Deine letzte Spur - Emily Barr - E-Book

Deine letzte Spur E-Book

Emily Barr

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Beschreibung

Als Sam seine Frau am Bahnhof abholen will, ist Lara spurlos verschwunden. Statt ihrer steht plötzlich die Polizei vor seiner Tür. Im Zug wurde die Leiche eines Mannes gefunden und Lara ist der einzige Fahrgast, dessen Spur sich verliert... In seiner Verzweiflung vertraut Sam sich Laras Freundin Iris an. Ebenso wie Sam befürchtet auch sie, dass Lara etwas zugestoßen ist. Auf der Suche nach Antworten beginnt sie, die letzten Monate im Leben ihrer Freundin zu rekonstruieren und stößt dabei auf Ungeheuerliches ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Danksagung

Prolog

Teil eins – Lara

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel sieben

Kapitel acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Kapitel elf

Kapitel zwölf

Teil zwei – Iris

Kapitel dreizehn

Kapitel vierzehn

Kapitel fünfzehn

Kapitel sechzehn

Kapitel siebzehn

Kapitel achtzehn

Kapitel neunzehn

Kapitel zwanzig

Kapitel einundzwanzig

Kapitel zweiundzwanzig

Kapitel dreiundzwanzig

Kapitel vierundzwanzig

Teil drei – Laras Tagebuch

Teil vier – Thailand

Kapitel fünfundzwanzig

Kapitel sechsundzwanzig

Kapitel siebenundzwanzig

Kapitel achtundzwanzig

Kapitel neunundzwanzig

Kapitel dreißig

Kapitel einunddreißig

Kapitel zweiunddreißig

Kapitel dreiunddreißig

Kapitel vierunddreißig

Kapitel fünfunddreißig

Kapitel sechsunddreißig

Epilog

Über die Autorin

Emily Barr hat als Journalistin unter anderem für den OBSERVER und den GUARDIAN geschrieben und als Backpackerin zahlreiche Länder bereist, bevor sie sich mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Cornwall niederließ, um sich dem Schreiben von Romanen zu widmen. In England sind bereits etliche Bücher von ihr erschienen, die vielfach begeistert besprochen wurden. DEINELETZTE SPURist ihr erster psychologischer Spannungsroman.

Emily Barr

DEINELETZTESPUR

Kriminalroman

Aus dem Englischen vonAnke Angela Grube

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

1. Auflage: März 2015

Dieser Titel ist auch als E-Book erschienen

Vollständige Taschenbuchausgabe

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe: Copyright © 2013 by Emily Barr

Titel der englischen Originalausgabe: »The Sleeper« Originalverlag: Headline Review,

an imprint of Headline Publishing Group, London

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Bildangaben: © Shutterstock/Audrius Merfelda

Umschlaggestaltung: Massimo Peter

E-Book-Produktion: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-8387-5929-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für James, Gabe, Seb und Lottie, wie immermit viel Liebe

DANKSAGUNG

Riesendank an einen anonymen Polizisten (Sie wissen, wer Sie sind) für die unschätzbare Hilfe zu Details der Polizeiarbeit, und an Amanda James für detaillierte Ratschläge zu Laras Rolle als Projektmanagerin in der Immobilienentwicklung. Beide haben ungeheuer viel Zeit aufgewendet, um mir zu helfen, und eventuelle Fehler sind ganz allein mein Verschulden.

Vanessa Farnell, vielen Dank für die erneute Begleitung auf einer Recherche-Reise und die selbstlose Hilfe bei der Erkundung von Ko Lanta und Krabi. Vielen Dank an Steve und Ali Brooks in Singapur für ihre unglaubliche Gastfreundschaft.

Mein Dank gilt allen, die täglich dafür sorgen, dass ich mir meine geistige Gesundheit bewahren kann: Kerys Deavin, Jayne Kirkham, Bess Revell und viele andere, und ich danke meinen Kindern, die mich ständig daran erinnern, dass es ein Leben außerhalb von Büchern gibt.

Meine örtliche Buchhandlung, der »Falmouth Bookseller«, ist mir immer eine Unterstützung: Ich danke Ron Johns und allen seinen Kollegen.

Sherise Hobbs und das ganze Team bei Headline waren mir beim Schreiben des Buches eine enorme Unterstützung, ebenso wie mein wunderbarer Agent Jonny Geller und alle anderen bei Curtis Brown. Vielen Dank.

PROLOG

JANUAR

Sie war seit zwei Stunden überfällig.

Niemand kann mitten in der Nacht aus einem Zug verschwinden, aber offenbar hatte sie genau das getan. Sie war in Paddington eingestiegen (soweit wir wussten), aber sie war nicht in Truro ausgestiegen.

»Bestimmt geht es ihr gut«, versicherte ich ihm. Meine Worte, abgedroschen und unwahrscheinlich, hingen in der Luft. Ich suchte nach einer Erklärung. Wenn man Amnesie und Schlafwandeln ausschloss, gab es eigentlich nur zwei, und keine von beiden konnte auf ihren Mann tröstlich wirken.

»Das hoffe ich.« Er war den Tränen nahe, und seine Augen unter den leichten Schlupflidern schienen sich in ihre Höhlen zurückgezogen zu haben. Alles an ihm fiel in sich zusammen, denn allmählich konnte er sich nicht mehr vormachen, dass sie jeden Moment zur Tür hereinkommen würde. Er war grau im Gesicht, und gleichzeitig war seine Haut gerötet und fleckig.

Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, also machte ich mich daran, erneut Kaffee zu kochen. Er überprüfte schon wieder sein Handy auf Nachrichten, die irgendwie in aller Heimlichkeit eingegangen waren, obwohl er die Lautstärke hochgestellt und vorsichtshalber noch vom Festnetzanschluss aus darauf angerufen hatte.

»Der nächste Zug kommt in sieben Minuten«, berichtete er. Ich stellte den Espressokocher auf den Herd und zündete das Gas darunter an. Dann öffnete ich ein paar Schranktüren auf der Suche nach etwas Leichtem, etwas, das er essen konnte, ohne es zu bemerken.

Es war seltsam, in einer fremden Küche zu stehen, unvermittelt mit etwas konfrontiert, das, wie ich fürchtete, ein frühes Stadium des totalen Zusammenbruchs des Lebens eines Mannes war, den ich nicht einmal kannte. Er war bereits halb von der Klippe gestürzt und klammerte sich verzweifelt an einem dünnen Grasbüschel fest.

Ich legte ein paar Vanillecremekekse auf einen Teller.

Der Ausblick von hier war spektakulär, aber das Einzige, auf das wir beide uns konzentrieren konnten, war der kleine Bahnhof im Vordergrund. Als das Quietschen der Bremsen die unmittelbar bevorstehende Ankunft der Bahn ankündigte, war er bereits auf den Beinen, presste die Hände gegen die Scheibe des bodentiefen Fensters und starrte hinaus. Wenn sie jetzt auftauchte, ihren kleinen Koffer hinter sich herziehend (ich war mir ziemlich sicher, dass sie einen kleinen Rollkoffer hatte, Leute wie sie hatten so etwas), würde er ihr alles verzeihen. Es wäre ihm egal, wo sie gewesen war, was sie getan hatte und mit wem.

Früh am Morgen war es kalt und klar gewesen, aber jetzt zog der Himmel rasch zu. Die Wolken ballten sich über uns zusammen und warteten auf ihren Augenblick; plötzlich veränderte sich das Licht, und obwohl es immer noch Morgen war, wurde es plötzlich dunkel, als wäre der Abend hereingebrochen.

Beide warteten wir, im Schwebezustand, die Sekunden, die es dauerte, bis der aus zwei Waggons bestehende Zug die Endstation der Stichlinie erreicht und seine wenigen Passagiere ausgespuckt hatte. Die meisten Fahrgäste waren in Falmouth Town ausgestiegen, eine Station vorher.

Trotz allem hämmerte mein Herz, als vier Reisende am Ende des Bahnsteigs auftauchten. Ein grauhaariges Paar in Wanderkleidung, mit Rucksäcken und kräftigen Wanderstäben, machte sich entschlossen auf und marschierte über den Parkplatz. Ich war sicher, dass sie zum Küstenwanderweg wollten. Ein junger Mann mit einem Skateboard unter dem Arm schlenderte hinter ihnen her, in eine dicke Jacke, Schal und Wollmütze gehüllt. Schließlich kam eine Frau.

Sie war ungefähr im richtigen Alter, aber sie war klein und wirkte unsicher. Wir beobachteten, wie sie sich umschaute und am Rande des Parkplatzes stehenblieb – sie wartete auf etwas. Sie hielt eine Tasche umschlungen. Wir starrten beide auf sie hinunter, bis ein Auto vor ihr hielt, und plötzlich lächelte sie, entspannte sich, machte hinten die Tür auf, stellte ihre Tasche auf den Rücksitz und stieg vorne ein.

Sie war es nicht. Natürlich nicht. Ich erwartete nicht länger, sie zu sehen.

Regen prasselte gegen das Fenster, ein Graupelschauer.

»Wir müssen die Polizei rufen«, sagte ich. Er tat so, als hätte er mich nicht gehört.

TEILEINSLARA

KAPITELEINS

AUGUST

Er steht neben mir auf dem Balkon und reicht mir den grünen Becher, den seine grauenhafte Mutter mir zu Weihnachten geschenkt hat. Unter uns fährt ein Zug in den Bahnhof ein. Er hat zwei Waggons und ist damit der längste Zug, der an diesem Bahnsteig Platz hat.

»Eine Tasse Tee«, verkündet er gespielt zeremoniell, und ich versuche, nicht gequält zusammenzuzucken. »Ich hoffe, er findet Madames Billigung.«

Das tut er nicht, aber das kann ich natürlich schlecht sagen. Ich umfange den Becher mit beiden Händen und versuche, meinem Gesicht den richtigen Ausdruck zu verleihen. Er weiß, welche Becher mir gefallen, und er weiß, dass dieser ganz entschieden nicht dazugehört. Ich kann ihm nicht sagen, dass mir solche Trivialitäten wichtig sind. Er würde nur die Augen aufreißen und vernünftiges Erstaunen mimen.

»Danke«, sage ich.

Unsere Unterarme, die auf dem Geländer liegen, berühren sich, und wir schauen über die Stadt. Die Sonne scheint auf den Zug am Bahnsteig, die Kaianlagen dahinter und das Städtchen im Hintergrund, das sich an den Hafen schmiegt. Licht glitzert auf dem Wasser, die Bewegung der Wellen lässt kleine Helligkeitspunkte auftauchen und wieder verschwinden. Auf der anderen Seite der breiten Fal-Mündung flimmern die Bäume, Felder und großen Häuser von Flushing in der Hitze, die selbst für August außergewöhnlich stark ist. Möwen sitzen in Formation auf dem Dach eines der Speicher unten am Hafen. Was sie da machen, ist die Vogel-Entsprechung von Sonnenbaden. Die fast unangenehme Hitze auf meiner Haut, die salzhaltige Luft, die ich normalerweise gar nicht wahrnehme, das Glitzern der Sonne auf dem Wasser lassen mich plötzlich an längst vergessene Ferien meiner Kinderzeit denken.

»Es sieht aus wie eine Illustration aus einem Bilderbuch, oder?«, sage ich. »Bahnhof. Containerschiffe. Kriegsschiffe. Segelboote. Autos. Lastwagen. Eigentlich sollte etwas darunter gedruckt sein.« Ich schreibe die Worte mit der Hand in die Luft, unterhalb des Bahnhofsparkplatzes. »Wie viele verschiedene Transportmittel kannst du sehen …?«

Er sieht mich an, nicht die Dinge, auf die ich zeige, also wende ich den Kopf und schaue ihn an.

»Ja«, sagt er. »Und dieses Greifdings da.« Er deutet auf einen der Hafenkräne. »Und die riesigen Metalldinger, die Sachen hochheben. Ein Bilderbuchhimmel.«

Ich strecke die Hand aus und berühre seinen Arm. Die Haare darauf sind elastisch und blond. Sogar dieser kurze Austausch hat uns zu dicht an das Thema gebracht, das ich zu vermeiden suche, einfach deshalb, weil es nichts mehr dazu zu sagen gibt. Ich wechsle das Thema, nippe an meinem Tee (der, wie so oft, nur ungefähr halb so stark ist, wie ich ihn machen würde), und deute auf die Häuser zu unserer Linken.

»Und da drüben. Was siehst du dort? Tausende von Wohnungen. Wer lebt wohl hinter diesen Fenstern, was mag dahinter alles vorgehen, was für ein Leben führen die Leute? Ich wette, da passieren seltsamere Dinge, als du dir vorstellen könntest.«

Er blinzelt zu den Häusern hin. »Als ich es könnte, oder als irgendjemand es könnte?«

»Irgendjemand«, stelle ich klar, vermutlich zu rasch.

Sam nimmt seinen Teebecher in die andere Hand und legt den Arm um meine Schultern. Ich lehne mich an ihn. Er ist groß wie ein Bär, breit, aber nicht fett. Das mag ich an ihm, mochte ich immer schon. Zwar graut mir vor dem Gedanken, ich könnte die Art Frau sein, die einen großen, starken Mann will, der auf sie aufpasst, aber seine Stabilität und Zuverlässigkeit genieße ich trotzdem.

»Du erinnerst dich doch, dass heute Nachmittag eine Freundin von mir vorbeikommt, oder?«, sage ich. »Die Frau, die ich auf der Fähre kennengelernt habe.«

»Ach ja. Hattest du erwähnt. Wie hieß sie noch gleich?«

»Iris.«

»Ach ja. Iris.«

Er missbilligt es. Er will keine anderen Menschen in unserem Leben haben. Wir haben eigentlich keine richtigen Freunde. Genau deshalb habe ich Iris eingeladen, weil ich das ändern möchte.

»Aber es kommt mir so vor, als wäre es das erste Mal seit Ewigkeiten, dass wir einen Tag einfach gemütlich zusammen verbringen«, sagt er. Es klingt nervös. »Du weißt schon. Es ist schön, nicht immer Problemgespräche führen zu müssen. Wir haben unsere Pläne gemacht, und das Schicksal hat uns ins Gesicht gelacht.« Ich wappne mich für den Teil, dass alles, was passiert, einen bestimmten Grund hat. »Alles passiert aus einem bestimmten Grund«, fährt er fort. »Und ich glaube, es ist passiert, um uns näher zusammenzubringen, und weil irgendwo da draußen ein Kind wartet, in China vielleicht. Oder im Himalaya, wie du immer sagst. Ein Kind, das uns braucht. Es hat so sein sollen, da bin ich mir sicher.«

»Du hast gerade ein Problemgespräch daraus gemacht.«

»Oh. Entschuldige.«

Ich hole tief Luft. »Schon gut«, sage ich. Er hat diese kleine Rede schon Hunderte von Malen gehalten, und vielleicht hat er ja Recht. Vielleicht hat die Unfruchtbarkeit und alles andere, was uns passiert ist, irgendeinen unklaren, undefinierbaren Grund. Vielleicht gibt es tatsächlich ein Kind irgendwo in den Bergen Nepals, dem es bestimmt ist, zu uns zu kommen. Die Option, in einen Flieger zu steigen, um das herauszufinden, haben wir nicht. Sogar Visa, Verleiher von Geldern an Hinz und Kunz, weigert sich, uns weitere Abenteuer zu finanzieren.

Es stimmt: Ich rede ständig über den Himalaya. Es war immer mein Traum, einmal dorthin zu fahren, ein Haus in den Bergen zu mieten und lange Monate in der frischen, kühlen Bergluft zu leben, zu wandern, zu schauen und zu existieren. Ich würde ja gleich morgen losfahren, aber sogar als wir noch so viel Geld hatten, dass wir gar nicht wussten, was wir damit anfangen sollten, war ich nie dort, weil es meinen Mann nie gereizt hat. Er hat mich immer mit Zielen abgelenkt, die er als »richtigen Urlaub« bezeichnete.

Vielleicht wartet tatsächlich mein Kind da draußen auf mich, doch ich kann nicht zu ihm gelangen, oder zu ihr. Der Gedanke ist beunruhigend.

»Ich liebe dich«, sagt er. »Vielleicht sind uns das Geld und die Optionen ausgegangen, ohne dass wir dafür ein Kind vorweisen könnten, aber ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch«, versichere ich ihm hastig.

»Lara.«

Wir lehnen uns aneinander, spüren die Sonne auf unseren bloßen Armen und unseren Köpfen, genießen die Aussicht und trinken unseren Tee. Es gibt sonst nicht viel zu sagen.

*

Am liebsten würde ich schreien, und manchmal tue ich das auch. Gelegentlich schreie ich so laut ich kann, aber niemals, wenn Sam zu Hause ist. Wenn er irgendwo in der Nähe ist, verdränge ich die Angst, halte sie drinnen. Ich kann ihm nicht die Wahrheit sagen, und daher ist unsere Ehe vermutlich nicht so, wie er glaubt. Er denkt, unsere Liebe sei stabil, er hält uns für etwas mitgenommen, aber optimistisch, bereit zum Aufbruch zu unserer neuen Reise, einer Reise, die wir nicht vorhergesehen haben, deren Ziel aber deshalb nur umso wunderbarer ist. Er glaubt, dass wir für immer zusammenbleiben werden, hier in Cornwall, Hunderte von Meilen entfernt von unseren schwierigen Familien. Er glaubt, wir seien eine Einheit.

Ich wäre lieber Single. Das kann ich unmöglich sagen. Insgeheim bin ich froh, dass es uns nicht gelungen ist, ein Kind zu bekommen. Es würde ihm das Herz brechen, wenn er das hörte. Es ist nichts Besonderes vorgefallen: Keiner von uns beiden war untreu, und er hat mir nie etwas Schlimmeres angetan, als unglaublich nervig zu sein. Ich habe den falschen Mann geheiratet, obwohl ich damals schon eine leise Ahnung hatte, dass er nicht der Richtige war, und daher ist es meine eigene Schuld, und ich sitze fest.

Ich frage mich, was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass ich stets fluchtbereit bin, dass eine gepackte Tasche bereitsteht und ich jederzeit aufbrechen kann. Es ist nicht seinetwegen, aber trotzdem ist es bezeichnend.

Ich habe mir eingeredet, dass das Baby, wenn es denn gekommen wäre, alle Probleme gelöst hätte, dass es mir einen neuen Lebensinhalt gegeben hätte und etwas, das ich lieben könnte. Dabei war mir durchaus klar, dass es im Leben so nicht läuft. Dieses Kind kann von Glück sagen, dass es nie eingetroffen ist.

*

Eine halbe Stunde später lache ich laut heraus, als mir klar wird, dass ich wirke wie die züchtigste Hausfrau der Welt: Ich nehme zwei Kuchenhälften aus dem Ofen, angetan mit geblümten Topfhandschuhen und einer romantischen Rüschenschürze. Ich komme mir vor wie jemand, der das Leben eines anderen übernommen hat. Ich bin ein Wesen aus einem Science-Fiction-Roman, das einen Erdenkörper trägt, um seine wahre Identität zu verbergen. Darin steckt jemand, den Sam so gut wie gar nicht kennt. Das Wesen in mir ist hässlich und zornig, kalt und frustriert und höhnisch. Ich bemühe mich, es verborgen zu halten, weil Sam nicht verdient hat, was geschehen würde, wenn ich es entfesselte.

Die Wahrheit ist, ich liebe meinen Mann nicht. Ich liebe ihn kein bisschen. An guten Tagen mag ich ihn. Ich erkenne sehr wohl, dass er ein viel besserer Mensch ist als ich, und deswegen verachte ich ihn nur noch mehr. Aus irgendwelchen Gründen hält es mich auch davon ab, ihn zu verlassen. Ich hasse den Tee, den er macht: warme, wässrige Milch, beige gefärbt durch den kürzestmöglichen Flirt mit einem Teebeutel. Wenn ich seinen Tee trinke, verziehe ich insgeheim das Gesicht, aber ich kippe ihn herunter, denn nachdem ich fünf Jahre versucht habe, Sam zu bewegen, den Tee so zu kochen, wie ich ihn mag, habe ich aufgegeben.

Wenn er einen Kran als »riesiges Metalldings, das Sachen hochhebt« bezeichnet, mit einem »Greifdings« am Ende, würde ich am liebsten schreiend den ganzen Weg nach London zurücklaufen. Ich bin mit einem Mann verheiratet, der das Ladegerät eines Telefons das »Reinstöpsel-Dings« nennt und die Fernbedienung »das Schaltdings für die Glotze«. Früher war das eine fast liebenswerte Angewohnheit für mich, jetzt ist es eine Affektiertheit, die mich in den Wahnsinn treibt. Ich muss die Zähne zusammenbeißen und mich zwingen, nichts zu sagen, immer und immer wieder.

Jahrelang habe ich einen Trekking-Urlaub in Nepal vorgeschlagen, aber obwohl er wusste, dass ich mir das mehr wünschte als alles andere auf der Welt, fand er wiederholt Gründe, die es unmöglich machten: ein hypochondrisches »schlimmes Knie«, eine Abneigung gegen große Höhen, so wenig Urlaubstage, dass es sich nicht lohnte. Er hat mich immer an Strände gelotst, auf die Kanarischen Inseln oder nach Frankreich, aber Strände haben wir hier auch, und Strände sind langweilig. Ich will Berge.

Die beiden Kuchenhälften sind perfekt gelungen. Das liegt daran, dass wir noch Geld hatten, als wir von London nach Cornwall gezogen sind, und daher einen hochwertigen Herd von Smeg kauften. Wir hatten keine Ahnung, dass unsere ganzen Ersparnisse für drei fruchtlose Zyklen Fruchtbarkeitsbehandlung draufgehen würden. Ansonsten hätte ich mich mit einem um mehrere Tausend Pfund billigeren Backofen begnügt und wäre auch zufrieden gewesen, auch wenn diese speziellen Kuchen vielleicht nicht ganz so locker geraten wären.

Wir wären beide nie auf die Idee gekommen, dass die Natur bei unseren Plänen nicht mitmachen könnte. Wir waren, in unseren eigenen Augen, tolle Super-Typen, erfolgreich im Beruf, Menschen, die etwas bewegen konnten. Wir waren Karriereleute aus London, die in ein kleines Haus oberhalb des Hafens von Falmouth zogen, um eine Familie zu gründen. Sam wollte erst ein Mädchen, dann einen Jungen und dann noch ein drittes Kind (egal welches Geschlecht). Sie sollten blond und gesund sein, sie sollten in kleinen Dingis segeln lernen und am Strand Beachvolleyball spielen.

Ich stürze die beiden Kuchen auf das Kühlgitter und stelle die Formen zum Einweichen in die Spüle. Ich bin gut in diesem Erdenkram. Niemand, der mich beobachtet, würde je Verdacht schöpfen. Es macht einsam, ein getarnter böser Außerirdischer zu sein.

Auch Iris hegt ambivalente Gefühle gegenüber ihrem Freund. Das war es, was mich zu ihr hingezogen hat. Wir haben das aneinander erkannt, ganz sicher. Deshalb habe ich ihr diese Kuchen gebacken.

Manchmal wünschte ich, ich würde ihn lieben, aber wenn ich ihn liebte, wäre ich nicht ich selbst. Lieber bleibe ich ich selbst, lebe eine Lüge und versuche, den Mut aufzubringen, das Richtige zu tun, als dass ich die alberne Hausfrau bin, die er braucht.

Als die Küche aufgeräumt ist und Sam, wie ich vom Balkon aus sehe, unten im Garten ist und den Rasen mäht, checke ich hastig meine Mails. Wieder einmal kommt der einzige Kontakt zur Außenwelt von meinem vertrauten Freund money-supermarket.com.

Ich setze mich hin und fange an zu tippen. Mein Herz hämmert so heftig, dass ich es im ganzen Körper spüren kann.

Leon, schreibe ich. Gibt’s was Neues? L x

Dann schicke ich die Mail ab und lösche sie aus dem Ordner gesendete Objekte. Sam würde nie meine E-Mails durchgehen, aber ich gehe gern auf Nummer sicher.

*

Um Punkt halb vier klingelt es, und als ich die Tür öffne und Iris sehe, lächle ich, plötzlich froh. Wenn ich nicht bald richtig mit jemandem reden kann, werde ich wahrscheinlich noch meinen Mann im Schlaf ermorden.

Sie trägt einen schwingenden Rock, hat bloße Beine, und an ihrem Arm hängt ein Fahrradhelm. Ihre Haare sind lang und dick und zerzaust. Sie sind dunkelbraun, aber blond an den Spitzen.

»Bist du mit dem Rock Fahrrad gefahren?«, sage ich statt einer Begrüßung.

»Weißt du, daran habe ich nicht mal gedacht. Wenn irgendjemand Interesse an dem Anblick hatte, viel Glück. Ich bin mir allerdings sicher, dass kein Schwein geguckt hat.«

»Komm rein.«

*

Ich sehe oft Frauen in der Stadt, Typ Schulmutter, künstlerisch angehauchte Frauen, die es schaffen, hier zu leben und sich als Designerin, Autorin oder Illustratorin über Wasser zu halten, und oft denke ich, dass ich beträchtlich glücklicher wäre, wenn ich eine Gruppe solcher Freundinnen hätte. Wir könnten in der Town House Bar sitzen, unten am Fuß des Hügels, Cocktails und flaschenweise Pinot Grigio trinken und über unsere nervigen Männer lachen. Das machen die Leute doch.

Iris ist mein erster Schritt in diese Richtung. Sie ist ungefähr in meinem Alter, glaube ich, vielleicht ein bisschen älter. Ich mag ihre Exzentrizität. Ich weiß, dass sie einen Freund hat, den, der sie zum Verzweifeln bringt. Ich habe ihn noch nicht kennengelernt, aber das würde ich gern.

Sie schaut mich mit einem kleinen Lächeln im Gesicht an, und ich frage mich, was sie sieht. Sieht sie die perfekte blonde Hausfrau, die ein Baumwollkleid mit Leggins trägt, Wasser aufsetzt und einen makellosen Victoria-Biskuitkuchen auf den Tisch am Fenster stellt, von wo man den wunderbaren Blick hat? Oder hat sie eine schwache Ahnung von der mörderischen bösen Außerirdischen? Ich möchte sie das gern fragen.

»Wie geht’s?«, frage ich stattdessen, da ich das schlecht tun kann.

»Ach, gut«, erwidert sie. »Großartig eigentlich. Das Radfahren hat die Spinnweben weggepustet.« Sie fährt sich mit den Fingern durchs Haar und zupft es auseinander.

»Es ist ziemlich hügelig, oder?«

Sie nickt. »Das ist ja der Punkt. Man strampelt mühsam eine Anhöhe hoch, bringt sich fast um, und dann hat man die Freude, so schnell runterzusausen, wie man sich traut, und man ist schon halb den nächsten Berg hoch, bevor man wieder langsamer wird. Im Straßenverkehr braucht man da Nerven aus Stahl, aber das ist es wert. Ich bin jahrelang nicht mehr Rad gefahren, weil ich Angst hatte, und irgendwann dachte ich, was soll’s? Ist doch egal. Eines Tages habe ich’s einfach gemacht, und es war toll.«

Ich schaue mich um. Sam ist noch im Garten.

»Also, ich habe einen Kuchen gebacken. Eine akademische Bildung zahlt sich doch immer aus. Wir könnten Tee dazu trinken, oder hättest du lieber einen Prosecco?«

Ich weiß, dass sie meinem Gesichtsausdruck entnehmen kann, was mir lieber wäre, und sie tut mir den Gefallen gern.

»Ach, ein Prosecco wäre schön«, sagt sie, »wenn du sicher bist.«

»Oh, das bin ich.«

»Es scheint niemanden zu interessieren, ob man als Fahrradfahrer beschwipst fährt. Es gibt fast mit Sicherheit ein Gesetz dagegen, aber vermutlich ist der Einzige, den man damit in Gefahr bringt, man selbst. Die Polizei hat glücklicherweise Wichtigeres zu tun.«

»Fährt dein Freund auch Rad?«

Sie nickt leicht. »Früher mal. Im Moment nicht so viel. Er ist … Also, er ist ein bisschen zum Einsiedler geworden.«

Ich würde gern mehr erfahren, aber stattdessen öffne ich die Flasche, die ein erfreuliches »Plopp« macht, und wir setzen uns. Als Sam und ich dieses Haus kauften, das zukünftige Heim unserer Familie, hatte es gemusterte Teppichböden und ein hinreißend verstaubtes Sommerfrische-am-Meer-Ambiente. Wir haben nur ein Minimum an Arbeit hineingesteckt, weil es mir so gefiel, wie es war. Der Teppichboden musste natürlich raus und wurde durch lackierte Holzdielen ersetzt. Die Wandspachtelung an Decken und Wänden kam runter und wurde durch Verputz ersetzt. Der furchtbare Kamin wurde rausgerissen (ein wenig wider besseres Wissen meinerseits: Er war so grässlich, dass er fast schon wieder cool war), und jetzt nimmt der unvermeidliche Holzofen seinen Platz ein. Es ist ein schönes Haus, für ein Gefängnis. Es ist schön, es jemandem zeigen zu können.

Wenn die Kinder da wären, wollten wir es ausbauen, Kinderzimmer, ein Spielzimmer, ein Baumhaus und alle möglichen anderen Sachen sollten entstehen. Sam hat früher über klebrige Fingerabdrücke auf den Fenstern phantasiert; aber die Fensterscheiben sind makellos sauber geblieben.

»Das ist ja phantastisch.« Iris bewundert die Aussicht.

»Man gewöhnt sich auch nie daran, weil es jeden Tag anders ist.«

»Glaube ich gern. Wenn ich hier wohnen würde, würde ich die ganze Zeit nur aus dem Fenster sehen.«

»Das ist so ziemlich genau das, was ich mache.«

Sie lacht, aber es ist mein Ernst. Ich habe sonst nichts zu tun. Ich habe es nicht geschafft, irgendeinen Verwaltungsjob zu finden. Alle Bewerbungen kamen mit dem Vermerk »überqualifiziert« zurück. Aber hier gibt es nichts, für das meine Qualifikationen irgendwie von Nutzen wären. Alle Stellen in meinem Bereich, Immobilienwirtschaft und Architektur, sind besetzt. Ich habe schon mit der Idee geliebäugelt, mich im Supermarkt an die Kasse zu setzen, aber Sam hat mich davon abgehalten.

»Wie läuft es mit dem Korrekturlesen?« Ich bin froh, dass ich das behalten habe. Iris und ich haben uns eines Nachmittags auf der Fähre nach St. Mawes kennengelernt. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten, dass wir beide aus einer bloßen Laune heraus hinüberfuhren, nur um einmal eine Schiffstour zu unternehmen. In St. Mawes angekommen, liefen wir bei schneidendem Wind durch die Gegend, ihre Haare wehten ihr ins Gesicht, und sogar mein Haar fing an, sich aus seinen Nadeln und Klammern zu befreien. Dann setzten wir uns in einen kleinen Pub in einer Seitenstraße und tranken Flaschenbier. Es war alles ganz ziellos und regelfrei, und es gefiel mir.

»Oh, ganz gut«, sagt sie. »Ich arbeite gern zu Hause. Es gefällt mir, mir die Zeit selbst einteilen zu können, selbstbestimmt arbeiten zu können.« Tausend Falten bilden sich in ihrem Gesicht, wenn sie lacht, und ich muss an ein lachendes Baby denken. »Das klingt, als würde ich Telefonsex betreiben, oder? Oder für eine Webcam posieren. Mein Spezialgebiet sind juristische Bücher. Rock and Roll. Aber es läuft gut, danke. Ich sollte Tagebuch führen. Es wäre das langweiligste Dokument der Welt. Alle Tage verlaufen genau gleich.«

»Ich habe früher mal Tagebuch geführt«, erzähle ich ihr. »Damals, als mein Leben noch aufregend war. Aber man kann Tagebücher später nicht mehr lesen, oder? Nicht ohne sich innerlich vor Scham zu winden. Aber deine Arbeit muss doch auf gewisse Weise befriedigend sein?«

»Ja. Manchmal. Man muss sich in die richtige Geisteshaltung bringen. Ich habe den ganzen Tag das Radio an, BBC 6, es läuft also ständig Musik, aber – und das ist für mich ganz entscheidend – mein Freund ist auch da. Laurie. Er arbeitet auch zu Hause, also habe ich genug Gesellschaft. Wir mögen beide gern Musik. Es ist eine kuschelige kleine Welt. Man könnte sagen langweilig, aber es gefällt mir.«

Ich reiche ihr ein Glas Prosecco. »Prost«, sage ich.

»Prost«, erwidert sie.

Ich nehme einen Schluck, und in diesem Augenblick wird mir klar, dass ich nur allzu leicht von Alkohol abhängig werden könnte. Es wäre so logisch, ein Abrutschen in die Gewohnheit, jeden Nachmittag einen zu trinken.

»Ihr seid also nur zu zweit?«, sage ich. »Wie wir. Sam und ich.«

»Ja«, sagt sie. »Man wird in eine eigene kleine Welt hineingezogen, nicht?«

»Wird es nicht manchmal erdrückend?«

»Ich glaube, ich bin im Grunde meines Herzens Einsiedlerin, und für Laurie gilt das noch mehr. Er und ich und die Katzen. Das wäre sicher nicht für jeden etwas, aber für uns schon. Wenn ich in einer anderen Zeit gelebt hätte, wäre ich großartig gewesen als Nonne in strenger Klausur oder als wilde Höhlenbewohnerin in den Bergen.«

»Du lebst in einer eigenen Höhle in Budock.«

»Ja, das tue ich.«

»Aber nicht allein.«

»Nein.«

»Wie viele Katzen?«

»Nur zwei.« Sie schaut mich an. »Hast du gedacht, ich würde sagen: achtzehn?«

»Hätte ich für möglich gehalten.«

»Glücklicherweise ist es so weit noch nicht gekommen. Desdemona und Ophelia. Unsere tragischen Heldinnen. Sie mögen es gern dramatisch. Für mich reicht das.«

Sam kommt ins Zimmer gestapft.

»Tag, die Damen!« Sein schlichtes weißes T-Shirt klebt schweißnass an ihm. Nur Sam kann auf die Idee kommen, ein weißes T-Shirt anzuziehen. Bei John Travolta damals sah es gut aus, aber bei meinem Mann signalisiert es einen Mangel an Phantasie.

»Sam.« Ich stehe auf und lege die Hand auf seinen Arm. Das tue ich oft, fällt mir plötzlich auf, die Hand auf seinen Arm legen. Es ist meine Art, mich willig zu zeigen, was Berührungen angeht, dabei aber den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken. »Sam, das ist Iris. Iris, das ist Sam.«

Er will ihr die Hand schütteln, aber sie steht auf und küsst ihn auf die Wange.

»Ihr zwei habt euch auf einem Schiff kennengelernt«, sagt er zu ihr. »Hat Lara mir erzählt. Wie ich sehe, seid ihr schon beim Schampus!«

Iris erwidert irgendetwas Höfliches, als ich mein Handy klingeln höre. Es ist ein altmodischer Klingelton, der durch die Luft schrillt, und ich renne hin. Mein Telefon klingelt selten.

Ich sehe den Namen auf dem Display an. Dann greife ich nach dem Telefon und laufe auf den Balkon. Mein Herz hämmert.

»Leon.« Ich schließe die Tür fest hinter mir. Die Luft ist kühl, aber erfrischend. »Wie geht’s?«

»Lara«, sagt mein Patenonkel, der Mann, der mich wirklich kennt. »Überspringen wir den Smalltalk. Bist du sicher, dass du das wirklich machen willst?«

Er hat es geschafft. Ich höre es an seinem Ton.

»Ja. Bitte, Leon. Ich muss. Ich kann so nicht weitermachen.«

Ich starre Sam an, der nervös einen Schluck von meinem Prosecco trinkt und sich ein Riesenstück Kuchen abschneidet. Er setzt sich und zermartert sich sichtlich das Hirn nach einer Frage, die er der fremden Frau stellen kann, die an seinem Esstisch sitzt. Ich wünschte, er würde nicht so überdeutlich zeigen, wie sehr ihn ihre Anwesenheit stört.

»Dann hätte ich etwas für dich.«

»Was ist es?«, frage ich.

Während ich auf eine schwach violette Wolke starre, die über das Wasser heranzieht, beginnt er zu sprechen, und eine Zukunft fängt an, sich zu entfalten.

KAPITELZWEI

Ich habe mich im Bad eingeschlossen und übe, es ihm zu sagen.

»Ich habe einen Job«, teile ich meinem Spiegelbild mit. Es gefällt mir, diese Worte in den Mund zu nehmen. Ich kann mir nicht richtig vorstellen, welches Potential sie enthalten. Mir graut vor Sams Reaktion.

Ich muss es ihm sofort sagen. Er weiß, dass ich wegen irgendwas aufgeregt bin. Er wusste es von dem Augenblick an, als ich mein Gespräch mit Leon beendete, zum Tisch zurückkehrte und meinen Prosecco auf einen Zug herunterstürzte.

»Was ist los, Lara?«, fragt er ständig, und ich antworte »nichts«, begleitet von einem breiten, strahlenden Lächeln.

»Ich habe einen Job«, sage ich noch einmal zu meinem Spiegelbild. Die Frau im Spiegel sieht ernst aus, als sie das sagt, aber ihre Augen leuchten: Eine ganz neue Welt hat sich vor ihr aufgetan. Ich lasse sie einüben, es ordentlich zu sagen. Es ist eine gute Sache, einen Job bekommen zu haben. Ich zwinge mich, den entscheidenden Punkt hinzuzufügen: »Ich habe einen Job in London.«

»Lara?«

Ich ziehe die Spülung, zur Tarnung, und befestige ein paar Haarsträhnen, die sich gelöst haben. Iris ist nach Hause gegangen. Sie brach plötzlich auf, nachdem ich ihr ins Ohr geflüstert hatte, dass ich Sam etwas sagen müsse. Wahrscheinlich denkt sie, dass ich schwanger bin. Das werde ich später klären.

»Ich komme!«, rufe ich.

*

Ich habe einen Job in London. Das ist die erstaunliche Realität.

Ich bin Londonerin, und ich sehne mich nach London. Ich bin dort geboren, und ich bin dort aufgewachsen. Sam und ich haben uns in London kennengelernt, und wir haben dort drei Jahre zusammengewohnt, bevor wir urplötzlich zu dem Schluss kamen, dass ich nicht schwanger wurde, weil wir jeden Tag stundenlang in der U-Bahn saßen. Es lag am Umfeld, so erklärten wir es, nicht an uns. Es lag an den Massen anderer Leute, die schoben und drängelten und uns eilen ließen. Es lag am Lippenstift, am Shopping und der Luftverschmutzung, an den Bussen, die an unserem Schlafzimmer in Battersea vorbeidröhnten – die Leute im Oberdeck konnten uns in die Fenster schauen –, daran, dass wir auf dem Nachhauseweg kurz noch in den Supermarkt sprangen, um schnell was zum Abendessen zu besorgen, dass ein Spaziergang im Park zwar ganz schön war, aber kein Ersatz dafür, mal aus der Stadt herauszukommen.

Und da war natürlich das alte Klischee: Als Londoner gingen wir selten ins Theater, ins Museum oder in Galerien.

Jetzt, wo wir in Cornwall leben, wäre eine Kurzreise in die Hauptstadt ein Geschenk: Wir sind seit anderthalb Jahren nicht mehr dort gewesen. London ist berauschend, voller Möglichkeiten. Es gäbe dort jetzt so viele Möglichkeiten für mich. Ich verzehre mich danach.

Der Umzug war natürlich seine Idee. Eines Sonntagmorgens kam er die Treppe herunter, in Pyjamahosen und einem seiner vielen weißen T-Shirts, und fand mich über der Arbeit brütend.

»Wann bist du denn aufgestanden?«, fragte er und stolperte verschlafen zur Kaffeemaschine.

»Ich weiß nicht.« Ich erinnere mich, dass ich mich bemühte, mich auf ihn zu konzentrieren, ihn anzulächeln. »Gegen fünf, glaube ich. Ich habe schon eine Menge geschafft. Ich bin so gut wie fertig.«

»Oh, Lara.«

Ich drehte mich um und schaute ihn an. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und schenkte sich eine Tasse lauwarmen Kaffee ein. Ich liebe es, frühmorgens zu arbeiten. Er hat das nie verstanden. Ich sagte es ihm immer wieder, aber er sah mich immer nur wissend an und ging davon aus, dass ich tapfer gute Miene zum bösen Spiel machte.

»Was ist?« Ich bemühte mich, schob meine Arbeit zur Seite. Er setzte sich zu mir an den Tisch. Ich griff nach meinem Kaffee, obwohl er längst kalt war, und legte trostsuchend die Hände um den Becher.

»Lara«, sagte er noch einmal. Sein Gesicht war zerknittert vom Schlaf. »Das ist doch nicht gut. Weißt du? Wenn wir eine Familie gründen wollen, wenn es klappen soll, und das wird es. Wir versuchen es ja erst seit ein paar Monaten. Wir führen ein Leben, das viel zu stressig ist. Wir müssen aus London wegziehen. Ich habe eine Stellenanzeige gesehen, auf die ich mich bewerben könnte.«

Ich seufzte. Sam hatte schon immer die Tendenz, große Pläne zu machen, und das hier war, soweit ich sehen konnte, mal wieder einer davon.

»Was ist das für eine Stelle?« Ich erwartete, dass es irgendwas Langweiliges sein würde, in Hampshire oder Surrey.

Er lächelte.

»Bei einem Bootsbauer für Luxusjachten, in Falmouth. Ich habe mich über Falmouth informiert. Es wäre ein wunderbarer Ort zum Leben. Absolut perfekt für eine Familie.«

Ich lachte darüber. »Genau. Wir werden weggehen und in Falmouth leben. Einfach so. Wo liegt das denn überhaupt? In Devon? Und was soll ich da machen?«

Er stand auf und stellte sich hinter meinen Stuhl. Er umfing mich mit seinen Armen.

»In Cornwall«, sagte er in mein Haar. »Und du, mein Liebling, wirst ein Baby bekommen.«

»Klar«, sagte ich leichthin. »Bewirb dich. Und wir versuchen es mal.«

Ich hatte keine Sekunde damit gerechnet, dass tatsächlich etwas daraus werden könnte, sonst wäre ich weniger leichtfertig gewesen. Aber es lief alles so glatt, als wäre es vorherbestimmt gewesen. Sam bekam die Stelle, und wir zogen hierher. Der Bootsbauer wollte, dass er so bald wie möglich anfing, und im Handumdrehen hatten wir unser Haus verkauft (zu unserem Glück zum Höchstpreis, obwohl es damals so aussah, als würden die Immobilienpreise immer weiter steigen), kündigten unsere Jobs in London und fuhren gen Westen. Als wir im Westen ankamen, fuhren wir noch ein wenig weiter Richtung Westen, und danach noch etwas weiter. Schließlich, etwa zwanzig Meilen vor dem westlichsten Punkt des Landes, parkten wir vor unserem neuen Haus, und unser neues Leben begann.

In vielerlei Hinsicht gefällt mir das Leben in Cornwall. Ich liebe Falmouth. Wenn ich Kinder hätte und einen Job, der meinen Kopf beschäftigte, könnte ich hier zufrieden leben. Es gibt Strände und Felder, Wälder und kleine Läden. Man kann leicht in einen Zug steigen, der einen an größere Orte bringt. Oft gefällt mir das Gefühl durchaus, weit weg vom Rest des Landes zu sein. Nicht Falmouth ist abgelegen, sondern alles andere.

Aber hier zu leben, nur ich und Sam, ohne ein Kind, ohne enge Freunde, ohne Beruf, ist überhaupt nicht gut. Mittlerweile sind wir weit über dreißig, und ich werde nicht auf unbestimmte Zeit so weitermachen. Falmouth ist okay. Ich bin okay. Aber Sam und ich zusammen, das ist nicht mehr gut, egal an welchem Wohnort.

*

Er ist oben, denn unser Haus ist in den Hang hineingebaut und daher verkehrt herum. Ich finde ihn in der Küche, wo er die Proseccogläser und Kuchenteller abwäscht.

»Hey«, sagt er. »Da bist du ja.«

»Wir haben die Flasche gar nicht ausgetrunken.« Ich nehme sie aus dem Kühlschrank und halte sie ans Licht. »Machen wir das doch jetzt.«

Sein Lachen klingt ein wenig nervös. »Es ist noch nicht mal fünf, Lara, und du hattest schon reichlich von dem Zeugs. Im Ernst?«

»Ja. Komm schon. Ich trockne die Gläser ab.«

»Was ist los?«

Eigentlich wollte ich ihn dazu bringen, sich hinzusetzen, und es ihm behutsam beibringen, aber dann platze ich doch einfach damit heraus.

»Leon hat vorhin angerufen«, sage ich. »Das weißt du ja. Als Iris hier war. Sam, man hat mir einen Job angeboten. In London, bei Sallys Firma. Genau die Arbeit, die ich früher gemacht habe. Ich soll für ein Bauprojekt in Southwark an Bord kommen. Alte Lagerhäuser sollen in Wohnungen und Geschäfte umgewandelt werden. Ich wäre die Projektmanagerin, im Grunde genau mein alter Job. Das Grundstück ist vorhanden. Alles andere – das Team, die Entwürfe, der Kontakt mit den Behörden, die politische Seite – wäre meine Aufgabe. Es ist ein Sechs-Monats-Vertrag. Kurzfristig.«

Ich verstumme, schaue ihn an und warte.

»Auf keinen Fall.«

Ich wusste es. »Überleg doch mal, Sam. Ich werde enorm viel Geld verdienen. Sechs Monate. Das ist doch nicht für immer.«

»Aber es ist in London. Ich kann ja wohl kaum kündigen. Also können wir unmöglich für ein halbes Jahr nach London ziehen, oder?«

Ich kippe einen sprudelnden Schluck hinunter: Es schmeckt dünn und metallisch.

»Du kannst deinen Job nicht aufgeben«, bestätige ich und höre mich an wie die vernünftigste Frau der Welt. »Aber ich kann pendeln. Übernachten tue ich bei Olivia oder meinen Eltern. Es gibt einen Zug. Einen Nachtzug. Ich könnte am Sonntagabend einsteigen und am Freitagabend wieder nach Hause kommen. Wir werden uns die Wochenenden richtig schön machen.«

»Nein.« Sein Ton ist kategorisch. »Lara, das ist schlicht und einfach keine Option. Wir sind aus London weggezogen, um von alldem wegzukommen. Wir wollen ein Kind adoptieren. Du wirst nicht wieder in die Tretmühle zurückkehren. Warum um alles in der Welt wollen sie, dass du dein Leben auf den Kopf stellst, anstatt jemanden von den hunderttausend qualifizierten Leuten in London zu nehmen, die den Job ebenso gut machen könnten? Du sagst, du kannst etwas machen, worin du gut bist, aber im Grunde ist es doch etwas, worin du früher mal gut warst. Inzwischen sind wir doch weiter, Gott sei Dank.«

Es ist wichtig, spüre ich, dass er jetzt nicht merkt, was ich darüber denke.

»Ich möchte es machen.« Ich spreche in ruhigem Ton. »Es fehlt mir, meinen Kopf zu gebrauchen. Ich habe es nicht geschafft, ein Baby zu bekommen. Aber dies ist etwas, von dem ich weiß, dass ich es kann. Doch, ich bin immer noch gut in meiner Arbeit. Hier kann ich keine finden. Ich will arbeiten. Und die Hauptsache ist doch die: In einem halben Jahr könnten wir schuldenfrei sein.«

Ich werde diesen Job annehmen, selbst wenn ich ihn dafür verlassen muss. Heiße Schuldgefühle über dieses Geheimnis steigen in mir auf. Fast hoffe ich, dass er nein sagen wird. Dann kann ich gehen.

»Oh, Lara.« Wenn er das sagt, ist mein Sieg greifbar.

Ich leere mein Glas in einem Zug. Er ebenfalls. Er schaut mich mit traurigen Augen an. Ich habe ihn schon wieder enttäuscht. Draußen glitzert die Sonne auf dem Wasser. Zwei Tauben landen auf dem Balkongeländer. Der Kran schwingt herum und hebt einen riesigen Container, der wer weiß was enthält, vom Deck eines gewaltigen Schiffs, das von wer weiß wo gekommen ist.

*

In den frühen Morgenstunden, als die Welt draußen gerade anfängt, sich zu regen, bin ich plötzlich hellwach. Sam hat sich zu mir umgedreht und schnarcht leise, das Gesicht gerötet und zerknittert vom Kissen.

Ich werde nach London gehen. Mein Leben wird nicht mehr so geruhsam verlaufen. Ich werde ständig in Bewegung sein. Es wird nicht, in keiner Hinsicht, der einfache Weg sein. Ich werde arbeiten müssen, wie ich früher gearbeitet habe, und nach den Jahren, die ich pausiert habe, werde ich mich neu beweisen müssen. Nach London zu gehen bedeutet, wieder eine berufstätige Frau in hoher Position zu sein; es bedeutet ein stets makelloses Erscheinungsbild, souveränes, selbstsicheres Auftreten, die Arbeit mit Plänen und mit Menschen. Meine Aufgabe wird sein, dafür zu sorgen, dass etwas passiert. Aus der Distanz kommt mir all das so vor, als sollte ich an einem heißen Tag in einen erfrischenden See springen.

Die Vögel draußen machen einen derartigen Krach, dass ich nicht begreife, wie er, oder irgendjemand sonst, dabei schlafen kann. Die Sonnenstrahlen bahnen sich einen Weg um den Rand der Jalousie herum und leuchten den Raum perfekt aus.

Unser Schlafzimmer ist klein. Man muss sich am Bett vorbeizwängen, um zum Kleiderschrank zu gelangen. Wir wollten die ganze untere Etage dieses auf den Kopf gestellten Hauses ausbauen, wenn wir erst eine Familie hätten. Dieser Raum sollte vergrößert werden, mit allem Drum und Dran. Ich weiß genau, wie es werden sollte, weil wir früher ständig darüber geredet haben. Wir lasen Bücher und planten, wo was hinkommen sollte. Es hätte ein Körbchen gegeben und einen Wickeltisch. Unter dem Wickeltisch wollten wir ein Regal einbauen, und auf dem Regal sollten Stapel gefalteter winziger Strampler und Jäckchen liegen.

Sam wollte ein Kind, weil er ein normaler Mensch ist. Ich wollte ein Kind, weil es mir als die beste Möglichkeit erschien, die mir jetzt noch offenstand, jemanden leidenschaftlich und vorbehaltlos zu lieben.

Ich betrachte den Schlafenden im sanften Morgenlicht. Das hat etwas so Intimes, dass ich das Gefühl habe, ich dürfte es nicht tun, aber ich stütze mich auf den Ellenbogen und mache weiter. Er ist verwundbar, im Tiefschlaf, und ich ermahne mich, nur freundliche Gedanken zu hegen, da er sich meiner nicht bewusst ist.

Sechs Monate wird er in sechs Nächten der Woche allein in diesem Bett schlafen. Danach werden wir bestimmt wissen, was zu tun ist.

Wenn ich dich verlassen würde, teile ich ihm stumm mit, würdest du im Handumdrehen jemanden kennenlernen. Du würdest die Art Frau treffen, die du brauchst. Vielleicht wirst du irgendwann ein Kind mit ihr haben, denn an deiner Spermienqualität ist nichts auszusetzen. Auch bei mir ist angeblich alles in Ordnung. Es ist eben einfach nie passiert.

Du hättest mich nie heiraten dürfen. Ich sende diese Tatsache auf telepathischem Weg in seinen Kopf. Du wärst mit einer Frau glücklich gewesen, die dich anbetet, nicht mit einer, die sich erst an dich geklammert hat wie an ein Rettungsboot auf stürmischer See, um dann, als sie sicher an Land war, zu wünschen, sie könnte sich von dir befreien und ihren eigenen Weg weitergehen. Aber an diesem Punkt war es schon zu spät. Ich hätte, wie immer, auf Leons Rat hören sollen. Leon hat mich vor einer Ehe mit Sam gewarnt.

»Im Augenblick ist er großartig für dich«, sagte er nach seinem ersten Zusammentreffen mit Sam. »Aber um Himmels willen, Lara. Heirate ihn nicht. Er wird dich zu Tode langweilen, weil er zu nett ist. Wie dieser Olly, auch wenn er dich zumindest nicht betrügen würde. Es könnte damit enden, dass du ihn betrügst.«

Zumindest damit lag er falsch.

Immer öfter ertappe ich mich dabei, mir die Frau auszumalen, mit der Sam zusammen sein sollte. Ich versuche, mir seine zweite Ehefrau vorzustellen. Heute habe ich Iris angeschaut und mich gefragt, ob sie wohl in Frage käme, aber mir ist klar, dass sie das nicht tut. Iris hat einen Freund, aber sie hat auch Geheimnisse. Sie hält einen großen Teil von sich verborgen. Sam braucht eine Frau, die ebenso wenige Dämonen hat wie er selbst.

Die ideale Mrs Finch hätte eine glückliche Kindheit gehabt und keinerlei beruflichen Ehrgeiz. Sie würde sich danach sehnen, sich ganz der Familie zu widmen, und es würde ihr Spaß machen, sich um den Haushalt zu kümmern. Sie wäre organisiert und dankbar, und sie würde Sam für unglaublich sexy halten, für den faszinierendsten Menschen, der je geboren wurde.

Wir wären keine Freundinnen, sie und ich.

Eine Zeitlang habe ich versucht, wie sie zu sein und so zu tun, als wäre ich sie. Heute bin ich dazu übergegangen, sie zu suchen, wie diese Frauen, von denen man manchmal in Zeitschriften liest, die wissen, dass sie sterben werden und anfangen, nach einer neuen Frau für ihren Mann und einer neuen Mutter für ihre Kinder zu suchen, bevor sie abberufen werden. Es ist hochgradig eigenartig, so etwas zu tun, und noch eigenartiger ist es, wenn ich es tue, denn wir sind ja glücklich verheiratet und alles, und zudem sind die Kinder nie gekommen.

Ich wünschte, ich hätte einen Grund, ihn zu verlassen. Ich wünschte, ich könnte anerkennen, dass ich einen gutaussehenden, liebevollen, wunderbaren Mann habe, der mich anbetet, und zur Ruhe kommen. Eins von beiden muss geschehen.

Ich werde nach London gehen. So wird sich vielleicht alles ändern, beruhigen und in Ordnung kommen. Oder wir leben uns auseinander und trennen uns einvernehmlich, ohne Bitterkeit oder Schuldzuweisungen. Das ist der Stoff, aus dem meine Tagträume sind.

Ich stehe auf, so leise ich kann, und schleiche auf Zehenspitzen nach unten, um den Wasserkocher einzuschalten und den Sonnenaufgang zu betrachten.

KAPITELDREI

SEPTEMBER

Sam besteht darauf, mich nach Truro zu fahren und zu meinem ersten Sonntagabend-Nachtzug zu bringen. Er ist so betont traurig, dass ich seltsamerweise beinahe lachen muss. Ich wäre lieber an der Station Falmouth Hafen hinter unserem Haus eingestiegen und mit dem Zug nach Truro gefahren, aber ich habe gemerkt, wie viel es ihm bedeutete, also gab ich rasch nach.

Er ist den Tränen nahe, als wir uns im Bahnhof am Drehkreuz verabschieden.

»Pass auf dich auf«, sagt er. »Ja? Versprich mir, dass du dich ständig melden wirst. Ich wünschte, ich könnte mit dir kommen.«

Ich lächle und küsse ihn. »Sei nicht albern«, sage ich mit gespielter Strenge. Jetzt kann ich so nett sein wie jeder andere. »Du arbeitest, damit wir die Hypothek abzahlen und die Rechnungen bezahlen können. Ich werde arbeiten, um unsere Kreditkarten-Schulden zu begleichen. Samstagmorgen bin ich wieder da. Wir werden ein wunderbares Wochenende haben. Jedes Wochenende. Sam! Sei nicht traurig, ja? Ich werde nicht hier sein, um dich aufzuheitern. Geh ein bisschen unter Leute, in den Pub und so. Triff dich mit deinen Freunden. Geh laufen. Sorg dafür, dass du beschäftigt bist, und schon bin ich wieder da.«

Er vergräbt sein Gesicht in meinem Haar. »Ja, Miss«, sagt er mit übertriebener Demut. »Ich weiß. Und ich kümmere mich um eine Auslandsadoption.«

»Sicher. Klar. Ich muss jetzt los. Hat ja keinen Sinn, hier rumzustehen und traurig zu sein. Tschüss, Schatz.« Er braucht es, dass ich ihm sage, dass ich ihn liebe. Ich weiß das. Er hat es verdient, es zu hören. Ich kann nicht gehen, ohne es zu sagen. Ich hole tief Luft. »Ich liebe dich. Okay?«

Ich sage es leise, an seiner Schulter, aber seine Erleichterung ist furchtbar offensichtlich.

»Danke, mein Liebling«, sagt er, und ich kann sein Lächeln hören. »Danke.«

*

Ich weiß, dass er immer noch in der Schalterhalle steht und durchs Fenster starrt, als der Zug einfährt. Ich finde Wagen E, Abteil 23. Die Tür steht offen.

Mein Abteil ist kleiner, als ich erwartet hatte, es enthält nur ein unteres Bett (zu meiner Erleichterung), ein Waschbecken, das ich unter einem Deckel finde, einen Spiegel, einen durchsichtigen Beutel mit Toilettenartikeln und ein Netz, an der Wand befestigt, in das man Dinge hineintun kann. An der Wand hängt ein TV-Gerät in der perfekten Position, um faul vom Bett aus fernzusehen. Weiter nichts.

Alles an diesem winzigen Raum ist zweckmäßig und sauber. Das Bett, ausgestattet mit einer überraschend luxuriösen Steppdecke und gestärkter weißer Bettwäsche, ist schmal, aber angenehm. Einen Augenblick schaue ich mich um und empfinde nichts als reine Freude.

Das Rollo ist zur Vorbereitung auf die Nacht bereits heruntergezogen. Wenn ich es hochziehen würde, könnte ich wahrscheinlich durch das Fenster Sam sehen. Er wird nach mir Ausschau halten.

Stattdessen schließe ich die Tür und setze mich aufs Bett. Mit einem kleinen Ruck setzt sich der Zug in Bewegung.

Es ist zehn Uhr abends. Morgen früh muss ich gleich zur Arbeit. Ich sollte sofort schlafen gehen.

Über dem Waschbecken hängt ein Spiegel, an der Tür ein zweiter. Im Zug sehe ich anders aus. In Falmouth bin ich Hausfrau, Nicht-Mutter, eine nette Person, die alles Mögliche ehrenamtlich macht, sofern sie die Energie und das nötige Lächeln im Gesicht aufbringen kann. Aber in dem Augenblick, in dem ich diesen Zug bestiegen habe, bin ich zur Pendlerin geworden.

Als jemand an die Tür klopft, schrecke ich auf und bin verärgert. Mein erster Gedanke ist, dass Sam sich heimlich eine Fahrkarte für den Nachtzug besorgt hat, als Überraschung für mich. Ich bete, dass er das nicht getan hat, und hasse mich dafür.

Ich öffne die Tür, da ich ja schlecht so tun kann, als wäre ich nicht da. Eine Frau mit kurzem, lockigem Haar und geröteter Haut lehnt am Türrahmen und schaut auf eine Liste.

»Hallo, meine Liebe«, sagt sie fröhlich. »Miss Finch, nicht wahr? Ja? Könnte ich mal kurz Ihre Fahrkarte sehen? Was hätten Sie gern zum Frühstück, Liebchen?«

Ich reiche ihr die Fahrkarte und die Reservierung.

»Ich kriege Frühstück?«

»Ja, aber klar.«

»Sie kennen meinen Namen?«

»Steht auf meiner Liste, Liebchen.«

Wenn ich auf ihrer Liste stehe, kann nichts Schlimmes passieren. Am liebsten würde ich ein Foto von ihr machen und es Sam schicken, um zu beweisen, dass ich in guten Händen bin. Sie würde es mir wahrscheinlich sogar erlauben, wenn ich sie fragte.

Stattdessen entscheide ich mich für Kaffee und ein Croissant. Ich weiß sehr gut, dass es weniger appetitlich sein wird, als es sich anhört, aber sicher annehmbar.

Als sie weg ist, gehe ich auf die Toilette, die sich am Ende des Wagens befindet. Ich muss mich an einem anderen Passagier vorbeidrängen, einem hochgewachsenen Mann Anfang vierzig. Er hat dunkles Haar, ist groß und gut gebaut. Er scheint ebenfalls ein Pendler zu sein und lächelt mich warm an, als wir uns aneinander vorbeischieben, dichter, als man es normalerweise tun würde, weil der Gang so eng ist. Trotz unserer Bemühungen streifen unsere Körper einander, und ich haste verlegen weiter.

Ich will auf diesen Fahrten für mich bleiben. Bald werden sie zu meinem Alltag gehören, und ich will nicht ständig stehenbleiben und mit Leuten reden müssen. Dieser Zug könnte die perfekte Dekompressionskammer zwischen meinen beiden Leben werden, zwei Nächte in der Woche, die nicht der Arbeit gehören (und in denen ich nicht in der Wohnung meiner Schwester schlafen muss, eine Aussicht, der ich immer weniger locker gegenüberstehe, während der Zug auf London zurattert), aber auch nicht unserem gewollt schönen Zuhause und meinem dazugehörigen schlechten Gewissen.

*

Ich liege wach in dem engen Bett und spüre den Schwellenschlag des Zuges, der mich unaufhaltsam Richtung London trägt, und ich lächle und lache dann laut in der fast völligen Dunkelheit über die plötzliche Veränderung in meinem Leben. Noch vor sechs Wochen war ich ziellos und gelangweilt: Ich war »Sams Frau« und »diese Frau im Wartezimmer«. Ich streifte durch Falmouth und fuhr ohne bestimmten Anlass mit der Fähre nach St. Mawes hinüber, obwohl ich mir das Fahrgeld kaum leisten konnte. Jetzt bin ich wieder ich selbst, stürme zurück in die City, drehe Frustration und Versagen den Rücken zu und stürze mich in eine berufliche Aufgabe, in der ich, wie ich hoffe, immer noch gut bin. Ich rede mir ein, dass ich das nur tue, weil es so gut bezahlt wird.

Ich hatte angenommen, dass ich im Zug nicht würde schlafen können, aber ich schlafe schnell ein, und als ich wieder aufwache, steht der Zug still. Von draußen dringen Geräusche herein, Geräusche, die wir in Falmouth trotz des Hafens nicht zu hören bekommen. So klingt der Bahnhof Paddington in vollem Betrieb. Man hört Motoren und das Kreischen von Rädern, eine plötzlich warnend erhobene Stimme, abruptes Gelächter. Aus einem Lautsprecher kommt eine gedämpfte Ansage, unverkennbar eine Zugansage, obwohl ich die Worte nicht verstehen kann. Mein heruntergezogenes Rollo ist ein graues Rechteck, dahinter lauert der Morgen.

Als ich nach meinem Handy greife, das ich in das Netz neben dem Bett gelegt habe, klopft es scharf an der Tür, und die freundliche Frau ruft laut: »Morgen! Frühstück!«

Ich lange hinüber und öffne die Tür, ohne mein Bett zu verlassen, und sie steht im Raum, klappt das Tischchen herunter und achtet darauf, dass das Tablett sicher darauf steht.

»Sie müssen den Zug um sieben Uhr verlassen haben«, sagt sie, bevor sie geht. »Danach können Sie in der Lounge in Paddington warten, wenn Sie mögen. Sie wissen Bescheid über die Lounge, Gleis eins?«

»Danke«, sage ich, »aber ich gehe direkt zur Arbeit.«

Der Kaffee ist Zug-Kaffee und das Croissant ist in Plastik verpackt, aber trotzdem genieße ich beides. Ich mache ein Foto von dem Tablett mit meinem halb aufgegessenen Frühstück und schicke es an Sam. Das scheint mir eine nette Geste zu sein.

Bin in Paddington, schreibe ich. Habe etwas zu essen bekommen. Alles gut. Fahre gleich zur Arbeit. Ich ruf dich nachher an. xxx

Dann wasche ich mich so gut es geht mit dem Waschlappen, den die Bahn zur Verfügung stellt, und trage großzügig Deo auf. Ich ziehe den Rock, die Bluse und die Jacke an, die ich gestern Abend sorgfältig aufgehängt habe, und da keine Möglichkeit besteht, mir die Haare zu waschen und zu trocknen, bringe ich vor dem Spiegel zwanzig Minuten damit zu, sie mithilfe der vielen Haarklemmen, die ich zu diesem Zweck mitgebracht habe, zu einem Knoten zu schlingen. Ich schminke mich, wie ich es getan habe, als ich noch Londonerin war. Schließlich kommt das, was der Sache den letzten Schliff gibt: meine Job-Schuhe. Ich besitze das Paar seit Jahren, und wahrscheinlich gelten sie mittlerweile offiziell als »Vintage«. Es sind hochhackige klassische Mary-Jane-Pumps von der Art, wie sie eine Sekretärin in den fünfziger Jahren zum Ausgehen getragen haben könnte. Sie sind dunkelrot, und ich liebe sie. Ich schlüpfe hinein und in ein fallengelassenes, halb vertrautes Persönlichkeitsbild.

Ich lächle in den Spiegel. Ich bin die richtige Lara. Es hat im Laufe der Jahre viele Laras gegeben, und diese hier, das erkenne ich jetzt, ist die, die mir am besten gefällt. Die Vielbeschäftigte. Die Erfolgreiche. Die Gepflegte. Die, die verdammt brillant ist in dem, was sie tut.

Es ist die selbstsüchtige Lara: Es ist die, die Single ist.

*

Es ist sieben Uhr. Ich steige direkt hinter einer Frau, die ich auf etwa fünfzig schätze, aus dem Zug. Wie ich ist sie für die Arbeit gekleidet. Das Haarproblem hat sie durch ein breites Haarband gelöst, von der Art, wie Leute es am Strand tragen. Es ist blassgrün, von derselben Farbe wie ihr Outfit, und bei ihr sieht es gut aus.

»Morgen«, sagt sie mit einem Lächeln, bleibt auf dem Bahnsteig stehen und wartet auf mich. Sie ist mir sofort sympathisch. Wäre diese Frau in einem Ausmalbild, würde ich sie orange und rot ausmalen, mit freundlichen Flämmchen, die Glück auf die Leute um sie herum abstrahlen.

»Guten Morgen.« Ich bin ein bisschen befangen, aber die plötzliche Aufwallung von Kameradschaft lässt mich lächeln.

»Direkt zur Arbeit?«, fragt sie und mustert mein Outfit. »Oder erst noch einen schnellen Kaffee? Der Kaffee im Bahnhof, finde ich immer, ist so viel besser als der Mist, den sie einem im Zug servieren, dass es eine Schande wäre, nicht schnell noch einen zu trinken. Schließlich ist er umsonst. Oder auch nicht. Der Kaffee ist in dem recht saftigen Fahrpreis enthalten. Er gehört bereits Ihnen. Sie brauchen ihn sich nur zu nehmen.«

»Ich wollte eigentlich direkt zur Arbeit fahren.« Ich werfe einen Blick auf die altmodische Uhr an der Wand. »Aber es ist mein erster Tag, und ich würde sowieso nur in den nächsten Costa Coffeeshop gehen, um da zu warten, und dabei würde ich immer nervöser werden. Also klar, warum nicht. Wenn der Kaffee halbwegs anständig ist, umso besser.«

Ich bleibe kurz stehen, um die Londoner Luft einzusaugen. Es ist schmutzig hier und staubig, Bahnhofsbetrieb. Ich liebe es.

Die Frau wirft mir ein breites Lächeln zu, und ich folge ihr durch eine Tür und an einem uniformierten Mann vorbei, der an einem Tisch sitzt und Zeitung liest. Ich wedle mit meiner Fahrkarte, da sie das auch tut. Der Raum ist mit Stühlen und Tischen möbliert, und ein Fernseher hoch an der Wand läuft stumm mit Untertiteln. Die Frau strebt schnurstracks zur Kaffeemaschine. Wir nehmen uns beide eine große weiße Tasse mit Untertasse, und plötzlich – es ist wie ein leichter Schock – fühle ich mich an die Tasse erinnert, die Sam manchmal benutzt.

»Ihr erster Tag?«, fragt sie, als wir uns zusammen an einen Tisch gesetzt haben. Es gibt Frühstück hier, Gebäckteilchen, Bananen und Brötchen auf großen Tellern, aber wie die Frau nehme auch ich mir nichts davon. Ich nippe an meinem Kaffee. Sie hat Recht. Er ist absolut annehmbar. »Wieso das? Waren Sie in Elternzeit oder sowas?«

Wieder einmal wollen alle über Babys reden.

»Nein. Es ist eine lange Geschichte. Ich bin mit meinem Mann nach Cornwall gezogen und habe meinen Job gekündigt. Er hat eine Stelle da unten bekommen.« Ich zögere, da ich vor einer fremden Frau nicht unsere ganze Geschichte ausbreiten will. »Hat er immer noch. Mir wurde so etwas wie mein alter Job angeboten, befristet auf sechs Monate, und wir brauchen das Geld, also bin ich hier.«

»Sie pendeln am Wochenende, für sechs Monate?«

»Ja. Machen Sie das auch? Fernpendeln, am Wochenende?«

»So ziemlich. Nicht immer, aber meistens bin ich an den Sonntag- und den Freitagabenden im Nachtzug. Es gibt ein paar Leute, die das machen. Manchmal gehen wir vorher in die Lounge, was trinken. An den Freitagen ist es am besten. Ich bin Ellen.«

»Lara.«

»Lara«, sagt sie und schaut mich prüfend an. »Ein sehr glamouröser Name. Er passt zu Ihnen.«

»Ähm, danke. Ich hatte keine Ahnung, dass es noch andere Leute gibt, die so pendeln. Ich dachte, ich wäre die Einzige. Was sind Sie von Beruf?«

»Bankerin. Sie wissen schon. In London bin ich einer der verhassten Banker, aber niemand hasst uns wirklich. In Cornwall bin ich einfach eine Frau, die in London arbeitet.«

»Warum leben Sie nicht in London?«

Sie zuckt die Achseln. »Ich liebe Cornwall. Ich liebe meine Wochenenden dort. Es ist wunderbar. Ich lebe sehr viel lieber so, denn an diese Zugfahrten kann man sich echt gewöhnen, als mir wie alle anderen irgendeine blöde Wohnung in Clapham zu nehmen. Mein Lebensgefährte wohnt in Cornwall. Er ist Bauer, das kann er schlecht in einer Großstadt machen. Es kann schon ziemlich anstrengend sein, aber meistens liebe ich es.« Sie lächelt und schaut sich um. »Es geht doch nichts über den Londoner Buzz. Die meisten Leute hassen den Montagmorgen. Ich nicht.« Sie hebt die Hand und winkt jemandem zu. »Ich koste sie aus, meine Montagmorgen.«

»Schön zu hören. Dieser Kaffee ist nicht gerade eine Offenbarung, oder?«

»Gottchen, nein. Kein Vergleich zu echtem Kaffee. Aber es ist Koffein drin, und er ist relativ frisch. Ich brauche das Koffein.«

»Oh, ich auch.« Ich denke an Sam und daran, wie er mit mir zusammen auf Koffein verzichtete, als wir uns angestrengt um Empfängnis bemüht hatten. Wir taten das unter der ernsthaften Vorstellung, dass die Abwesenheit jeglicher Koffeinprodukte in unseren Körpern urplötzlich träge Spermien zu der störrischen Eizelle katapultieren und ein Kind produzieren würde, das es ansonsten nicht gegeben hätte. Ich wusste die ganze Zeit, dass die subtile Neuausrichtung des Universums in einen grau entkoffeinierten Ort nicht den Ausschlag geben würde, aber ich machte trotzdem mit, nur für den Fall.

»Haben Sie Kinder?« Das wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn fremde Leute mich das fragen, und jetzt mache ich genau dasselbe. »Ich meine, es tut mir leid, ich wollte nicht …«

Ellen lacht leise. »Nein, Lara, habe ich nicht. Ich wollte nie welche. Ich war eine Zeitlang verheiratet, aber ich habe mich gegen eine Familiengründung gesperrt, weil es nicht richtig gewesen wäre, und im Grunde wusste ich das. Als ich dann Jeff traf, war der Zeitpunkt vorbei. Ich bin froh, dass ich keine habe. Ansonsten könnte ich dieses schizoide Leben nicht führen, das ich führe. Vermutlich haben Sie auch keine?«