Die Locard’sche Regel - Jeffery Deaver - E-Book

Die Locard’sche Regel E-Book

Jeffery Deaver

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Beschreibung

Eine packende Kurzgeschichte vom Meister der intelligenten Spannung

Der fünfundfünfzigjährige Unternehmer Ronald Larkin wird erschossen in seinem Haus auf der New Yorker Upper East Side aufgefunden. Der Schuss wurde offenbar durch das Fenster abgegeben, während Larkin und seine Ehefrau schlafend im Bett lagen. Die Frau ist ebenfalls verletzt, es gibt keine Zeugen, kaum Spuren, und auch Feinde scheint der sozial und umweltpolitisch engagierte Mann nicht gehabt zu haben. Ein Fall für Lincoln Rhyme und Amelia Sachs!

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Seitenzahl: 120

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Buch

Der fünfundfünfzigjährige Unternehmer Ronald Larkin wird erschossen in seinem Haus auf der New Yorker Upper East Side aufgefunden. Der Schuss wurde offenbar durch das Fenster abgegeben, während Larkin und seine Ehefrau schlafend im Bett lagen. Die Frau ist ebenfalls verletzt, es gibt keine Zeugen, kaum Spuren, und auch Feinde scheint der sozial und umweltpolitisch engagierte Mann nicht gehabt zu haben. Ein Fall für Lincoln Rhyme und Amelia Sachs!

 

Autor

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat der von seinen Fans und den Kritikern gleichermaßen geliebte Jeffrey Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht.

 

 

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Jeffery Deaver

Die Locard’sche Regel

Story

Deutsch von Fred Kinzel

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Geschichte ist der Storysammlung »Gezinkt« entnommen. Die Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »More Twisted« bei Simon & Schuster, Inc., New York.

 

E-Book-Ausgabe 2016 Copyright der Originalausgabe © 2006 by Jeffery Deaver Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2008 by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Copyright dieser Ausgabe © 2016 by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: © www.buerosued.de Umschlagmotiv: © Arcangel Images/Roy Bishop

ISBN 978-3-641-21177-6V003

Die Locard’sche Regel

»Es ist politisch heikel.«

»Politik«, brummte Lincoln Rhyme geistesabwesend in Richtung des schweren Mannes mit dem zerzausten Haar, der im Schlafzimmer des Kriminalisten in seinem Stadthaus auf der Upper West Side an einer Kommode lehnte.

»Nein, es ist wichtig.«

»Und heikel«, echote Rhyme. Er war über Besucher im Allgemeinen nicht erfreut, und noch viel weniger über welche, die morgens um halb neun über ihn hereinbrachen.

Detective Lon Sellitto nahm den Kaffee, den ihm Rhymes Assistent Thom anbot. Er trank einen Schluck.

»Nicht schlecht.«

»Danke«, sagte Thom.

»Nein«, belehrte ihn Sellitto. »Ich meine seine Hand. Schauen Sie.«

Rhyme war vom Hals abwärts querschnittsgelähmt, seit er vor ein paar Jahren bei der Untersuchung eines Tatorts verletzt worden war. Durch eine Therapie hatte er jedoch eine leichte Bewegungsfähigkeit der rechten Hand wiedererlangt. Er war enorm stolz auf diese Leistung, aber es lief seinem Wesen zuwider, zu prahlen – jedenfalls über persönliche Leistungen. Er ignorierte Sellitto und fuhr fort, einen weichen Gummiball zu drücken. Ja, er konnte die Hand wieder ein bisschen bewegen, aber sein Tastsinn spielte verrückt. Er spürte Strukturen und Temperaturen, die den Eigenschaften des Schwammgummis nicht entsprachen.

Ein erneutes Brummen. Er schnippte den Ball mit dem Zeigefinger fort. »Ich bin nicht direkt wild auf unangemeldete Besuche, Lon.«

»Wir sitzen in der Klemme, Linc.«

In einer politisch heiklen. »Amelia und ich sind im Moment mit ein paar anderen Fällen beschäftigt«, fuhr Rhyme fort. Er trank den starken Kaffee durch einen Strohhalm. Der Becher war rechts von ihm am Kopfteil des Bettes befestigt. Zu seiner Linken befand sich ein Mikrofon, das mit einem Stimmerkennungssystem verbunden war, welches wiederum an einer Kontrolleinheit hing, dem zentralen Nervensystem seines Schlafzimmers.

»Wie gesagt, in der Klemme.«

»Hm.« Er trank noch etwas Kaffee.

Rhyme betrachtete Sellitto sorgfältig. Er hatte mit dem Detective der Abteilung für Kapitalverbrechen häufig zusammengearbeitet, als er selbst noch Leiter der Spurensicherung beim New York Police Department gewesen war. Der Mann wirkte müde. Egal wie früh er selbst aufgewacht war, überlegte Rhyme, Sellitto hatte der Anruf wegen des Mordfalls wahrscheinlich schon einige Stunden vorher aus dem Bett geholt.

Sellitto erklärte, dass der fünfundfünfzigjährige Unternehmer und Philanthrop Ronald Larkin vor kurzem im Schlafzimmer seines Stadthauses auf der Upper East Side erschossen worden war. Die ersten Beamten, die am Schauplatz eintrafen, fanden eine Leiche, eine verwundete und weinende Ehefrau, sehr wenige Spuren und keinen einzigen Zeugen vor.

Sowohl FBI als auch die höheren Ränge des NYPD wollten, dass Rhyme und seine Partnerin Amelia Sachs die Spurensicherung übernahmen, mit Sellitto als leitendem Detective. Rhyme war oft erste Wahl für große Fälle, denn trotz seines verschlossenen Wesens war er der Öffentlichkeit wohlbekannt, und seine Anwesenheit signalisierte, dass es Bürgermeister und Polizeiführung ernst meinten mit einer Verhaftung.

»Du kennst Larkin?«

»Frisch mein Gedächtnis auf.« Der beratende forensische Wissenschaftler oder »Kriminalist« Rhyme interessierte sich nicht sehr für Belanglosigkeiten, solange sie nicht mit seinem Job zu tun hatten.

»Ronald Larkin, jetzt hör aber auf, Linc. Jeder kennt ihn.«

»Lon, je schneller du mir sagst, wer er ist, desto eher kann ich Nein sagen.«

»In dieser Stimmung ist er schon die ganze Zeit«, sagte Thom zu Sellitto.

»Ja, ich weiß. Schon die letzten zwanzig Jahre.«

»Vorwärts und weiter«, sagte Rhyme mit fröhlicher Ungeduld und trank noch etwas Kaffee durch den Strohhalm.

»Larkin war groß im Energiegeschäft. Pipelines, Elektrizität, Wasser, Erdwärme.«

»Er war ein guter Mensch«, warf Thom ein, der Rhyme mit einem aus Eiern und einem Bagel bestehenden Frühstück fütterte. »Umweltbewusst.«

»Halleluja«, sagte Rhyme säuerlich.

Sellitto nahm sich einen zweiten Bagel und fuhr fort: »Er hat sich letztes Jahr zur Ruhe gesetzt, die Firma jemand anderem übergeben und mit seinem Bruder eine Stiftung gegründet. Tut Gutes in Afrika, Asien und Lateinamerika. Er lebt in L.A., aber er und seine Frau haben eine Wohnung hier. Sie sind letzte Nacht hier eingeflogen. Heute früh lagen sie im Bett, als jemand durch das Fenster schoss und ihn umlegte.«

»Raub?«

»Nein.«

Wirklich? Rhymes Interesse stieg. Er drehte sich rasch von dem ankommenden Bagel fort, wie ein Baby, das einem Löffel Karottenbrei ausweicht.

»Lincoln«, sagte Thom.

»Ich esse später. Die Frau?«

»Sie wurde getroffen, rollte aber auf den Boden, griff sich das Telefon und wählte 911. Der Schütze blieb nicht, um die Sache zu beenden.«

»Was hat sie gesehen?«

»Nicht viel, glaube ich. Sie ist im Krankenhaus. Ich konnte bisher nur ein paar Worte mit ihr wechseln. Sie ist hysterisch. Die beiden haben erst vor einem Monat geheiratet.«

»Aha, eine frische Ehefrau … Auch wenn sie verwundet wurde, ist nicht auszuschließen, dass sie jemanden engagiert hat, der ihren Göttergatten tötet und sie dabei ein bisschen verletzt.«

»Weißt du, Linc, ich mach das auch nicht zum ersten Mal … Ich hab sie schon überprüft. Es gibt kein Motiv. Sie hat ihr eigenes Geld, von Daddy. Und sie hat einen Ehevertrag unterschrieben. Alles, was sie im Fall seines Todes bekommt, sind hunderttausend Dollar, und sie darf den Verlobungsring behalten. Das ist die Giftspritze nicht wert.«

»Das ist das Abkommen, das er mit seiner Frau geschlossen hat? Kein Wunder, dass er reich ist. Du hast etwas von politisch heikel gesagt?«

»Na ja, da wird einer der reichsten Männer des Landes, der stark in der Dritten Welt engagiert ist, in unserem Zuständigkeitsbereich ermordet. Der Bürgermeister ist nicht glücklich, die Polizeiführung ist nicht glücklich.«

»Und das bedeutet, du bist ein armes Schwein.«

»Sie wollen dich und Amelia. Komm schon, Linc, es ist ein interessanter Fall. Du liebst doch Herausforderungen.«

Nach dem Unfall an dem Tatort in der U-Bahn hatte sich Rhymes Leben stark verändert. Damals pflegte er den Spielplatz New York City zu durchstreifen, beobachtete Menschen, wie sie lebten und was sie taten, nahm Proben von Erde, Baumaterial, Pflanzen, Insekten, Müll, Gestein … alles, was ihm helfen konnte, einen Fall zu bearbeiten. Dass er das jetzt nicht mehr tun konnte, frustrierte ihn entsetzlich. Und als ein Mensch, der immer unabhängig gewesen war, verabscheute er es, auf andere angewiesen zu sein.

Doch das Leben Lincoln Rhymes hatte sich immer im Kopf abgespielt. Vor dem Unfall war Langeweile sein ärgster Feind gewesen. Jetzt war es nicht anders. Und Sellitto hatte ihn – natürlich absichtlich – mit zwei Worten gelockt, mit denen man oft seine Aufmerksamkeit gewann.

Interessant … Herausforderung …

»Also, was meinst du, Linc?«

Eine weitere Pause. Er blickte auf den halb gegessenen Bagel. Der Appetit war ihm gänzlich vergangen. »Gehen wir nach unten. Mal sehen, ob wir über Mr. Larkins Hinscheiden noch ein wenig mehr in Erfahrung bringen können.«

»Gut«, sagte Thom und klang erleichtert. Er war derjenige, der häufig Rhymes schlechte Laune ausbaden musste, wenn er mit uninteressanten Fällen zu tun hatte, die keine Herausforderung darstellten, wie es zuletzt der Fall gewesen war.

Der gut aussehende, blonde Assistent, der wesentlich stärker war, als es seine schlanke Gestalt vermuten ließ, kleidete Rhyme in einen Trainingsanzug und verfrachtete ihn von dem motorisierten Hightech-Bett in einen motorisierten Hightech-Rollstuhl, einen sportlichen roten Storm Arrow. Mit Hilfe des einen funktionierenden Fingers der linken Hand, des Ringfingers, manövrierte Rhyme den Rollstuhl in den winzigen Aufzug, der ihn in den ersten Stock seines Stadthauses am Central Park West brachte.

Dort angekommen, steuerte er ins Wohnzimmer, das keine Ähnlichkeit mehr mit dem viktorianischen Salon aufwies, der es einmal gewesen war. Es war nun ein forensisches Labor, das es mit dem jeder mittelgroßen Stadt in den Vereinigten Staaten aufnehmen konnte. Computer, Mikroskope, Chemikalien, Petrischalen, Bechergläser, Pipetten, Regale voller Bücher und Ausrüstung. Kein Quadratzentimeter war unbesetzt, außer auf den Untersuchungstischen. Wie schlafende Schlangen lagen überall Kabel und Leitungen herum.

Sellitto kam die Treppe heruntergetrampelt und aß ein Bagel auf – entweder seines oder Rhymes.

»Ich mach mich mal lieber auf die Suche nach Amelia«, sagte Rhyme, »und gebe ihr Bescheid, dass wir einen Tatort zu bearbeiten haben.«

»Ach so, das hab ich ganz vergessen zu erwähnen«, sagte Sellitto, während er kaute. »Ich habe sie schon angerufen. Sie dürfte inzwischen am Tatort eingetroffen sein.«

 

Amelia Sachs kam nie über den Schleier der Trübsal hinweg, der auf dem Schauplatz eines Mordes lag.

Sie glaubte aber, es war gut so. Die Trauer und die Empörung über einen absichtlich herbeigeführten Tod trieben sie dazu an, ihre Arbeit umso besser zu machen.

Als die hoch gewachsene, rothaarige Polizistin nun vor dem dreistöckigen Stadthaus auf der Upper East Side Manhattans stand, nahm sie diesen Schleier wahr, und sie spürte ihn vielleicht ein wenig stärker als sonst, da sie wusste, dass Ron Larkins Tod Auswirkungen auf viele, viele bedürftige Menschen rund um den Globus haben konnte. Was würde aus der Stiftung werden, jetzt, da er tot war?

»Sachs? Wo sind wir?« Rhymes ungeduldige Stimme erklang in ihrem Kopfhörer. Sie stellte leiser.

»Bin gerade eingetroffen«, antwortete sie und zupfte an ihrem Fingernagel. Sie neigte dazu, sich zwanghaft kleine Verletzungen zuzufügen – besonders, wenn sie im Begriff war, einen Tatort abzusuchen, an dem sich eine Tragödie wie diese abgespielt hatte. Sie spürte den Druck, alles richtig zu machen. Dafür zu sorgen, dass der Täter identifiziert und eingesperrt wurde.

Sie war in Arbeitskleidung. Nicht die dunklen Kostüme, die sie als Detective bevorzugte, sondern der weiße Overall mit Kapuze, den die Mitarbeiter der Spurensicherung trugen, um sicherzugehen, dass sie den Tatort nicht mit ihren eigenen Haaren, abgeschabten Hautzellen oder sonstigen tausenderlei winzigen Spuren kontaminierten, die wir alle ständig mit uns herumtragen.

»Ich sehe nichts, Sachs. Wo liegt das Problem?«

»Hier. Wie ist das?« Sie drückte auf einen Schalter an ihrem Headset.

»Ah, wunderbar. Hm … War das einmal eine Geranie?«

Sachs blickte auf einen Pflanzenkübel neben der Haustür, der ein vertrocknetes Gewächs enthielt. »Das fragst du die Falsche, Rhyme. Ich kaufe Pflanzen, setze sie ein, und schon sind sie hin.«

»Ich hab gehört, sie brauchen gelegentlich Wasser.«

Rhyme befand sich in diesem Moment in seinem Stadthaus etwa zweieinhalb Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Central Parks, sah aber genau, was Sachs sah, und zwar dank einer hochauflösenden Videoeinspeisung, die von einer winzigen Kamera an ihrem Headset zu dem Einsatzfahrzeug der Spurensicherung verlief. Von dort setzte sie ihre drahtlose Reise fort, die in einem Flachbildschirm einen halben Meter vor dem Gesicht des Kriminalisten endete. Sie arbeiteten seit Jahren zusammen, Rhyme für gewöhnlich von seinem Labor oder Schlafzimmer aus, und Sachs am Tatort selbst, von wo sie ihm früher per Funk berichtet hatte. Sie hatten es auch schon mit Video versucht, aber das Bild, das sie erhielten, war zu unscharf, um hilfreich zu sein. Rhyme hatte dem NYPD schließlich so lange zugesetzt, bis sie richtig Geld für ein HD-System ausgaben.

Sie hatten es bereits getestet, aber nun würde es zum ersten Mal bei einem Fall zum Einsatz kommen.

Mit der grundlegenden Ausrüstung zur Spurensicherung in der Hand marschierte Sachs los. Sie warf einen Blick auf die Türmatte, die einen Blitz über den Buchstaben LES für Larkin Energy Services zeigte.

»Sein Logo?«

»Vermutlich«, erwiderte sie. »Hast du den Artikel über ihn gelesen, Rhyme?«

»Hab ich übersehen.«

»Er war einer der populärsten Wirtschaftsbosse im Land.«

Rhyme brummte. »Es braucht nichts weiter als einen verstimmten Angestellten. Wo ist der Tatort?«

Sachs setzte ihren Weg in das Haus fort.

Ein uniformierter Beamter stand im Erdgeschoss. Er blickte nach oben und nickte.

»Wo ist seine Frau?«, fragte Sachs. Sie wollte den zeitlichen Ablauf der Ereignisse verstehen.

Aber die Frau war noch im Krankenhaus, erklärte der Beamte, wo sie wegen einer Wunde behandelt wurde. Sie würde wahrscheinlich bald entlassen werden. Zwei Detectives seien bei ihr.

»Ich werde mit ihr reden wollen, Rhyme.«

»Wir lassen sie nach ihrer Entlassung von Lon hierher bringen. Wo ist das Schlafzimmer? Ich sehe es nicht.« Sein Ton verriet, dass er seine Ungeduld nur mühsam beherrschte.

Sachs dachte manchmal, dass sein barscher Tonfall ein Mittel war, sich vor den emotionalen Gefahren der Polizeiarbeit zu schützen. Manchmal glaubte sie, es war einfach seine Natur, barsch zu sein.

»Das Schlafzimmer?«

»Oben, Detective«, sagte der Streifenbeamte und nickte.

Sie ging zwei Absätze der steilen, schmalen Treppe hinauf.

Der Schauplatz des Mordes war ein geräumiges Schlafzimmer, das im französischen Landhausstil eingerichtet war. Möbel und Kunstwerke waren zweifellos teuer, aber es gab so viele Schnörkel und Rüschen und drapierte Stoffe – in schreiendem Gelb, Grün und Gold –, dass der Raum Sachs nervös machte. Das Zimmer eines Designers, nicht eines Hausbesitzers.