Die Göttliche Komödie - Dante Alighieri - E-Book

Die Göttliche Komödie E-Book

Dante Alighieri

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

So ging's hinab vom ersten Kreis zum zweiten, Der kleinern Raum, doch größres Weh umringt, Das antreibt, Klag' und Winseln zu verbreiten. Graus steht dort Minos, fletscht die Zähn' und bringt Die Schuld ans Licht, wie tief sie sich verfehle, Urteilt, schickt fort, je wie er sich umschlingt. Ich sage, wenn die schlechtgeborne Seele Ihm vorkommt, beichtet sie der Sünden Last; Und jener Kenner aller Menschenfehle, Sieht, welcher Ort des Abgrunds für die paßt, Und schickt sie soviel Grad' hinab zur Hölle, Als oft er sich mit seinem Schweif umfasst.

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Die Göttliche Komödie

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Die Göttliche Komödie

Dante Alighieri

Inhalt:

Die Hölle

Das Fegefeuer

Das Paradies

Die Hölle

Erster Gesang

Auf halbem Weg des Menschenlebens fand

ich mich in einen finstern Wald verschlagen, Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.

Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen, Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not; Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.

Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;

Doch um vom Heil, das ich drin fand, zu künden, Sag’ ich, was sonst sich dort den Blicken bot.

Nicht weiß ich, wie ich mich hineingewunden, So ganz war ich von tiefem Schlaf berückt,

Zur Zeit, da mir der wahre Weg verschwunden.

Doch bis zum Fuß des Hügels vorgerückt,

Der an dem Ende lag von jenem Tale,

Das mir mit schwerer Furcht das Herz gedrückt, Schaut’ ich empor und sah, den Rücken male

Ihm der Planet, der uns auf jeder Bahn

Gerad zum Ziele führt mit feinem Strahle.

Da fingen Angst und Furcht zu Schwinden an,

Die mir des Herzens Blut erstarren machten,

In jener Nacht, da Grausen mich umfah’n.

Und so wie atemlos, nach Angst und Schmachten, Schiffbrüchige vom Strand, entfloh’n der Flut, Starr rückwärts schauend, ihren Grimm betrachten; So kehrt’ ich, noch mit halberstorbnem Mut,

Mich jetzt zurück, nach jenem Passe sehend,

Der jeglichem verlöscht des Lebens Glut.

Und, etwas ausgerastet, weitergehend,

Wählt’ ich bergan den Weg der Wildnis mir,

Fest immer auf dem tiefern Fuße stehend.

Sieh, beim Beginn des steilen Weges schier,

Bedeckt mit buntgeflecktem Fell die Glieder, Gewandt und sehr behend ein Panthertier.

Nicht wich’s von meinem Angesichte wieder,

Und also hemmt es meinen weitern Lauf,

Daß ich mich öfters wandt’ ins Tal hernieder.

Am Morgen war’s, die Sonne stieg itzt auf,

Von jenen Sternen, so wie einst, umgeben,

Als Gottes Lieb’ aus ödem Nichts herauf

Die schöne Welt berief zu Sein und Leben;

So ward mir Grund zu guter Hoffnung zwar

Durch jenes Tieres heitres Fell gegeben

Und durch die Frühstund’ und das junge Jahr

Doch so nicht, daß in mir nicht Furcht sich regte, Als furchtbar mir ein Leu erschienen war.

Es schien, daß er sich gegen mich bewegte,

Mit hohem Haupt und mit des Hungers Wut,

So daß er Schrecken, schien’s, der Luft erregte.

Auch eine Wölfin, welche jede Glut

Der Gier durch Magerkeit mir schien zu zeigen, Die schon auf viele schweren Jammer lud.

Vor dieser mußte so mein Mut sich neigen

Aus Furcht, die bei dem Anblick mich durchbebt, Daß mir die Hoffnung schwand, zur Höh’n zu steigen.

Wie der, der eifrig zu gewinnen strebt,

Wenn zum Verlieren nun die Zeit gekommen,

In Kümmernis und tiefem Bangen lebt;

So machte dieses Untier mich beklommen;

Von ihm gedrängt, mußt’ ich mich rückwärts zieh’n Dorthin, wo nimmer noch der Tag entkommen.

Als ich zur Tiefe niederstürzt’ im Flieh’n,

Da war ein Wesen dorten zu erkennen,

Das durch zu langes Schweigen heiser schien.

Ich rief, sobald ich’s nur gewahren können

In großer Wildnis: "O erbarme dich,

Du, seist du Schatten, seist du Mensch zu nennen."

Und jener sprach: "Nicht bin, doch Mensch war ich; Lombarden waren die, so mich erzeugten,

Und beide priesen Mantuaner sich.

Eh’, spät, die Römer sich dem Julius beugten, Sah ich das Licht, sah des Augustus Thron,

Zur Zeit der Götter, jener Trugerzeugten.

Ich war Poet und sang Anchises’ Sohn,

Der Troja floh, besiegt durch Feindestücke,

Als, einst so stolz, in Staub sank Ilion.

Und du--du kehrst zu solchem Gram zurücke?

Was bleibt die freud’ge Höhe nicht dein Ziel, Die Anfang ist und Grund zum vollen Glücke?"

"So bist du," rief ich, "bist du der Virgil, Der Quell, dem reich der Rede Strom entflossen?"

Ich sprach’s mit Scham, die meine Stirn befiel.

"O Ehr’ und Licht der andern Kunstgenossen, Mir gelt’ itzt große Lieb’ und langer Fleiß, Die meinem Forschen dein Gedicht erschlossen.

Mein Meister, Vorbild! dir gebührt der Preis, Den ich durch schönen Stil davongetragen,

Denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß.

Sieh dieses Tier, o sieh’ mich’s rückwärts jagen, Berühmter Weiser, sei vor ihm mein Hort.

Es macht mir zitternd Puls’ und Adern schlagen."

"Du mußt auf einem andern Wege fort,"

Sprach er zu mir, den ganz der Schmerz bezwungen,

"Willst du entfliehn aus diesem wilden Ort, Denn dieses Tier, das dich mit Graun durchdrungen, Läßt keinen zieh’n auf seines Weges Spur,

Hemmt jeden, bis es endlich ihn verschlungen.

Es ist von böser, tückischer Natur

Und nimmer fühlt’s die wilde Gier ermatten,

Ja, jeder Fraß schärft seinen Hunger nur.

Mit vielen Tieren wird sich’s noch begatten, Bis daß die edle Dogge kommt, die kühn

Es würgt und hinstürzt in die ew’gen Schatten.

Nicht wird nach Land und Erz ihr Hunger glüh’n, Doch wird sie nie an Lieb’ und Weisheit darben; Inmitten Feltr’ und Feltro wird sie blüh’n,

Zu Welschlands Heil, des Ruhm und Glück verdarben, Obwohl vordem Camilla für dies Land,

Eurialus, Turnus und Nisus starben.

Nicht wird sie ruh’n, bis sie dies Tier verbannt; Sie wird es wieder in die Hölle senken,

Von wo’s zuerst der Neid heraufgesandt.

Du folg’ itzt mir zu deinem Heil--mein Denken Und Urteil ist’s--ich will dein Führer sein, Und dich durch ew’gen Ort von hinnen lenken.

Dort wirst du hören der Verzweiflung Schrei’n, Wirst alte Geister schau’n, die brünstig flehen Um zweiten Tod in ihrer langen Pein.

Wirst jene dann im Feu’r zufrieden sehen,

Weil sie verhoffen, zu dem sel’gen Chor,

Sei’s wann es immer sei, noch einzugehen.

Und willst du auch zu diesem dann empor,

Würd’ger als ich, wird eine Seel’ erscheinen, Die geht, schied ich, als Führerin dir vor.

Denn jener, der dort oben herrscht, läßt keinen Eingehn, von mir geführt, in seine Stadt,

Weil ich mich nicht verbunden mit den Seinen.

Er herrscht im All, dort ist die Herrscherstatt, Sein Thron und seine Burg in jener Höhe.

Heil dem, den er erwählt dort oben hat"

"O Dichter," Sprach ich jetzt zu ihm, "ich flehe Bei jenem Gotte, den du nicht erkannt,

Daß diesem Leid und schlimmerm ich entgehe,

Bring’ an die Orte mich, die du genannt,

So, daß ich Petri Tor erschauen möge

Und jene, wie du sprachst, zur Qual verbannt."

Da schritt er fort, ich folgte seinem Wege.

Zweiter Gesang

Der Tag verging, das Dunkel brach herein,

Und Nacht entzog die Wesen auf der Erden

All ihren Müh’n; da rüstet’ ich allein

Mich zu dem harten Krieg und den Beschwerden Des Wegs und Mitleids, und jetzt soll ihr Bild Gemalt aus sicherer Erinn’rung werden.

O Mus’, o hoher Geist, jetzt helft mir mild!

Erinn’rung, die du schriebst, was ich gesehen, Hier wird sich’s zeigen, ob dein Adel gilt!

"Jetzt, Dichter," fing ich an, "bevor wir gehen, Erwäge meine Kraft und Tüchtigkeit,

Kann sie die große Reise wohl bestehen?

Du sagst, daß Silvius’ Vater in der Zeit,

im Körper noch und noch ein sterblich Wesen, Sei eingedrungen zur Unsterblichkeit.

Doch da der ew’ge Gegner alles Bösen

in seinen Empire’n zum Stifter ihn

Der Mutter Roma und des Reichs erlesen,

Kann jeder, dem Vernunft ihr Licht verlieh’n, Beim hocherhabnen Zweck es wohl ergründen,

Daß er nicht unwert solcher Huld erschien.

Denn Rom und Reich, um Wahres zu verkünden,

Gestiftet wurden sie, die heil’ge Stadt

Zum Sitz für Petri Folger zu begründen.

Durch diesen Gang, den du ihm nachrühmst, hat Er Kunde des, wodurch er siegt’, empfangen

Und Grund gelegt zur heil’gen Herrscherstatt.

Ist das erwählte Rüstzeug hingegangen,

So stärkt’ es in dem Glauben dann die Welt,

In dem der Weg des Heiles angefangen.

Doch ich? Warum? Wer hat mir’s freigestellt?

Äneas nicht noch Paul, ich, dessen Schwäche

Nicht ich, noch jemand dessen würdig hält,

Wenn ich dorthin zu kommen mich erfreche,

So fürcht’ ich, daß mein Kommen töricht sei.

Du, Weiser, weißt es besser, als ich spreche."

Und wie wer will und nicht will, mancherlei

Erwägt und prüft und fühlt im bangen Schwanken, Mit dem, was er begonnen, sei’s vorbei;

So ich--das, was ich leicht und ohne Wanken

Begonnen hatte, gab ich wieder auf,

Entmutigt von den wechselnden Gedanken.

"Verstand ich dich," so sprach der Schatten drauf,

"So fühlst du Angst und Schrecken sich erneuen,

Und Feigheit nur hemmt deinen weitern Lauf.

Das Beste macht sie oft den Mann bereuen,

Daß er zurückespringt von hoher Tat,

Gleich Rossen, die vor Truggebilden scheuen.

Doch hindre sie dich nicht am weitern Pfad,

Drum höre jetzt, was ich zuerst vernommen,

Da mir’s um dich im Herzen wehe tat.

Mich, nicht in Höll’ und Himmel aufgenommen, Rief eine Frau, so selig und so schön,

Daß ihr Geheiß mir wert war und willkommen.

Mit Augen, gleich dem Licht an Himmelshöhn

Begann sie gegen mich gelind und Ieise,

Und jeder Laut war englisches Getön:

O Geist, geboren einst zu Mantuas Preise,

Des Ruhm gedauert hat und dauern wird,

Solang die Sterne zieh’n in ihrem Kreise,

Mein Freund, doch nicht der Freund des Glückes, irrt In Wildnis dort, weil Wahn im Weg’ ihn störte, So daß er sich gewandt, von Furcht verwirrt.

Schon irrte, fürcht’ ich, also der Betörte,

Daß ich zu spät zum Schutz mich aufgerafft,

Nach dem, was ich von ihm im Himmel hörte.

Du geh; es sei durch deiner Rede Kraft,

Durch das, was sonst ihm Not, sein Leid geendet, So sei ihm Hilf und Ruhe mir verschafft.

Beatrix; bin ich, die ich dich gesendet;

Mich trieb die Lieb’ und spricht aus meinem Wort.

Vom Ort komm’ ich, wohin mein Wunsch sich wendet.

Und steh’ ich erst vor meinem König dort,

So werd ich oft dich loben und ihm preisen--

Sie sprach’s und schwieg, und ich begann sofort: O Weib voll Kraft, du Lehrerin der Weisen,

Durch das die Menschheit alles überragt,

Was lebt in jenes Himmels kleinern Kreisen!

Spät dächt’ ich, wie mir dein Befehl behagt, Zu tun, tat’ ich sogleich, was du gebietest.

Wohl deutlich haft du deinen Wunsch gesagt,

Doch sage mir, warum du dich nicht hütest

Herabzugeh’n zum Mittelpunkt vom Licht,

Wohin du schon zurückzukehren glühtest.

Willst du es denn so tief ergründen, spricht Die Hohe darauf, so will ich’s kürzlich sagen.

Ich fürchte mich vor diesem Dunkel nicht.

Vor solchem Übel ziemt sich wohl zu zagen,

Das mächtig ist und leicht uns Schaden tut,

Vor solchem nicht, bei welchem nichts zu wagen.

Gott schuf mich so, daß ich in seiner Hut

Frei von den Nöten bin, die euch durchschauern, Und nicht ergreift mich dieses Brandes Glut.

Ein edles Weib im Himmel sieht mit Trauern

Das Hindernis, zu dem ich dich gesandt,

Drum kann der harte Spruch nicht länger dauern.

Sie flehte, zu Lucien hingewandt:

Dein Treuer braucht dich jetzt im harten Streite, Darum empfehl’ ich ihn in deine Hand.

Lucia, die sich ganz dem Mitleid weihte,

Bewegte sich zum Orte, wo ich war,

In Ruhe sitzend an der Rahel Seite.

Sie sprach: Beatrix, Gottes Preis fürwahr!

Hilfst du ihm nicht, ihm, der aus großer Liebe Für dich entrann aus der gemeinen Schar,

Als ob dein Ohr taub seinen Klagen bliebe,

Als sähest du ihn nicht im Wirbel dort,

Bedroht, mehr als ob Meeressturm ihn triebe?

Nicht eilt so schnell auf Erden einer fort,

Den Gier nach Glück und Furcht vor Leid betören, Wie ich herabgeeilt bei solchem Wort,

Von meinem Sitz in jenen sel’gen Chören,

Vertrau’nd auf deiner würd’gen Rede Macht,

Die Ruhm dir bringt und allen, die sie hören--

Als nun Beatrix solches vorgebracht,

Da wandte sie die Augenstern’ in Zähren,

Und dies hat mich nur schneller hergebracht.

So komm’ ich denn daher auf ihr Begehren,

Das Untier von dir scheuchend, dem’s gelang, Den kurzen Weg des schönen Bergs zu wehren.

Was also ist dir? Warum weilst du bang?

Was herbergst du die Feigheit im Gemüte?

Was weicht dein Mut, dein kühner Tatendrang, Da sich drei heil’ge Himmelsfrau’n voll Güte Für dich bemüh’n und dir mein Mund verspricht, Daß ihre treue Sorge dich behüte?"

Gleichwie die Blum’ im ersten Sonnenlicht,

Beim nächt’gen Reif gesunken und verschlossen, Den Stiel erhebt und ihren Kelch entflicht;

So hob die Kraft, erst schmachtend und verdrossen, In meinem Herzen sich zu gutem Mut,

Und ich begann, frohsinnig und entschlossen:

"O wie ist sie, die für mich sorgte, gut!

Wie freundlich bist auch du, der den Befehlen Der Herrlichen so schnell Genüge tut l

Schon fühl’ ich mich zu heißer Sehnsucht stählen Von deinem Wort, schon fühl’ ich, nicht mehr bang, Vom ersten Vorsatz wieder mich beseelen.

Drum auf, in beiden ist ein gleicher Drang,

Herr, Führer, Meister, auf zum großen Wege!"

Ich sprach’s zu ihm, und, folgend seinem Gang, Schritt ich daher auf waldig rauhem Stege.

Dritter Gesang

Durch mich geht’s ein zur Stadt der Qualerkornen, Durch mich geht’s ein zum ew’gen Weheschlund, Durch mich geht’s ein zum Volke der Verlornen.

Das Recht war meines hohen Schöpfers Grund;

Die Allmacht wollt’ in mir sich offenbaren;

Allweisheit ward und erste Liebe kund.

Die schon vor mir erschaffnen Dinge waren

Nur ewige; und ewig daur’ auch ich.

Laßt, die ihr eingeht jede Hoffnung fahren.

Die Inschrift zeigt’ in dunkler Farbe sich

Geschrieben dort am Gipfel einer Pforte,

Drum ich: Hart, Meister, ist ihr Sinn für mich.

Er, als Erfahrner, sprach dann diese Worte:

"Hier sei jedweder Argwohn weggebannt,

Und jede Feigheit sterb’ an diesem Orte.

Wir sind zur Stelle, die ich dir genannt,

Hier wirst du jene Jammervollen schauen,

Für die das Heil des wahren Lichtes schwand."

Er faßte meine Hand, daher Vertrauen

Durch sein Gesicht voll Mut auch ich gewann.

Drauf führt’ er mich in das geheime Grauen.

Dort hob Geächz, Geschrei und Klagen an,

Laut durch die sternenlose Luft ertönend,

So daß ich selber weinte, da’s begann.

Verschiedne Sprachen, Worte, gräßlich dröhnend, Handschläge, Klänge heiseren Geschreis,

Die Wut, aufkreischend, und der Schmerz, erstöhnend--

Dies alles wogte tosend stets, als sei’s

Im Wirbel Sand, durch Lüfte, die zu schwärzen Es keiner Nacht bedarf, im ew’gen Kreis.

Und, ich vom Wahn umstrickt und bang im Herzen, Sprach: Meister, welch Geschrei, das sich erhebt?

Wer ist doch hier so ganz besiegt von Schmerzen?

Und er: "Der Klang, der durch die Lüfte bebt, Kommt von den Jammerseelen jener Wesen,

Die ohne Schimpf und ohne Lob gelebt.

Gemischt find die Nicht-Guten und Nicht-Bösen Den Engeln, die nicht Gott getreu im Strauß, Auch Meutrer nicht und nur für sich gewesen.

Die Himmel trieben sie als Mißzier aus,

Und da durch sie der Sünder Stolz erstünde,

Nimmt sie nicht ein der tiefen Hölle Graus."

Ich drauf: Was füllt ihr Wehlaut diese Gründe?

Was ist das Leiden, das so hart sie drückt?

Und er: "Vernimm, was ich dir kurz verkünde.

Des Todes Hoffnung ist dem Volk entrückt.

Im blinden Leben, trüb und immer trüber,

Scheint ihrem Neid jed’ andres Los beglückt.

Sie kamen lautlos aus der Welt herüber,

Von Recht und Gnade werden sie verschmäht.

Doch still von ihnen--Schau’ und geh vorüber."

Ich schaute hin und sah im Kreis geweht,

Ein Fähnlein zieh’n, so eilig umgeschwungen, Daß sich’s zum Ruh’n, so schien mir’s, nie versteht.

In langer Reihe folgten ihm, gezwungen,

So viele Leute, daß ich kaum geglaubt,

Daß je der Tod so vieles Volk verschlungen.