Ein Jahr in Brasilien - Christine Wollowski - E-Book

Ein Jahr in Brasilien E-Book

Christine Wollowski

4,9

Beschreibung

Christine Wollowski hatte sich unsterblich in Brasilien verliebt. Im wirklich wilden Westen galoppiert sie durch Dornenbüsche und lernt die Gefahren Zuckerrohrschnapses kennen. Sie erfährt, dass die Brasilianer näher an ihren Göttern leben als die Europäer, sie schnorchelt mit Schildkröten, tanzt Samba unterm Sternenhimmel und lässt sich im Rhythmus des Frevo über die Hügel treiben. Sie lauscht den Trommeln des Afoxé, reist auf den Spuren von wilden Kakaopflanzen und trifft auf Gurus, die mit Immobilien handeln. Ein Jahr in Brasilien – ob das genügt?

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Seitenzahl: 264

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Christine Wollowski

Ein Jahr in Brasilien

Reise in den Alltag

Impressum

Titel der Originalausgabe: Ein Jahr in Brasilien

Reise in den Alltag

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Designbüro Gestaltungssaal

Umschlagmotiv: © martinbisof – Fotolia.com

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book): 978-3-451-80934-7

ISBN (Buch): 978-3-451-06861-4

Ich bedanke mich bei Polho, Patríciaund meiner Schwester Susanne,ohne die es dieses Buch nicht geben würde.

Inhalt

Prolog

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Januar

Februar

März

April

Mai

Prolog

ALLES, WAS ICH JETZT HIER LASSE, liegt morgen weit hinter mir. Genauer gesagt 7000 Kilometer, denn morgen fliege ich nach Brasilien. Nicht für ein paar Urlaubswochen, sondern für ein ganzes Jahr: Wie soll ich da jetzt schon wissen, was ich alles brauchen werde? Auch nach dem dritten Mal Aussortieren schaffe ich es einfach nicht, unter den erlaubten 32 Kilo zu bleiben. Dabei packe ich seit dem frühen Abend, und bald ist es Mitternacht.

Schuld ist im Grunde der Papayabaum im Garten meines Cousins. Vor ein paar Monaten saßen wir in einer Münchner Kneipe beim Caipirinha, als Peter plötzlich anfing, von diesem Papayabaum zu erzählen. Wie prall und duftend daran die Früchte sozusagen direkt auf seinen Frühstückstisch wüchsen. Peter hat ein Ferienhaus auf einer brasilianischen Insel.

Plötzlich war alles wieder da. Der Duft der Früchte. Die Schreie der Bem-te-vi-Vögel. Das Türkisblau des Meeres. Der weiche Singsang der Sprache. Nach dem Studium bin ich ein paar Monate durch Brasilien gereist. Bin an endlosen Stränden entlanggewandert und mit Fischern aufs Meer gefahren. Habe in einer Holzhütte am Amazonas meinen ersten Tropenregen erlebt und meinen ersten Piranha geangelt. Ich habe mich so zuhause gefühlt, als hätte ich schon ein ganzes Leben in diesem Land verbracht. Dann war irgendwann das Geld alle, ich fuhr zurück, fing an zu arbeiten, die Erlebnisse verblassten. Bis zu diesem Moment, als Peter so ausgiebig von seiner Papaya schwärmte. Andere hätten sich vielleicht am nächsten Tag auf dem Viktualienmarkt eine Papaya gekauft. Ich habe ein Ticket nach Brasilien gebucht.

Ich hatte endlich den Grund gefunden, nach dem ich seit Jahren suchte. Ein wirklich gutes Argument, um auszusteigen. Nicht aus der Zivilisation an sich, nur aus einer extrem bequemen und ein wenig langweiligen Berufssituation. Ich hatte einen gut bezahlten Vertrag voller Freiheiten und machte jeden Monat mehr oder weniger das Gleiche. Innerlich vertrocknete ich. Ich wollte endlich Neues lernen, erleben, erobern. Gleichzeitig hatte ich Angst vor dem Unbekannten und dem Verlust der Sicherheit. Es ging mir nicht darum, einen anderen, besseren Job zu finden, ich wollte ein anderes Leben. Das würde ich in Brasilien mit Sicherheit finden.

Eigentlich glaube ich, dass ich in Brasilien auf gewisse Weise nach Hause komme. Immerhin bin ich in das Land verliebt, seit ich zwölf bin. Auch daran ist übrigens mein Cousin beteiligt. Damals waren Reisen nach Brasilien noch sehr exotisch und Peters erste ein ziemliches Abenteuer. Er kam mit einem Stapel LPs und Fotos im Gepäck zurück. Die Wälder und Strände auf den Bildern waren sämtlich ein paar Nummern größer als alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Spätestens als ich die Sambaplatten hörte, war für mich klar: Das Land musste ich kennenlernen! Zum ersten Mal hingefahren bin ich dann mehr als ein Jahrzehnt später.

Seitdem sind schon wieder zehn Jahre vergangen, und jetzt will ich Brasiliens Alltag entdecken. Vom Leben im Ausland habe ich schon als Schülerin geträumt. Habe mich in der zehnten Klasse für einen Austausch nach Kanada beworben, aber keinen Platz bekommen. Nach dem Abi bekam ich dann zu schnell einen Platz – an der Uni.

Der Abschied ist nicht schwer, schließlich fahre ich nicht für immer. Ein Jahr ist kurz genug, dass ich mich anschließend in München wieder zurechtfinden kann, und gleichzeitig zu lang, um den bequemen Job zu behalten. Wenn die verflixten 32 Kilo nicht wären, könnte ich jetzt schon die Leichtigkeit der neuen Freiheit spüren. Kurz entschlossen packe ich alle warmen Pullover aus und verzichte darauf, noch einmal zu wiegen. Immerhin ist Brasilien das Land des Jeitinho, in dem es immer mindestens eine Lösung neben der offiziellen gibt. Warum sollte das fürs Übergepäck nicht auch gelten?

Juni

DER LEBENSRHYTHMUS IST ANDERS hier auf dem Dorf in den Tropen. Mitten in der Nacht beginnen die Hähne der Nachbarschaft ihr Morgenkonzert. Kurz darauf fangen die Nachbarinnen an, ihre Stimmen zu erheben. Daran gewöhne ich mich schnell, drehe mich genüsslich noch einmal um und ziehe mir das Laken, das mir als Decke dient, über den Kopf. Am Abend ist die Sache nicht ganz so einfach. Kaum bemerke ich, dass es dämmert, bricht ohne Umweg über einen romantischen Sonnenuntergang auch schon schwarze Nacht aus. Um sechs Uhr abends. Da kann ich doch noch nicht schlafen gehen!

Meine Nachbarn sehen TV. Nicht erst ab acht Uhr, wie in Deutschland üblich. Tägliche Soaps gibt es mindestens vier, und die erste fängt schon am frühen Nachmittag an. Ich habe keinen Fernseher und will eigentlich auch keinen. Aber alle langen Abende allein zuhause verbringen, ist mir auch etwas einsam. Heute hat mich Vera eingeladen, mit ihr die Acht-Uhr-Serie zu gucken, die soll ganz besonders toll sein. Vera ist vielleicht Ende zwanzig, hat zwei Söhne um die zehn, einen Ehemann, der ständig unterwegs ist, und ein so freundliches Lächeln, dass sie mir auf Anhieb sympathisch war, als ich angekommen bin. Ein Fernsehabend bei Vera ist vielleicht nicht das Schlechteste. Immerhin gehören die Novelas zu Brasiliens Alltagskultur, und außerdem lerne ich meine Nachbarin so ein bisschen besser kennen als bei unseren Kurzgesprächen am Gartenzaun.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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