Im Land der Pelikane: Die große Exotiksaga - Band 2 - Rosemary Rogers - E-Book
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Im Land der Pelikane: Die große Exotiksaga - Band 2 E-Book

Rosemary Rogers

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Beschreibung

Eine Frau, die für ihre Liebe und Freiheit kämpft: Die schwelgerische Familiensaga »Im Land der Pelikane« von Rosemary Rogers als eBook bei dotbooks. England, Ende des 19. Jahrhunderts. Jeder, der die schöne Virginia durch die glanzvollen Ballsäle von London schweben sieht, beneidet und vergöttert sie. Doch niemand ahnt, dass das Herz der anmutigen Lady gebrochen ist: Einst gehörte es Steve, einem einfachen Armeeoffizier, der Virginia um ihrer selbst willen geliebt hat, bis grausame Intrigen sie auseinanderrissen. Sie weiß, dass ihre Welten unvereinbar sind und nur Schmerz aus ihren Gefühlen erwachsen kann – und doch: Als Virginia Gerüchte hört, dass Steve sich in Louisiana aufhält, wagt sie die gefahrvolle Reise. Als sie ihm endlich wieder nah ist, sein Lächeln sieht und das Blitzen in seinen dunklen Augen, glaubt sie zu träumen – Steve jedoch begegnet ihr wie einer Fremden. Will er sie so vor den zahlreichen Feinden schützen, die sie sich mit ihrer Liebe geschaffen haben? Eine große Familiensaga, die eine mutige Frau auf der Suche nach ihrer großen Liebe von dem prachtvollen Russland der alten Zaren über das englische Königreich bis in die blühenden Südstaaten führt. Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der bewegende Roman »Im Land der Pelikane« von Bestsellerautorin Rosemary Rogers ist der zweite Band ihrer großen Exotiksaga über die Familie Morgan. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 546

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Über dieses Buch:

Er ist ein Schuft. Er hat sie belogen, er hat sie sogar betrogen. Ginny weiß, dass es besser wäre, wenn sie Steve nie wiedersehen würde. Also flieht sie nach Europa und versucht, sich abzulenken. Doch weder der Zauber von Paris noch eine stürmische Affäre sind stark genug – Ginny kann ihre große Liebe einfach nicht vergessen. Als sie erfährt, dass Steve sich inzwischen mit einer bildschönen, aber zwielichtigen Italienerin vergnügt, könnte ihr Herz ein weiteres Mal brechen … aber stattdessen wird Ginny wütend. Ist dieser Energieschub vielleicht genau das, was sie braucht, um Steve doch noch für sich zu erobern?

Über die Autorin:

Rosemary Rogers kann mit Fug und Recht als Legende gefeiert werden. Wie kaum eine andere hat sie das Genre der Liebesromane geprägt. Geboren 1932 in Ceylon, schrieb sie mit acht Jahren ihre erste längere Geschichte, der schon in ihrer Teenagerzeit erste Liebesromane folgten. Mit 22 Jahren wurde sie gegen den Willen ihrer Eltern Reporterin und zog nach London. Heute lebt sie in Kalifornien. Ihre zahlreichen Bücher haben sich weltweit über 50 Millionen Mal verkauft.

Bei dotbooks veröffentlicht Rosemary Rogers folgende Romane:

Die Herrin der Begierde

Duft des Verlangens

Geliebte des Abenteurers

Die Sklavin der Leidenschaft

Die Unbesiegbare – In den Fesseln des Grafen – Erster Roman

Die Gespielin des Sultans

Spiel des Verlangens

Küsse wie Champagner

***

Neuausgabe Juni 2015

Dieses Buch erschien bereits 1990 unter dem Titel Die Unbesiegbare – Ein Lied von Liebe bei Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München/Zürich

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1988 by Rosemary Rogers

Published by Arrangement with Rosemary Rogers

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel Dark Fires bei Avon Books, New York

Copyright © der deutschsprachigen Erstausgabe 1990 by Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München/Zürich

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Bei dotbooks erscheint dieses Buch in zwei Bänden: Die Unbesiegbare – In den Fesseln des Grafen und Die Unbesiegbare – Gefangene der Lust

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/conrado

ISBN 978-3-95824-162-6

***

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Rosemary Rogers

Die Unbesiegbare – Gefangene der Lust

Zweiter Roman

Aus dem Amerikanischen von Liliane Vindret-Meier

dotbooks.

Zweites Buch Steve

Erster Teil Die Opernsängerin

Erstes Kapitel

Senator Brandon setzte sich behutsam in den Sessel, den ihm ein devoter Kellner bereit gestellt hatte. Sein Schwiegersohn, der sich höflich erhoben hatte, hob ironisch eine Augenbraue, und weiße Zähne blitzten kurz unter seinem Schnurrbart auf.

»Zuviel geritten, Sir? Ich habe von der Fuchsjagd auf dem Landgut des Commodore gehört.«

Brandon, immer noch ein gutaussehender, vornehmer Mann, schnaubte empört und griff nach dem Glas, das der Kellner vor ihn hingestellt hatte.

»Fuchsjagd! Was mich betrifft, so sollten uns die Engländer mit ihren wunderlichen Sitten verschonen. Ich habe dem Commodore Vanderbilt gesagt, daß ich, wenn er das nächste Mal in Kalifornien ist, eine richtige Jagd für ihn organisieren werde. Die Hügel hinter der Ranch sind voller Pumas.« Er nahm einen großen Schluck Bourbon und warf seinem Gefährten einen spöttischen Blick zu. »Und Sie? Welches Wild haben Sie in der letzten Zeit gejagt? Louis Van Rink sagte mir, er hätte Sie in der Oper gesehen, mit einer auffallend attraktiven Brünette. Es war doch nicht etwa die di Paoli? Ich dachte, die Dame spricht nicht mehr mit Ihnen?«

»Leider stimmt das, Sir. Aber zufällig wollte die Dame unbedingt eine ihrer Konkurrentinnen die Lucia singen hören, und sie hatte keinen Begleiter ...«

Steve Morgans gedehntes Lächeln ging diesmal bis zu seinen Augen hinauf; seine Augenwinkel zogen sich leicht zusammen. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und beobachtete seinen Schwiegervater.

»Ach so.« Brandon runzelte leicht die Stirn, sein kurzer Kommentar sprach Bände. Er starrte gedankenvoll in sein Glas und drehte es zwischen seinen Fingern, als er vorsichtig fortfuhr: »Nun – und ein Mann kann nicht gut ohne Gefährtin in New York herumspazieren, nehme ich an! Ganz besonders ...«, er schaltete eine Pause ein, bevor er langsam und gedehnt weitersprach, »besonders wenn es auch seiner Frau nicht an Begleitern zu fehlen scheint in Paris, London und in St. Petersburg!«

Steve Morgan zuckte leicht die Schultern und setzte eine steinerne Miene auf wie ein Indianer. »Ginny ging nach Europa, um sich ein wenig zu vergnügen und um alte Bekannte zu treffen. Wir haben da eine Vereinbarung, Sir.«

»Und ich komme bei diesen sogenannten modernen Ehen einfach nicht mehr mit«, sagte Brandon gereizt. »Wie Sie ja wissen sollten, braucht meine Tochter eine feste Hand. Und sie scheint auch viel zu eigensinnig geworden zu sein. Was mußte ich da hören! Daß sie in Paris für irgendeinen Bildhauer Modell gestanden sei? Ein Freund von mir hatte die Frechheit anzudeuten, daß sie sogar ... Na, verdammt, ich habe gehört, dieser junge Mann sei auf eh ...«

»Normalerweise macht er nackte Statuen, aber in diesem Falle wurden scheinbar Stoffbahnen recht taktvoll um die strategischen Punkte drapiert – so hat mir Ginny jedenfalls in ihrem letzten Brief geschrieben.« Steve sah, wie der Senator rot wurde und fügte schnell hinzu: »Er hat sie ›Galionsfigur‹ genannt. Wenn er die Figur ausstellt, ist es unwahrscheinlich, daß man mehr tun wird, als sich fragen, wer wohl das Modell war. Vielleicht ...«, Steve streckte nachlässig seine langen Beine vor sich aus, und seine blauen Augen verengten sich leicht, »vielleicht werde ich sie selbst kaufen!«

Das Glas des Senators knallte auf den Tisch.

»Mein Gott, Steve! Ich bin überrascht, daß Sie Ginnys Eskapaden dermaßen auf die leichte Schulter nehmen! Wenn sie meine Frau wäre, würde ich sie strenger halten.« Brandon lehnte sich vor und nickte ungeduldig dem Kellner zu, der sein Glas auffüllte. »Was ist los zwischen euch beiden? Sonja schreibt – verdammt, hören Sie doch endlich auf, spöttisch die Augenbrauen hochzuziehen. Ich bin sicher, daß Sie die Gerüchte genauso wie ich vernommen haben! Sie hat viel zu oft jenen französischen Grafen getroffen, mit dem sie einmal verlobt war; und dessen Frau soll nicht gerade entzückt darüber sein! Die Frage ist, was werden Sie dagegen unternehmen? Sie nimmt von niemandem Ratschläge an – als Sonja es wagte, Einspruch zu erheben, ging sie hin und mietete sich eine eigene Wohnung, als wäre sie irgendeine .... Sie sollten sie sofort zurückholen lassen und, wenn sie sich weigert, ihr die Unterhaltszahlungen streichen!«

»Und dann erfährt sie von meinen eigenen, kleinen Sünden?« sagte Steve gedehnt. Sein dunkles Piratengesicht mit den hageren, verwegenen Zügen schien sich einen Augenblick lang vor seinem Schwiegervater zu verschließen – aber dann blitzte wieder ein Lächeln auf.

»Entschuldigen Sie, wenn sich das frech anhörte, Sir. Natürlich machen Sie sich Sorgen. Aber sehen Sie, Ginny – ich kann sie verstehen. Sie ist plötzlich und zum erstenmal in ihrem Leben reich und unabhängig, und natürlich flirtet sie fürs Leben gern. Aber ich glaube, sie tobt sich nur aus – und sie genießt es gründlich und schockiert so viele Leute wie nur möglich, wenn sie schon einmal dabei ist.«

Brandon schüttelte den Kopf.

»Ich verstehe euch beide nicht! Ich kann ja offen sein. Über eure Hochzeit und das Jahr, das ihr zusammen gewesen seid, wurde viel geklatscht, weil ihr euch eher wie ein Mann mit seiner Geliebten aufgeführt habt, als wie ein anständig verheiratetes Paar. Aber, bei Gott, wenn ihr getrennt seid ...«

»Wie Sie mir vor einiger Zeit in Erinnerung riefen, Sir, gibt es nichts besseres, als sich zu beschäftigen.«

Trotz der Sanftheit in Steves Stimme schaute Brandon ihn scharf an; und dann griff er mit einem ergebenen Achselzucken nach der Menükarte, die ihm ein Kellner hinhielt.

Natürlich ging es ihn nichts mehr an. Steve Morgan hatte jetzt die Verantwortung für Ginny, und er konnte nur hoffen, daß sie um Himmels willen bald mit diesen Dummheiten aufhören und zurückkommen würde. Entweder würde Steve mit der Zeit die Geduld verlieren und sie holen gehen, vermutlich nicht ohne dabei ein paar ihrer Liebhaber umzubringen – mit Schaudern versuchte er die Erinnerung an die blutige Szene an Deck des russischen Schiffes zu verjagen – oder ... Wie ernsthaft war das Verhältnis seines Schwiegersohnes mit Francesca di Paoli?

Brandon hatte Zeit gehabt, sich an die Wirkung, die Steve Morgan auf Frauen hatte, zu gewöhnen, und sogar etwas neidisch zu sein. Einige der Frauen waren auch alt genug, es besser zu wissen. Wenn er in einen Raum trat, wurden ihre Augen aufmerksam und wachsam, und sie verweilten fast hungrig auf ihm. Denn trotz der zivilisierten Schale war ein wilder Kern in Steve Morgan, und die Frauen fühlten das. Vielleicht machte es sein leichter, katzenartiger Gang aus, der ihnen den Eindruck verschaffte, er würde sich an sie heranpirschen. Oder jenes kaum hinter dem kecken Blick seiner blauen Augen verborgene Etwas, das jeder Frau bewußt werden ließ, daß sie ein Weib war.

Als Mann merkte der Senator lediglich, daß die Frauen Steve liebten – und einige zeigten es nur zu offensichtlich. Er fand es eigentlich recht vergnüglich, zuzusehen, wie sie ihm nachliefen, denn Steve langweilte sich nicht nur schnell, sondern er zeigte dies auch auf rücksichtslose Weise. Er war nicht der Mann, dem es Spaß machte, oder der seine Zeit damit verlor, mit verheirateten Frauen zu flirten oder geheime Stelldichein zu verabreden. Vor der di Paoli hatte Brandon eigentlich nie mehr als höfliche Aufmerksamkeit in Steves Benehmen gegenüber Frauen feststellen können.

Er konnte ihm nicht gut nachspionieren – aber als sie sich nach ihrem gemeinsamen Mittagessen trennten, lehnte Brandon in seiner Kutsche zurück und paffte ungewöhnlich energisch an seiner Zigarre. Seine Brauen waren zusammengezogen. Das Problem war, daß Francesca di Paoli nicht die Art Frau war, die ein Mann leicht fallen lassen konnte; sie paßte eigentlich in keine bestimmte Kategorie. Sie war eine italienische Prinzessin, die letzte eines verarmten, aber unleugbar alten und vornehmen Geschlechts; außer einem außergewöhnlichen Koloratursopran besaß sie auch eine ausgesprochene Zielstrebigkeit und wenig Hemmungen.

Sie war in ganz Europa gefeiert worden, manches Duell war für sie ausgefochten worden, und sie hatte den Heiratsantrag eines Königs abgelehnt. Jetzt war sie dabei, die Neue Welt im Sturm zu erobern. Francesca war aber durchaus nicht die typische, üppig gebaute italienische Opernsängerin. Sie war schlank – ihre Üppigkeit beschränkte sich auf die Kurven an den richtigen Stellen. Und sie war außerordentlich schön, mit einer blassen, madonnenhaften Haut; ihre klassischen, ovalen Züge wurden durch große, dunkel leuchtende Augen und eine Fülle dunkelbraunem, glänzendem Haar hervorgehoben, das sie gewöhnlich in einer Rolle im Nacken ihres kleinen Kopfes trug, um die Schlankheit ihres Halses zu betonen. Und diesen schlanken Hals zierten stets kostbare Juwelen – Geschenke ihrer Bewunderer. Nein, sie war bestimmt keine gewöhnliche Frau, genauso wenig wie Steve Morgan ein gewöhnlicher Mann war. Der beunruhigte Senator witterte Gefahr; und hätte er gewußt, wie, die Signorina di Paoli auf ihren neuesten Bewunderer reagierte, so hätte er noch mehr Anlaß zur Beunruhigung gehabt. So aber dachte er erleichtert, daß Steve davon gesprochen hatte, bald nach Kalifornien zurückzukehren, um sich einigen Geschäftsangelegenheiten zu widmen. Wenn er das tat, würde sich die Sache in der Zwischenzeit legen; vielleicht würde er Ginny selbst schreiben und sie an ihre Verpflichtungen und an ihre Ehe erinnern, und ihr dabei ein oder zwei diskrete Andeutungen machen ....

Francesca, die Prinzessin di Paoli, war eine Frau, die sich daran gewöhnt hatte, daß alles nach ihrem Willen lief. Wenn sie eine Affäre mit einem Mann hatte, dann kamen dafür zwei Gründe in Frage: entweder hatte er Geld und konnte ihre Karriere vorantreiben, oder er gefiel ihr während einer kurzen Zeit als männliches Tier – etwas, das ihre Begierde befriedigen konnte. Im einen oder im anderen Falle war sie es, die die Beziehung beherrschte, die sie eingegangen war. Aber dieses Mal war es anders – die Rollen waren vertauscht; obwohl sie sich gegen diesen Gedanken wehrte, reizte sie dies auch und sie war mehr als nur ein wenig interessiert.

Gleich und gleich gesellt sich – so vertraute sie ihrer Ankleiderin an, die früher ihre Kinderfrau gewesen und jetzt, als ihre Anstandsdame, auch ihre engste Vertraute war.

»Du sagtest mir oft, ich sei wie ein wildes Tier, das kratzt und beißt, um zu bekommen, was es will. Na? Sagtest du das nicht, Costanza? Und siehst du, er ist genau gleich! Unter seiner Oberfläche verbirgt sich etwas Wildes, etwas fast Erschreckendes! Eine ja, eine primitive Sinnlichkeit, das ist es! Ach, es macht mich so wütend, so rasend, daß er mich nicht ernst nehmen will. Manchmal möchte ich meine Zähne und meine Nägel tief in sein Fleisch graben, aber ich habe Angst davor. Kannst du dir das vorstellen? Ich – und Angst haben!«

Sie war der gefeierte Liebling zweier Kontinente – eine Frau, deren Wutanfälle und Temperamentsausbrüche von Liebhabern und Theaterdirektoren gleichermaßen gefürchtet wurden. Und dennoch hatte sie sich in letzter Zeit dabei ertappt, daß sie sich wie ein liebestolles Mädchen benahm, gegenüber einem Mann, der sie mit derselben Leichtigkeit und Ungezwungenheit genommen hatte, wie sie sonst ihre Liebhaber zu nehmen pflegte.

»Angenommen, ich erkläre mich bereit, in der Oper deines San Francisco zu singen? Sie haben mir natürlich viel Geld geboten, aber ich tue, was mir gefällt. Würdest du kommen, um mich singen zu hören?«

Die Diamanten, die er ihr so leichthin geschenkt hatte, als wären es Blumen, glitzerten an ihren Ohren und unterstrichen ihre dunkle Schönheit. In jenem Augenblick waren die Diamantohrringe das einzige gewesen, was sie auf dem Leibe trug.

»Natürlich würde ich kommen, Liebling. Wenn ich dann zufällig in San Francisco wäre.«

»Aber ...«, sie konnte einen leicht verdrossenen Tonfall in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken, »angenommen deine Frau ist bis dahin wieder zurück?« Seine blauen Augen, die im Scheine der Lampe fast so dunkel schienen wie die ihren, glitzerten ihr lässig zu.

»Selbstverständlich würde ich sie dir dann vorstellen.«

»Aber du würdest bei der großen Party, die nachher zu meinen Ehren stattfinden würde, nicht mein Begleiter sein?« fuhr sie unbeirrt fort.

»Ich weiß nicht, Cesca. Bis dahin hättest du vielleicht auch andere Vergnügungen entdeckt! In San Francisco gibt es viele Millionäre. Und in Texas auch«, fügte er boshaft hinzu, denn er wußte, daß sie sich bereits verpflichtet hatte, nach einigen Vorstellungen in New Orleans auch in San Antonio zu singen.

Sie schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an und sagte zähneknirschend: »Ich frage mich, ob du weißt, wie wütend du mich machst? Ich sage dir, Stefano, jene bedeuten mir nichts!« Voller Widerwillen rümpfte sie die Nase und fragte im nächsten Atemzug: »Warum bist du nicht in mich verliebt? Bin ich nicht schön und anziehend genug für dich?«

»Du bist sogar sehr schön. Und wenn ich dumm genug wäre, mich in dich zu verlieben, Cara, dann würdest du mich mit diesen wunderschönen, langen Nägeln in Stücke reißen.«

Sie seufzte nachdenklich und ihre Arme umfaßten ihn enger.

»Warum sind wir einander so ähnlich? Ich könnte dich deswegen beinahe hassen!«

»Beinahe? Ich glaube, mir gefällt deine Art zu hassen ...«

Seine Lippen berührten ihren Mund, ganz leicht zuerst, bis ihre Hände zärtlich über seine gebräunte Haut strichen und das Spiel seiner Muskeln ertasteten. Sie bewegte sich absichtlich aufreizend, bis sie seine Begierde wachsen fühlte, und seine Küsse vor Begehren beinahe grausam wurden.

Zweites Kapitel

Mr. Bertram Fields, Finanzmann und Unternehmer, hatte drei ganze Stockwerke des Hotels Astoria gemietet. Er gab dort eine Soirée für die di Paoli, deren amerikanisches Début mit der Traviata sagenhaft gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt war Francesca di Paoli bereits das Tagesgespräch der New Yorker Gesellschaft. Sie war nicht nur eine echte Prinzessin, sondern sie war auch noch schön dazu. Sie konnte nicht nur singen, sondern war auch eine gute Schauspielerin.

Die Frauen schwärmten zwar von der Perfektion ihres Gesanges, haßten aber das gefährlich Verführerische, das sie hinter dem kühlen und gelassenen Aussehen dieses neuen Lieblings der Gesellschaft ahnten. Die Männer – alle Männer, waren verrückt nach ihr; es gab keinen, der sich nicht vorstellte, wie es sein würde, eine Nacht mit ihr zu verbringen. Sogar die Kritiker hatten an ihr nichts zu bemängeln. Sie war ein Triumph, die neueste »Unvergleichliche«.

In dem mit einer Glaskuppel versehenen obersten Stockwerk des Hotels befand sich ein Ballsaal, von dem aus man beim Tanzen die Sterne sehen konnte; dort hielt Francesca Hof. Nur die Elite und die Schwerreichen hatten hier oben Zutritt. Francesca stand, an das Marmorgeländer gelehnt, an einem Ende des prachtvollen Ballsaals zwischen Mr. Fields und ihrem Impresario; anmutig nahm sie die Komplimente der vornehmen Gäste entgegen, die ihr vorgestellt wurden. Männer, die nicht in Begleitung ihrer Gattinnen waren, baten um die Ehre, mit ihr tanzen zu dürfen. Sogar die Allerreichsten rissen sich darum, mit ihr wenigstens einen halben Tanz tanzen zu dürfen – ein paar Walzerminuten.

»Vielleicht«, sagte sie jeweils lächelnd. Mit einer leichten Grimasse und einem hilflosen Achselzucken verwies sie auf die Schlange von Leuten, die immer noch darauf warteten, ihr vorgestellt zu werden. Sie legte ihre Gelassenheit nie ab; ihr Lächeln war anmutig und strahlend zugleich. Nur ihr Impresario spürte ihre Langeweile und wurde nervös. Wenn sie sich in einer Phase zwischen zwei Liebhabern befand, oder einen hatte, dessen sie überdrüssig war, war Francesca immer gelangweilt und hungrig. Und das konnte sie auch zeigen, wenn sie Lust dazu hatte.

Sie war dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und dessen Gattin vorgestellt worden. Und einigen auserwählten Senatoren und Mitgliedern des Repräsentantenhauses. Und auch einigen von jenen Millionären, die ihre Zeit mit Eisenbahnen, Ölbohrlöchern und Goldminen zubrachten. Männer, die Hunderttausende Hektaren Land besaßen und doch voller Sehnsucht von Europa sprachen. Und einige von ihnen träumten davon, sie mit ihrem Reichtum zu blenden – sie zu kaufen, sei es auch nur für eine Nacht oder ein paar Stunden. Denn es war inzwischen bekannt geworden, daß sie nichts davon hielt, sich auf einen einzigen Mann als Liebhaber zu beschränken, sei es ein König oder ein reicher Bürgersmann. Und sie soll einmal einem adligen Liebhaber gesagt haben, daß sie noch viel zu lernen hätte. »Über Musik, die mein Leben bedeutet – über das Leben an sich. Über das Lieben ... ich brauche viele Lehrer, und jeder soll mir etwas anderes beibringen. Alles andere muß hinter meiner Karriere zurückstehen.«

»Francesca, meine Liebe – darf ich Ihnen Mr. Gould vorstellen? Mr. Jay Gould.« Als gäbe es noch einen anderen Mr. Gould! Sie hatte von ihm gehört – wer hatte das nicht? Francesca hielt dem untersetzten Mann mit der Flüsterstimme ihre Hand hin und lächelte ihr strahlendes Lächeln. Er sprach mit diesem übertrieben englischen Akzent, genau wie der andere Mann, den sie Commodore nannten. Warum benahmen sich all diese reichen Amerikaner bloß so geziert? Wie fad und langweilig sie doch alle waren! All die Bücher über Amerika, die sie sorgfältig studiert hatte, bevor sie hierher kam – reine Zeitverschwendung! Sie hatte männliche Männer erwartet, die zu diesem riesigen, halbbezwungenen Land paßten; die dieselbe mächtige Ausstrahlung hatten, wie das Land selbst. Und sie hatte nur einen Haufen anmaßender Heuchler vorgefunden, die die Franzosen, die Engländer nachäfften, als schämten sie sich ihrer Staatsangehörigkeit.

»Pah!« zischte sie Luigi leise zu. »Das sind doch keine Männer! Wo sind denn all die wilden Abenteurer geblieben, von denen Sie mir erzählten, um mich zu überreden, hierher zu kommen? Ich sehe nichts als herausgeputzte Lackaffen! Ich glaube, ich beginne bereits, diese Amerikaner zu verachten!«

Ihre wütenden, ruhelosen Augen wanderten schnell, ohne daß es jemand bemerken konnte, im riesigen Raum umher, während sie mit leicht geneigtem Haupt dastand, und so tat, als höre sie zu, was Mr. Fields erzählte.

Auch er war ein ehemaliger Liebhaber, aber er war alt und weise genug, seinen Abschied mit Würde zu nehmen, sogar mit Philosophie. Er hatte sogar eine gewisse Zuneigung zu seinem Schützling bewahrt. Jetzt lachte er plötzlich in sich hinein.

»... Sie haben kein einziges Wort mitbekommen von dem, was ich gesagt habe, nicht wahr? Soll ich Champagner bestellen, um Sie aufzuheitern?«

»Was? Bertram ...«, ihre reich beringten Finger berührten unvermittelt und mit einer gewissen Dringlichkeit seinen Arm; er nahm einen plötzlichen, dunklen Schimmer in ihren Augen wahr. »Wer ist er? Sagen Sie es mir schnell!«

»Er?« Field warf einen Blick in die Richtung, in die sie blickte; er lachte leise und belustigt und tat absichtlich so, als hätte er sie mißverstanden.

»Na – Illustrissima, das ist der amerikanische Senator William S. Brandon. Früher aus Virginia, jetzt einer unserer ehrenwerten Senatoren aus Kalifornien. Ein gutaussehender Mann, nicht wahr? Und wenn mich nicht alles täuscht, ist die Frau an seiner Seite die Frau seines Freundes Senator Hartman, der heute abend leider unpäßlich ist.«

Francescas feurige Augen blitzten gefährlich auf.

»Sie wissen genau, daß ich nicht den älteren Herrn meine! Man sieht ihm den Senator an – da hätte ich nicht erst zu fragen brauchen. Ich meine den anderen – der Mann bei ihm, der wie ein Gentleman angezogen ist, aber das Gesicht eines sizilianischen Banditen hat; der große, blauäugige mit dem feinen Schmiß im Gesicht.«

»Ach so.« Fields schlug einen gewollt unverbindlichen Ton an, aber seine Augenbrauen hoben sich und trafen sich in der Mitte, was ihm ein faunhaftes Aussehen verlieh. Er warf noch einen Blick zu den Neuankömmlingen hinüber, die immer noch bei der Türe standen und mit Bekannten sprachen. Sie hatten es offensichtlich nicht eilig, dem Ehrengast vorgestellt zu werden.

Der dunkelhaarige Mann, der mit dem Senator eingetreten war, war gute fünfzehn Zentimeter größer als der Senator selbst. Er beugte den Kopf, um zu hören, was das hübsche blonde, aber etwas fade Mädchen in seiner Begleitung ihm zuflüsterte. Sie hielt ziemlich hilflos mit beiden Händen seinen Arm umklammert; an den Handgelenken trug sie Perlenarmbänder mit dunklen Saphiren. »Ach so. Ist das alles, was Sie zu sagen haben? Nun? Ist er vielleicht ein ungeladener Gast – jemand, den Sie nicht kennen? Zögern Sie deshalb?«

Dies warf ihm Francesca in einem ziemlich vulgären Italienisch zu, welches sie immer dann gebrauchte, wenn sie wütend war; dann aber wechselte sie mühelos zu ihrem fast perfekten, charmanten Englisch, um einen weiteren Gast zu begrüßen.

»Vielen Dank, Signore! Es war mir ein Vergnügen, vor einem so sachverständigen Publikum zu singen ...«

Als der Herr ihre Hand geküßt hatte, kurz zögerte und dann weiterging, sah Bertram Fields Francescas drohenden Blick und meinte gelassen: »Ich nehme an, Sie meinen den Gefährten des Senators, der wie ein Pirat aussieht? Sein Name ist Steve Morgan, er ist unser jüngster kalifornischer Millionär. Zudem ist er der Schwiegersohn des Senators.«

»Er hat eine Frau? So sieht er nicht aus! Ich nehme an, es ist jenes blonde Kind, das sich so fest an ihn klammert, als hätte es Angst, er würde entwischen?«

»Das blonde Mädchen, von dem Sie sprechen, ist die Tochter von Senator Hartman. Soviel ich weiß, reist die Gattin von Morgan mit ihrer Stiefmutter in Europa herum.«

»Wie interessant!« meinte Francesca mit einem sanften Schnurren; die langen Wimpern beschatteten ihre Augen. »Er sieht wirklich nicht aus, als wäre er verheiratet! Eher wie ein Bandit!« Dann wurde ihre Stimme gewollt verächtlich. »Aber ich nehme an, er ist genauso frech und aufschneiderisch wie die anderen. Hat er sein Geld mit Eisenbahnen oder mit Goldminen verdient? Oder weil er das Glück hatte, eine häßliche Senatorentochter zu ehelichen?«

Jetzt gluckste Fields laut.

»Ihre Krallen kommen heraus, Francesca! Die Tochter des Senators ist wirklich alles andere als häßlich. Und Mr. Morgan hat sein Geld mit eigenen Anstrengungen verdient, obwohl er aus einer der reichsten Familien Mexicos stammt. Es gibt allerdings Leute, die mit Ihnen einverstanden wären, daß er ein – wie sagten Sie? – ja, ein Bandit ist. Aber ich glaube wirklich ...«

»Was Sie glauben, das können Sie mir nachher erzählen, mein guter Freund!« Francescas Stimme war plötzlich leiser und trügerisch sanft geworden. »Denn ich glaube, daß unsere späten Gäste sich endlich entschlossen haben, uns zu begrüßen.«

Die Prinzessin di Paoli schenkte dem Senator aus Kalifornien ihr gewinnendstes und strahlendstes Lächeln. Aber als sie Steve in die dunklen, überraschend blauen Augen sah, und er sich mit einem ironischen Lächeln über ihre Hand beugte, zeigte sie sich plötzlich kühl. Was für ein abscheulich arrogant auftretender Mann! Er hatte sie kurz und frech gemustert, als sei sie irgendeine Hure, die sich anbietet.

Francesca hoffte, ihn aus der Fassung zu bringen und sprach ihn auf italienisch an; mit einem offensichtlich falschen Lächeln zeigte sie ihre perlenweißen Zähne. Er verdiente, daß man ihn auf seinen Platz wies!

»Und Sie, Signore, lassen Sie mich raten, Sie sind entweder ein Goldsucher, oder ein Holzfäller – immer noch unbeholfen in einem Salon wie diesem, wie so viele ihrer ungehobelten Landsleute!«

Francesca konnte nicht umhin zu bemerken, daß, wenn er lächelte, sich seine von der Sonne eingebrannten Fältchen an den Augenwinkeln zusammenzogen und die feine Narbe auf seinem Piratengesicht sich vertiefte, während seine Zähne im sonnengebräunten Gesicht aufblitzten.

»Ihr beißender Humor kann nur noch von Ihrer wahrhaft schönen Stimme überboten werden, Signorina! Und von Ihrer Schönheit – besonders wenn sie von solch blitzenden, schwarzen Augen hervorgehoben wird.«

»Sie schmeicheln mir, Signore«, sagte sie ungekünstelt und in englischer Sprache und lächelte den anderen zu. »Bitte entschuldigen Sie mich – ich habe die schlechte Gewohnheit, mich manchmal zu vergessen und in meiner Muttersprache zu sprechen. Was für eine Überraschung, daß Sie Italienisch sprechen, Signore. Und so fließend!«

Francesca kritzelte ihren Namen auf das Programmheft, das ihr Miß Hartman schüchtern hinhielt. Sie schaute dabei an dem Mädchen vorbei zu Steve Morgan, mit einer Mischung aus Wut und Herausforderung, die er mit einer kleinen Verbeugung und einer höflichen Bemerkung quittierte.

Das diebische Leuchten, das noch vor einer Minute in seinen Augen gestanden hatte, war verschwunden und hatte vollkommener Gleichgültigkeit Platz gemacht.

Im überfüllten Raum sah ihn Francesca noch einige Male; er spielte ganz und gar den ergebenen und charmanten Begleiter, ungeachtet der klettenhaften Finger von Miß Hartman. Er tanzte mit keiner anderen Frau, außer mit Sally Hartmans Mutter; und, als wollte er seiner Gleichgültigkeit auch noch eine Beleidigung folgen lassen, verließ er mit seiner Begleitung früh das Haus.

»Was für ein Barbar! Und warum soll ich diese unbeholfenen, unhöflichen Amerikaner ertragen – ich frage Sie – warum?«

Francesca hatte sich in eine richtige Wut hineingesteigert und ging nun in ihrem Zimmer auf und ab, während ihre Zofe, die diese Wutausbrüche kannte, mit steinerner Miene fortfuhr, ihre Kleider zusammenzulegen und in einer Ecke des Zimmers zu ordnen. Bertram Fields lehnte mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen gegen den Kamin. Ihr Impresario, Luigi Rizzo, gegen den ihr Wortschwall gerichtet war, duckte sich in seinem Armsessel, als erwarte er jeden Augenblick ein Wurfgeschoß aus Francescas Richtung, etwas, was gar nicht etwa selten vorkam.

Die Prinzessin hielt inne und stützte ihre Hände in die Hüften wie ein sizilianisches Waschweib; ihre Blicke erdolchten den unglücklichen Rizzo beinahe.

»Dieser Mann! Warum wurde er an meinen Empfang eingeladen? Habt ihr gesehen, wie er mich angeschaut hat? Wie grob und frech? Wäre ich ein Mann, hätte ich ihn dafür geschlagen!«

»Aber Principessa ...«

»Sprechen Sie nicht mit mir! Es gibt keine Männer um mich! Und er, dieser schwarze Bandit – hat mich nicht einmal zum Tanzen aufgefordert, so daß ich hätte ablehnen können. Sagt mir, was ist das für ein Mann? Er hat mich von Kopf bis Fuß gemustert, um dann den Heuchler zu spielen. War es, weil sein Schwiegervater anwesend war? Hatte er Angst vor seiner Frau? Oder vor Frauen ganz allgemein? Vielleicht begleitet er deshalb gern kleine, alberne Mädchen!«

Als Francesca di Paoli zwei Tage später auf die Bühne trat, wurde ihr die Freude am donnernden Applaus tüchtig verdorben, denn sie sah den Mann, der ihr ein Dorn im Auge war, in einer Loge, allein mit einer umwerfenden, blonden Schönheit.

In der Pause nach dem ersten Akt wischte Francesca in ihrer Garderobe alle Vasen und Kristallschalen mit Blumen zu Boden, während die geduldige Ankleiderin ergeben die Hände rang.

Sie ging auf die Bühne zurück und spielte eine unterwürfige, ergebene Violetta. Ihr Impresario und Mr. Fields schüttelten erleichtert den Kopf und Costanza räumte mit unbewegtem Gesicht alles wieder auf.

Nachher legte Francesca von neuem los.

»So! Jetzt sagt mir eines! Dieser Bandit – er liebt diesen kühlen, nordischen Typ, der seine Männlichkeit nicht herausfordert? Ich nehme an, seine Frau ist so? Blasses, farbloses Haar und ein Körper aus Eis?«

Bertram Fields, der alle Ausbrüche seiner ehemaligen Geliebten zu deuten verstand, hatte sich die Mühe genommen, einiges über Steve Morgan in Erfahrung zu bringen.

»Seine Frau sieht, nach allem was man so hört, wie eine ungarische Zigeunerin aus; ihr erster Mann war ein russischer Prinz, der auf rätselhafte Weise auf dem Meer ums Leben kam. Und was diesen Mr. Morgan angeht, so wäre ich vorsichtig, Prinzessin. Es wird geflüstert, er sei nicht weit von dem entfernt, was Sie einen Banditen nennen. Bevor er plötzlich auf der Finanzszene erschien, war er ein Glücksritter. Er kämpfte für Juarez in der blutigen mexikanischen Revolution, die Kaiser Maximilian stürzte. Und vorher – ich hörte Gerüchte, er sei ein Verbrecher gewesen, auf dessen Kopf, lebendig oder tot, eine Prämie ausgesetzt worden war. Vergessen Sie ihn. Es gibt andere Männer – und Sie ziehen ja zahme, und solche, die Sie bewundern vor, nicht wahr?«

»Wie Sie waren?« schnauzte sie ihn grausam an, und er zuckte hilflos die Achseln.

»Das kurze Verhältnis, das Sie und ich miteinander hatten, ist längst vorbei, Bellissima. Und im Moment stellen Sie für mich eine beträchtliche Geldanlage dar. Was ist los, liegt Ihnen Ihre Karriere. nicht mehr am Herzen?« Seine Stimme wurde fester, als er hinzufügte, »Sie sollten bei der Art Männer bleiben, die sich damit zufrieden geben, Sie begleiten zu dürfen, Ihnen täglich Schmuck und Blumen schicken, und die geduldig warten, bis Ihr Auftritt vorüber ist. Vergessen Sie diesen Steve Morgan. Er verläßt Kalifornien sowieso bald.«

In einem plötzlichen, launenhaften, für sie so typischen Stimmungsumschwung hörte Francesca auf, mürrisch in ihrem Teller herumzustochern. Sie hob das feine Kristallglas und lächelte geheimnisvoll mit verengten Augen.

»Das glauben Sie? Aber zuvor werde ich ihn wieder treffen. Und dann werden wir sehen!« In ihren Augen stand ein seltsames Glitzern, das Bertram Fields nur zu gut kannte. Immer noch lächelnd legte sie den Kopf zurück, um den letzten Tropfen Wein auszukosten, ehe sie sich über den Tisch lehnte. »Sie wissen doch, daß ich darauf bestehe, daß alles nach meinem Willen geht, Bertram. Und da ich für Sie eine solch einträgliche Geldanlage bin, werden Sie alles unternehmen, um mich glücklich zu machen ... ja, das weiß ich. Sie sind so ein netter Mann! Wir werden also die Einladung dieses außerordentlich reichen Mr. Gould annehmen und ein Wochenende in dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen verbringen, wo er sein Gut besitzt. Ich glaube, er wird auch Senator William Brandon aus Kalifornien einladen. Und seinen Schwiegersohn natürlich!«

Drittes Kapitel

Für das Wochenendfest von Mr. Jay Gould waren nur etwa hundert Gäste geladen. Bertram Fields hatte Francesca erklärt, daß die Gästeliste sehr exklusiv sei, aber sie hatte nur mit den Achseln gezuckt, als sei das für sie nicht von Bedeutung.

»Sie werden einige sehr reiche Männer kennenlernen und Mr. Goulds Partner bei der Erie-Eisenbahngesellschaft natürlich.« Fast an sich selber gerichtet fügte Fields hinzu: »Ich nehme an, sein Motto für das Wochenendfest bestätigt gewisse Gerüchte, die ich gehört habe. Während Cornelius Vanderbilt seine Gäste zu einer Fuchsjagd nach englischer Tradition einlädt, fördert Mr. Gould den amerikanischen Westen.«

Mr. Fields hatte viel Sinn für Geschäfte, und ausnahmsweise zeigte Francesca auch ein wenig Interesse. Sie hob eine Augenbraue und fragte: »Na? Erzählen Sie mir ein wenig von diesem westlichen Motto, wie Sie es nennen. Werden wir Kostüme tragen müssen?« Fields warf ihr einen belustigten Blick zu und gab ihr ausführlich Auskunft.

Mr. Gould hatte auf seinem großen Landwesen eine typische Stadt aus dem Westen errichten lassen. Einen Saloon und ein Hotel mit falscher Fassade. Sogar ein Gefängnis und eine Bank. Gehsteige säumten staubige Straßen. Die Gäste, die nicht selber aus dem Westen stammten, würden passende Kleider erhalten und es würde ein Rodeo stattfinden, bei dem vorgeführt würde, wie man ein Pferd zureitet, wie man Vieh mit einem Brandmal zeichnet, und auch Kunstreiten war vorgesehen. Die Gästeliste enthielt die Namen einiger Besitzer der größten Ranchen im Westen und Südwesten. Leute wie »Shanghai« Pierce und Oberst Goodnight, die ihr Vieh möglicherweise bald mit der Eisenbahn zu den Märkten transportieren würden. Mr. Gould besaß bereits einen großen Anteil der Union-Pacific-Aktien, und es hieß, er würde noch mehr kaufen. Und natürlich war der Schwiegersohn von Senator Brandon bereits einer der wichtigsten Aktieninhaber der Central-Pacific ...

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