Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus Band 1 - Steve Allely - E-Book

Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus Band 1 E-Book

Steve Allely

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Beschreibung

Langerwartete deutsche Übersetzung des amerikanischen Standardwerkes zum Thema traditioneller Bogenbau in vier Bänden. Inhalt Band 1: Holzauswahl, Sehnenbelag, Bogen aus Eibe, Flachbogen aus Osage, selbstgebaute Pfeile, Leim und Klebstoffe.

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Die Bibel desTraditionellenBogenbaus

Band 1

Steve Allely Tim Baker Paul ComstockJim HammRon Hardcastle Jay Massey John Strunk

Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus Bd. 1

Steve Allely Tim Baker Paul Comstock Jim Hamm Ron Hardcastle Jay Massey John Strunk

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Stefan Bartels, Michael Bittl, Uwe Karstens, Manfred Ebner, Wulf Hein, Ekkehard Höhn, Haiko Hörnig, Axel Küster, Peter Ludwig

Amerikanische Originalausgabe: The Traditional Bowyers Bible Vol. 1 © 1992 by Bois d'Arc Press ISBN 1-58874-085-3

Deutsche Printausgabe: © 2003 Verlag Angelika Hörnig ISBN 978-3-9808743-2-8

Lektorat:

Angelika Hörnig, Volker Alles, Ekkehard Höhn, Charles König

Layout:

Brigitte Löcher & Angelika Hörnig, Umschlaggestaltung: Angelika Hörnig

Umschlag:

Englischer Eibenlangbogen gebaut von John Strunk

Foto:

Mary Ann Fitipaldi

German Ebook © 2018 Verlag Angelika Hörnig ISBN 978-3-938921-53-1

Verlag Angelika Hörnig Siebenpfeifferstraße 18 67071 Ludwigshafen,GERMANY www.bogenschiessen.de

Inhalt

Die Autoren

Editorial

1 Warum traditionell ?

Jay Massey

2 Holz fällen und lagern

Ron Hardcastle

3 Leistungsfähigkeit und Design

Tim Baker

4 Der Langbogen aus Eibe

John Strunk

5 Der Flachbogen aus Osage

Ron Hardcastle

6 Andere Bogenhölzer

Paul Comstock

7 Die Bogen der westlichen Indianerstämme

Steve Allely

8 Leim und Klebstoffe

Tim Baker

9 Spleiß-Verbindungen

John Strunk

10 Der Sehnenbelag

Jim Hamm

11 Andere Backings

Paul Comstock

12 Tillern

Jim Hamm

13 Endbehandlung und Griffe

John Strunk

14 Selbstgebaute Pfeile

Jay Massey

15 Jagdglück

Jim Hamm

Bibliographie

Bezugsadressen

Die Autoren

Steve Allely ist ein Künstler, der sich mit Hingabe dem Malen von Landschaft, des Tierreichs und der historischen Themen des Westens widmet. Neben seiner hauptberuflichen Malerei baut Steve indianische Messer, Bögen und Pfeile nach und ist außerdem noch ein routinierter Flintknapper. Steve arbeitet für viele Museumsausstellungen und Privatsammlungen. Zusammen mit seiner Frau lebt Steve in Oregon. Wegen Anfragen zu Bildern und Repliken ist Steve unter dieser Adresse zu erreichen: Steve Allely P.O. Box 1648, Sisters, OR, 97759. USA

Wie viele andere auch, fing Tim Baker an, sich für das Bogenschießen zu interessieren, nachdem er über Ishi und über dessen bemerkenswerte Waffen gelesen hatte. Nachdem sich Tim durch alle verfügbaren Texte zum Thema Bogenschießen gelesen hatte, wurde ihm klar, dass über Holzbogen und ihre Bauart viel Verwirrendes und Widersprüchliches geschrieben wurde. Er kam zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit, an verlässliche Informationen zu kommen, darin lag, jede nur denkbare Art Bogen aus jedem denkbaren Material zu machen und dabei Statistiken zu führen. Durch das Vergleichen dieser so gewonnenen Werte wurden die Qualitäten, die einen optimalen Bogen ausmachen, langsam sichtbar. Auf diesen Erkenntnissen basieren seine Artikel, sowie sein Unterricht, den er bei Treffen und „Primitive Skills“ (Alte oder steinzeitliche Handwerkstechniken) Workshops gibt.

www.paleoplanet.net

Tim Baker

6609 Whitney, Oakland, CA, 94609, USA

Paul Comstock hatte sich nie mit einer Jagdwaffe wohl gefühlt, bis er einen Holzbogen benutzte. Früher schoss er Whitetails und Schwarzbären mit Vorderlader, Schrotflinten, Compound und glaslaminierten Recurvebögen. Seit er zum Holzbogen wechselte, benutzt er überhaupt keine modernen Jagdwaffen mehr. Das größte Tier, das er bis jetzt mit einem Holzbogen erlegt hat, ist ein 300 Pfund schwerer Schwarzbär. 1984 begann er, selbst Bögen zu machen. Vom ersten Tag an experimentierte er dabei mit anderen Hölzern als Eibe und Osage Orange. Dazu trieb ihn die Neugier, denn in alten Bogenbau-Büchern wurden diese Hölzer fast völlig ignoriert. 1988 brachte er die erste Auflage von „Der gebogene Stock“ heraus. Es war das erste Bogenbau-Buch, das in umfassenden Details beschrieb, wie man die besten Ergebnisse mit den gewöhnlichsten Bäumen Nordamerikas bekommen konnte. Neue Funde wurden in die späteren Editionen integriert. Einige dieser Funde stammen aus Nachforschungen, die zusammen mit Tim Baker durchgeführt wurden.

Paul Comstock

P.O. Box 1102, Delaware, OH 43015; USA

Jim Hamm wurde 1952 in Texas geboren, und wuchs praktisch mit dem Bogen in der Hand auf. Schon mit zwölf Jahren ging er von der Kleinwild- zur Hirschjagd über. Sein Interesse am Bogenschießen verschwand nie, und etwa zur Zeit seiner Hochzeit entdeckte er den Holzbogen für sich. Diese Entdeckung sollte sein restliches Leben bestimmen.

Jetzt besitzt und leitet er den Verlag Bois d’Arc Press. Er ist Mitautor und Herausgeber der amerikanischen Originalausgaben der Bibel des Traditionellen Bogenbaus- Reihe und weiterer Bücher wie Encyclopedia of Native American Bows, Arrows and Quivers, Whitetail Tactics with Recurves and Longbows, Ishi und Elvis.

Jim Hamm / Bois d’Arc Press

P.O. Box 87, Goldthwaite, TX 76844, USA

www.boisdarcpress.com

Ron Hardcastle aus Austin, Texas, begann Mitte der Siebziger ernsthaft mit dem Holzbogenbau. Er unterrichtet an einer Highschool Wissenschaften und hat seine Wurzeln in der Botanik und Ethnobotanik.

Er stellte Bogen und Pfeile für die CBS Miniserie Lonesome Dove, sowie für andere Spielfilme her. Ron spezialisiert sich auf Holzbogen aus Osage Orange, Bogen aus Holz mit angeschnittenen Jahresringen (bias-ring) und dem Nachbauen von indianischen Bogen und Pfeilen.

Jay Massey wurde in Oklahoma geboren und lebte über 23 Jahre lang in Alaska, wo er als registrierter Jagdführer/Outfitter tätig und Mitglied der Alaska Board of Game war.

Er leitete ein Ausrüstungsgeschäft für Bogenschützen, Wildnis-Enthusiasten und Lachsforellen-Fischer. Er schrieb fünf Bücher über das Bogenschießen.

Jay Massey starb am 18. Januar 1997.

Schon als kleiner Junge versuchte John Strunk, Bogen und Pfeile selbst zu bauen. Obwohl es damals nur kindliche Spielerei war, entflammte es seine Liebe zum Bogenschießen. Diese Liebe zum Bogen und zum Schießen führte ihn zur Bogenjagd und vor 11 Jahren auch zur Gründung seiner Firma „The Spirit Longbow Company“. Heute baut er mehr Selfbogen als laminierte Bogen. Er empfindet das Verarbeiten von Naturmaterialien zu Bogen-Ausrüstung als eine große Herausforderung. In Zukunft will John sein Wissen über den Bogenbau nutzen, um anderen zu helfen, die Liebe zum Bogenschießen durch die Entwicklung ihrer eigenen Talente zu finden. „Das wird ein großartiger Abschluss für meine Bogenbau Erfahrung“.

The Spirit Longbow Company

5513 Third Street, Tillamook, OR, 97141

Editorial

Eigentlich entstand dieses Buch schon vor ein paar Jahren bei einem Bogenturnier in Michigan. Der Ausrichter bat damals Jay Massey, John Strunk, Ron Hardcastle und mich darum, ein Seminar über Holzbogenbau zu geben. Die Sache wurde auch von den Langbognern und Recurveschützen (die glaslaminierte Bogen schossen) gut angenommen. Das eigentliche Highlight waren aber die Gespräche untereinander. Bis tief in die Nacht saßen wir zusammen und unterhielten uns über Bogen, die ausschließlich aus Naturmaterialien gemacht sind. Einer von uns erzählte dann von seiner neusten Theorie, und alle anderen gaben ihre Meinung dazu ab. Unsere Meinungen basierten auf jahrelangen Erfahrungen und hunderten von Bogen, die wir gemacht hatten. Manchmal konnten wir die anfängliche Theorie bestätigen, manchmal zerrissen wir sie, und manchmal entwickelte sich daraus eine neue, revolutionäre Theorie. Natürlich war uns bewusst, dass wir uns auf Pfaden bewegten, die schon vor zehntausend Jahren von Menschen angelegt worden waren, deren Leben vom Bogen als Waffe abhing. In diesen drei Tagen teilten wir unsere Erfahrungen und unsere Intuitionen, was wie eine Erleuchtung für mich war. Ron brachte das Ganze auf den Punkt und nannte es eine „gegenseitige Befruchtung“.

Auch hinterher blieben wir miteinander in Verbindung, um Informationen, Ideen und auch Rohmaterialien auszutauschen. Zu diesem anfänglichen Kreis stießen bald auch andere, die sich unwiderstehlich zum ursprünglichen Bogen hingezogen fühlten. Das waren Leute, die sehr viel Zeit und Energie aufbrachten, um die alte Kunst des Holzbogenbaus zu erhalten. Durch unseren Zusammenhalt und unseren Gedankenaustausch legten wir schließlich den Grundstein für diese Buchserie der Bibel des Traditionellen Bogenbaus.

Wir Autoren hoffen, dass andere unsere gesammelten Gedanken aufnehmen, diese mit ihren eigenen Erfahrungen verbinden und dadurch noch mehr Freude an den einfachen Bogen finden und an dem, was sie uns bedeuten können.

Jim Hamm, im Frühjahr 1992

Die Autoren möchten dieses Buch Cliff Coe, Bill Crawford, Harry Drake, Frank Garske, Bert Grayson, Gilman Keasey, Wally Miles, Carney Saupitty, Glenn St. Charles und all den anderen Menschen widmen, die das „wahre“ Bogenschießen über die mageren Jahre hin bewahrt haben und es nun an die heutige Generation weitergeben.

1. Warum traditionell?

Jay Massey

 

Die hängenden Äste der riesigen Kiefern waren in eine dünne Schicht Nebel gehüllt, als ich morgens früh im Jahre 1966 im Bundesstaat Oregon in Richtung meines Jagdgebietes fuhr. Nicht viel später schlich ich mich über einen alten Waldweg in Richtung einer verlassenen Farm. Das Zwielicht der Dämmerung drang schon leicht durch das Dunkel des Waldes. In meiner Linken hielt ich einen Eibenbogen, dessen Außenseite mit Rohhaut bezogen war, und auf meinem Rücken trug ich einen gut geölten Lederköcher, in dem ein Dutzend handbefiederter Holzpfeile steckten. Vor mir lag eine Lichtung, die teilweise im Morgennebel noch nicht einzusehen war. Und hinter der Lichtung war ein zugewachsener Obstgarten, dort hatte ich Spuren von Weißwedelhirschen gesehen.

An diesem Tag war ich zum ersten Mal mit dem Bogen auf der Jagd. Mein Interesse am Bogenschießen war zufällig geweckt worden, als ich im Winter des vergangenen Jahres durch die Universitätsbibliothek stöberte. In einem Flügel der Bibliothek fand ich eine Reihe alter Bücher über das Bogenschießen. Da standen verstaubte Ausgaben des Ye Sylvan Archer1 mit Beiträgen von frühen Bognern wie Chet Stevenson, B.G. Thompson, Earl Stanley Gardner und Earl Ullrich. Das hatte meine Phantasie mächtig beflügelt. Einige Tage später war ich schon unterwegs in den verschneiten Gebirgszügen an der nahen Küste. Ich fühlte mich durch einen Instinkt getrieben, den ich zu dieser Zeit noch gar nicht richtig verstand. Ich hatte eine Ausgabe von The Archer‘s Craft bei mir, ein klassisches Buch über den Bogenbau von Eliot Hogdkin, und außerdem noch ein kleines Handbeil.

Nach langem Suchen fand ich einen ziemlich kleinen und nur halbwegs geraden Eibenbaum, den ich schlug. Den Stamm schaffte ich nach Hause – er war gerade mal fünf Fuß (ca. 150 cm) lang, und kurze Zeit später hatte ich daraus meinen ersten Bogen gemacht. Natürlich verlor der Bogen nach dem ersten Schuss fürchterlich Spannung und brach innerhalb einer Woche vollends entzwei, aber da hatte mich die Faszination des Bogenschießens schon fest im Griff.

Einige Tage später hatte ich das Glück, den erfahrenen Bogenjäger und Bogenbauer Gilmann Keasey kennen zu lernen. In den 30ern war Keasey zweimaliger nationaler Champion geworden, aber 1966 betrachtete er sich selbst als ein Relikt vergangener Zeiten. Er schilderte mir, dass die neuen laminierten Glasfaserbogen mit ihren massiven, schweren Holzteilen so schnell waren, dass sie ihm den Spaß am Schießen nahmen und ihm auch keine Chance mehr ließen, in einem Wettbewerb noch konkurrenzfähig zu bleiben. Keasey baute sehr schöne englische Langbogen und war ein eingefleischter Traditionalist. Er wollte sich nicht anpassen und schoss immer noch seine Eibenbogen mit Hornnocken, während alle anderen Bogner weiterentwickelte Bogen schießen wollten. Im Jahre 1966 sprachen alle nur noch von glaslaminierten Recurve und Aluminium- oder Glasfaserpfeilen, die Nachfrage nach Holzbogen und Holzpfeilen war quasi gleich null. Deswegen hatte Keasey eine ganze Scheune voller Bogenholz, fein gemasertes rotes Eibenholz aus Oregon. Für ein paar Dollar erstand ich drei gut abgelagerte Rohlinge, zwei aus Eibe und einen aus Osage Orange.

An diesem ersten Tag der Jagdsaison schlich ich mich also voller Erwartungen um die Lichtung herum. Ich trug den erwähnten Eibenbogen, den ich aus einem von Keaseys guten Rohlingen gefertigt hatte. Ich arbeitete mich auf eine Anhöhe vor, auf der einige Büsche standen und von wo ich den alten Obstgarten überblicken konnte. Vorsichtig spähte ich über den Rand der Höhe hinweg. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein grauer Schatten vor mir auf, als wäre es ein Geist. Der Weißwedel trug ein Geweih, ein großes.

Der Hirsch stampfte auf den Boden, zweimal und ich erstarrte in meiner Bewegung. Er sprang aber nicht sofort weg, vielleicht weil es der erste Tag der Saison war und er noch nicht oft aufgestört worden war. Er bewegte sich lediglich ein wenig vorwärts, wobei er den Kopf hoch hielt und mit dem Schwanz nervös hin und her schlug, während er versuchte heraus zu finden, was ich eigentlich war. Meine Finger verkrampften sich um die Bogensehne und mein Herz schlug wie ein Schmiedehammer. Mit Gewehren hatte ich schon gejagt, seit ich sieben war, und ich wußte, was Jagdfieber ist, aber was ich in diesem Moment durchlebte, war jenseits aller Vernunft. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, so straff wie meine Bogensehne und meine Hände zitterten wie Espenlaub im Wind.

Der Hirsch war gerade mal 25 yards weit weg und er kam gerade zu der Überzeugung, dass dieser Ort für ihn nicht der sicherste war. Er drehte sich, um schließlich das Weite zu suchen. Das Herz schlug mir in den Ohren und ich zog schnell bis zur Wange aus. Alles in mir schrie: Schieß, ehe er wegspringt! Ich ließ den Pfeil von der Sehne fliegen und er flog harmlos über den Rücken des Hirschen hinweg. Der Hirsch schnaubte laut, sprang auf und lief in Sicherheit in das nächste Dickicht.

Dieser vermurkste erste Schuss hat sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich hatte den Hirschen zwar nicht getroffen, aber der Anblick des Pfeils, wie er da über das Tier hinwegflog, hatte etwas sehr Erfüllendes an sich. Ich wusste sofort, dass ich diesen Fehlschuss nicht gegen die größte Trophäe eingetauscht hätte, die mit einem Gewehr geschossen worden wäre.

Schließlich brachte ich in diesem Jahr doch noch einen kleinen Weißwedel zur Strecke, mit jenem selbstgemachten Eibenbogen. Aber das erst, nachdem ich zwei Monate lang sehr hart gejagt hatte. Diese Wochen waren meine Feuertaufe und meine Einführung in den alten Sport der Bogenjagd. Die ersten Tage dieser Zeit - als ich mit meinem einfachen Holzbogen und mit meinem Rückenköcher durch den Wald streifte - gehören zu meinen schönsten, nun 25 Jahre alten Jagderinnerungen. Ich würde diese Erinnerungen nicht gegen einen ganzen Berg von Jagdtrophäen eintauschen, die auf leichtere Art und Weise geschossen worden wären.

Die wenigsten Bogner wissen heute noch, wie viel Spaß die Jagd mit traditionellen Bogen macht, und wie schön es ist, zu pirschen – so wie Pope und Young es gemacht haben. Und fast keiner weiß um die tiefe Befriedigung, die man empfindet, wenn man etwas mit selbstgemachter Ausrüstung schießt. Wenn moderne Ausrüstungen heute kalt und unpersönlich erscheinen, dann könnte das damit zu tun haben, dass es sich um Massenprodukte handelt, die von irgendeinem namenlosen Maschinisten hergestellt wurden, der genauso gut Getriebestangen oder Kugellager machen könnte.

Während der letzten zwei Dekaden hat sich in den USA ein verhängnisvoller Trend im Sportbereich gezeigt. Unser „Spielzeug“ hat sich vom einfachen zum komplizierten hin entwickelt. Ganz gleich, ob es sich um Wassersport, Radfahren, ums Skifahren oder Wandern handelt, der Zweck scheint immer der gleiche zu sein: Die Ausrüstung besser und effizienter zu machen. Eine Outdoor- Ausrüstung ist heute nach ein bis zwei Jahren schon komplett veraltet, weil dann bereits neuere und ausgefeiltere Produkte auf den Markt geworfen worden sind. Die Hersteller in der Freizeitindustrie – und sie haben den größten Gewinn, wenn es darum geht, unsere Freizeit immer komplizierter zu gestalten – geben Millionen aus, um „neue, verbesserte“ Produkte zu bewerben. Und um welchen Preis? Auf Kosten unseres Verständnisses von Freude und Spiel. Wir sind so auf das Ergebnis fixiert, so um „Erfolg“ bemüht, dass wir oft vergessen, warum wir mit einem Sport in erster Linie angefangen haben. Was einst Spiel war, sieht heute immer mehr nach Arbeit aus. Gleichzeitig sind die Preise unserer Sportausrüstungen ins Unermessliche gestiegen.

Im Gegensatz dazu macht eine traditionelle Ausrüstung viel mehr Freude, und sie ermöglicht uns ein sorgenfreies Gemüt. Ganz nebenbei spart man sehr viel Geld, besonders wenn man sie selbst herstellt. Traditionelle Schützen sind sich darüber einig, dass Schießen wieder aufregend wird, wenn man einmal vom Compound umgestiegen ist. Es ist wieder ein Erlebnis für sich, durch die Wälder zu ziehen und auf Baumstümpfe zu schießen. Siehst du den Erdklumpen da an der Wurzel der riesigen Eiche? Er sieht fast wie ein Waldhuhn aus. Und der verfallene Stamm dort am Boden ähnelt einem Hirschen, der sich niedergelegt hat. Ein schwarzer Baumstumpf am Hang wird zum stehenden Bären, und bald sind wir ganz in dieses alte Spiel vertieft, und das Stromern durch den Wald wird zu einem Abenteuer im Sherwood Forest. Für eine Weile vergessen wir die Komplexität unserer modernen Welt und tauchen in eine Umgebung ein, die voller Mystik und Romantik ist. Für eine Weile erfahren wir das Wesen des traditionellen Bogenschießens.

Meine jahrelange Erfahrung und Beobachtung vieler Bogner hat immer wieder eins gezeigt: Traditionelle Schützen hängen an ihrer Ausrüstung und schießen das ganze Jahr über. Schon Maurice Thompson schrieb in seinem Buch The Witchery of Archery: „Was ist der Langbogen für eine herrliche Waffe!“ Vierzig Jahre später schrieb Saxton Pope in Jagen mit Bogen und Pfeil: „Jeder gute Bogen ist mit viel Liebe gemacht.“ Und diese Werte leben heute mit jedem Traditionellen weiter. Denn traditionelle Bogen und auch Pfeile sind warme, schöne Gegenstände, sie sind keine kalten, unpersönlichen Maschinen.

Ich habe über zwölf Jahre lang als Bogenjagdführer in Alaska gearbeitet und nie einen traditionellen Schützen getroffen, der nicht ständig mit seiner Ausrüstung geübt hätte, während er im Gelände unterwegs war. Im Gegensatz dazu habe ich nie einen Compounder getroffen, der besonders viel Spaß am Roving während einer Jagdreise gezeigt hätte. Der traditionelle Bogner trägt seinen Bogen leicht und zwanglos, fast als wenn er ein Teil seines Körpers wäre. Die Hightech-Schützen, die mit den schweren mechanischen Hilfsmitteln, tragen ihren Bogen fast ausnahmslos wie eine Art Last mit sich herum – so wie ein Anfänger ein Gewehr tragen würde. Kein Wunder! Hat ein Stahlkabel oder eine Umlenkrolle nur ein Fitzelchen Romantik an sich? Erzeugt ein Aluminiumpfeil warme Gefühlsregungen beim Schützen? Wenn man sich einen modernen Bogen mit seinen Kabeln, Flaschenzügen, den ganzen elektronischen und mechanischen Teilen anschaut, kommt man in die Versuchung sich zu fragen, ob so ein Bogen überhaupt etwas Gutes an sich hat, was all das rechtfertigen könnte – außer, dass es ein Anfänger mit diesen Hilfsmitteln leichter hat, etwas zur Strecke zu bringen. Trägt diese Art von Bogen dazu bei, das Bogenschießen an sich und die Bogenjagd zu erhalten? Haben moderne Bogen irgendeinen kulturellen Wert?

Was, könntest du fragen, haben kulturelle Werte mit dem Schießen und der Bogenjagd zu tun? Die Antwort lautet: Viel!

Heute kommt die Bogenjagd immer stärker in die Kritik von Leuten, die gegen die Jagd an sich und gegen das Töten von Tieren sind. Und ich denke, viel von dieser Haltung haben wir selbst verursacht. Die Bogner der vergangenen Ära wie Saxton Pope, Art Young, Will und Maurice Thompson repräsentierten ganz alte amerikanische Werte wie Ausdauer, die Fähigkeit sich selbst zu helfen, und auch die Fertigkeit der Holzverarbeitung. Ihre Ausrüstung unterschied sich nicht von der eines englischen Langbogners oder eines Indianers. Diese Bogner hatten faire Jagdmethoden, die unsere Vorstellung von Fairness und Sportlichkeit widerspiegeln. Die frühen Bogenpioniere haben viel Wild geschossen, wahrscheinlich zu viel für heutige Verhältnisse – und trotzdem hatten ihre Bemühungen einen kulturellen Wert. Der große amerikanische Naturschützer Aldo Leopold sagte schon, dass jede Handlung einen kulturellen Wert hat, die uns an unsere Herkunft, unsere Ursprünge und Wurzeln erinnert.

Jetzt schaut euch einmal die heutige Bogenjagd an. Erinnert uns etwas von ihr an die frühen amerikanischen Werte und Traditionen?

Die heutige Bogenjagd scheint von der Schieß-das-Wild-egal-wie-Einstellung geprägt zu sein. Das Wort Bogenjäger hat langsam, mit den Jahren, eine negative Assoziation bekommen. Der durchschnittliche amerikanische Nichtjäger verbindet damit wahrscheinlich eine Person, die sich gegenüber dem Wild einen unfairen Vorteil verschaffen möchte, indem sie zu einem futuristischen Bogen und zu unfairen Jagdmethoden greift. Der moderne Bogenjäger kleidet sich nicht in Wolle und Leder, so wie Meriwether Lewis, William Clark oder Jim Bridger es taten. Er zieht die neuesten, teuren Camoklamotten an. Und die wenigsten beherzigen heute, was Saxton Pope in Jagen mit Bogen und Pfeil schrieb: „Wir hielten es für unwürdig, von einem Baum herunter zu schießen.“

Der moderne Bogenjäger macht seine Ausrüstung auch nicht selbst, er kauft sie ganz frisch aus der Fabrik, präzisionsgefertigt. Ironischerweise kommt sein Bogen in Plastik verpackt, genauso wie ein Städter sein Fleisch kauft. Beide, weder der Bogenjäger noch der Städter, haben irgendeine Vorstellung davon, welche Prozesse zur Herstellung ihres Produktes geführt haben.

Es sind aber noch nicht alle Bogenjäger auf so ein niedriges Niveau gesunken. Wir sind noch nicht vollständig zu einer Nation von Schafen geworden. Vielen Bognern hängt das moderne Bogenschießen zum Hals heraus, und sie versuchen, diese ursprünglichen amerikanischen Werte im Bogenschießen wiederzufinden. Sie suchen eine größere persönliche Erfüllung und sind bereit, altmodische Fähigkeiten dafür zu entwickeln: das Holzhandwerk, die Ausdauer und den Glauben in die eigene Kraft. Sie entdecken, dass ihnen der Sport mehr gibt, wenn sie mehr in ihn hineingesteckt haben. Kurzum, diese Leute geben sich mit nichts zufrieden, was in Plastik verpackt daherkommt. Und es werden immer mehr!

Ich glaube ich spreche für alle Autoren dieses Buches – und es handelt sich hier um die besten Handwerker im Bereich des traditionellen Bogenschießens – wenn ich sage, dass dieses Buch mit viel Liebe geschrieben worden ist. Ich bin sicher, dass die Autoren mit mir darin übereinstimmen, dass traditionelles Schießen eine Bereicherung eures Lebens darstellen wird und euch mehr von der Freude vermitteln wird, die in diesem alten Sport steckt. Wir können mit Hilfe der Werte, die hier zu entdecken sind, in den heute manchmal stressigen Zeiten leichter unser inneres Gleichgewicht erhalten. Auch darin werden sie mir zustimmen. Ganz sicherlich werden sich auch neue – manchmal schwierige – Herausforderungen auftun. Aber gleichzeitig sind hier auch größere Belohnungen und Raum für mehr persönliches Wachstum und Erfüllung zu erwarten.

Das traditionelle Schießen eröffnet neue Wege, um zu lernen. Wir entdecken unsere Geschichte und Ursprünge neu, die unserer Vorfahren und unsere eigenen.

Das traditionelle Schießen hat eine gewisse Anziehungskraft, die manchmal nur schwer beschrieben werden kann. Man muss sie erleben. Aber wenn ein Pfeil von eurem ersten selbstgemachten Bogen einen Stumpf trifft, dann wisst ihr, was ich meine. Wenn ihr euch schließlich hinabbeugt und euren Bogen neben den hart erjagten Hirsch legt, werdet ihr es fühlen. In diesen Augenblicken stellt sich nicht die Frage, warum ihr den traditionellen Weg gewählt habt.

1 Bogenzeitschrift, erschienen in den 30er und 40er Jahren in den USA

2. Holz fällen und lagern

Ron Hardcastle

 

Im Jahre 1983 wurde eine Kiste mit 175 englischen Langbögen aus Eibe im Wrack der HMS „Mary Rose“ im Hafen von Plymouth, England, gefunden (das Schiff sank 1545). Zum Erstaunen aller waren die Bögen in nahezu unverdorbenem Zustand und schießbar, nachdem sie getrocknet waren. Einige hatten sogar noch eine leichte Vorspannung. Ich habe mich oft gefragt, wie die Hersteller dieser Bögen reagiert hätten, wenn ihnen erzählt worden wäre, dass ihre Bögen nach 450 Jahren immer noch schießen. Das sagt viel aus über ihre handwerklichen Fähigkeiten und die Eigenschaften von Eibenholz (und möglicherweise über den konservierenden Schlick im Hafen von Plymouth).

Meine erste intensive Erfahrung mit den Verlockungen von Holzbögen hatte ich im Alter von zehn Jahren, als ich von einem der üblichen psychopathischen Schlägertypen aus der Nachbarschaft verfolgt wurde. Er jagte mich in ein halb fertiges Haus, wo ich einen Stapel dünner Kiefernleisten und etwas Schnur fand. In Windeseile machte ich mir einen kruden „Pfeil und Bogen“ aus dem Abfall. Ich schoss in die ungefähre Richtung meines Widersachers und hoffte, ihn mir so wenigstens vom Leibe halten zu können, als zu meinem Erstaunen der unbefiederte Pfeil zu einer schicksalhaften Begegnung mit seiner Unterlippe losflitzte und diese komplett durchbohrte. Er nahm Reißaus, wobei mein ungewöhnliches Geschoß an seiner Lippe baumelte, und war genauso erschrocken wie ich. Heute schätze ich, dass der „Bogen“ nicht mehr als 10 lb. (ca. 4,5 kg) Zuggewicht hatte, aber als eine Maschine der Zerstörung war er bedauerlicherweise wahrhaft effektiv.

Meine Kiefernlattenwaffe war nur für diesen einen Schuss bestimmt, aber sie war über die 450 Jahre hinweg verbunden mit jenen alten englischen Meisterstücken durch eine Seelenverwandschaft, welche über die Zeit erhaben ist. Diesen Geist spüren jetzt wieder Leute aus allen Gesellschaftsbereichen. Einige leben in Städten, einige auf dem Land, und wieder andere an immer noch primitiven Orten wie dem Dschungel von Neuguinea. Der hölzerne Bogen lebt und es geht ihm gut, jetzt, wo das Jahr 2000 naht.

Viele alte Bögen funktionieren auch noch dann, wenn sie jahrzehntelang in Gebrauch sind. Ich selbst besitze mehrere, wie viele meiner Bogen-Freunde. Die meisten dieser langlebigen Bögen sind aus Osage Orange gemacht, oder zweitens aus Eibe und drittens aus Lemonwood, in dieser Reihenfolge, weil diese Hölzer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bevorzugt in Gebrauch waren. Wir haben in den letzten Jahren herausgefunden, dass es andere Hölzer gibt, aus denen sich hervorragende Bögen bauen lassen, als da wären Hickory, Esche, Ulme, Maulbeere und Wacholder, um nur einige der beliebtesten zu nennen. Heutzutage benutzen tatkräftige Bogenbauer viele verschiedene Holzarten, verbesserte Designs und erfindungsreiche neue Techniken, um die Leistungsfähigkeit von Holz als Rohstoff für den Bogenbau zu optimieren.

Während du dieses Kapitel liest, wirst du bemerken, dass ich Osage Orange als Bogenholz bevorzuge (das ist nicht neu, Art Young und den Comanchen ging es genauso), also denke daran, dass es zugegebenermaßen meine Empfindungen sind. Aber beachte auch, dass nichts im Bogenbau für immer und ewig gilt, dass keine zwei Bogner in allem übereinstimmen, und dass ein großer Teil dessen, was beim Holzbogenbau passiert, nicht völlig vorhersagbar ist wie üblicherweise bei Fiberglas und Graphit.

Einmal baute ich einen Bogen aus einem Stab, der 1939 geschlagen wurde, und weil der Bogen als Stab 50 Jahre vor sich hin geträumt hatte, nannte ich ihn „Schlafende Schönheit“. Der Freund, dem ich den Bogen schenkte, benutzte ihn erfolgreich auf einer Jagd in Michigan bei -15°C und war so bewegt von der Leistung des Bogens, dass er ein Gedicht über ihn schrieb und es auf den unteren Wurfarm schrieb. So etwas könnte man leicht kitschig nennen, wenn es nicht so lustig wäre.

Wenn man einen Bogen baut, wird man sich eventuell genötigt fühlen, Verse darüber zu dichten, aber um ein wirklich kompetenter Holzbogenbauer zu werden, muss man die Struktur und die Eigenschaften des Holzes verstehen. Weil Holz von Bäumen kommt, muss man entscheiden, welche Stämme oder Äste geschnitten werden, wie sie gelagert, getrocknet und geschützt und wann sie in Bogenstäbe verwandelt werden. Wenn man nicht darauf vorbereitet ist, diese Entscheidungen zu treffen, hat man den Prozess des Bogenbauens nicht vollständig unter Kontrolle.

Wenn du Holz kaufst und abhängig bist von jemand anderem, der für dich entscheidet, dann wirst du eventuell (wahrscheinlich früher als später) wütend werden, weil du gutes Geld für unbrauchbares Holz ausgegeben hast. Wenn mir mal ein Nicht-Bogner Holz geschickt hat, sogar nachdem ich ihm sorgfältige und eingehende Anweisungen über die erforderlichen Qualitäten des Holzes gegeben habe, war ich üblicherweise schwer enttäuscht. Im Allgemeinen beabsichtigen die Nicht-Bogner nicht, uns übers Ohr zu hauen, wenn sie unbefriedigendes Holz verkaufen oder schenken, sie verstehen einfach nicht, was wir brauchen. Zu oft habe ich Neu-Bogner gesehen, die schwer verdientes Geld und Zeit auf Abfallholz verschwenden, um – wie ich es nenne – Fehl-Bögen zu bauen, mit mathematischer Gewissheit zum Brechen bestimmt.

Denke mal an sichere ausgewiesene Holzexperten, wie die Handwerker, die feine Möbel und Inneneinrichtungen bauen. Sie müssen gute Kenntnisse besitzen über Holzauswahl, Designs, Leime, Werkzeuggebrauch, Lacke und viele andere Details. Aber sie stellen Sachen her, die nur irgendwie zum „Rumstehen“ bestimmt sind.

Nun denke mal an Holzbögen, die dazu gezwungen werden, qualvolle physikalische Arbeit zu leisten, sich enormen Kräften wie Stauchung, Spannung und Scherung zu unterziehen, Schuss um Schuss, Jahr um Jahr. Diese Faktoren machen hölzerne Bögen ziemlich einzigartig unter allen Dingen, die aus Holz gemacht sind, eine Tatsache, die für Nicht-Bogner schwierig zu erfassen ist.

Einmal bezahlte ich „nur“ die Frachtkosten für 800 Pfund (ca. 360 kg) „perfektes“ Osage, das mir als Geschenk von einem Freund geschickt wurde, einem talentierten Möbelbauer. Rate mal, was passierte. Nicht ein einziger Bogen war in dem Stapel: alles Spazierstöcke, Feuerholz und Holzwurmfutter. „Er meinte es ja nur gut“, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen, als ich den Scheck über mehr als 200 Dollar Frachtkosten ausschrieb.

Von all der Biomasse an Osage, die jetzt existiert, ist wahrscheinlich weniger als 5% brauchbar für gute, ernsthafte, zuverlässige selbstgebaute Bögen. Eibenexperten machen ähnliche Angaben über ihr Holz. Bei Esche, Hickory, Ulme und anderen gerade wachsenden Hölzern ist der Prozentsatz wahrscheinlich höher. Aber es gibt noch viele Wahlmöglichkeiten in dem Zeitraum zwischen dem Auswählen eines Baumes und dem eigentlichen Beginn, einen Bogen zu bauen. Ausgestattet mit der Fähigkeit zum Aussuchen, Schneiden, Lagern und Trocknen seines Holzes, kann der ausgebildete Bogner sich seinen Werkstoff genauso gut selbst besorgen wie unter den Angeboten anderer Holzfäller die richtige Auswahl treffen. Es wird dir sehr von Nutzen sein, zu verstehen, wie ein Baum im inneren Gewebebereich wächst. Viele sind überrascht, wenn sie feststellen, dass der größte Teil eines Baumes nicht lebendig ist, oder, um es anders zu sagen, tot. Die äußere Rinde und praktisch alles Holz sind totes Gewebe. Das ist ein Schocker, nicht wahr, nachdem wir immer gehört haben, das Holz für einen Bogen oder Pfeil käme von einem lebendigen Baum?

Horizontalschnitt durch einen Baum

Es ist wahr, dass Holz eine wesentliche Rolle im Leben eines Baumes spielt, aber Holzzellen und das Gewebe selbst sind tot. Blätter, Blüten, Früchte oder Nüsse und Samen sind lebendig, aber sie kommen und gehen in einem Kreislauf. Der hauptsächliche Teil eines Baumes, der immer lebt, ist eine hauchdünne Schicht, ein kegelförmiger Zylinder aus Zellen, genannt das vaskuläre Kambium, das zwischen der Rinde und dem Holz des Baumes liegt. Wenn der Baum auswärts in die Breite und aufwärts in die Höhe wächst, legt das vaskuläre Kambium auf seiner Innenseite Holzzellen oder Xylem ab.

Bald nachdem neue Zellen abgelegt werden, sterben sie, aber ihre starren Wände aus Zellulose und anderen Polymeren dienen weiterhin den lebenden Teilen des Baumes. Holz (oder Xylem) hat drei vorrangige Aufgaben: Holz, das kürzlich gebildet wurde, oder Splintholz, leitet Wasser aufwärts durch die Pflanze, älteres Holz oder Kernholz speichert Wasser, Abfall und andere Stoffe, und das Holz als Ganzes bietet dem Baum strukturelle Unterstützung.

Potentielles Bogenholz fällt in drei Klassifikationen: ringporige Harthölzer (Osage, Esche, Ulme, Hickory, Eiche, Robinie, Walnuss, Maulbeerbaum und andere), diffusporige Harthölzer (Ahorn, Pappel u. a.) und die koniferen, zapfentragenden Hölzer oder Weichhölzer (Eibe, Zeder, Wacholder, Kiefer, Fichte).

Vergrößerte Darstellung der jährlichen Wachstumsringe von ringporigem Hartholz wie z. B. Osage Orange, Esche, Hickory, Ulme, Eiche und Maulbeere (zum besseren Verständnis sind Splint- und Kernholz nicht als unterschiedlich dargestellt, und die Porengröße ist übertrieben).

Vergrößerte Darstellung der jährlichen Wachstumsringe von diffusporigem Hartholz wie z. B. Ahorn und Pappel (zum besseren Verständnis sind Splint- und Kernholz nicht als unterschiedlich dargestellt, und die Porengröße ist übertrieben).

Vergrößerte Darstellung der jährlichen Wachstumsringe von Koniferen oder Weichholz wie z.B. Eibe, Zeder, Wacholder und Tanne (zum besseren Verständnis sind Splint- und Kernholz nicht als unterschiedlich dargestellt, und die Porengröße ist übertrieben).

Wenn Holz in ringporigen Harthölzern und Koniferen vom vaskulären Kambium zuerst abgelegt wird, ist es vergleichsweise heller in der Farbe (weiß bis hellbraun) und wird Splintholz genannt. Wenn du einen Baum fällst und den Horizontalschnitt untersuchst, wirst du ein Band von weißem Splintholz am äußeren Rand des Stammes erkennen (die Breite dieses Bandes variiert von Art zu Art). Wenn die Jahre vergehen und das vaskuläre Kambium sich weiter nach außen bewegt, werden die innersten Ringe des Splintholzes mit der Zeit von einem anderen Phänomen betroffen, das sich ebenso stetig nach außen bewegt: die Umwandlung von Splintholz in dunkles Kernholz.

Links: Darstellung von Kern- und Splintholz in Bäumen wie z. B. Osage, Maulbeere und Eibe, in diesem Fall mit großem Kernholzanteil. Rechts: Kern- und Splintholz in Bäumen wie z. B. Hickory, Ulme und Esche, in diesem Fall mit großem Splintholzanteil.

Bogenstäbe, v.l.n.r.: Robinie, Eibe, Osage Orange, Zeder, Esche und Hickory

Es sollte erwähnt werden, dass der Saft des Baumes, eine sehr komplexe Substanz vergleichbar mit Blut, nicht im Holz zu finden ist (Wasser, Harze und andere Substanzen sind dort vorhanden, aber kein Saft). Der Saft wird nur in einer sehr dünnen Gewebeschicht transportiert, dem Phloem, das auch vom vaskulären Kambium abgelagert wird, aber auf der Außenseite. Der Saft ist bei kaltem Wetter spärlich im Phloem vorhanden, aber das Holz enthält das ganze Jahr über eine Menge Wasser. Die alte Bogenbauer-Regel, derzufolge ein Baum im Winter gefällt werden muss, „wenn der Saft raus ist“, kann unter botanischen Gesichtspunkten nicht aufrecht erhalten werden, das meinen auch viele erfahrene Bogner. Fälle einen Baum, wann du es willst oder kannst, achte nur darauf, ihn sorgfältig zu behandeln, wenn er einmal umgesägt ist. Darüber später mehr.

In den ringporigen Harthölzern wie auch in Koniferen weist der Horizontalschnitt eines Stammes gut sichtbare jährliche „Ringe“ auf. Beim näheren Hinsehen zeigt sich, dass es wirklich abwechselnd Ringe von porigem Holz sind, dem sog. Frühlingsholz oder Frühholz, und relativ dichterem Holz mit viel weniger Poren, dem sog. Spätholz oder Sommerholz. Wie auch immer die Farbe des Spätholzes aussieht, das Frühholz wird normalerweise ein bißchen heller in der Farbe sein (eine bemerkenswerte Ausnahme ist Esche, bei der das Frühholz dunkler ist). Ein voller Jahreswachstumsring im Holz besteht immer aus einem Ring Früh- und einem Ring Spätholz.

Frühholz wird in jedem Jahr zuerst abgelegt, das beginnt mit dem Wachstumsschub im Frühjahr, wenn der Baum aus dem Winterschlaf erwacht. Es ist der erste kümmerliche Versuch, nach dem winterlichen Ruhezustand Holz zu produzieren. Frühholz wird während ein paar wenigen Tagen oder Wochen gebildet und dient dem Zweck, den ersten Schub Wasser im Jahr aufwärts durch den Baum zu leiten. Wenn alle Systeme im Baum auf „go“ stehen, fängt er an, Spätholz zu bilden und setzt dies fort bis zum Ende des Wachstums im Herbst, wenn der Baum wieder in seinen winterlichen Ruhezustand fällt. Im folgenden Frühjahr beginnt der Kreislauf von neuem mit der nächsten Schicht Frühholz und so weiter. Verliere nie die Tatsache aus den Augen, dass mit jedem Jahrring der Durchmesser des Baumes zunimmt. Es ist wichtig, zu verstehen, was mit dem oben Stehenden gemeint ist: In ringporigen Harthölzern ist das Spätholz das gute, dichte Material, aus dem toxophile Träume gemacht sind. Es enthält die speziellen Faserzellen, die dem Holz seine Elastizität geben. Kurz: Spätholz ist „guter“ Stoff. Auf der anderen Seite ist Frühholz für einen Bogenbauer fast ohne Nutzen. Es ist weich, treulos, hat keine Schnellkraft, und wenn es unsachgemäß auf dem Bogenrücken zu liegen kommt, kann das ein schnelles Ende für die Waffe bedeuten. Doch natürlich hat diese ganze Sache für den Bogner einen Haken: Du bekommst das eine nicht ohne das andere. Es ist, wie wenn man ein Rendezvous mit einer absoluten Traumfrau hat, aber gleichzeitig immer ihren doofen kleinen Bruder mit rumschleppen muss.

Hirnholzschnitte von Osage Orange, die das Verhältnis von Frühholz zu Spätholz in verschiedenen Stücken zeigen. Von links nach rechts wird das Holz besser, wie der verhältnismäßige Anteil von Frühholz abnimmt.

Die Dicke der jährlichen Wachstumsringe ist nicht annähernd so wichtig wie das Verhältnis zwischen Frühholz und Spätholz. Das Stück rechts ist für Osage überdurchschnittlich, obwohl das Holz zur Linken sicherlich einen annehmbaren Bogen abgeben könnte, wenn er etwas breiter oder länger als normal gebaut wird.

Entgegengesetzte Enden des Frühholz/Spätholz-Spektrums: Das Osage auf der linken Seite ist zum größten Teil Frühholz und darum fast wertlos, während das Stück zur Rechten eine Ausnahmeerscheinung ist und einen hervorragenden Bogen ergab.

Die besseren Stämme und Stäbe besitzen dünneres Frühholz und breiteres, dichteres Spätholz. Anders gesagt, je weniger zusätzliches Frühholz und je mehr zusätzliches Spätholz dein Bogenstab im Ganzen enthält, desto besser wird das Holz und damit auch der Bogen sein. Die Dicke der Jahrringe ist nicht annähernd so wichtig wie das Verhältnis von frühem zu spätem Holz. Betrachte unter diesem Gesichtspunkt das Stück Holz ganz links auf dem Foto. Es befindet sich praktisch kein Spätholz in den äußeren 60% dieses Holzes, nur die Ablagerung von Frühholz Jahr für Jahr. Ich würde erwarten, das ein Bogen aus diesem Holz eine abscheuliche, dauerhafte Vorbiegung in Form eines Hufeisens annehmen wird, wenn er nicht auf der Stelle bricht. Sogar eine Belegung mit Sehne würde ihn nicht retten. Ein aufstrebender junger Bogner, den ich kenne, bezahlte tatsächlich gute Amerikanische Dollars für dieses Stück Holz.

In den äußeren Teilen älterer Bäume mit sehr breiten Jahrringen von 3/8" (1 cm) und mehr sind manchmal „Mini“Ringe inmitten der Schichten von Spätholz sichtbar. Ich nenne diese winzigen Ringe Monats- oder Mondringe (man kann sie durch ein Vergrößerungsglas erkennen), und sie scheinen aus dünnen Schichten von Frühholz im Spätholz zusammengesetzt zu sein. Das Endergebnis ist, dass ein Stück Holz, welches auf den ersten Blick wundervoll erscheint, mit dicken Jahrringen und einem niedrigen Frühholz/Spätholz-Verhältnis, manchmal mehr Frühholz enthält als es scheint und entsprechend schwächer sein wird. Man könnte als Regel erwarten, dass für eine bestimmte Art Baum (wie Osage) ein wärmeres Klima mit längeren Wachstumszeiten schneller wachsende Bäume mit breiteren Jahrringen hervorbringt als ein kälteres Klima. Das ist aber auf keinen Fall überall gültig. Ich habe wunderschöne breite Jahrringe in Osage aus Indiana oder Michigan gefunden, Staaten, die viel weiter nördlich liegen als mein geliebtes und heißes Texas. Auf der anderen Seite habe ich Osage in Texas gefällt mit Jahrringen, die zu schmal sind, um sie erkennen zu können.

Um es noch mehr auf den Punkt zu bringen: Jim Hamm hat extreme Variationen in Osageholz beobachtet, das auf einem knapp 400 m langen Streifen an einem Bachlauf nahe seines Hauses wächst. Er bemerkt, dass einige von zwei Dutzend gefällten Bäumen Jahrringe von 3/8" (1 cm) besaßen, oder 3 auf einem Zoll (2,54 cm), während andere 20 Jahrringe pro Zoll aufwiesen. Einige hatten sehr wenig Frühholz im Vergleich zum Spätholz, während andere ein 50:50-Verhältnis zeigten. Diese starke Variationsbreite in Eigenschaften und Qualität des Holzes in einem Gebiet, wo Sonne, Erdboden und Wasser praktisch in gleichem Maße vorhanden sind, deutet darauf hin, dass hier mehr am Werk ist als einfach nur das Klima; Folglich könnten die genetischen Anlagen eines bestimmten Baumes sogar eine wichtigere Rolle bei der Festlegung der Holzqualität spielen. Einst zog ich Osage-Pflanzen aus Samen und behandelte sie über Jahre hinweg gleich. Nach dieser Zeit reichten sie in der Höhe von 4" (ca.10 cm) bis zu 4 Fuß (ca. 1,20 m)! Das ist eine extreme genetische Variationsbreite.

Ein Faktor, der meines Wissens niemals in Bezug auf die Qualität von Osageholz erforscht wurde, ist der des Geschlechts. Osage ist ein diözischer (zweihäusiger, Anm .d. Ü.) Baum, d. h. jede Pflanze ist entweder männlich oder weiblich. Vielleicht kommen die besten Bögen von dem einen Geschlecht oder dem anderen, keiner weiß es. Es gibt sicherlich botanische Präzedenzfälle für diese Annahme. In den 1920er und 1930er Jahren wurde weibliches Tonkin-Schilfrohr hoch gepriesen für Surfbretter, während das männliche weitaus schlechter war. Jemand sollte über „Sex und der Single Osage“ forschen, um herauszufinden, ob das Geschlecht des Baumes etwas ausmacht, wenn es um die Qualität von Bogenholz geht. Nun, da wir einen Blick über den Tellerrand geworfen haben, wollen wir ein bisschen genauer an die Sache herangehen.

Konifere Hölzer wie Eibe wachsen in demselben Frühholz-Spätholz-Muster wie die ringporigen Hölzer wie z. B. Osage und Hickory, aber es gibt einen bezeichnenden Unterschied in Bezug auf das Frühholz. Im Eibenholz und dem vieler anderer Koniferen besitzt das Frühholz einiges an Stärke und Festigkeit, im Gegensatz zum wertlosen Frühholz ringporiger Harthölzer. Auch hat das Frühholz der Koniferen einen größeren Anteil am gesamten jährlichen Wachstum, obwohl das bei Eibe nicht so deutlich zu sehen ist wie z. B. bei Zeder. Bei den meisten Baumarten ist das weiße oder hellbraune Splintholz sehr kräftig und brauchbar, und bei vielen Bäumen wie den „weißen“ Holzarten Ulme, Esche und Hickory ist das gute Bogenholz Splintholz, das die Hauptmasse eines dieser Stämme ausmacht. Axtstiele aus Hickory sind meistens aus Splintholz, nur manchmal ist dunkleres Kernholz dabei. Das Splintholz vom Hickory besitzt eine unglaubliche Zugfestigkeit, vielleicht die stärkste von allen Hölzern. Eibe ist ein anderer Baum mit außergewöhnlichem Splint, der als sahniger weißer Rand um den rotbraunen Kern liegt; nicht so dick wie bei Hickory, aber mit einer exzellenten Zugfestigkeit. Deshalb ist es ein natürlicher Belag, um das federnde Kernholz eines Eibenbogens zu schützen.

So seltsam es klingen mag, das Splintholz von Osage Orange ist weniger als wertlos. Es ist gegen das vornehme gelbe Kernholz, was ein eierlutschender Köter gegen den weltbesten Labrador Retriever ist, den die Familie je hatte. Während ich mit Erfolg kleine Bögen gebaut habe, die eine dünne Schicht Splint auf dem Rücken hatten, habe ich niemals beobachtet, dass Osage-Splintholz seine Rolle als integrierter Teil eines ernsthaften legitimen Bogens gespielt hätte. Es ist von tiefgründiger Ironie, dass das gelbe Kernholz von Osage (oder, um präzise zu sein, das kollektive Spätholz des Kernholzes) alles in allem vielleicht das beste Holzbogen-Material in der Welt darstellt, während der Splint wohl das schlechteste ist. Die Ironie geht noch tiefer, weil das von uns so hochgeschätzte Kernholz seine Rolle im Baum als Splintholz begann. Wie passend, dass die kryptische und wundervolle Verwandlung des nutzlosen Splintholzes in vornehmes Kernholz durch den Farbwechsel von weiß nach zitronengelb begleitet wird.

Vor einigen Jahren traf ich auf einen bemerkenswerten jungen Osagebaum. Er war nur 3" (7,6 cm) dick, hatte aber einen wunderbar geraden Stamm. Er sprach zu mir: „Ron, fäll mich und mach aus mir zwei Langbögen. Bitte.“ (Wahnvorstellungen wie diese gehören zu den Berufsrisiken eines Holzbogners). Als er gefällt und gespalten war, wurde klar, dass das Kernholz dieses Baumes außergewöhnlich war, mit bleistiftstrichdünnen Frühholz- und breiten Spätholzringen. Zusätzlich bekamen die beiden Spalthälften nach einigen Wochen eine enorme Vorspannung, was anzeigte, dass „das Holz unbedingt ein Bogen sein wollte.“ Ein Wermutstropfen war jedoch, dass keine der beiden Hälften dick genug war, um einen reinen Kernholzbogen aus ihnen zu machen. Also beließ ich wider besseres Wissen eine dünne Schicht Splint auf dem Bogenrücken, um genug Holz zu haben, und es wurde einer der schnellsten Bögen, die ich je gesehen habe, ein wahrer Raketenwerfer. Aber nachdem ich ihn drei Monate geschossen hatte, hörte ich das verräterische „tick“ jedes neuen Risses, der auf dem Splintholzrücken erschien. Die Defekte waren sowohl in Längsrichtung als auch quer aufgetreten, Defekte, von denen man bei Bögen ganz aus Kernholz noch nie gehört hatte. Auf jeden Fall starb der Bogen an einem warmen Nachmittag bei vollem Auszug eines gewaltsamen Todes. Nun ja, der Bogen war brilliant, aber er hatte einen schwachen Punkt, und das verdankte er dem unedlen Splintholz.

Wenn du irgendeinen Baum kritisch bewertest, solltest du als erstes darüber nachdenken, wie der Bogen aussehen soll, den du bauen willst. Natürlich ist ein Stück Holz für einen kurzen, dünnen und schmalen Bogen wie bei vielen indianischen Designs viel einfacher zu finden als für einen Langbogen mit breiten Wurfarmen und einem dicken, starren Griff. Übersieh nicht Stücke von nur 35–40" (90–100 cm) Länge, sie können gespalten und mit einem Fischschwanzspleiß miteinander zu einem Langbogen verbunden werden.

Hier wäre ein bißchen Terminologie angebracht. Ein Stab ist ein Stück Holz, das für einen ganzen Bogen in voller Länge genommen werden kann, während Billets kürzere Stücke sind, die im Griff miteinander verbunden werden. Schwesterbillets bezeichnet Stücke, die Seite an Seite vom selben Stamm heruntergespalten werden und damit jedem der beiden Wurfarme identische Eigenschaften geben.

Horizontalschnitte von Bäumen verschiedener Größe. Ein kleiner Ast, links im Bild, müsste auf dem Rücken tangential geschnitten werden, ein schwieriges Ziel für einen Anfänger. Das mittlere Stück stammt von einem Baum mit 8" (20 cm) Durchmesser, von seinem Rücken müsste für einen durchschnittlich breiten Bogen nur wenig abgenommen werden. Rechts ein Schnittstück von einem 38 cm) Baum, der Rücken dieses Bogens wird fast flach sein.

Der Baum, den du auswählst, sollte mindestens 8" (20,3 cm) im Durchmesser haben (wenn dies dein erster Bogen ist) und wenigstens ein paar Zoll (5–6 cm) länger sein als der fertige Bogen. Warum der angegebene Durchmesser? Erstens, weil ein Stab von solch einem Stamm dick genug für einen kräftigen Griffbereich sein wird. Zweitens wird er einen ziemlich flachen Rücken bekommen, ohne ausgeprägte Wölbung. Der ausgewählte Baum sollte so gerade sein wie möglich, obwohl dies - abhängig von der Baumart - ein relativer Begriff ist. Gerade gewachsene Esche oder Ulme ist in der Tat gerade, während Osage oder Eibe von guter Qualität machmal Krümmungen – oder besser Charakter – aufweist. Ein perfekter Stamm von 8" (20 cm) Dicke wird vielleicht vier perfekte Stäbe ergeben, aber für den Holzbogner ist „perfekt“ wie für andere Leute der 29. Februar.

Der Baum, den du schneidest, besonders wenn du gerade anfängst, Bögen zu bauen, sollte frei von Astknoten oder anderen Missbildungen sein. Sehr junge Osagebäume sind elastisch und federnd, aber auch voll von Wirbeln und Ästen, die ohne beträchtliche Erfahrung eine schwierige Sache sind. Nachdem du ein paar Bögen gebaut hast, wirst du dich vielleicht an einem jungen, sehr astigen Charakterbogen versuchen wollen. Ein weit verbreiteter Tick unter Bognern ist, dass, je knotiger und verrückter ein Bogen aussieht, er desto mehr zum Objekt der Begierde wird. Aber der Bogenbau wird am Anfang mehr Freude machen, wenn du bei Bäumen bleibst, die gerade sind. Das ist nicht immer einfach bei Eibe und Osage, während die weißen Hölzer – Esche, Hickory und Ulme – des Bogners Vergnügen sind. Es ist weitaus besser, ein paar zusätzliche Stunden für die Suche nach einigen wenigen ausgewählten Bäumen aufzuwenden, als sich tagelang mit einem Riesenhaufen wertlosen, krummen Holzes herumzuschlagen, um es schließlich zu verfluchen.

Es sollte beachtet werden, dass sogar sorgfältig ausgesuchte Bäume nicht immer perfekt gerade sind. Sie können in einer Ebene ganz leicht gebogen sein, wie ein Klammer-Zeichen (. Du kannst einen Stab aus der ganz äußeren Seite des Baumes machen und einen aus der Innenseite. Letzterer wird eine eingebaute Vorspannung haben, ersterer eine „werkseitige“ Vorbiegung, obwohl er nach einiger Lagerung fast gerade werden kann.

Beide Stäbe können jedoch Bögen ergeben, bei denen die Sehne auf voller Länge in der Mitte liegt. Später, wenn du einige Bögen gemacht hast, wirst du eventuell kühn werden und dich an einen Bogen mit Kurven in einem oder beiden Wurfarmen wagen, indem du einen S-förmigen Stamm ausprobierst. Ich habe einige sehr gut schießende, interessante Bögen aus solchen Stämmen gebaut, aber man muss sich ein bisschen anstrengen, um sie auszuziehen.

Was ist, wenn ein großer Ast auf der einen Seite des Stammes wächst, oder der Baum einen Riss hat, eine verrottete Stelle oder sonst eine Mißbildung? Denke wie Saxton Pope: Wenn ein guter Stab in dem Baum ist, dann säg ihn um.

Darstellung der Jahreswachstumsringe und des Wuchses eines Stammes. Die Jahrringe sind konzentrische Zylinder, während der Wuchs radial von der Mitte des Stammes ausgeht und der Länge nach verläuft. In diesem „Stamm“ ist der Wuchs perfekt gerade und wurde zum besseren Verständnis vergrößert und vereinfacht. Jahrringe sind für das bloße Auge sehr gut erkennbar, während der Wuchs schlecht sichtbar sein kann, besonders bei aufgeschnittenem Nutzholz.

Ein Baum, dessen Rinde spiralig den Stamm hinaufläuft, wird auf diese Weise spalten und für den Bogenbau wertlos sein.

Bevor du einen Baum fällst, schau dir die Rinde genau an, weil ihr Erscheinungsbild ein sicherer Indikator der hauptsächlichen Wuchseigenschaften des Holzes sind. (Kleinere Wirbel oder Windungen im Wuchs liegen manchmal unter der Rinde verborgen und können eine angenehme – oder vielleicht auch unangenehme – Überraschung sein. Der Wuchs (oder Faserverlauf, Erl. d. Übers.) ist ein Wort, das oft missverstanden und missbraucht wird, was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, wie viele Aspekte es bei der dreidimensionalen Struktur des Holzes gibt. Es ist wichtig, dass du verstehst, was der Begriff wirklich bedeutet, weil der Wuchs ein entscheidender Faktor bei der Planung eines Bogens ist.

Erstens unterscheidet sich Wuchs völlig von den Jahrringen. Wenn wir ein bereiftes Speichenrad als Vergleich zum Horizontalschnitt durch einen Baum annehmen, dann stände der Reifen für einen äußeren Jahrring, und die Speichen würden den Wuchs repräsentieren, der kreis-förmig vom Zentrum des Stammes ausgeht und durch alle Jahrringe verläuft. Wenn du jemals Feuerholz mit einer Axt gespalten hast, weißt du genau, wie der Wuchs verläuft und wie der Spalt ihm präzise folgt. Der Wuchs bestimmt, wie ein Stamm spalten wird: er kann gerade sein, spiralig oder schlangenförmig. Darum achte auf die Rinde, weil sie Ausdruck des Wuchses ist. Wenn die Rinde in Spiralen den Stamm hinaufläuft, such weiter. Selbst wenn der Stamm kerzengerade ist, macht der Drehwuchs ihn wertlos. Bei einem konventionellen Bogen aus einem drehwüchsigen Stamm verlaufen die Fasern diagonal über die Wurfarme, was ihn anfällig für einen Bruch macht. Je betonter die Spirale ist, desto größer das Risiko. Es sei angemerkt, dass Drehwuchs in einem Baum oftmals mit einem windreichen Standort zusammenhängt, obwohl das nicht grundsätzlich gilt.

Schließlich und endlich stehen wir einsatzbereit neben dem auserwählten Baum (Trommelwirbel bitte). Egal, welche Art Baum, der Stamm hat den richtigen Durchmesser, die richtige Länge, und die gerade Rinde zeigt an, dass der Faserverlauf ebenfalls gerade ist.

Die zwei Dinge, die nun benötigt werden, sind eine Säge und eine Art filmbildende Flüssigkeit, um die Enden des Stammes zu versiegeln. Lack, Farbe oder ähnliches wird funktionieren, aber ich empfehle einen Weißleim auf Vinylbasis (z. B. Ponal). Er ist erhältlich in einer handlichen Spritzflasche, er lässt sich gut mit den Fingern verteilen und ist, weil wasserlöslich, gut zu entfernen, er trocknet schnell und klar auf. Letztere Eigenschaft ist wichtig, wenn du viele Stämme zum Trocknen aufbewahrst und die Ringe eines bestimmten Stückes in Augenschein nehmen willst.

Fälle den Baum mit einer Bügel- oder Kettensäge und platziere den Schnitt so, das möglichst viel Länge erhalten bleibt. Schneide nun das Stück, das du ausgesucht hast, aus dem Baum heraus und bedecke die Schnittflächen rasch mit Leim, wobei der Überzug gut zwei Zoll (5 cm) weit auf die Rinde ausgedehnt wird.

Warum solch eine Eile mit der Versiegelung der Schnittflächen? Schon Minuten nach dem Fällen beginnt ein Stamm Wasserdampf über die Hirnenden zu verlieren, manchmal so schnell, das Risse auftreten. Bei Osage kannst du oft ein paar Augenblicke nach dem Umsägen deutliche Knackgeräusche vernehmen. Diese Risse werden Luftrisse oder Trocknungsrisse genannt.

Der Weg um sie zu minimieren ist, die Schnittflächen so zu versiegeln, dass Wasser nur auf der ganzen Länge des Stammes entweichen kann, nicht aber aus den Hirnenden. Dies ist ein grundlegendes Konzept für jegliche Holztrocknung, das du beherzigen und beachten musst.

In einigen Fällen wird es nötig sein, einen Stamm zu spalten, bevor er transportiert werden kann, und es gibt keinen Grund, ihn nicht sofort in handliche Teile aufzutrennen. Das ist ein weiterer Grund, Stämme von 8 oder 10" (20–25 cm) zu fällen. Sie können ohne Probleme von 2 durchschnittlich großen Männern bewegt werden. Als ich meine Reise auf der toxophilen Autobahn antrat, gierte ich nach gewaltigen Osagebäumen und stellte mir all die darin eingeschlossenen Bögen vor. Nachdem ich mit ein paar dieser Baumriesen bis kurz vor dem Leistenbruch gekämpft hatte, erkannte ich jedoch, dass ich nicht besonders schlau gewesen war, und dass zwei 10" (25,4 cm) Stämme besser als ein 24 Zöller (61 cm) sind. Auch wenn ein großer Stamm am Stück transportiert werden kann, so ist es doch ein Alptraum, ihn zu spalten.

Mit Vorschlaghammer und Keilen wird die Hälfte eines kleinen Osagestammes gespalten.

Zwei Viertel eines Stammes, nun in Stabform.

8–15" (20–38 cm) dicke Stämme, die geviertelt wurden, um sie beim Sägen einfacher handhaben zu können.

Als ein angehender Bogner einst Jim Hamm fragte, wie er einen 30" (gute 76 cm) dicken Osage-Monsterstamm spaltete, antwortete er: „Ich schlug solange mit dem Vorschlaghammer auf die Keile, bis ich umkippte. Als ich wieder zu mir kam, stand ich auf und drosch weiter auf sie ein.“

Es gibt nicht viele Gründe, um mit dem Spalten eines Bogenholzstammes zu warten. Sobald sich eine günstige Gelegenheit ergibt, spalte 4"-Stämmchen (10 cm) in zwei Hälften, 8" (20 cm) Stämme in Viertel und 10 bis 12" (25–30 cm) dicke Stämme in sechs Teile, wenn das geht. Die Stäbe sollten 2 bis 2½" (5–6½ cm) breit sein. Versuche niemals, zu viele Bögen aus einem Stamm herauszuschinden: Gier gebiert Abfallholz. Normalerweise führt der Versuch, acht Stäbe aus einem Stamm herauszubekommen anstatt sechs („wenn ich beim Spalten wirklich vorsichtig bin“) am Ende zu drei oder vier Stäben.

Spalte den Stamm mit einem Vorschlaghammer, Keilen und einer einschneidigen Axt (flach auf der Rückseite). Beginne den Vorgang, indem du nachschaust, ob sich irgendwelche spontanen Risse an den Schnittflächen gebildet haben. Kleinere Bäume zeigen oft einen geraden Spalt, der dich dazu einlädt, ihn hier in zwei gleiche Hälften zu spalten. Größere Stücke entwickeln oft zwei Risse im rechten Winkel zueinander und liefern so vier Stäbe von einem Stamm. Betrachte natürliche Klüfte als mögliche Richtlinien, aber du entscheidest, wo gespalten wird, um den größtmöglichen Nutzen aus einem Stamm zu ziehen.

Beginne damit, die Schneide der Axt auf die Stelle des Stammes zu setzen, wo du ihn spalten willst. Der Spalt wird normalerweise etwas gerader verlaufen, wenn auf der dickeren Seite des Stammes mit dem Spalten begonnen wird. Schlage kräftig mit dem Vorschlaghammer auf den flachen Rücken der Axt, bis sie in das Holz eindringt. Schlag weiter, bis sich ein Spalt auftut und die Axt fast völlig im Holz verschwunden ist. Setze einen Keil in den Spalt und treibe ihn hinein, bis er nur noch ein oder zwei Zoll (2½–5 cm) herausragt. Nun wird der Spalt sehr schön auf beiden Seiten des Stückes verlaufen. Ein weiterer Keil wird auf der anderen Seite des Stammes in den Spalt getrieben, um den ersten Keil zu befreien. Mit der Axt werden alle Spreißeln weggeschlagen, die beide Hälften noch zusammenhalten. Wenn man die Keile von beiden Seiten einschlägt, kann der Stamm in zwei Hälften getrennt werden. Das Spalten der Hälften in Viertel wird genauso gemacht, aber die Keile werden nur von der Rindenseite eingetrieben.

Durch das Spalten der Stämme wirst du A) einen guten Überblick über den Faserverlauf bekommen und B) den Trocknungsprozess beschleunigen. Grüne Stämme sind voller Wasser. Frisch gefällte Osage-, Hickory- und Ulmenstämme können mehr als 35% Wasser im Gesamtgewicht enthalten. Das Spalten der Stämme erlaubt es dem Wasser, das Holz schnell zu verlassen, was die Trocknungszeit überaus verkürzt.

Grünes Holz ist nicht stabil und wird gelegentlich eine Tendenz zum Verdrehen oder Sich-Werfen zeigen, bis der Wassergehalt merkbar gesunken ist. Die häufigsten Arten des „Arbeitens“ eines gespaltenen Stammes, speziell bei Osage, sind 1) das Auftreten einer Vorspannung (insbesondere dann, wenn ein kleines Stück halbiert wurde), was von Vorteil ist, 2) das Verdrehen in Längsrichtung bis zu einem gewissen Grad, oder 3) beides auf einmal. Wenn man diesen Vorgang auf der Gewebeebene betrachtet, verursacht der Verlust von Wasser im Holz eine substantielle Schrumpfung, wodurch es härter und dichter wird. Wenn man Stämme vollkommen trocknen lässt, werden sie spontan Klüfte oder Risse entlang des Faserverlaufs entwickeln, wenn das Holz schrumpft (schwindet).

Eine interessante Alternative, um Stämme von weniger als 6 Inch (ca. 15 cm) Durchmesser zu trocknen, erfordert eine Handkreissäge. Wenn der Stamm gerade ist, mit einem offensichtlich geraden Faserverlauf, kannst du einen geraden Schnitt über die ganze Länge des Stammes machen, wobei der Sägeschnitt annähernd oder gar ganz bis zur Mitte des Stammes reicht. Wenn Wasser entweicht, wird sich der Schnitt zu einem V öffnen, was anzeigt, dass das Holz schwindet und trocknet. Diese Methode hilft jedes Verdrehen des Holzes zu verhindern, während es dem Wasserdampf erlaubt zu entweichen.

Manchmal wird Holz von kleinen Bäumen, besonders von Osage, beim Trocknen eine Vorspannung bekommen. Dieses Stück war gerade, als es gespalten wurde.

Eine große Bandsäge mit kraftvollem Motor und breitem Sägeblatt erlaubt die präzise Reduktion von geviertelten Stämmen und verringert den Abfall.

Eine Bandsäge von 14" (35,6 cm) Durchlasshöhe oder mehr ist eine überaus große Hilfe beim Reduzieren von größeren Stämmen, wenn sie einmal geviertelt sind, um sie besser handhaben zu können. Mittels einer Bandsäge kann durch präzises Schneiden und Verkleinern die optimale Anzahl an Stäben aus dem Stamm herausgeholt werden. Die Säge wird sich auch später noch beim Ausschneiden von Bögen und Spleißverbindungen bezahlt machen.

Wasserverlust in einem Stamm ist unvermeidlich, denn er soll und muss sein, aber das Maß dieser Trocknung hängt von der Temperatur und der Luftbewegung am Trocknungsort ab. Eine angemessene Luftzirkulation vorausgesetzt, trocknet Holz sehr schön in jeder warmen bis heißen Umgebung, geschützt vor Sonne und Regen, z. B. einer Garage.

Es gibt zwei Arten von zweckmäßiger Lagerung, wenn es um Osageholz geht: Entweder lässt du die Rinde und den Splint auf dem Stab, oder du entfernst beide. Mit anderen Worten ist es eine offenkundig schlechte Idee, die Rinde abzunehmen und den Splint draufzulassen. Das Splintholz besitzt wenig Festigkeit und Stärke und wird beim Trocknen reißen, wobei es die Risse ins Kernholz überträgt und möglicherweise einen Stab ruiniert. Wenn die Rinde und der Splint entfernt werden, wird der Trocknungsprozess vereinfacht und die inwendigen Trockenrisse werden selten im Kernholz auftreten, wenn der Splint ihnen nicht die Möglichkeit dazu gibt.

Wenn nur grünes Holz zur Verfügung steht und es den Bogner juckt, einen Bogen zu bauen, gibt es eine einfache Technik, um die Trocknungszeit drastisch zu reduzieren.

Die meisten Hölzer trocknen (bis zu einer Holzfeuchte von 7–12%) mit einer Geschwindigkeit von einem Zoll (2,5 cm) pro Jahr, ausgehend von der Außenkante des Holzes zum Kern hin. Es liegt auf der Hand, dass ein ganzer Stamm Jahre zum Trocknen brauchen wird und ein 2 × 2" (5 × 5 cm) dicker Stab mindestens ein Jahr. Wenn aber grünes Holz auf dem Rücken auf einen kompletten Jahrring heruntergearbeitet wird und die Umrisse des Bogens von vornherein so ausgeschnitten werden, dass er den Fertigmaßen ziemlich nahe kommt, dann wird das Holz in wenigen Monaten trocknen und klar zum Tillern und zur Endbehandlung sein. Das ist ganz einfach dem Umstand zu verdanken, dass viel weniger Masse übrig bleibt, aus der Wasserdampf entweichen muss. Ein Bogner kann so mehrere Stücke aus einem Vorrat Grünholz bis zu diesem Stadium vorbereiten und hat dann viel trockenes Holz in kurzer Zeit.

Ein Viertelstamm birgt üblicherweise mehrere Stäbe in sich.

Der erste Schnitt mit der Bandsäge wird hier angesetzt.

Und der der zweite wird hier gemacht.

Ein Haufen mit der Bandsäge geschnittener Stäbe wird so angeordnet, dass die Luft zwischen ihnen zirkulieren kann.

Es ist eine gute Idee, ein Datum auf jeden Stab zu schreiben oder besser noch das Datum und den Ort, wo der Baum gefällt wurde. So können die Trocknung und die Merkmale des Holzes genau verfolgt werden.

Einer der dunkleren Dämonen, der den Osage-Bogner plagt, ist der Splintholz-Madenwurm, die Larvenform einer Art Holzwespe. Niemand weiß mit Sicherheit, wann sie ihre Eier legt. Ich persönlich glaube, dass sie nach dem Fällen der Stämme eingebracht werden, weil die schlimmsten Verwüstungen durch die Würmer in offenen Lagerschuppen auftreten, wo die Wespen freien Zugang zu den Stämmen haben. In geschlossenen Lagerstellen wie z. B. Garagen treten viel weniger Beschädigungen auf. Wenn es nach mir ginge, und wenn der Splintwurm darauf achten würde, was er tut, könnte er mit meinem Segen das gesamte Splintholz vom Osage herunterfressen. Das Problem ist, dass er zwar zu 85% im Splintholz mampft, die restlichen 15% aber auch ins Kernholz geht und dadurch Stäbe beschädigen kann, vor allem wenn sie für einen Bogen aus einem Stück vorgesehen sind. Es scheint, dass die Made in Stäben von dickeren Stämmen selten mehr als einen oder zwei Jahrringe des Kerns erreicht, sich aber manchmal in kleineren Stücken, speziell denen, die klein genug sind, um sie zu halbieren, durch das ganz Kernholz hindurchfrisst bis zum Mark in der Mitte. Das Heilmittel gegen diesen Wurm ist, Rinde und Splint mit einem Zugmesser bis auf das Kernholz abzunehmen, wenn du nur mit ein paar Stäben arbeitest und Zeit hast. Eibenbogenbauer sind nicht so sehr mit dem Fluch holzfressender Monster geschlagen wie Osage-Bogner, weil jeder Teil der Eibe eine giftige Substanz enthält, die das Holz vor geflügelten Invasoren schützt. Immerhin können Spechte und Bären eine Eibe übel zurichten.

Ausgewachsene Holzwespe.

Holzwespenlarve in einem Hohlraum in einem Osage-Stab.

Beschädigungen durch Wurmfraßgänge an einem Stab. Wie du sehen kannst, befinden sich die Löcher alle im oder nahe am Splintholz.

Verräterische Spuren der Anwesenheit von Holzwürmern: kleine Haufen aus „Sägemehl“ auf dem Rücken eines Stabes.

Heutzutage sind Kettensägen die größte Bedrohung für Eiben, seit man weiß, dass in der Rinde ein Anti-Krebs-Mittel enthalten ist.

John Strunk fällt sein Eibenholz bevorzugt im Frühling oder Herbst, erntet aber auch gern verfügbares Holz zu jeder Jahreszeit. Er meint, dass im Sommer geschlagenes Holz eher zur Rissbildung neigt, wenn die Schnittflächen nicht ausreichend mit einem geeigneten Mittel versiegelt worden sind. Wenn er es auf Stabgröße gespalten hat, trocknet er es ein Jahr lang, wobei er die Rinde auf dem Holz belässt. Das feinringigere Eibenholz mit 40 und mehr Ringen pro Zoll scheint fester zu sein als gröberes und ist meistens in höheren Lagen zu finden. Paul Comstock hat es in der Verwendung weißer Hölzer