Ehepaar, ruhig, solvent, mit Hund sucht... - Peter mit Ewa Wolff - E-Book

Ehepaar, ruhig, solvent, mit Hund sucht... E-Book

Peter mit Ewa Wolff

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Beschreibung

Nahezu zehn Millionen Deutsche Staatsbürger ziehen jährlich um. Eigentlich eine ganz normale, eine alltägliche Angelegenheit, so ein Umzug. Eigentlich. Die allerdings in Zeiten grassierender Wohnraumknappheit und explodierender Mieten, zudem beeinflusst von einer Epoche politischer Wirren und zunehmender Umweltkatastrophen zu einer wahrhaftigen Herausforderung werden kann. Unvermittelt muss sich das Autorenehepaar einer Klage auf Zahlung von Mietrückständen, gefolgt von einer Eigenbedarfskündigung und einer Räumungsklage erwehren. Parallel dazu wird die Suche nach einem neuen Zuhause für drei Jahre zum zentralen Lebensthema des Ehepaars. Begleiten Sie die Autoren auf ihrer Reise durch die Gerichtssäle und zu den zahlreichen Objektbesichtigungen, die geprägt sind von skurrilen Erlebnissen, Pleiten, Pech & Pannen, aber auch von überzogenen Ansprüchen und falschen Entscheidungen. Ewa und Peter Wolff gelingt ein vortrefflicher Mix aus Unterhaltung und Information, der nicht nur für Wohnungssuchende lesenswert ist.

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Seitenzahl: 320

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Peter mit Ewa Wolff

Ehepaar, ruhig, solvent, mit Hund sucht...

...unsere abenteuerliche Odyssee zum neuen Zuhause

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Prolog II

Ein Traum wird wahr

01 Das geht noch besser ~ Sankt Augustin-Menden

02 Hochmut kommt vor dem Fall ~ Köln-Dünnwald

03 Teufel Alkohol ~ Köln-Poll

04 „Eimol Prinz zo sin“ ~ Köln-Stadtbezirk Porz

05 Die Quasselstrippen ~ Köln-Poll II

06 Eil, wir haben ein, nein zwei Probleme ~ Köln-Porz-Eil

07 Nur die bessere Gesellschaft ~ Rösrath-Bleifeld

08 Besichtigungsmarathon ~ wo war das noch gleich?

09 Hunde? Immer gern - nur nicht bei uns ~ Troisdorf-Spich

10 Schockverliebt! ~ Porz-Langel

11 Nobel Cuisine ~ Köln-Porz-Zündorf

12 Keine Chance für `böse Menschen‘ ~ Siegburg-Braschoß

13 Heimat verbindet ~ Bornheim

14 Vier Treppen bis zum Glück ~ Bornheim II

15 Ich wollt`, da wär` kein Huhn ~ Troisdorf-Sieglar

16 Der Miesepaul ~ Niederkassel-Rheidt

17 Hätten wir es doch nur geahnt ~ Troisdorf-Spich II

18 Aber jetzt ~ Porz-Langel II

19 „Hallo, Ihr Zwei“ – Niederkassel-Lülsdorf

20 Altes Eisen ~ Rösrath-Hoffnungsthal

21 Blumen für Frau G. ~ Köln-Poll III

22 blutige Anfänger ~ Porz-Langel III

23 Vitamin B? – denkste! ~ Niederkassel

24 So ein Pech aber auch! – Lohmar-Agger

25 Das Knusperhaus ~ Overath-Steinenbrück

26 Die Geisterstadt ~ Troisdorf

27 Hund schlägt Sympathie ~ Köln-Brück

28 Haltestelle Kaffeehaus ~ Niederkassel-Mondorf

29 Der Mann auf der Liege ~ Rösrath-Hoffnungsthal II

30 E viva Espana ~ Köln-Höhenberg

31 Und es ward Licht ~ Niederkassel-Lülsdorf II

32 Grün exklusive ~ Köln-Merheim

33 Vom Kleingarten auf den Campingplatz ~ Overath-Cyriax

34 Rein und wieder raus ~ Bergisch Gladbach-Refrath

35 Es grüßt die A4 ~ Overath-Untereschbach

36 Die böse Schwester ~ Lohmar-Agger II

37 Über die neunte Brücke musst Du gehen ~ Köln-Langel IV

38 Der Lauf der Welt ist gegen uns ~ Lohmar-Hoven

39 „Refuges welcome“ ~ Overath

40 Der doch nicht! ~ Köln-Poll IV

41 Worte sind nur Schall und Rauch ~ Rösrath- Hoffnungsthal III

42 Wo ist die Kamera? ~ Rösrath

43 Mischling, maximal Wadenhöhe – Köln-Rodenkirchen

44 Ein paar Stündchen zu spät Köln ~ Porz-Ensen

45 Hoch die Tassen ~ Köln-Porz-Eil II

46 Ein Freund, ein echter Freund ~ Köln-Poll V

47 „Echte Fründe ston zosamme“ (Echte Freunde stehen zusammen) – Hennef-Auel

48 Es lebe die Kunst ~ Köln-Porz-Zündorf II

49 Wer hat hier das Sagen? ~Bergisch Gladbach-Hebborn

50 Überlesen, vergessen oder verrutscht ~ Overath II

51 Das muss doch reinpassen! ~ Köln-Weiß

52 Hilft am Ende dann doch Vitamin B? ~ Köln-Junkersdorf

53 Hauptstraßentrauma ~ Porz-Ensen II

54 Kinder an die Macht! ~ Lohmar-Honrath

55 Wir haben Rücken und Bein ~ Porz-Langel IV

56 Musik ist der Schlüssel zum Herzen ~ Bergisch Gladbach-Kaule

57 Der letzte Strohhalm ~ Köln-Poll VI

58a Die Hellseherin ~ Lohmar-Neuhonrath

59a Das ist doch nicht Hengasch ~ Overath-Vilkerath

58b Die Hellseherin ~ Lohmar-Neuhonrath

59b Das ist wirklich nicht Hengasch ~ Overath-Vilkerath

58c Die Hellseherin ~ Lohmar-Neuhonrath

59c Das ist doch nicht Hengasch! ~ Overath-Vilkerath

Finale furioso – Buddha oder Brunnen ?

Impressum neobooks

Prolog

Ehepaar, solvent, ruhig, mit Hund sucht…

Unsere abenteuerliche Odyssee zum neuen Zuhause

Peter mitEwa Wolff

Impressum

© 2023 Peter Wolff

Covergestaltung: Ewa & Peter Wolff

ISBN ***-*-****-***-*

„Seine Heimat zu verlassen ist wie eine zweite Geburt, in der wir uns selbst zur Welt bringen“

(Robert Neelly Bellah, US-amerikanischer Soziologe, 1927-2013)

Etwa 9,39 Millionen Deutsche Staatsbürger ziehen jährlich um. Das sind gut 25.000 Menschen pro Tag. Knapp 3% der Deutschen tun sich den Umzugsstress sogar mehr als 1-mal pro Jahr an. Insgesamt legen wir Deutschen bei unseren Umzügen im Durchschnitt jährlich stolze 465 Millionen Kilometer zurück – das entspricht einer Strecke, die 11.578-mal um die Erde reicht. Unglaublich, oder?! Dabei ziehen vor allem die Jüngeren um: Jeder Zweite ist zwischen 20 und 39 Jahre alt. Frauen sind einen Ticken umzugsfreudiger, sie wechseln 4,6-mal die eigenen vier Wände, Männer hingegen durchschnittlich 4,4 Mal. Die jüngere Generation verlässt vor allem für einen neuen Lebensabschnitt, wie zum Beispiel Ausbildungsplatz oder Studium, das elterliche Nest. Bei rund einem Drittel der Deutschen ist der Wohnungswechsel beruflich veranlasst. Aber die Deutschen sind vornehmlich romantisch: private Gründe, wie die Liebe (59%) oder Familienplanung (56%), spielen eine wichtigere Rolle beim Umzugsverhalten. Bei 49% schließlich ist es der Erwerb einer eigenen Immobilie, die zum Umzug führt (01). Deutschlands Umzugskönige kommen aus dem hohen Norden. Norddeutsche ziehen durchschnittlich 4,8-mal, Ostdeutsche hingegen nur 4.mal um. Der Anlass für den ersten Umzug ist meistens die Ausbildung. Der Wunsch nach einer größeren Wohnung ist der häufigste Grund für den zweiten Umzug. In ganz Deutschland zeigt sich vor allem ein Trend: Großstädter bleiben häufig in großen Städten, Menschen aus ländlichen Regionen ziehen eher in andere Dörfer oder kleinere Städte (02).

Ziemlich viele Informationen auf einmal für den Anfang. Wer’s lieber bebildert mag, bitteschön…

Eigentlich eine ganz normale, eine alltägliche Angelegenheit, so ein Umzug. Sieht man nicht jeden Tag irgendwo in der Nachbarschaft eifrige Gestalten, die sich bemühen, dass Hab` und Gut von Irgendjemandem möglichst unversehrt von A nach B zu bringen? Warum also sollte jemand darüber ein Buch schreiben? Oder besser gefragt: Warum sollte jemand gar auf die Idee kommen, ein ebensolches literarisches Werk zu lesen?

Nun, ich denke, gerade, weil die allermeisten von uns, von Ihnen, werte Leser, das Vergnügen, eine neue Bleibe zu suchen, noch – mindestens – einmal vor sich haben, sind die folgenden Ausführungen womöglich ein willkommener Denkanstoß, um für die Unabwägbarkeiten der Suche nach einem neuen Zuhause gewappnet zu sein.

Und falls Sie nicht zu denen gehören, denen dieses, nennen wir es einmal „Erlebnis“, Vergnügen wäre dann doch zu viel des Guten, noch einmal bevorsteht, und einfach nur gut unterhalten werden wollen, lehnen Sie sich einfach zurück und genießen Sie all` das, was Ihnen möglicherweise erspart bleibt.

Während ich die ersten Zeilen meines Manuskripts schreibe, gibt unser neuer Vermieter, bekennender Rock `n Roller, in dessen Bungalow wir seit nunmehr 5 Tagen nur übergangsweise, das sind wir uns sicher, leben, in seinem Keller, der unter unserem Wohnzimmer liegt, und den er als Proberaum für seine Auftritte auf privaten und Firmenfeiern et cetera benutzt, inbrünstig und unüberhörbar Evergreens von Elvis und Konsorten zum Besten. Dass die Rehe, die auf der großen Koppel der Weide direkt vor dem Haus, die ich durch das Fenster erblicke, friedlich umher stolzieren, sich nicht galoppierend von dannen machen, ist mir ein Rätsel.

Was ist nur passiert? Warum bin ich, von der Tatsache abgesehen, dass mein Herzensverein nicht etwa der 1.FC aus Köln, sondern jener aus Kaiserslautern ist, überzeugter Kölner durch und durch, der noch nie woanders gelebt hat und sich dies auch kaum hätte vorstellen können, mit meiner bezaubernden Gattin nur hier in den grünen Weiten des Rhein-Sieg-Kreises gestrandet?

Und warum haben wir ausgerechnet jetzt auf einmal zwei Optionen, heißt: in sechs Wochen schon die Möglichkeit, ein anderes Haus zu beziehen und müssen dann womöglich den ganzen Krempel, der in zwei großen Kellerräumen neben dem `Tonstudio` des Vermieters untergebracht ist, wieder für teures Geld umquartieren lassen?

Ich mache mir eine Flasche Bier auf, schaue in die hereinbrechende Dämmerung und rekapituliere die letzten gut drei Jahre. Angesichts dessen, was da so alles in meinem Kopf an mir vorbeirauscht, sind meine letzten Zweifel zerstreut. Ich bin mir sicher, dass das, was wir in puncto Umzug in diesen 40 Monaten erlebt haben, es wert ist, an die Öffentlichkeit zu gelangen.

Denn die Situationen, in die uns das Schicksal im Kontext unseres erzwungenen Auszugs treibt, sind mitunter so aberwitzig, dass sie auch für neutrale Betrachter durchaus einen hohen Unterhaltungswert haben.

Also los – und immer fein der Reihe nach….

Prolog II

Die Irrfahrt der Blumentöpfe ~ Pulheim-Stommeln

Wir hätten gewarnt sein müssen – eigentlich. Denn einen Vorgeschmack auf das, was wir auf den folgenden etwa 200 Seiten schildern, erhielten wir bereits vor unserem letzten Umzug. Jenem, aus der Etagenwohnung in Köln-Gremberg in die EG-Wohnung eines Einfamilienhauses in Köln-Poll.

Denn bevor wir unseren Traum, eben dort zu leben, wahrmachen konnten, hatten wir uns eigentlich schon damit abgefunden, dass uns eben dies verwehrt bleiben wird. Also, eher ich. Ewa, die mir in puncto Optimismus damals, ich denke, ich habe in den letzten Jahren mächtig aufgeholt, einiges voraushatte, glaubte weiterhin fest daran, dass es irgendwann klappen würde, ich hingegen verwies sie beständig auf die Sache mit dem Spatzen, der Hand, der Taube und dem Dach – Sie wissen schon.

Jedenfalls erhalten wir im Februar 2015 die Zusage eines Vermieters, der uns ein Haus in der `Holland-Siedlung` in Pulheim-Stommeln offeriert. Nicht unbe-dingt der Ort, an dem wir die nächste Etappe unseres gemeinsamen Lebens in Angriff nehmen möchten, aber eigentlich ganz ok. Finde ich, Ewa hat da durchaus mehr Bedenken. Der Weg zur Arbeit, die Entfernung zu Familie und Freunden – vieles spricht aus ihrer Sicht verständlicherweise gegen Stommeln. Aber ich lasse nicht locker: Insbesondere, weil ich es für unzumutbar halten, unserem stattlichen Berner Sennen / Australian-Shepherd-Mix Rüden weiterhin die nicht einmal 60 Quadratmeter große Wohnung auf der dritten Etage anzutun, plädiere ich sanft pro Stommeln. Irgendwann gibt Ewa nach – wir sagen zu und vereinbaren einen Termin vor Ort zur Unterzeichnung des Mietvertrags. Als wir zu eben diesem aufbrechen, schaut Ewa drein, als hätte sie eine mittelschwere Magenverstimmung. Ich hingegen bin auf der Fahrt vollauf damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass die drei Terrakotta-Pflanztöpfe, die im Hinteren des Wagens platziert sind, die Fahrt gut überstehen.

Ich muss gestehen, ich habe da eine kleine Macke: das Erste, was ich nach einem Umzug in Angriff nehme, nachdem ich die FCK-Fahne gehisst habe, ist stets, die Zimmerpflanzen zu platzieren und jene für den Außenbereich ins Erdreich des Gartens zu entlassen. Dieses Prozedere hat verständlicherweise bislang noch jede Mitbewohnerin auf die Palme (passt ja…) gebracht. Ist bei Ewa nicht anders. „Du wohnst im Haus und nicht im Garten“, hat eine Verflossene mir mal ans Ohr geknallt – da ist was wahre dran.

Als die drei Pötte akkurat – die beiden kleineren schmalen außen, der mit dem größeren Durchmesser in der Mitte - auf der Fensterbank des neuen Heims ihren Platz gefunden haben, bin ich endlich zur Vertragsunterzeichnung bereit - auch der neue Vermieter schaut etwas irritiert drein. Ewa tut es ihm gleich, allerdings aus anderen Gründen. Sie ist todunglücklich angesichts dessen, was wir da gerade getan haben, wir sie mir später mehrmals beichtet.

Ich bin gleichfalls alles andere als begeistert, sehe die Sache aber lockerer, nach dem Motto `Es gibt Schlimmeres als Stommeln`.

Wir befinden uns gerade in der fünften Kölner Jahreszeit, es ist Karneval und so lädt uns der Vermieter zum sonntäglichen Umzug nach Stommeln ein. Uns so stehen wir zweit Tage später, ja, ja, ich weiß: Asche auf mein Haupt, als Kölner geht man am Sonntag zum Umzug in seinem `Veedel` (Stadt)viertel) oder, wie es sich eigentlich gehört, zu den `Schull- und Veedelszöch`(Schul- und Viertelsumzügen), am Zugweg in Stommeln.

Ewa kann auch der Karneval vom Tag der Vertragsunterzeichnung an nicht wirklich froh stimmen, die Zukunft im Holland-Haus in Stommeln schwebt wie ein Damokles-Schwert über ihr. Sie will mir den Karneval nicht verderben und schweigt bis Aschermittwoch. Dann platzt es aus ihr heraus:

„Ich kann da nicht hinziehen.“

„Wie? Wir haben einen Vertrag unterschrieben.“

„Ist mir egal. Dann kündigen wir den wieder.“

„Aber der wird doch bestimmt für einen Monat Miete haben wollen.“

„Dann ist das eben so.“ Punkt. Damit ist alles gesagt. Wir informieren den nunmehr verhinderten Vermieter und treffen uns mit ihm, obwohl er ganz bei uns in der Nähe wohnt (Sie ahnen, warum…), im Stommelner Haus. Dort zahlen wir eine Monatsmiete in bar, laden drei Pflanztöpfe ein und die Sache ist erledigt. Als wir im Auto sitzen schüttelt Ewa den Kopf und fängt an zu lachen:

„Das dürfen wir keinem erzählen."

Vielleicht hat der liebe Gott uns ja warnen wollen, uns ein Zeichen geschickt nach dem Motto. Wartet ab, es kommt noch viel schlimmer. Ihr werdet in Sachen trautes Heim noch so einiges erleben…

Ein Traum wird wahr

Das Köln zwei Rheinseiten hat, hat mich eigentlich nie sonderlich interessiert. Sicherlich gab es immer einmal wieder Anlässe, zu denen ich per Fahrrad, Motorroller, Straßenbahn oder Auto eine der acht Kölner Rhein-brücken überquerte: die Diskothek `New York“ im Luft-hansagebäude, eine neue Freundin, die im Rechtsrhei-nischen lebt, ein Heimspiel des KEC, der Papstbesuch im „wir sind Papst-Jahr“ 2005. Aber auf den Gedanken, einmal auf der `Schäl Sick` zu leben, und das auch noch aus voller Überzeugung, wäre ich nie gekommen.

Der Ausdruck Schäl Sick wird abgeleitet vom kölschen Wort schäle für „blinzeln“,verwandt mit „schielen“ oder „scheel anblicken“ und soll seinen Ursprung in Zeiten der Treidelschifffahrt haben. In früheren Zeiten, als es noch keine Dampfschifffahrt gab, wurden Kähne, sogenannte Treidelschiffe, von Pferden flussaufwärts gezogen. Die Tiere wurden dabei vom Sonnenlicht reflektierenden Wasser geblendet, sodass sie das andere Ufer nur `erblinzeln` konnten (03). Heute versteht man unter der `Schäl Sick` in Köln und Umgebung die `schlechte` oder `falsche` Seite des Rheins.

Als für mich anno 2014 ein komplett neuer Lebens-abschnitt beginnt, weil ich erfahre, dass ich mich einer schweren Erkrankung stellen muss, von einer langjährigen Beziehung in eine neue wechsele und mit der neuen Frau an meiner Seite eine neue Wohnung suchen muss, komme ich quasi wie die berühmte Jungfrau zum Kind auf die rechtsrheinische Rheinseite und ziehe übergangsweise mit meinem Hund in die 58-Qudratmeter-Wohnung meiner neuen Herzdame nach Köln-Gremberg.

Der Spott einiger meine treuesten Weggefährten ist mir ob des Wechsels der Rheinseite gewiss. Verhält es sich doch so, dass es auch im dritten Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts immer noch einige Kölner Zeitgenossen gibt, die es für verwerflich halten, nicht auf der `richtigen` Seite Kölns zu leben. Dort, wo der Dom steht, sich die Gässchen und bunten Häuser der Altstadt befinden, der 1.FC Köln seine Heimspiele austrägt, und auf der einzig und allein (seit 2023 ist das erfreulicherweise anders!) am höchsten aller Kölner Feiertage der Rosenmontagszug durch die Straßen zieht.

Meine ersten Eindrücke in Gremberg und Umgebung scheint den „Schäl Sick-Nörglern“ Recht zu geben: hier muss ich nicht unbedingt leben, denke ich mir. Aller-dings sorgen mein 4beiniger Freund und mein Bewe-gungsdrang dafür, dass sich diese Meinung schnell än-dert. Ich habe mir eine Laufstrecke zusammengeschu-stert, auf der ich mit meinem Hund von der Wohnung meiner neuen Freundin, die für fünf Monate auch meine werden wird, über Poll bis ans Rheinufer laufen kann und inklusive Rückweg auf die gut zehn Kilometer Lauf-strecke komme, die mein Standard sind.

Und so begann eigentlich alles, was ich im Folgenden erzähle, eigentlich schon bevor es begann, nämlich beim Joggen durch Köln-Poll in Richtung Rhein.

Zweimal in der Woche, jeweils montags und donners-tags, ist `Lauftag“ und da laufe ich fortan die auserkorene Strecke und stelle schnell fest, dass da ein Abschnitt auf dem Weg gen Rhein ist, bei dem es mir jedes Mal warm ums Herz wird, wenn ich ihn passiere. Eigenartig, habe ich so noch nicht erlebt. Ich ertappe mich dabei, just auf dieser Passage meiner Laufstrecke regelmäßig zu entschleunigen, um mir die Gegend immer genauer anzuschauen, am Ende bleibe ich sogar das ein‘ oder andere Mal kurz stehen. Es dauert nicht lange, dann muss ich mich Ewa mitteilen.

„Kennst Du die Ecke Poll hinter der Siegburger Straße. Am Wasserfeld, In der Gracht, Poller Damm und so?“

„Die Straßennamen nicht, aber ich weiß so ungefähr, welche Gegend Du meinst. Warum fragst Du?“

„Da könnte ich leben.“

„Aha. Aber das ist doch auf der `Schäl Sick`“, neckt Ewa mich.

„Trotzdem. Die Gegend da…und der Rhein ist so nah…also, wenn da mal was zu haben ist…“

„Ich glaub’s nicht. Hast Du das Deinen Freunden schon erzählt?“

Je öfter ich durch meine neue Herzensgegend laufe, desto mehr wächst meine Begeisterung. Längst schon ist das `da KÖNNTE ich leben `einem `da WILL ich leben`-Gefühl gewichen, das mich mehr und mehr in seinen Bann zieht. Der Suchauftrag `51105 Köln` bei Immo-bilienscout, genauer kann man seine Suche nach gewissen Straßen leider nicht spezifizieren, ist schnell angelegt, wie ein Luchs achte ich zudem jeden Mon- und Donnerstag darauf, ob nicht irgendwo ein `Zu vermie-ten`- Schild an einem Haus angebracht ist. Wohl wissend, dass es eine solche Form der Bewerbung einer zu vermietenden Immobilie im Internet-Zeitalter kaum mehr gibt.

Das Laufen durch ist mir längst nicht mehr genug, da bekommt man eh viel zu wenig mit. Fortan führen uns auch unsere gemeinsamen Spaziergänge mit dem Hund immer öfter in das anheimelnde Fleckchen Erde in Köln-Poll. Wir variieren die Wege, um auch wirklich alles von der neuen Wunschheimat zu sehen. Auf einem dieser Spaziergänge bleiben wir auf einmal abrupt und wie vom Blitz getroffen stehen. Zu unserer linken steht ein offensichtlich schon längere Zeit unbewohntes Haus, ringsum von Grün umgeben. Das Tor zum Grundstück steht offen, wir können der Versuchung nicht widerstehen und betreten bedächtig das Grundstück.

„Das ist unser Haus. Wir müssen herauskriegen, wem das gehört, dann kaufen und renovieren wir es.“

„Genau!“

Zuhause angekommen Googlen wir sofort nach Adressen, die uns eventuell weiterhelfen können:

`Poller Bürgerverein` - schon mal gut.

`Siedlergemeinschaft Poller Damm`– noch besser.

Keiner kann uns helfen. Bei meine nächsten Laufrunde laufe ich extra an dem Objekt unserer Begierde vorbei und erblicke auf einem Nachbargrundstück einen Mann, der im Garten

„Das können Sie vergessen. Das wird alles abgerissen hier und neu bebaut. Die Pläne stehen schon. Ich muss auch raus.“

Unsere Enttäuschung ist nicht allzu groß – ähnliches hatten wir angesichts des Zustands des Hauses befürchtet.

Statt Frust zu schieben, erwacht der Kampfgeist in uns und uns wird uns beiden klar: Wir müssen handeln! Es reicht nicht aus, im Internet auf ein entsprechendes Angebot zu warten oder nach sehnsüchtig nach Hinweisschildern an den Häusern der Wunschgegend Ausschau zu halten – Action ist gefragt! Und so kommen wir auf die Idee, Flugzettel zu entwerfen, und in sämtliche Briefkästen, die für uns aus irgendeinem Grund vielversprechend wirken, zu werfen.

Paar mit 4beinigem Anhang sucht Haus oder Gartenwohnung in der Poller Damm-Siedlung. Tel.: 01573-714….

Die Aktion ist nicht erfolgreich – niemand meldet sich. Aber der liebe Gott hat offenbar unsere Bemühungen genau registriert und ist bereit, uns für unsere Mühen zu belohnen: Anfang 2015 steht tatsächlich eines der Häuser in `unserem` Poll zur Vermietung. Einfach so steht das da im `Immobilienscout` - wir können es kaum glauben. Ich renne zum Telefon und rufe die Maklerin an. Das Haus ist noch zu haben – wo soll ich unterschreiben? denke ich bei mir. Allerdings weiß die gute Frau zu berichten, dass das Vermieterehepaar am liebsten beide Wohnungen zusammen vermieten möchte. Wundert uns, denn das Haus besteht aus zwei Wohnungen, zwei in sich geschlossenen Wohneinheiten, durch ein Treppenhaus mit fünfzehn Stufen getrennt. Und kommt so für Familien mit Kindern, erst recht mit kleinen, kaum in Frage. Was unsere Chancen, die Auserwählten zu sein, deutlich erhöht, befinden wir.

„Würden Sie denn das ganze Haus mieten wollen?“, fragt die Maklerin mich.

„Ja, kein Problem“. lautet meine spontane Antwort. Und diese zeigt Wirkung. Ich nehme an, dass die gute Frau kaum erwartet hätte, das Objekt, dass aus zwei Wohnungen besteht, so schnell an Mann & Frau zu bringen.

„Dann lassen Sie uns schnellstmöglich einen Termin vor Ort machen. Die Vermieter kommen auch.“

„Sehr gern.“ Ich lege auf und gebe die `Becker-Faust` zum Besten. Ewas Begeisterung hingegen hält sich in Grenzen.

„Wir können doch nicht das ganze Haus mieten. Das ist doch viel zu groß und auch viel zu teuer.“

„Dann ziehen eben meine Eltern mit ein.“

„Was?!“

„Ja. Überleg` doch mal. Das wäre doch ideal.“

Kurz zur damaligen Situation: meine Mutter ist im Herbst 2014 an Demenz erkrankt, mein Vater befindet sich bereits in den 90ern, ist geistig noch fit, aber körperlich zunehmend gebrechlich. Die beiden leben in einer 78-Quadratmeter-Wohnung im Kölner Westen und kriegen den Haushalt zunehmend schlechter geregelt, so dass wir schon seit geraumer Zeit überlegen, wie es mit ihnen weitergehen soll. Kann man es noch verantworten, die Beiden alleine leben zu lassen? Soll man eine Hausangestellte engagieren? Müssen Sie in ein Heim?

„Meinst Du wirklich?“

„Ich denke, das wäre für alle die beste Lösung. Wirklich.“

Die wir umgehend umzusetzen versuchen. Während meine Mutter, wohl nicht zuletzt, weil sie einen Großteil ihrer Kindheit im benachbarten Ensen verbracht hat, direkt bereit zum Umzug ins rheinnahe Poll ist, lehnt mein Vater unser Vorhaben kategorisch ab.

„Mich muss man hier auf der Bahre raustragen.“ Also, wenn es so kommen sollte, wird es eher der Sarg sein, denke ich bei mir, aber egal. Seine Argumente sind aus seiner Sicht sogar nachvollziehbar – also das eine, das er eigentlich nur hat. „Ich komme ja nicht mehr auf die Straße. Wenn ich hier am Fenster auf die Aachener Straße gucke, sehe ich wenigstens ab und an ein paar Leute, die ich kenne. Aber da…“. Mir fällt kein Gegenargument ein – weil es keines gibt.

„Das war`s dann wohl mit Poll. Jetzt haben wir etwas gefunden, genau da, wo wir hinwollen, und können es nicht nehmen“, Ewa ist verzweifelt.

„Wir nehmen das!“ „Was?!“

„Dann suchen wir uns halt Untermieter.“

„Das wollen die Vermieter doch bestimmt nicht.“

„Wieso? Denen geht es doch nur darum, nicht zwei verschiedene Mieter in ihrem Haus zu haben. Wenn wir das ganze Haus mieten, pünktlich die Miete überweisen und uns um alles im Haus kümmern, kann es denen doch eigentlich egal sein, ob meine Eltern oder irgendwer sonst oben wohnt. Wir können es doch wenigstens versuchen.“

Das `Projekt Untermieter` lässt sich einfacher durchsetzen als erwartet, schnell wird beim Treffen im Haus seitens der Maklerin der Passus `Untervermietung der OG-Wohnung gestattet` in den Vertrag aufgenom-men, wir unterschreiben das Ding und finden auch schnell ein junges Paar, welches die OG-Wohnung bezieht. Geschafft: ab jetzt sind wir Poller!

„Ich habe ja immer gesagt, wir müssen nur dran glauben, dann bekommen wir das, was wir wollen“, frohlockt Ewa.

„Meinst Du, `der da oben` hat seine Finger im Spiel gehabt?“

„Bestimmt“, ist sich meine tiefgläubige Frau sicher.

Angesichts dessen, was ich später von einer `Hundebekanntschaft`, also einem Menschen aus der Umgebung, den ich auf den tagtäglichen Spaziergängen mit meinem Hund kennenlerne, weil er einen ebensolchen hat, den es mehrmals am Tag auszuführen gilt, erfahre, bin ich fast geneigt, meiner Holden zu glauben: Das Haus, dass wir bezogen haben, gehört dem gleichen Mann, wie unser Traumhaus eine Straße weiter, das leider abgerissen wird! Angesichts derartiger Fügungen des Schicksals ist man tatsächlich geneigt, an höhere Mächte zu glauben. Das KANN doch kein Zufall sein, oder?!

Die Tatsache, dass unserem Vermieter auch das abbruchreife Haus schräg gegenüber gehört, in dem wir uns schon zusammen haben alt werden sehen, lässt mich kaum mehr los. Und so beschließe ich, eben dort, auf dem verwilderten Grundstück mit dem alten Haus, meiner Ewa die Frage aller Fragen zu stellen. Der Cateringservice und ein Butler (ein guter Freund von mir), der uns die Köstlichkeiten dem Anlass entsprechend serviert, sind schon bestellt. Umso schockierter bin ich, als wenige Tage vor dem Tag X die Bagger anrücken und mein Heiratsantrag quasi vor meinen Augen abgerissen wird. In der darauffolgenden Nacht gegen drei Uhr schleiche ich mich aus dem Haus, begebe mich auf die Schutthalde quer gegenüber und rette wenigstens die sauschwere Haustür, die ich unter Aufbietung meiner letzten Kräfte die einhundertfünfzig Meter zu unserem Haus schleppe, dort unter einem großen Kirschlorbeerbaum verstecke und für meinen späteren Heiratsantrag im Garten unseres Hauses einsetze.

7 Jahre und 50 Wochen leben wir im Einfamilienhaus mit zwei separaten Wohneinheiten in Köln-Poll. Und zumindest ich erlebe dort zweifelsohne die intensivste Phase meines Lebens. Ich verliere meinen Vater, entwickle eine detaillierte `Eigentherapie`, um meine Erkrankung in Schach zu halten, werde zum Buchautor und zum Heilpflanzenzüchter, heirate, verliere innerhalb weniger Wochen Mutter und Hund und erlebe schlussendlich ein `Umzugsdrama`, sondergleichen. Ja, und da ist noch etwas: ich finde tatsächlich, zumindest ein wenig, zu Gott. In der Nikolaus-Kapelle in Westhoven, wo wir als erste Menschen überhaupt heiraten und die Trauerfeiern für beide Elternteile abhalten, fühle ich mich dem Herrn so nah wie noch nirgendwo zuvor, schaue im Rahmen meiner Läufe den Rhein entlang regelmäßig bei ihm vorbei, halte vor der Kapelle inne und rede sogar mit ihm.

Unglaublich, was die acht Jahre Poll so alles für uns bereithielten. Dagegen sind die vier Jahrzehnte, die ich linksrheinisch gelebt habe, beinahe vernach-lässigenswert. Eigentlich wollten wir auch gar nicht weg aus unserem `Veedel`.

Dass das, was so romantisch, ja, fast ein wenig wie in einem Märchen beginnt, schlussendlich in einem Chaos sondergleichen, das uns mitunter an die Grenzen unserer Belastbarkeit führt, enden wird, hätten wir nicht einmal im Traum für möglich gehalten.

Etwa viereinhalb Jahre leben wir – von den erwähnten Schicksalsschlägen einmal abgesehen, glücklich und zufrieden in dem von uns angemieteten Einfamilienhaus in Köln-Poll.

Das wir beinahe eben solange unter Stress und auf gepackten Koffern und Kisten dort leben werden,nimmt seinen Anfang im Herbst 2019. Wir erhalten seitens des Vermieterehepaares die Nachricht, dass man das Haus auf die ältere Tochter überschrieben habe, dass eben diese zeitnah die Wohnung im Obergeschoss des Hauses zu beziehen gedenke und wir deshalb unseren Untermietern kündigen sollen. Wir tun, wie man uns geheißen hat und kündigen Familie B., die das Obergeschoss bewohnt, zum 31.05.2020.

Die `Vermieterin-Mutter` betont in einem Telefonat ausdrücklich, dass sie uns gern als Mieter behalten wolle und macht uns ein Mietangebot zum weiteren Bewohnen der Erdgeschoss-Wohnung. Dieses liegt satte 30 Prozent über dem Preis, den wir bislang (Miete für das Gesamthaus abzüglich der Mietzahlung unserer Untermieter) bezahlten. Da wir gerne weiterhin das Objekt bewohnen wollen, machen wir einen Gegenvorschlag: wir sind bereit, 20 Prozent Erhöhung zu akzeptieren, wenn zuvor einige eklatante Mängel in der Wohnung beseitigt werden.

„Sie werden sehen, was Sie davon haben.“ Diese Drohung ist das Letzte, was wir von Vermieterseite hören. Danach herrscht Funkstille, was den verbalen Kontakt betrifft.

Im Januar 2020 erhalten dann auch wir die Kündigung zum 31.05.2020. Und so geht sie los, Odyssee durch zur Anmietung angebotene Objekte in Köln, im Rheinisch-Bergischen sowie im Rhein-Sieg-Kreis.

01 Das geht noch besser ~ Sankt Augustin-Menden

Eigentlich fing alles ganz gut an. Das mit unserer Gartenwohnungs- oder, besser noch, Haussuche. Das erste Haus, das wir uns anschauen, führt uns direkt hinaus aus den Stadtgrenzen Kölns, es geht in den Rhein-Sieg-Kreis, nach Menden, einen Stadtbezirk der Stadt Sankt Augustin. Und damit einen Ort, mit dem wir beide absolut nichts anfangen können. Schon mal gehört, ja, aber noch nie da gewesen.

Der Vermieter lässt uns am Telefon wissen, dass wir spät dran sind, er schon einer ganzen Anzahl von Bewerbern das Haus gezeigt und sich eigentlich auch schon für einen derselben entschieden hat. Aber, so sagt er, wenn wir möchten, können wir trotzdem noch vorbeikommen.

Damals fühlt sich das Projekt „Wir suchen ein neues Zuhause“ noch wie ein neues Abenteuer an, welches gerade beginnt. Wir sind neugierig, was uns so alles erwartet auf dem Weg zum neuen Domizil, finden jede Hausbesichtigung spannend und freuen uns regelrecht darauf. Also nehmen wir auch die Einladung gern an, wohl wissend, dass, sollten wir denn ernsthaft Interesse an der Immobilie haben, die Chancen, den Zuschlag zu bekommen, eher klein sind.

Das Haus ist durchaus bezahlbar, sehr geräumig und weist – zumindest in der Dunkelheit, die dann und wann so einiges kaschiert, künstliches Licht ist gnädiger mit diversen kleinen und größeren Macken als natürliches – keine offensichtlichen Mängel auf. Einen Kamin gibt es – schön. Und einen großen Garten - da freut sich auch der Hund.

Während der Besichtigung und unterhalten wir – also vornehmlich ich - uns angeregt mit dem älteren Vermieterehepaar – also eher dem Mann desselben – es `passt`, insbesondere zwischen den männlichen Protagonisten, auffällig gut. Die Damen indes schweigen eher. Kommen kaum zu Wort, trifft es wohl besser.

„Also, wissen Sie was: Ich hatte Ihnen ja am Telefon gesagt, dass wir uns praktisch schon für Bewerber entschieden haben. Aber, auch, wenn es mir un-angenehm wäre: wenn Sie das Haus haben wollen, würden ich denen absagen“, lässt uns der Vermieter wissen.

„Vielen Dank. Das freut uns“, antworte ich, was irgendwo auch stimmt, finde ich den Mann doch überaus sympathisch.

„Könnten Sie uns Morgen Bescheid geben? Ich möchte das jetzt schnell über die Bühne kriegen.“

„Das machen wir, können Sie sich drauf verlassen.“

Auf der Rückfahrt gehen wir kurz Zimmer für Zimmer noch einmal im Gedankenaustausch durch, überlegen, was wir wo hinstellen könnten und welche Neuanschaffungen anstünden.

„Und sonst?“, frage ich Ewa. „Könntest Du Dir vorstellen, dort zu leben?“

„In dem Haus meinst Du? Ja, eigentlich schon.“

„Ich meinte so insgesamt. Menden und so.“

„Ich weiß nicht. Wir kennen das ja gar nicht und man konnte im Dunkeln kaum was von der Umgebung sehen.“

„Dann fahren wir morgen früh nochmal hin.“

„Ist wohl das Beste, ja.“

Am nächsten Morgen frühstücken wir in Ruhe und machen uns erneut auf nach Menden. Wir parken zunächst auf der Straße neben dem Haus und schauen uns die Umgebung an.

„Der Garten ist wirklich sehr groß. Aber guck` mal, da müsste vorne an dem alten Baum alles zugemacht werden wegen dem Hund.“

„Meinst Du?“

„Ja. Der hat doch erzählt, der Weg direkt vor dem Garten wäre ein

viel benutzter Fahrrad- und Wanderweg, weil er in ein Naherholungsgebiet führt. Und dass da am Wochenende dauernd Leute vorbeikämen.“

„Schon, aber meinst Du, das wäre für Cielo ein Problem?“

„Also ideal ist es nicht.“

„Aber das Haus, so wie es dasteht, mit dem großen Garten hat schon was.“

„Lass` uns mal die Straßen im Ort abfahren.“

Zwei-, dreimal fahren wir durch die Straßen Mendens und halten dann wieder vor dem Haus, das unsere Suche bereits früh beenden könnte. Ziemlich langweilig, da sind wir uns einig, ist es hier. Sicher zuvörderst, weil wir Köln noch im Hinterkopf haben.

„Und?“

„Ich weiß nicht. Und Du?“

„Ich auch nicht. Haut mich nicht um, hier.“

„Und die Verbindung nach Köln ist auch nicht ideal.“

„Wir möchten ja ohnehin eigentlich in Köln bleiben.“

„Dann sagen wir ab. Machst Du das? Mir fällt das schwer.“

„Also, Du hast Dich so angeregt mit dem Mann unterhalten, das solltest Du machen. Am besten sofort.“

Recht hat sie. Leider. Und so erlebe ich am frühen Morgen im Auto sitzend in Sankt Augustin-Menden meine Premiere, was es betrifft, Menschen, die uns gern ihre Immobilie vermieten würden, eine Absage zu erteilen.

Abgesehen davon, dass es uns leidtut, den netten Vermieter enttäuschen zu müssen, sind wir auffallend gelassen. Wohl nicht zuletzt deswegen, weil die Option, aus Köln wegzuziehen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich eine solche für uns ist. Wahrscheinlich dachten wir unterschwellig zudem, dass mit den Zusagen geht jetzt so weiter und es wird schon bald etwas dabei sein, was uns besser gefällt und womöglich noch in der Domstadt liegt.

Außerdem: Sagt man nicht so schön „Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“? Der Zauber fehlt hier bei dieser ersten Immobilie. Mehr noch, was den Ort, als, was das Haus betrifft.

02 Hochmut kommt vor dem Fall ~ Köln-Dünnwald

Wenige Tage später steht bereits die nächste Immobilie an und da wird es erstmals `richtig eng`. Aber der Reihe nach: zur Vermietung steht eine Erdge-schosswohnung in einem schmucken Haus in Köln-Dünnwald, einem Viertel, zu dem ich, der ich vier Lebensjahrzehnte im linksrheinischen Köln gelebt habe, wie zu den meisten `Veedeln` auf der `Schäl Sick` (hochdeutsch: aber das hatten wir ja schon…) kaum etwas zu sagen habe. Ewa hingegen schwärmt in höchsten Tönen.

„Da ist es richtig schön. Viel Wald (kann man drauf kommen bei dem Namen…), Seen, nette Lokale. Da gefällt es Dir bestimmt.“

Hört sich gut an und so machen wir uns schon zwei Stunden vor dem vereinbarten Termin auf nach Dünnwald, um die Gegend zu erkunden. Alles, was Recht ist – Ewa hat nicht übertrieben. Hier fühle ich mich direkt wohl, hier könnte ich leben. Mit dem Hund spazieren. Joggen. Zudem stimmt die Bahnverbindung in die City, in die man aber gar nicht zwingend fahren muss, weil sich praktisch alle Geschäfte, die man glaubt, zu brauchen, in der Nähe befinden. Wenn die Wohnung hält, was das Exposé verspricht, dann können wir schon bald die Koffer packen.

Als wir auf die Straße einbiegen, auf der wir möglicherweise bald zuhause sind, verfestigt sich dieser Eindruck noch. Ein recht schmales Gässchen, direkt im Grünen gelegen.

Die Maklerin, auffallend jung und sehr bemüht, führt uns in die Wohnung, die frisch renoviert ist. 4 Zimmer, gut geschnitten, mit breiter Fensterfront zum Garten hin. Dieser wurde vom Vormieter offensichtlich nicht sonderlich gepflegt und stellt einen scharfen Kontrast zu den piekfeinen Räumlichkeiten dar. Egal, eine solche `Wildnis` vor der Wohnzimmertür schreckt mich nicht ab, sondern stellt für mich eine Herausforderung dar. Wir fühlen uns richtig wohl zwischen den noch kahlen Wänden der Wohnung, erfreuen uns am modern designten Bad und der tollen Aufteilung der 85 Quadratmeter auf die vier Zimmer und der großzügigen Garage mit direktem Zugang zum Garten wie zur Wohnung. Hier könnten wir unsere Vorstellungen davon, wie wir wohnen möchten, umsetzen, keine Frage. Also, was gibt es noch zu überlegen? Ein kurzes Lächeln, ein Kopfnicken zwischen Ewa und mir – die non-verbale Kommunikation funktioniert.

„Also, wir nehmen die Wohnung!“, erkläre ich im Brustton der Überzeugung.“

„Das freut mich. Ich habe schon einen vorgefertigten Vertrag dabei, dann lassen Sie uns den zusammen ausfüllen.“

„Gern.“

Überglücklich gehen wir die Vertragsdetails Punkt für Punkt durch.

„Das mit der erlaubten Hundehaltung schreiben Sie noch rein, ja?“

„Stimmt, das habe ich vergessen. Warten Sie – das schreibe ich unter `Sonstiges`, wenn es Ihnen recht ist.“

„Ist ok.“

„Gut. Dann gebe ich Ihnen den Vertrag schon einmal mit und wir treffen uns dann nächste Woche mit der Vermieterin hier in der Wohnung zur Vertrags-unterzeichnung.“

„Wir freuen uns.“

„Das ist schön. Sie passen auch irgendwie gut hier rein, finde ich.“

Die folgenden Tage verbringen wir hauptsächlich damit, die neue Wohnung gedanklich einzurichten, auch der Garten wird im Geiste bereits umgestaltet. Zwei Tage vor der geplanten Vertragsunterzeichnung ereilt uns ein Anruf der Maklerin, der uns jäh aus unseren Träumen reißt.

„Es tut mir leid, aber mir ist da ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Hausbesitzerin hat mir eben erzählt, dass die Garage neben Ihrer Wohnung zu der Wohnung im Obergeschoss gehört und von dem älteren Mann, der dort wohnt, genutzt wird.“

„Das ist jetzt nicht Ihr Ernst“,

„Leider doch. Und der ist auch nicht bereit, die Garage abzugeben. Ich habe extra nachgefragt.“

„Sch…, Entschuldigung.“

„Ich könnte Ihnen eine andere Garage anbieten, die ist aber circa 400 Meter entfernt. Und die ist auch kleiner.“

„Könnte denn nicht der Mann…“

„Habe ich ihn gefragt. Nein, möchte er nicht.“

„Ich muss das erstmal nachher mit meiner Frau besprechen, wir melden uns dann.“

„Ist in Ordnung.“

Als Ewa Stunden später von der Neuigkeit erfährt, genehmigt sie sich erst einmal ein Glas Rotwein.

„Was machen wir denn jetzt?“

„Ich denke, das macht wenig Sinn.“

„Ist schon blöd, eine Garage direkt an der Wohnung, die man nicht benutzen kann.“

„Es geht ja hier nicht nur um `blöd`. Die bräuchten wir ja auch, um die Gartengeräte, die Fahrräder et cetera unterzustellen. Da ist ja sonst nichts, wo wir das alles reinstellen könnten. Und für ein Gartenhaus ist der Garten dann doch zu klein.“

„Stimmt.“

„Und die Garage, die die angeboten hat?“

„Also, wegen jedem Schäufelchen oder so 400 Meter zu laufen, im Sommer die Gartenliegen hin und zurück schleppen – ich weiß nicht. Außerdem ist das eine ganz normale Garage und nicht so eine große wie die an der Wohnung, wo man Platz für alles Mögliche hat.“

„Also sagen wir ab?“

„Ich denke, ja.“

Sicher rückblickend eine fragwürdige Entscheidung, die wir zu einem späteren Zeitpunkt unserer Suche womöglich, nein, wahrscheinlich, anders gefällt hätten.

03 Teufel Alkohol ~ Köln-Poll

Köln-Poll, der Stadtteil der Domstadt, in dem wir seit April 2015 überaus glücklich zu Hause sind, genießt bei unserer Suche nach Haus oder Gartenwohnung selbstredend absolute Priorität.

Umso ärgerlicher ist es, wenn sich im „Veedel“ unserer Wahl völlig unverhofft eine Chance auftut, die wir infolge temporärer Unpässlichkeiten nicht zu nutzen in der Lage sind…

Karnevalssonntag 2020: Der Poller Sonntagszug ist nur etwas für Hartgesottene. Zieht er doch bereits um 10:00 morgens durch die Straßen und Gassen des rechtsrheinischen Stadtviertels, was angesichts der Tatsache, dass viele Poller Jecken – wir auch – bereits seit Weiberfastnacht, seit Donnerstag, nach dem Motto `Hoch die Tassen` leben, durchaus eine Herausforderung darstellt. Der Umzug als solcher dauert gerade einmal knappe 45 Minuten, er fungiert jedoch lediglich als Startschuss für die Poller Karnevalssonntagsfestivitäten.

Denn nach dem bunten Treiben steht das eigentliche Poller Karnevalsevent an: Im Ausstellungsraum eines Poller Autohauses, von den Pollern liebevoll `Poller Gürzenich` genannt, findet im Anschluss an den Zug traditionell eine große `After-Zug-Party` statt, auf der kräftig weiter geschunkelt und getrunken wird. Bis 18:00 dauert das närrische Treiben auf der Siegburger Straße. Viele Feiernde gehen danach glücklich-beseelt und in Vorfreude auf den nahen Höhepunkt der Session, den Rosenmontag, nach Hause, die, die einfach nicht genug kriegen können von Alaaf und Kölsch, ziehen noch weiter in die umliegenden Kneipen. Meine Frau gehört an diesem Karnevalssonntag zur ersten, ich zur zweiten Fraktion. An der Theke der `Bürgerstube`, gedenke ich, mir noch eine der leckeren hausgemachten Frikadellen einzuverleiben und den Abend bei zwei, drei letzten Kölsch ausklingen zu lassen.

Der Kölner als solcher ist dafür bekannt, dass er schnell mit Seinesgleichen ins Gespräch kommt, ein stattlicher Alkoholpegel befeuert die Kommunika-tionsbereitschaft zusätzlich. Und so dauert es nicht lange, bis ich mich angeregt mit dem Herrn zur Rechten unterhalte. Die üblichen `Thekenthemen` halt: Fußball, Männlein & Weiblein, Bier, Schnaps und Wein. Zwei oder dreimal ordert mein Thekennachbar einen Korn zum Bier, den ich weder mag noch vertrage. Normalerweise lehne ich derartige hochprozentige Aufmerksamkeiten mit einer ablehnenden Handbewegung begleitet von einem `Danke nein` kon-sequent ab, aber erstens bin ich dazu kaum mehr in der Lage und zweitens: Es ist Karneval! Meine Erinnerung an die `Nach-Schnaps-Stunden` ist äußerst rudimentär, aber irgendwie muss ich wohl unsere Haussuche erwähnt und damit bei meinem Trinkkumpan offene Türen eingerannt haben. Denn er kümmert sich just in diesen Tagen um das angemietete Haus eines sich im Urlaub befindlichen Bekannten, versorgt dort die Pflanzen und den Wellensittich. Und eben dieser Bekannte beabsichtigt, in Kürze auszuziehen und sucht einen Nachmieter. Alaaf!