Die 20 häufigsten Tradingsünden... - Kel Butcher - E-Book

Die 20 häufigsten Tradingsünden... E-Book

Kel Butcher

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Beschreibung

Trader sein. Ein aufregendes Leben führen. Geld scheffeln. Mit dieser Vorstellung betreten viele das Börsenparkett – bis sie merken, dass auch kleine Fehler große Konsequenzen haben. Das mussten auch die Großen der Branche lernen. Kel Butcher kennt die häufigsten Fehler und weiß, wie man sie vermeidet. Denn wer bereit ist, aus den Fehlern anderer zu lernen, kann sich das Leben deutlich erleichtern. Kel Butcher kennt die häufigsten Fehler und weiß, wie man sie vermeidet. Denn wer bereit ist, aus den Fehlern anderer zu lernen, kann sich das Leben deutlich erleichtern.

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Kel Butcher

Die 20 häufigsten Tradingsünden …

Kel Butcher

Die 20 häufigsten Tradingsünden …

… und wie Sie sie vermeiden

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

3. Auflage 2014

© 2010 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Original edition copyright © Kel Butcher, 2009.

All rights reserved. Authorised translation from the English language edition published by Wrightbooks, an imprint of John Wiley & Sons Australia, Ltd.

Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel »20 most common trading mistakes: and how you can avoid them«.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Horst Fugger

Lektorat: Ina Elisabeth von Gerlach

Korrektorat: Sigrid Graf

Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-86881-088-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-641-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-681-6

Weitere Infos zum Thema

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner-verlagsgruppe.de

eBook by ePubMATIC.com

Inhalt

1.   Es ist nicht meine Schuld – ich wusste nicht einmal, dass es ein Fehler war!

Fehler 1: Die Definition eines Tradingfehlers (mit Dr. Van Tharp)

2.   Das Pferd geht vor dem Karren her

Fehler 2: Sie stürzen sich in den Markt, ohne die nötigen Fähigkeiten erlernt zu haben (mit David Hunt)

3.   Wem ein Plan fehlt, der plant Fehler

Fehler 3: Das Fehlen eines klar definierten und dokumentierten Tradingplans (mit Justine Pollard)

4.   Nimm diesen Affen von meinem Rücken

Fehler 4: Fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (mit Louise Bedford)

5.   Nett, mich zu kennen

Fehler 5: Stärken beim Trading werden nicht aneinander ausgerichtet (mit Brett Steenbarger)

6.   Was leicht kommt, geht auch leicht

Fehler 6: Der Einstiegsvorgang wird übermäßig verkompliziert (mit Russell Sands)

7.   Komplexe Komplexität

Fehler 7: Das Trading wird zu sehr verkompliziert (mit Davin Clarke)

8.   Zu viele Kontrakte, zu wenige Aktien

Fehler 8: Kein Money Management (mit Ryan Jones)

9.   1.000 Prozent Rendite in drei Tagen – natürlich, das passiert ständig

Fehler 9: Kauf überteuerter, aber untauglicher Tradingsysteme (mit Wayne McDonell)

10. Bei Kopf gewinne ich, bei Zahl verlierst du!

Fehler 10: Fehlendes Zahlenverständnis (mit Gary Stone)

11. Hoch wetten, hoch verlieren

Fehler 11: Der Missbrauch von Hebelwirkung und Margin (mit Christopher Tate)

12. Wie spät ist es, Mr. Wolf?

Fehler 12: Die Verwechslung von Zeitrahmen und Tradingstrategien (mit Jake Bernstein)

13. Wo zum ^!*# ist der Ausstieg?

Fehler 13: Das Fehlen einer klar definierten Ausstiegsstrategie (mit Larry Williams)

14. Aber der Kerl im Fernsehen sagte doch, der Kurs würde morgen steigen!

Fehler 14: Auf Ratschläge der Medien und anderer hören (mit Glen Larson)

15. Halber Preis – und immer noch zu teuer

Fehler 15: Das »Verbilligen« von Positionen (mit Tom Scollon)

16. Ich habe Recht! Der Markt hat Unrecht!

Fehler 16: Fehlende Disziplin (mit Dr. Harry Stanton)

17. Die Emotionen eines Roboters

Fehler 17: Emotionales und subjektives Trading (Kel Butcher)

18. Überarbeitet und unterbezahlt

Fehler 18: Übermäßiges Trading (verschiedene Autoren)

19. Fette Finger, 10.000 zu viel und Trades, die schiefgehen

Fehler 19: Operative Irrtümer (mit John Robertson)

20. Ich bin sicher, dass ich das irgendwo abgeheftet habe …

Fehler 20: Keine schriftlichen Aufzeichnungen (mit Jason Cunningham)

Glossar

Fehler gibt es nicht. Unsere Erlebnisse, so unangenehm sie auch sein mögen, sind notwendig, damit wir lernen, was wir lernen müssen. Welche Maßnahmen wir auch ergreifen, sie sind notwendig, um dorthin zu kommen, wohin wir gelangen wollen.

Richard Bach

Fehler sind die einzige universelle Form der Originalität.

Mason Cooley

1. Es ist nicht meine Schuld – ich wusste nicht einmal, dass es ein Fehler war!

Fehler 1: Die Definition eines Tradingfehlers (mit Dr. Van Tharp)

Der größte Fehler, den Sie im Leben machen können, ist, ständig zu befürchten, dass Sie einen Fehler machen werden.

Elbert Hubbard, The Note Book, 1927

Ich glaube, dass die meisten von Ihnen wohl gerne wissen würden, was einen Tradingfehler ausmacht. Da es in diesem Buch um Tradingfehler und ihre Vermeidung geht, erscheint es nur logisch, dass das erste Kapitel definieren muss, was Fehler sind, und einige der vielen Fehler herausstellen muss, die auf den folgenden Seiten erörtert werden.

Tradingfehler haben ihren Ursprung unvermeidlicherweise in zwei Hauptquellen: der Meinung, Trading sei einfach, und dem Fehlen eines gut definierten Plans für Engagements an der Börse. Alle Fehler, die Trader begehen, sind auf diese beiden Dinge zurückzuführen. Ein großer Teil dieses Kapitels besteht aus einem Interview mit dem führenden Börsenlehrer und weltberühmten Tradingcoach Dr. Van Tharp. Seine Antworten erscheinen im ganzen Kapitel in Blocksatz. Er definiert einen Tradingfehler wie folgt:

Einen Fehler kann man auf zweierlei Weise definieren:

Erstens halte ich die Ansicht, Trading sei einfach und man müsse nicht viel arbeiten, um dabei Erfolg zu haben, für einen Fehler. Wenn Sie als Trader nicht die (auf den nächsten Seiten beschriebenen) fünf Schritte absolvieren, ist alles, was Sie tun, wahrscheinlich ein Fehler. Die zweite Definition hat mit der Definition des ersten Schritts zu tun.

Es ist ein Fehler, kein vollständiges System von Regeln und Richtlinien zu haben. Das sollten Sie sich in Ihren Arbeits- und Geschäftsplan schreiben. Ein Fehler kommt aber auch dann zustande, wenn Sie eine dieser Regeln brechen.

Großartige Ratschläge

Die romantische Anmutung und Anziehungskraft des Tradings lockt viele zur Verheißung von Gewinnen durch das Kaufen und Verkaufen von Aktien, Fremdwährungen oder Rohstoffen. Es handelt sich um eine der letzten freien Marktaktivitäten, die jedermann zugänglich ist, der einen Computer und ein Telefon besitzt. Der Gedanke an den aktiven Kauf und Verkauf von Gold-Futures, Währungen und anderer Instrumente schmeichelt dem Unternehmergeist in jedem von uns. Es ist auch toll für die Konversation auf Cocktailpartys, wenn man gefragt wird, was man arbeitet und darauf lässig antworten kann: »Oh, nicht viel. Ich bin Trader.« Vor den Augen der Gesprächspartner erscheint sofort eine Welt mit schnellen Autos, glamourösen Menschen und Segeln in Monaco. Sie haben keine Ahnung, dass sich die Realität des Tradings brutal von dem schillernden und oberflächlichen Image unterscheidet, wie es von den weniger angesehenen Promotern in dieser Branche marktschreierisch porträtiert wird. Es erfordert ständige harte Arbeit, ein dauerhaft erfolgreicher Trader zu werden.

Trading ist ein Beruf wie jeder andere. Die meisten Menschen absolvieren eine jahrelange Ausbildung und Training, um ihren Beruf zu erlernen – aber nicht beim Trading. Der Einstieg ist leicht – man eröffnet einfach ein Tradingkonto. Aber sofort mit dem Traden in Echtzeit zu beginnen, wäre in etwa so, als gingen Sie in eine Klinik und sagten zum Personal: »Ich möchte heute eine Gehirnoperation durchführen.« Wenn man Ihnen das erlauben würde (was beim Trading ja der Fall ist), dann wäre das Ergebnis für den Patienten wahrscheinlich ebenso fatal, wie es in der Regel fatal für Ihr Konto ist, wenn Sie einer der typischen, schlecht vorbereiteten Trader sind. Der erste bedeutende Fehler, den die Leute machen, ist, dass ihnen eine angemessene Ausbildung fehlt.

Es gibt fünf Schritte, die man absolvieren sollte, um die Ausbildung zu erhalten, die man benötigt, ehe man in den Markt einsteigt.

Eine intensive Selbsterforschung und das Durcharbeiten psychologischer Themen. Das ist ein fortlaufender Prozess, der niemals wirklich endet, aber ich würde sagen, dass die meisten Leute diesen Schritt absolviert haben, wenn sie fünf bedeutende psychologische Probleme ihres Lebens gelöst haben. Zum Beispiel könnte jemand sagen: »Meine Selbstachtung ist gering, und ich bin sehr zornig, weil man mich immer kritisiert und erniedrigt hat. Ich habe an diesem Zorn aber mit diversen Entspannungstechniken gearbeitet und nun verspüre ich ihn nur noch selten.« Wenn Menschen fünf derartige Probleme gelöst haben, können sie meiner Meinung nach wohl auch mit den meisten anderen Dingen umgehen, die ihnen begegnen und sind bereit, zum zweiten Schritt überzugehen.

Es ist ein bedeutender Fehler, seine Verhaltensmuster nicht zu kennen und nicht zu wissen, auf welche Weise man sich selbst sabotiert.

Entwickeln Sie einen funktionierenden Geschäftsplan, der Sie durch den Prozess des Tradings führt. Er sollte ein Statement darüber enthalten, wer Sie sind (das Ergebnis von Schritt 1), des weiteren Ihre Ziele, Ihre Einschätzung des »großen Bildes«, mindestens drei Tradingsysteme, die zu diesem großen Bild passen, einen kompletten Satz von Geschäftssystemen (zum Beispiel wie Sie recherchieren, wie Sie Daten managen und so weiter), einen Plan für den schlimmsten denkbaren Fall, Strategien zur Positionsgrößenbestimmung, um Ihre Ziele zu erreichen (diese wären ein Subsystem innerhalb Ihres Systems) sowie einen Plan für psychologisches Management.

Auf Unerwartetes schlecht vorbereitet zu sein ist ebenfalls ein bedeutender Fehler.

Sie brauchen mehrere nicht miteinander korrelierte Systeme, die zum großen Bild passen. Einer der größten Fehler besteht darin, ein Tradingsystem zu entwickeln und dann zu versuchen, es allen Markttypen anzupassen. Das geht nicht. Aber Sie können ein wirklich gutes System entwickeln, vielleicht sogar eine Art Heiliger-Gral-System, das zu jedem einzelnen Markt passt. Es gibt zum Beispiel einen riesigen Unterschied zwischen einem ruhigen Bullenmarkt und einem sehr volatilen Bärenmarkt oder sogar einem sehr volatilen Seitwärtsmarkt. Alle drei Märkte benötigen wahrscheinlich verschiedene Systeme. Sie müssen verstehen, wie man einen bestimmten Markttyp betrachtet (auf eine Art, die zu Ihrem Tradingstil passt) und sollten nur solche Märkte traden, in denen Ihr System gut funktioniert.

Trading ohne System (weiter unten definiert) ist ein Fehler. Nicht zu wissen, wie Ihr System in jedem einzelnen Markttyp funktioniert, ist ein schwerer Fehler.

Setzen Sie sich Ziele, die zu Ihrer Persönlichkeit passen, und dann brauchen Sie eine Strategie zur Positionsgrößenbestimmung

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, die zu Ihren Zielen passt. Die Positionsgrößenbestimmung ist derjenige Teil Ihrer Strategie, der Ihnen sagt, wie viel Sie im gesamten Verlauf des Trades riskieren sollten.

Keine Ziele zu haben ist ein Fehler. Keinen Algorithmus zur Positionsgrößenbestimmung zu haben der zu Ihren Zielen passt, ist ebenfalls ein Fehler.

Sie müssen Ihr Trading überwachen, um die Auswirkungen von Fehlern zu minimieren. Das zeigt, dass ein Fehler – wenn Sie alle fünf Schritte absolviert haben – nur dann entsteht, wenn Sie Ihre Regeln nicht befolgen.

Keinen Plan zur Überwachung und Korrektur Ihrer Fehler zu haben ist ebenfalls ein Fehler.

Wie viel hat das gekostet?

Fehler kosten uns Geld – entweder, weil wir nicht an einem vordefinierten Stop aus einem Verlusttrade aussteigen, weil wir wegen willkürlicher oder emotionaler Einflüsse auf unser Denken Trades unterlassen, die den Regeln unseres Systems entsprechen, oder weil wir Dinge tun, die man von Anfang an nicht als vernünftige, sinnvolle Tradingentscheidungen bezeichnen kann. Jeder Trader muss den Punkt definieren, an dem er seine Niederlage akzeptieren und aus Verlusttrades aussteigen sollte. Und er muss festlegen, wie er seine Gesamtperformance überwachen will, basierend auf dem Ausmaß dieser Verluste.

Eine der Kardinalregeln guten Tradings lautet, dass man immer einen Ausstiegspunkt haben muss, bevor man in einen Trade einsteigt. Keinen Ausstiegspunkt zu haben ist ein weiterer Fehler. Dies ist Ihr Worst-Case-Risiko für den Trade. Es handelt sich um den Punkt, an dem Sie sagen würden: »Mit diesem Trade stimmt etwas nicht, und ich muss aussteigen, um mein Kapital zu schützen.« Ihr ursprünglicher Stop definiert Ihr ursprüngliches Risiko, das ich als 1R bezeichne (wobei R für Risiko steht). Wenn Sie Ihr ursprüngliches Risiko kennen, können Sie alle Ihre Ergebnisse im Maßstab dieses Risikos ausdrücken.

Nehmen wir an, dass Ihr ursprüngliches Risiko 10 Dollar je Aktie beträgt und der Kurs der Aktie bei 40 Dollar liegt. Wenn Sie einen Gewinn von 50 Dollar je Aktie erzielen, dann haben Sie einen Gewinn von 5R. Wenn Sie einen Verlust von 15 Dollar erleiden, dann entspricht dies 1,5R. Höhere Verluste als 1R treten dann auf, wenn es zu einer plötzlichen und starken Bewegung gegen Ihre Position kommt.

Sehen wir uns noch einige Beispiele an. Wenn die Aktie auf 140 Dollar steigt, wie hoch ist dann Ihr in R-Einheiten erzielter Gewinn? Der Gewinn beträgt 100 Dollar und das ursprüngliche Risiko lag bei 10 Dollar, also haben Sie einen Gewinn von 10R erzielt. Das ist recht interessant, weil Portfoliomanager gern über 10-bagger sprechen. Ein 10-bagger bedeutet, dass eine zu 10 Dollar gekaufte Aktie auf 100 Dollar steigt. Mit anderen Worten: Der Kurswert verzehnfacht sich. Ich denke allerdings, dass ein Gewinn von 10R viel leichter vorstellbar und auch viel leichter erreichbar ist. Wenn unser 1R 10 Dollar je Aktie betrug, dann musste die Aktie auf 100 Dollar steigen, um einen Gewinn von 10R zu erreichen. Um die 10-bagger-Definition des Portfoliomanagers zu erfüllen, müsste die Aktie das Zehnfache des Kaufpreises erreichen, also von 40 Dollar auf 400 Dollar steigen. Aber dieser Kurszuwachs von 360 Dollar würde, in R-Einheiten ausgedrückt, 36R entsprechen, wenn das ursprüngliche Risiko bei 10 Dollar lag.

Eine weitere Kardinalregel lautet daher, dass man die Gewinne als Vielfaches des ursprünglichen Risikos definieren sollte. Wenn Sie einen Trade beginnen, bei dem Sie nicht glauben, mindestens 2R erzielen zu können (3R ist besser), dann begehen Sie wahrscheinlich einen weiteren Fehler. Ihre Gewinne und Verluste sollten immer als Vielfaches Ihres ursprünglichen Risikos ausgedrückt werden. Ich spreche in diesem Zusammenhang von R-Vielfachen.

Meiner Meinung nach wird ein Tradingsystem durch die Verteilung der R-Vielfachen definiert, die es generiert. Aus dieser Verteilung können Sie einen durchschnittlichen oder Mittelwert ableiten, der der Gewinnerwartung des Systems entspricht. Wenn Ihr System im Durchschnitt vieler Trades eine Gewinnerwartung von 0,8R hat, dann verdienen Sie damit 80 Prozent Ihres ursprünglichen Risikos. Ein System ohne positive Gewinnerwartung zu haben oder diese Gewinnerwartung gar nicht zu kennen, ist ebenfalls ein bedeutender Fehler.

Nun, da Sie das R und die R-Vielfachen kennen, können Sie auch über Fehler in R-Einheiten nachdenken. Auf diesem Gebiet haben wir einige Nachforschungen betrieben.

Analysieren Sie, um zu verstehen

Ich habe die von mir beratenen Trader gebeten, ihre Fehler hinsichtlich des R aufzuzeichnen. Wenn Sie zum Beispiel aufgrund einer Emotion in den Markt einsteigen und 2R verdienen, dann wird dies hinsichtlich dieses Fehlers als +2R gewertet. Wenn Sie dies noch einmal tun und 4R verlieren, stehen Sie nun hinsichtlich dieses Fehlers bei –2R. Falls Sie das etwa ein Jahr lang machen, werden Sie einen Eindruck davon gewinnen, wie effizient Sie als Trader sind und was Ihre Effizienz Sie kostet.

Einer meiner Klienten war ein Futures-Trader mit einem Konto von 200 Millionen Dollar. Wir schätzten, dass er in neun Monaten elf Fehler gemacht hatte, die ihn 46,5R kosteten. Er beging also 1,2 Fehler pro Monat, die ihn 4,23R pro Fehler kosteten. Insgesamt war sein Gewinn wegen der Fehler um wahrscheinlich 50 Prozent niedriger als er hätte sein können. Wenn er 20 Prozent Gewinn erzielt hat, hätte er 70 Prozent Gewinn erreichen können. Beginnen Sie nun die Auswirkungen solcher Fehler zu verstehen?

Ein anderer Klient war ein langfristiger Positions-Tader, der hauptsächlich Exchange Traded Funds (ETFs) mit breiten Stops tradete. In einem Tradingjahr machte er 27 Fehler, die ihn 8,2R kosteten. Im Lauf dieses Jahres waren ihm also 2,25 Fehler pro Monat unterlaufen. Weil er aber langfristig tradete, mit breiten Stops und ohne Hebelwirkung, waren seine Fehler nicht so kostspielig. Jeder Fehler kostete ihn 0,3R. Im Gesamtjahr gewann er 31R (was etwa 30 Prozent entsprach). Hätte er keinerlei Fehler begangen, dann hätte er 39,2R gewonnen. Seine Fehler kosteten ihn 20 Prozent seiner möglichen Gewinne. Wie viel kosten Sie Ihre Fehler?

Oh, Entschuldigung, mein Fehler

Fehler gehören normalerweise zu einer von zwei Kategorien: Die eine bezieht sich auf die allgemeine Interaktion mit dem Markt, die andere auf alltägliche operationale Fehler. Eine dritte Kategorie, die Fehler bei der Ausführung, wird in Kapitel 19 erörtert.

Die erste Fehler-Hauptkategorie sind die »grundlegenden« Fehler – zum Beispiel das Fehlen eines Tradingsystems oder eines funktionierenden Geschäftsplans. Die meisten Fehler, die ich bisher erwähnt habe, sind grundlegende Fehler.

Die zweite Kategorie umfasst die Arten von Fehlern, bei denen ganz bestimmte Regeln gebrochen werden. Hier sind einige der häufigsten, die ich dokumentiert habe:

Der Einstieg aufgrund eines Tipps, eines Gefühls oder aus einem Anlass, der zu keinem Ihrer gut durchdachten Systeme passt.

Nicht aussteigen, obwohl man ausgestoppt werden sollte.

Zu viel Geld riskieren.

Aus einer emotionalen Reaktion heraus handeln. Dazu zählt auch der verfrühte Ausstieg.

Die täglichen Routineabläufe nicht befolgen.

Jemand anderem oder etwas anderem die Schuld für etwas geben, was Ihnen passiert ist, anstatt Ihre persönliche Verantwortung dafür zu akzeptieren.

Mehrere Systeme auf demselben Konto traden.

Auf demselben Konto so viele Trades durchzuführen, dass man sie nicht mehr verfolgen kann.

Ein System traden, wenn sich das Marktumfeld verändert hat und Sie wissen, dass das System nicht mehr richtig funktionieren wird.

Die Konzentration auf den Einstieg mit einem System statt auf das potenzielle Gewinn-Risiko-Verhältnis des Trades.

Einen Gewinn zu schnell mitnehmen oder einen Verlust nicht realisieren, nur um »Recht zu behalten« oder etwas zu beweisen.

Ohne festgelegten Ausstieg in einen Trade einsteigen.

Die R-Vielfachen und die allgemeine Performance des Tradingsystems nicht dokumentieren.

Natürlich gibt es noch viele weitere Fehler. Die am weitesten Verbreiteten werden in diesem Buch detailliert erörtert.

Vorbeugen ist besser als heilen

Die gute Nachricht lautet, dass man Fehler vermeiden kann. Durch viel Übung und Ausbildung, zu der auch die Lektüre dieses Buchs gehört, kann man die Fehler vermeiden lernen, die die überwiegende Mehrheit der Leute macht. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, aus den Erfahrungen der Autoren zu lernen, die zu diesem Buch beigetragen haben, sind Sie auf dem Weg zur Vermeidung vieler dieser Fehler schon sehr weit vorangekommen. Keine Fehler zu machen können Sie auch üben; durch tägliche positive Stärkung des Glaubens daran, dass Sie keine Fehler machen.

Ich empfehle, dass Sie jeden Morgen eine Übung durchführen, die man »mentale Probe« nennt. Fragen Sie sich: »Was könnte heute schief gehen und mich dazu veranlassen, einen Fehler zu machen?« Nehmen wir an, dass Sie nichts zu tun haben, weil Sie entweder in Ihren Positionen engagiert bleiben oder ausgestoppt werden. Dann könnten Sie zu der Schlussfolgerung kommen, dass der einzige mögliche Fehler wäre, sich nicht an Ihren Stop zu halten. Vielleicht hören Sie aber gerade einem Guru zu, der im Fernsehen über eine Aktie spricht, die Sie besitzen, und Sie beschließen, sofort zu verkaufen, statt Ihren Stop zu beachten.

Wenn Ihnen so ein Einfall kommt, dann proben Sie, wie Sie jetzt einen Fehler vermeiden können. Sie könnten den Fernsehapparat ausschalten. Sie könnten den Ton abstellen, wenn Sie Charts und Kurse beobachten müssen. Oder Sie könnten einfach jeden Kommentar, den Sie über Aktien hören, die Sie gerade besitzen, neutralisieren.

Der Markt konfrontiert uns immer wieder mit Ereignissen, die man sich wahrscheinlich niemals vorstellen konnte. Vor Kurzem hatten wir eine Marktvolatilität, die um zehn Standardabweichungen über der Norm lag. Wäre die Marktvolatilität normal verteilt, dann läge die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses fast bei null, aber es geschieht trotzdem. Wenn Sie sich nicht darauf vorbereitet haben, in einem solchen Umfeld zu traden, könnte es zur Katastrophe kommen.

Wer hätte sich vorstellen können, dass der amerikanische Aktienmarkt für einige Tage geschlossen bleibt, weil das World Trade Center zerstört worden ist? Hätten Sie das vorhersagen können?

Ich empfehle, dass Sie täglich die »mentale Probe« durchführen. Fragen Sie sich: »Was könnte heute schief gehen und mich dazu veranlassen, einen Fehler zu machen?« Werden Sie kreativ und denken Sie an alles Mögliche. Bei allem, was Ihnen einfällt, denken Sie darüber nach, was Sie tun werden, damit es sich nicht negativ auf Ihr Trading auswirkt.

Eines Tages werden Sie vielleicht mit dem einen großen Verlusttrade konfrontiert, der für Sie bestimmt ist. Wäre es nicht gut, darauf vorbereitet zu sein? Wenn Sie bei jedem zehnten Trade einen Fehler machen, sind Sie als Trader zu 90 Prozent effizient. Die Steigerung Ihrer Effizienz von 90 Prozent (also ein Fehler je zehn Trades) auf 98 Prozent (ein Fehler je 50 Trades) könnte Ihre Gewinne mindestens verdoppeln.

Beim ersten Mal ist es ein Fehler, beim zweiten Mal ist es meine Schuld, beim dritten Mal bin ich ein Idiot

Einen Fehler mehr als einmal zu machen ist nicht nur finanziell kostspielig und emotional sehr belastend – es ist auch ganz einfach dumm. Aber das muss nicht auf Sie zutreffen, wenn Sie sich dazu entschließen, den Fehler nicht mehr zu machen und einen Prozess zu durchlaufen, in dem Sie Fehler überprüfen, um sicherzustellen, dass sie nicht noch einmal auftreten.

Einen Fehler immer und immer wieder zu machen ist eine Form der Selbstsabotage. Eine Form der Selbstsabotage, die jeder verstehen sollte. Ich empfehle Ihnen, dass Sie sich am Ende jedes Tradingtages ein wenig Zeit dafür nehmen, auf Ihr Trading zurückzublicken und sich zu fragen: »Habe ich Fehler gemacht?« Falls nicht, können Sie sich auf die Schulter klopfen, selbst wenn Sie Geld verloren haben. Sie haben es wirklich gut gemacht.

Sollten Sie aber einen Fehler begangen haben, dann untersuchen Sie die Situation, die zu dem Fehler geführt hat. Was ist passiert, auf das Sie in Zukunft achten müssen? Wahrscheinlich handelte es sich um einen Fehler, an den Sie bei Ihrer täglichen Probe nicht gedacht haben. Sie müssen die Situation mental durchspielen, um sicherzustellen, dass Sie den Fehler nicht wiederholen. Ihre Lösung mehrmals bewusst zu proben, verankert sie in Ihrem Unterbewusstsein und hilft Ihnen, in der Hitze des Gefechts während des Trades automatisch zu reagieren.

Der tägliche Rückblick und die mentale Probe sind übrigens die beiden wichtigsten Aufgaben, die jeder Trader jeden Tag absolvieren sollte. Sie werden sehen, wie wertvoll sie sind. Sie nicht jeden Tag zu erfüllen ist ein weiterer Fehler – einer aus der grundlegenden Kategorie.

Schieben Sie die Schuld nicht auf andere

Wie im ganzen Leben geht es auch beim Trading darum, für jede Ihrer Entscheidungen und Taten die Verantwortung zu übernehmen. Der berühmte Trader und angesehene Börsenausbilder Larry Williams drückt es so aus: »Trading ist das personifizierte Leben.« Sie übernehmen die Verantwortung für alle Ihre Handlungen und genießen, was Sie tun, weil Sie wissen, dass jede Entscheidung auf diesem Weg Ihre eigene ist, dass Sie die Verantwortung haben für alles, was Sie tun und alles, was geschieht. Für alle Ihre Handlungen sind Sie sich und anderen zu 100 Prozent Rechenschaft schuldig. Oder Sie können jemand anderen für die negativen Erfahrungen in Ihrem Leben verantwortlich machen.

Der wichtigste Charakterzug, den jeder Trader braucht, ist persönliche Verantwortlichkeit. Das bedeutet, anzuerkennen, dass Sie am Ende Ihre Ergebnisse selbst verursacht haben. Ich lehre zum Beispiel die Bedeutung der Positionsgrößenbestimmung anhand eines Murmelspiels. Mit einem Säckchen voller Murmeln simuliere ich ein Tradingsystem. Normalerweise verwende ich ein System mit einer Fehlerquote von etwa 80 Prozent. Es gibt also lange Verluststrecken, aber auch Gewinne mit hohen R-Vielfachen. Nach jedem Trade werden die Murmeln wieder in den Sack gesteckt, so dass die Gewinnwahrscheinlichkeit immer gleich ist. Mein Spiel hat typischerweise eine Gewinnerwartung von 0,8R und es kann bei einem aus 40 Trades bestehenden Spiel durchaus zu zehn Verlusttrades in Folge kommen. Man muss die 10 aufeinander folgenden Verluste überleben, um von der langfristigen Gewinnerwartung profitieren zu können, die am Ende des Spiels in der Regel etwa 32R beträgt.

Ich lasse immer dieselbe Person eine Murmel herausnehmen und wieder hineinstecken, bis sie eine Gewinn-Murmel gezogen hat. Daher wird jede längere Verlustserie mit einer bestimmten Person assoziiert. Am Ende des Spiels kann ich die Teilnehmer, die bankrott gegangen sind, fragen: »Wie viele von Ihnen denken, dass Sie wegen dieser Person Geld verloren haben oder bankrott gegangen sind?«, und ich deute dabei auf die Person, die mit der langen Verlustserie assoziiert wurde. Viele Hände recken sich nach oben. Das ist es, was ich Schuldzuweisung nenne.

Viele Trader gehen pleite, weil sie eine schlechte Positionsgrößenbestimmung anwenden. Wenn Sie das erkennen, übernehmen Sie persönlich die Verantwortung für das Versagen. Wenn Sie aber die Person beschuldigen, die die Murmeln gezogen hat, oder das Tradingsystem selbst, dann übernehmen Sie selbst keine Verantwortung, und Sie werden den gleichen Fehler wahrscheinlich immer wieder machen.

Man muss also soweit selbstkritisch sein, zu erkennen, wie man die Fehler begangen hat, denn nur so kann man besser werden.

Das Beschuldigen anderer löst kein Problem: »Es ist seine Schuld«, »Das ist ein fürchterliches Tradingsystem«. Sich zu rechtfertigen löst ebenfalls keine Probleme: »Das ist ein blödes Spiel«, »Das zählt ja nicht«, »Mit Trading hat das nicht viel zu tun«, »Das ist reine Glückssache und ich hatte eben Pech« Und selbst wenn Sie sich selbst die Schuld geben, löst das kein Problem: »Ich bin ein blöder Idiot, der immer schlechte Ergebnisse erzielt.«

Sie müssen stets danach suchen, auf welche Weise Sie Ihre Ergebnisse produziert haben. Wenn Sie das tun, können Sie Fehler beheben.

Als Trader müssen Sie Verantwortung für die erzielten Ergebnisse übernehmen und akzeptieren, dass jedes Resultat – Sieg, Niederlage oder Unentschieden – das Ergebnis Ihrer Handlungen und Entscheidungen ist. Wenn Sie das nicht akzeptieren können oder wollen, dann schließen Sie jetzt dieses Buch und widmen Sie sich wieder Ihrem alten Beruf – so wichtig ist das.

Denken Sie daran, dass es nicht reicht, durchschnittlich zu sein. Und gut zu sein erfordert eine Menge Arbeit. Sie stecken viel Mühe in das Erlernen eines Berufs. Warum meinen Sie, Trading sei weniger anspruchsvoll? Befolgen Sie lieber die fünf Schritte, die ich Ihnen weiter oben empfohlen habe.

Der Tradingcoach und Autor Dr. Van K. Tharp genießt hohes Ansehen für seine Bestseller Trade Your Way to Financial Freedom und The Definitive Guide to Position Sizing sowie sein herausragendes Heimstudienprogramm Peak Performance – ein hoch angesehener Klassiker, der sich für alle Niveaus von Tradern und Anlegern eignet. Sie können mehr über Van Tharp erfahren, seinen kostenlosen e-Newsletter abonnieren und sich sein Tradingsimulationsspiel von der Website www.vantharp.com herunterladen.

2. Das Pferd geht vor dem Karren her

Fehler 2: Sie stürzen sich in den Markt, ohne die nötigen Fähigkeiten erlernt zu haben (mit David Hunt)

Die Menschen, die die fast einzigartige Fähigkeit haben, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, zeichnen sich gleichzeitig auch durch eine offensichtliche und bemerkenswerte Abneigung dagegen aus, dies zu tun.

Douglas Adams

»Wie viel Geld werde ich verdienen?«, »Werde ich nächste Woche ein erfolgreicher und profitabler Trader sein?«, »Wie lange dauert das alles?« Als Trader, Coach und Mentor habe ich irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft mir diese und ähnliche Fragen schon gestellt worden sind. Alle drehen sich um das zentrale Thema, wie man mit minimalem Aufwand an Lernen und Vorbereitung erfolgreich traden kann, und um die irrige Auffassung, dass Erfolg und Gewinne fließen werden, ohne dass man sich anstrengen muss. Diese Fragen werden von allen möglichen Leuten gestellt, die Trader werden wollen; von erfolgreichen Unternehmern, Ingenieuren und Ärzten bis zu denen, die 40 Jahre lang Beamte waren und nun irgendwie meinen, sie könnten über Nacht erfolgreiche Trader werden.

Die Branche selbst trägt einen großen Teil der Schuld an der Entstehung der Illusion, dass Erfolg als Trader zu unseren demokratischen Rechten gehört, da wir ja schließlich in einer kapitalistischen Welt leben. Viele Tradingausbilder, Kommentatoren und angebliche »Gurus« machen ein Geschäft daraus, alle und jeden zu ermuntern, an der wundervollen Welt des Tradings teilzunehmen, in der Gewinne gemacht werden, während man schläft oder mit seinen Kumpels zum Angeln geht. Sie zeichnen auch ein Bild vom Trading als einer Beschäftigung, die kaum Arbeit oder Mühe erfordert; nur einen Computer und zehn Minuten pro Tag, um Reichtümer jenseits jedes Vorstellungsvermögens zu scheffeln. Das ist ein Schwindel! In diesem Buch werden Sie lesen, dass Erfolg bei jeder Art von Trading Konzentration, Hingabe und harte Arbeit erfordert. Es ist kein leichtes Geschäft, sondern eines, für das Disziplin und die ständige Anwendung eines gut recherchierten Tradingplans unerlässlich sind, kombiniert mit vollständigem Verständnis und Akzeptanz der Möglichkeiten, die mit jeder Strategie verbunden sind.

Die Rolle angesehener Börsenlehrer ist wichtig für die erfolgreiche Entwicklung eines profitablen Tradinggeschäfts. Der Trick dabei ist, sich die »richtigen« Lehrer auszusuchen. Finden Sie Trader mit jahrelanger Erfahrung, nicht diejenigen mit dem neuesten magischen Indikator, mit Versprechungen einfacher Gewinne und eines frühen Ruhestands, den man mit wenig oder gar keiner Arbeit erreichen kann. Erfahrene Trader haben eine realistische Quote profitabler Renditen über einen langen Zeitraum.

Der Börsenlehrer und Seminarveranstalter David Hunt hat seit vielen Jahren mit zahlreichen angehenden Börsenlehrern zusammengearbeitet. Er hat dafür gesorgt, dass einige der profiliertesten Trader und Lehrer in Australien andere ausgebildet haben. David beschreibt hier seine Ansichten über die Rolle dieser Profis in der Ausbildung derjenigen, die erfolgreiche Trader werden wollen.

Die meisten Trader wissen am Anfang überhaupt nichts. Sie haben keine Erfahrung beim Trading. Das Einzige, was sie haben, ist Kapital und den Traum, Geld zu verdienen, angestachelt von einer Anzeige, die sie irgendwo gelesen haben. Diese Anzeige hat ihnen schnelles Geld und einen einfachen Einstieg in die Welt des Tradings versprochen. Sie waren vielleicht gute Geschäftsleute oder erfolgreich im Beruf, aber die für erfolgreiches Trading erforderlichen Fähigkeiten sind etwas ganz anderes. Gutes Trading erfordert, in eine Verlustposition kein weiteres Geld zu stecken. Dagegen ist im Geschäftsleben eine Rekapitalisierung manchmal erforderlich, um das Überleben und den Erfolg zu sichern.

Die Funktion der Börsenlehrer besteht darin, Tradern ein Verständnis dafür zu vermitteln, was beim Trading für sie möglich ist, damit sie sehen, welche Strategien, Methoden und Regeln es für das Trading gibt. Eine Möglichkeit ist, ohne finanzielles Risiko zu üben, ehe man echtes Geld riskiert. Ein Pilot in der Ausbildung muss bestimmte Trainingsprozeduren durchlaufen. Einem Arzt in der Ausbildung wird das Wissen und die Unterstützung älterer Ärzte vermittelt. Und doch meinen Trader in der Ausbildung, sie könnten sich in den Markt stürzen, nachdem sie ein Buch gelesen oder ein windiges Seminar besucht haben, und in ungefähr fünf Tagen eine Million Dollar verdienen.

Gute Börsenlehrer teilen ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Regeln, von denen sie im Lauf der Zeit bewiesen haben, dass sie funktionieren. Mit anderen Worten: Sie vermitteln eine strukturierte Möglichkeit, mit der großen Unbekannten umzugehen, wohin sich der Markt bewegen wird und wie man damit Geld verdienen kann.

Tradinganfänger können das Glück haben, ohne es zu wissen auf einen Bullenmarkt wie den zwischen 2003 und 2007 zu stoßen und viel Geld zu verdienen. Wenn aber ein Bärenmarkt einsetzt, verlieren sie mehr, als sie zuvor gewonnen haben. Irgendwann müssen sie die Rechnung bezahlen. Nachdem sie hohe Geldsummen verloren haben, suchen sie oft nach Ausbildung und Hilfe. Meistens haben sie während eines Bullenmarkts riesige Geldsummen verdient und dann alles wieder verloren, plus einen Teil ihres ursprünglichen Kapitals, als sich die Bedingungen änderten, weil sie nie gelernt haben, Risiken zu begrenzen. Sie haben von einem steigenden Markt profitiert, sich aber nie darum bemüht, die nötigen Fähigkeiten zu entwickeln, um in einer breiten Vielfalt von Marktbedingungen traden zu können.

Gute Börsenlehrer bringen Ihnen bei, wie man Risiken begrenzt und Trades mit positiver Gewinnerwartung durchführt. Sie vermitteln Tradern einen strukturierten Weg und einen realistischen Prozess des Tradings, deren Entwicklung ansonsten einen Aufwand von vielen Jahren und Hunderttausenden Dollar erfordern könnte. Sie freuen sich, ihre Methoden und Prozesse mit anderen teilen zu können, weil sie wissen, wie sie funktionieren und weil sie nichts zu verbergen haben.

Aufbau von Anfang an

Es ist wichtig, alle Aspekte der Märkte zu erlernen und zu verstehen, ehe man mit dem Trading beginnt. Es ist allgemein bekannt, dass jedes Geschäft nur so gut ist wie das Fundament, auf dem es gebaut wurde, und beim Trading ist es nicht anders. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, die Funktionsweise der Märkte, die Marktbedingungen, die Interaktionen, die Tradingstile und -techniken, die Börsen- und die persönliche Psychologie zu lernen und zu verstehen, ehe Sie sich an den Märkten engagieren, haben Sie ein sehr solides Fundament für Ihr Tradinggeschäft. Nur zu oft stürzen sich potenzielle Trader in den Markt, ehe Sie sich richtig darauf vorbereitet haben, und die Ergebnisse sind katastrophal.

Die Börse ist wirklich eine magische Angelegenheit. Sie gibt uns die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen oder zu verlieren und alle unsere inneren Spiele in einem Augenblick oder mit einem Mausklick auszuleben.

Wenn Sie schwerwiegende persönliche Probleme haben, kommen diese beim Trading ans Licht. Die Märkte werden von Massenpsychologie gelenkt: Furcht, Hoffnung und Gier. In einer Minute können Sie sich wie ein Held fühlen, in der nächsten Minute wie ein kompletter Versager.

Einfach ausgedrückt: Die Börse transferiert Geld aus den Händen der Schwachen in die Hände der Starken. Wenn Sie die Börse nicht verstehen, begeben Sie sich in eine Position der Schwäche. Sie wollen aber an der Börse nicht schwach sein. Was Sie lernen müssen, ist ein Analyseprozess und die Befolgung von Regeln, die langfristig unter den verschiedensten Marktbedingungen funktionieren. Aber nicht unter allen Bedingungen – keine Strategie funktioniert in jedem Börsenumfeld. Trader müssen lernen, welche Marktbedingungen mit ihren Strategien funktionieren. Sie müssen lernen, dass man nicht immer Recht zu haben braucht, um ein profitabler Trader zu sein. Ich war zum Beispiel Direktor eines Turtle-Tradingfonds des Turtle-Traders Russell Sands (siehe Kapitel 6). Die Turtle-Methode ist auf lange Sicht sehr erfolgreich. 2008 erzielte man damit im Gesamtjahr einen Gewinn von knapp 200 Prozent. Dennoch führten 53 Prozent aller Trades zu Verlusten. Die Methode verzeichnete innerhalb von 25 Jahren jedoch nur ein Verlustjahr.

Alten Hunden neue Tricks beibringen

Training und Ausbildung sind entscheidende Teile des anfänglichen Lernens über die Märkte und der wirklichen Tradingaktivität. Ebenfalls wichtig sind Fortbildung und die Weiterentwicklung von Fähigkeiten. Die Märkte verändern sich ständig, dauernd kommen neue Märkte und Produkte hinzu, die für das Trading zur Verfügung stehen. Die rapide Expansion des Marktes für Contracts for Difference (CFDs) und des Devisenmarkts (Forex) beweist dies. Man schätzt, dass jeden Tag mehr als drei Billionen Dollar an den Forex-Märkten umgesetzt werden; 2004 waren es noch weniger als zwei Billionen Dollar. Das ist ein 71prozentiger Anstieg der täglichen Umsätze in drei Jahren. Um an diesen Märkten zu agieren und die dort vorhandenen Chancen zu nutzen, braucht man Ausbildung und Training. Das gilt selbst für diejenigen, die vielleicht schon seit Jahren andere Instrumente getradet haben.

Jeder Markt hat Nuancen und Charakteristika, die man lernen und verstehen muss, wenn man dort erfolgreich traden will. Daher ist ständige Weiterbildung für jeden unentbehrlich, der an diesen Märkten agieren will. Die Versuchung, sich ohne adäquate Vorbereitung auf das Trading zu stürzen, gibt es bei einigen erfahrenen Tradern ebenso wie bei Anfängern. Die uralten Triebe der Gier, der Furcht und der Hoffnung behindern unsere logischen Denkprozesse und bringen uns dazu, dass wir lieber »schnell einsteigen« sollten, ehe wir die nächste großartige Chance verpassen, die zu einem Trade mit massiven Gewinnen führen wird. Dieses Denken führt in der Regel dazu, dass man sich in die Märkte stürzt, wenn man schlecht vorbereitet und noch nicht bereit für die breite Spanne von Ergebnissen ist, die die Märkte bringen können und werden. Die nächste Emotion ist Panik, weil wir merken, dass wir keine Ahnung haben, was wir als Nächstes tun sollten. Dann folgen emotionale Turbulenzen und ein finanzieller Verlust, weil die ganze Sache dramatisch schief geht. Hätten wir uns die Zeit genommen, uns gründlich vorzubereiten und nicht riskiert, zu früh einzusteigen, weil wir befürchteten, etwas zu verpassen, dann wäre diese Erfahrung zweifellos weniger dramatisch ausgefallen.

Geduld ist eine Tugend

»Der nächste Bus fährt in ein paar Minuten.« Diesen alten Spruch sollten sich diejenigen immer wieder sagen, die sich auf das Trading stürzen wollen, ohne adäquat darauf vorbereitet zu sein. Nur allzu oft, vor allem in wild gewordenen Bullenmärkten, beeilen sich ungenügend vorbereitete Trader, in den Markt einzusteigen, um sich auch ein Stück von dem Kuchen abzuschneiden, den sie ansonsten zu verpassen fürchten. Angestachelt von Geschichten in der Presse – von ihren Kollegen oder von jedem anderen, der eine Meinung hat – über die riesigen Gewinne, die mit »Trading« erzielt werden, fürchten sie sich davor, etwas zu versäumen oder im Wettrennen abgehängt zu werden. Diese Leute halten sich an die neueste Laune oder an das neueste Börsenseminar, das ihnen ein Stück vom Kuchen verspricht, und schon fangen sie an zu traden.

Voller Adrenalin und mit gerade genug Informationen ausgestattet, dass es gefährlich wird, stürzen sie sich kopfüber in ihre Tradingkarriere. Reitend auf einer Welle der Euphorie haben sie in der Regel ein wenig Erfolg und werden selbstgefällig, weil Trading so »einfach« ist. Sie wissen wenig bis nichts über Risiko und Money Management. Dann schlägt die Gier zu, ihre Positionsgrößen und Risikoprofile stehen in krassem Widerspruch zu ihren Fähigkeiten. Plötzlich und ohne Vorwarnung dreht der Markt und sie werden durch die Geschwindigkeit und Vehemenz dieser Attacke auf ihre Fähigkeiten aus dem Wasser geschossen. Unter Belastung geraten sie in Panik. Ihr Instruktionsheft ist leer, sie zerstören sich selbst und erleiden einen vernichtenden psychologischen und finanziellen Schlag.