Der Mann mit dem schwarzen Koffer - Helmut Ludwig - E-Book

Der Mann mit dem schwarzen Koffer E-Book

Helmut Ludwig

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Beschreibung

Der Mann mit dem schwarzen Koffer Hätten die Mädchen und Jungen der Meute auch nur entfernt vorausgeahnt, was ihnen das Sommerlager im Schloss an gefährlichen Abenteuern bringen würde, dann wären sie noch gespannter auf die gemeinsamen Tage in den Sommerferien gewesen. Was will Der Mann mit dem schwarzen Koffer mitten im Wald? Wem gehört das Moped beim Steinbruch? Von wem stammt der Drohbrief? Fragen, Fragen, Fragen … und überraschende Antworten. Gefahr im Zirkus Per, der seine ganze Familie durch den Krieg verloren hat, bricht aus dem Heim aus und landet beim Zirkus. Dort trifft er José, mit dem er sich bald anfreundet. Sie halten auch dann noch zusammen, als der Zirkus zerstört wird, und wandern gemeinsam nach Paris und später sogar nach Spanien. Was sie unterwegs an Aufregungen und Führungen Gottes erleben, bis beide – sowohl José als auch Per – ein neues Zuhause finden, wird spannend erzählt. Und viele weitere Geschichten für Kinder ab 8 Jahren.

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Der Mann mit dem schwarzen Koffer

9 spannende AbenteuerAbenteuer-Band 6

Helmut Ludwig

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Helmut Ludwig

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-078-0

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

 

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Autor

Helmut Ludwig (* 6. März 1930 in Marburg/Lahn; † 3. Januar 1999 in Niederaula) war ein deutscher protestantischer Geistlicher und Schriftsteller. Ludwig, der auch in der evangelischen Pressearbeit und im Pfarrerverein aktiv war, unternahm zahlreiche Reisen ins europäische Ausland und nach Afrika. Helmut Ludwig veröffentlichte neben theologischen Schriften zahlreiche Erzählungen für Jugendliche und Erwachsene.1

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Ludwig

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Autor

DER MANN MIT DEM SCHWARZEN KOFFER

1. Die Meute im Schloss

2. Ein schlimmer Fund

3. Alles über das zerstörende Gift

4. Tunnel, Türme und eine verdächtige Kleinigkeit

5. Herstellung und Vertrieb von Schnee

6. Nächtliche Erkundung

7. Schwunghafter Handel

8. Martinshorn und Blaulicht

9. Der vermauerte Eisenbahn-Tunnel bleibt tabu

10. Depot eines Rauschgiftringes

12. Eine Kirche wurde zum Pferdestall entweiht

13. Vorbereitungen bei der Polizei

14. Drohung und Steinwurf

15. Letzter Akt: Der Angriff

DER TANKSTELLENÜBERFALL

1. Drei komische Kunden

2. Ölwechsel am Mittag

3. Eingesperrt!

5. Der Hilferuf

6. Die Räuber fliehen

7. Polizeizentrale an alle …

8. Spannende Jagd

9. Auch das noch!

10. Die Helden des Tages

HOCHEXPLOSIV

DAS OPFER VON MANHATTAN

WUNDERBARE RETTUNG

PETER WIRD GESCHNAPPT

DER NAMENLOSE JIMMY

GEFAHR IM ZIRKUS

1. Zirkusluft

2. Ein gefährlicher Plan

3. Weltstadt Paris

4. Unruhiges Blut

5. In der Heimat?

6. Auf neuer Straße

KIRCHENRAUB IN WALDENBURG

1. »Achtung! Achtung!«

2. Ein spannender Heimabend

3. Zwei Jungen haben einen Geheimplan

4. Schon wieder etwas Aufregendes

6. Eine Motorradspur und etwas Wichtiges

7. Die Rechnung geht nicht auf

8. Ein Geländespiel wird unverhofft spannend

9. In der Höhle tut sich was!

10. Drei verfolgen drei

11. Zwei plus eins gibt drei

12. Die Verabredung

13. Alarm!

14. Einzug der Gladiatoren

Unsere Empfehlungen

DER MANN MIT DEM SCHWARZEN KOFFER

1. Die Meute im Schloss

Hätten die Mädchen und Jungen der Meute auch nur entfernt vorausgeahnt, was ihnen das Sommerlager im Schloss an gefährlichen Abenteuern bringen würde, dann wären sie noch gespannter auf die gemeinsamen Tage in den Sommerferien gewesen.

Hätten Eltern und Großeltern der Teilnehmer gewusst, dass schon gleich in den ersten Tagen die Kriminalpolizei auftauchen und so viel Aufregendes und Abenteuerliches geschehen würde, wer weiß, vielleicht hätten sie den einen oder anderen gar nicht am Sommerlager mit Pfarrer Gärtner teilnehmen lassen!

Eltern und Großeltern wussten die Jugendlichen bei ihrem Gemeindepfarrer immer gut aufgehoben. Und niemand konnte voraussehen, dass es diesmal so viele Aufregungen und Gefahren zu bestehen galt. Nach den großen Zeltfahrten der zurückliegenden Jahre, auf denen die Meute weit in Europa herumgekommen war, wollte sie in diesem Jahr in der Bundesrepublik bleiben, nicht zuletzt der ständig steigenden Kosten wegen.

Irgendwann hatte Hotti, der eigentlich Horst heißt, damit angegeben, dass ein entfernter Onkel von ihm in einem richtigen Schloss im Grenzgebiet wohnte. Aber Hotti selbst war noch nie dagewesen und kannte den Onkel im Schloss nur von der Erzählungen seines Vaters her.

Pfarrer Gärtner kam plötzlich auf den Gedanken, dass sie vielleicht in dem Schloss das Jugendlager verbringen könnten. Schnell setzte er sich mit Hottis Eltern in Verbindung, die von dem Gedanken sofort begeistert waren. So schrieben sie dem Verwandten einen langen Brief und fragten an, ob im Schloss Platz für ein Sommerferienlager mit Mädchen und Jungen der Meute wäre.

Die Antwort ließ nicht sehr lange auf sich warten. Sie waren willkommen im Schloss. Aber das Umland war Grenzgebiet, bot keine Attraktionen und hieß »die vergessene Ecke«. Das sollten sie in ihre Pläne einkalkulieren, hatte der Onkel geschrieben. Zu sehen oder zu besichtigen gäbe es außer dem Schloss nichts, eben leider gar nichts!

Die einzige Verbindung zum Hinterland wurde durch eine Kreisbahnstrecke hergestellt, die zweimal am Tag mit einem Triebwagen befahren wurde. Vor zwei Jahren war die Bundesbahnverbindung im Grenzgebiet eingestellt worden. Seitdem rosteten die Schienen vor sich hin. Unkraut und Büsche wuchsen zwischen den Gleisen. Und der lange Tunnel, der einmal unter dem Berg die Verbindung zum Nachbarland hergestellt hatte, war zugemauert worden. Hottis Onkel hatte das alles in seinem Einladungsbrief geschrieben, damit sich der Pfarrer und seine Frau mit den Jugendlichen keinen großen Hoffnungen hingeben sollten.

Warum sie sich dennoch für das Sommerlager im Schloss entschieden hatten? Nun, ein Schloss im Grenzgebiet, das klingt an sich schon interessant und recht reizvoll.

Worauf sie sich aber in Wirklichkeit eingelassen hatten, das konnten sie nicht wissen oder auch nur ahnen. Und das war ganz gut so! So nahmen die ungeahnten Abenteuer ihren Lauf …

Sie hatten die Bahn benutzt, die neunzehn Mädchen und Jungen mit Pfarrer Gärtner und seiner jungen Frau. Hotti war unendlich stolz darauf, dass sein Onkel diesmal der Gastgeber war. Und er konnte sich nicht genug tun damit, seinem besten Freund Bernd das Schloss zu beschreiben und zu schildern, das er selbst ja noch nie gesehen hatte. Aber sein Vater war vor Jahren schließlich einmal dagewesen. Und dessen Schilderungen baute Hotti kräftig aus. Einen richtigen Rittersaal gäbe es im Schloss und ein Turmzimmer. Und eine riesige Empfangshalle und Kamine, die mit Holz geheizt werden mussten und nach vorne offen waren …

Bernd reagierte auf solche Berichte gelassen und zurückhaltend: »Abwarten«, sagte er immer, »abwarten!«

»Endstation! Alles aussteigen!« forderte Pfarrer Gärtner die Gruppe auf. Sie waren die einzigen Fahrgäste des Kreisbahntriebwagens an diesem Tag.

Draußen sah man einen ärmlichen Dorfbahnhof. Das Schild mit der Bezeichnung »Wolfshausen« sah verwittert aus. Die Farbe blätterte von der gerissenen Holzplatte ab. Die Gruppe stieg aus. Im ersten Stock des Kreisbahnhofs wohnte der Bahnhofsbetreuer. Ihn fragte Pfarrer Gärtner nach dem Weg zum Schloss.

»Da müssen Sie etwa fünf Kilometer gehen«, lautete die Auskunft. »Wenn Sie den Weg da drüben nehmen, können Sie nicht fehlgehen.«

So schulterten sie das Gepäck und machten sich auf den Weg. Dieser führte durch einen dichten Tannenwald, der unvermittelt endete. Wiesen und Buschwerk grenzten an. Dann stieg der Weg bergauf zum Schloss. Sie kamen durch einen verwilderten Park mit einer Birkenallee. Die mündete direkt in den Schlosshof ein.

Vor dem Portal stand ein Rollstuhl, in dem ein älterer Herr saß. Er rief gerade etwas in den Schlosseingang hinein. Eine alte Dame erschien. Sie schob den Rollstuhl der ankommenden Gruppe entgegen. Bernd und Hotti marschierten an der Spitze. Die Begrüßung war nicht lang und umständlich, dafür umso herzlicher. Der Baron hieß das Pfarrer-Ehepaar und die Jugendlichen in den Mauern von Wolfseck willkommen. Er stellte seine Schwester vor, die ihm seit dem Tod seiner Frau den Haushalt verwaltete. Der Hausdiener – auch so etwas gab es auf Schloss Wolfseck noch – weilte gerade zum Einkäufen im Dorf. Dann bat der Baron, einzutreten. Hotti schüttelte seinem Onkel die Hände, bestellte Grüße von zu Hause und bedankte sich für die Einladung.

Sie betraten durch das große Portal die Halle. Bunte Glasfenster in Bleifassung, Geweihe, ein riesiger Kamin, getäfelte Wände, das waren die ersten Eindrücke der Besucher. Der Baron ging an zwei Stöcken. Hotti und Bernd halfen ihm beim Treppensteigen.

Die Schwester des Barons, Hottis Tante, folgt ihnen nach oben. Langsam kam die Meute nach. Ein emporenartiger Rundgang im ersten Stock gab den Blick von oben in die Empfangshalle frei.

»Ihr schlaft in zwei getrennten Schlaf räumen neben dem Aufstieg zum Turm. Das Turmzimmer steht dem Ehepaar Gärtner für die Zeit eures Aufenthaltes zur Verfügung. Von dort oben hat man einen wunderschönen Blick über das ganze Grenzland«, sagte der Baron einladend zu Pfarrer Gärtner. »Den Speiseraum zeigt euch nachher meine Schwester. Die beiden Schlaf räume führen auf zwei Baikone hinaus. Seid aber vorsichtig dort draußen. Die Balkons befinden sich in luftiger Höhe. Darunter fällt die alte Schlossmauer über zwanzig Meter steil ab bis zum Felsen, auf dem das Schloss erbaut ist. Die Grenze verläuft etwa fünfhundert Meter jenseits der Mauern des Schlosses.

Wenn ihr wollt, könnt ihr abends ein Feuer im Kamin des alten Herrenzimmers anzünden. Holz findet ihr genügend im Park draußen. Es ist alles ein bisschen verwildert seit dem Tod meiner Frau. Meine Schwester und ich, wir schaffen es nicht mehr, alles allein in Ordnung zu halten. Und der Schlossdiener ist auch nicht mehr der Jüngste.«

Der Baron schnaufte auf der Treppe. Das Steigen hatte ihn angestrengt. Ingo stellte unterdessen fest, dass an den Wänden Fackeln angebracht waren. Das sah alles sehr romantisch und ungewohnt aus.

»Beinahe wie ein Märchenschloss in England oder Schottland oder so«, stellte Claudia anerkennend fest.

»Die Waschräume und Toiletten liegen euren Schlafräumen gegenüber«, sagte der Baron. »Übrigens, damit ich es nicht vergesse: Im Keller ist in einigen Gewölbegängen Einsturzgefahr. Seid da zurückhaltend!«

Hotti musste lächeln. Zurückhaltend ist gut, dachte er. Sein Onkel gefiel ihm. Er hatte ihn ja nie zuvor gesehen. Und das Schloss war goldrichtig. Hotti war mächtig stolz darauf, dass sie hier sein konnten. Auch die anderen waren beeindruckt vom Schloss. Keiner sagte etwas. Da erklärte der Baron weiter:

»Über Wolfseck und die Landesgrenze und über die ganze vergessene Ecke hier gibt es viele überlieferte Geschichten. Einige davon sind richtig spannend. Wenn ihr Lust habt, kann ich euch einmal an einem Abend darüber erzählen.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, fuhr Herr von Klettwitz fort: »Seid vorsichtig bei euren Spielen und Wanderungen! Von Zeit zu Zeit tauchen drüben im Wald Grenzer auf, die nicht mit sich spaßen lassen.«

Damit waren sie im zweiten Stock angekommen.

Der Baron öffnete eine Tür und ließ die jungen Gäste eintreten.

»Junge, das sind ja richtige Ritterbetten!« schnaufte Uwe.

»Und hast du die Rüstung drüben in der Ecke gesehen?« Bernd stieß seinen Freund Hotti aufgeregt in die Seite. »Eine richtige Rüstung! Junge, das Schloss macht mir Spaß!«

»Mein Schloss«, erwiderte Hotti und fühlte sich sehr wichtig.

»Angeber«, flüsterte Bernd und tippte sich leicht und lächelnd an den Kopf. Dann stellte er zufrieden fest: »Aber die Sache gefällt mir trotzdem!«

Herr von Klettwitz hatte den Mädchen ihren Schlafraum gezeigt und sagte nun: »Richtet euch ein. Das ist euer Reich für die Ferienzeit. Wenn ihr Hilfe braucht …« Der Schlossherr wies auf eine große Handglocke auf dem Tischchen neben der Tür: »Johann steht zu eurer Verfügung, wenn er nicht gerade im Park arbeitet oder im Dorf Dinge erledigt.«

»Auch noch ein Johann«, stellte Gero belustigt fest. »Das gibt es doch gar nicht alles auf einmal: Ein altes Schloss, ein richtiger Baron und dann auch noch ein Schlossdiener Johann. Das ist wie im Märchen von damals! Wenn ich das zu Hause erzähle, glaubt man mir das nicht einmal.«

Der Baron und seine Schwester zogen sich zurück. Die Meute war mit Einrichten und Einräumen beschäftigt.

»Hast du da noch Töne?« sagte Alf voller Anerkennung über die neue Umgebung. »Das Schloss ist Spitze. Als ich es so wie ein Märchenschloss im verwilderten Park liegen sah, da dachte ich, mich rammt ein Rotkehlchen!« Die Umstehenden lächelten matt. Sie kannten Alfs Sprüche schon. Er hatte immer die merkwürdigsten Sachen »drauf«. Er war eben ein richtiges Original.

»Drüben geht die Sonne jenseits der Grenze unter!« Damit wies Bernd, der bisher noch wenig gesagt hatte, nach draußen.

Die Jungen des Ritterschlafsaals sammelten sich auf dem gefährlichen Balkon und sahen hinüber zum Abendhimmel. Glutrot tauchte der Sonnenball hinter den Bergen unter. »Da drüben sprechen sie eine andere Sprache. Da leben Menschen wie wir. Und doch ist da alles ganz anders. Wer kann das verstehen? Ein Vogel fliegt hinüber. Bald wird er über der Grenze sein. Was kümmert das einen Vogel? Drüben haben die Menschen anderes Geld. Die Briefmarken sind anders. Man denkt anders. Es gab in der Vergangenheit Kriege zwischen hier und dort. Merkwürdig!« Claudia hatte laut gedacht. Sie war gekommen, um Hotti etwas wegen des Küchendienstes für morgen zu fragen. Schließlich würden Jungen und Mädchen gemeinsam Küchendienst machen, um die Mahlzeiten für alle vorzubereiten.

»Ob es da Schmuggler gibt?« wollte Harald wissen. »Ich hab da schon so viel drüber gehört und gelesen.«

Es klopfte an der Schlafsaaltür. Die Schwester des Barons trat ein und wollte mit der Pfarrfrau die Küchenfragen besprechen.

Zwei Stunden später erschien die ganze Meute, frischgemacht und gewaschen, zum Abendessen im Speisesaal. Pfarrer Gärtner sprach das Tischgebet. Harald erinnerte sich plötzlich daran, dass sie zu Hause auf gehört hatten, das Tischgebet vor den Mahlzeiten zu sprechen. Der Vater war nur zum Abendessen da. Mutter und Haralds Schwester und sein jüngerer Bruder aßen mittags gleich nach der Schule.

Harald, der das Gymnasium in der Kreisstadt besuchte, kam später und aß allein. So war das Tischgebet ganz verlorengegangen.

An den Wänden waren zum Empfangsessen Fackeln entzündet worden. Und auf dem langen Tisch brannten Kerzen. Es war ein richtig feierliches Abendessen.

Nach dem Essen bummelte die Meute gemeinsam bis zur Schlafenszeit durch den weiten Park. Pfarrer Gärtner hatte eine Taschenlampe mitgebracht. Und so unternahmen sie noch einen ersten Erkundungsgang durch den Grenzwald. Es war unheimlich und gespenstig, denn es stand kein Mond am wolkenverhangenen Himmel.

»Hoffentlich bekommen wir morgen keinen Regen«, bemerkte Claudia. Die Meute blieb ganz von selbst schön zusammen. Wer sich in der Dunkelheit des Grenzwaldes hier verlaufen würde, der konnte sicherlich nicht in der Schwärze der Nacht allein zum Schloss zurückfinden.

Müde und glücklich über die Erlebnisse des ersten Sommerlagertages kehrte die Meute gegen 22 Uhr ins Schloss zurück. Pfarrer Gärtner las den Losungsvers aus dem kleinen blauen Buch. Er passte erstaunlich gut zum Auftakt des Sommerlagers im Schloss. Pfarrer Gärtner las aus dem alttestamentlichen Zephanja-Buch, Kapitel 3, Vers 5: »Der Herr ist bei dir, dass du dich vor keinem Unheil fürchten musst.« Dann betete Pfarrer Gärtner für eine ruhige Nacht, für Bewahrung im Lager und um Gottes Beistand für alle Lieben zu Hause. Und er bat Gott um seinen Segen für die gemeinsamen Tage, dass kein Unheil Macht über die Gruppe haben möchte.

Pfarrer Gärtner schloss die kurze Abendbetrachtung mit dem Segen: »Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.« Darauf begaben sich die Mädchen und Jungen der Meute in ihre Schlafsäle und Betten.

Wie nah das Unheil war, sollte sich am nächsten Tage zeigen, als das Abenteuer konkrete Form annahm. Das Abenteuer, dem sie sich nicht mehr entziehen konnten.

2. Ein schlimmer Fund

Um 15 Uhr sollte das große Spiel im Grenzwald beginnen. Ein Spiel im unbekannten Wald ist nicht ganz ungefährlich. Bernd erklärte darum noch einmal eingehend die Regeln.

Um 16.30 Uhr war immer noch kein Angriff der Gegenpartei erfolgt. Roland und die Mädchen und Jungen seiner Gruppe lagen gelangweilt in ihrer Waldfestung herum. Bernd zog ein Kartenspiel heraus. Roland winkte unwillig ab: »Spiel im Spiel ist nicht gut. Die müssen ja jeden Augenblick kommen. Vielleicht haben sie sich verlaufen. Vielleicht sind sie angeschlichen und beobachten uns längst.«

»Ist ja nichts los hier«, brummelte Alf gelangweilt und gähnte lang und ausdauernd. Da fuhr ihm plötzlich Bernds rechte Faust gegen die Rippen, dass Alf schlagartig den Unterkiefer hochklappen ließ und mitten im Gähnen aufschreckte. Sie lagen unbeweglich da und lauschten. Bernd vergaß, den Mund zu schließen, so spannend war das Ganze hier im Grenzwald plötzlich. Tatsächlich hörte man Schritte und vernahm Wortfetzen.

»Das waren sie! Deckung! Nicht sehen lassen. Ein Überraschungsangriff in die Flanke des Gegners, das ist immer gut und kann vielleicht zum Spielsieg verhelfen.« Die Mädchen und Jungen spähten aufgeregt den Weg hinunter. Da gingen zwei Männer. Sie unterhielten sich laut und fühlten sich völlig unbeobachtet. Man konnte in der Waldfestung nur Satzteile des Gesprächs verstehen. Der eine der Männer trug einen schwarzen Vertreter-Koffer. Der andere sprach auf ihn ein: »Du wirst sehen … ein ganz großer Schlag … Ein Bombengeschäft … Verteilerring … Polizei ist völlig ahnungslos …« Die Gruppe in der Waldfestung kauerte sich auf den Boden und lauschte. Die Männer gingen in einigem Abstand von den Beobachtern auf einem der verwilderten Waldwege.

Plötzlich knackte in der Waldfestung ein Ast. Bernd hatte sich zu fest auf den Boden gepresst. Die Männer blieben stehen und sahen sich um. Die Mädchen und Jungen der Meute drückten die Köpfe gegen den feuchten Waldboden.

»Da war doch was!« sagte einer der Männer drüben.

Dann war es lange Zeit ganz still zwischen der Waldfestung und dem verwilderten Weg, auf dem die beiden Männer standen und den Wald zu durchdringen suchten.

»Du wirst langsam nervös und siehst überall Gespenster«, sagte der Mann mit dem Vertreter-Koffer. Dann hustete er und setzte den Weg durch den Wald fort.

»Sollen wir hinter her schleichen?« fragte Alf Bernd.

»Die gehen uns nichts an. Wir sind hier zum Geländespiel und nicht zur Fußgängerverfolgung«, antwortete Bernd.

Aber Alf ließ nicht locker: »Verteilerring, Bombengeschäft, großer Schlag, Polizei ahnungslos … Da stimmt doch etwas nicht! Da ist doch etwas ganz oberfaul! Glaubst du, der trägt sein schwarzes Köfferchen im Wald spazieren?«

Bernd sagte mürrisch: »Haben wir auch gehört!«

Alf wiederholte: »Und das schwarze Köfferchen?«

»Mensch, vielleicht wollen die Burschen Pilze sammeln. Wie soll ich das denn wissen«, versuchte Bernd Alf ironisch abzuwimmeln.

Aber Alf blieb hartnäckig: »Und ich sage dir, da ist etwas ganz faul. Da müssten wir dranbleiben.«

»Und unser Spiel im Grenzwald?« fiel Claudia ein.

»Mensch, ihr seid doch nicht mehr zu retten! Spiel hin, Spiel her! Wenn dir das knallharte Leben hier im Wald über den Weg läuft?«

Bernd kam Alfs Spruchweisheit zuvor: »Du nimmst immer gleich das Schlimmste an. Ich glaub, mich rammt ein Rotkehlchen! Das kennen wir schon, Junge!«

Alf konterte schlagfertig: »Du hast doch nicht alle Hühner auf dem Balkon!«

Mitten in diese merkwürdige Unterhaltung hinein platzte der Angriff von Hottis Gruppe. Nun waren sie in der Waldfestung doch von den Gegnern überrascht worden. Das kam davon, wenn Alf von einem Rotkehlchen gerammt sein wollte!

Es gab eine zünftige Klopperei und ein noch zünftigeres Durcheinander. Bis Hartmut als Schiedsrichter eingriff und die Spielparteien trennte, was gar nicht so einfach war.

Zeitweilig sah es so aus, als ob sich beide Parteien auf Hartmut, den Schiedsrichter, stürzen wollten.

Zum Schluss hatte Bernd eine Beule am Kopf. Alf hatte sich das Knie aufgeschrammt und jammerte: »Wenn das meine Mutter wüsste! Das Herz würde sich ihr im Leibe drehen!«

»Stammt aus Grimms Märchenbuch«, echote Bernd, der Alfs Sprüche nicht ausstehen konnte.

Claudia rieb sich die Hände, um die Walderde loszuwerden. Schließlich trotteten sie doch einigermaßen friedlich über den Waldweg zurück zum Schloss.

Die beiden Männer waren durch die Klopperei und Rangelei längst vergessen.

Auf einmal stellten sie fest, dass sie sich tatsächlich verlaufen hatten. Bernd behauptete, der richtige Weg gehe nach rechts. Schiedsrichter Hartmut wollte wissen, dass der links abzweigende Weg der allein richtige wäre.

Sie stritten herum. Schließlich sollte das Los entscheiden. Alf zog einen Groschen heraus.

Bernd sollte die erste Wahl haben. Wappen würde rechts bedeuten. Zahl sollte den linken Weg symbolisieren.

Der Groschen fiel so, dass die Zahl 10 oben lag. Also wurde der Weg nach links eingeschlagen. Sie verfolgten den linken Weg ein beachtliches Stück, bis sie an eine Lichtung gelangten.

»Das ist mit Sicherheit verkehrt!« protestierte Alf. »Auf dem Hinweg sind wir nicht an solch einer Lichtung vorbeigekommen.« Gerade als sie umwenden wollten, um den Weg zur Gabelung zurückzukehren, entdeckte Claudia das im Moos liegende herrenlose Moped.

Sie betrachteten es, hoben das Moped auf und erkannten, dass es sich um ein neues Fahrzeug handelte, das hier auch noch nicht lange gelegen haben konnte. Kein Rost …

Alf nahm das liegende Moped hoch und kickte es an. Es lief sofort. Also sind die Zündkerzen nicht einmal feucht.

Bernd war überrascht.

»Gehört vielleicht einem Förster oder Johann oder was weiß ich, wem«, mutmaßte Alf, fand aber wohl selber, dass das nicht sehr einfallsreich war.

Claudia schlug vor: »Wir suchen nach dem Besitzer. Das Ding ist ja noch ganz neu. Kein Mensch legt ein neues Moped in den Wald und verschwindet dann einfach.«

Da fielen Roland die Männer von vorhin wieder ein.

»Quatsch«, sagte Alf, »die waren zu Fuß. Und es waren auch zwei. Dies ist aber nur ein Moped.«

»Also schwärmen wir aus und bleiben auf Blickweite. Vielleicht finden wir den Besitzer. Komisch ist das Ganze schon«, bemerkte Hartmut. Sie stellten eine Treiber-Kette im Wald auf Sichtweite her und versuchten so, das Gelände abzukämmen.

»Ich hab so ein komisches Gefühl«, sagte Alf zu Robert. Robert, der von Alfs komischen Gefühlen wenig hielt, gab zurück: »Behalt deine Gefühle für dich und sieh dich im Gelände um. Da drüben scheint so etwas wie ein Steinbruch zu sein.«

Es war ein richtiger Steinbruch, von Gestrüpp fast zugewachsen und seit langem ungenutzt.

Bernd hatte zuerst zwei Beine, die in Blue-Jeans steckten, aus dem Gestrüpp herausragen sehen und Alarm gegeben. In Windeseile war die Meute zusammen. Sie umstanden fassungslos einen jungen Mann, der bewegungslos am Boden lag. Claudia bog das Gebüsch zur Seite. Und dann sahen sie es alle: Der junge Mann lag mit geöffneten Augen und gebrochenem Blick tot auf dem Erdboden im Steinbruch. Und dann entdeckten sie noch etwas: Der linke Hemdsärmel war hochgekrempelt. Ein Gummiband schnürte oberhalb der Armbeuge das Blut der Vene ab.

Hotti suchte das hohe Gras ab und fand eine feine Injektionsspritze. Der junge Mann war tot! Irgend jemand aus dem Kreis der Meute sagte etwas von Fixer und »goldenem Schuss«.

Bernd stellte fest: »Da muss die Polizei her.« Sie waren plötzlich alle ganz furchtbar aufgeregt und redeten wild durcheinander. Dann stürzten sie den Weg zurück bis zur Gabelung und liefen auf dem anderen Weg weiter. Es war ein ganzes Stück, bis sich der Wald auftat und den Weg zum Schloss freigab.

Auch im Schloss verbreitete sich große Aufregung: Ein Toter im Wald, einer, der Rauschgift gespritzt haben sollte!

Weder Pfarrer Gärtner noch der Baron schienen der Sache recht zu trauen. Aber nach den Schilderungen der Meute war es eindeutig. Es musste etwas unternommen werden.

Der Baron rief die Polizeistation in der Kreisstadt an und ließ sich mit der Kriminalpolizei verbinden.

Auch dort spürte man, dass die Geschichte vom Toten nicht richtig geglaubt wurde. »Was sagen Sie, Baron? Im Wald? Im Steinbruch? Tot? Wirklich tot? Gut, wir kommen!«

Der Kommissar und seine zwei Assistenten wurden von der Meute zum Fundort geführt und stellten schnell fest, dass die Meldung stimmte. Der junge Mann war tot. Allem Anschein nach durch eine gespritzte Überdosis an Rauschgift.

Wer war der Tote? Er hatte keine Papiere bei sich. Aber dank des Nummernschildes des Mopeds würde man weiterkommen und ließe sich die Identität des Toten feststellen. Aber warum lag er hier im Wald, im Steinbruch? Wieso war er so weit gefahren, um sich Gift einzuspritzen? Ein Fixer hier im Grenzwald? Das hatte es noch nie gegeben. Das sprach ganz gegen alle Erfahrung.

Einer der beiden Assistenten des Kommissars fotografierte den Fundort, den liegenden Toten, auch die Stelle, an der das Moped gelegen hatte.

Vom Schloss aus hatte man einen Arzt angerufen und den Leichenwagen bestellt. Die Autos gelangten jedoch nicht bis zur Fundstelle am Steinbruch. Die Männer mussten zu Fuß über den Waldweg zum Steinbruch gehen. Der Arzt stellte kurz nach seinem Eintreffen den Totenschein aus. Vermutliche Todesursache: Überdosis Rauschgift. Der Arzt untersuchte die Spritze und vermutete: »In Flüssigkeit gelöstes Kokain, direkt in die Vene injiziert.« Aber das müsste erst noch im Labor genau untersucht werden.

Auch der Leichenwagen kam nicht an die Fundstelle heran. Die Jungen der Meute hatten aus Ast-Stangen und Stricken eine provisorische Tragbahre hergestellt. Der tote junge Mann wurde darauf gelegt und durch den Wald zum Schloss gebracht. Auch dort kannte niemand den Toten. Dann legten die Männer, die mit dem Leichenwagen gekommen waren, den Toten in eine verschließbare Zinktrage und schoben sie in den Wagen, der gleich darauf in Richtung Dorf startete. Die Ermittlungen der Polizei waren aufgenommen. Der Kommissar, der im Schlosshof von der Meute umringt war, erkundigte sich noch einmal sehr sorgfältig, wie und warum sie auf den Toten gestoßen waren. Er notierte auch alles, was ihm die Mädchen und Jungen über die beiden Männer im Wald berichteten.

Der Arzt war über das Telefon schon wieder zu einem Verkehrsunfall gerufen worden.

Im Schloss legte sich an diesem Abend die Aufregung nicht so schnell. Immer wieder wollten sie von Pfarrer Gärtner wissen, was es mit Kokain auf sich habe.

Pfarrer Gärtner entsann sich an ein Gespräch mit dem Suchtberater, der sich vor noch nicht allzu langer Zeit auf der Pfarrkonferenz vorgestellt hatte. So berichtete er den Mädchen und Jungen das, was er über dieses Teufelszeug, das Menschen zerstörte und tötete, wusste:

»Kokain ist in der letzten Zeit auf dem Rauschgift-Schwarzmarkt der Bundesrepublik leider stark im Kommen. Kokain wird hergestellt aus den Blättern des Kokastrauches, der in Südamerika wächst. Nach der Bearbeitung der Kokablätter zu Kokain entsteht ein weißes, bitter schmeckendes Pulver, an dem gewissenlose Menschen sehr viel Geld verdienen, während die Opfer süchtig und abhängig werden. Viele wissen beim Einstieg in die Kokain-Szene nicht richtig über die Gefährlichkeit des Rauschgiftes Kokain Bescheid und fallen den Dealern, die das Gift weiterverbreiten, zum Opfer. Aufgeklärte Menschen sind gegen Unwissenheit und Verführung weithin geschützt. Darum ist es gut und richtig, wenn ihr alles über das Gift wisst, das man euch sagen kann. Manche lassen sich trotz aller Aufklärung nicht warnen. Ihnen ist wenig oder gar nicht zu helfen. In jedem Jahr sterben nicht wenige Jugendliche und Erwachsene an einer Überdosis oder an den Beimischungen der Droge. Denn auf dem Weg vom Herstellungsort bis zum Verbraucher wird die Droge, um mehr Geld zu verdienen, meist noch gestreckt, verdünnt, erhält Beimischungen und Verdünnungen.«

Alf wollte wissen, wie aus den Blättern das weiße Pulver entstünde.

»Lass mich erzählen, Alf. Ich sage euch alles, was ich über das Gift weiß und hoffe, dass ihr vernünftig und klug genug seid, niemals den Verlockungen des Rauschgiftes zu verfallen. Ihr habt heute gesehen, wohin das führen kann. In der ärztlich überwachten Medizin wird Kokain als örtliches Betäubungsmittel verwendet, vor allem in der Augenheilkunde. Das Mittel wird also offiziell hergestellt, wenn es auch in den letzten Jahren bei uns inzwischen durch andere, synthetisch, also künstlich hergestellte Stoffe abgelöst ist.«

»Aber warum gibt es dann in unserem Land dieses Zeug immer noch?« wollte Hotti wissen. »Man kann doch dafür sorgen, dass Kokain überhaupt nicht in unser Land hereinkommen kann. Denn wenn es aus Südamerika kommt, wächst es doch bei uns gar nicht und muss eingeführt werden.«

»Langsam, langsam«, bremste Pfarrer Gärtner den Wissensdurst der Meute. »Ich sage euch ja alles, was ich über Kokain weiß. Aber ich kann nicht alle Fragen auf einmal beantworten.«

3. Alles über das zerstörende Gift

»Ihr lasst aber auch wirklich den Boss gar nicht richtig zu Wort kommen«, griff Gero ein.

Pfarrer Gärtner lächelte: »Ich kann eure Ungeduld ja verstehen. Also: Von Kokain, das in letzter Zeit die europäische Rauschgift-Szene überschwemmt, ist zu berichten, dass es offenbar andere Gifte wie Opium und die Opium-Abkömmlinge Morphium und Heroin, das in der Szene kurz H genannt wird, ersetzt oder überflutet. Die Rauschgift-Banden versuchen sich gegenseitig, das große Geschäft mit dem zerstörenden Gift streitig zu machen.

Aber bevor ich über den langen Weg erzähle, den das Gift bis zu uns über dunkle Kanäle zurücklegt, ist festzustellen, dass Kokain in der Lage ist, Hunger, Durst und Müdigkeit zu überspielen und ein teuer erkauftes und – wie im Fall von heute Nachmittag – mit dem Leben bezahltes kurzes Glücksgefühl zu erzeugen vermag. Das nennt der Fachmann Euphorie. Der Betroffene hat das Gefühl, seine Leistung, etwa in der Schule, würde besser, würde gesteigert. In Wirklichkeit verliert er die Kontrolle über die Tatsachen. Die nüchternen Tatsachen sind, dass Kokain einen Leistungsabfall erbringt, auch Atemstörungen und Herzschwäche. Das kann bis zum Tod führen, wie wir es heute erschütternd erlebt haben. In der Heimat der Kokain-Pflanze werden die Blätter gekaut. Hier in Europa, wo das Gift bereits verarbeitet ankommt, wird das weiße Pulver entweder geschnupft, gegessen oder auch in Flüssigkeit aufgelöst in die Venen gespritzt. Die heute neben dem Toten gefundene Spritze zeigt, dass er das Zeug gespritzt, gefixt hat, wie die Leute der Rauschgift-Szene das nennen. Von einem Menschen, der von der schlimmen Droge ganz abhängig ist, sagen sie: Er hängt an der Spritze.«

»Wie wirkt sich das denn aus?« wollte Claudia wissen.

Pfarrer Gärtner erzählte weiter: »Die Auswirkung von Kokain-Sucht sind Abmagerung und Verlust der körperlichen Widerstandsfähigkeit. Nach kurzer Zeit entstehen Bewusstseinsstörungen und Verwirrungszustände. Schließlich setzt eine Wahnvorstellung ein, die man Verfolgungswahn nennt. Der Süchtige lebt nur noch in Angst, gegen die er machtlos wird. Gegen diese Angst nimmt er wieder Rauschgift, um die Angst im Rausch zu verdrängen. Das Ganze ist ein Teufelskreis. Und wer diesem Rauschgift verfällt, der kann einem nur leid tun. Die meisten finden trotz der Möglichkeit von sehr kostspieligen und quälenden Entziehungskuren nicht mehr zum normalen Leben zurück. Wenn man über längere Zeit Kokain zu sich genommen hat, vergrößert sich die Angst noch und wird zu einem ständigen Gespenst, das den Süchtigen narrt. In diesem Zustand verlieren viele Süchtige den Rest von Selbstkontrolle und begehen Verbrechen, um an das Gift heranzukommen. Oder sie versuchen, Selbstmord zu begehen.

Die Folgen der Gifteinnahme sind also Abhängigkeit und schlimme Ängste und Gewissenskonflikte. Die ganze Kraft des Süchtigen konzentriert sich auf die Beschaffung des Giftes.

Einige stehlen den Eltern die Sparbücher, um das Gift kaufen zu können. Alles Selbstvertrauen geht kaputt. Die Fachleute wissen, dass Kokain-Süchtige zu Gewalttaten neigen. Taten, die sie selbst nicht mehr kontrollieren oder bremsen können. Übrigens nennt man das Teufelszeug in der Rauschgiftszene auch Koks, Coke, einfach nur C oder auch, weil es als weißes Pulver gehandelt wird, Schnee oder weißer Stoff. Das sind also Ausdrücke aus der Drogensprache. Ich halte es für gut und richtig, wenn ihr die ganze erschütternde Wahrheit über Rauschgifte kennt. Denn nur der Aufgeklärte, der über die furchtbaren Folgen Bescheid weiß, ist geschützt vor Verführung und scheinbar harmlosen Versuchen.

Derzeit gilt Kolumbien in Südamerika als der größte Kokainhersteller der Welt. Die Polizei des Landes hat jetzt mit amerikanischer Unterstützung eine Großkampagne gegen die Rauschgifthersteller in Kolumbien eingeleitet. Dabei gelang der bis jetzt größte Schlag zur Abwehr: Bei einer Razzia in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota wurden sechs verbotene Labors entdeckt und gleich 900 Kilogramm Kokain sichergestellt. Diese Menge wäre auf dem südamerikanischen Drogen-Schwarzmarkt etwa 2,2 Millionen Dollar wert gewesen. In Europa hätte sie das Zehnfache an Geld gebracht. Man sieht also daran, dass es den gewissenlosen Händlern nur um Geld, um das ganz große Geschäft geht. Dass dabei Menschen zu Tode kommen, stört sie offenbar nicht. Es sind Verbrecher, die Menschenleben auf dem Gewissen haben.«

»Kolumbien ist doch kein so großes Land. Dort müsste man doch das Giftgeschäft an der Wurzel in den Griff bekommen können,« warf Hotti ein.

»Kolumbien ist nur der größte Hersteller«, antwortete Pfarrer Gärtner. »Außerdem kommt das schlimme Gift noch aus Peru und Indonesien. Die Kokapflanze wächst in Höhen zwischen hundert und sechshundert Metern und braucht besonders feuchtwarmes Klima.

Das Kokain wird auf chemischem Weg aus den Blättern der Pflanze gewonnen. Ohne Beimischungen ist Kokain völlig geruchlos. Mit Salzsäure wird der weiße Rohstoff aus den Blättern in eine Salzverbindung umgewandelt, die man in Flüssigkeit lösen und darum spritzen kann. Die Süchtigen haben meist Spritzen, Schachteln und Dosen zum Aufbewahren des Giftes. Die Rauschwirkung beginnt nach dem Spritzen sehr schnell. Sie kann von 40 Minuten bis zu zwei Tagen andauern, lässt aber mit der Dauer der Einnahme des Giftes nach, so dass immer mehr Gift eingenommen oder gespritzt werden muss, um den Rausch zu verlängern. Manche Fixer, die Halluzinationen, also Bewusstseinstäuschungen und Wachträume haben, erkennt man am Zittern der Hände und an unnatürlich erweiterten Augen-Pupillen. Wenn man das Teufelszeug länger benutzt, bekommt man nicht selten erstarrte Gesichtszüge, eine gerötete und gerissene Nase und Dauerstörungen im Umgang mit der Wirklichkeit des Lebens. Viele bekommen auch Leberentzündungen, die man Hepatitis nennt, und die sehr gefährlich sein kann, weil die Leber, dieses ganz wichtige Blutreinigungsorgan, geschädigt oder zerstört wird. Die Kokain-Prise ruft ganz schnell ein Kältegefühl auf dem Gesicht hervor. Der Mensch merkt eine Trunkenheit in sich hochsteigen. Er spürt große Energie in sich. Nach meist nur dreißig bis vierzig Minuten wandelt sich die anfängliche große Erregung in Müdigkeit. Der Süchtige blickt starr und atmet keuchend. Oft packt ihn Todesangst oder eine panische Furcht, die erst schwindet, wenn er die nächste Portion nimmt. Je mehr er der Sucht verfällt, desto schlimmer werden die Begleiterscheinungen:

Eingefallene Wangen, erstarrte Mundwinkel, Augenblinzeln und fieberhafte, oft abgehackte Bewegungen. Weil der Mund trocken erscheint, schluckt der Süchtige dauernd.

Diese merkwürdigen Begleiterscheinungen können sich bis zu fallsuchtähnlichen Krisen und Anfällen steigern. Es kommt auch zu Nasenbluten. Der länger Süchtige wird oft in seiner Persönlichkeit, in seinem Bewusstsein gespalten. Er lebt in zwei unterschiedlichen Welten. Im Endstadium sieht der Süchtige nicht vorhandene Tiere an sich herumkrabbeln: Fliegen, Insekten, Ameisen oder Flöhe. Manchmal stechen sich Süchtige mit Nadeln, weil sie die gar nicht vorhandenen kleinen Tierchen töten wollen. Wenn der Kokain-Süchtige nicht beizeiten in eine Entziehungskur kommt, ist er verloren.

Aber solch eine Kur kostet nicht nur viel Geld. Sie ist auch durch den Entzug mit schrecklichen Qualen, manchmal auch körperlichen Schmerzen für den Süchtigen verbunden.«

»Sie haben uns noch nicht gesagt, wie das Kokain dem gewachsenen Blatt entzogen wird«, meldete sich Claudia, der kein Wort von Pfarrer Gärtner entgangen war.

Der Boss sah auf die Uhr und antwortete: »Auch darüber berichte ich natürlich, wenn es euch interessiert. Aber es wird Zeit zum Abendessen.«

Nach dem Essen spielte die Meute im Park noch eine Runde Völkerball. Beim Abendsegen waren sie alle rechtschaffen müde. Kurz darauf lag die Meute in den Betten und schlief einem neuen Tag entgegen, der weitere Überraschungen bringen sollte.

4. Tunnel, Türme und eine verdächtige Kleinigkeit

Nach dem Frühstück tauchte der Kommissar auf und hatte wieder seine beiden Assistenten dabei.

»Tatsächlich«, so berichtete der Kommissar, »es handelt sich bei dem jungen Toten um ein Rauschgiftopfer. Der junge Mann hat sich eine Überdosis Kokain in die Armvene gespritzt.« Auch seine Identität sei inzwischen ermittelt. Es handelte sich um einen jungen Schriftsetzer, der seit einiger Zeit arbeitslos war. Er lebte in der Kreisstadt und war der Polizei als Verteiler, als Dealer der Rauschgiftszene bekannt.

Allerdings war bisher nicht bekannt gewesen, dass er selbst der Droge verfallen war und selbst spritzte.

Den Kommissar beunruhigte die Frage, wieso der junge Mann hier im Grenzwald gefunden wurde. War der Fundort wirklich auch der Ort, an dem der junge Mann sich gespritzt hatte und an der Überdosis gestorben war?

Die Männer der Kripo wollten den Fundort ein zweites Mal genau unter die Lupe nehmen. Sie erkundigten sich auch noch einmal ganz genau nach den beiden Männern, die im Grenzwald gesehen worden waren. Auch der Vertreterkoffer musste genau beschrieben werden. Der Kommissar notierte alles sorgfältig, bevor die Kripo-Leute gemeinsam zum Steinbruch gingen, um den Boden rundum abzusuchen.

Der Besuch der Kripo hatte die Ereignisse des gestrigen Tages neu aufgewirbelt. Es war in der Meute von nichts anderem die Rede, als vom Auffinden des Mopeds und des toten jungen Mannes.

Sogar der Küchendienst vergaß darüber pünktliches Erscheinen und musste daran erinnert werden. Frau Gärtner zog sich mit dem Küchendienst zum Kartoffelschälen zurück.

»Hoffentlich muss ich nicht auch hier noch Kartoffeln schälen«, sagte Alf zu Claudia. »Du glaubst es vielleicht nicht, aber es stimmt: Beim Schälen kann ich machen, was ich will, ich kann noch so vorsichtig mit dem Messer umgehen, ich bekomme keine dünnen Schalen hin. Immer bleibt von der Kartoffel bei mir nur ein kleiner Würfel übrig!«

Claudia amüsierte sich über Alf, der sich immer neu auf seine Weise bemerkbar machte. Dass er nicht der geschickteste Kartoffelschäler war, glaubte Claudia ihm unbesehen.

Um elf Uhr war Bibelarbeit. Die Meute saß im Park um die Bibel zusammen. Das war täglich eine Stunde der Ruhe, des Nachdenkens und der Besinnung auf Gottes Wort. Diesmal war das neutestamentliche Wort aus dem Johannes-Evangelium Kapitel 8, Vers 36 dran: »So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.«

Pfarrer Gärtner sagte, dass heutzutage kaum etwas so gesucht und begehrt sei wie die Freiheit. Von Freiheit sei überall, auch in der Politik, die Rede. Im Namen der Freiheit hätten Völker sogar blutige, schreckliche Kriege geführt. Freiheit sei oft missverstanden worden.

»Freiheit ohne Grenzen gibt es überhaupt nicht«, fuhr er fort. »Jede Freiheit hat feste Regeln, Gesetze und Grenzen, sonst wird sie zur Uferlosigkeit und Unordnung. Erwachsene nennen das auch Anarchie. Da fühlt sich jeder frei, das zu tun, was er gerade möchte. Und das führt zu Mord und Totschlag. Gerade junge Menschen, die streng erzogen wurden, verlangen sehr nach Freiheit. Viele brechen dann in den schwierigen Jahren der Entwicklungszeit ganz aus und meinen, sie könnten frei leben, um sich selbst zu verwirklichen.«

Pfarrer Gärtner erinnerte an die Geschichte des verlorenen Sohnes, der von zu Hause weglief, um Freiheit zu suchen: »Er fand aber nur vorübergehend ein Leben in Übermut, bis er kein Geld mehr hatte und seine Freiheitssuche in Elend und Abhängigkeit endete. Da erst erkannte er, dass er zu Hause Freiheit in fester Ordnung gehabt hatte und kehrte um, um zurück nach Hause zu finden.«

Pfarrer Gärtner griff den Vorfall des gestrigen Tages auf und sagte: »Manche junge Menschen suchen auch heute Freiheit, Freisein von den Aufgaben und Problemen des Alltags im Rausch, im Alkohol und anderen Drogen bis hin zum Kokain, über das wir schon sprachen. Aber der Rausch vergeht. Und dann fühlt man sich um so unfreier und erbärmlicher. Die Droge, die Freiheit bringen sollte, bringt die fürchterliche Abhängigkeit, aus der viele nie mehr herausfinden und daran zugrunde gehen. Sucht ist das Gegenteil von Freiheit, ist absolute Abhängigkeit.

Christen wissen, dass Jesus Christus der Herr der Freiheit ist. Er will nicht gebundene, sondern freie Menschen, die sich in innerer Freiheit für oder gegen ihn entscheiden. Er zwingt keinen in seine Freiheit. Aber er lädt dazu ein, die innere Freiheit kennenzulernen, wenn wir uns unsere Schuld von Gott vergeben lassen und dadurch frei werden. Jesus Christus macht nicht frei um jeden Preis. Wir wollen uns merken: Jesus Christus macht uns frei von der Abhängigkeit an Schuld und Sünde. Er macht uns frei von Angst vor der Gegenwart und vor der Zukunft. Er macht uns frei von Menschenangst und unseren Komplexen. Man kann ihm das alles sagen und anvertrauen und ihn um Freiheit bitten. Um Christi Freiheit zu erhalten, muss man Gott bitten. Diese Freiheit ist ein wertvolles Geschenk.

Aber Christus bringt Freiheit, indem er uns gleichzeitig Aufgaben gibt. Er macht nicht nur frei von Zwängen. Er macht frei für andere. Wer von sich selbst absehen lernt, lernt den anderen besser kennen und verstehen und kann für andere da sein. So wird man frei von eigenen Problemen, und wir sind frei für die Probleme anderer. Frei werden kann man auch für Gott und sein Wort. Wer von sich selbst frei wird, hat viel mehr Zeit für Gott und den anderen.

So werden wir auch frei für neue Aufgaben. Man sieht – wenn Jesus Christus einen freigemacht hat und man durch seine Vergebung neu in Freiheit anfangen kann – plötzlich ganz neue Aufgaben. Freiwerden führt also zu neuen Aufgaben hin. Eigentlich sollten Christen jede Gelegenheit, jeden Tag ihres Lebens benutzen, um Gutes zu tun. Die ganze Umwelt und Umgebung würden besser und lebenswerter, wenn Christen ihre Freiheit von Angst und Ichsucht dazu nutzen würden, viele neue Aufgaben anzupacken und in Gottes Namen zu lösen.

Wer sich das notieren will, um es besser zu behalten, kann aufschreiben: Christus macht frei vom Ich. Er macht frei für andere. Er macht frei für neue Aufgaben. Wenn ihr das jeden Tag persönlich ergänzt, fangt ihr an, bewusst und für Gott zu leben. Das ist sinnvolles Leben, Lebensqualität, wie das mit einem Schlagwort der Erwachsenen beschrieben werden könnte. Das ist die Selbstverwirklichung im Leben der Christen.«

Nach der Bibelarbeit blieb noch eine Stunde Zeit zum Herumtollen. Nachmittags standen Wanderungen durch den Grenzwald und Geländeerkundung in kleinen Gruppen auf dem Programm.

Gegen vierzehn Uhr gingen die Grüppchen los. Um 18 Uhr sollten alle wieder zurück im Schloss sein. Bernd, Hotti, Claudia und Harald hatten sich zusammengetan, um neue Abenteuer zu erkunden.

Es war merkwürdig: Die Kleingruppen waren nach dem Mittagessen in die verschiedensten Richtungen ausgeschwärmt. Und doch trafen sie sich alle wieder am Steinbruch an jener Stelle, an der gestern der Drogentote gefunden worden war.

Da es dort nichts Neues gab, verteilten sich die Grüppchen wieder und streiften getrennt durch den Grenzwald.

Bernd, Hotti, Claudia und Harald trotteten mal vor- und einmal auch hintereinander her. Der Weg wurde manchmal ganz eng, war oft schon richtig zugewachsen. Viele Jahre lang mochte hier kein Waldarbeiter tätig gewesen sein. Der Grenzwald machte einen richtig verwilderten Eindruck. Man kam sich vor wie am Ende der Welt.

Bernd forderte die andern auf, ganz leise zu gehen, möglichst kein Knacken und Stolpern zu verursachen und nicht zu sprechen. Vielleicht könnten sie dann Wild im Wald sehen. Vielleicht Rehe oder gar Hirsche. Harald musste sich die Himmelsrichtung genau einprägen, damit sie durch die Wirrnis des Grenzwaldes am Abend wieder richtig zum Schloss zurückfinden könnten.

Etwa eine halbe Stunde lang schlichen sie so indianergleich durch den Wald in der Hoffnung, Wild zu entdecken. Aber da war nichts zu sehen. Schließlich wurde die Pirsch langweilig. Sie redeten wieder laut miteinander und spielten Verstecken. Claudia hatte Harald in seinem Versteck entdeckt und rannte hinter ihm her. Plötzlich kam wie aus dem Boden heraus gewachsen der Mann mit dem kleinen Vertreterkoffer auf sie zu. Claudia bremste ihren Lauf und war zu Tode erschrocken. Aber am Zusammenprall führte kein Weg mehr vorbei. Sie rannte genau in den herankommenden Mann hinein, der selbst offensichtlich erschrocken war. So heftig war der Zusammenprall, dass dem Mann der Vertreterkoffer aus der Hand und zu Boden fiel. Im Nu bückte der sich und schnappte seinen Koffer, zog ihn an sich heran und drückte ihn fest an sich. Claudia wollte sich entschuldigen. Aber der andere war schneller, packte sie am Arm, schüttelte sie und herrschte sie an, was sie hier zu suchen hätte. »Gesindel!« schrie der Fremde mit dem Koffer. »Was treibt ihr hier im Grenzwald?« Und er holte mit der Hand aus, als ob er Claudia schlagen wollte.

Doch da war Harald, der durch den erregten Wort-Wechsel aufmerksam geworden war, schon herbeigeeilt und rief den Fremden an: »Was fällt ihnen ein?! Lassen sie sie los!«