Die Kunst Recht zu behalten - Arthur Schopenhauer - E-Book + Hörbuch

Die Kunst Recht zu behalten Hörbuch

Arthur Schopenhauer

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Beschreibung

Arthur Schopenhauer, so streitbar und sperrig wie seine Frisur. Einer der intelligentesten Köpfe, die je in deutscher Sprache parliert haben. Ebenso sperrig erscheint manchmal und manchen sein Werk, ist es doch durchzogen von philosophischen Gedankenmäandern und Was-wäre-wenn-Annahmen auf unzähligen Ebenen. Aber diese kleine Sammlung, praktischerweise in 37 kurzen Lehrsätzen aufgeteilt - Schopenhauer nennt sie Kunstgriffe - wird ihnen eine erste Einführung geben. Wilhelm Busch verglich das Werk Schopenhauers mit einem Schlüssel. Dieser schien ihm "wohl zu mancherlei Türen zu passen, in dem verwunschenen Schloss dieser Welt, nur nicht zur Ausgangstür". "Die Kunst, Recht zu behalten" erklärt die Fallstricke menschlicher Kommunikation und zeigt die Tricks windiger Diskussionfabulierer auf. Mit diesem E-Book bewaffnet überstehen Sie jede Argumentation um ihrer selbst willen und jede Verhandlung mit Bravour. Null Papier Verlag

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Zeit:1 Std. 20 min

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Arthur Schopenhauer

Die Kunst Recht zu behalten

Arthur Schopenhauer

Die Kunst Recht zu behalten

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 2. Auflage, ISBN 978-3-954185-00-9

www.null-papier.de

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Das Buch

Vor­wort

Eris­ti­sche Dia­lek­tik

Ba­sis al­ler Dia­lek­tik

Kunst­griff 1

Kunst­griff 2

Kunst­griff 3

Kunst­griff 4

Kunst­griff 5

Kunst­griff 6

Kunst­griff 7

Kunst­griff 8

Kunst­griff 9

Kunst­griff 10

Kunst­griff 11

Kunst­griff 12

Kunst­griff 13

Kunst­griff 14

Kunst­griff 15

Kunst­griff 16

Kunst­griff 17

Kunst­griff 18

Kunst­griff 19

Kunst­griff 20

Kunst­griff 21

Kunst­griff 22

Kunst­griff 23

Kunst­griff 24

Kunst­griff 25

Kunst­griff 26

Kunst­griff 27

Kunst­griff 28

Kunst­griff 29

Kunst­griff 30

Kunst­griff 31

Kunst­griff 32

Kunst­griff 33

Kunst­griff 34

Kunst­griff 35

Kunst­griff 36

Kunst­griff 37

Letz­ter Kunst­griff

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Das Buch

Ar­thur Scho­pen­hau­er, so streit­bar und sper­rig wie sei­ne Fri­sur. Ei­ner der in­tel­li­gen­tes­ten Köp­fe, die je in deut­scher Spra­che par­liert ha­ben.

Eben­so sper­rig er­scheint manch­mal und man­chen sein Werk, ist es doch durch­zo­gen von phi­lo­so­phi­schen Ge­dan­ken­mä­an­dern und Was-wäre-wenn-An­nah­men auf un­zäh­li­gen Ebe­nen.

Aber die­se klei­ne Samm­lung, prak­ti­scher­wei­se in 37 kur­z­en Lehr­sät­zen auf­ge­teilt - Scho­pen­hau­er nennt sie Kunst­grif­fe - wird ih­nen eine ers­te Ein­füh­rung ge­ben.

Wil­helm Busch ver­glich das Werk Scho­pen­hau­ers mit ei­nem Schlüs­sel. Die­ser schi­en ihm »wohl zu man­cher­lei Tü­ren zu pas­sen, in dem ver­wun­sche­nen Schloss die­ser Welt, nur nicht zur Aus­gangs­tür«.

»Die Kunst, Recht zu be­hal­ten« er­klärt die Fall­stri­cke mensch­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on und zeigt die Tricks win­di­ger Dis­kus­sion­fa­bu­lie­rer auf.

Mit die­sem E-Book be­waff­net über­ste­hen Sie jede Ar­gu­men­ta­ti­on um ih­rer selbst wil­len und jede Ver­hand­lung mit Bra­vour.

Vorwort

Das fast fer­ti­ge Ma­nu­skript fand sich ohne Über­schrif­ten in Scho­pen­hau­ers Nach­lass. Es ent­stand ver­mut­lich um 1830; der Text wur­de un­ter ver­schie­de­nen Ti­teln wie »Dia­lek­tik«, »Eris­ti­sche Dia­lek­tik« oder »Die Kunst, Recht zu be­hal­ten« ver­öf­fent­licht.

Eristische Dialektik

Eris­ti­sche Dia­lek­ti­k1 ist die Kunst zu dis­pu­tie­ren, und zwar so zu dis­pu­tie­ren, dass man Recht be­hält, also per fas et ne­fas.2 Man kann näm­lich in der Sa­che selbst ob­jek­ti­v recht ha­ben und doch in den Au­gen der Bei­ste­her, ja bis­wei­len in sei­nen eig­nen, Un­recht be­hal­ten. Wann näm­lich der Geg­ner mei­nen Be­weis wi­der­legt, und dies als Wi­der­le­gung der Be­haup­tung selbst gilt, für die es je­doch and­re Be­wei­se ge­ben kann; in wel­chem Fall na­tür­lich für den Geg­ner das Ver­hält­nis um­ge­kehrt ist: er be­hält Recht, bei ob­jek­ti­vem Un­recht. Also die ob­jek­ti­ve Wahr­heit ei­nes Sat­zes und die Gül­tig­keit des­sel­ben in der Ap­pro­ba­ti­on der Strei­ter und Hö­rer sind zwei­er­lei. (Auf letz­te­re ist die Dia­lek­tik ge­rich­tet.)

Wo­her kommt das? – Von der na­tür­li­chen Schlech­tig­keit des mensch­li­chen Ge­schlechts. Wäre die­se nicht, wä­ren wir von Grund aus ehr­lich, so wür­den wir bei je­der De­bat­te bloß dar­auf aus­gehn, die Wahr­heit zu Tage zu för­dern, ganz un­be­küm­mert ob sol­che uns­rer zu­erst auf­ge­stell­ten Mei­nung oder der des an­de­ren ge­mäß aus­fie­le: dies wür­de gleich­gül­tig, oder we­nigs­tens ganz und gar Ne­ben­sa­che sein. Aber jetzt ist es Haupt­sa­che. Die an­ge­bor­ne Ei­tel­keit, die be­son­ders hin­sicht­lich der Ver­stan­des­kräf­te reiz­bar ist, will nicht ha­ben, dass was wir zu­erst auf­ge­stellt, sich als falsch und das des Geg­ners als Recht er­ge­be. Hienach hät­te nun zwar bloß je­der sich zu be­mü­hen, nicht an­ders als rich­tig zu ur­tei­len: wozu er erst den­ken und nach­her spre­chen müss­te. Aber zur an­ge­bor­nen Ei­tel­keit ge­sellt sich bei den Meis­ten Ge­schwät­zig­keit und an­ge­bor­ne Un­red­lich­keit. Sie re­den, ehe sie ge­dacht ha­ben, und wenn sie auch hin­ter­her mer­ken, dass ihre Be­haup­tung falsch ist und sie Un­recht ha­ben; so soll es doch schei­nen, als wäre es um­ge­kehrt. Das In­ter­es­se für die Wahr­heit, wel­ches wohl meis­tens bei Auf­stel­lung des ver­meint­lich wah­ren Sat­zes das ein­zi­ge Mo­tiv ge­we­sen, weicht jetzt ganz dem In­ter­es­se der Ei­tel­keit: wahr soll falsch und falsch soll wahr schei­nen.

Je­doch hat selbst die­se Un­red­lich­keit, das Be­har­ren bei ei­nem Satz, der uns selbst schon falsch scheint, noch eine Ent­schul­di­gung: oft sind wir an­fangs von der Wahr­heit uns­rer Be­haup­tung fest über­zeugt, aber das Ar­gu­ment des Geg­ners scheint jetzt sie um­zu­sto­ßen; ge­ben wir jetzt ihre Sa­che gleich auf, so fin­den wir oft hin­ter­her, dass wir doch recht ha­ben: un­ser Be­weis war falsch; aber es konn­te für die Be­haup­tung einen rich­ti­gen ge­ben: das ret­ten­de Ar­gu­ment war uns nicht gleich bei­ge­fal­len. Da­her ent­steht nun in uns die Ma­xi­me, selbst wann das Ge­gen­ar­gu­ment rich­tig und schla­gend scheint, doch noch da­ge­gen an­zu­kämp­fen, im Glau­ben, dass des­sen Rich­tig­keit selbst nur schein­bar sei, und uns wäh­rend des Dis­pu­tie­rens noch ein Ar­gu­ment, je­nes um­zu­sto­ßen, oder ei­nes, uns­re Wahr­heit an­der­wei­tig zu be­stä­ti­gen, ein­fal­len wer­de: hie­durch wer­den wir zur Un­red­lich­keit im Dis­pu­tie­ren bei­na­he ge­nö­tigt, we­nigs­tens leicht ver­führt. Die­ser­ge­stalt un­ter­stüt­zen sich wech­sel­sei­tig die Schwä­che un­sers Ver­stan­des und die Ver­kehrt­heit un­sers Wil­lens. Daraus kommt es, dass wer dis­pu­tiert, in der Re­gel nicht für die Wahr­heit, son­dern für sei­nen Satz kämpft, wie pro ara et fo­cis, und per fas et ne­fas ver­fährt, ja wie ge­zeigt nicht an­ders kann.

Je­der also wird in der Re­gel wol­len sei­ne Be­haup­tung durch­set­zen, selbst wann sie ihm für den Au­gen­blick falsch oder zwei­fel­haft scheint.3 Die Hilfs­mit­tel hie­zu gibt ei­nem je­den sei­ne eig­ne Schlau­heit und Schlech­tig­keit ei­ni­ger­ma­ßen an die Hand: dies lehrt die täg­li­che Er­fah­rung beim Dis­pu­tie­ren; es hat also je­der sei­ne na­tür­li­che Dia­lek­ti­k, so wie er sei­ne na­tür­li­che Lo­gi­k hat. Al­lein jene lei­tet ihn lan­ge nicht so si­cher als die­se. Ge­gen lo­gi­sche Ge­set­ze den­ken, oder schlie­ßen, wird so leicht kei­ner: falsche Ur­tei­le sind häu­fig, falsche Schlüs­se höchst sel­ten. Also Man­gel an na­tür­li­cher Lo­gik zeigt ein Mensch nicht leicht; hin­ge­gen wohl Man­gel an na­tür­li­cher Dia­lek­tik: sie ist eine un­gleich aus­ge­teil­te Na­tur­ga­be (hier­in der Ur­teils­kraft gleich, die sehr un­gleich aus­ge­teilt ist, die Ver­nunft ei­gent­lich gleich). Denn durch bloß schein­ba­re Ar­gu­men­ta­ti­on sich kon­fun­die­ren, sich re­fu­tie­ren las­sen, wo man ei­gent­lich recht hat, oder das um­ge­kehr­te, ge­schieht oft; und wer als Sie­ger aus ei­nem Streit geht, ver­dankt es sehr oft, nicht so­wohl der Rich­tig­keit sei­ner Ur­teils­kraft bei Auf­stel­lung sei­nes Sat­zes, als viel­mehr der Schlau­heit und Ge­wandt­heit, mit der er ihn ver­tei­dig­te. An­ge­bo­ren ist hier wie in al­len Fäl­len das bes­te:4 je­doch kann Übung und auch Nach­den­ken über die Wen­dun­gen, durch die man den Geg­ner wirft, oder die er meis­tens ge­braucht, um zu wer­fen, viel bei­tra­gen, in die­ser Kunst Meis­ter zu wer­den. Also wenn auch die Lo­gik wohl kei­nen ei­gent­lich prak­ti­schen Nut­zen ha­ben kann: so kann ihn die Dia­lek­tik al­ler­dings ha­ben. Mir scheint auch Ari­sto­te­les sei­ne ei­gent­li­che Lo­gik (Ana­ly­tik) haupt­säch­lich als Grund­la­ge und Vor­be­rei­tung zur Dia­lek­ti­k auf­ge­stellt zu ha­ben und die­se ihm die Haupt­sa­che ge­we­sen zu sein. Die Lo­gik be­schäf­tigt sich mit der blo­ßen Form der Sät­ze, die Dia­lek­tik mit ih­rem Ge­halt oder Ma­te­rie, dem In­halt: da­her eben muss­te die Be­trach­tung der For­m als des all­ge­mei­nen der des In­halts als des be­son­de­ren vor­her­gehn.

Ari­sto­te­les be­stimmt den Zweck der Dia­lek­tik nicht so scharf wie ich ge­tan: er gibt zwar als Haupt­zweck das Dis­pu­tie­ren an, aber zu­gleich auch das Auf­fin­den der Wahr­heit (To­pi­k, I, 2); spä­ter sagt er wie­der: man be­hand­le die Sät­ze phi­lo­so­phisch nach der Wahr­heit, dia­lek­tisch nach dem Schein oder Bei­fall, Mei­nung And­rer (δόξα) To­pi­k, I, 12. Er ist sich der Un­ter­schei­dung und Tren­nung der ob­jek­ti­ven Wahr­heit ei­nes Sat­zes von dem Gel­tend­ma­chen des­sel­ben oder dem Er­lan­gen der Ap­pro­ba­ti­on zwar be­wusst; al­lein er hält sie nicht scharf ge­nug aus­ein­an­der, um der Dia­lek­tik bloß letz­te­res an­zu­wei­sen. Und and­rer­seits ist er im Bu­che de elen­chis so­phi­sti­cis wie­der zu sehr be­müht, die Dia­lek­ti­k zu tren­nen von der So­phis­ti­k und Eris­ti­k