Die Wanderreiter-Akademie - Herbert Fischer - E-Book

Die Wanderreiter-Akademie E-Book

Herbert Fischer

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Beschreibung

"Die Wanderreiter-Akademie" erhebt nicht den Anspruch, ein klassisches Fachbuch zu sein, obwohl das Buch in vielerlei Hinsicht Fachwissen vermittelt: Angefangen bei der Beurteilung eines geeigneten Wanderpferdes, über die richtige Ausrüstung für Pferd und Reiter bis hin zur Fütterung während des Wanderritts. Viele Praxistipps und übersichtliche Checklisten sind außerdem eine wertvolle Hilfe für jeden, der sich mit der Wanderreiterei beschäftigt. Der Schreibstil bleibt jedoch durchgehend persönlich und immer wieder lässt uns der Autor aus seiner 30-jährigen Erfahrung als Wanderrittführer schöpfen. Und das Buch ist natürlich vor allem eines: ein Porträt der Deutschen Wanderreiter-Akademie. Die Personen dahinter, die Ideen, die Aktivitäten, die Ziele. Und es ist ein Buch über Herbert Fischer selbst. Denn seine Geschichte ist untrennbar verknüpft mit der der Wanderreiter-Akademie und viele heitere und anschauliche Anekdoten geben dem Buch seine ganz persönliche Note. Ein amüsantes, lehrreiches und sehenswertes Lesevergnügen auf 272 Seiten, nach dessen Lektüre man am liebsten sofort los reiten möchte – auf zu neuen Abenteuern zu Pferd!

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Haftungsausschluss

Der Autor, der Verlag und alle anderen an diesem Buch direkt oder indirekt beteiligten Personen lehnen für Unfälle oder Schäden jeder Art, die aus in diesem Buch dargestellten Übungen entstehen können, jegliche Haftung ab. In diesem Buch sind einige Reiter abgebildet, die ohne splittersicheren Kopfschutz reiten. Dies ist nicht zur Nachahmung zu empfehlen! Achten Sie immer auf die entsprechende Sicherheitsausrüstung für sich selbst: feste Schuhe und Handschuhe bei der Bodenarbeit sowie Reithelm, Reitstiefel/-schuhe, Reithandschuhe und gegebenenfalls Sicherheitsweste beim Reiten.

Copyright © 2015 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Copyright © der Originalausgabe: diba-DRUCK Diefenbach GmbH, Abteilung Verlag

Bild-Redaktion: RossFoto Dana Krimmling

Layout: Burkhard Mahlmeister

Satz: Miriam Borgmann

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6373-0

INHALT

01   Von der Kultur des Wanderreitens – Reisen hoch zu Ross

02   Die Deutsche Wanderreiter-Akademie (DWA) oder Reisen zu Pferd will gelernt sein

03   Im Dienste des Reisens zu Pferd – die Deutsche Wanderreiter-Akademie e.V.

04   Von der Lust und der Kunst des Reisens zu Pferd – Seminare und Kurse der Deutschen Wanderreiter-Akademie

05   Neue Wanderpferde braucht das Land

06   Der Wandersattel – das A und O einer guten Ausrüstung

07   Von Kopf bis Fuß auf Wanderreiten eingestellt

08   Perfekt geplant ist gut geritten

09   Wanderreiten à la Carte

10   Wanderreiten im Rhythmus der Pferde

11   Pferdefütterung auf dem Wanderritt oder: In der Not frisst das Pferd auch Haferflocken

12   Hilfe bei Pannen auf dem Wanderritt

13   Wanderreiten als Gruppenerlebnis

14   Wanderritt-Reportagen von Heike Gruber

15   Der längste und der kürzeste Wanderritt

16   Die DWA-Stafetten

17   Ein Wander-Rittmeister fällt nicht vom Himmel

18   Der Europa-Gipfel der Wanderreiter

ANHANG

01   Die DWA-Seminare

02   Das 50-Punkte-System der Ditzig-Fischer-Methode

03   Die Wanderreiter-Checkliste und die Tross-Material-List

04   Die Lehrjahre des Wander-Rittmeisters Herbert Fischer

05   Hoch auf dem gelben Wagen – Wandern mit Pferd und Kutsche

06   Das Fischersche Hufnutzungs-Profil

07   Mythos Cowboy – Wanderreiter der besonderen Art

Wanderritt-Erfahrungen in 53 Anekdoten

mit 10 Collagen von Claudia Wirsch über die Frühlingsfeste und die WindrosenRitte; Fotos: Manfred Riege

FotografInnen

Bildnachweis

VORWORT

Neben mir steht ein Koffer. Das gute Stück aus schönem braunem Leder hat für mich eine ganz besondere Bedeutung, denn es verkörpert meine zwei Leben. Mit dem Koffer selbst habe ich im Ersten viele Jahre lang tagtäglich Aktenberge in mein Büro in der Vorstandsetage eines Mainzer Unternehmens getragen. Der neue Griff aus reißfester Heukordel dagegen steht für mein jetziges, mein zweites Leben, in dem ich die Arbeit am Schreibtisch durch die Arbeit mit Pferden und die Geschäftsreisen mit Chauffeur oder Firmen-Jet durch Wanderritte in freier Natur getauscht habe. Ein Stück Kordel gehört dabei zu jener Grundausrüstung, die ich immer und für alle Fälle bei mir trage.

Ich habe mit meinem ersten Leben schon lange abgeschlossen, ganz bewusst und ganz radikal, weil ich mir die Chance eines zweiten, völlig anders gearteten Daseins gönnen wollte. Das Wanderreiten hat mich schon lange Zeit vorher fasziniert, und ich habe viele Stunden meiner Freizeit damit zugebracht, mich von ausgewiesenen Experten in diese Kunst der Wanderreiterei einführen zu lassen. Als sich dann die Möglichkeit bot, mich selbständig zu machen, griff ich zu! Spontan und mit dem sicheren Gefühl, dass es manch eine Chance im Leben kein zweites Mal gibt. Das war im Jahre 1981. Seit 1986 gibt es in Reckenthal im Westerwald den Fischerhof, und seit 1992 gibt es dort auch die von mir ins Leben gerufene und geleitete Wanderreiter-Akademie.

Ich war in meinem ersten Leben Generalist und beschloss, es zu bleiben. Auch im neuen Leben. Als solcher stelle ich gewisse Anforderungen an das Wanderreiten – und mehr noch an die Wanderreiter. Ich bin überzeugt, dass es nicht genügt, sich einfach aufs Pferd zu schwingen und durch die Lande zu galoppieren. Wanderreiten – richtig verstanden – beinhaltet eine Fülle von Know-how. Aber auch Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Das Lehrziel der Akademie ist der Kavalier DWA, rücksichtsvoll gegenüber Pferd, Mensch und Natur.

Wir erleben heute eine stürmische Entwicklung des Wanderreitens – des Reisens zu Pferd. Gerade deshalb erscheint es mir wichtig, in Deutschland wie in ganz Europa diese ebenso faszinierende wie vielseitige Freizeitbeschäftigung qualitativ zu fördern. Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Menschen für diese Art des Reisens und Wanderns begeistern. Ich wünsche mir aber auch, dass nur Reiter im Sinne unserer Philosophie auf den großen Treck gehen; Rücksicht nehmend auf Pferd, Mensch und Natur.

In meiner mehr als dreißigjährigen Tätigkeit als Wanderrittführer habe ich eine Menge an Erfahrungen gesammelt.

Mit meinem Buch möchte ich einen Beitrag dazu leisten, eine Wanderreit-Kultur zu begründen, die sich an verbindlichen – aber leicht nachvollziehbaren – Spielregeln orientiert. Wenn es mir damit gleichzeitig noch gelänge, etwas von der Begeisterung zu vermitteln, die bei mir über all die Jahre mit jedem neuen Wanderritt immer noch größer wird, hätte das Buch sein Ziel erreicht.

Reckenthal, im Winter 2011

Danksagung an Freunde, die mich auf meinem Weg begleitet haben und ohne deren Rat und Hilfe ich mein lustvolles und tollkühnes Wanderreiter-Leben nicht hätte gestalten können:

Gabriele Boiselle, Klaus Ditzig*, Jens Hammer, Günther Hecken, Armin Kasper, Wolf Kröber*, Volker Lapp, Jürg Löw, Herbert Meeßen, Erika E. Müller, Dieter Watrin*, Christoph und Michael Rieser, Bruno Rouan, Henri Roque*, Jutta Scheuthle, Klaus Schlappa, Robert Simon, Sadko Solinski*, Hanns Ullstein jun. und Lioba Wagner.

* Leider inzwischen verstorben.

Grußworte

Dein Buch, lieber Herbert, liegt gut und gewichtig in der Hand im Vergleich zu manch schmalbrüstigen Ausgaben zum gleichen Themenbereich. Das ansprechende Titelbild mit einem in guter Haltung gehenden Pferd bei nur leicht anstehendem, einhändig geführten Zügel unter einem fröhlichen Reiter verstärkt diesen Eindruck noch. Dieser erste Eindruck, haptisch und optisch, ist nicht zu unterschätzen. Gewogen und zu leicht befunden wird nicht gekauft.

Inhaltlich bietet das Buch in Bild und Text das, was ich zu großen Teilen schon von Dir kenne. In manchen Passagen klingt mir beim Lesen die sonore Stimme des Autors im Ohr. Im Lay-Out nicht überladen, bringst Du Deine Erke nntnisse und Ratschläge in ansprechender Weise an den Leser, ohne Geschwafel, immer auf den Punkt und nachvollziehbar. Man spürt die jahrzehntelange Erfahrung und erkennt: Der Mann weiß, wovon er spricht. Dass dabei eigene Fehler und Umwege nicht verschwiegen werden, macht die Aussage authentisch.

Ich habe nicht oft ein Buch in einem Rutsch nach einem anstrengenden Tag durchgelesen, Deines gehört dazu.

Armin Kasper

Autor des Buches HUFKURS - das Praxisbuch für Reiter, Hufpfleger und Hufschmiede. Kosmos-Verlag.

Lieber Herbert,inzwischen habe ich ausführlich in Deinem Buch gelesen - sehr schön. Da kann jeder wirklich etwas mit anfangen - und so knapp gehalten, dabei nichts vergessen (jedenfalls ist mir nichts aufgefallen), kein Geschwafel, wie das so üblich ist.

Für Wanderreiter wirklich ein MUSS!

Anandita E. Müller

war 35 Jahre lang die Chefredakteurin der Fachzeitschrift „freizeit im Sattel“.

KAPITEL

01

Von der Kultur des Wanderreitens – Reisen hoch zu Ross

Faszination des Reisens zu Pferd:Die besondere Verbundenheit mit dem Pferd über einen vergleichsweise langen Zeitraum hinweg.

Es hat geregnet, die ganze Nacht lang. Als wir aufbrechen, früh am Morgen, ist das Tal in dichten Nebel gehüllt. Im Wald dann, wo die Nebelschwaden mit den knorrigen, dicht an dicht stehenden Bäumen ein seltsam-pittoreskes Schauspiel darstellen, fühlen wir uns wie losgelöst vom Rest der Welt, allein im Nirgendwo, allein mit unseren Pferden und mit einem unvergleichlichen Duft nach feuchter Erde, modrigem Laub und sprießenden Pilzen.

Die Sicht reicht nicht weiter als bis zum nächsten Pferd und dessen Reiter. Keine Spur vom Ende des Weges, geschweige denn vom Ziel unserer Reise. Welch ein Erlebnis: Sich einfach den Bewegungen der Tiere überlassen, Gedanken nachhängen, Tagträume in den Nebel phantasieren. Irgendwann an diesem Vormittag, vielleicht zwei, drei Stunden nach unserem Aufbruch, kommt die Sonne durch, zunächst zögernd noch, dann mit aller Kraft, und beschert uns wundervolle Ausblicke in das Tal, das wir inzwischen weit unter uns gelassen haben. Seit fünf Tagen sind wir unterwegs, haben Wind und Regen erlebt, einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachtet, äsende Rehe erspäht – und sind oft stundenlang keiner Menschenseele begegnet. Dieser Tag ist der letzte unserer Reise.

An seinem Ende wird er uns zu einer malerischen alten Mühle führen, in deren liebevoll ausgestattetem Inneren wir ein opulentes Mahl, köstlichen Wein und herzliche Gastfreundschaft genießen werden. Vier Frauen und drei Männer haben sich auf diese gemeinsame Wanderung hoch zu Ross begeben.

Befragt nach dem, was sie an dieser außergewöhnlichen Form des Reisens am meisten fasziniert, kommen viele, ganz unterschiedliche Antworten:

– die besondere Verbundenheit mit einem Pferd über einen so langen Zeitraum

– die für viele ganz neue Art, Landschaft zu erleben

– der radikale Abstand von Terminplaner, Telefon und Alltagsstress

– das Eintauchen in ein Sein, in dem nur der Augenblick zählt

– nur die Lust an diesem Jetzt und Hier

– nur das Einswerden mit dem Rhythmus der Pferde

– nur die Ruhe des Gleichklangs mit der Natur

Am frühen Morgen in den Hochvogesen

Das Wanderreiten ist, in einem unüblichen Sinne, eine Art Luxus des Herzens.

Das Wanderreiten ist, in einem unüblichen Sinne, eine Art Luxus des Herzens.

Immer mehr Freizeitreiter und Urlaubsplaner entdecken das Wanderreiten. Für die einen ist es die stressfreie Alternative zum Reitsport, für die anderen eine neue Kultur des Reisens. Für Alle aber geht es um die Abkehr vom üblichen Freizeitund Urlaubsstress, um ein „zurück zur Natur“. Um die „Entdeckung der Langsamkeit“ als Quelle unerschöpflicher (Selbst-) Erfahrungsmöglichkeiten.

Wandern, so hat es Altbundespräsident Theodor Heuss einmal formuliert, habe den Sinn, unterwegs zu sein. Aufzubrechen, das Vertraute hinter sich zu lassen, Neues, Fremdes zu entdecken, um so den eigenen Horizont zu erweitern: das ist von alters her das Ziel des Reisens. Monate, zuweilen Jahre waren die „klassischen“ Bildungsreisenden früherer Epochen unterwegs, um andere Länder, Menschen, Sitten kennen zu lernen.

Und heute? Das Reisen – solches Reisen – ist schlichtweg aus der Mode gekommen. Man macht zwar Urlaub, so oft und soweit weg von zu Hause wie möglich. Bloß keine Zeit vergeuden mit einer mühsamen Anreise; mit Umwegen, die zwar reizvoll wären, aber auch Aufenthalt bedeuten würden; mit einer langen Bahnfahrt womöglich. Was wäre denn schon interessant daran, das Gesicht einer sich allmählich verändernden Landschaft zu studieren? Die Reiseziele werden gewählt nach dem, was gerade so „in“ ist in den Programmen der Reiseveranstalter – Gran Canaria oder Kuba, Dominikanische Republik oder Hawaii. Und im Grunde fast egal, wohin die Reise führt, denn man verbringt die Tage doch meist am Pool und die Abende an der Bar!

Das Pferd hingegen ist der ideale Begleiter für eine Abenteuerreise.

Das Pferd hingegen ist der ideale Begleiter für eine Abenteuerreise, denn es führt uns, weg von Asphalt, von Zivilisation und von Fesseln, die wir uns dort anlegen lassen. Das Pferd lehrt uns eine neue Harmonie – zwischen Mensch und Tier, Mensch und Natur – letztlich Harmonie mit uns selbst.

Ob deswegen wohl immer mehr Menschen dem fragwürdigen Jetset-Tourismus den Rücken kehren? Ist es Zufall, dass viele bei der Suche nach Alternativen eine Form des Reisens wieder für sich entdecken, die einst mit besonderem Flair von Freiheit und Abenteuer verbunden war – und von dieser Faszination bis heute nichts eingebüßt hat? Dem Reisen zu Pferd?

Das Reisen zu Pferd ist eine erlesene Komposition.

Wanderreiten – das Reisen zu Pferd ist eine erlesene Komposition aus den Erlebniselementen Natur und Landschaft, Kultur und Historie, Reiten in angenehmer Gesellschaft mit kulinarischem Genießen und einem Hauch von Abenteuer.

Einen Luxus des Herzens und der Gesinnung: so könnte man es auch nennen. Dieses sich über genormte Urlaubszwänge hinwegsetzen und vermeintlich phantastischen Animations-Events die faszinierende Erfahrung von Augenblicken der Stille und Ruhe, von Einssein mit der Natur vorzuziehen. Das eigentliche Abenteuer unserer Zeit besteht darin, sich auf seine Träume einzulassen. Es ist ein kühnes Experiment, mit seinen Wünschen scheinbar aus der Zeit zu fallen und sie zu leben doch zu wagen, losgelöst von allen zeitgemäßen Superlativen. Und, frei nach Goethe, zum Augenblick zu sagen: „Verweile doch! Du bist so schön!“

Ein kühnes Experiment, keine Frage. Aber ein Lohnendes.

Mit Klaus Schlappa – in der Heide vor dem Wattenmeer

KAPITEL

02

Die Deutsche Wanderreiter-Akademie (DWA) oder Reisen zu Pferd will gelernt sein

Abenteuer ist nicht, wenn Chaos herrscht.

Als ich vor vierzig Jahren mit dem Wanderreiten begonnen habe, war ich voller Enthusiasmus und Euphorie. Das, was ich in Frankreich, dem klassischen Land des Wanderreitens, bei so begnadeten Lehrern wie Henri Roque und Bruno Rouan gelernt hatte, wollte ich fortführen und weiter entwickeln und in Deutschland bekannt machen. Ich organisierte die ersten Wanderritte – und stellte nur allzu bald fest: Das, was mir als „aventure“, als lustvolles Abenteuer des Reisens zu Pferd, vorschwebte, hatte nichts oder doch nur wenig mit dem zu tun, was mich und meine jeweiligen Gruppen zuweilen erwartete – angesichts völlig fremder Pferde, die ich nicht kannte und über die ich nichts wusste, angesichts von Reitern, die ziemlich unerfahren und somit recht ahnungslos auf Tour gingen – und nicht zuletzt angesichts einer Vielzahl organisatorischer Probleme, z.B. im Hinblick auf Unterstellplätze für Pferde und Übernachtungsmöglichkeiten für die Reiter. Abenteuer ist nicht, wenn Chaos herrscht: Das war meine ganz persönliche Erkenntnis nach den ersten geführten Wanderritten. Und sie war Ausgangspunkt für eine fixe Idee: Wanderreiten ist mehr als Freizeitreiten über längere Distanzen. Wanderreiten braucht Wissen und Erfahrung. Wer Spaß hat an dieser speziellen Form des Reisens im Sattel, muss die Möglichkeit haben, gezielte Informationen abzurufen, z.B. über spezielle Wanderreit-Ausrüstung, über geeignete Routen oder geeignete Unterkunftsmöglichkeiten.

Aus der fixen Idee wurde ein konkreter Plan, aus dem Plan ein Konzept. Und dann schlug die Geburtsstunde der Deutschen Wanderreiter-Akademie (DWA). Das liegt inzwischen zwanzig Jahre zurück. Aus den bescheidenen Anfängen hat sich eine Institution entwickelt, die dem Reisen zu Pferd in Deutschland ein eindeutiges Profil gibt – in mehrfacher Hinsicht.

Wanderreiten braucht Wissen und Erfahrung und sorgfältig geplante Routen.

Wanderreiten braucht Wissen und Erfahrung und sorgfältig geplante Routen.

Wiederholt ist die DWA als „der ADAC für Wanderreiter“ bezeichnet worden, ein Vergleich, der den Anspruch sehr genau trifft: Denn so wie der ADAC seinen Mitgliedern mit Rat und Tat bei allen Fragen rund ums Auto und um das Autofahren zur Seite steht, möchte die Deutsche Wanderreiter-Akademie die erste Adresse und Anlaufstelle für jeden Wanderreiter sein.

Gut ausgebildete und trainierte Pferde gewährleisten Erlebnisqualität.

Gut ausgebildete und trainierte Pferde gewährleisten Erlebnisqualität.

Die Deutsche Wanderreiter-Akademie verfolgt mit allen Angeboten ein klar definiertes Ziel: Es geht darum, dem einzelnen Wanderreiter bei seinen Reisen im Sattel ein Höchstmaß an Erlebnisqualität zu ermöglichen. Um dies zu gewährleisten, müssen gewisse Grundbedingungen gegeben sein. Gut trainierte Pferde zum Beispiel, eine angemessene Ausrüstung und eine sorgfältig vorbereitete Route. Gleichzeitig muss jeder Wanderreiter sich darüber im Klaren sein, dass er, sobald er sich auf die Wanderreise begibt, Verantwortung trägt. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen in der Gruppe, für die Pferde, nicht zuletzt für Wald und Flur, durch die er sich bewegt. Solche Verantwortung zu übernehmen, muss erlernt und trainiert werden. So beruhen die Lehr-Inhalte aller Veranstaltungen der Deutschen Wanderreiter-Akademie letztlich auf der Rücksichtnahme gegenüber Pferd, Mensch und Natur; Ausbildungsziel ist der DWA-Kavalier.

Die DWA-Grundordnung definiert den „Kavalier DWA“: Der Kavalier DWA ist ein guter Geländereiter, rücksichtsvoll gegenüber Pferd, Mensch und Natur, kultiviert und taktvoll. Das Pferd des Kavaliers DWA ist artgerecht gehalten, gepflegt, kooperativ und rittig. Die Ausrüstung auf dem Pferd des Kavaliers DWA ist funktional. Die Passform des Sattels ist maßgerecht.

Die Aktivitäten der Deutschen Wanderreiter-Akademie lassen sich konkret in sechs Schwerpunkten zusammenfassen. Die DWA

– bildet in sechs Stufen aus: DWA-Starter (Basis-Pass), Geländereiter, Wanderreiter, Geländerittführer, Wanderrittführer und Wander-Rittmeister,

– arbeitet an der bundesweiten Infrastruktur für das Wanderreiten,

– testet und prämiert Wanderritt-Ausrüstungen,

– bietet Beratung bei der Planung von Wanderritten,

– erarbeitet und organisiert Traumpfade durch Deutschland und

– inszeniert den WindrosenRitt, die Trüffel-Ritte, den Ehrenburger Reiterkonvent und die DWA-Stafetten. Der WindrosenRitt findet alljährlich am 1. Wochenende im August statt, die Trüffel-Ritte am Pfingst-Sonntag.

Insbesondere in der Ausbildung von Reitern und Pferden für das Wanderreiten haben wir in den vergangenen Jahren eine Unmenge an Erfahrungen gesammelt und diese Erkenntnisse zusammengetragen. Dieser Fundus beinhaltet für jeden, der sich hoch zu Ross auf die Reise begeben möchte, eine Fülle an Informationen und Hilfen, die bei der Vorbereitung und Organisation eines Wanderrittes von Nutzen sind.

Der Schweizer Schauspieler Jürg Löw – Geländerittführer der Akademie – auf seinem Rappen Django

KAPITEL

03

Im Dienste des Reisens zu Pferd – die Deutsche Wanderreiter-Akademie e.V.

Argumente für die Mitgliedschaft in der Deutschen Wanderreiter-Akademie e.V.

1. Teilnahme an Seminaren, Kursen und Veranstaltungen der DWA.

2. Nutzung der von der DWA entwickelten Infrastruktur für das Reisen zu Pferd: Stationen, Hufschmiede- und Tierarztlisten, DWA-Stützpunkte (Foren)…

3. Beratung durch die DWA bei der Planung von Wanderritten.

4. Reiten auf den Trüffel-Pfaden und in den erprobten Wanderreiter-Paradiesen und

5. Nutzung der Ergebnisse der Ausrüstungstests der DWA.

Lustvolle und tollkühne Rittführer der Akademie beim Fest der Windrose von links Burkhard Mahlmeister, Jutta Scheuthle, Jürg Löw, Robert Sirnon und Uli Hecker

Welcher Reiter träumt nicht davon, einmal den großen Treck zu machen?

Welcher Reiter träumt nicht davon, einmal den großen Treck zu machen? Wer möchte nicht mal allein, zu zweit oder mit Freunden über Land reiten – den Hauch des Abenteuers spüren?

Die Deutsche Wanderreiter-Akademie weist den Weg und gibt Ratschläge.

DEUTSCHE WANDERREITER-AKADEMIE

Fischerhof, D-56410 Reckenthal/Montabaur, Tel.: 0 26 02-1 85 07 www.deutsche-wanderreiter-akademie.com

Die Ausbildung der Deutschen Wanderreiter-Akademie in sechs Prüfungsstufen

Die Ausbildung der Deutschen Wanderreiter-Akademie in sechs Prüfungsstufen

Alle sechs Ausbildungsstufen der DWA –

1. DWA-Starter (Basis-Pass),

2. Geländereiter,

3. Wanderreiter,

4. Geländerittführer,

5. Wanderrittführerund

6. Wander-Rittmeister

– haben das übergeordnete Lehr-Ziel KAVALIER DWA.

1. Der Starter DWAhat Grundkenntnisse im Umgang mit dem Pferd, in artgerechter Pferdehaltung, Pflege, Fütterung, Satteln, Zäumen und erste Reit-Erfahrungen.

2. Der Geländereiter DWA*hat gute reiterliche Grundkenntnisse und gute Kenntnisse in Pferdepflege, -umgang, -haltung und -ausrüstung. Er ist in der Lage, allein mit seinem Pferd im bekannten Gelände unterwegs zu sein und an Geländeritten in der Gruppe diszipliniert teilzunehmen – in allen Gangarten.

3. Der Wanderreiter DWA**findet sich in fremdem Gelände mit der Karte zurecht. Er beherrscht Erste Hilfe, Notbeschlag, Material-Reparatur und Versorgung des Pferdes unterwegs. Die notwendige Ausrüstung dazu führt er am Pferd mit.

4. Der Geländerittführer DWA***ist ein erfahrener Wanderreiter, beherrscht Reittauglichkeitsprüfung, Gruppenpsychologie sowie Führungstechniken. Er kann eine Reitergruppe in bekanntem Gelände souverän führen.

5. Der Wanderrittführer DWA****ist ein erfahrener Geländerittführer, der einen mehrtägigen Wanderritt vorbereiten und eine Reitergruppe sicher führen kann.

6. Der Wander-Rittmeister DWA*****ist ein erfahrener Wanderrittführer, der einen Wanderreitbetrieb nach wirtschaftlichen Prinzipien zum Erfolg geführt und ein Meisterstück abgeliefert hat.

Wander-Rittmeister DWA sind

  1. Herbert Fischer

  2. Giulio Costi

  3. Martin Hundgeburth

  4. Robert Sirnon

  5. Sabine Zuckmantel

Wanderrittführer DWA sind

  1. Andreas Bohne

  2. Brigitte Bös

  3. Georg Braun

  4. Michael Brinkmann

  5. Ulrich Diefenbach

  6. Nina Fischer

  7. Stéphane Fournier

  8. Siegried Graf

  9. Uli Hecker

10. Angela Hundgeburth

11. Reinhold Jaenisch

12. Men Juon

13. Armin Kasper

14. Hennig Koslowski

15. Petra Kronich

16. Julia Krüger

17. Erich Küffner

18. Herbert Meeßen

19. Esther Paulus

20. Dr. Roland Pardey

21. Piet Rott

22. Hansjörg Ruof

23. Jutta Scheuthle

24. Klaus Schlappa

25. Norbert Schwendele

26. Jennifer Spitzhorn

27. Peter van der Gugten

Sie wollen aufbrechen zu Erlebnissen, die noch faszinieren können.

Sie wollen aufbrechen zu Erlebnissen, die noch faszinieren können. Wollen sich auf das Abenteuer einlassen.

Aber Achtung: Abenteuer ist nicht, wenn es nicht klappt.

Verstehen Sie Abenteuer nicht als Leichtsinn! Zum Abenteuer gehört Verantwortungsbewusstsein gegenüber Pferd und Mensch.

Frühlingserwachen mit Wanderrittführer DWA Piet Rott

KAPITEL

04

Von der Lust und der Kunst des Reisens zu Pferd – Seminare und Kurse der Deutschen Wanderreiter-Akademie

Wanderreiten lernen

Sachkenntnis und Vorbereitung dienen dem Erlebnis Wanderritt. Die Deutsche Wanderreiter-Akademie hilft Ihnen dabei – im Rahmen ihrer Kurse und Seminare.

– Die fachliche Qualifikation wird gesichert durch inter-disziplinären und internationalen Austausch von know how.

– Die Lehr-Effizienz basiert auf modernen Kommunikations-Techniken.

– Die Praxisnähe orientiert sich an den jahrzehntelangen Erfahrungen der Wanderrittführer DWA.

– Die Deutsche Wanderreiter-Akademie lehrt nach dem Pestalozzi-Prinzip, d.h. sie bietet Lehrinhalte für Kopf, Hand und Herz.

– Ausbildung und Prüfung sind handlungs- und praxisorientiert.

– Filme aus dem In- und Ausland zeigen unterschiedliche Wanderreit-Philosophien.

– Und: Bei allem Qualitätsanspruch kommen Lust und Freude der Teilnehmer nicht zu kurz. Das ist mein besonderes Anliegen!

Die DWA-Seminare finden Sie in Anlage 01.

Die DWA-Seminare finden Sie in Anlage 01.

Der Rätoromane und Wanderrittführer DWA Men Juon von San Jon, dem Sitz der Europäischen Wanderreiter-Akademie.

KAPITEL

05

Neue Wanderpferde braucht das Land

In den vergangenen sieben Jahrzehnten haben sich die Ziele der Pferdezucht wesentlich an den Anforderungen des Reit-Sports orientiert – Schnelligkeit, Wendigkeit, Kraft und Eleganz waren und sind hier gefordert. An ein gutes Wanderpferd sind jedoch ganz andere Anforderungen zu stellen, weil es auch ganz andere Leistungen erbringen muss. Es wäre wünschenswert, dass sich Züchter in Zukunft – angesichts der wachsenden Zahl von Wanderreitern in Deutschland und international – verstärkt um die Aufzucht von Tieren bemühten, die sich speziell für diese Form des mehrtägigen Unterwegs-Seins eignen.

Denn die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg eines Wanderrittes ist die Qualität des Pferdes.

Denn die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg eines Wanderrittes ist die Qualität des Pferdes. Ein gutes Wanderpferd erhält man durch

(1)  sorgfältige Auswahl,

(2)  artgerechte Haltung,

(3)  konsequente Erziehung an der Hand,

(4)  zielgerichtete Ausbildung unter dem Sattel und durch

(5)  angemessenes Training.

Die DWA unterstützt nachhaltig alle Bemühungen um das Zuchtziel „Wanderpferd“. Sie hat vier Kriterien formuliert, die das Zuchtziel inhaltlich auffüllen.

Diese vier Kriterien lauten:

a)  mittlere Größe

b)  kurzer, tragfähiger Rücken

c)  gutes Gangwerk

d)  gesunder Arbeitswille

Gleichzeitig hat die DWA auf der Basis umfangreicher Wanderreit-Erfahrungen Qualitätskriterien entwickelt, die für den Wanderreiter heute eine Hilfe darstellen bei der Auswahl eines geeigneten Pferdes für den nächsten Wanderritt.

Gemeinsam mit Klaus Ditzig habe ich die sog. „Ditzig-Fischer-Methode“ entwickelt, bei der ein Pferd nach insgesamt 19 Qualitätskriterien beurteilt wird.

Gemeinsam mit Klaus Ditzig habe ich die sog. „Ditzig-Fischer-Methode“ entwickelt, bei der ein Pferd nach insgesamt 19 Qualitätskriterien beurteilt wird.

Ein Wanderpferd kann nach dieser Methode maximal 50 Punkte erreichen – dann ist es ideal.