Die 101 wichtigsten Fragen - Antisemitismus - Markus Roth - E-Book

Die 101 wichtigsten Fragen - Antisemitismus E-Book

Markus Roth

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Beschreibung

Warum werden ausgerechnet Juden so gehasst? Ist Antisemitismus nur eine Form von Rassismus? War der Antisemitismus der ideologische Kern des Nationalsozialismus? Ist der Glaube an antisemitische Verschwörungsmythen ansteckend? Wie kann man Antisemitismus messen? Gibt es immer mehr Antisemitismus oder reden wir nur mehr darüber? Und warum möchte heute eigentlich niemand mehr Antisemit sein, auch die Antisemiten nicht? Antisemitismus ist beides – ein uralter Hass auf eine kleine Minderheit und ein brandaktuelles Phänomen unserer Zeit. In beide Dimensionen, in Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus, sowie in seine Ursachen und Folgen wird in diesem Buch in 101 zum Nachdenken anregenden Fragen eingeführt. Der Ausgangspunkt ist dabei die Gegenwart, die heutige Bundesrepublik Deutschland, wenngleich der Blick selbstverständlich auch in die Geschichte zurück und über ihre Grenzen hinaus geht.

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Markus Roth

Die 101 wichtigsten Fragen:

Antisemitismus

C.H.Beck

Zum Buch

Warum werden ausgerechnet Juden so gehasst? Ist Antisemitismus nur eine Form von Rassismus? War der Antisemitismus der ideologische Kern des Nationalsozialismus? Ist der Glaube an antisemitische Verschwörungsmythen ansteckend? Wie kann man Antisemitismus messen? Gibt es immer mehr Antisemitismus oder reden wir nur mehr darüber? Und warum möchte heute eigentlich niemand mehr Antisemit sein, auch die Antisemiten nicht? Antisemitismus ist beides – ein uralter Hass auf eine kleine Minderheit und ein brandaktuelles Phänomen unserer Zeit. In beide Dimensionen, in Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus, sowie in seine Ursachen und Folgen wird in diesem Buch in 101 zum Nachdenken anregenden Fragen eingeführt. Der Ausgangspunkt ist dabei die Gegenwart, die heutige Bundesrepublik Deutschland, wenngleich der Blick selbstverständlich auch in die Geschichte zurück und über ihre Grenzen hinaus geht.

Über den Autor

Markus Roth ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main und forscht zu Geschichte und Wirkung des Holocaust. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: (zus. mit Andrea Löw) «Das Warschauer Ghetto» (2013), «Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen» (2015), «Die 101 wichtigsten Fragen: Holocaust» (2021).

Inhalt

Vorbemerkung

Definitionen, Begriffe, Grundfragen

1. Was genau ist Antisemitismus eigentlich?

2. Warum werden ausgerechnet Juden so gehasst?

3. Ist Antisemitismus nur ein neuer Begriff für ein altes Vorurteil?

4. Tragen Juden eine Mitschuld am Antisemitismus?

5. Wen genau hassen Antisemiten?

6. Ist Antisemitismus nur eine Form von Rassismus?

7. Wie viel hat Antisemitismus mit Religion zu tun?

8. Ist sekundärer Antisemitismus zweitrangig?

9. Was ist die Jerusalemer Erklärung?

10. Hat Antisemitismus in Krisenzeiten Hochkonjunktur?

11. Warum möchte niemand Antisemit sein?

12. Schützt die Taufe vor Antisemitismus?

13. Brauchen Antisemiten Juden?

14. Was ist ein Pogrom?

Antisemitismus heute

15. Gibt es immer mehr Antisemitismus oder reden wir nur mehr darüber?

16. Wie kann man Antisemitismus messen?

17. Wie antisemitisch ist die AfD?

18. Ist der Antisemitismus gewissermaßen vom Christentum zum Islam konvertiert?

19. Warum sprach der Bundespräsident am 9. Oktober 2020 in Halle an der Saale über eine Tür?

20. Hat die Polizei in Deutschland ein Antisemitismusproblem?

21. Stand jahrelang ein Antisemit an der Spitze des Verfassungsschutzes?

22. Macht ein gelber Stern jemanden schon zum Antisemiten?

23. Genießen Juden in Deutschland einen besonderen Schutz?

24. Was meint der Vorwurf «Stürmer-Methoden»?

25. Töten Tausende Rockfans weltweit symbolisch immer wieder eine «Judensau»?

26. Was hat der Antisemitismus heute mit dem Nationalsozialismus und Holocaust zu tun?

27. Gehört Antisemitismus im Rap zum guten Ton?

28. Ist Antisemitismus ein deutsches Problem?

29. Wer ist Horst Mahler?

30. Kam mit den Geflüchteten der Antisemitismus zurück ins Land?

31. Ein kritisches Wort über Israel und schon ist man Antisemit?

32. Lässt sich Antisemitismus durch einen einfachen Test nachweisen?

33. Gäbe es ohne Israel keinen Antisemitismus mehr?

34. Sind Boykottaufrufe gegen Israel per se antisemitisch?

35. Gehört die Tabuisierung einer Kritik an Israel zur Staatsräson der Bundesrepublik?

36. Behandeln die Israelis die Palästinenser wie die Nationalsozialisten früher die Juden?

37. Ist «Free Palestine!» die moderne Version von «Juda verrecke»?

38. Was ist der al-Quds-Tag?

39. Wird an palästinensischen Schulen Judenhass gelehrt?

Stoffe und Stereotype

40. Versuchten Juden immer wieder, Jesus symbolisch zu töten?

41. Inwieweit hat eine alte Legende von 1144 für Juden weltweit noch heute spürbare Folgen?

42. Warum dominierten Juden manche Berufsfelder?

43. Liegt Juden der Umgang mit Geld im Blut?

44. Sind Juden rachsüchtig?

45. Warum ist «Judensau» ein besonderes Schimpfwort?

46. Beherrscht in Wirklichkeit eine Familie die Welt?

47. Ist Antisemitismus eine Ideologie des Neids?

48. Was ist «der ewige Jude» und was hat das mit Antisemitismus zu tun?

49. Kann man gegen Juden hetzen, ohne von Juden zu sprechen?

50. Kann Tierschutz antisemitisch sein?

51. Ist «Jude» ein Schimpfwort und sollte man das Wort besser meiden?

52. Ist der Antisemitismusvorwurf manchmal nur ein Geschacher um Worte?

53. Früher hieß es «Judenpresse», heute «Lügenpresse»?

54. Warum greifen Antisemiten besonders gerne jüdische Friedhöfe an?

55. Hat Michel Friedman doppelt zunichtegemacht, was Hans Rosenthal mühsam aufgebaut hat?

56. Gibt es einen Antisemitismus wegen Auschwitz?

57. Verdienen Juden am schlechten Gewissen der Deutschen?

58. Warum ist George Soros bei Antisemiten so beliebt?

59. Immunisieren persönliche Bekanntschaften mit Juden gegen Antisemitismus?

60. Ist der Glaube an antisemitische Verschwörungsmythen ansteckend wie Corona?

Von den Anfängen bis zur Aufklärung

61. Wurde mit der Kreuzigung Jesu der Antijudaismus geboren?

62. War dem Christentum der Antijudaismus gleichsam in die Wiege gelegt?

63. Ist der Antichrist Jude?

64. Warum begann die «Befreiung des Heiligen Landes» 1096 mit Gewalt gegen Juden in Mitteleuropa?

65. War der Judenhass gewissermaßen eine Nebenwirkung der Pest?

66. 1492 «entdeckte» Kolumbus Amerika und Spanien den Antisemitismus?

67. Haben Juden sich freiwillig in Ghettos zurückgezogen?

68. War Martin Luther der Julius Streicher der Frühen Neuzeit?

69. Wollte die Aufklärung dem Judenhass ein Ende setzen?

Von der Emanzipation zum Holocaust

70. Was verbirgt sich hinter dem Ruf «Hepp, hepp!»?

71. Steht bei einbrechenden Aktienkursen Antisemitismus hoch im Kurs?

72. Worum ging es im Berliner Antisemitismusstreit?

73. Wer war Wilhelm Marr?

74. Ist Charles Darwin einer der Väter des «modernen» Antisemitismus?

75. Hat Richard Wagner Antisemitismus in die Oper geholt?

76. Borkum – ein Ferienparadies für Antisemiten?

77. Was und wen klagte Émile Zola mit seinem Artikel «J’accuse» an?

78. Warum sollte niemand wissen, wie viele Juden im Ersten Weltkrieg in der deutschen Armee waren?

79. Wurde eine jüdische Weltverschwörung sorgfältig protokolliert?

80. Steckten «die Juden» hinter dem Kommunismus?

81. Haben sich Juden denn überhaupt nicht gewehrt?

82. Haben die Nationalsozialisten den Antijudaismus des Mittelalters kopiert?

83. War der Antisemitismus der ideologische Kern des Nationalsozialismus?

84. War der Novemberpogrom 1938 ein Rückfall ins Mittelalter?

85. Haben die Nationalsozialisten mit der Ermordung der Juden nur umgesetzt, was viele in Europa insgeheim wollten?

86. Standen Muslime und Nationalsozialisten Seite an Seite gegen die Juden?

Bundesrepublik und DDR

87. Bot die Gruppe 47 dem Antisemitismus eine literarische Bühne?

88. Haben Antisemiten 1959 unfreiwillig der Aufklärung über die

-Diktatur erst Schwung verliehen?

89. War Antisemitismus in der

tot oder nur totgeschwiegen?

90. Verschwand mit dem

-Regime der mörderische Judenhass in Deutschland?

91. Wollte Rainer Werner Fassbinder dem Antisemitismus eine Bühne bieten?

92. Was sind «Kontingentflüchtlinge»?

93. Hat Martin Walser in hohem Alter zum Antisemitismus seiner Jugendzeit zurückgefunden?

94. Hat Jürgen Möllemann den Antisemitismus der Mitte sichtbar gemacht?

Abwehr und Prävention heute

95. Gibt es in Deutschland ein Gesetz gegen Antisemitismus?

96. Was macht eigentlich ein Antisemitismusbeauftragter?

97. Mehr Besuche in Gedenkstätten gleich weniger Antisemitismus?

98. Was ist Krav Maga?

99. Warum werden jüdische Kindergärten und Schulen wie Festungen bewacht?

100. Was machen Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit?

101. Wo findet man Hilfe?

Weiterführende und benutzte Literatur (Auswahl)

Vorbemerkung

Der Begriff war neu, der Hass war es nicht. Was seit den 1870er Jahren «Antisemitismus» genannt wird, kam nicht erst mit dieser Wortneuschöpfung, die Antisemiten im Übrigen selbst ersonnen haben, in die Welt. Nahezu der gesamte Baukasten antijüdischer Stereotype und Topoi stand bereits seit Jahrhunderten parat. Hieraus bedienten sich Judenfeinde nach Belieben und passten sie je nach aktueller Zielrichtung und Situation an. Auch rassistische Komponenten gehörten lange vor der vermeintlichen Entstehung eines rassischen Antisemitismus in den 1870er Jahren dazu. Mit dem neuen Etikett «Antisemitismus» verschwand auch nicht das alte Gift des christlich begründeten Antijudaismus aus den Flaschen. Vielmehr blieb es eine wichtige Zutat in der toxischen Mixtur des modernen Judenhasses. Das ließ sich nicht zuletzt in den letzten Jahren immer wieder beobachten.

So beständig der Judenhass auch ist, so fluide ist sein Wesen. Die Journalistin Bari Weiss schreibt in ihrem Buch Wie man Antisemitismus bekämpft dazu: «Der Antisemitismus ist eine sich ständig wandelnde Weltanschauung, die sich in dem Moment verflüchtigt, in dem man glaubt, sie fest im Griff zu haben. Dadurch ist sie ihren Verfolgern immer ein paar Schritte voraus.» Diese Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit ist eine der zentralen und zugleich fatalen Eigenschaften des Antisemitismus. Er hat eine jahrhundertelange Geschichte und ist ein universelles bzw. globales Phänomen, das in allen Gesellschaftsschichten und politischen Lagern sowie in fast jedem Winkel dieser Erde anzutreffen ist – unabhängig davon, ob überhaupt und wie viele Juden dort leben.

Antisemitismus ist beides – ein uralter Hass auf eine kleine Minderheit und ein brandaktuelles verbreitetes Phänomen unserer Zeit. Beide Dimensionen, Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus, sollen hier zu ihrem Recht kommen, Ausgangspunkt und Schwerpunkt des Buches aber ist die Gegenwart, die heutige Bundesrepublik Deutschland, wenngleich der Blick selbstverständlich auch über ihre Grenzen hinausgeht.

Antisemitismus ist Teil des Alltags in Deutschland. Hier hat, allen Sonntagsreden zum Trotz, Judenfeindschaft seit Jahrhunderten einen festen Platz in der Gesellschaft. Das gilt über die Bundesrepublik hinaus für alle europäischen Länder. Angesichts der langen Geschichte des Judenhasses in Europa ist das alles andere als verwunderlich. Solche tiefsitzenden tradierten Aversionen, die in den Kirchen und in den Schulen, in den Vereinen und zu Hause und an vielen weiteren Orten gepflegt und über Generationen hinweg weitergegeben wurden, lassen sich nicht über Nacht abschütteln oder gar durch ein paar Stunden Geschichtsunterricht überwinden. Das ist ein langer Prozess, in dem wir noch mittendrin stecken und der die gesamte Gesellschaft angeht, nicht allein Jüdinnen und Juden.

Dass dieser Prozess schmerzhaft ist und keine Geschichte eines stetigen Fortschritts, ist offenkundig. Bereits einem oberflächlichen Blick in die sogenannten sozialen Medien offenbaren sich Abgründe der Niedertracht und des Hasses. Das Diskursklima scheint nachhaltig vergiftet, dominiert von effekthascherischen Provokationen, plumpem Hass oder auch reflexhaften und pauschalen Antisemitismusvorwürfen. Mitunter sind es die immer gleichen Akteurinnen und Akteure, die sich routiniert verunglimpfen und einander das immer gleiche Etikett aufkleben. In einem solchen scharfen Kampf um die Meinungsvorherrschaft gerät die Auseinandersetzung um die Sache oft in den Hintergrund, wenn sie denn überhaupt im weiteren Fortgang des Streits noch eine Rolle spielt. Zu glauben, ein Buch wie dieses könnte dies grundlegend und nachhaltig ändern, wäre weit mehr als nur naiv. Vielleicht aber können die 101 Fragen und Antworten abseits fast schon ritualisierter Grabenkämpfe wenigstens ein Ausgangspunkt für eine weitere und tiefergehende Beschäftigung mit Antisemitismus sein – mit seiner Geschichte und Gegenwart, seinen Ursachen und Folgen sowie vielen weiteren Facetten. Das jedenfalls ist meine Hoffnung.

Definitionen, Begriffe, Grundfragen

1. Was genau ist Antisemitismus eigentlich?  Wie Antisemitismus genau zu definieren ist, ist eine Kardinalfrage. Eine allgemeingültige, weithin akzeptierte Definition gibt es letztlich nicht. Viele Erklärungsversuche bleiben – womöglich notwendigerweise – im Ungefähren. Angesichts der mehrere Jahrtausende alten Geschichte und der vielfältigen Ausdrucksformen des Judenhasses überrascht es kaum, dass eine griffige, kurze und zufriedenstellende Definition Probleme bereitet. Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), eine 1998 noch unter anderem Namen gegründete zwischenstaatliche Organisation mit inzwischen 34 Mitgliedsländern, hat 2016 eine Arbeitsdefinition von Antisemitismus in der Hoffnung verabschiedet, dem Abhilfe zu schaffen. Sie lautet: «Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.» Sie wurde von zahlreichen Staaten und Organisationen ihrer Arbeit zugrunde gelegt. In Reaktion darauf haben einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der sogenannten Jerusalemer Erklärung einen anderen Definitionsversuch unternommen (siehe Frage 9).

Oberflächlich betrachtet, scheint die Angelegenheit also einfach. Demnach wäre Antisemitismus ein bestimmtes Judenbild, das sich in hasserfüllten Manifestationen offenbaren kann. Diese Art Minimalkonsens hat leider wenig Aussagekraft und bedarf einiger Erweiterungen und Präzisierungen. Antisemitismus ist, das wird bei der Begriffsbestimmung häufig betont, nicht vom konkreten Verhalten von Jüdinnen und Juden abhängig, sondern ist eine Projektion eigener Vorurteile auf Juden. Manche Autorinnen und Autoren sehen in Antisemitismus mehr als bloße Vorurteile. Es sei gerade seine Besonderheit, dass er aus diesen Vorurteilen eine ganz Weltanschauung konstruiere, in der Juden eine ganze Reihe ihnen angeborener negativer Eigenschaften in sich vereinen und als Ursache vieler Übel der Welt erscheinen. Der Kanon der vermeintlichen negativen Merkmale von Juden verfügt dabei über einen festen Kernbestand, ist aber jederzeit flexibel erweiterungsfähig. Dies gilt ebenso für die Missstände, für die Juden verantwortlich gemacht werden. Dies kann eine aktuelle Wirtschaftskrise sein, eine Pandemie, die vermeintliche Benachteiligung der eigenen Nation und vieles andere mehr. Der Antisemitismus besitze, so der Historiker Peter Longerich, «eine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit». So kann er immer wieder aktualisiert und modernisiert werden, basierend auf einem stabilen Fundament jahrhundertelang tradierter Vorurteile. Das ist einer der wesentlichen Gründe für die lange und recht ungebrochene Erfolgsgeschichte des Antisemitismus.