Das Lächeln der Frauen, oder was Männer verzweifeln lässt - Frank Kohlmeier - E-Book

Das Lächeln der Frauen, oder was Männer verzweifeln lässt E-Book

Frank Kohlmeier

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Ein Ehepaar, Mitte 60, sieht nach 20 Jahren auf ihre gemeinsame Zeit zurück, die mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefschlägen verbunden ist. Sie erfüllen sich den Traum, den Peter hat und Christine umsetzt. Wie ist es, wenn man in der Mitte des Lebens noch einmal durchstartet? Einfach rießig!!!! Wie groß sind die Probleme mit Kindern? Rießig!!! Will man(n) noch einmal mit Ende 40 Kinder? Gibt es eine Gebrauchsanweisung für Glück?

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Seitenzahl: 225

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Inhalt

Vorwort2

Das Lächeln der Frauen, oder was Männer verzweifeln lässt3

Wie alles anfing4

Die Schwierigkeit einer gemeinsamen Wohnung12

Reisen, Reisen, Entdeckungen20

Hochzeits-Stress, Kinder und Irritationen24

Großeltern zu sein ist nicht so leicht34

Alles "Bella Italia" oder „Tragödie“?                        Teil 141

Alles "Bella Italia" oder „Tragödie“?                        Teil 249

Alles "Bella Italia" oder „Traum“?                             Teil 155

Alles "Bella Italia" oder „Traum“                              Teil 260

Hurra, wir die Feuerwehr sind immer da!!!68

Überraschung, Überraschung und Vorbereitungen75

Schöne Hochzeit / Schöner Hausbau                      Teil 181

Schöne Hochzeit / Schöner Hausbau                     Teil 287

Weniger schöne Tage mit gutem Ende?                  Teil 192

Weniger schöne Tage mit gutem Ende?                 Teil 297

Impressum104

Vorwort

Warum ich dieses Buch geschrieben habe? Als Beschäftigungstherapie nach einem Motorradunfall und dessen anschließenden Krankenstand. Dass ich letztendlich einen Liebesroman über ein älteres Liebespaar schreibe, welches sich 20 Jahre zurückerinnert, was sich erst im mittleren Alter kennen lernt und die anschließend damit verbundenen kleinen und großen Tragödien erzählt, war allerdings so nie geplant.

Vielmehr hat sich dieses Buch selbständig gemacht, aus einzelnen Gedanken wurden Absätze und aus diesen letztendlich Kapitel. Ich konnte nicht mehr aufhören zu schreiben. Diese Episoden haben sich ohne vorheriges Konzept ergeben, keine der Geschichten wurde zuvor ganz durchdacht, bevor sie zu Blatt kam. Es hat mich schlichtweg fasziniert, wohin sich jedes Kapitel entwickelt. Ich habe mich schlichtweg beim Schreiben treiben lassen, meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf gelassen. Manches Mal hatte ich zwei drei verschiedene Versionen im Kopf, was es nicht gerade einfacher machte.

Vielleicht ist es auch mein Traum, eine solche Beziehung eines Tages zu führen. Freilich nicht mit solchen Erlebnissen, sondern in dieser Harmonie und dem damit verbundenen Gefühl, jederzeit für den anderen da zu sein und diesen zu lieben, egal was auf einen zukommt. Den „Alltag“ nicht zu sehr „Überhand“ gewinnen zu lassen, sondern diese „Beziehung“ immer wieder mit neuen „Feuer“ zu versehen.

Falls je ein Mann dieses Buch lesen wird, so sollte er sich immer bewusst sein, dass sein Lebenspartner auch seine „Geliebte“ ist und auch als solche wahrgenommen werden möchte. Nur weil man älter wird und das „Bindegewebe“ am Partner und sich langsam schlaff wird, muss dies noch lange nicht für die Beziehung gelten. Und „Ja“, auch die körperliche Liebe kann im fortschreitenden Alter durchaus schön sein, vielleicht nicht mehr so wild, aber vielleicht gefühlvoller und mit mehr Zärtlichkeit.

In diesem Sinne

Viel Spaß beim Lesen

Das Lächeln der Frauen, oder was Männer verzweifeln lässt

Im Jahr 2013 führte mich das Traumschiff der Liebe mit Christine zusammen. Nach über 20 Jahren später sitze ich, Peter, nun hier und versuche die Zeit mit der Frau, die neben mir sitzt, auf einigen Dutzend Seiten Revue passieren zu lassen. Jahre, in der wir beide viele schöne Stunden erlebt haben, aber auch einige schlechte Zeiten gemeinsam meistern mussten. In der Zeit, wo sich unsere Liebe zueinander jedes Mal neu beweisen musste und stetig gewachsen ist.

Jene Frau, die mir manchmal durch ihr Lächeln Rätsel aufgab, so dass ich oft nicht wusste, meint sie jetzt „Ja“, „Nein“, „Vielleicht“ oder "Lass Dich überraschen".

Auch nach all diesen Jahren kann ich Christines Lächeln nicht immer richtig deuten. Doch eines weiß ich mit Bestimmtheit, ich möchte dieses „Ungewisse“ nicht missen.

Genau dieses immer wieder Ungewisse, sowie unsere Erlebnisse haben uns geprägt. So haben wir es geschafft, eine glückliche Beziehung mit Irrungen und Wirrungen, Sorge wie Heiterkeit empfindend, zu führen.

Warum ich jetzt das alles zu Papier bringe? Beim Einzug in unser gemeinsames Haus musste ich ihr versprechen, alle kleineren und größeren Erlebnisse in unserer Beziehung später niederzuschreiben, damit wir unseren Kindern etwas hinterlassen können, was mehr als viel Geld wert ist, ein Stück Erinnerung an uns. Im Rückblick natürlich einen Schuss Lebensweisheit beinhaltend.

Dazu gehört es, eine Art Tagebuch zu führen, wo man(n) immer mal Stichpunkte festhält, sich Frust von der Leber schreibt und rückwirkend darüber schmunzeln kann, was man(n) nicht alles zu Blatt gebracht hat. Freude und Sorgen sind dort festgehalten, genauso wie Gedanken und Fragen.

Sie hat nie einen Blick hinein geworfen, nie gefragt "Hast Du das aufgeschrieben?" wenn es etwas gab, das man(n) vielleicht festhalten sollte. Auch jetzt wird sie nur mit mir in diese Erinnerungen eintauchen, sich aber hüten, etwas von ihren Gedanken dazu Preis zu geben.

Ich begehe nicht den Fehler, die Geheimnisse dieses geliebten Wesens unbedingt erfahren zu wollen. Die angenehmen Überraschungen bekam ich früher oder später immer serviert.

Auch sie haben 1, 2, kleine oder große Geheimnisse, oder?

Die kleinen, angenehmen erkennt man, wenn der Partner damit kokettiert. Lassen Sie ihm die Freude, sie zu überraschen, der Partner meint es schließlich nur gut mit Ihnen....

Dies ist alles nur ein guter Rat, aber keine Garantie für eine funktionierende Beziehung, an der muss jeder bereit sein zu arbeiten um dem „Alltag“ nicht vollständig das „Feld der Liebe" zu überlassen. Strengen Sie sich an, es lohnt sich!!!!!

Wie alles anfing

Ich Peter, damals von Beruf Altenpfleger aus Leidenschaft, 47 Lenze zählend, seit fast 4 Jahren geschieden, kurz danach eine kurze, sich vorwiegend auf sexuelle Bedürfnisse reduzierende Liaison, 2 erwachsene Kinder, erst jetzt wieder bereit, das Risiko einer neuen, festen Beziehung einzugehen, lernte

Christine, Steuerberaterin in einer angesehenen Kanzlei, als 46jährige, äußerst attraktive Frau kennen.

Ihre Bilanz war bis dahin einmal glücklich geschieden, daraus ebenfalls zwei Kinder von über 20, anschließend nach einer langjährigen Beziehung ausgemustert und nahtlos durch eine jüngere Frau ersetzt worden, deren Beziehung aber schnell gescheitert war, sehr zur Freude von Christine.

Ja, wie lernte man sich 2013 in unserem damaligen Alter kennen, wenn man der Blamage, einer verheirateten Frau Avancen zu machen entgehen wollte? Oder man nicht der Typ war, welcher ständig auf Singleparties ging, wo immer dieselben Frauen und Männer krampfhaft versuchten, den Partner für den Rest des Lebens zu finden.

Man ging auf eines der unzähligen Onlineportale, wo Mann bzw. Frau eben diesen Partner "garantiert" findet, einen geringen Mitgliedsbeitrag gerne zahlend.

Am Anfang sucht man voll Enthusiasmus, liest dieses und jenes Profil, kommuniziert mit jemanden, dessen Profil einen anspricht, stellt fest, dass man doch nicht so ganz zusammenpasst und wünscht dem anderen viel Glück auf der Suche nach dem/der Richtigen. Findet man sich aber sympathisch, trifft man sich ganz unverbindlich und stellt dann fest, dass es nur beim "sympathisch sein" bleiben wird, weil dieses "Kribbeln im Bauch" sich im günstigsten Fall nur bei einem einstellt.

Bei einigen Dates war es auch so, dass Man(n) schon beim ersten Blickkontakt wusste: "nein, das wird nichts." Mach das Beste daraus und lerne die Frauen zu verstehen war dann meine Maxime.

Nach einigen solcher Treffen und 1000 gelesenen Profilen wird man etwas skeptisch gegenüber dem Erfolg eine "Frau für's Leben" zu finden.

Nur dieses Gefühl, gerne eben "Diese Eine" an seiner Seite zu haben, lies mich noch einen Rest Hoffnung bei dieser Suche empfinden. Insgeheim flehte ich den lieben Gott an, dass er mich doch endlich erlösen solle von diesem Zustand. Meine Leidenszeit müsste doch meine bisherigen Sünden mehr als tilgen.

Marion, meine Exfrau, damals wie heute eine gute Freundin (wir waren im Guten auseinander gegangen), riet mir, lieber alles auf mich zukommen zu lassen, statt krampfhaft einer Beziehung hinterher zu laufen. Das könne doch nichts bringen. „Die Richtige läuft Dir schon irgendwann über den Weg, auch ohne dieses Portal. Alles hat seine Zeit.“

Mittlerweile ging ich nur noch sporadisch auf mein Portal, hatte meine Einstellungen so vorgenommen, dass ich benachrichtigt wurde, wenn eine Nachricht an mich ging oder aber ein einsames Herz mich als Favorit für sich sah.

Aus anfänglichen Enthusiasmus war mittlerweile nur noch eine Gewohnheit geworden mit einem winzig kleinen Funken Hoffnung, diese eine Frau zu finden.

Eines Tages sah ich wieder die Nachrichten durch. Sofort sprang mir eine besonders ins Auge. Als Überschrift stand dort "Ich weiß, wir passen nicht zueinander, aber Dein Profil finde ich zumindest.....".

Ja was fand Diese Frau denn an meinem Profil? Hatte ihr mein Bild gefallen, meine Beschreibung der äußeren und inneren Werte oder aber meine Wünsche hinsichtlich meines "Traumpartners"? Und wieso würden wir nicht zueinander passen? Warum schrieb sie mir dann überhaupt diese Nachricht?

Der Mensch ist von Haus aus neugierig und dies veranlasste mich dazu ihr Profil anzusehen.

Als erstes sah ich sofort ihr Bild mit diesem Lächeln, was ihr wunderschönes Gesicht ummalte. Man konnte es nicht deuten. War es ein schüchternes, unsicher wirkendes Lächeln oder ein wissend wie sie auf den Betrachter wirkte Lächeln?

Was hatte sie im Moment des Schnappschusses dazu gebracht, dieses unergründliche Geheimnis der Fotokamera preiszugeben? Mitleid mit einem schlechten Fotografen (das Bild war vollkommen unterbelichtet), eine kleine, Heiterkeit verbreitende Szenerie, oder aber war es eines, was wenige Menschen von Natur aus umgibt, einfach nur Natürlichkeit ausstrahlend?

Ich las mit sich steigender Neugierde ihren eigenen verfassten Text, worin in wenigen Worten zusammengefasst stand, wie sie ist und wie derjenige sein sollte, der ihr Herz erobert.

Gut, ich fand nichts darin, wo ich der Meinung war, wir würden nicht zueinander passen, im Gegenteil, vieles war auch das was ich mir wünschte von einem Lebenspartner.

Also sah ich mir den Rest ihres Profils an. Hier war alles sehr knapp gehalten, wie eben bei den meisten anderen Suchenden auch. Nur eines war für mich ungünstig, sie war nur unbedeutend kleiner als ich und suchte laut dieser Wunschliste einen etwas größeren Mann als mich.

Könnte das der Grund sein, warum wir nicht zueinander passen sollten?

Ich las trotz allem weiter. Interessen und Vorgeschichte waren ziemlich gleich, bis auf einige Punkte wie Sportlichkeit ihrerseits und Motorrad fahren meinerseits. Also was könnte das trennende Element sein? War es einer dieser Vorlieben?

Ich beschloss, ihr eine Nachricht zu schreiben und zu fragen, warum wir ihrer Meinung nach nicht zusammenpassen könnten, Sport ihrerseits und Motorrad meinerseits sollte uns doch nicht abhalten, sich zumindest kennen zu lernen. Und warum hatte sie mir trotzdem diese rätselhafte Nachricht im Postfach hinterlassen.

Als ich zum Schluss liebe Grüße und 3 Smileys angefügt hatte, drückte ich entschlossen auf Senden.

Was würde nun geschehen, würde sie mir überhaupt antworten?

Um es kurz zu machen, sie schrieb zurück und das unverhofft schnell.

In dieser Nachricht stand, nein dies wären alles keine Punkte, was sie hinderlich fand, nicht die Größe, diese würde schon OK sein, auch nicht die verschiedenen Interessen, man müsste ja nicht alles zusammen unternehmen. Es war vielmehr das Gemeinsame.

Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Warum sollte das, was uns verbindet denn ein Hindernis darstellen?

Dies schrieb ich ihr auch mit der Bitte, mir dies doch näher zu erklären.

Wiederum kam die Antwort von ihr sehr schnell. Sie hatte beim Lesen des Profils das Gefühl gehabt, ich würde einen ganz anderen Typ von Frau suchen, als sie es wäre. Da sie sich aber nicht ganz sicher darüber war, beschloss sie, diese "geheimnisvolle" Nachricht zu schreiben.

Wenn ich daraufhin, so wie geschehen, ihr antworten und sie fragen würde, was denn "nicht zusammenpassen" würde, dann wäre sie froh, nicht auf ihr Gefühl gehört zu haben, denn von der Beschreibung im Profil und auch meiner Reaktion auf die Nachricht, würde ich ihr durchaus gefallen. Sie hätte auch nichts dagegen, sich irgendwann zu treffen, nur würde sie zuvor gerne noch mehr von mir wissen und ich sicherlich auch ich von ihr. Dabei tauschten wir auch unsere wirklichen Vornamen aus, die so ganz anders klangen als dies dummen „Nicknamen“.

Meinen verrate ich lieber erst gar nicht, ihrer war „Smiling Sunshine“ was sich im Laufe  unserer Beziehung mehr als zutreffend beschrieben herausstellte.

Wir vereinbarten uns per Smartphone-App weiter zu unterhalten, es war ja wesentlich leichter, so in Kontakt zu bleiben.

In den darauffolgenden drei Tagen flogen unzählige Nachrichten von einen zum anderen, vieles einfach nur unterhaltend und heiter, manches genauer auf die Probleme, Ansichten und Wünsche des Gegenübers eingehend.

Alles in allem war es für uns beide unterhaltsam und gleichzeitig informativ. Auch telefonierten wir mitunter, alleine um die Stimme des anderen zu hören. Wie weich und sanft doch ihre Stimme klang, ich hätte ihr stundenlang alleine deswegen zuhören können ohne auf den Inhalt zu achten.

Meine dagegen empfand ich eher nachteilig wirkend gegenüber Frauen. Vor kurzen hatte ich in einem aus Jux gedrehten Videoclip so richtig bewusst meine Stimme selbst gehört, dies hatte mich richtig geschockt. Daher hielt ich die Telefonate wider Willen sehr knapp, wollte meine Chancen, diese Frau zumindest kennen zu lernen, nicht gleich zunichtemachen.

Am dritten Tag kam ich so nebenbei auf die geringe örtliche Entfernung die uns trennte, zu sprechen und sagte dabei, dass es schon komisch sei, dass wir uns nie über den Weg gelaufen wären.

"Nein, das stimmt so nicht." schrieb sie zurück. Jetzt war es an mir, erstmal verwundert zu sein.

"Wie meinst du das Christine, daran würde ich mich doch erinnern."

Prompt schrieb sie retour: "Ich habe Dich sogar mehrmals in den letzten zwei Monaten gesehen Peter. Du bist in einer Eisdiele gesessen und hast ständig mit dem Smartphone geschrieben und dabei meist gelächelt, wenn Du anscheinend eine Nachricht bekamst. Einmal saß ich sogar am Nachbartisch und Du hast mich und Deine Umgebung überhaupt nicht wahrgenommen. Damals hatte ich versucht, Dir einen netten Blick zu schicken, aber irgendwie bekam ich das Gefühl, der ist in einer glücklichen Beziehung, darum kriegt er nichts mit."

Ja, es stimmte, damals bekam ich nur wenig von dem, was um mich herum passierte mit. Dies war durch die "noch fröhliche" Suche auf dem Partnerportal bedingt, wo ich eifrig nach der "Richtigen" suchte. Ja, wie konnte ich denn so blind gewesen sein? Da sitzt vielleicht diese, jene "Richtige" Frau neben mir und schickt mir ein Lächeln. Was mache ich? Schaue auf dieses Smartphone und hoffe eine solche Frau zu finden. Was war ich doch für ein Esel gewesen.

Verstehen sie mich richtig, das Smartphone ist wirklich eine tolle Sache, aber manchmal hindert es uns daran, das Wesentliche im Leben zu sehen, unsere Umgebung.

Im Nachhinein gesehen ist es vielleicht der Grund, warum ich ihr Lächeln auch heute noch nicht immer richtig einordnen kann und wahrscheinlich werde ich auch weiterhin immer wieder mal wegen dieser damaligen "Blindheit" von ihr geneckt werden.

Psychologen würden das wahrscheinlich mit einem schlechten Gewissen gegenüber ihr verbinden, zum Teil vielleicht richtig. Aber es würde ihrem Lächeln nur bedingt gerecht, dieser Magie, die es bei mir nach über 20 Jahren noch immer auslöst.

Sie sagt noch heute manchmal mit einem Lächeln: "Streng Dich nur richtig an bei mir Schatz, Du hast uns deswegen 2 Monate Gemeinsamkeit "geklaut", da hast Du noch einiges gut zu machen."

Egal, ich nutzte diesen „Fauxpas“ dazu, ihr zu sagen, es wäre doch schade noch mehr Zeit mit Schreiben zu vergeuden, wenn ich schon so viel Zeit verloren hätte, um sie näher kennen zu lernen. "Hättest Du Zeit und Lust, mich übermorgen nachmittags zu treffen in dieser Eisdiele? Ich werde Dich diesmal garantiert nicht übersehen und das Smartphone bleibt in der Hosentasche, versprochen."

"Ja, sagen wir um 14 Uhr? Früher kann ich nicht. Soll ich Dir sicherheitshalber nochmals sagen, wie ich aussehe, damit Du nicht die falsche Frau umarmst?"

Diese Art kannte ich bereits von früheren Schreiben, es war schon fast ein Ritual, darauf albern zu antworten: "Es wäre sicher nicht verkehrt, Du hast ja schon festgestellt, dass ich unter "Blindheit geschlagen" leide."

"Nein, dieses Mal musst Du eben Deine Augen mal richtig aufmachen. Und als kleine Strafe schreibe ich Dir jetzt nicht mehr. Also bis übermorgen zum Eis essen. Übrigens, ich bevorzuge den Ananasbecher dort, nur so zur Info."

Damit war für sie das Gespräch beendet und ich wusste, sie würde auch bis dahin nicht mehr schreiben oder auf Anrufe reagieren.

Die Stunden bis dahin wurden zu "Himmel und Hölle" zugleich. Einerseits freute ich mich sie endlich zu sehen, andererseits hatte ich Angst davor. Wie sollte ich reagieren, wenn sie auf mich zukam? Sollte ich Christine wirklich umarmen, wie sie angedeutet hatte, oder aber eher zurückhaltend sein?

In Gedanken spielte ich die verschiedensten Szenarien in meinem Kopf durch. Sollte ich schon einen Ananasbecher bestellen bevor sie kam, denn warum hätte sie das sonst erwähnt?

Manchmal hatte ich das Gefühl, die Zeit verstreiche überhaupt nicht, Stunden später kam es mir wieder vor, sie vergehe wie im Flug und ich wäre nur der Fluggast dabei.

Was sollte ich anziehen, so wie immer leicht lässig, oder aber eher cool und leicht elegant? Sollte ich ein Parfüm benutzen und wenn ja, welches?

Die zwei Nächte bis zum Date waren lange und mit unzähligen hin und her wälzen im Bett verbunden, die obligatorische Schokolade bei Schlafstörungen half auch nicht.

Der Tag dazwischen in der Arbeit brachte auch nicht die gewünschte Ablenkung. “Ist was mit Dir?“ fragten meine Kollegen. „Nein alles OK, bin nur ein wenig müde.“ Was ja nicht gelogen war nach zwei Stunden Schlaf.

Aber in Wirklichkeit musste ich ständig an das Date denken. Im Geiste hatte ich schon gefühlte 100 x alle möglichen Abläufe durchgespielt, davon war die Hälfte schlecht verlaufen. Meinem Selbstbewusstsein waren diese 50 % nicht unbedingt zuträglich.

Ein paar Stunden vor dem Treffen wurde ich richtig nervös. Ein sonniger Tag dieser 25. Mai, eigentlich wunderbar für diesen Anlass.

Was ziehe ich an, meine Lieblingsjeans war dummerweise in der Wäsche, also was für eine Hose stattdessen? Hemd oder Shirt, Lackschuhe oder Slipper oder ganz was anderes?

Mein Gott, rasiert hatte ich mich auch noch nicht. Kurze Zeit später war auch dies geschafft, sogar ohne Verletzung. Plötzlich wusste ich genau, was ich anziehen würde, die Jeans für besondere Anlässe und ein Shirt darüber, dazu Lackschuhe. Also nichts wie rein in die Klamotten und ab, es war ja schon nach 13 Uhr, ich wollte ja unbedingt vor ihr da sein.

Eine 1/4 Stunde vor der Zeit war ich da. Meine Beine waren schwammig, sie zitterten leicht. Trotz allem blieb ich vor der Eisdiele stehen, ich wollte sehen wenn sie kam.

Und sie kam. Selbstbewusst und mit einem unsagbar einladenden Lächeln schritt dieser Engel auf mich zu. Alle durchgespielten Begrüssungsszenarien waren wie ausgelöscht.

Was passierte mit mir? Ich ging ihr entgegen und als wir voreinander standen, nahm ich sie ohne "Hallo" in meine Arme und küsste sie. Mittendrin dachte ich mir, jetzt bekommst du gleich eine Ohrfeige. Stattdessen sagte sie "Hallo, kannst du das bitte wiederholen und ein wenig länger?" Ich küsste sie nochmals, dieses Mal innig und vertraut, als hätten wir uns schon x-mal so geküsst.

Alles um uns herum bekamen wir nur noch schemenhaft mit, es war, als würden wir alleine hier sein.

Endlich, endlich hielt ich sie in meinen Armen und spürte dabei, dass auch sie gerade so dachte und fühlte.

Wir brauchten keine Worte, um uns zu verstehen. Jeder schien in diesem Moment ein offenes Buch für den anderen zu sein.

Es wurde ein wunderschöner Nachmittag. Wir fuhren an einen See, gingen spazieren ohne viele Worte wechselnd, nur die Magie dieser Zweisamkeit genießend. Wir blieben immer wieder stehen, umarmten und küssten uns mit steigender Begierde.

So nebenbei sagte sie: „Weißt Du eigentlich, das ich Deine Stimme als sehr angenehm empfinde? Sie ist einer der Gründe, warum ich Dich auch treffen wollte. Eine Stimme kann viel über den Menschen verraten.“ Dieses Kompliment verwirrte mich zwar im ersten Moment etwas, war ich über mich ganz anderer Meinung gewesen, doch ich vergaß dabei nicht, auch ihr zu sagen wie ich ihre Stimme empfand. Ein erfreutes Lächeln war die Antwort darauf.

Am Abend gingen wir in einen gut besuchten Biergarten, alle Welt sollte sehen wie glücklich wir waren. Hunger hatten wir wenig, stattdessen hielten wir ständig Händchen und küssten uns. Ja, auch in diesem Alter kann man noch wahnsinnig verliebt sein, liebe Leser.

Als wir uns sehr spät nachts trennten, küssten wir uns lange und nicht aufhörend, nur unterbrochen von Jugendlichen, die grölend riefen, "Jetzt wird's aber bald Zeit, dass ihr aufhört, man könnt' ja meinen ihr seid frisch verliebt." Das waren wir ja auch. Das Gefühl sie endlich in meinen Armen zu halten war wie ein Rausch, der nicht enden wollte. So küssten wir uns immer wieder, nur unterbrochen von Bemerkungen wie: "Peter, jetzt muss ich aber nach Hause, nur noch mal kurz einen Kuss." Tja, es waren mehrere, lang andauernde.

Die nächsten Tage und Wochen verbrachten wir selten allein, außer die Arbeit oder andere unaufschiebbaren Dinge kamen uns dazwischen, dann telefonierten wir wenigstens miteinander zur Freude der Mobilfunkgesellschaft. Jeder von uns erzählte dem anderen seine Vorgeschichte. Mittlerweile wussten wir beide alles wichtig erscheinende vom Partner an seiner Seite. Über die Eltern, die Kinder mit ihren Macken und unseren vorherigen Beziehungen, auch wie sie sich danach auf unser Leben ausgewirkt hatten.

Aber auch über alltägliches und besonders über die Reaktionen unserer Kinder und Bekannten auf unser Beisammensein, welche von aufrichtiger Freude bis zu abgrundtiefer Skepsis in beiden Lagern ging. Besonders bei unseren insgesamt 4 Kindern war dies sehr unterschiedlich. David, mein Sohn sagte nur "Dad, da hast Du ja eine megageile Frau an Land gezogen. Echt cool." Meine Tochter eher zweifelnd, ob ich den Ansprüchen solch einer Frau auf Dauer genügen würde. Ihre Kinder sahen das auch gemischt. Ihr Sohn Noah war eher zurückhaltend mit den Worten "Ich würde es Dir ja wünschen, dass er der Richtige ist, aber ich hab' da so meine Zweifel, ob er mit Deinem Tempo mithalten kann.“ Tina, ihre Tochter, dagegen fand " Das wird sicherlich richtig gut gehen, so cool wie Du bist, kann der gar nicht anders als Dich zu lieben. Außerdem kann er anscheinend manchmal genauso bockig sein wie ich. Und das hat Dir ja nicht geschadet wie man sieht." Aber all diese Reaktionen konnten dem Flair unserer Zweisamkeit keinen Abbruch tun.

Nach 3 Wochen nahmen wir uns vor, das Wochenende für einen kurzen Trip nahe Venedig zu nutzen. Ich kannte von mehreren Motorradtouren und damit verbundenen Tagestouren vom Vorbeifahren her ein kleines Hotel, was auf mich schon immer etwas Magisches ausgestrahlt hatte. Bei der letzten Tour hatte ich meiner Neugierde nachgegeben und einmal übernachtet. Ich war mehr als zufrieden, was auch an der Besitzerin Frau Perogini lag, die wie eine „italienische Mama“ das Haus führte.

Ich buchte dort ein Doppelzimmer und wir fuhren noch am Freitag spätnachmittags los. 5 Stunden Fahrzeit sind ja nicht die Welt, allerdings hatte ich nicht bedacht, vielleicht auch mal in einen Stau zu kommen, schon gar nicht in zwei davon. Aus 5 Stunden wurden so über 7 Stunden. Ihr entlockte dieser Umstand lediglich ein vergnügtes, teilweise schadenfrohes Lächeln.

Ja, so war sie eben, solche Nichtigkeiten konnten sie kaum aus der Ruhe bringen, ganz im Gegensatz zu mir, wenn ich im Geiste schon alles durchgeplant hatte. Womit hatte ich diese Frau nur verdient, welche mit meinen Charakter scheinbar ohne Probleme klar kam und noch dazu auf mich beruhigend durch ihre Art wirkte?

Gerade noch die Anmeldung mit letzter Aufmerksamkeit hinter uns bringend, wollten wir beide nur noch so schnell wie möglich schlafen gehen. Das letzte was ich wahrnahm, war, dass sie sich an mich schmiegte und sagte: "Schlaf gut mein Traummann, morgen wird ein sicherlich wunderschöner, langer Tag für uns beide mit einer ebensolchen Nacht." Mit dieser Vorfreude schliefen wir beide alsbald ein, ich wahrscheinlich dauergrinsend vor Glück.

Wir wollten eigentlich früh aufstehen, doch durch die zähe Anfahrt bedingt, hatte ich vergessen, die Weckzeit im Smartphone einzugeben. So wachten wir beide erst gegen 8 Uhr, von der hereinscheinenden Sonne gekitzelt, auf. Sie meinte lediglich: "Komm, wir wollen uns doch nicht deswegen den Tag verderben lassen. Was ist schon eine Stunde gegenüber den zwei Monaten, die Du uns mit Deinem Smartphone Angrinsen geklaut hast."

Jetzt musste ich Lachen. Recht hatte sie, der Tag würde sicherlich auch ohne diese fehlende, von mir verplante Stunde ein schöner werden. Wie sagt man gerne: "Der Mensch denkt, Gott lenkt."

Bei der Fahrt zur Ablegestelle fuhren wir an mehreren verlassenen, baufälligen Häusern entlang der Lagunenstraße vorbei. Mehr beiläufig sagte ich zu ihr: "Irgendwann würde ich gerne mit Dir in einem dieser Häuser meinen Lebensabend verbringen. Sie strahlen auf mich eine Wärme aus, die ich nicht erklären kann." worauf sie antwortete: "Mit Dir zusammen könnte ich mir das zu jeder Zeit gut vorstellen." Hätte ich sie damals schon besser gekannt, wäre meine Aufmerksamkeit gegenüber dem Wort "jederzeit" wesentlich ausgeprägter gewesen, denn "irgendwann" war bei mir etwas, was noch in weiter Ferne lag, für sie dagegen zu weit weg war, als das man diese Dinge nicht zeitlich verkürzen konnte, hatte man sie mal ins Auge gefasst. Jedenfalls sollte es nicht bei diesen "irgendwann" bleiben, so viel sei vorab verraten.

Als wir mit der Fähre nahe dem Markusplatz angelegt hatten, sahen wir uns denjenigen nur kurz an, denn diese Traube von Touristen, welche mit Fotokamera bewaffnet, alles und vor allem sich und die Familie auf unzähligen Bildern verewigten, vor einem Gebäude oder der Kirche posierend, oder die unzähligen Tauben fütternd. Es war nicht das, was wir gemeinsam von Venedig sehen und in uns aufsaugen wollten.

Wir gingen so schnell wie möglich in eine der Seitengassen, flüchtend vor unzähligen Besuchern dieser wunderschönen "Stadt der Verliebten".

Circa 10 Gassen später, nur noch wenige Touristen in unserer Nähe sehend, konnten wir langsam den wirklichen Flair dieser Stadt auf uns wirken lassen. Jede dieser Gassen, klein und verwinkelt, zeigte uns das wahre Venedig.

Von einem zum anderen Haus oben herum verlaufende Strom- und Antennenkabel wie sie bei uns undenkbar wären und natürlich Wäscheleinen, unmittelbar daneben angebracht. So waren gleich mehrere Häuser miteinander "verbunden". Es wurden Gespräche geführt mit den unvermeidlichen Handbewegungen und Gesten, die für Südeuropäer dazu gehörten und die verschiedensten Emotionen ausdrückten.

Wir kamen an kleinen Piazzas vorbei, meist mit einem Brunnen im Zentrum. Kein Stand mit Souvenirs weit und breit, aber immer eine kleine Bar mit ein oder zwei Tischen davor. Durch Zufall kamen wir auch an einer der zwei verbliebenen Werkstätten vorbei, die jene für Venedig typischen Gondeln noch herstellte und reparierte. Eine Weile sahen wir zu, wie sie gerade eine restaurierten, ihr wieder neuen Glanz verleihend. Wir gingen Hand in Hand und uns zwischendrin wieder in die Arme nehmend, nicht ohne uns dabei auch zu küssen, durch diese Kleinode. Kamen wir an eine der vielen Wasserstraßen, die Venedig wie ein Spinnennetz durchzogen, fuhren wir mit einen öffentlich benutzbaren Boot einfach weiter.

Als wir spätabends wieder in unserem Hotel ankamen, war die Küche bereits geschlossen, Signora Perogini zauberte uns auf die Schnelle ein kleines Menü und servierte es mit den Worten: "Non c’è problema, Verliebte vergessen gerne die Zeit, wenn sie besuchen diese Stadt."

Als wir schließlich auf unser Zimmer gingen, stellte sich bei uns beiden eine Art von Unsicherheit, gepaart mit freudiger Erwartung auf das Unvermeidliche ein, der körperlichen Verschmelzung zweier Liebenden.

Dies hatten wir bisher ganz bewusst vor uns hergeschoben, teils um sicher zu gehen, das unser gegenseitiges Verlangen nach dem anderen nicht auf dies beschränkt wäre, andererseits diesem Moment eine Art Unvergesslichkeit zu geben.