, ob man mir meine Gefühle anmerkte, die ich bei dieser Eröffnung hatte, aber es ist auch für einen Außenstehenden nicht schwer zu erraten, dass der Tod für jemanden, der so litt wie Mrs. Simmons, nur eine Erlösung sein kann.