Das Wutbuch - Dieter Dr. Jaehrling - E-Book

Das Wutbuch E-Book

Dieter Dr. Jaehrling

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Beschreibung

Ob ich vorne oder hinten anfange – immer komme ich zu demselben Schluss: Da läuft vieles schief, viel zu vieles läuft da falsch, und das nicht zufällig, sondern geplant, sorgfältig ausgetüftelt in jahrelangem Missbrauch der Demokratie, sorgfältig gehütet und bewacht, dass nichts in Unordnung gerät. Bloß keine lebendige Demokratie mehr, um Himmels willen! Nichts wäre mehr beherrschbar. Von welcher Seite man auch anfängt, die Wut bleibt. Und deshalb können Sie bei diesem Buch auch von zwei Seiten anfangen. Die Wut in unserem Lande wächst und zwar vor allem auch bei den ganz normalen Menschen, die unser Land, seine politische Form, geliebt haben; den Tüchtigen, die täglich fleißig arbeiten, all denen, die dafür sorgen, die durch Ihre tägliche Arbeit dafür sorgen, dass es dieses Land und seinen Wohlstand gibt, noch gibt. Es ist nicht nur Wut, es ist auch Ohnmacht, kein Wunder dass die Zahl der Amokläufe zunimmt. Kein Wunder, dass die Polizei immer öfter brutal angegriffen wird? Kein Wunder, dass es Chaostage gibt? Ich entschuldige diese Wutausbrüche überhaupt nicht, habe auch kaum Verständnis dafür. Ich verurteile jegliche Form von Gewalt aus Wut. Aber wir müssen begreifen lernen, dass dies kein Zufall ist, dass dies nicht unabänderlich ist, dass dies hausgemachte Phänomene sind. Es sind alarmierende Anzeichen dafür, dass die Wut überhand nimmt. Jeden einzelnen Fall, wo ein Polizist verletzt wird, verurteile ich, muss man verurteilen. Immer wo Menschen verletzt oder sogar getötet werden, meistens auch noch völlig unbeteiligte, muss man erschaudern, sich vor Abscheu abwenden und die Täter verurteilen. Das genügt aber nicht. Nur wenn wir hinter der einzelnen Tat begreifen lernen, dass sie ein Anzeichen ist, ein Zeichen für die allgemeine Wut und Ohnmacht, dann haben wir überhaupt eine Chance, etwas zu verändern. Und es geht darum, dass diejenigen, die etwas verändern wollen, sich zusammen tun, denn sehr viele Menschen müssen dies wollen, damit sich etwas ändern wird.

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Seitenzahl: 216

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Inhaltsverzeichnis
Cover
Das Wutbuch
Originalausgabe:
Impressum:
Vorbemerkung
Ein Platz für die Wut
Wut ist ein Thema in Deutschland
Die Wut wächst
Es geht um die Wurst
Führung und Moral
Ich habe mich verwählt
Selbstbedienung ist in!
Ein armes Land voller Wohlstand
Was (sich) der Staat leistet
Die Lüge um die Sterbehilfe
Unser Staat - Aktienbetrüger en gros
Verkaufte Staatsunternehmen – verkaufte BürgerInnen
Was wir alles zahlen
Staatliche Bauprojekte und ihr Preis
Wahlkritik
Europa und die Folgen
EU – eine Regierung ohne demokratische Legitimation
Wer wird zum Populisten des Jahres gewählt?
Wahlausschuss
KandidatInnenaufstellung
Preise
WählerInnnen
Preisverleihung
Wahlunterstützung
Wählerbeschimpfung wird dann richtig Mode
Parteifinanzierung
Amerikanische Aussiedler anwerben!
Aussiedler aller Länder vereinigt euch!
Politikversagen
Lobbyismus
Lobbyarbeit ist Korruption mit Information
Lobbyarbeit wird staatlich mitfinanziert
Hände weg von den Unternehmen, lieber Staat
Wer schützt uns vor unseren PolitikerInnen und den Parteien?
Die Parteien haben die Spielregeln der Demokratie verdorben
Unser Berufsauswahl- und Karrieresystem ist verkehrt
Geldwert – Preis wert
Die Finanzkrise
Mindestlohn
Die Zukunftslüge oder wie unsere Zukunft wirklich aussieht
Die Gesundheitslügen
Gesundheitslüge Nr. 1: Die Kassen vertreten die Mitglieder, nicht die Politik
Gesundheitslüge Nr. 2: Die Menschen belügen das Gesundheitssystem
Gesundheitslüge Nr. 3: Der Staat ist zuständig
Die Rentenlügen
Lüge Nr. 1: Die Rente ist sicher
Rentenlüge Nr. 2: Die Erhöhungen finden auch dann nicht statt, wenn sie stattfinden.
Rentenlüge Nr. 3 : Wir brauchen keine Rentendiskussion
Das Lügengebäude wächst
Die Spendenlüge 1: Spendengelder werden für Hilfe eingesetzt
Die Spendenlüge 2: Spendenmittel werden transparent verteilt
Die Spendenlüge 3: Die Spenden werden für den Sammelanlass verwendet
Die Spendenlüge 4: Spenden Sie bitte gezielt weiter!
Berufsverbrechertum
Des Kaisers neue Kleider
Es wird Zeit
Die Wut lebendiger leben
Mir reichts
Die Parteiversager
Parteien als Wertevernichter
Der Konkurs der Parteien
Die Parteien ersticken sich selbst
Parteien ohne Charisma
WählerInnenbetrug einmal anders
Selbsterneuerung – sie bleibt aus
Deutschland braucht endlich wieder eine tragfähige Vision
Visionen brauchen klare, tragfähige und verbindliche Werte
Der Lobbyistenverband
Wahlabend
Der unscharfe Mann
Was ist Mann?
Ekstasen oder Metastasen
Der Mann und was er kann – und auch nicht
Beruf und Sprachfähigkeit
Der überforderte Mann
Der Druck wächst
Neue Zeiten für männliche Stärken
Die Lust am Spiel
Die Fähigkeit, soziale Verantwortung zu übernehmen
Die Fähigkeit, Menschen zu führen
Der unscharfe Mann 2
Die verkauften Nachkommen
Erfolg ohne zu Killen
Unbelohnte Helden
Gefährliche Entwicklungen
Regression
Glück ist kein Zufall…das Unglück auch nicht

Das Wutbuch

Mir reicht’s!

Armes Deutschland

Dr. Dieter Jaehrling

Originalausgabe:

Dr. Dieter Jaehrling – Das Wutbuch

- Mir reicht’s! Armes Deutschland

ISBN 978-3-940868-54-1

© copyright 2009 Dr. Dieter Jaehrling

© Coverillustration: Wolfgang Jaehrling

© copyright 2009 Hierophant-Verlag

© Cover: Torsten Peters

1. Auflage Oktober 2009

Hierophant-Verlag

Im Bollerts 4 - 64646 Heppenheim

http://www.hierophant-verlag.de

Alle Rechte, auch der fotomechanischen Vervielfältigung und des auszugsweisen Abdrucks, vorbehalten.

Impressum:

Dr. Dieter Jaehrling – Das Wutbuch

- Mir reicht’s! Armes Deutschland

ISBN 978-3-944163-77-2

© copyright 2009 Dr. Dieter Jaehrling

© Coverillustration: Wolfgang Jaehrling

© copyright 2009 Hierophant-Verlag

© Cover: Torsten Peters

1. Digitale Auflage Juni 2013

Hierophant-Verlag

Im Bollerts 4 - 64646 Heppenheim

http://www.hierophant-verlag.de

Alle Rechte, auch der fotomechanischen Vervielfältigung und des auszugsweisen Abdrucks, vorbehalten.

Vorbemerkung

Die Lage ist doch nicht dramatisch – das denken viele. Wenn man die einzelnen Missstände in Deutschland anschaut, dann stimmt das auch. Aber sobald man damit beginnt, die verschiedenen Bereiche nicht mehr als einzelne Felder anzusehen, sondern sich alles zusammen anschaut, dann beginnt es, nicht mehr so harmlos auszusehen. An allen Ecken und Enden gibt es kleine und große Brandstellen, ganze Stützwände fehlen inzwischen. Sie sind nicht von selbst entstanden und sie vergrößern sich von Tag zu Tag mehr.

Letztendlich verantwortlich dafür sind wir alle, klar. Jede Bevölkerung hat nach einer gewissen Zeit die Regierungsform und die Regierung, die sie verdient. So richtig dies ist, so falsch ist es auch. Als einzelner kann man gar nichts verändern; und bei der schleichenden Veränderung in den letzten Jahrzehnten hat es auch eine Weile gedauert, bis man überhaupt merkte, dass die Krankheit längst schon nicht mehr aufzuhalten ist.

Im übrigen: Deutschland ist ein Land mit vielen bewundernswerten Menschen, die ehrbar und fleißig sind, die sich um ihr Land und die Menschen hier in fantastischer Weise, auch ehrenamtlich, kümmern. Hoffentlich verdient dieses Deutschland nie die Regierungen, die es, von der Kommune angefangen bis zur Bundesregierung, oft hat!

Was wir brauchen, ist eine neue Protestbewegung, die sich dessen klar ist, dass grundlegende Prozesse falsch laufen, dass grundlegende Änderungen notwendig sind. Und es ist zu hoffen, dass diese neue Revolution friedlich bleibt.

Ich bin zuletzt 1939 geboren, wenige Tage vor dem zweiten Weltkrieg, in dem mein Vater gefallen ist; meine Mutter hat ihre drei Söhne dann alleine groß gezogen, wir sind nicht gerade in großem Reichtum aufgewachsen. Ich weiß nicht aus eigenem Erleben, wie die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg in Deutschland war, die Zeit danach habe ich dafür – z.T. mit kindlichem Staunen und kindischer Verzerrung – sehr bewusst mit erlebt. Und ich habe erlebt, wie sich Deutschland seitdem verändert hat und immer schneller verändert.

Ich fühle mich provoziert, von vielen Seiten und oft und schon lange; frech provoziert auf eine Weise, die ich nicht länger schweigend hinnehmen will. Sie auch nicht? Dann lassen Sie uns gemeinsam antworten.

Als ich begann, dieses Buch zu schreiben, staunte ich: Es schrieb sich fast von ganz alleine. Natürlich hatte ich mir einen Plan gemacht, eine Gliederung und was so alles dazu gehört. Aber dann merkte ich, dass das zwar ganz gut war, aber der Text schrieb sich alleine – Gespräche, die ich führte, Zeitungen, die ich in die Hand nahm, viele Nachrichtensendungen brachten Hinweise oder sogar Analysen über staatliche und/oder kommunale Schlampereien, Abzocke und ähnliches. Vor allem auch Frontal bringt oft unglaubliche Geschichten, die dann auch noch wahr sind.

Auch ich würde Deutschland verlassen – wenn ich nur wüsste wohin! Denn dass China, Amerika, Australien oder Afrika, und was es sonst noch so gibt, so viel schöner und besser sind, mag gerüchteweise richtig sein, in Wirklichkeit stimmt es dummerweise eben nicht. Jedenfalls, was ich so gesehen habe – ich habe allerdings längst nicht alles gesehen. Und im übrigen: Ich habe einige Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet – in der Türkei. Es war traumhaft schön. Und doch habe ich gerade in dieser Zeit auch gelernt, wie schön Deutschland und wie schön es auch in Deutschland ist. Und welche Vorzüge wir uns in Deutschland in vielen, vielen Jahrzehnten erarbeitet haben – inklusive unserer Werte.

Also bleibe ich halt hier und schaue mir die Drehbühne Deutschland weiter an – nicht ohne in der einen oder anderen Form mitzumischen.

Ich fühle mich in keiner Weise besser als andere, die mithelfen, den Karren weiter in den Dreck zu schieben, anstatt ihn heraus zu holen. Vielleicht manchmal doch etwas besser. Aber wer wäre nicht manchmal etwas besser?

Worum es mir hier aber geht: Mich kotzt diese Lügenpalastfassade an, an der hier Tag für Tag herumgewienert und -geputzt wird, so als gäbe es sie wirklich. Wo ist das Kind, das in „Des Kaisers neue Kleider“ rief: Er hat ja gar nichts an! Es gibt keinen Palast Deutschland mehr, es gibt nur noch die Fassade; Deutschland muss erst einmal wieder jemand erfinden, damit es dann vielleicht sogar existieren kann.

Bis es jemand erfindet, muss man wohl das ertragen, was da so geschieht. Und das will ich nicht. Ich bin nicht sicher, ob ich der Einzige bin, der sich dieses Deutschland ungeschminkt ansehen mag, ein schöner Anblick ist es ja wirklich nicht mehr. Ein armes Land, zerlumpt von Lumpen, die sich für Helden halten. Die inzwischen in Hinterzimmern die Projekte aushecken, die dann auch offiziell in den Gemeinderäten oder wo auch immer verabschiedet werden.

Deutschland ist nicht arm geworden, weil nicht gearbeitet wurde. Es wurde arm, weil Polit-Lumpen vieler Parteien Geld für Dinge verschwende(te)n – und das in einem Stil, den man nur noch verbrecherisch bezeichnen kann. Es wurde arm, weil „die da oben“ in Wirtschaft und in vielen sogenannten „freien Berufen“ nur noch unverschämt abzocken; sich ohne jegliche Scham Gelder in die Tasche schieben, oft auch noch gegenseitig, Gelder in einer Höhe, die so unverschämt ist, dass ehrlich arbeitenden Menschen das Messer in der Tasche aufgeht.

Aber vielleicht gibt es ja doch eine schweigende Mehrheit, die nur nicht mehr zu Wort kommt, weil sie täglich medial vergewaltigt wird. An sie wende ich mich.

Was ich hier aufzeige, gilt längst nicht für alle Menschen, die zu den angesprochenen Gruppen gehören. Es sind in diesen Gruppen aber nicht mehr Einzelne oder eine kleine Minderheit, sondern es sind viel zu viele. Und es sind Systemfehler, für die der Einzelne vielleicht kaum etwas kann. Aber: Mitgefangen, mitgehangen! Wer in einem falschen System bleibt und nicht dagegen – auch öffentlich – kämpft, muss sich genau dasselbe vorhalten lassen, was heute die junge Generation oft stört: dass sie nämlich noch für das Hitlerreich mit haftbar gemacht werden.

Ich bitte hiermit alle pauschal um Verzeihung, die mitgenannt werden, ohne zu den Verfehlungen beizutragen. Und ich meine diese Bitte ernst. Mir geht es nicht darum, sie anzuklagen. Aber es geht mir darum, Klage zu führen, um das System zu regenerieren. Das ist dringend nötig.

Wir brauchen in Deutschland endlich wieder eine tragfähige Vision für Deutschland. Keine Vision einer einzelnen Gruppe mit ihren Interessen, keine unterschiedlich Vision von grünen, gelben, blauen, schwarzen oder roten Politikprofis, keine Vision von Verbänden, Vereinen, Kirchen oder anderen Lobbyistenclans. Wir brauchen eine, wirklich nur eine Vision für die Menschen in Deutschland, für alle hier.

Grundsatz: Ich werde diese Bitte um Verzeihung nur hier aussprechen – und nicht auf jeder Seite, wo ich vielleicht auch Unbescholtenen auf die Füße trete. Meine Bitte an Sie: Akzeptieren Sie meine Entschuldigung hier und helfen Sie mit, die Schuldigen an den Pranger zu stellen!

Ein Platz für die Wut

Wut braucht einen Platz, oder man platzt irgendwann. Was machen Sie mit Ihrer Wut? Bei mir hat lange Holz hacken geholfen. Das entspannt, ich werde die Anspannung los, die sich im Körper ansammelt. Aber mir reicht das nicht mehr. Denn diese Form ist zwar gut für die Wärme im Kamin – aber sie ändert nichts.

Und es muss sich etwas ändern. Ob sich dann etwas bessert, wenn es anders wird, ist nicht garantiert – aber es wird garantiert nichts besser, wenn sich nichts ändert. Sie kennen vielleicht dies etwas abgewandelte Zitat.

Mein Platz für die Wut ist zunächst einmal dieses Buch, aber das reicht nicht. Ich habe darin einige Vorschläge, die ich alleine nicht durchführen kann, dazu braucht es viele GesinnungsgenossInnen:

Die Gründung einer Partei für NichtwählerInnenDie Preisverleihung an den größten Populisten (Betrug durch Worte ohne Taten)Protest, Protest, Protest – ich selbst will und werde schriftlich und persönlich protestieren, wo immer es geht – und ich möchte viele ermutigen, dies auch zu tun

Wut ist ein Thema in Deutschland

Beim Asgard Versand gibt es ein T-Shirt mit dem Aufdruck: Deutsche Wut. 2006 bereits gab es den Film Wut, der am 29. September 2006 im Spätprogramm gesendet wurde. Der Dokumentarfilmemacher Martin Kessler drehte einen Dokumentarfilm über die Montagsdemonstrationsbewegung: Die neue Wut, der vom 29.07.2005 an gezeigt wurde. In Berlin gibt es die Wählervereinigung „Bürger in Wut“ BIW.

Das heißt, ich möchte von der Proklamation der Wut zur Aktion kommen, welche die Wutanlässe zwar sicherlich nicht total ausmerzen kann, aber doch auf ein erträgliches Maß beschränkt und mindert.

Wir sind von Beherrschenden umzingelt.

Sie treffen noch eigene Entscheidungen? Wozu denn eigentlich? Wissen Sie denn nicht, von wie vielen Menschen Ihr Leben regiert und geregelt wird? Es sind mehr als Sie denken. Fangen wir einmal unten an, politisch gesehen, also bei Ihnen in der Gemeinde, denn wie das bei Ihnen zuhause ist, geht ja niemanden etwas an.

Also da ist der Gemeinderat, der kaum etwas zu sagen hat, aber immerhin sorgt er für Dinge in der Umgebung. Natürlich tut er nur das, was der Bezirk oder die Region ihm gestattet, die wiederum nur das tun darf, was die Landesregierung erlaubt, die wiederum nur das tun darf, was die Bundesregierung zulässt und vom Bundesrat erlaubt wird, die wiederum aufpassen müssen, was die Europaratsleute zulassen oder vorgeben. Und dann gibt es auch noch eine UNO, was die sagt, kümmert allerdings kaum einen, wenn das nicht irgendwelche Vorteile mit sich bringt.

Machen Sie sich doch einmal den Spaß und schreiben Sie an jeden, die oder der Sie in einem Rat oder Parlament vertritt. Schließlich braucht die Post ja auch Geld. Sie werden sich wundern, wie viele Menschen sich für Sie einsetzen, damit es ihnen gut geht; ach nein, das Ihnen sollte eigentlich groß geschrieben werden, aber dann stimmte nicht mehr, worum es wirklich geht.

Profipolitiker müssen reden können, fürs Lesen und Schreiben haben sie AssitentInnen.

Natürlich sollten uns die Besten regieren, oder? Parlamentarier erhalten Profigelder – übrigens ein Beruf, für den man in keiner Weise eine Ausbildung braucht, Einbildung genügt. Ich habe mir einmal den Spaß gemacht, einem der höchsten deutschen Politiker vorzuschlagen, dass seine Partei doch einmal auf Erfahrungen aus der Wirtschaft zurückgreifen sollte, wo aufstiegswillige junge Leute erst nach einer Prüfung ihrer Qualifikationen eingestellt und befördert werden, Assessment Center nennt man das. Damit könnte man vielleicht (wieder?) erreichen, dass PolitikerInnen ernst genommen werden.

Ich glaube nicht, dass er den Brief gelesen hat; und der Mensch, der ihn beantwortete, hat jedenfalls den Inhalt nicht verstanden, dafür aber wortgewandt und in beinahe richtiger deutscher Sprache begründet, dass es schon Weiterbildung gibt. Hätte ich nicht gedacht, ehrlich.

Gehen denn die Besten in die Politik? Junge, tüchtige Leute? Ist es für die wirklich attraktiv, PolitikerIn zu werden? Im Traum doch nicht. Klar, das Geld und die Altersversorgung reizen schon ein wenig, aber sonst? Vielleicht noch ein bisschen die Reisemöglichkeiten. Ich würde auch gerne meine Privatflüge nach Mallorca über den Bundestag abrechnen, geht aber leider nicht. Schade.

Die Politik hat völlig verschlafen, was inzwischen die übrige Welt gelernt hat, wenn es darum geht, Posten mit Hochqualifizierten zu besetzen. Beschreibungen von Sollqualifikationen, systematische Auswahlprozesse – all das gibt es für die PolitikerInnen nicht – ganz zu schweigen von dem Versuch, die Persönlichkeit der KandidatInnen genauer zu hinterfragen. Die Welt der PolitikerInnenauswahl ist auf dem Niveau vor dem zweiten Weltkrieg stehen geblieben. Und so sind auch die Ergebnisse!

Um PolitikerIn zu werden, müssen Sie nichts können – allerdings müssen Sie Ellenbogen haben, damit Sie in dem parteiinternen Gerangel um die ja zahlenmäßig begrenzten Sitze die Anderen beiseite drücken, stoßen, prügeln – oder alles was recht ist. Und Sie brauchen Sitzfleisch. Für die endlosen Sitzungen und überflüssigen Diskussionen. Und reden können müssen Sie auch, oder sind Sie etwa so naiv zu glauben, Sie könnten, z.B. wenn Sie stumm geboren sind, nur deshalb, sagen wir mal Wirtschaftspolitiker werden, weil Sie etwas von diesem Fachgebiet verstehen? Na, dann man los, versuchen Sie es. Falls Sie nicht lesen und schreiben können, das merkt sowieso niemand, aber nicht reden? Wie soll das gehen?

Mindestens ebenso wichtig wie fachliche Qualifikationen und Berufserfahrung wäre m.E. die Frage, aus welcher Motivation heraus die KandidatInnen PolitikerIn werden wollen. In der Industrie wird hinterfragt, ob und inwieweit KandidatInnen intrinsisch* und/oder extrinsisch* motiviert sind. Stellen Sie sich einmal vor, ein Entwicklungs- ingenieur in einer Entwicklungsabteilung oder einem Forschungslabor wäre hauptsächlich extrinsisch motiviert – also abhängig von den externen Belohungen (Geld, Ansehen usw.) – es gibt spektakuläre Fälle davon, in denen dann Forschungsergebnisse gefälscht wurden, weil große Leistungen eben nicht zustande kamen. Die Begeisterung für das Aufgabengebiet weckt Kräfte, die häufiger zu hervorragenden Ergebnissen führen als erhoffte oder angekündigte Belohnungen.

PolitikerInnen scheinen weitgehend extrinsisch motiviert zu sein – das erklärt auch, dass sie an guten Ergebnissen für Deutschland nicht so sehr interessiert sind – höchstens eben, wenn sie ihnen persönlichen Vorteil bringen. Kein Wunder, dass die Gemeinheiten zwischen den Parteimitgliedern und die Kämpfe innerhalb der Parteien überhand nehmen und die Bevölkerung total anwidern.

*Intrinsische Motivation bezeichnet das innere Interesse an einem Fachgebiet und führt dazu, dass jemand sich aus eigenem Interesse damit intensiv auseinander setzt, ohne dass mit einer externen Belohnung zu rechnen ist. Extrinsische Motivation dagegen bedeutet, dass man sich mit einem z.B. Arbeitsfeld aus materiellen oder monetären Gründen und anderen externen Belohnungen befasst. Intrinsische und extrinsische Motivation schließen sich gegenseitig nicht aus, sind dagegen meistens gleichzeitig in jedem Menschen wirksam. Es geht also darum, wie stark die eine Form überwiegt.

Die Wut wächst

Die SPD-Präsidentschaftskandidatin Schwan sagte während des Wahlkampfes: «Ich kann mir vorstellen, dass in zwei bis drei Monaten die Wut der Menschen deutlich wachsen könnte.»

Die Kanzlerin Angela Merkel reagierte auf die Äußerungen mit Unverständnis, der Wirtschaftsminister fand Gesine Schwans Worte verantwortungslos. Angela Merkel meinte, „es sei völlig unverantwortlich, Panik und Ängste zu schüren und etwas vorher zu sagen, was nicht der Realität entspreche“.

Dazu ein paar Zahlen:

Im Internet gab es am 04.06.2009

Zum Stichwort Wut 9.050.000 (9.150.000) Einträge;

zum Stichwort Deutsche Wut 1.140.000 (1.170.000) Einträge,

zu neue Wut gab es 1.730.000 (1.770.000),

zu wachsende Wut 86.600 (87.800).

Die Angaben in Klammern geben die Zahlen einen (!) Tag später wieder. Wer das nicht zur Kenntnis nimmt, handelt verantwortungslos, nicht derjenige, der das weiß und sagt!

Es geht um die Wurst

Bismarck soll einmal gesagt haben, dass man bei zwei Dingen nicht dabei sein darf, wenn man an sie glauben soll. Beim Wurst und beim Gesetze machen. Wenn man beim Wurst machen dabei ist, verginge einem der Appetit, wenn man beim Gesetze machen dabei ist, verliert man den Glauben an ihre Rechtmäßigkeit.

Nehmen wir ein Beispiel: Da verwenden sich viele ernsthafte UmweltministerInnen dafür, den CO2 – Verbrauch zu senken. Und dann werden Gesetze gemacht, die natürlich dazu führen, dass die Menschen bald neue Autos brauchen. Der Umwelt zuliebe. So weit, so gut.

Aber was für Staatskarossen fahren denn dieselben PolitikerInnen? Wie sich in Umfragen herausstellte: Erstens wissen sie gar nicht, wie viel die Autos verbrauchen. Zweitens liegen bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen alle weit über den heute schon möglichen Werten. Wie gesagt: Es handelt sich um UmweltministerInnen in Deutschland.

Einmal ganz abgesehen davon, dass nicht jeder beliebige Minister oder jede beliebige Ministerin in einem Audi, BMW oder Mercedes durch die Lande kutschiert werden müsste – andere Leute fahren auch andere Marken.

Führung und Moral

Führung und Moral gehören zusammen, wahrscheinlich schon deshalb, weil Führung auf längere Zeit immer die Moral zu verderben scheint. Aber rein theoretisch gibt es noch einen anderen Grund: Führung stützt sich entweder auf die Moral im Volk oder auf Macht. Ein Volk ohne Moral kann keine Führung mit Moral haben. Eine Führung ohne Moral hat auf die Dauer kein Volk mit Moral. Bei uns stimmt beides.

Dass sie für Gesetze kämpfen, die der Umwelt zugute kommen, ist ja in Ordnung. Sich dann aber keineswegs daran gebunden zu fühlen, gegen sie vorsätzlich und bösartig zu verstoßen, ist eine Frechheit, auf die man erst einmal kommen muss. Für wen werden die Gesetze denn eigentlich gemacht? Für die WählerInnen oder für die Umwelt. Ist ein CO2-Partikel, bloß weil er von einem Umweltminister verursacht wird, weniger umweltschädlich?

Die Umwelt zu schonen, ist doch längst keine Aufgabe mehr, die man mal machen kann, wenn einem gerade nichts Besseres einfällt; sie ist Pflicht. Und wenn man das als UmweltministerIn nicht kapiert hat, gehört man nicht auf diesen Posten. Weg mit ihnen, auf den politischen Müll geworfen und politischen Humus aus ihnen gemacht, falls das nicht auch umweltschädigend ist!

Wo bleibt die Qualifizierungsoffensive für PolitikerInnen?

So mangelhaft wie die Auswahl ist auch die Förderung und Qualifizierung der Politikerinnen. Gemessen an dem state of the art heutzutage liegen sie meilenweit und Lichtjahre hinter dem, was in der Wirtschaft heute gang und gäbe ist.

Dabei müssten PolitikerInnen heute mehr als jemals etwas davon verstehen, wie unsere Welt tickt. Es gibt ja seit Jahrzehnten das hässliche Wort: Die Parlamente sind mal voller, mal leerer, aber immer voller Lehrer. Nichts gegen den Beruf – aber er reicht heute nicht mehr aus, um ein Staatsgebilde in einer globalen Welt zu leiten. Und Experte wird man auch nicht dadurch, dass man dann in einen Ausschuss gewählt wird und damit von der eigenen Partei nach außen als Experte verkauft wird.

Manche PolitikerInnen wissen ja wenigstens manchmal, wovon sie reden – viele haben aber offenbar wirklich keine Ahnung. Wenn Sie anderes glauben, müssen Sie einfach einmal mit Leuten reden, die innerhalb der Ministeriumsbürokratie als Fachleute angestellt sind und für ihre Tätigkeit eine anständige Berufsausbildung haben. Die brauchen nämlich eine anständige Berufsausbildung, um ihre Anstellung zu erhalten – PolitikerInnen nicht.

Es wird wirklich Zeit, dass die Ministerien entweder von hochqualifizierten ManagerInnen oder von Leuten mit mehr Fachverstand geleitet werden. Wenn ein Pfarrer Staatssekretär im Verkehrsmini- sterium ist, wird die Verkehrspolitik halt zur Glaubenssache – oder wie soll das gehen? Das mittlere Qualifikationsniveau in den Führungsgremien der Unternehmen ist um zig Potenzen höher als das in den Ministerien – wie soll das dort gut gehen? Brauchen sie deshalb die Lobby?

Alle diese Führungskräfte, die in der Wirtschaft sorgfältig ausgewählt und weiter gebildet werden, haben eine gute abgeschlossene Ausbildung, was man von vielen PolitikerInnen nicht sagen kann. Dazu kommt, dass in den Unternehmen und in vielen Institutionen Führungsschulung mit fachlichen und überfachlichen Inhalten angeboten wird – die Teilnahme ist mehr oder weniger verpflichtend. Man will sicherstellen, dass die ManagerInnen auf der Höhe der Zeit sind. Rechtliche, technische Fachinhalte gehören genauso dazu wie betriebswirtschaftliche oder ökologische.

Außerdem: in der Wirtschaft haben sich auch viele Sozialtechniken etabliert, die die effiziente und kreative Zusammenarbeit erleichtern. Und es gibt spezielle Programme, die die permanente Verbesserung des Unternehmens zum Ziel haben: Haben Sie schon einmal gehört, dass in der Politik KVP-Aktionen (Kontinuierliche Verbesserungsprogramm) laufen?

Am wirkungsvollsten ist es dabei, als junger Mensch ParteifunktionärIn zu werden und sich durch servile Arbeit für jemanden, der in der Partei schon oben ist, so weit hoch zu dienen, bis Sie einen kleinen Vorsprung vor unliebsamen KonkurrentInnen haben. Die müssen Sie dann gnadenlos politisch killen. Natürlich freundlich und nicht direkt, aber halt wirksam.

Ich weiß, es gibt auch noch einen anderen Weg. Aber wer kennt den schon?

Der Aufstieg in der Partei kennt nur ein System: Wer sich durchsetzt und WählerInnen anzieht, gilt als qualifiziert. Dieses System ist falsch. Es fördert die Schwätzerinnen und Schwätzer; ich habe nichts prinzipiell gegen sie, solche Leute braucht man auch. Bei Ehrungen, Beerdigungen, Jubiläen usw. ist das schon notwendig, aber zwischendurch nicht, niemals. Ansonsten sind Schwätzer die Leute, die allen alles versprechen, aber nichts halten, den Typus Mensch, den man im Alltag Großmaul nennt.

Das soll beileibe nicht heißen, alle PolitikerInnen sind Großmäuler. Aber das System ist darauf ausgelegt, diesen Typus besonders zu fördern – und das hat auf Dauer zu den Konsequenzen geführt, die wir heute haben: Es fehlen wichtige Qualifikationen.

Von der Auswahl angefangen läuft alles falsch. Jeder Azubi wird heute systematischer und stärker an der Arbeit orientiert ausgewählt als die PolitikerInnen. Und er wird systematischer ausgebildet und später auch systematischer weiter gebildet. So werden aus Azubis Fachleute – und aus PolitikerInnen?

Jedes Industrieunternehmen würde mit dieser Förderpolitik längst Pleite gegangen sein – der Wettbewerb hätte es vom Markt verdrängt, weil die Führung die Entwicklung des Marktes verschlafen hätte, nicht genügend attraktive Produkte oder Dienstleistungen entwickelt hätte usw. usw.

Der Staat kann zwar nicht so schnell Pleite gehen – aber wie sieht es denn bei uns aus? Sind wir nach wie vor die Besten in der Welt? Was ist denn mit dem Wirtschaftswachstum und der Beschäftigungspolitik? Wie viel Geld haben wir denn auf der hohen Kante? Dazu folgt noch mehr in dem Abschnitt über die Schulden. Jeder weiß, es sieht gar nicht rosig aus. Und die Krise der letzten beiden Jahre zeigt, dass es noch schlimmer kommen wird.

Das ist auch der mangelnden Qualifikation unserer Politiker zu verdanken, die schlecht ausgewählt werden, die nicht genügend vorgebildet sind und die nicht genügend weiter qualifiziert werden – es sei denn von Lobbyisten; von den Parteien geht innerhalb der Parteien keine Qualifizierungsoffensive aus – wenn man schon schlecht ausgebildete Leute hat, wäre das ja das Mindeste, was nötig und zu tun wäre!

Die PolitikerInnen gehen mit einer Ignoranz und einem Hochmut über die heute bekannten und bewährten Möglichkeiten der Qualifikationsverbesserung ihrer Mitglieder und über die Qualitätsverbesserung ihrer Arbeit hinweg, die wirklich beeindruckend ist! Das sollen Vorbilder sein? Für wen denn?

Mich packt die Wut über die permanente Enttäuschung, dass hier Volksvermögen verschleudert wird, weil sich eine ganze Kaste den Möglichkeiten ihrer Zeit entzieht. Ich weiß, das hier ist keine ausgewogene Kritik. Es gibt auch in der Politik ganz tolle Leute, immer wieder – bis dann aus den Rohdiamanten allmählich Kieselsteine werden. Und es sind ja nicht diese tollen Leute, die die Richtung bestimmen, sondern die Ignoranten, die Ehrgeizlinge.

Politik - ein Selbstbedienungsladen für Ehrgeizige, die . . . ?

Es gibt Soziologen, die die Charakterzüge von Berufsgruppen untersuchen. Wer und warum wird LehrerIn, IngenieurIn usw. LehrerInnen sind danach Menschen, die Macht ausüben wollen. Wie sieht so etwas eigentlich für PolitikerInnen aus? Was sind das für Menschen, die PolitikerIn werden wollen oder sind? Wollen sie etwas Gutes tun für Deutschland, für die Menschheit? Wollen sie sich um das Wohl anderer kümmern, dafür einsetzen? Das lässt sich bei einigen sicherlich nicht ausschließen – bei der Masse der PolitikerInnen habe ich persönlich diesen Eindruck nicht: Es sind Ehrgeizlinge, die sich z.T. mit wirklich allen Mitteln nach oben kämpfen, ihren Einfluss, ihre Macht vergrößern, um höher zu steigen – und das Wohl der WählerInnen ist ihnen dabei völlig egal, solange diese WählerInnen sie wählen.

Anders lässt sich für mich nicht erklären, dass inzwischen sogar viele Ministerpräsidenten ihren Hut nehmen mussten, weil sie ihr Amt zur persönlichen Bereicherung missbraucht haben – und solche Vorbilder wirken. Denn kaum etwas ist wirkungsvoller als ein schlechtes Vorbild, das guckt sich jeder ab. Und es ist daher kein Wunder, wenn solche Fälle zunehmen – dabei weiß jeder, dass die aufgedeckten Fälle nur die Spitze eines Eisberges sind, besser gesagt vieler Eisberge, denn sie wuchern schließlich offenbar in jedem Bundesland.