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Die Anthologie 'Die bekanntesten Sagen von Schleswig-Holstein' vereint eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Sagen und Geschichten, die tief in der regionalen Folklore und Geschichte Norddeutschlands verwurzelt sind. Diese Sammlung zeichnet sich durch eine beeindruckende Vielfalt an literarischen Stilen aus, die von der lyrischen Prosa Theodor Storms bis zu den historisch fundierten Erzählungen Theodor Mommsens reichen. Die in diesem Band versammelten Werke ermöglichen es dem Leser, das kulturelle Erbe Schleswig-Holsteins durch eine breite Palette von Perspektiven und Erzähltechniken zu entdecken, was ihm eine besondere literarische Bedeutung verleiht. Die Autoren, Theodor Storm und Theodor Mommsen, sind nicht nur bedeutende literarische Persönlichkeiten Deutschlands, sondern auch tief mit der Geschichte und den Traditionen Schleswig-Holsteins verbunden. Ihre Werke spiegeln sowohl persönliche als auch kollektive Erfahrungen mit der Region wider und bieten Einblicke in die sozialen und politischen Unterströmungen ihrer Zeit. Diese Anthologie stellt eine Schnittstelle zwischen literarischer Kunst und historischer Dokumentation dar, wodurch ein umfassendes Verständnis des kulturellen Erbes ermöglicht wird. 'Die bekanntesten Sagen von Schleswig-Holstein' ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für deutsche Literatur und Kultur interessieren. Dieser Band bietet nicht nur einen tieferen Einblick in die vielfältigen Erzähltraditionen Schleswig-Holsteins, sondern fördert auch den Dialog zwischen den verschiedenen literarischen Formen und Inhalten. Leser werden ermutigt, sich auf die faszinierenden Sagen einzulassen und durch sie Bildung, Einsicht und Vergnügen zu erfahren.
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Mit König Erichs Thronbesteigung hatte sein Bruder, Herzog Abel von Schleswig, durch Intriguen1 und offene Feindseligkeiten ihn zu stürzen und sich seines Thrones zu bemächtigen gesucht, doch da Erich ihn besiegte, hatte er sich unterwerfen müssen. Da bekam plötzlich der König Nachricht, daß ungeachtet des Friedens Graf Johann von Holstein mit Heeresmacht Rendsburg belagere, und Abel ihm wahrscheinlich hülfreiche Hand leiste. Sogleich brach der König gegen die Holsteiner auf; unterwegs aber kehrte er in Schleswig bei seinem Bruder ein, um diesen zur Eintracht zu gewinnen. Abel empfing ihn auf seinem Schlosse, das auf der jetzt sogenannten Möweninsel lag,2 und bewirthete ihn freundlich. Aber während Erich nach der Tafel mit einem Ritter am Brettspiel saß, berieth Herzog Abel sich mit Lauge Gudmundsön und Inge Pust, wie er den König aus dem Wege räumen möchte. Als sie sich einig waren, suchte der Herzog einen Zank mit dem König. Darum ging er auf ihn zu und schalt ihn wegen des Unheils, das er über sein Haus gebracht habe. „Denkst du noch daran“, sagte er, „wie du vor zwei Jahren diese Stadt verbranntest, und meine Tochter nackend und barfuß aus dem Thore gehen mußte?“ – Der König antwortete „Ich glaube, lieber Bruder, daß ich noch Geld genug im Beutel habe, um deiner Tochter ein Paar neue Schuhe zu kaufen.“ Da ließ der Herzog ihn sogleich fesseln und in ein Boot werfen, das mit ihm die Schlei hinunterfuhr Bei Brodersbye holte ein zweites Boot das des Königs ein; der König fragte, wer es leite. Als man ihm antwortete, es sey Lauge Gudmundsön, so wußte der König, daß er sterben müsse, und befahl, ihm einen Mönch von der Brodersbyer Kapelle zu holen, was auch geschah.3 Davon heißt der Ort noch jetzt Messunde.4 Als Erich gebeichtet hatte, schlug man ihm auf Lauge’s Befehl das Haupt herunter, und versenkte den Leichnam in die Schlei, beschwert mit Steinen und Ketten, von welchen noch heute einige Glieder in dem Schleswiger Dom gezeigt werden.
Zur Nachtzeit aber sah man an der Stelle, wo der König versenkt war, blaue Flammen auf dem Wasser tanzen, und des Tages lagerten sich dort dichte Möwenschwärme und riefen unaufhörlich Erich! Erich! – Das währte zwei Monate hindurch; da tauchte der Leichnam wieder auf und wurde von Fischern nach Schleswig gebracht, wo er heimlich im Dom bestattet ward.5 Seitdem verschwanden die Flammen; die Möwen aber flogen auf und lagerten sich um Abelsburg, wo sie ihre Nester bauten und sich auf keine Weise vertreiben ließen. Die Burg ist seitdem längst in Trümmer gesunken, die Möwen aber bewohnen noch immer und jetzt allein die Insel, und rufen. Erich! Erich!6