Die Tränen des Herkules - Wolf S. Dietrich - E-Book

Die Tränen des Herkules E-Book

Wolf S. Dietrich

4,6

  • Herausgeber: Prolibris
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Heike läuft beim Joggen in den Kunst- und Antiquitätenhändler Alfred Colberg hinein. Sie hätte aufpassen müssen. Er konnte ihr nicht ausweichen, er hing in einem Baum, er war tot. Was wie ein Selbstmord aussieht, wird von Hauptkommissarin Hanna Wolf und ihrem Mitarbeiter Florian Stöber bald als Mord entlarvt. Aber Täter und Motiv bleiben im Dunkeln. Dann tauchen Hinweise auf, dass verloren geglaubte Bilder des Kasseler Malers Anselm Grünberg wieder aufgetaucht sein könnten, an denen Kunstsammler- und Kunsthändler aus der ganzen Welt Interesse haben. Einer von ihnen schreckt auch vor einem Mord nicht zurück.

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Seitenzahl: 312

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Wolf S. Dietrich

Die Tränen des Herkules

Kassel Krimi

Prolibris Verlag

Handlung und Figuren entspringen der Phantasie. Ebenso die Verquickung mit tatsächlichen Ereignissen. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt. Nicht erfunden sind bekannte Persönlichkeiten, Institutionen, Straßen und Schauplätze in Kassel.

Prolog

Sie kamen im Morgengrauen.

Ein fernes Brummen drängte sich in den stillen Frieden der Nacht, rückte langsam näher und verbreitete sich in der leeren Straße. Hier schwoll es rasch zu einem bedrohlichen Dröhnen an. Zwei schwere Limousinen jagten über die Fahrbahn. Am Ende der Straße mündete der Motorenlärm in kreischendes Bremsen und erstarb. Türen klappten. Stiefel trabten über das Pflaster. Dann schrillte eine Klingel. Fäuste schlugen gegen die Tür.

„Aufmachen. Polizei.“

Sekunden später das erste Licht. Kurz darauf erhellte eine Lampe den Hauseingang, ein Lichtschein fiel durch den Spalt der sich öffnenden Tür. Erschreckte Augen unter wirrem Haar. Die alte Dame hielt den hastig übergeworfenen Morgenmantel mit der Hand über der Brust zusammen. Einer der Männer in den langen Ledermänteln stieß seinen Stiefel gegen die Haustür und drängte sich an der Frau vorbei, die den Mund öffnete, wieder schloss und schließlich ein krächzendes „Was wollen Sie?“ hervorstieß. Die übrigen Männer folgten ihrem Anführer, ohne die Frau zu beachten.

Im Inneren des großbürgerlichen Hauses wies der Eindringling auf die Treppe zu den oberen Räumen. „Alles durchsuchen. Den Keller auch.“ Als der hagere, grauhaarige Hausherr im Morgenrock auftauchte, grinste der Ledermantelmann zufrieden. „Untersturmführer Kessler, Sonderkommission Undeutsche Kunst. Sie sind Grünberg. Anselm Grünberg, korrekt?“

Der Angesprochene nickte stumm.

„Ziehen Sie sich an und packen Sie ein paar Sachen ein. Für zwei bis drei Tage. Sie kommen mit. Anweisung von Sturmbannführer Korndörfer.“

Anselm Grünberg wusste, was das bedeutete. In Korndörfers Dienststelle in der Wilhelmshöher Allee war er bereits verhört worden.

Während er in Bad und Schlafzimmer das Nötigste zusammensuchte, bat er seine Frau, den kleinen Reisekoffer zu holen. „Mach dir keine Sorgen“, sagte er wider besseres Wissen, „in ein paar Tagen bin ich zurück.“

Ohne Eile und sehr sorgfältig kleidete Grünberg sich an. Reisefertig, den kleinen Koffer in der linken Hand, stellte er sich wortlos neben die Tür.

Untersturmführer Hartwig Kessler sah auf seine Armbanduhr und schritt ungeduldig auf und ab. Einer der Männer war in der Nähe geblieben und hatte neben Grünberg Aufstellung genommen. Den fauchte er an. „Warum dauert das so lange? Sehen Sie mal nach.“

In diesem Augenblick kehrten die übrigen Männer zurück. Entgeistert starrte Kessler sie an. „Wo sind die Bilder?“

„Nichts zu finden, Untersturmführer.“ Bedauernd hoben sie die Schultern. „Haben alles durchsucht.“

Wütend wandte sich der Mann an Grünberg. „Wo sind die verdammten Bilder?“, zischte er. „Habe Auftrag, alle hier vorhandenen Gemälde zu beschlagnahmen. Wenn Sie versuchen, uns an der Nase herumzuführen, werden Sie es bereuen.“

Anselm Grünberg schüttelte traurig den Kopf. „Hier sind keine Bilder.“

Kesslers Kiefer mahlten. Dann zog er eine Pistole aus dem Mantel. „Los, bringt die Frau her.“

1

Am Nachmittag des 22. Oktober 1943 deutete nichts auf neue Bombenangriffe hin. Caroline Elshoff war auf dem Weg von ihrer Wohnung in der Brüderstraße zur Schlagd. Kurz vor dem Renaissance-Bau des Drahtwerks Linker begegnete sie Albert. Niemand konnte ahnen, dass der verrückte Kerl, der Narr des Viertels, den fast jeder kannte und mochte, nur noch wenige Minuten leben würde. Auch Caroline nicht, die den spindeldürren Jungen wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden auf sich zutänzeln sah. „Tag, Albert“, rief sie ihm zu und lachte über seine grotesken Bewegungen. „Guten Tag, Frau Elshoff“, kicherte Albert, „wünsche einen schönen Tag, Frau Elshoff. Auch der Frau Mutter.“ Dabei hüpfte er näher, wedelte mit seinen dünnen Armen und rollte mit den Augen. Plötzlich hielt er inne, trat dicht an sie heran. Caroline spürte seinen Atem an ihrem Ohr und wich zurück. „Frau Elshoff“, raunte er, „die Hitlerei ist bald vorbei, bald vorbei die Hitlerei.“ Unwillkürlich sah Caroline sich um. „Albert“, sagte sie besorgt. „So etwas darfst du aber nicht sagen. Das ist gefährlich.“

„Gefährlich“, echote Albert, nickte und rief laut: „Gefährlich, gefährlich! Grüße an die Frau Mutter, Frau Elshoff.“ Dann hüpfte er weiter. Caroline seufzte und sah ihm kopfschüttelnd nach. Irgendwann holen sie ihn ab. Albert war der Gestapo bisher nicht in die Hände gefallen, weil es den Menschen des Viertels immer wieder gelungen war, ihn zu schützen. Sie sorgten dafür, dass er nicht auffiel, wenn braune Uniformen in der Nähe waren, oder versteckten ihn, wenn ein übereifriger Ortsgruppenführer nach subversiven Elementen forschte. Und Carolines Mutter schenkte ihm hin und wieder ein Kleidungsstück ihres in Russland gefallenen Mannes.

Caroline Elshoff wandte sich zum Gehen. Sie war in Eile, denn sie hatte etwas vor, das viel gefährlicher war als die Sprüche eines harmlosen Spinners. Sie bog in die Leipziger Straße ein und beschleunigte ihren Schritt. Ihre Gedanken kreisten bereits um das gewagte Unternehmen, auf das sie sich eingelassen hatte, als sie Alberts Stimme vom Altmarkt hörte: „Die Hitlerei ist bald vorbei, bald vorbei die Hitlerei.“ Erschrocken sah sie sich um. Passanten blieben stehen und reckten die Hälse nach dem Urheber der unglaublichen Sätze. Albert stand mitten auf dem Platz, drehte sich im Kreis und stieß – ein wenig krächzend – aus, was viele hofften, aber niemand offen sagte.

In das Trappeln der Pferdehufe eines sich entfernenden Gespanns und das Knattern eines Holzgasmotors in der Brüderstraße mischte sich das charakteristische Brummen einer schweren Limousine. Aus Richtung Fuldabrücke rollte ein offener schwarzer Mercedes des Typs, der vorzugsweise von der Gestapo benutzt wurde, auf den Platz und hielt vor dem tanzenden Albert. Vier Männer mit breitkrempigen Hüten starrten auf den dürren Jungen, der offenbar Gefallen daran fand, seinen Singsang in wechselndem Tonfall und in sirenenartig an- und abschwellender Lautstärke zu wiederholen. Einer der Insassen, ein großer, schlanker Mann im langen Ledermantel, sprang aus dem Wagen und baute sich vor Albert auf, um gegen den Gesang anzubrüllen. „Aufhören! Sofort aufhören!“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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