Der Himmel über der Zimtinsel - Rosemary Rogers - E-Book
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Der Himmel über der Zimtinsel E-Book

Rosemary Rogers

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Beschreibung

Im Sturm der Gefühle: Der schwelgerische Roman »Der Himmel über der Zimtinsel« von Rosemary Rogers jetzt als eBook bei dotbooks. Die Insel der Zimtblüten im 19. Jahrhundert: Alexa Howard weiß, so kurz vor dem anstehenden Debütantinnenball im Gouverneurs-Palast sollte sie das Sinnbild der perfekten Lady sein – aber englische Sittsamkeit ist inmitten der schwülen Hitze Ceylons einfach unmöglich! Also erlaubt sie sich eine winzige Freiheit und nimmt bei Mondschein ein Bad im Meer … und stellt erschrocken fest, dass sie dort nicht allein ist: ein charmanter Fremder raubt ihr kühn einen Kuss – und entfacht ein Verlangen in Alexa, das sie nie für möglich gehalten hätte. Doch als sie ihm am Abend des Balls wiederbegegnet, ist ihr Entsetzen groß: Der Fremde ist niemand anderes als Nicholas Dameron, der für seine pikanten Abenteuer mit den Damen der feinen Gesellschaft berüchtigt ist. Und er gehört noch dazu zu der Familie, die Alexa auf ewig zu verachten geschworen hat! Aber wie lange kann sie seinen dunklen, glühenden Blicken widerstehen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Liebesroman »Der Himmel über der Zimtinsel« von Bestseller-Autorin Rosemary Rogers. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 653

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Über dieses Buch:

Wenn die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen: Auf dem Debütantinnenball im Gouverneurs-Palast lernt Alexa ihren Cousin Nicholas kennen – einen Mann, nach dem sich die Frauen der besseren Gesellschaft von Ceylon vor Sehnsucht verzehren. Auch die schöne Alexa erliegt seinem Charme, muss aber erkennen, dass Nicholas nicht der Gentleman ist, den sie in ihm sah: Er versucht, ihren Stolz zu brechen und macht sie zur Sklavin seiner wilden Leidenschaften. Dennoch fühlt sich Alexa – gegen ihren Willen – zu ihm hingezogen, denn er verspricht ihr die Erfüllung ihrer geheimsten Sehnsüchte. Wird sie für immer die Gefangene ihres eigenen Verlangens bleiben?

Über die Autorin:

Rosemary Rogers kann mit Fug und Recht als Legende gefeiert werden. Wie kaum eine andere hat sie das Genre der Liebesromane geprägt. Geboren 1932 in Ceylon, schrieb sie mit acht Jahren ihre erste längere Geschichte, der schon in ihrer Teenagerzeit erste Liebesromane folgten. Mit 22 Jahren wurde sie gegen den Willen ihrer Eltern Reporterin und zog nach London. Heute lebt sie in Kalifornien. Ihre zahlreichen Bücher haben sich weltweit über 50 Millionen Mal verkauft.

Bei dotbooks veröffentlicht Rosemary Rogers folgende Romane:

Die Herrin der Begierde

Duft des Verlangens

Geliebte des Abenteurers

Die Unbesiegbare – In den Fesseln des Grafen – Erster Roman

Die Unbesiegbare – Die Gefangene der Lust – Zweiter Roman

Die Gespielin des Sultans

Spiel des Verlangens

Küsse wie Champagner

***

Neuausgabe Juni 2015

Dieses Buch erschien bereits 1985 unter dem Titel Gefangene der Liebe bei Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1982 by Rosemary Rogers, Inc.

Published by Arrangement with Rosemary Rogers

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1982 unter dem Titel Surrender to Love bei Avon Books, New York

Copyright © der deutschen Übersetzung 1985 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/BlueSkyImage

ISBN 978-3-95824-172-5

***

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Rosemary Rogers

Die Sklavin der Leidenschaft

Roman

Aus dem Amerikanischen von Albrecht Pabst

dotbooks.

Der jüngsten Frau in meiner Familie, meiner Enkelin Reina – und allen Frauen, die versuchen, sich selbst zu finden; und den Männern, die stark genug sind,

TEIL 1

1. Kapitel

Die Hitze in Colombo, der Hauptstadt der britischen Kronkolonie Ceylon, war an diesem heißen Augustnachmittag besonders drückend. Während ihr Wagen gerade über eine neugepflasterte Straße dahinholperte, öffnete Alexa Howard heimlich einen weiteren Knopf an ihrem Kleid und war froh, daß Tante Harriet offenbar eingeschlafen war und es nicht bemerkte.

Und wenn schon, Alexa wäre es egal gewesen! Es ist einfach lächerlich, dachte sie aufmüpfig, als sie spürte, wie ihr gar nicht damenhaft der Schweiß herabrann, von Frauen zu erwarten, in so einem heißen, tropischen Klima englische Sitten beizubehalten. Viel besser paßten sich die eingeborenen Singhalesenfrauen diesen Temperaturen an, indem sie sich einfach ein Stück Baumwollstoff zweimal um die Taille wickelten und an der Hüfte verknoteten, so daß es bis knapp zu den Knöcheln reichte. Natürlich, wenn Alexa allein in ihrem eigenen Zimmer zu Hause war, trug auch sie nichts anderes. Aber jetzt war sie hier in Colombo – viel zu weit und viel zu lange weg von der verhältnismäßigen Kühle des Hügellandes, und eingezwängt in ein Korsett aus Stahl und Fischbein, das ihr ins Fleisch schnitt, sowie in zahlreiche drückend heiße Unterröcke unter einem Kleid, das sie eigentlich vom Hals bis zu den Handgelenken verhüllen sollte.

Das harte Getrappel von Pferdehufen auf jeder Seite des Wagens weckte in Alexa den Wunsch, die Reise lieber auf dem Pferderücken gemacht zu haben, weil sie dann praktische Hosen statt dieses unmöglichen Kleides hätte tragen können. Sie kannte die beiden jungen Offiziere, die sich freiwillig erboten hatten, sie auf dieser Reise zu begleiten; beide wußten natürlich, daß sie ihnen im Reiten und Schießen überlegen war. Hatte sie das nicht erst vor drei Wochen bei der Bärenjagd dort auf den Horton Plains bewiesen? Wie kühl war es damals gewesen! Sie erinnerte sich noch an das Gefühl des frischen Windes in ihrem Gesicht und an die zunehmende Erregung, die während der Jagd immer anstieg – an das Gefühl der Gefahr, das einem unter die Haut ging. Warum war sie nicht als Mann auf die Welt gekommen statt ihres Bruders Frederick, der es haßte, sich schmutzig zu machen, und beim Anblick von Blut blaß wurde, der lieber Bücher las und stundenlang Klavier spielen konnte.

Und was weiß Freddy denn schon davon, wie man eine Kaffeeplantage führt? Alexa begann sich mit dem neu erworbenen Hut energisch Wind zuzufächeln. Schließlich bin ich es doch, die Papa vertritt, wenn er weg muß; ich kann die Hauptbücher führen und mit den Aufsehern in ihrer eigenen Sprache reden und – sie respektieren mich, obwohl ich eine Frau bin.

»Ich wünsch dir eine wirklich schöne Zeit, mein Kind«, hatte Mama gesagt. »Und versuch zu lächeln, statt deine Stirn zu runzeln. Es war doch so nett von dem Gouverneur und Mrs. Mackenzie, dich einzuladen, bei ihnen im Queen’s House zu wohnen – wirklich eine Ehre. Wer weiß, vielleicht triffst du sogar irgendeinen jungen Mann, der dort Dienst tut, und ...« Aber gerade in diesem Augenblick hatte Freddy nach Mama gerufen, und sie war nach einem kurzen Kuß davongelaufen.

Vielleicht auch gut, dachte Alexa jetzt. Manchmal mußte sie sich fast auf die Zunge beißen, um nicht vehement zu widersprechen, vor allem, wenn die Rede auf ›geeignete‹ Männer kam. Denn das war auch etwas, was sie ärgerte. Warum nahm man einfach an, daß es jeder Frau nur darum gehen mußte, sich irgendeinen Mann zu ›schnappen‹ und sich zu verheiraten? Und doch endete es meistens so, oder man wurde eine Gouvernante oder eine ungeliebte arme Verwandte, die sich immer im Hintergrund hielt, sich im Schatten verstecken mußte – ewig dankbar, ewig sich zurückhaltend. Alexa fächelte sich noch energischer zu.

»Ich werde es anders machen! Ich lasse mich nicht zu solchen Alternativen zwingen! Ich werde einen Ausweg finden!« Alexa erinnerte sich, diese Worte gesagt zu haben, wie heiß sie aus ihr hervorgesprudelt waren; aber sie erinnerte sich noch viel klarer an die kühle, gemessene Stimme, mit der ihre Tante sie beantwortet hatte.

»Meine liebe Alexandra, ich kann nur hoffen, daß ich dir nicht nur eine Bildung ermöglicht habe, die die meisten jungen Frauen deines Alters nicht erhalten konnten, sondern daß ich dich auch gelehrt habe, praktisch zu sein. Logisch und vernünftig im Denken, wenn du es lieber so willst. Jedenfalls bin ich sicher, daß du intelligent genug bist, um dir klarzumachen, daß es gewisse unvermeidliche Dinge im Leben gibt, die akzeptiert werden müssen, ob wir das nun wollen oder nicht, meine Liebe. Du bist als Frau geboren – und du hast keine andere Alternative.«

Was war das, dieses Unvermeidliche, eine Frau zu sein? Heiß war die Empörung in ihr aufgestiegen.

»Aber warum läßt man mir dann so viel Freiheit, wenn ich sie eines Tages doch nur wieder aufgeben soll?« Alexa weinte niemals, aber diese Worte waren ein Aufschrei der Verzweiflung. »Du weißt doch, daß Freddy keine Ahnung hat, wie man eine Plantage führt, und er kümmert sich auch gar nicht darum, es je zu lernen. Ich könnte ihm doch helfen, oder? Ich könnte ...«

»Ja, du könntest ihm zur Seite stehen, bis er sich eine Frau nimmt, die dich hassen und aus dem Hause weisen wird. Ja, aus ihrem Haus, Alexa, auch wenn du die meiste Zeit deines Lebens dort gelebt hast. Freddy wird die Plantage erben, und wenn er heiratet, dann wird es das Haus seiner Frau sein, und nicht deins.«

Das war es also, was Tante Harriet mit ›praktisch‹ und ›logisch denken‹ gemeint hatte.

»Es hat Frauen in der Geschichte gegeben, meine Liebe, die klug und weise genug waren, um über ihre Männer ganze Länder und Königreiche zu regieren. Vergiß das nicht.« So etwas Seltsames hatte Tante Harriet gesagt.

»Dort vorne ist das Haupttor, wir werden bald im Queen’s House sein!« Einer der Begleiter hatte sich von seinem Pferd gebeugt, um der jungen Frau, die er gewöhnlich ›Alex‹ nannte, lächelnd zuzuwinken. Doch als Antwort runzelte sie die Stirn. »Es wird dort kühler sein. Die Brisen von der See, Sie wissen schon. Und morgen bekomme ich dafür einen Tanz mit Ihnen, nicht wahr?« Aber als er sah, daß Alexas Augen drohend schmaler wurden, zwinkerte er ihr nur kurz zu und richtete sich dann wieder auf.

»Hat dieser junge Mann gesagt, daß wir gleich ankommen werden? Großer Gott, ich kann mir gar nicht vorstellen, daß ich trotz dieses ganzen Geratters so fest geschlafen habe! Hoffentlich wird es dort kühler sein, ich habe schon fast vergessen, wie heiß Colombo sein kann.«

Alexa fiel eine scharfzüngige Bemerkung ein, die sie aber unterdrückte. Dafür schossen Blitze aus ihren schiefergrauen Augen, die jetzt fast schwarz wirkten, doch ihre Stimme blieb sanft. »Wenn es nach mir gegangen wäre, ich hätte Mrs. Mackenzie gebeten, heute abend einen Maskenball zu geben, dann hätte ich wenigstens als Singhalesin erscheinen können, und mir wäre kühler.«

Harriet spürte, wie angespannt das junge Mädchen war, und war klug genug, nur mit den Schultern zu zucken und kurz zu sagen: »Ich bin aber doch sicher, daß das Ballkleid, mit dem Sir John dich überraschen möchte, so außergewöhnlich sein wird, daß du jeder anderen Frau im Saal den Rang ablaufen wirst. Er hat wirklich einen ausgezeichneten Geschmack!«

Bei der Erwähnung ihres Nennonkels, einem der besten Freunde ihres Vaters, verlor Alexa etwas von ihrem Groll, obwohl gerade ihm an diesem Ball zu ihrem achtzehnten Geburtstag viel gelegen war.

Immerhin hatte ihr Sir John ihr erstes Pferd geschenkt und sie reiten gelehrt. Sir John hatte ihr gezeigt, wie man schießt, selbst mit den schweren Elefantenbüchsen. Und Sir John war für sie immer noch umweht vom Pulverdampf der Schlachten, in denen er gekämpft und die er überlebt hatte.

Und nur ihrem Sir John hatte Alexa erst vor wenigen Monaten anvertraut, sie habe das Gefühl, in allen diesen Schlachten selbst mitgekämpft zu haben.

Er hatte sie nicht ausgelacht – daran erinnerte sie sich gut. »Nun ja, mein Kind, ich habe sehr lange Zeit in Indien gelebt, wie du weißt, und die Hindus dort glauben, daß die Seelen geboren und wiedergeboren werden. Immer von neuem. Und daß es Menschen gibt, die sich an ihr früheres Leben erinnern können. Vielleicht stimmt es sogar, wer weiß? Ich habe mich oft selbst darüber gewundert.«

Harriet wußte natürlich nichts von alledem. Seufzend sagte sie: »Jetzt bin ich wirklich müde. Die ganze lange Reise und dann dieser Klimawechsel. Ich freue mich so auf ein kühles Bad, das kann ich dir sagen!« Mit Erleichterung sah sie, wie Alexa ihren so ungeliebten Hut aufsetzte und dessen Bänder unter ihrem Kinn zu einer Schleife knüpfte.

»So, meine Damen, jetzt sind wir endlich da!«

Der Wagen war zum Halten gekommen, und einer der beiden jungen Offiziere war schnell genug abgestiegen, um ihnen den Wagenschlag zu öffnen; Harriet holte tief Luft und nahm erst die Schultern zurück, bevor sie seine Hand ergriff. Auch Alexa hinter ihr hatte Atem geholt und hielt ihn jetzt an, bis sie ruhig genug war, um wieder auszuatmen. Yoga. Auch das hatte sie von Sir John gelernt. Und es war schon beruhigend zu wissen, daß er da sein würde, um ihr durch diese ganze Prüfung zu helfen.

Harriet stellte erleichtert fest, daß auf Alexas Gesicht jetzt ein schwaches Lächeln zu sehen war.

Lady Mackenzie, die dem ganzen Unternehmen gegenüber eher skeptisch gewesen war und nur der Bitte ihres Mannes entsprochen hatte, Sir John Travers einen Gefallen zu tun, fühlte sich ebenfalls etwas erleichtert. Schließlich war diese junge Frau doch sehr charmant und schien auch gute Manieren zu haben – was ihr wieder einmal bewies, wie wenig man auf den Klatsch hören sollte, den neidische ältere Frauen mit Töchtern in diesem Alter verbreiteten. Nein, sie konnte an dieser jungen, durchaus feminin wirkenden Person durchaus nichts Männliches entdecken, während diese gerade einen kurzen, altmodischen Knicks machte, um sich für die Ehre zu bedanken, die man ihr hatte zukommen lassen.

2. Kapitel

Als sie endlich in ihren großen Zimmern waren und die Tür sich auch hinter dem letzten eilfertigen Dienstboten geschlossen hatte, kam Alexa wieder zur Ruhe. Ihr Gesicht schmerzte vor Anstrengung, ständig lächeln zu müssen. Gott sei Dank durften sich jetzt alle für den restlichen Nachmittag ausruhen, und sie konnte ihr enges Musselinkleid ausziehen, sowie alle fünf Unterröcke und das Korsett, an dem sie fast erstickt wäre.

»Ach, endlich! Habe ich mich diesmal standesgemäß verhalten? Diese ganze Heuchelei hätte ich keine Minute, keine Sekunde länger ausgehalten! Fast wäre ich erstickt, wenn ich ...«

Harriet war an diese Ausbrüche schon gewohnt und hob nur die Augenbraue. »Meine liebe Alexa, die Zeit, in der du deine kindischen Launen gehabt hast, ist doch wohl vorbei. Ich muß sagen, daß ich stolz auf dich war, und daß du sicher allem, was Sir John dem Gouverneur und seiner Frau über dich erzählt hat, Ehre gemacht hast. Du wirst doch diese Menschen jetzt nicht vor den Kopf stoßen, nur weil du dich gehenlassen möchtest, das will ich doch hoffen.«

Alexa stand einen Augenblick wie versteinert da. Aber dann, zu Harriets Erleichterung, gaben die schon erhobenen Schultern wieder nach und die schlanken Finger, die sich in das Kleid gekrallt hatten, lösten sich.

Keine Niederlage, warnte Harriet sich selbst. Bei Alexa, die im Sternzeichen des Löwen geboren war, würde es niemals das Zugeständnis einer Niederlage geben, höchstens das eines vorübergehenden Rückzugs. Rasch ging sie auf Alexa zu.

»Ein so wunderschönes Kleid brauchst du nicht gleich zu zerreißen, schließlich ist es aus allerfeinstem Stoff, und teuer dazu. Ich glaube nicht, daß ich jetzt eine der Dienerinnen holen muß, oder? Wenn du stillhältst, dann helfe ich dir diesmal selber aus den Kleidern. Und vergiß nicht, wenn du die Geduld verlierst, ist es genauso, als würdest du deinen Kopf verlieren oder deinen Vorteil, wenn du in irgendeinem Wettkampf stehst. Meinst du, du könntest es dir leisten, auf einer Jagd plötzlich aufzuhören zu denken und deinen Gefühlen freien Lauf zu lassen?«

»Ich – ich glaube, daß ich das noch nie so gesehen habe«, gab Alexa mit hängendem Kopf zu. »Einen kühlen Kopf behalten ... Eine Jagd – läuft es etwa darauf hinaus für mich? Aber wer ist denn die Beute, Tante Harriet? Der passende Mann, den ich mit meinen weiblichen Listen erobern soll? Oder ich selbst etwa?«

Vielleicht war es der zynische Ton oder ein Anflug von Verzweiflung in Alexas Stimme, die Harriet dazu veranlaßte, betont schroff darauf zu antworten. »Mein liebes Kind, ich hoffe, dich mit meiner Predigt nicht im Glauben gelassen zu haben, daß du hier den Wölfen ausgesetzt wirst. Du mußt nicht glauben, daß du jetzt sofort einen Mann suchen mußt, noch daß dir jetzt die letzte Möglichkeit dazu geboten wird. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, daß du dir endlich bewußt werden solltest, eine schöne und feminine junge Frau zu sein, zu der sich die Männer hingezogen fühlen, und eben nicht eine Schwester oder ein Kumpel bist, wie dich einige der jungen Offiziere dort drüben offenbar sehen.«

Und zum ersten Mal stieß Alexa nicht jedes Kleidungsstück mit den Füßen von sich und unterdrückte dabei einen derben Fluch, den Harriet immer zu überhören versucht hatte. Wie eine Statue stand sie da und ließ sich schweigend das fest geschnürte Korsett lösen.

Für einen Augenblick klang Alexas Stimme etwas bedrückt, bis sie sich aufrichtete und, mit dem Rücken immer noch zu Harriet gewandt, sagte: »Nun gut, ich nehme an, daß du diese Reise ebensowenig gern gemacht hast wie ich, Tante Harriet, vor allem da Freddy krank ist und Mama sich so aufregt und niemand da ist, der Papa bei den Büchern helfen kann und dafür sorgt, daß er genug ißt, und wahrscheinlich wurde ich eben auch verwöhnt und durfte mich austoben – und ich habe die ganze Zeit nur an mich gedacht, ohne eine Spur von Verantwortung für andere Menschen. Während alle anderen um mich herum, wie du, Tante Harriet ...«

Alexa drehte sich abrupt um, wobei sie all ihre Kleider an sich preßte. »Wir alle nehmen dich, wie du bist. Aber was ist mit dir? Warum hast du nie geheiratet? Hast du es denn nie gewollt?«

Harriet hatte Alexa gelehrt, immer aufrichtig zu sein, die Wahrheit zu sagen und die Konsequenzen auf sich zu nehmen, wie hoch der Preis dafür auch sein mochte. Aber jetzt, wie konnte sie, ohne ihr Gesicht allzusehr zu verlieren, dieser Kindfrau etwas anderes geben als eine direkte Antwort auf eine so direkte Frage?

Und mit einer seltsam schwerfälligen Stimme hörte sich Harriet sagen: »Der Mann, den ich zu lieben glaubte, verliebte sich in eine andere und heiratete sie. Und ich ... ich habe mich mit der zweiten Wahl nie zufriedengegeben. Und damit genug für heute. Auch alte Erinnerungen können weh tun, das wirst du eines Tages noch selber an dir merken.«

Als sie das Zimmer verließ, war ihr Rücken genauso unbeugsam gerade wie der von Alexa zuvor. Erst als sie in ihrem Zimmer allein war und die Vorhänge zugezogen hatte, gab sie ihren Gefühlen nach, warf sich aufs Bett und ließ den Tränen freien Lauf.

Alexa starrte immer noch auf die fest zugezogenen Vorhänge, die sie wie eine Mauer fernhielten und es ihr verboten, ihre Tante zu trösten, um ihre eigenen Schuldgefühle loszuwerden. Die Tränen, die auch sie starrköpfig zurückgehalten hatte, rannen jetzt warm über ihr Gesicht, aber Alexa versuchte nicht, sie wegzuwischen. Sie weinte eigentlich nie, und dann nur, wenn sie allein war. Tränen waren für sie eine Strafe, oder auch eine Erleichterung, und jetzt waren sie willkommen. Morgen würde sie dafür Tante Harriet glücklich und stolz auf sie machen – auch wenn sie die Anstrengung fast umbrachte! Wie die plötzlichen tropischen Gewitter, die in Ceylon so häufig waren – sie dauerten nie allzulang –, war Alexas Tränenflut bald versiegt und ließen sie mit einem Gefühl der Leere und Schwäche zurück, als könnten ihre Beine sie nicht länger tragen. Sie ließ die zusammengeknüllten Kleidungsstücke einfach fallen und streckte sich wie eine Katze, ihre Arme über dem Kopf, soweit sie reichen konnten, bis sie das leise Knacken in den Schultern hörte, das ihr immer Erleichterung verschaffte, wenn sie müde oder angespannt war. Jetzt aber war sie so entspannt, daß ihr kaum noch genügend Kraft blieb, um ihren Körper zwischen die kühlen Baumwolltücher zu legen und ihr Gesicht gegen das Kissen zu drücken, bevor sie einschlief.

Als Harriet eine oder zwei Stunden später hereinkam, schüttelte sie den Kopf, als sie auf Alexas schlafendes Gesicht hinuntersah, das noch von Tränenspuren gezeichnet war. Automatisch beugte sie sich zu ihr und zog die Decke über die nackten Schultern des Mädchens. Wie elastisch war man doch als junger Mensch! Bald würde Alexa aufwachen, lachen und bester Laune sein und eifrig wieder alles in Ordnung bringen wollen. Diese Stimmung würde dann für ein bis zwei Tage anhalten, aber wer wußte schon, was dann kam?

Das sanfte Schlagen einer entfernten Uhr erinnerte Harriet daran, daß das Abendessen, zu dem sie alle geladen waren, in etwa zwei Stunden beginnen würde, doch sie wollte Alexa nicht wecken.

Sie ließ Diener kommen. Am Kopfende der Schlafenden wurden eine Schale mit frischem Obst und eine Karaffe mit abgekochtem und gefiltertem Wasser aufgestellt. Harriet ließ noch einen zufriedenen Blick über das Ganze gleiten und beschloß dann, noch schnell ein Bad zu nehmen.

Während sie später, angetan mit einem purpurroten Seidengewand, auf jeder Seite von einem Diener begleitet, die Treppe hinunterstieg, freute sie sich auf einen Abend mit angenehmer Unterhaltung und sicher einem kleinen interessanten Klatsch, während man die Männer ihrem Portwein und ihren Zigarren überließ.

Als das leise Sprechen und Lachen von Männern und Frauen aus einem der Räume gedämpft zu ihr herüberklang, war sie noch zufriedener, Alexa schlafend zurückgelassen zu haben. Es würden vielleicht zwanzig Gäste sein, vielleicht auch mehr, und alle würden vor Neugier fast umkommen. Nun gut, und jetzt werden sie eben auf morgen warten, dachte Harriet bei sich, morgen werden wir es ihnen zeigen, Alexa und ich!

3. Kapitel

Die Glockenschläge einer Uhr ließen Alexa plötzlich hochschrecken. Zwölf. Auch ohne mitzuzählen, wußte sie irgendwie, wie spät es war. Plötzlich war sie hellwach, ihr war heiß und sie hatte Durst. Auch die junge Dienerin, die neben ihr gesessen hatte, schreckte hoch. Obwohl Alexa sich sonst der Eingeborenensprache bediente und sich durchaus nicht herrschsüchtig gab, konnte sie ihre Wünsche doch sehr unmißverständlich zum Ausdruck bringen.

»Ich habe Durst. Ich hätte gerne ein wenig Wein. Kein Obst, ich bin nicht hungrig. Und dann möchte ich ein Bad.«

»Ein ... ein Bad, jetzt, Missy? Mit heißem Wasser, das wir nach oben bringen sollen?« Selbst in dem schwachen Licht der beiden Kerzen konnte Alexa erkennen, wie entsetzt das junge Mädchen war.

»Nein, auf keinen Fall heißes Wasser. Kann man hier denn nirgends baden? Wo geht denn ihr zum Baden hin? Im Hügelland ...«

Für die Singhalesen war es nur natürlich, mindestens einmal jeden Tag zu baden, manchmal auch mehrmals, wenn es besonders heiß war. An einer Quelle, in einem Fluß oder unter einem Wasserfall. Alexa sah fragend zu der hübschen jungen Frau hin, die etwa in ihrem Alter sein mußte, und wiederholte ihre Frage auf Singhalesisch.

Jetzt hatte das Mädchen sie verstanden und schüttelte ihren Kopf, als sie zu erklären versuchte: »Doch nicht hier, Missy. Hier gibt es nur diese Badewannen und den Teich des Gouverneurs. Aber in dem Teich ist Wasser aus dem Meer, kein Süßwasser. Und der jetzige Gouverneur und seine Frau benutzen den Teich überhaupt nicht.«

Alexa warf das Bettuch zur Seite und schwang ihre Beine aus dem Bett, dann streckte sie sich und tat so, als würde sie nicht das Erstaunen auf dem Gesicht des jungen Mädchens bemerken, das sicher noch nie eine ›englische Missy‹ nackt gesehen hatte. »Das klingt sehr einladend, jedenfalls für mich«, sagte sie erfreut. »Und während ich ein bißchen Wein trinke, mußt du mir alles über diesen Teich erzählen. Ist er ganz abgeschlossen? Ist er sehr nah beim Haus? Und wie lange brauchen wir bis dorthin?«

Menika begriff, worum es ging, auch wenn ihr manches an den Weißen unverständlich blieb. Sie wußte nur allzugut, warum ihre Haut viel heller war als diejenige ihrer Mutter, und warum ihre Augen braun waren und nicht schwarz. Sie wußte auch, warum ihr Vater offenbar tot war. Manchmal fragte sie sich, welcher Gouverneur denn nun ihr Vater war, aber dann verwarf sie den Gedanken wieder. Sie hatte das Leben schon seit langem verstanden und gelernt, Gutes und Böses entgegenzunehmen. In ihrem Herzen war sie Buddhistin, obwohl sie wie ihre Mutter und alle übrigen Dienstboten so tun mußte, als habe sie den christlichen Glauben angenommen, um ihre Stellung nicht zu verlieren.

Wenn sie die Gäste des Gouverneurs bediente, führte Menika lediglich deren Anweisungen aus und beantwortete deren Fragen so kurz wie möglich, aber noch nie war sie einem Gast begegnet, der ihre eigene Sprache sprach, oder der sich nicht schämte, nackt vor einer Dienerin zu stehen, Wein zu trinken und zu fragen, was es über den Teich des Gouverneurs zu erzählen gab.

»Oh, hast du das für mich ausgepackt? Ich danke dir! Ich muß etwas Kühles finden zum Anziehen ...« Aus einer ihrer nach Sandelholz duftenden Schubladen nahm Alexa ihre bequemste Kleidung – das schmale Brusttuch und den Hüftumhang der singhalesischen Bauersfrauen.

Alexa ging zu den geöffneten Fenstern und blickte hinaus, dann fragte sie über die Schulter zurück: »Ist heute die Nacht des Vollmonds?«

»Es ist die Nacht nach dem Poya, wie die Buddhisten die Nacht des Vollmonds nennen.«

»Meine Amme ist Buddhistin, und ich bin einige Male mit ihr am Poya-Tag zum Tempel gegangen«, erzählte Alexa lächelnd. »In unserem Tempel wird eine Kobra gehalten, die ausgerechnet Milch mag!« Und dann sagte sie, ganz unerwartet für Menika: »Aber ein voller Mond in einer so hellen Nacht wie heute bedeutet natürlich, daß wir unseren Weg zu diesem Badeteich ganz einfach finden werden, meinst du nicht auch?« Und fügte geduldig hinzu, als sie den Ausdruck des Entsetzens auf Menikas bis dahin ausdruckslosem Gesicht bemerkte: »Der Teich des Gouverneurs, von dem du mir erzählt hast.«

»Die Missy macht sicher einen Scherz?«

»Einen Scherz? Auf keinen Fall! Ich möchte jetzt in dem Mondlicht schwimmen, ohne etwas anzuhaben, wie eine Heidin! Und ich kann schwimmen – wirklich sehr gut –, du brauchst also keine Angst zu haben, daß ich ertrinke und man dir die Schuld dafür gibt. Und dann ...« Alexa seufzte, »meinst du nicht, es wäre besser, solange wir unter uns sind, daß du aufhörst, mich Missy zu nennen und statt dessen Alex oder Alexa zu mir sagst? Jedenfalls habe ich beschlossen, mit oder ohne deine Hilfe dort hinzugehen. Aber ich verspreche dir, daß ich sehr vorsichtig sein werde, damit du nicht in Schwierigkeiten kommst.«

»Sie sollten mich nicht um so etwas bitten. Wenn die andere Lady aufwacht, wird sie sehr wütend sein und mir die Schuld geben! Und es ist auch nicht ganz ungefährlich, dort allein zu schwimmen. Colombo ist voll von Dieben und bösen Männern, die vielleicht denken, wenn sie sehen, daß Sie nicht wie eine englische Lady angezogen sind ...«

»Aber wir werden uns doch nicht von einem Bösewicht im Garten von Queen’s House einen Schrecken einjagen lassen? Ich erinnere mich, überall uniformierte Wächter gesehen zu haben, als wir gestern ankamen.« Alexas Stimme hatte schmeichelnd geklungen, jetzt begann sie Menika zu necken. »Ach, gib doch einmal nach, Menika. Bist du denn nie in Versuchung gewesen, etwas Verbotenes zu tun? Hast du denn keinen besonderen Freund, den du heimlich triffst? Ich bin sicher, daß du weißt, wie wir es vermeiden können, den Wächtern zu begegnen, die jetzt entweder alle schlafen oder Karten spielen. Und ich werde barfuß gehen und ganz leise sein, das verspreche ich dir. Schau, ich nehme sogar meine kleine Pistole mit, sollten wir einer Schlange begegnen – jeder Art! Und ich kann sie auch benutzen. Ich treffe immer.«

Menika blieb eigentlich keine Wahl. Alleine konnte sie diese ungewöhnliche junge Engländerin nicht gehen lassen, denn wenn ihr etwas zustoßen würde, dann würde man Menika die ganze Schuld geben.

Menika war zwar noch unschlüssig, aber Alexa spürte schon, daß sie gewonnen hatte und lächelte ihr zu, während ihre Finger ungeduldig durch die dichten Haare der Dienerin glitten, und sagte: »Komm, laß uns schnell gehen. Ich verspreche dir auch, daß es nicht lange dauern wird. Und was meine Tante betrifft, ich weiß, daß sie bis morgen früh fest schlafen wird. Wahrscheinlich hat sie wieder ein Kopfwehpulver genommen, wie immer, wenn sie müde ist und durchschlafen will.«

Menika gab nach und neigte den Kopf. »Wenn Sie es wirklich wollen, dann ist es wohl besser, ich führe Sie auf dem einfachsten und sichersten Weg dorthin. Es gibt eine Hintertreppe, die nur für Diener ist und sie ist sehr schmal – Sie müssen aufpassen. Und es gibt einen geheimen Weg. Ich bin ihn selber nie gegangen, aber meine Mutter, die viele Jahre lang dort gearbeitet hat, hat ihn mir einmal gezeigt. An diesem Weg sind keine Wächter, auch nicht am Badeteich. Das hat ein früherer Gouverneur so angeordnet ...« Menika benutzte ihre Muttersprache und fühlte sich dabei viel wohler. Jetzt sagte sie rasch: »Aber bitte, von jetzt an müssen wir sehr leise sein. Die Wächter sind ganz in der Nähe.«

Während sie auf bloßen Füßen rasch durch das taufrische Gras lief, hätte Alexa am liebsten laut herausgelacht. Nun zwängten sie sich zwischen hohen Hecken hindurch und folgten einem Pfad, der fast ganz mit Gras bewachsen war, so daß man ihn kaum noch erkennen konnte.

Nach einer Weile zeigte Menika plötzlich nach vorn. »Dort ist es. Der Teich ist nicht künstlich, sondern er stammt vom Meer, das Wasser kommt hier durch eine schmale Öffnung, und man kann sehr geschützt darin baden. An dieser Stelle hier gehen sogar Steinstufen in den Teich. Aber er ist sehr tief, hat man mir gesagt.«

»Wie schön! Und ganz genau unter dem Mond! Willst du nicht auch hereinkommen? Ich kann dir zeigen, wie man auf dem Wasser schwimmt, wenn du Vertrauen zu mir hast.«

»Nein ... nein!« Menika machte einen erschrockenen Schritt zurück. »Schwimmen kann ich nicht, und vor dem Wasser habe ich Angst. Bitte, könnten wir nicht doch wieder zum Haus zurückkehren? Das Wasser sieht so schwarz aus, wo der Mond es nicht berührt, und es bewegt sich, als würde es atmen.«

»Also, ich gehe hinein. Wahrscheinlich ist dies sowieso die letzte Gelegenheit für mich, im Freien zu schwimmen, unter dem Himmel, ohne all die vielen Kleider, die ich von jetzt ab offenbar tragen soll. Oh, wie ich die Kleider hasse, und alles, was man mit ihnen sein soll! Unterdrückung – Heuchelei – Schwindel!« Alexa sprach fast zu sich selbst, während sie das schmale Brusttuch fallen ließ und den leichten Knoten löste, der ihren improvisierten Rock über ihren Hüften zusammenhielt. So stand sie jetzt im Mondschein da wie eine nackte griechische, aus Marmor gemeißelte Göttin. Dann sagte sie nachlässig: »Bist du sicher, daß es tief ist?« und sprang, ohne auf eine Antwort zu warten, mit einem Kopfsprung hinein.

»Oh! Einfach wunderbar! Und so schön warm dazu. Komm doch auch, Menika. Wag es doch ein einziges Mal! Ich kann schwimmen, und ich verspreche dir, mich um dich zu kümmern.« Aber das Mädchen schüttelte nur den Kopf und trat zurück, wobei sie aufgeregt hinter sich blickte.

»Bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht, will ich hier auf Sie warten und aufpassen.« Alexa mochte noch so sehr bitten, sie blieb dabei: »Ich werde hier auf Sie warten und Sie zurückführen, wenn Sie fertig sind.«

Als sie schließlich sah, wie Alexa hin und her schwamm, manchmal untertauchte wie ein Fisch und dann wieder hochkam, um ihre langen, seltsam gefärbten Haare nach hinten zu schütteln, beschloß Menika, sich in den Schatten der Bäume zurückzuziehen und ein wenig auszuruhen. Immerhin war sie seit fünf Uhr am Morgen auf den Beinen gewesen und war nun wirklich müde.

Die arme Kleine, dachte Alexa. Vielleicht sollte sie ihr eigensüchtiges Vergnügen um Menikas willen doch abkürzen. Aber dann, als sie draußen ein Schiff vor Anker liegen sah, weit außerhalb des Riffs, beschloß sie, das wunderbare Gefühl der Freiheit auszukosten, das jetzt in ihren Adern pulste. Noch nie hatte sie so etwas Verwegenes getan. In einer Mondnacht völlig nackt im privaten Teich des Gouverneurs zu schwimmen. Und wenn auch der Gouverneur auf diese Idee kommen sollte? Sie mußte an sich halten, um nicht laut herauszulachen. Sicher nicht der sehr ehrenwerte James Alexander Stewart Mackenzie, dieser sicher nicht!

4. Kapitel

Wie sanft war das Meer heute nacht, kaum eine Welle durchbrach seine glatte, wiegende Oberfläche; und wie hell schien der Mond, der sich hier unten in Millionen winziger Silberscherben zersplitterte, die auf der leichten Dünung tanzten. Eine zauberhafte, verzauberte Nacht, in der der Mond wie eine schöne Fee jeden geheimnisvollen und verborgenen Wunsch für kurze, kostbare Stunden verwirklichen konnte. Alexa wußte, daß sich Harriet darüber ärgern und ihr sagen würde, sie solle rational denken. Lernen, praktischer zu sein. Aber wie haßte sie dieses Wort! Ach, diese Nacht galt nur der Fantasie ... war nur eine Fantasie.

Magisch angezogen vom strahlenden Licht dieses Mondes kam es ihr vor, als könne sie ganz darin verschwinden und unsichtbar werden. Feenmärchen kamen ihr in den Sinn, aus vergangenen Kindheitstagen, die ihre Mutter ihr und ihrem Bruder vorgelesen hatte. Sie träumte von Prinzen und Prinzessinnen mit langem goldenem Haar, das über die Burgmauern herabfiel, von feuerspeienden Drachen, von heidnischen Opferriten, von Andromeda, die auf ihren Perseus wartete. Alles war verzaubert.. .

Während sie so träumend auf dem Wasser lag, spürte Alexa plötzlich eine andere, fast erregte Bewegung des Wassers neben sich. Eine plötzliche Welle, der es gelungen war, ihren Weg durch die schmale Öffnung hindurch in diese winzige Bucht zu finden? Oder war etwas ins Wasser gefallen? Nein, sie hatte wohl nur geträumt. Was hatte sie denn erwartet, etwa ein Seeungeheuer? Da war doch nichts und niemand als nur die arme schlafende Menika und sie selbst. Ärgerlich über sich, schloß Alexa für einen Augenblick die Augen vor der silbernen Helligkeit, deren Widerschein überall zu ihr herglänzte, und begann, sich im Wasser aufzurichten, während sie die störenden, nassen und auf der Haut klebenden Haarsträhnen von den Augen schob. Genug der Fantasie!

Und dann, kaum hatte sie dies gedacht, blieb Alexa fast das Herz stehen, als sie etwas berührte. Tang etwa? Dann spürte sie das höchst befremdende Gefühl, daß etwas unter Wasser an ihrer Haut entlangstrich, von ihren Waden bis zu ihren Schenkeln hinauf. Doch nicht etwa ein Hai? Nein, nur irgendein großer Fisch, der irgendwie seinen Weg durch die schmale Öffnung hier hereingefunden haben mußte, oder doch nicht? Plötzlich ohne Kraft, sich noch zu bewegen, fühlte sich Alexa unter Wasser sinken, um sofort keuchend wieder hochzukommen. Hilflos und ohne es für möglich halten zu können, spürte sie, wie sie im Wasser nach hinten bewegt wurde, bis ihr Rücken schmerzhaft an eine rauhe Felsenstelle stieß, offenbar die steinernen Stufen, die hier in den Fels gehauen worden waren. Immer noch war sie völlig unfähig, zu sprechen, vor allem nachdem sie versehentlich eine große Menge Salzwasser geschluckt hatte; noch konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, bis sie eine eindeutig menschliche Stimme hörte, die nach einer kaum unterdrückten Belustigung klang.

»Soso! Da habe ich mir wohl eine Seejungfrau geholt! Oder eine Seehexe? Eine Tochter vom alten Neptun etwa?« Es war auch, wie Alexa zu spät, aber um so eindeutiger bemerkte, ein Paar menschliche Hände, die sie fest und eigentlich viel zu intim in diesem Augenblick um die Taille hielten. Und wenn sie nicht höchst undamenhaft keuchen und prusten würde, dann hätte sie jetzt mit Sicherheit ein derbes Schimpfwort aus der Kasernensprache gebraucht, das sie von dem einen oder anderen der jungen Offiziere gehört hatte. Verdammt noch mal, dachte sie; warum muß mir nur mein verdammtes Haar immer so beschissen vor den Augen kleben? Wie oft hatte sie sich danach gesehnt, es abschneiden zu dürfen! Energisch warf sie den Kopf zurück – und sah sich einem Gesicht gegenüber, das viel zu nah vor ihrem war – ein Gesicht, das sie kaum erkennen konnte, weil es den Mond im Rücken hatte.

Bis zu dieser Nacht war Alexa bestimmt nicht abergläubisch gewesen, aber jetzt erinnerte sie sich plötzlich an frühere Fantasien. Ein Mann – und sie wußte instinktiv, daß er genauso nackt war wie sie selbst –, der aus dem Meer emporgestiegen war – so schien es jedenfalls. Hatte sie durch irgendeinen Zufall etwa einen bösen Geist aus dem Untergrund beschworen? Poseidon? Nein, Luzifer selbst, es war kein Märchenprinz! Sie konnte ihn nur als Umriß gegen den mondhellen Himmel und das Wasser erkennen ... den archetypischen Mann, so heidnisch und so primitiv wie die Nacht selbst. Alexa war wie gebannt; und nie zuvor war ihr die Bedeutung dieses Wortes so bewußt geworden. Es war ihr, als habe sie sich dem Mond zum Opfer angeboten, als sie vorhin auf ihrem Rücken schwamm, und als sei es nun angenommen worden und sie sei verloren. Selbst ihre Stimme konnte sie nicht wiederfinden, während sie in das Dunkel eines Gesichts starrte, das sie nicht erkennen konnte.

»Ich hab’ mich nie gefragt, ob Seejungfrauen sprechen können oder nicht ... Vielleicht ganz gut, daß sie es nicht tun. Seid ihr deshalb so verführerisch?«

Die Stimme des Mannes klang rauh, weil er Zeit gehabt hatte, sich ihr Gesicht im Mondschein genau anzusehen, und weil er nicht einmal sich selbst gegenüber die Gefühle zugeben wollte, die in ihm entstanden. Das Gesicht war einfach anders, es könnte wirklich zu einem mythischen Wesen gehören, einer Seejungfrau etwa oder einer Sirene. Nasses Haar sieht immer dunkel aus, aber dieses Haar schien im Licht aufzuschimmern, wo immer die Strahlen des Mondes es beschienen. Ausdrucksvolle schwarze Brauen hoben sich gegen das blasse Oval ihres Gesichtes ab, und erst ihre Augen! Der Mond spiegelte sich in ihnen, aber waren sie schwarz? Dunkelgrau? Er spürte instinktiv, daß es Augen waren, in denen niemand, selbst bei Tageslicht, lesen konnte.

Zweimal hatte er sie angesprochen, und sie hatte nicht geantwortet – sie starrte ihn nur weiter an mit diesen seltsamen dunklen und silbrigen Hexenaugen. Ob sie kein Englisch verstand? Vielleicht war sie eine hübsche eurasische Mätresse des Gouverneurs oder von einem der englischen Offiziere? Jedenfalls war es ihm nicht in den Sinn gekommen, dieses arme Mädchen so zu erschrecken, als er beschlossen hatte, heute nacht hier zu schwimmen. Aber er hatte sie gesehen und kaum seinen Augen getraut. Eine nackte heidnische Gottheit unter dem Mond.

Fast unbewußt war sein Blick auf ihre halbgeöffneten Lippen gefallen, und er bemerkte, wie schön sie geformt waren. Verführerische Lippen. Ohne nachzudenken, küßte er sie aus einer plötzlichen Eingebung heraus, wobei seine Hände von ihrer Taille zu ihren Schultern glitten, um ihren Körper näher zu seinem zu bringen. Er wollte ihre Lippen schmecken, ihren Mund, den Druck ihrer hohen, spitzen Brüste gegen seinen Körper spüren, während sie sich auf und ab wiegten wie das Meer. Er wollte noch viel mehr als das, das sagten ihm seine Lenden; aber es gefiel ihm nicht, jetzt an Vergewaltigung zu denken, er genoß statt dessen das Verführen und das langsame Entstehen eines Begehrens, das dann auch beiderseitig sein sollte – die lange, träge Lust der Liebe.

Seine gefangene Meerjungfrau hatte, wie er schon entdeckt hatte, zwei lange schlanke Beine statt eines Schwanzes. Und er küßte sie zuerst sanft, genoß den salzigen Geschmack, der von ihr ausging, das schwache, erwidernde Zittern, das er unter seinem suchenden Mund spürte und dann unter seinen Händen. Er fühlte, daß sie wie ein scheues, nur halbgezähmtes Tier war, das in Panik geraten forteilen oder sich verzweifelt freikämpfen würde, wenn er jetzt zu schnell war. Aber, bei Gott, sie hatte den süßesten, verführerischsten vollkommenen Körper, den er sich vorstellen konnte; und als ihr Mund ihm schließlich nachgab und ihr Kopf auf seinen Armen nach hinten fiel, konnte er sich nur noch mit Mühe beherrschen.

Alexa war noch in einem Trancezustand. Ein traumartiges Gefühl der Unwirklichkeit hatte sich ihrer bemächtigt, während sie sich im tiefsten Herzen fragte, ob es ihr Schicksal sei, für immer in dem silberglitzernden Zauber des Mondes gefangen zu bleiben, während seltsame Empfindungen, die sie nie zuvor verspürt hatte, ihr den Rücken hinauf und hinunter liefen, bevor sie sich in ihrem ganzen Körper verteilten; auf unerklärliche Weise wurde sie immer schwächer. Sie war nie von einem Mann geküßt worden, hatte sich das auch nie gewünscht, und doch geschah es nun, und sie genoß es! Selbst jetzt, während sie seine Hände fühlte, die ihren Körper liebkosten, sie überall berührten, wie um sie zu entdecken, als würde die leiseste Berührung der Finger auf ihrer Haut auch ihre Sinne erwecken – und Gefühle entstehen ließ, von denen sie bisher nichts geahnt hatte, die sie atemlos werden ließen und unfähig, noch länger wahrzunehmen, was um sie herum geschah.

Sie hörte ihn etwas in ihr Ohr flüstern, als seine Lippen ihren Mund verließen und sich auf einen Weg brennender Küsse dorthin begaben: »Ich will dich haben, Seehexe. Silbermondfrau. Aber das weißt du doch, oder nicht?«

Er wollte sie ›haben‹? Was meinte er nur damit? Wollte er sie etwa in die Tiefen des Meeres entführen oder von wo er sonst gekommen sein mochte? Wer war er überhaupt, was war er? Und was war es, was sie auch wissen sollte? Mit einer plötzlichen übermenschlichen Anstrengung riß sie sich los und tauchte in das Wasser zurück, schwamm mit kräftigen Zügen davon und versuchte gleichzeitig ihre Gedanken wieder zu sammeln. Mondfrau hatte er sie genannt. Mondverrückt, mondsüchtig, das hätte wohl besser gepaßt ...

Als sie wieder hochkam, um Luft zu holen, und sich das nasse Haar aus dem Gesicht geschleudert hatte, sah sich Alexa wieder ihm gegenüber. Ohne es zu wissen, kokettierte sie mit ihm – von der unschuldigen Verspieltheit eines Mondkindes aus hatte sie jetzt begonnen, ihn absichtsvoll zu necken. Die zynische Ader dieses Mannes sagte ihm, daß sie ein berechnendes Spiel mit ihm trieb. Aber die Tatsache blieb, daß sie hier war wie eine Fantasiefigur, die zu Fleisch und Blut geworden war – eine nackte Nymphe, deren Schultern wie Silber im Licht des sinkenden Mondes glitzerten –, und er war der sterbliche Mann, der hier rein zufällig auf sie gestoßen war, überwältigt von dem Begehren nach ihr, wie sie wahrscheinlich nur allzugut wußte!

Alexa konnte immer noch nicht genau erkennen, wie dieser Mann aussah, nur soviel, daß er eine dunkle Hautfarbe hatte. Man hatte sie ja schon so viel gelehrt vom Umgang mit anderen, und sie hatte schon so viel darüber gelesen, aber niemand hatte sie darauf vorbereitet, wie sie mit einem fremden Mann in einer Mondnacht ganz allein umzugehen habe, der noch dazu wie sie selbst kein einziges Kleidungsstück am Leibe trug.

Alexa mußte plötzlich laut herauslachen. Wegen ihrer angespannten Nerven vielleicht ebenso wie wegen der mißlichen Situation, in der sie sich befand. Er aber lachte nicht. Und als er jetzt antwortete, klang seine Stimme eher, als knirsche er mit den Zähnen:

»Finden Sie das etwa zum Lachen?«

»Ich bin aufgeregt! Ich lache immer, wenn ich aufgeregt bin. Und das alles scheint doch überhaupt nicht wirklich zu sein ...«

Sie spürte plötzlich, wie sich sein Körper anspannte – zum Angriff? Und sie brach mitten im Satz ab, um in panischer Angst wieder zu den Steinstufen zu schwimmen. Aber wie sie schon befürchtet hatte, war er bereits vor ihr dort, um ihr den Weg zur Sicherheit zu versperren. Lächerlich! Sie, Alexa Howard, war noch nie so feige gewesen, um vor einer Gefahr davonzulaufen, und natürlich hatte sie auch jetzt keine Angst! Und doch, als sie spürte, wie er seinen Arm um sie legte, konnte sie nicht das plötzliche Zittern verhindern, das ihr unter die Haut lief.

Als würden sie einfach eine höfliche Unterhaltung miteinander führen, sagte er beiläufig, seinen Kopf zu ihr hingeneigt: »Was ist, Nixe? Woran hast du auf einmal gedacht? Hast du überhaupt gedacht oder – berechnet?«

»Berechnet? Was soll das denn heißen?« Ärgerlich versuchte Alexa seinen Arm abzuschütteln, als sie hinzufügte: »Es ist wirklich völlig egal, mir geht es nur darum, daß Sie in meinen Privatbereich eingedrungen sind und jetzt ...«

»Wirklich?« Bei seiner schleppenden Art zu sprechen, sträubten sich ihr unwillkürlich die Nackenhaare, während er sarkastisch fortfuhr: »Aber Sie müssen doch verstehen, daß ich selbst mit einem privaten Bereich gerechnet habe, als ich herkam heute nacht, und ich weiß zufällig, daß Sie nicht die Gattin des Gouverneurs sind, noch die Gattin des stellvertretenden Gouverneurs. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß Sie überhaupt die Gattin irgendeines der sehr ehrenwerten britischen Gentlemen sind, die ich hier getroffen habe ... So kühn zu sein, im hellen Mondschein zum Schwimmen herzukommen, ohne etwas am Körper zu haben! Ich muß mich wirklich wundern über dich, du süße Seenixe ...«

»Oh!« Alexa spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, und war froh, daß er es nicht merken konnte. Es war einfach unerträglich und absolut nicht eines Gentleman würdig, so etwas überhaupt zu erwähnen. Sie saß ohnehin schon eine Stufe unterhalb von ihm und rutschte jetzt noch tiefer ins Wasser, bis ihre Schultern wohltuend davon bedeckt waren; aber als sie hörte, wie er sich leise lachend über ihre Strategie lustig machte, hätte sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Sie nahm sich aber mit Mühe zusammen und sagte scharf: »Da ich immerhin ein Gast im Queen’s House bin, muß ich davon ausgehen, daß Sie hier eingedrungen sind. Und wenn Sie auch nur eine Spur von Höflichkeit im Leibe hätten, dann würden Sie mich jetzt sofort allein lassen! Wirklich, ich kann mir nicht einmal vorstellen, daß Sie überhaupt Engländer sind! Wo kommen Sie eigentlich her? Ich bin sicher, daß Sie kein Recht haben, hier zu sein, und es wäre wirklich klug von Ihnen, zu gehen, bevor ...«

Das kurze Lachen, mit dem er ihre halbe Drohung quittierte, gefiel ihr überhaupt nicht.

»Bevor ... Was? Wollen Sie etwa die Wächter rufen und ihnen zeigen, wie Sie hier aussehen? Ein Gast im Queen’s House? Ich hatte Sie für eine Mätresse von einem dieser Offiziere gehalten, sicher nicht von Seiner Exzellenz dem Gouverneur selbst, weil ihm seine Frau das verbieten würde; aber Sie gehören wahrscheinlich zu einem der älteren Offiziere, sonst wären Sie sicher nicht alleine hier draußen, habe ich recht?«

»Sie sind ein ganz gemeiner Schuft!« brach es aus Alexa heraus.

»Ein Sittenstrolch, meinen Sie das? Nun gut, Sie halten mich nicht für einen Gentleman, sondern für einen Wüstling, meine kleine Nixe, aber Sie sind eben auch keine Lady! Ich finde, Sie sind kokett und heuchlerisch.«

»Das ist eine Lüge!« brauste Alexa auf.

»Wirklich? Warum beweist du es dann nicht, kleine Lügnerin? Oder suchst du die Sicherheit hinter den Mauern der Konvention und der Todsünde?« Seine Stimme, die zunächst trügerisch sanft geklungen hatte, wurde plötzlich fauchend wie die eines Tieres, und sie erschrak. Aber bevor sie noch weiterdenken konnte, umfingen sie wieder seine Arme; und er begann sie zu küssen, während er sie hilflos gefangenhielt. Nur waren seine Küsse diesmal nicht mehr so sanft, da er ihre halbartikulierten Proteste mit seinem harten Mund erstickte. Sie waren wild und fordernd, diese Küsse; und als sie sich wütend freizukämpfen versuchte, mußte sie entdecken, daß er viel stärker als sie war – und dann, was noch viel schrecklicher war, daß ihr Körper auf unerklärliche Weise in Wirklichkeit gar nicht entkommen wollte.

Er berührte sie überall, auch wenn sie noch so sehr zappelte und sich wand, um freizukommen. Und ihre ganze bisherige Erziehung hatte Alexa nicht darauf vorbereitet, wie sie mit dem heftigen und fast überwältigenden Aufruhr von Emotionen und Empfindungen fertig werden sollte, die durch jede Ader ihres Körpers strömten und alle vernünftigen, alle praktischen Befehle ihres Verstandes zwecklos werden ließen. Sie hörte sich stöhnen und spürte die Schauer, die ihren ganzen Körper schüttelten, während ein winziger Teil ihres Denkens, der seltsamerweise davon unberührt geblieben war, wirklich Gefallen fand an all den neuen Empfindungen, die plötzlich mit der Kraft eines Vulkans in ihr hervorbrachen. Was geschah da mit ihr? Was sollte das Ganze bedeuten? Wie konnte sie es nur zulassen, daß die Sinne sich über Kopf und Verstand hinwegsetzten, bis ihr Denken nur noch zu einem unbestimmten Nadelstich geworden war?

Alexa war so sehr ihren Gefühlen hingegeben, daß sie kaum bemerkte, wie sie beide langsam das Wasser verlassen hatten, die Steinstufen hinaufgeklettert waren und jetzt auf dem taunassen Gras standen.

Fast unbewußt nagten Alexas kleine weiße Zähne an ihrer Unterlippe, und ihre Augen wurden zu gefährlich schmalen Schlitzen – ein Zeichen, das Tante Harriet stets besonders vorsichtig werden ließ, und das ihn jetzt intuitiv spüren ließ, daß sie dieses Spiel nicht länger fortsetzen würde.

Ach, verdammt! dachte er ärgerlich, wäre er doch nur vorsichtiger mit ihr gewesen. Dabei hätte er sich am liebsten wie ein Wilder auf sie gestürzt, sie ohne zu denken in die Arme genommen, sie sich gefügig gemacht, sie geküßt, bis sie geschwiegen hätte, und diesen wunderschönen Körper gestreichelt, der wie polierter Marmor in dem Mondlicht glänzte. Sie wild gemacht, so wild wie er selbst war, obwohl er instinktiv spürte, daß es jetzt zu spät dafür war. Verdammt!

»Ich muß jetzt gehen, bevor man mich vermißt ...«, sagte Alexa. Wo war nur Menika? Hatte sie sich nicht gerade hier schlafen gelegt, unter der großen Hecke? Wo war sie nur hingegangen? Hatte sie alles mit angesehen?

»Soll ich Sie nicht lieber begleiten? So eine junge schöne Frau kann doch nie sicher sein, ob ihr in einer solchen Nacht nicht irgendein Ungeheuer über den Weg läuft!«

»Danke für das Angebot; aber ich habe eine Pistole bei mir«, sagte Alexa kühl. »Und jeder, der mich kennt, weiß, daß ich ausgezeichnet schießen kann.«

Sie wünschte sich jetzt, er würde sie nicht so genau betrachten, während sie versuchte, das Brusttuch um ihre Taille zu knoten und gleichzeitig in einer Hand die Pistole hielt, die sie hastig aus ihrem zusammengelegten Schal genommen hatte.

»Sind Sie sicher, daß Sie keine Hilfe brauchen oder einen Begleiter? Natürlich nur, wenn da kein eifersüchtiger Ehemann oder Liebhaber ist, der auf Sie wartet ...?«

»Jetzt aber genug!« sagte Alexa wütend und richtete die Pistole auf ihn, fest entschlossen, sofort abzudrücken. »Was ich tue und wohin ich gehe, geht Sie nichts an; und da Sie hier eindeutig der Eindringling sind, gehen Sie gefälligst dorthin, wo Sie hergekommen sind!«

Mit schleppender, fast gleichgültiger Stimme sagte er: »Das werde ich sowieso tun, nachdem Sie ja so gut auf sich selbst aufpassen können. Gute Nacht, süße Mondhexe. Oder soll ich guten Morgen sagen? Sie sollten sich wirklich beeilen, bevor man Leute ausschickt, um sie zu suchen.«

Sie hätte es geradezu genossen, jetzt auf ihn abzudrücken, wenn er sie auch nur im geringsten provoziert hätte. »Ach, hauen Sie doch ab! Ich hoffe, Sie ertrinken!«

»Sie sind wirklich ein verdammtes kleines Aas. Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin ein guter Schwimmer, und mein Schiff ist näher, als es aussieht. Adiós!«

Jetzt hätte sie schießen mögen, aber er war rasch verschwunden, sie hörte noch, wie er mit einem Sprung ins Wasser glitt. Ohne zu wollen, sah sie ihm nach. Doch er blieb unsichtbar, und sie fragte sich schon, ob er an einer seichten Stelle hineingesprungen wäre und jetzt vielleicht unterging ...?

Dann aber hörte sie einen leisen Pfiff und sah ihn, schon weit draußen, wie er ihr kurz mit einem Arm zuwinkte und dann zu dem entfernt liegenden Schiff weiterschwamm, das sie schon vorher bemerkt hatte.

Also nichts anderes als ein einfacher Seemann, mit einer anderen Frau in jedem Hafen, ohne jeden Zweifel! Und Gott sei Dank werde ich ihn nie wiedersehen, dachte Alexa schuldbewußt, ohne sich an ihre eigene Schwachheit erinnern zu wollen. Schließlich war es ja auch ihre Schuld, sich diesen ganzen Fantasiegebilden hingegeben zu haben, da wurde man eben leicht ein Opfer seiner Träume. Praktisch denken – wie recht hast du doch, Tante Harriet.

Trotz all ihrer Gewissensbisse sah sich Alexa unwillkürlich doch noch einmal um – nicht mehr als mit einem kurzen Blick über die Schulter. Der Mond stand schon niedrig und färbte sich langsam golden. Auf dem Meer konnte sie nichts mehr erkennen.

Als sei sie ein Geist, erschien Menika plötzlich aus dem Nichts, als Alexa sich gerade wieder umwandte.

»Ich habe hier auf die Missy gewartet, wo das Mondlicht mir nicht in die Augen sticht. Bitte, wir müssen jetzt unbedingt schnell machen!«

Es wird jetzt klüger und sicherer sein, keine Fragen zu stellen, dachte Alexa, als sie schweigend dem Mädchen folgte. Auch nicht an sich selbst.

5. Kapitel

Schweigend, jede mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, erreichten die beiden jungen Frauen, die einander bis auf ihr etwa gleiches Alter so unähnlich waren, die Sicherheit von Alexas Zimmer, ohne entdeckt worden zu sein.

Alexa hatte sich schon ganz fest vorgenommen, daß überhaupt nichts passiert war. Sie hatte die ganze Nacht durchgeschlafen, während Menika bei ihr wachte, und wenn sie bisweilen geträumt hatte ... nun, Träume waren ja nur der Ausdruck einer etwas überhitzten Vorstellungskraft und bedeuteten überhaupt nichts.

Als Tante Harriet nach einem früh und allein eingenommenen Frühstück wieder zurückkehrte, war sie überrascht, daß ihre Nichte immer noch fest schlief. Das Bettuch bedeckte sie kaum bis zu den Hüften. Wirklich, dachte Harriet verärgert, ich muß es ihr einmal in aller Deutlichkeit sagen, daß junge Damen nicht nackt schlafen. Alexa besaß doch vier wunderschöne Nachthemden, und keines von ihnen hatte sie je getragen. Was mußten denn die Bediensteten davon halten? Aber jetzt war es wirklich höchste Zeit zum Aufstehen. Harriet beugte sich über sie und schüttelte sie kräftig an der Schulter.

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