Der andere Kontinent - Ute Karin Höllrigl - E-Book

Der andere Kontinent E-Book

Ute Karin Höllrigl

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Beschreibung

Alles, was für das Werk eines Künstlers gilt, gilt auch für uns als Mensch. Hingabe, stetes Üben, Ausdauer und die Liebe zum Werk sind die Voraussetzungen für unseren Weg, der uns mit dem ganzheitlichen Urstoff, dem Bewussten und Unbewussten in Verbindung bringt. Auf diesem Weg erfindet und schöpft sich der Mensch selbst in seiner tiefsten Humanität und Liebesfähigkeit. Denn wir sind nicht als Mensch geboren, sondern der Sinn unseres Lebens ist Mensch zu werden. Die Menschwerdung geht einher mit der Suche nach Erfüllung und Bestimmung. C. G. Jung erforschte dazu einen Prozess in der Tiefe der Psyche, der unsere eigentliche Entwicklung und Wandlung bewirkt. Er wird gesteuert von einer Kernzelle, dem SELBST, die dem Samenkorn einer Pflanze gleicht, das zur Entfaltung drängt. Auch andere Dichterinnen, Künstler, Forscher und Denkerinnen wie Teresa von Avila oder Calderón haben sich auf diese Reise nach innen begeben – ihre Kunstwerke und Gedanken erschließen jenen anderen Kontinent ins uns, der unbewusst ist und bewusst werden will.

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Seitenzahl: 78

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Ute Karin Höllrigl

Der andere Kontinent Erfahrungen einer Reise nach innen

Impressum

© 2021 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck

E-Mail: [email protected]

Internet: www.studienverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7065-6172-3

Buchgestaltung nach Entwürfen von himmel. Studio für Design und Kommunikation,

Innsbruck/Scheffau – www.himmel.co.at

Umschlaggestaltung und -abbildung: Ines Graus – blickfisch | Buch- und

Ausstellungsgestaltung, Buch in Tirol, www.blickfisch.at

Satz: Da-TeX Gerd Blumenstein, Leipzig

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at.

Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Einführende Gedanken zu den vier Essays
Das Leben ein Traum, der Traum das Leben
Begegnung mit dem Gedankengut C. G. Jungs
Meine Kindheit
Die erste erleichternde Spur – die Sehnsucht
Die Suche als verbindende Spur
Der Aufbruch
Der Weg
Studium am C. G. Jung Institut – Berufungstraum
Die Sinnfrage in der Gedankenwelt C. G. Jungs
Wesentliche Grundzüge der Traumarbeit nach C. G. Jung
Der Traum in der Kunst – Bachmann, Domin, Rilke und Trakl
Dem Verbindenden auf der Spur beim Dichter Calderón
Dichtung als visionäre verbindende Spur
Die analytische Psychologie nach C. G. Jung
Der Dialog zwischen Bewusstem und Unbewusstem
Die Entdeckung im kollektiven Unbewussten
Das Selbst – die Kernzelle der Psyche
Wie spüren wir den Ruf zum Weg?
Der Weg geht von Raum zu Raum
Wir sind Suchende
Aufbruch in eine Analyse nach Jung
Alles Unbewusste projiziert sich nach außen
Animus und Anima
Jung und das Unbewusste
Rückbindung an das Selbst
Das göttliche Kind als Symbol des Selbst
Sinnfrage bei Jung
Wie inspirierend und zuversichtlich für uns alle
Die Bedeutung der Bilder und Träume bei C. G. Jung
Die Arbeit mit Träumen in sinnbezogenem Verständnis
Das Unbewusste will immer das Leben
Verstehen des Traumes auf Subjekt- oder Objektebene
Der Traum und das Symbol
Das göttliche Kind Ein Urbild unseres Reifens als Mensch
Das Menschenbild bei C. G. Jung
Der Prozess der Selbstverwirklichung
Gefragt ist von uns, dass wir darin „Werdende“ sind
Wie erkennen wir das göttliche Kind in uns?
Jung setzte das göttliche Kind einem Samenkorn gleich
Leben ist Fließen in die Zukunft
Aspekte des göttlichen Kindes
Wirkung des Bildes
Der Weg persönlichen Reifens
Wir sind selbst das Kunstwerk
Es gibt nur einen Fortschritt
Alte Pfade zu verlassen gehört zum Weg
Zurück zum Eingangstraum
Stärkster Drang des Menschen, sich zu verwirklichen (C. G. Jung)
Göttliches Kind
Kind im Traum
Begegnung mit Teresa von Avila
Meine Begegnung mit Teresa von Avila
Wer war Teresa von Avila?
Das Leben Teresas
Die Familie
Eintritt in die Klosterschule und Rückkehr nach Hause
Eintritt Teresas in das Kloster aus Gewissensqualen
Teresas mutiger und schwieriger Weg
Innerer Ruf und Tatkraft nach außen
Später Weg – Erfahrungen Teresas
Ein Traum aus moderner Analyse
Unsere Seele verändert sich langsam
Das innere Gebet
Die Mystikerin Teresa
Der Weg des Weiblichen
Die beruhigte Mitte
Der innere Garten
Literatur zum Weiterlesen
Danksagung
Die Autorin

Einführende Gedanken zu den vier Essays

„Man ist nicht Mensch, weil man geboren ist, man muss Mensch werden.“

Oskar Kokoschka stellt mit dieser Feststellung die Sinnfrage menschlichen Lebens in den Raum. Diese Sinnfrage inspirierte und bewegte mich schon früh, sie verbindet auch die vorliegenden vier Essays miteinander.

Der Künstler fragt insbesondere nach einem Werden, das nach unserer Ganzheit als Mensch strebt, wie es auch C. G. Jung und Teresa von Avila taten; deren Gedanken haben sich besonders in mein Leben hineingeträumt. Erfahrungsgemäß suchen wir alle nach der uns immanenten unbewussten Wirklichkeit auf verschiedenen Wegen. Wir sehnen uns als Mensch nach SINN. Vielleicht macht uns gerade ein stetes Danach-Streben zum Menschen? Es war auch Ingeborg Bachmann, die mich zu diesem Fragen inspirierte.

Als Sinn-Suchende und danach Strebende sind wir immer wieder neu auf Orientierung und Mut-Zuspruch angewiesen. Wir finden diese bei erfahrenen Menschen, die den Weg vorausgegangen sind. Neben den Texten und Gedanken von C. G. Jung und Teresa von Avila sind es auch die Erfahrungen des Franziskanermönches Richard Rohr, die mich immer wieder im Suchen und Streben nach Sinn bestärken und mich auf diesem Weg beheimaten.

In seinem Buch „Reifes Leben. Eine spirituelle Reise“ schreibt Richard Rohr:

„Wir werden mit einem inneren Drang oder Bedürfnis geboren, nach unserem wahren Selbst zu suchen – ob uns das bewusst ist oder nicht. Die Reise vollzieht sich spiralförmig, niemals geradlinig.“

Vertiefen wir uns in dieses spirituelle Reisen Rohrs, beruhigen sich in uns zweifelnde Stimmen und wir werden gewiss, dass wir als Mensch dazu berufen sind, zu reifen und uns unserer so reichen Innenwelt zuzuwenden. In dieser uns immanenten Möglichkeit eines Werdens sind uns zwei Drittel des kreativen Urstoffes unbewusst, der dennoch nach Erkenntnis drängt. Der Franziskaner sammelte dazu viele seiner Erfahrungen, besonders in der Zeit als Seelsorger im Gefängnis. All seine diesbezüglichen Gedanken untermauert der Mönch mit tiefer spiritueller Weisheit.

Kein anderer als der Schweizer Arzt und Forscher C. G. Jung zeigt uns mit seinen tiefenpsychologischen Erkenntnissen einen WEG durch diese uns eingeprägte Berufung zu werden und durch sie hindurch zu reifen. Wir nehmen sie wahr in einer „sehnsuchtsvollen Unzufriedenheit“, einer Unruhe des Herzens oder einem Von-innen-getrieben-Sein.

In seiner analytischen Arbeit erforschte Jung anhand von 80.000 Träumen, dass in einer Tiefenschicht der menschlichen Psyche ein Prozess angelegt ist, der unsere eigentliche Entwicklung und Wandlung bewirkt – sobald er uns bewusst wird! Und er will bewusst werden!

Ebenso erkannte der Tiefenpsychologe C. G. Jung in seinen Forschungen, dass auch in dem uns Unbewussten ein reiches geistiges Potenzial verborgen liegt, das bewusst werden will. Eine lebendige Kernzelle – Jung nannte diese das SELBST – kann diesen Prozess steuern. Er setzte sie dem Samenkorn einer Pflanze gleich. Der Same drängt selbstverständlich zum Entfalten der Pflanze. Der Mensch muss sich darüber bewusst werden und sich mit seinen Schattenseiten auseinandersetzen, die dem Entfalten Widerstand leisten. Jungs Forschungen treffen hier auf die Erfahrungen Rohrs – sie beide kommen zur Erkenntnis, dass wir von einem Drang erfüllt sind, nach uns selbst zu suchen.

Nach C. G. Jung erscheint dieses SELBST auf der persönlichen Ebene in unseren Träumen, auf der kollektiven Ebene in Religionssystemen, Märchen, Mythen und Kunst. Auf der symbolischen Ebene zeigt es sich in den Formen des Runden, des Quadratischen oder des Dreieckigen. Und als ein GÖTTLICHES KIND.

Da Jung in erster Linie die Heilung seiner Patienten ein Anliegen war, erforschte er als Arzt in seiner Praxis diesen befreienden Weg der Selbst-Suche, der Kindheitswunden zu mildern oder zu überwachsen vermag.

Diesen WEG können wir bildlich ebenso in der Natur erkennen: in Teresa von Avilas Gleichnis vom inneren Garten, der erst angelegt werden muss und dann der stetigen Pflege bedarf.

In der Kunst vermag uns insbesondere die Dichtung poetische Zugänge zu diesem Weg zu eröffnen:

Calderóns Werk „Das Leben ein Traum“ zeigt uns, dass es immer wieder um eine Verwandlung des Menschen geht, von seinen machtbesessenen und kriegerischen Seiten hin zu der in ihm eingeprägten Humanität! Die Dichter dürfen spielerisch vorgehen.

In der analytischen Psychologie sind uns der Traum, innere Bilder und Fantasien wunderbare sinnbezogene Wegbegleiter auf unserem Wandlungsprozess in ein sinnerfülltes Leben. Allerdings haben wir die Traumsymbole in einem achtsamen Umkreisen mit persönlichen und kulturellen Symbolen zu entschlüsseln und in einen kreativen Dialog mit dem Bewusstsein zu bringen.

Eine große Entdeckung eines WEGES zwischen unserem irdischen und göttlichen Ursprung war für mich das Leben der Teresa von Avila, dem ich vor Kurzem durch eine Fügung begegnet bin. Insbesondere berührt wurde ich von ihrem Schöpfen eines weiblichen Weges, der in unserer Zeit so dringend gefragt ist.

Teresa strebte ihre Ziele bestimmt, klug, mutig, ausdauernd und liebevoll an und gründete gegen alle Widerstände ihrer Zeit 17 Frauen- und zwei Männerklöster. Als Nonne verinnerlichte sie vor allem den klösterlichen Weg durch eine innere Gebetszeit.

Mit ihrer spirituellen Auseinandersetzung zwischen gegensätzlichen Einstellungen wie Angst und Zuversicht ist uns Teresa Vorreiterin und Pionierin eines Weges, der heute in allen tiefenpsychologischen Richtungen Eingang gefunden hat. Sie lebte uns ein inneres Wachsen vor, das besonders der Natur der Frau eigen ist – der weiblichen Natur, die begabt ist, biologisch und geistig auszutragen und zu gebären. Diese weibliche Natur trägt auch der Mann in sich, er kann sich ihr anvertrauen und öffnen durch ein Reisen nach innen – in das Irrationale, das uns Unbewusste, in die Gefühle, das Poetische und die Spiritualität. Teresas Erfahrungen, in welchen sie das Dunkle in sich nicht verdrängt, sondern in einen wandelnden Bezug zu den erhellenden Seiten bringt, beheimaten den Ansatz der Postmoderne in sich. Sie bringt uns darin in ihr inneres Geborgensein ein, und sie inspiriert und bestärkt uns, in einem friedlichen Dialog Konflikte zu lösen. Sie kreierte diesen Weg für uns schon im 16. Jahrhundert und lebte ihn uns vor. Er zeichnet sich besonders dadurch aus, dass auf ihm die unserer menschlichen Natur eigenen Schattenseiten – wie Unsicherheiten, Widerstände und Zweifel – nicht verdrängt, sondern mit den uns eingeprägten Anlagen wie Zuversicht, Vertrauen, Dankbarkeit und Lebensfreude in eine schöpferische Verbindung gebracht werden.