Der Selbstmörder - Paul Blumenreich - E-Book

Der Selbstmörder E-Book

Paul Blumenreich

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Beschreibung

Ein junger Mann schlendert nichtsahnend durch den Tiergarten, als ein Schuss fällt. Er eilt hin und erblickt einen Schwerverletzten, der ihn mit einer rätselhaften Bitte konfrontiert: Er soll einer Frau einen Ring überbringen ... Armin gerät in seltsame Verwicklungen, bei denen zwei konkurrierende junge Frauen aus unterschielichen Verhältnissen eine wichtige Rolle spielen: eine recht konventionell, eine ziemlich "emanzipiert". Auch Künstler und solche, die es sein wollen, treiben ihr Wesen in einem undurchsichtigen Spiel ... Das Buch, erschienen 1904, ist halb Krimi, halb Gesellschaftsroman in der Tradition Fontanes.

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Der Selbstmörder

Historischer Berliner Kriminal- und Gesellschaftsroman

idb, 2016

ISBN 9783960559122

erstmals erschienen 1904

I

Der Morgen war gekommen, und noch immer war er nicht da. Man mußte die Rolljalousien aufziehen, das Geschäft eröffnen, trotzdem er fehlte, er, die Hoffnung des ganzen Hauses.

Er war nicht der Sohn des Hauses, aber mehr als ein solcher. Nicht nur sollte er einst das blühende Geschäft fortführen, er galt als der Bräutigam der einzigen Tochter des Hauses, und nicht nur die Zukunft der Firma, auch das Lebensglück dieses jungen Mädchens lag in seiner Hand. Und er war fort, rätselhaft verschwunden, vermißt, seit gestern abend ausgeblieben. Keine Spur, keine Nachricht von ihm.

Und während die Morgensonne ihre ersten Strahlen in das reich dekorierte Schaufenster warf auf die Andromeda von Bronze, die Tanagrafigürchen und auf die kunstvoll gestalteten Leuchter und Stafetten, saßen und standen alle müßig umher mit der einen Frage: Was ist aus ihm geworden?

Es kamen um diese Morgenstunde noch keine Kunden. Solch ein vornehmes Geschäft wie dieses wird nur pro forma so früh geöffnet. Gestern abend beim Schluß des Ladens hatte noch niemand ernste Besorgnis. Ein junger Mann kann einmal ausbleiben bis zehn Uhr, was will das heißen? – Freilich, bei der pedantischen Ordnung im Hause mußte das auffallen. Er war ja manchmal abwesend, aber man wußte doch immer, wo er sei, wann er zu erwarten.

Herr August Hilmar, der Chef des Hauses, war ein alter Herr, ein musterhafter, übergewissenhafter Geschäftsmann. Niemals hätte er etwas verkauft, von dessen sorgsamer Ausführung und Preiswürdigkeit er nicht fest durchdrungen gewesen wäre. Er kalkulierte seine Preise noch nach der alten Art, die sich Unkosten, Herstellung, Zinsen zusammenrechnete und einen ganz bestimmten Prozentsatz als Gewinn daraufschlug, gleichviel ob die Ware besonders billig erworben und leicht loszuschlagen war oder nicht. Daher denn auch das alte, gute Renommee der Firma.

Hilmar hatte eine einzige Tochter. Deshalb hatte man auch ein Mündel, einen entfernten Verwandten, in früheren Jahren in das Haus gezogen und direkt für das Geschäft vorbereitet. Karl Hilmar, ein hübscher, geweckter Bursche, genoß im Hause Hilmar eine sorgfältige Erziehung. Mit sechzehn Jahren war er in das Geschäft getreten, und der Onkel und Vormund führte ihn bei dem versammelten Personal als den zukünftigen Chef ein.

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