Die vergessenen Spiele - Margit Auer - E-Book

Die vergessenen Spiele E-Book

Margit Auer

4,9

Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 134 nach Christus: In Augusta Vindelicum werden die Soldaten immer träger. Deshalb beschließt der Statthalter, ein sportliches Ereignis auf die Beine zu stellen, wie man es eigentlich nur von Griechenland kennt: Olympische Spiele. Doch in der Arena geht es nicht mit rechten Dingen zu. Immer gewinnen die Falschen! Außerdem verschwinden über Nacht Kinder. Wurden sie entführt? Auf dem Sklavenmarkt verkauft? Als schließlich auch Finn unauffindbar ist, nimmt sein Freund Magnus die Sache selbst in die Hand. Unterstützt von einer ganzen Kinderbande und Hund Pippo geht er auf Verbrecherjagd.

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Margit Auer, Jahrgang 1967, studierte Journalistik in Eichstätt und arbeitete anschließend als Redakteurin und freie Journalistin für verschiedene bayerische Tageszeitungen. Mit ihrem Mann, ihren drei Söhnen und der Katze Charlie lebt sie mitten in der barocken Altstadt von Eichstätt. »Die vergessenen Spiele« ist nach »Verschwörung am Limes« ihr zweiter Kinderkrimi.www.autorenwerkstatt-auer.de

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© Hermann-Josef Emons Verlag 2014 Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias DoetschISBN 978-3-86358-552-5 Originalausgabe

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Audentis fortuna iuvat.

Den Tapferen hilft das Glück.

Publius Vergilius Maro, römischer Dichter

Eine kurze Einführung

Augsburg vor eintausendneunhundert Jahren muss eine großartige Stadt gewesen sein.

Markthalle, Forum mit Kaisersäule, Tempel, Thermen, Theater, Hafen, Paläste – Augsburg besaß alles, was zu einer antiken Stadt gehörte. Von der glanzvollen Vergangenheit erzählen uns bis heute Grabinschriften, Reste von Mosaiken, Wandmalereien und viele andere wertvolle Gegenstände, die die Archäologen im Laufe der Jahrhunderte ausgegraben und erforscht haben.

In Rom regierte damals Kaiser Hadrian. Er war es, der Augsburg zur Provinzhauptstadt von Rätien erhob und einen Statthalter einsetzte. Das war vermutlich im Jahr 121 nach Christus; Münzen geben darauf einen Hinweis. Augsburg trug den lateinischen Namen Augusta Vindelicum und war von einer Ringmauer umschlossen.

Zehn- bis fünfzehntausend Einwohner wohnten hier, darunter rund eintausend Beschäftigte des Statthalters. Sie arbeiteten als Leibwache und halfen beim Verwalten der Provinz. Denn Rätien war riesig: Die Provinz reichte von den Alpen bis zum westlichen Donauraum.

Mehrere Handelsstraßen kreuzten sich in Augusta Vindelicum, die wichtigste von ihnen war die Via Claudia Augusta. Kein Wunder, dass der Fernhandel blühte. Auf alten, bis heute gut erhaltenen Steinreliefs wird diese Zeit festgehalten. Zu sehen sind Arbeiter, die Stoffballen zusammenschnüren oder Männer, die Kisten auf einen Wagen laden, Wein oder Geschirr verkaufen. Auch über die Bewohner der Stadt haben Historiker allerhand herausgefunden. Überliefert ist, dass es in Augsburg einen reichen Schweinehändler und Händler für Leinen, Purpurstoffe und Purpurfarben gab – vor allem der Schweinehändler wird in diesem Buch noch eine wichtige Rolle spielen.

Auf Luxus wollten die reichen Bürger der Stadt nicht verzichten, deshalb wurden Waren aus weit entfernten Provinzen angeliefert und in der Markthalle verkauft: Kichererbsen aus dem Orient, Reis aus Mesopotamien, Wein, Olivenöl, Datteln und Weintrauben aus dem Mittelmeerraum. Eine Aufschrift von einer in Augsburg gefundenen Amphore berichtet von einer »hervorragenden Makrelensauce«. Wie die wohl geschmeckt hat?

In der damaligen Provinzhauptstadt lebten viele Kinder – auch wenn die historischen Quellen mal wieder vergessen haben, sie zu erwähnen. Schließlich waren sie weder reiche Händler noch berühmte Feldherren noch bedeutende Künstler.

Dennoch können wir uns lebhaft vorstellen, dass die Jungen und Mädchen innerhalb und außerhalb der Stadtmauer ein aufregendes Leben geführt haben müssen. Vormittags gingen sie zur Schule – zumindest, wenn sie wohlhabende Eltern hatten –, nachmittags hatten sie frei. Bestimmt sind die Kinder durch die Stadt geschlendert, um dem Treiben auf den Straßen und Plätzen zuzusehen. Vielleicht zogen gerade Musiker und Schauspieler umher, vielleicht wurden am Hafen Fässer ausgeladen, vielleicht organisierte der Statthalter ein großes Fest? Sicher steckten sie dabei ihre Nasen in Dinge, die eigentlich nicht für Kinder bestimmt waren – wie es auch in diesem Buch der Fall ist.

Eine wichtige Rolle spielen die beiden Freunde Magnus und Finn, die du vielleicht schon aus dem Buch »Verschwörung am Limes« kennst. Von Vetoniana aus reisen sie im Jahr 133 nach Christus nach Augusta Vindelicum, einem neuen Abenteuer entgegen.

Unterstützung bekommen die beiden Freunde von den Germanenmädchen, den Kindern des römischen Statthalters Fabio und Cornelia und von ihrem Hund namens Pippo. Ob es der Kinderbande gelingt, ein gemeines Verbrechen aufzudecken und die Schuldigen zu finden? Zunächst sieht es gar nicht danach aus …

1. Kapitel

Wie sehr ärgerte sich Kim, dass sie sich vor wenigen Tagen die Haare abgeschnitten hatte. Dabei war es ein so gutes Gefühl gewesen! Sie hatte das frisch gewetzte Messer angesetzt, und schon, ratsch, ratsch, waren die blonden Strähnen auf die gestampfte Erde des Holzhauses geflogen, in dem Kim mit ihren Eltern wohnte.

Jetzt, beim Theaterspielen, tat ihr das leid. Wenn ich meine Locken noch hätte, grummelte sie, dann dürfte ich vielleicht die Helena spielen! Kim fuhr sich mit der ausgestreckten Hand über die Haarstoppeln, die noch übrig waren. Stattdessen hatte die Hauptrolle Britt bekommen. Natürlich, wie immer! Und wie Magnus sie angesehen hatte, als er ihr die Rolle der Helena zugewiesen hatte! Kim kniff mürrisch die Lippen zusammen und starrte hinüber zum Waldrand.

Die Gruppe, die sich in Vetoniana zum Theaterspielen getroffen hatte, bestand aus sechs Mädchen und vier Jungen. Fast alle Kinder stammten aus dem Germanendorf jenseits der Grenze, nur Magnus wohnte im angrenzenden Lagerdorf. Seit sein Vater, der Legionär Appius Claudius, am Limes Dienst tun musste, war Vetoniana seine zweite Heimat geworden. Aufgewachsen war Magnus in Rom.

Während Appius Claudius im Kastell bei den anderen Soldaten untergebracht war, lebte Magnus mit seiner Familie hier im Lagerdorf. Die Germanenkinder kamen oft zu Besuch, so wie jetzt, als sie sich auf der Wiese vor dem Backhaus versammelt hatten.

Das Stück, das sie spielten, hieß »Die Entführung der schönen Helena« und gehörte zur griechischen Ilias-Sage. Magnus kannte die berühmte Geschichte aus der Zeit, als er noch in Rom wohnte. Dort musste er sie in der Schule auswendig lernen.

Britt warf ihren roten Umhang nach hinten. »Ich, Helena, das Urbild der Schönheit, Tochter von Jupiter und Leda, wurde in zarter Jugend entführt!« Sie lief kreischend in Richtung Wald.

Magnus, der Spielleiter, gab Askan und Till ein Zeichen. Die beiden Brüder rannten Britt hinterher und fuchtelten mit Stöcken durch die Luft. Magnus rief laut: »Die Brüder Kastor und Pollux ereilten den Räuber und zwangen ihn, die schöne Beute herauszugeben.« Finn, der aus dem Wald gestürzt war und Britt fesseln wollte, wurde von Askan und Till überwältigt. Brüllend wälzten sich die drei Jungen am Boden. Britt raffte ihren Umhang vor ihrem Bauch zusammen und lief zurück zum Backhaus, wo der Rest der Gruppe gespannt den weiteren Verlauf des Stückes verfolgte.

Magnus rief: »Griechenlands erste Fürsten buhlten nun um ihre Hand.« Er strahlte Britt, die Göttertochter, an. »Der Ruf ihrer Schönheit hatte sich nicht nur durch das Land verbreitet, sondern war weit übers Meer geflogen.« Sarah, Enni, Freya und Gudrun standen im Halbkreis zusammen. Sie kicherten. Britt rannte in ihre Mitte und blieb schnaufend stehen. »Dann kam ein Hirte namens Paris«, der Spielleiter Magnus übernahm selbst diese Rolle, »und raubte die schöne Helena erneut nebst vielen Schätzen.«

Magnus ließ die verdutzte Britt stehen und lief stattdessen an ihr und den anderen Mädchen vorbei zum Backhaus, wo seine Mutter Marcella gerade duftendes Fladenbrot in einen Korb legte. Er griff in den Korb und schlenderte triumphierend mit dem frischen Brot in der Hand zurück zu den anderen Schauspielern. »Die Schätze schmeckten dem Hirten ganz vortrefflich!« Magnus biss kräftig hinein. Dann setzte er sich in die Wiese, nicht ohne Britt noch einmal zuzuzwinkern.

»Was ist los, wollen wir nicht weiterspielen?«, beschwerte sich Britt und schüttelte ihre langen blonden Haare. Kim beobachtete sie voll Neid. Britt sah wirklich gut aus, das musste sie zugeben, mit ihrem roten Umhang, den geschwungenen Augenbrauen und ihrer Lockenpracht. Ob Magnus deswegen nur Augen für sie hatte? Mist, warum nur hatte sie sich ihre Haare abgesäbelt? Britt bemerkte Kims Blicke nicht. »Jemand muss mich doch rauben«, forderte sie.

»Keine Lust mehr«, riefen Finn, Askan und Till, die ihre Rauferei inzwischen beendet hatten und sich neben Magnus ins Gras fallen ließen. Vor ihnen lag das mächtige Kastell, in dem die fünfhundert Soldaten untergebracht waren. Mit seinen vier Toren, den Wachtürmen und Mauern nahm es sehr viel mehr Platz ein als das Lagerdorf.

Till sagte: »Ich kann mir den Text sowieso nicht merken. Außerdem: Wer interessiert sich schon für Sagen aus Griechenland?«

»Ich«, sagte Magnus und klopfte ein paar Brotkrümel von seiner Tunika. Die nackten Beine hatte er weit von sich gestreckt, er fuhr mit seinen Zehen durch die Grashalme. Vor, zurück, vor, zurück. »Griechenland muss herrlich sein: ein Land voller Olivenbäume, mit blauem Meer und weißen Felsen, die aus dem Wasser in den Himmel ragen.« Magnus blickte verträumt in die Ferne, nur Kim fiel auf, wie viel Sehnsucht in diesem Blick lag. Wenn er sie doch auch einmal so ansehen würde!

»Felsen kannst du bei uns in Germanien auch haben«, brummelte Finn. »So viel du nur willst.«

»Trotzdem.« Magnus blieb hartnäckig. »Das ist was ganz anderes. Ich würde gerne hinfahren.«

Alle außer Kim lachten. »Magnus, du spinnst! Griechenland ist ganz weit weg. Willst du mit dem Pferd reiten oder gar zu Fuß gehen? Es sind tausend Meilen. Mindestens. Bis du dort bist, bist du verhungert. Dann können wir dein Gerippe unter einem Olivenbaum besuchen.«

»War ja nur eine Idee«, lenkte Magnus ein. »Ich würde einfach nur zu gern verreisen. Egal wie. Zu Fuß, mit dem Ochsenkarren, mit einer Kutsche. Ich würde gerne wieder einmal ein richtiges Abenteuer erleben.«

»Vergiss es, Magnus«, antwortete Britt und drehte eine lange Haarsträhne zwischen den Fingern. »Träum von etwas anderem.« Sie legte den Kopf schief und lächelte Magnus an. Ihre Augen strahlten dabei.

***

»Was ist das denn?« Marcus Tiberius blickte wütend aus dem Fenster seines Palastes in Augusta Vindelicum, schaute den Soldaten beim Exerzieren zu und sprach zu sich selbst. »Das wollen Soldaten sein?« Die Männer marschierten auf dem Forum auf und ab, ihr Zenturio stand neben ihnen. »Wie lahm die Männer sich bewegen«, schimpfte der Statthalter weiter. Er lehnte sich weit über die Brüstung. »Kaum, dass sie ihr Schwert halten können.« Ein Soldat, der etwas kleiner war als die anderen, fiel ihm besonders auf: Er bohrte doch tatsächlich in der Nase!

Marcus Tiberius trat einen Schritt zurück. Erbost ging er in seinem Arbeitszimmer hin und her und knetete dabei seine Handballen. Diese Schlappschwänze! Diese Langweiler! Zum Glück war Pippo, sein kleines Hündchen, bei ihm. Das brachte ihn zum Lachen. Jetzt sprang Pippo hoch, schnappte nach der kornblumenblauen Toga seines Herrn, warf sich übermütig zur Seite und landete jaulend auf dem Po. Marcus Tiberius musste schmunzeln. »Merk dir, Pippo«, sprach er zu dem Hündchen, »nichts ist härter als Marmor aus Griechenland.«

Pippo rappelte sich auf, schaute seinen Herren treuherzig an, dann flitzte er quer durch den lichtdurchfluteten Raum. Es war Sommer, und durch die geöffneten Fenster strömte die Nachmittagssonne hell herein. Pippo rannte einmal um die Papyrusrollen herum, die am Schreibtisch lehnten, dann um den Stuhl mit den Löwenkrallen, an den Wandmalereien vorbei und zurück zu den Stühlen mit Lederkissen. Bei seiner Wasserschüssel legte er keuchend eine Pause ein. Pippo trank gierig, dann rollte er sich auf dem Teppich zusammen. Er gähnte zweimal, schloss die Augen, schon war er eingeschlafen.

Nachdenklich musterte Marcus Tiberius seinen zotteligen Freund. Er hatte einen Narren an ihm gefressen. Der kleine Vierbeiner erfreute ihn auch, wenn ihn die Sorgen drückten. Und Sorgen hatte er, beim Jupiter! Durch das Fenster hörte er die Soldaten lachen, anscheinend erzählten sie sich Witze. Von Disziplin keine Spur. Marcus Tiberius ballte wütend die Fäuste.

Seit drei Jahren war er Statthalter von Augusta Vindelicum, der Hauptstadt der Provinz Rätiens. Kaiser Hadrian hatte ihn hergeschickt. Als Statthalter gehörte es zu seinen Aufgaben, Steuern einzutreiben und Gerichtsverhandlungen zu leiten. Außerdem musste er die Händler bei ihrer Arbeit unterstützen. Mehrere hundert Beamte halfen ihm dabei. Er musste Ratsversammlungen leiten und in der gesamten Provinz für Ordnung und Ruhe sorgen. Und ruhig war es, in der Tat. Viel zu ruhig!

Marcus Tiberius warf einen Blick auf sein Hündchen, dann blies er erneut wütend die Backen auf. Ärger stieg in ihm hoch. Bevor er nach Rätien gekommen war, hatte er in Parthia gekämpft, dort waren echte Männer gefragt. Und hier? Hier musste er beobachten, dass die Soldaten immer fauler wurden.

Marcus Tiberius ging noch einmal zum Fenster. Es wurde immer schlimmer: Einer der Soldaten nuckelte an seiner Trinkflasche, andere lehnten plaudernd an der Mauer des Merkur-Tempels, vier Männer saßen am Boden und knallten den Würfelbecher auf das Pflaster. Marcus Tiberius runzelte die Stirn. Wo steckte eigentlich der Zenturio? Von dem Anführer der Gruppe fehlte jede Spur.

»Ich werde ihn zu mir bestellen«, entschied der Statthalter und trommelte wütend mit seinen beiden Handflächen auf die Fensterbank. »Er sollte dringend mehr Übungsmärsche anordnen. Zwanzig Meilen am Tag, das würde den Männern Beine machen.«

Marcus Tiberius drehte sich um und wäre dabei fast über die Teppichkante gestolpert, die sein Hündchen nach oben gebogen hatte. »Pippo, der hat Schwung!«, dachte der Statthalter laut. Wie gern der rannte, tobte und hüpfte. An ihm sollten sich die Soldaten ein Beispiel nehmen. Plötzlich kam dem Statthalter eine Idee.

***

Wie alle Kinder wohlhabender Eltern hatten auch Fabio und Cornelia, Sohn und Tochter des Statthalters, vormittags Unterricht. Ihr Lehrer hieß Takos, stammte aus Griechenland und war ein Sklave.

Der Unterricht fand in dem großen Zimmer im Obergeschoss des Palastes statt, von dem aus man einen guten Blick in den Garten hatte. Ein Springbrunnen plätscherte dort leise vor sich hin, in den Laubengängen hingen ein halbes Dutzend Vogelkäfige. Das Gezwitscher der bunten Singvögel hörten die Kinder kaum noch, es gehörte ganz selbstverständlich zum Unterricht dazu. Genauso wie der Lavendelduft, der in der Luft hing: Takos schmierte sich sein schwarzes Haar jeden Tag mit Lavendelöl ein, bis es glänzte wie Fischsoße.

Normalerweise mochten die beiden Geschwister ihren Lehrer, denn er war geduldig und verständnisvoll. Doch heute war Takos voll und ganz in die griechische Sagenwelt eingetaucht, und das war nun wirklich zu viel des Guten! Fabio und Cornelia schwirrte der Kopf: Wer sollte sich noch auskennen zwischen all den unsterblichen Göttern, schönen Frauen und mutigen Kämpfern? Einer schien tapferer zu sein als der andere, und wer nun mit wem verheiratet war, das verstand keiner. Fabio kritzelte lieber Strichmännchen in seine Wachstafel, Cornelia vertiefte sich in das Blumenmuster von Takos gelber, knielanger Tunika.

Beide hoben erst wieder den Kopf, als es an der Tür klopfte. Es war Yann, der andere Sklave der Familie. Ihn mochten die beiden Geschwister nicht so gern, weil er immer so mürrisch dreinschaute. Außerdem schien es, als ob er Fabio als seinen persönlichen Feind auserwählt hätte. Immer warf er ihm giftige Blicke zu. Fabio fühlte sich ganz unbehaglich, wenn er mit Yann zusammen in einem Raum war.

Jetzt stand der Sklave, der aus Gallien stammte, breitbeinig in der Tür. »Du sollst zum Statthalter kommen«, kommandierte Yann in barschem Ton und deutete dabei mit dem Zeigefinger auf Takos. »Und zwar schnell!«

Der Lehrer war in Gedanken noch bei der griechischen Sagenwelt. Er blickte kurz auf. »Wie bitte?«

»Du sollst zum Statthalter kommen. Sofort!«

»Wir machen morgen weiter«, seufzte Takos, zupfte seine honiggelbe Tunika zurecht und machte sich auf zu seinem Herrn.

Die Augen des Statthalters blitzten vor Vorfreude, als Takos sein Arbeitszimmer betrat. Sein Zorn war wie weggeblasen. »Sei gegrüßt, Takos, mein Freund«, begrüßte er den Sklaven, der im Gegensatz zu Yann längst zu den Vertrauten der Familie gehörte. »Komm, wir gehen in den Garten.«

Pippo bellte erfreut. Marcus Tiberius klopfte dem Lehrer freundschaftlich auf die Schulter. Ha, dass er nicht früher darauf gekommen war! Die Lösung seines Problems lag zum Greifen nah. Laufen, werfen, springen – das würde die müden Knochen der Soldaten in Bewegung bringen. Der Schlendrian würde bald ein Ende haben.

Die beiden Männer spazierten durch die Laubengänge, die mit Götterstatuen geschmückt waren. Auf Steinsäulen standen Merkur, Bacchus, Flora – der örtliche Bildhauer hatte sich alle Mühe gegeben. Bacchus, der Gott des Weines, trug Weintrauben im Haar. Floras Kopf schmückte ein Blumenkranz, sie war die Göttin des Frühlings.

Marcus Tiberius hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Takos«, wollte er wissen. »Welche Sportarten gehören zu den Olympischen Spielen?«

Als Grieche, das wusste der Statthalter, kannte sich der Lehrer auf diesem Gebiet bestens aus. Schließlich richteten die Griechen alle vier Jahre eine Veranstaltung aus, die die gesamte antike Welt begeisterte: die Olympischen Spiele.

Takos überlegte einen kurzen Moment. »Fünfkampf, bestehend aus Diskuswurf, Weitsprung, Speerwurf, Ringen und Wettlauf.«

Marcus Tiberius, der an die müden Soldaten vor seinem Palast dachte, nickte erfreut. »Wettlaufen, das klingt gut. Sehr gut.«

Takos ging weiter. »Beim Laufen gibt es verschiedene Formen. Kurz- und Langstrecke gehören dazu oder Waffenlauf.«

»Waffenlauf?«, fragte Marcus Tiberius neugierig nach. »Die Sportler laufen mit Schild und allem drum und dran?«

Takos nickte. »Ja. Sogar mit Beinschonern. Für das Publikum ist das ein großer Spaß, weil die Läufer manchmal über ihre eigenen Beine stolpern.«

Marcus Tiberius nickte zufrieden. »Was steht noch auf dem Programm?«, wollte er wissen.

»Pferde- und Wagenrennen.« Takos hielt den Zeigefinger an die Nase. »Und natürlich verschiedene Kampfsportarten wie Faustkampf oder Pankration.«

Marcus Tiberius spitzte die Ohren. »Pankration?«

»Eine Art Ringen«, erklärte der Grieche. »Sehr brutal, fast alles ist erlaubt. Es gibt wahre Könner in dieser Disziplin.«

»Ausschließlich Griechen?«

Der Sklave lächelte sanft. »Natürlich ausschließlich Griechen. Nur Angehörige der griechischen Provinz dürfen an den Spielen teilnehmen, Herr!« Er schaute Marcus Tiberius zweifelnd von der Seite an. Wusste das der Statthalter nicht?

Doch Marcus Tiberius nahm keine Notiz von der abweisenden Geste des Lehrers. Seine Backen waren rot vor Aufregung.

»Bei den nächsten Olympischen Spielen dürfen nur Bewohner der rätischen Provinz teilnehmen«, verkündete er dem verblüfften Takos. »Noch in diesem Sommer werde ich Wettkämpfe veranstalten! Hier in Augusta Vindelicum.« Wie zur Bestätigung fing Pippo laut an zu kläffen. »Ist das nicht eine gute Idee?«, strahlte der Statthalter.

Der Sklave wusste nicht, was er sagen sollte. War sein Herr übergeschnappt? Olympische Spiele hier? An der Nordgrenze des römischen Reiches? Es gab nur eine Form des Wettkampfes, und die fand, natürlich, alle vier Jahre im griechischen Ort Olympia statt!

»Eine sehr gute Idee«, stammelte der Sklave. Es stand ihm nicht zu, seinem Herrn zu widersprechen. Doch in seinem Innersten brodelte es. Olympische Spiele in Rätien – das durfte nicht sein. Was würde Zeus davon halten? Die Spiele in Olympia waren immer auch ein religiöses Fest, das dem König der Götter gewidmet war. Eine Nachahmung der Olympischen Spiele aus rein sportlichen Gründen kam Takos einer Entweihung gleich. Seine Hände zitterten, als er neben dem Statthalter weiterging.

Doch der achtete nicht auf ihn. Zufrieden pfiff Marcus Tiberius nach seinem Hündchen. »Pippo, komm her!« Schon kam der kleine Hund angesprungen. »Olympische Spiele in der Provinzhauptstadt!«, rief der Statthalter übermütig. »Das wird den Soldaten Beine machen.« Er warf ein Stöckchen, das er zuvor aufgehoben hatte, bis zum nächsten Mandelbaum, und Pippo rannte kläffend hinterher.

Marcus Tiberius merkte in seiner Begeisterung nicht, dass hinter einer Buchsbaumhecke jemand den Kiesweg harkte und das Gespräch belauschte. Gebückt hatte der Mann hinter den Zweigen verharrt. Was er zu Ohren bekam, brachte seinen ganzen Körper zum Kribbeln.

Sollte das die Gelegenheit sein, auf die er gewartet hatte? Wie lange hatte er schon vor, dem Herrn in der kornblumenblauen Toga eins auszuwischen? War jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen? Dem Mann mit der Harke in der Hand lief ein wohliger Schauer über den Rücken.

***

Die Idee mit dem Haarwachswettbewerb stammte natürlich von Britt. Britt war die große Schwester von Finn und führte das Kommando bei den Pilzsammlerinnen im Germanendorf. Die Pilzsammlerinnen, das waren Britt, Kim, Sarah, Enni, Freya und Gudrun. Die sechs Germanenmädchen hatten einen erfolgreichen Handel aufgezogen und verdienten damit ihr eigenes Geld, das sie in einer Schatulle aufbewahrten. Britt war die Chefin, Kim ihre Stellvertreterin, auch wenn es ihr zurzeit so vorkam, als habe sie nicht viel zu sagen.

Normalerweise gingen die Mädchen aus Vetoniana jeden Tag in den Wald und sammelten Pilze. Sie putzten und trockneten sie, bevor sie sie weiterverkauften. Aber an jenem verhängnisvollen Tag, als die Idee mit dem Wettbewerb entstand, lohnte es sich nicht, loszuziehen. Es war zu trocken, keine gute Zeit für Pilze. Sie hatten beschlossen, zu Hause zu bleiben. Gelangweilt waren die sechs Mädchen in ihrer Pilzlaube zusammengesessen, als Britt auf einmal mit dem Vorschlag für den Wettbewerb herausgerückt war.

»Wir machen einen Schönheitswettbewerb. Wer nach zwei Vollmonden die längsten Haare hat, hat gewonnen«, hatte Britt verkündet. Einfach so. Ohne Absprache mit ihrer Vertreterin.

Zum Entsetzen von Kim waren die anderen sofort begeistert aufgesprungen. »Ja, das machen wir!«, hatte Enni gerufen. Und Freya meinte sogar: »Das ist mal was anderes. Da wäre ich nie drauf gekommen!«

Kim hatte nur die Augen verdreht. Sie fühlte sich übergangen. Als sie einen Laufwettbewerb vorschlug, hörte ihr niemand zu. Alle plapperten durcheinander. »Ob ich meine Haare färben soll? Dunkelbraun vielleicht?« Sarah war ganz aufgeregt gewesen. Nur Ennis Einwand – »Ich glaube, Finn mag lieber rothaarige Mädchen« – hatte Sarah davon abgehalten, sofort Kastanienschalen zu sammeln.

Britt legte auch gleich die Regeln fest: Nach sechs Wochen sollte gemessen werden. Dabei hatte sie die Messlatte durch die Luft geschwenkt, in der die Mädchen Kerben eingeritzt hatten. Damit maßen sie normalerweise ihre Schnüre ab, an denen sie die Pilze zum Trocknen auffädelten.

»Und was gibt es zu gewinnen?«, hatte Kim mürrisch gefragt.

»Eine Silbermünze aus unserer Geldschatulle«, war die Antwort. »Die Siegerin darf damit machen, was sie will.« Alle hatten eifrig genickt, und Kim hatte sich noch mehr geärgert: Auch das war nicht mit ihr abgesprochen worden.

Gudrun hatte am nächsten Tag begonnen, ihre Haare zu Zöpfen zu flechten und bunte Steine daran zu binden. Damit wollte sie ihre Haare in die Länge ziehen.

Kim konnte es einfach nicht fassen. Ein Schönheitswettbewerb, du meine Güte! Da konnte man ja nur dasitzen und nichts tun, wie albern! Ein Wettrennen, da wäre sie dabei gewesen. Aber darauf wollten sich die anderen Mädchen natürlich nicht einlassen. Sie bürsteten lieber ihre Haare. Warum nur war ihnen ihr Aussehen auf einmal so wichtig? Kim hatte ihre verfilzten Haare hin und her geschüttelt. Und dann diese albernen Steine! Nie und nimmer hätte Kim zugegeben, dass Gudruns neue Frisur äußerst lässig aussah.

2. Kapitel

Der Lagerchef von Vetoniana lag auf einer Holzbank in den Thermen, als ihm die Ankunft des Boten aus der Provinzhauptstadt gemeldet wurde. Vetoniana lag sechzig Meilen nordöstlich von Augusta Vindelicum, an der nördlichen Grenze der Provinz Rätien.

Zusammen mit Lagerchef Publius Crepereius genossen der Germane Urs Armin und Luca aus dem Lagerdorf den Luxus, den das kleine Bad zu bieten hatte: Dampfbad, Schwitzbad, Kaltbad. Urs Armin, der Vater von Finn, Britt, Askan und Till, und die beiden anderen Männer hatten sich weiche Handtücher in den Nacken gelegt und streckten ihre Beine weit von sich.

»Was will der Bote?«, fragte der Lagerchef unwirsch, als der Soldat verlegen vor ihm stand und von der Ankunft des Reiters berichtete. »Kann sein Anliegen nicht warten?«

Publius Crepereius hatte heute stundenlang seine Soldaten am Exerzierplatz trainiert. Er hatte sie hin und her gehetzt und Speere werfen lassen, bis sie endlich ihr Ziel sicher trafen. Hatte er sich nicht ein wenig Ruhe und Entspannung verdient?

»Der Bote hat gesagt, es sei dringend«, versicherte der Soldat. »Übrigens, sein Name ist Sextus.«

»Dann soll dieser Sextus hereinkommen«, befahl Publius Crepereius. Die drei Männer erhoben sich ächzend von ihren Liegen, Luca wäre dabei fast das Handtuch von den Hüften gerutscht.

Der Soldat hielt die Tür auf, und ein Schwall kalter Luft strömte herein. Mit ihm huschte der Bote durch die Tür.

»Ich habe niemanden aus der Hauptstadt erwartet«, brummte der Lagerpräfekt und musterte den Mann, der verschwitzt und staubig vor ihm stand. »Ich hoffe, du bringst keine unangenehmen Nachrichten. Zusätzliche Arbeitseinsätze, sinnlose Befehle oder Ähnliches.«

Der Bote schüttelte den Kopf und deutete auf seine Papyrusrolle, die er in der linken Hand hielt. »Darf ich?«

»Von mir aus«, brummelte der Publius Crepereius.

Der Bote stellte sich vor den drei Männern auf. Er zog die Papyrusrolle auseinander und las laut vor:

»Der Statthalter von Rätien grüßt seine Bürger! In der zweiten Woche des Augustes, noch in diesem Jahr, sollen in Augusta Vindelicum sportliche Wettkämpfe stattfinden. Wie bei den berühmten Olympischen Spielen sind Mannschaften der Kastelle in ganz Rätien aufgefordert, ihre Kräfte in Disziplinen wie Laufen, Werfen und Weitsprung zu messen. Auch Pferde- und Wagenrennen werden ausgetragen. Als Belohnung winkt dem Sieger ein Lorbeerkranz, außerdem erhält er Ruhm und Ehre. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Salve!«

Publius Crepereius schaute den Boten verblüfft an. Er hatte die üblichen Anordnungen erwartet – neue Regeln zum Eintreiben der Steuer, Anweisungen für den Straßenbau, Handelsverordnungen. Stattdessen kündigte der Bote sportliche Wettkämpfe an. Das hatte es noch nie gegeben, seit er Lagerchef von Vetoniana war!

»Olympische Spiele? In unserer Provinz? Was soll das bedeuten?« Der Lagerpräfekt warf dem Boten einen neugierigen Blick zu.

Der Bote kannte diese Fragen nur zu gut. Sie waren ihm überall gestellt worden, wo er bisher seine Papyrusrolle verlesen hatte. Gut, dass ihm Takos, der Lehrer, vor der Abreise alles genau erklärt hatte. Er hatte ihm sogar extra Wachstafeln mit allen Einzelheiten mitgegeben, die würde er dem Lagerchef später überreichen.

Doch zunächst rollte der Bote Sextus die Papyrusrolle zusammen. »Der Statthalter möchte seine Soldaten zu sportlichen Höchstleistungen herausfordern.«

Der Lagerpräfekt kratzte sich am Kopf. »Olympische Spiele? Ich dachte, die gibt es nur in Griechenland? In Olympia.«

Der Bote kannte auch diese Frage schon. »Der Statthalter liebt Griechenland«, erklärte er geduldig. »Er ist ein großer Freund des olympischen Gedankens! Derzeit lässt er eigene olympische Stätten in Augusta Vindelicum errichten. Sie werden nicht ganz so prachtvoll sein wie die in Griechenland – aber sicherlich lässt es sich dort gut trainieren und feiern.« Sextus schwenkte die Papyrusrolle hin und her.

»Beim Jupiter«, murmelte Publius Crepereius. »Was unserem Statthalter nur wieder einfällt.«

***

Marcus Tiberius war nicht der einzige Mann in Augusta Vindelicum, der einen Boten losgeschickt hatte. Da war auch noch Yann, der Sklave aus Gallien, der die Zimmer fegte und den Garten des Statthalters in Schuss hielt. Unkraut jäten, Hecken schneiden, Blumen gießen, Wege säubern, das waren seine Aufgaben. Yann war wie alle Sklaven arm. Das wenige Geld, das ihm sein Herr manchmal zusteckte, gab er in den Tavernen der Stadt gleich wieder aus. Deswegen hatte Yann auch nicht genügend Münzen gehabt, um den Reiter zu bezahlen, der in schnellem Galopp die Tore der Stadt hinter sich gelassen hatte und auf der Via Claudia Augusta in Richtung Rom ritt.

Aber Yann hatte Hilfe bekommen, denn er war schließlich nicht der einzige Bewohner der Stadt, der dem Statthalter nicht wohlgesonnen war. Nicht jeder mochte die Art und Weise, wie Marcus Tiberius die Provinz führte. Einmal hatte er sich bei einer Gerichtsverhandlung doch tatsächlich auf die Seite eines Diebes gestellt – ein Bettler hatte Brot gestohlen, weil er Hunger hatte. Der Statthalter hatte ihn freigesprochen.

Wenn Yann dagegen an die Ungerechtigkeit dachte, die ihm selbst widerfahren war, krampfte sich sein Magen zusammen. In den Steinbruch hatte er gemusst! Wegen dieser dummen Vase, mit der er rein gar nichts zu tun gehabt hatte.

Zwei Monate war das nun her, doch Yann konnte seinem Herrn die Sache nicht verzeihen. Damals war plötzlich eine Vase nicht mehr an ihrem Platz gestanden. Eine Vase aus Griechenland, ausgerechnet! Dabei wusste jeder Bedienstete im Haus, dass es sich um ein Lieblingsstück des Hausherrn handelte. Umso größer war der Schock, als die Nische plötzlich leer war. Und natürlich verdächtigte der Statthalter ihn, ausgerechnet ihn, den Sklaven aus Gallien, sie gestohlen zu haben. In Wirklichkeit aber, das wusste Yann, hatte Fabio, der Sohn des Statthalters, die Scherben heimlich zusammengekehrt und in den nächsten Brunnenschacht gekippt. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen.

Weil Yann immer, wenn er aufgeregt war, ins Stottern geriet, hatte er nur zwei Worte herausgebracht, als er zur Rede gestellt wurde: »E-e-e-er l-l-lügt!« Dabei hatte er auf Fabio gedeutet. Der hatte nur den Kopf geschüttelt und laut »Ich war’s nicht!« gerufen. Und damit hatte Fabio sogar recht gehabt: Es war nämlich Pippo gewesen, der die Vase von ihrem Platz gefegt hatte. Fabio hatte nur die Scherben weggeräumt.

Der Sohn des Statthalters wurde in sein Zimmer geschickt, er dachte nicht länger über die Sache nach. Yann aber bekam eine saftige Strafe: Er musste für zwei Wochen in den Steinbruch. Seit er sich dabei mit Hammer und Meißel die Hände wund geklopft hatte, wartete Yann auf eine günstige Gelegenheit, um seinem Herrn, diesem stinkenden Fischkopf, eins auszuwischen. Jetzt, nachdem er das Gespräch im Garten belauscht hatte, schien diese Gelegenheit gekommen …