Das Hohlsprech-Prinzip - Hans Hütt - E-Book

Das Hohlsprech-Prinzip E-Book

Hans Hütt

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Beschreibung

Hans Hütt beschäftigt sich mit 14 Arten, wie in politischen Talkshows Bullshit betrieben wird. Denn wer nach Unvorhergesehenem und Überraschungen sucht, der ist hier fehl am Platz: Neue Ansätze, neue Gedanken, neue Sichtweisen finden keinen Platz in einem Format, das Haltung durch Unterhaltung ersetzt. Ein Plädoyer für kluge Fragen, einen Blick über den Tellerrand und eine komplexere Dramaturgie im Geschäft der politischen Talkshows.

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Seitenzahl: 20

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Bullshit.Sprech

 

Inhalt

Hans Hütt | Das Hohlsprech-Prinzip. 14 Anleitungen für erfolgreichen Talkshow-Bullshit

Anhang

Der Autor

Impressum

Hans HüttDas Hohlsprech-Prinzip14 Anleitungen für erfolgreichen Talkshow-Bullshit

Wenn Bullshit, frei nach Harry Frankfurt1, als Hohlsprech zu begreifen ist, käme es darauf an, den Körper rund um das Hohle herum genauer ins Auge zu fassen, dem das Hohle als Resonanzraum dient. Das Genre, auf das ich mich beziehe, beschäftigt mich nicht erst seit Oktober 2015.2

Das erste Mal führt mich zurück zum langen Osterwochenende 2001. Für die Agentur, für die ich damals arbeitete, musste ich ein Dossier erstellen, das der Vorbereitung eines Kunden auf seine Teilnahme an einer Talkshow diente. Das Basis-Dossier umfasste fast 1000 Seiten. Daraus leitete ich eine Kurzfassung ab, in der ich auf jeweils einer halben Seite ein Kurzprofil der anderen vorgesehenen Gäste erstellte und ihre wesentlichen Positionen zum Thema zusammenfasste. Außerdem formulierte ich denkbare Gegenargumente. Tatsächlich blieben zehn Tage später alle Gäste bei den von mir vorhergesagten Positionen. Die Diskussion insgesamt verlief, vom Lärm einiger Claqueure abgesehen, die ein Gast als Groupies mitgebracht hatte, überraschungsfrei. Im Rückblick, 16 Jahre später, wirkt diese Talkshow auf mich wie eine vom Herzog von Saint-Simon in seinen Tagebüchern überlieferte Episode aus dem Palast des Sonnenkönigs.3 Jeder einzelne Schritt im Ablauf folgte einem quasi höfischen Zeremoniell, ein Kabinettsmitglied und ein Bundesbanker hatten als die beiden Machtpole des Abends das Spiel unter Kontrolle. Der eine wurde langatmig beim Thema Ordnungspolitik, der andere verlor sich bei jedem Wortbeitrag in Details, für die sich niemand interessierte.

Tatsächlich lieferten sie Bullshit auf höchstem Niveau. Wie überhaupt der Bullshit in den politischen Talkshows überkonstruiert ist. Nicht das, was die Gäste sagen, ist interessant, sondern das, was sie nicht sagen, wie auch das, was sie nicht gefragt werden. Nichts ist spontan. Kaum etwas wird so gefürchtet wie das Aufkommen und schon gar die Äußerung eines unvorhergesehenen Gedankens oder womöglich ein Gast, der aus der ihm zugedachten Rolle fiele.4