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Auch der größte Sieg beginnt mit dem ersten Schritt Intensiv leben, das war immer sein Ziel. Selbst wenn es schmerzt. Tatsächlich kann ein Leben kaum intensiver sein, und tatsächlich wartet es mit unsäglichen Schmerzen auf: Johann Maria Lendner erlebt eine tragische Liebesgeschichte. Er trinkt sich vor Verzweiflung fast um den Verstand. Er überlebt einen unverschuldeten Unfall nur mit schweren Folgeschäden. Er stürzt ab ins Bodenlose - bis er den Marathon für sich entdeckt und die Paralympics ins Visier nimmt ... Eine schier unfassbare Lebensgeschichte
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Seitenzahl: 488
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edition lichtland
© Johann Maria Lendner
edition Lichtland
Stadtplatz 4, 94078 Freyung
Deutschland
Titelbilder: Xiao Yichen, Wang Aiqun
Umschlaggestaltung: Edith Döringer
ISBN: 978-3-942509-16-9eISBN: 978-3-942509-95-4
www.lichtland.eu
Erstmals erschienen unter dem Titel „Mein Marathon
zurück ins Leben“ 2010 im Knaur Taschenbuch Verlag
Johann Maria Lendner
Die
Promilleverlagerung
Mein Marathon
zurück ins Leben
Über den Autor:
Johann Maria Lendner, geboren 1958, war über 20 Jahre lang harter Alkoholiker. Mit dem Marathonlaufen begann er elf Jahre nach einem schweren Unfall, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Trotz seiner Behinderung (Grad der Behinderung: 70) läuft er heute Zeiten, die für die meisten »normalen« Marathonläufer unerreichbar sind. Er ist mehrfacher Internationaler Deutscher Meister im Marathon und über 10 000 Meter im Behindertensport.
Für meine Eltern
und
die Eltern anderer
Gestrauchelter
Gefallener
Gestrandeter …
Möge dieses Buch einen Funken Hoffnung geben
für die Kinder, eine Spur von Kraft zum Aufstehen.
Inhalt
17 Jahre Odyssee
Die chinesische Rettung
They never come back – oder doch?
Epilog
Anhang
Nachwort
Dank
Literatur
Bildnachweis
Der Marathonmann
Ein langer Lauf
Ein harter Lauf
Hart am Limit
Ein langer Lauf
Und viele Fragen
Viele Fragen an vielen Tagen
Wo ist die Zeit
Wie schnell kann ich noch werden
Wo ist das Ziel
In welcher Stadt in welchem Land
Wie weit der Weg
Hartes Training
Starke Tage
Voller Hoffnung schon die Frage
Die Frage über allen Fragen Seit vielen 1000 Tagen
Dann wieder bange
Wann – Wo – Wer – Wie viel
Warum – Wie lange
Unendlich müde die Gedanken
Der Körper aufrecht noch im Wanken
Wie schnell kann ich noch werden
Und …
… Wieder diese eine Frage
Die Frage über allen Fragen
Seit vielen vielen 1000 Tagen
Und Du? Wo bist Du?
In welcher Stadt in welchem Land
Wie viele Tage
Wie viele Wochen
Monate
Wie viele Jahre
Wie viele Wege
Wie weit
Ich laufe jetzt genormte Strecken
Ich jage um die Welt die Zeit
Und Du?
Wohin gehst Du?
Wohin bist Du denn nur gegangen?
17 Jahre Odyssee
Der DBS oder Kafka ist überall
Der Sommer in München hält sich in diesem Jahr pünktlich an den Kalender. Er startet am 21. Juni 2008 mit einem strahlenden Sonnentag in die Saison. Ich sehe vom Fenster meiner Wohnung einen wolkenlos blauen Himmel und gegenüber die hohe, im Sonnenschein ziegelrot leuchtende Backsteinmauer des Alten Südlichen Friedhofs. Seit dieser Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufgelassen und zu einer Art öffentlicher Park wurde, nagt der Zahn der Zeit an vielen Grabmälern angesehener Münchner Bürger. Hier liegen Leute, die sich in besonderem Maße durch ihre Geschäftstüchtigkeit hervorgetan haben, neben genialen Köpfen, deren Leistungen von aller Welt bewundert werden. Wir finden den Maler Spitzweg, die Baumeister Gärtner und Klenze, den Philosophen Baader, die Physiker Fraunhofer und Ohm, die Mediziner Nussbaum und Pettenkofer und viele mehr. Ebenso aber ruhen in dieser Erde Menschen, die weder reich waren noch berühmt wurden. Die ganze Anlage bildet inmitten der Stadt eine Oase freier Natur für alle, einen Ort wie geschaffen für die Libertas Bavariae vom »Leben und leben lassen«. Da stört es trotz offiziellen Alkoholverbots niemanden, wenn sich an warmen Tagen unter dem Schatten der alten Bäume Stadtstreicher, sogenannte Penner, und andere Existenzen vom Rande der bürgerlichen Gesellschaft zu einer friedlichen Runde mehr oder weniger heiliger Trinker versammeln.
An diesem heiteren Samstag versammeln sich an einem anderen Ort in Deutschland die Herren einer Kommission und fällen am Sonntag nach einem schwer durchschaubaren Regelwerk eine düstere Entscheidung über mich. Als ich diese am Montag um 14:45 Uhr aus dem Internet erfahre, sehe ich mich in der gleichen Lage wie Josef K., die Franz Kafka im ersten Satz seines Romans »Der Prozess« beschreibt: »Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.« Der einzige Unterschied: Ich weiß genau, wer dahintersteckt. Doch die verantwortlichen Personen sind als solche nicht greifbar. Die Namen meiner Vollstrecker sind zwar öffentlich bekanntgegeben, aber es wird nicht gesagt, wer in dieser Kommission wie gestimmt hat und nach welchen Kriterien. Die Mitglieder gefallen sich letztendlich in der Position der anonymen Machtinstanz. Ob es daran liegen mag, dass mindestens eine Liste abgesegnet wird, die auf der Basis einer anderen Liste entstanden ist, welche bereits im Vorfeld durch falsche Normenwerte aufgefallen war? Eingetragen von einem Mitglied eben dieser ehrenwerten Kommission! Über eventuelle »Dunkelziffern« will ich gar nicht spekulieren, aber diese eine Liste und deren Zustandekommen kenne ich sehr genau. Das »Urteil« wird mit einem Tag Verzögerung ins Internet gestellt. Der »Verurteilte« wird nicht persönlich informiert. Das ist der Stil des Hauses. Ich muss aufwendig und lange recherchieren, um überhaupt irgendetwas über die seltsamen Vorgänge um dieses ominöse Gremium ohne Gesicht zu erfahren. Jede einzelne Information zu den genauen Abläufen des Verfahrens muss ich den Leuten geradezu aus der Nase ziehen.
»Sie haben es getan! Ich habe es nicht glauben wollen«, ist mein erster Gedanke! Es muss ein Irrtum sein, denke ich dann, oder ein Alptraum, in dem man laufen will und muss, aber von einer magischen Macht festgehalten wird. Während ich den Bildschirm meines Laptops rauf und runter scrolle in der vergeblichen Hoffnung, meinen Namen in der Nominierungsliste der Kommission doch noch zu finden, begreife ich mit schmerzlicher Wut, dass die Wirklichkeit eine andere ist als jene, die ich mir vorgestellt hatte.
Bis zu diesem Moment war ich mir sicher gewesen, dass am 6. September 2008 meine Geschwister mit ihren Familien und meine Eltern im Bayerischen Wald vor dem Fernseher sitzen würden, um sich an meinem 50. Geburtstag gemeinsam die Eröffnung der Paralympics in Peking anzusehen. Und dass sie sich freuen würden, über mich und für mich, wenn sie mich dort auf dem Bildschirm entdeckten.
Wir schreiben den 6. September im Jahre 2008.
50 Jahre nach dem 6. September 1958 – dem Tag meiner Geburt. Ich sitze daheim bei meinen Eltern in Churchl Hill vor dem Fernseher und schaue mir die Eröffnungsfeier zu den Paralympics 2008 in Beijing an. Churchl Hill im Bayerischen Wald? – Nachdem ich in meiner Jugendzeit begonnen hatte, mich mit englischer Rockmusik zu beschäftigen, taufte ich unsere Waldsiedlung Kirchl am Plaßlberg für einen Song kurzerhand um in Churchl Hill.
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