Ein Mix über die Liebe - Lothar Mix - E-Book

Ein Mix über die Liebe E-Book

Lothar Mix

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Beschreibung

Lothar Mix präsentiert einen Mix verschiedener Kurzgeschichten über die Liebe. Es sind keine typischen Liebesgeschichten, sondern Erzählungen in denen die Liebe eine bizarre Rolle spielt. Der Autor gehört zum Jahrgang 1946 und hat als Rentner wieder angefangen zu schreiben. Er ist Mitglied im »Westdeutscher Autoren Verband«. Dies ist sein zweites Buch.

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Ein Mix über die Liebe

Lothar Mix

EIN MIX

ÜBER DIE LIEBE

16 Liebesgeschichten

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2018

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2018) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Titelbild © meatbull (FOTOLIA)

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Internetbekanntschaften

Eine komplizierte Beziehung

Einladung

Ein Treffen mit der EX

Ilona

Traumhafte Abrechnung

Eine offen, eine in Reserve

Komplizierte Wahrheit

Das Weihnachtsgeschenk

Tödliche Liebe

Erinnerungen

Erste Liebe

Es ist so einfach

Ein ausgedachter Mord

Verpasste Chance

Das Angebot nicht erkannt

Ü-40 Fete

Zahlen und Buchstaben Rätsel

Wer betrügt wen?

Frauen spielen ein gewagtes Spiel

November-Blues

Bruderliebe

Bargespräche

Beziehungsdifferenzen

Flucht

Neuanfang

Das rote Tagebuch

Liebe zu einer Katze

Die Zauberdecke

Ein unvollendetes Märchen

INTERNETBEKANNTSCHAFTEN

Eine komplizierte Beziehung

Wie wird der Tag heute enden? Mit diesem Gedanken drücke ich mit zittrigem Zeigefinger auf die Türklingel von Renate Müller. In der linken Hand halte ich krampfhaft einen Blumenstrauß.

Wir haben uns im Internet bei »find your partner« kennengelernt und uns mehrmals im Café Kramer getroffen.

Gleich wird sich die Tür öffnen und ich darf ihr Haus mit Garten sehen, und sie will mir ihren dreizehnjährigen Sohn, Michael, vorstellen. Mein Puls steigt.

»Hallo Swen. Schön, dass du pünktlich bist«, begrüßt mich Renate und küsst mich auf die Wange. »Danke dir auch für die Blumen.« Anschließend zeigt sie mir stolz ihre Wohnung, aber nicht das Schlafzimmer, und ihren Garten. Ich bewundere den gepflegten Steingarten mit den verschiedenen Stauden. Nur, dass der Rasen unbedingt gemäht und bewässert werden müsste, das fällt mir zwar auf, aber ich sage es ihr nicht.

Nachdem wir von ihrem selbstgebackenen Streuselkuchen gegessen und Kaffee getrunken haben, sagt Renate zu mir: »Schatz, wenn du zum Abendbrot bleiben möchtest, dann muss ich vorher noch einkaufen.«

Was für ein schöner Vorschlag, denke ich. »Ich möchte gerne bleiben. Was gib es denn zu essen?«

»Lass dich überraschen.«

Ich glaube, sie will mich mit Michael alleine lassen und sehen, wie wir miteinander umgehen.

Kaum ist sie verschwunden, sage ich: »Michael, ich möchte mich im Garten nützlich machen und den Rasen zu Ende mähen. Hättest du Lust, die Blumen zu gießen?« Während ich den Rasen mit dem elektrischen Rasenmäher bearbeite, höre ich ab und zu ein Klicken. Weil aber der Motor weiterläuft, interessiert mich die Ursache nicht. Als ich mit der Arbeit fertig bin, rufe ich: »Michael, schließ doch den Wassersprenger an. Wir müssen den Rasen noch bewässern.«

Schock! Ich sehe mehrere Wasserfontänen aus dem Rasen schießen. Nur nicht aus dem Gerät, aus dem sie eigentlich herauskommen müssten. Eindeutig, ich habe mit dem Rasenmäher den Wasserschlauch zerstört! Was wird Renate nur von mir denken? So einen ungeschickten Freund möchte sie bestimmt nicht haben! Soll ich einfach gehen? Nein, mir fällt etwas ein: Vielleicht kann Michael mir helfen.

»Michael, ich gebe dir fünfzig Euro, wenn du mir einen neuen Wasserschlauch besorgst und ihn anschließt, bevor deine Mutter wiederkommt.

Weitere fünfzig Euro bekommst du, wenn das unser Geheimnis bleibt.«

Begeistert von meinem Vorschlag nimmt er das Geld und verlässt hüpfend das Haus. Während Michael weg ist, kehre ich das abgeschnittene Gras zu einem großen Haufen zusammen und räume im Garten auf. Etwas später erscheint Renate mit zwei vollgepackten Tragetaschen. Sofort gehe ich zu ihr hin und will ihr helfen. »Wo ist Michael? Habt ihr euch gestritten?«

»Nein, Renate. Ein Freund hat angerufen. Michael sollte unbedingt zu ihm kommen. Aber zum Abendessen will er rechtzeitig zurück sein.«

Ich bin in diesem Moment über mich selbst erstaunt, dass ich die Lüge so einfach aussprechen kann.

Gott sei Dank kommt Michael rechtzeitig zum Essen und flüstert mir leise ins Ohr: »Alles roger. Auftrag erfüllt.«

»Wer flüstert, der lügt«, sagt Renate und neugierig fragt sie: »Was darf ich nicht wissen?«

»Männergeheimnis!«, sage ich und um mich vor weiteren Fragen zu schützen, lenke ich Renate vom Thema ab und frage: »Sollen wir jetzt den Rasen taufen?«

»Swen, das geht leider nicht. Mein Sohn hat mit dem Rasenmäher den Wasserschlauch kaputt gemacht. Er muss zur Strafe, weil ich ihn extra auf den Schlauch hingewiesen hatte, den Schaden ersetzen.«

Ich spüre, wie sich meine Mimik verändert. Ich schaue böse in Michaels traurige, goldschimmernde braune Augen. Das gegenseitige Anstarren erinnert mich plötzlich an einen Wettkampf. Wer zuerst mit den Augenlidern blinzelt, hat verloren. Gleichzeitig schießt mir der Gedanke durch den Kopf: Hoffentlich verrät Michael seiner Mutter nicht, dass das Geld von mir stammt. Ich spüre Michaels Gedanken: Bitte Swen, verrate mich nicht. Meine Augen reiße ich weiter auf, Bilder verschwimmen. Ich verliere den ernsten Gesichtsausdruck und konzentriere mich nur auf meine Augen, kann aber ein Blinzeln nicht verhindern.

»Swen hat verloren«, sagt Michael schadenfroh und reibt mit den Fingern über seine Augen.

»Du hast gewonnen«, gebe ich zu und muss dabei lachen. »Aber lass uns in den Garten gehen und den Wasserhahn aufdrehen. Ich möchte sehen, was passiert.«

Erstaunt, dass das Wasser wieder an der richtigen Stelle herausspritzt, fragt Renate uns: »Wer war das?«

»Das waren die Heinzelmännchen«, sagt Michael lachend und sieht mich an.

Als ich mich später von Renate verabschiede, bekomme ich von ihr einen langen Kuss und sie sagt: »Danke dir. Es war ein schöner Tag. Komm bald wieder.«

Überglücklich fahre ich nach Hause.

Nach drei Tagen ruft Renate mich an: »Swen, wir müssen uns unbedingt treffen. Könntest du am Samstag ins Café Kramer kommen? Michael hat mir gebeichtet, woher er auf einmal soviel Geld hat.«

Ich höre ihre unruhige Stimme und ihr heftiges Atmen. Mir fällt in diesem Moment nichts Passendes ein und ich antworte kurz: »Ja, können wir machen, sagen wir fünfzehn Uhr. Aber komm bitte ohne Michael.«

Jetzt ist Samstag und ich sitze pünktlich im Café Kramer. Renate ist noch nicht da. Meine Sorgen tauchen wieder in meinem Gehirn auf, wie eine Luftblase im Wasser: Wenn ich eine feste Beziehung mit Renate beginne, ist Michael dann ein Sohn für mich und bin ich dann sein Erziehungsberechtigter? Darf ich meine Meinung sagen, und wird er mich akzeptieren? Wieso sind meine Gedanken nur mit Michael beschäftigt? Was ist mit Renate? Wie wird sie mein Verhältnis zu Michael sehen? Wird sie mir ein wenig die Vaterrolle zugestehen?

Meine Überlegungen werden unterbrochen, als sie in einem attraktiven Outfit auf mich zukommt.

»Swen, tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich habe einfach keinen Parkplatz in der Nähe gefunden.«

»Es ist nicht schlimm. Ich habe noch nichts bestellt«, antworte ich.

Sie ordert bei der Bedienung für sich ein Stück Obsttorte und ein Kännchen Kaffee. Ich schließe mich ihrer Bestellung an, aber sofort kommt mir der Gedanke: Feigling, du isst doch lieber Käsesahnetorte und trinkst lieber Tee. Zu ihr sage ich jedoch: »Siehst du, wir haben den gleichen Geschmack.«

Sie geht gar nicht auf meine Bemerkung ein.

»Swen, wieso hast du Michael für sein Schweigen fünfzig Euro gegeben? Hattest du etwa Angst, ich würde mit dir schimpfen, wenn du aus Versehen den Gartenschlauch kaputt gemacht hättest? Traust du mir so eine Reaktion zu? Irgendwie bin ich von dir enttäuscht. Du hast mich völlig falsch eingeschätzt.«

Eigenartig! Ich erinnere mich plötzlich daran, dass ich als Kind bei meiner Tante Erdbeeren aus dem Garten geklaut hatte. Sie hatte mich damals sehr heruntergeputzt. Ich spüre, ich muss etwas erklären.

»Renate, du hast ja recht. Dieser Bestechungsversuch war unüberlegt. Ich wollte mir wohl Michaels Freundschaft erkaufen. Schimpfe nicht mit mir. Ich hatte noch nie eine Beziehung zu einer Frau mit Kind.«

Renate räuspert sich und ihre Stimme klingt jetzt für mich nicht mehr so aggressiv: »Entschuldige, wenn ich dich verletzt habe. Aber noch etwas anderes: Es geht um Michael. Wir besaßen bis vor kurzem noch einen alten Fernseher. Mein Sohn nervte mich immer wieder mit seinem Wunsch, einen Flachbildfernseher zu kaufen. Ich hatte dafür kein Geld. Michael musste dann heimlich irgendetwas mit dem alten Gerät angestellt haben, denn der Fernseher funktionierte auf einmal nicht mehr. Michael bat Bernd, deinen Vorgänger, den Apparat zu reparieren.«

Als sie das Wort »Vorgänger« sagt und Bernd damit meint, spüre ich ihren Blick und erahne ihren Gedanken: Was wird Swen jetzt von mir denken.

Ich höre ihr weiter zu und bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht.

»Ich kam spät von der Arbeit nach Hause und hörte einen lauten Streit zwischen Bernd und meinem Sohn. ›Du hast unseren Fernseher kaputt gemacht. Bernd, du musst uns einen neuen kaufen. Einen Flachbildfernseher wollen wir!‹ Bernd hatte ihm geantwortet: ›Michael, du bist bekloppt. Ich habe doch nur ein paar Schrauben gelöst. Ich habe noch nicht alles untersucht, warte doch ab.‹«

»Swen«, sagt Renate und schaut mich an, »kannst du mich verstehen? Als ich das Wort bekloppt hörte, drehte ich völlig durch und schrie: ›Bernd! Spinnst du? Wieso hältst du meinen Sohn für bekloppt? Du bist nicht sein Vater.‹

Außerdem sah ich, wie Michael dem Bernd die Zunge rausstreckte. Bernds Gesicht wurde rot wie eine Tomate, und er brüllte: ›Dein Liebling ist kein Engel. Er ist ein verzogener Rotzlöffel.‹

Das war zu viel für mich. Ich habe Bernd die Tür gezeigt und er ist freiwillig gegangen.

Aber nach zwei Wochen hatte er uns einen neuen Flachbildfernseher geschenkt und mir einen Abschiedsbrief geschrieben. Den Inhalt werde ich dir nicht verraten.« Mit ernstem Gesicht beobachtet sie meine Reaktion. Ich glaube, ich habe die Kontrolle über mein Gesichtsausdruck verloren. »Swen, habe ich dich geschockt?« Ich weiß nicht, was ich in diesem Moment denken oder sagen soll. Ich bin froh, als ich die Bedienung mit Kaffee und Kuchen sehe. Irgendwie haben wir es dann geschafft, über weniger ernste Themen zu sprechen. Wir reden über Wetter und Kuchen. Ist ja auch einfacher.

Ich bezahle die Rechnung und begleite Renate zu ihrem Auto. Sie gibt mir einen flüchtigen Kuss und schaut mich mit feuchten Augen an und fragt: »Sehen wir uns wieder?«

Auch mich hat der Nachmittag nachdenklich und irgendwie traurig gemacht und ich antworte ihr: »Ich ruf dich an.« Mit dieser Botschaft setzt sie sich in ihr Auto und fährt los.

Ich glaube, meine Antwort hat sie nicht glücklich gemacht. Mir fällt plötzlich ein, dass ich ihr nicht gesagt habe, wann ich anrufen werde.

Zwei Wochen später, als ich von der Arbeit nach Hause komme, freue ich mich auf das Surfen im Internet.

Ich besuche das Internetportal »find your partner«, wo ich auch Renate getroffen hatte. Eine Ruth interessiert mich besonders. Wir chatten mehrmals und möchten unsere Hobbys, wie das Tanzen und das Wandern, bald in der Praxis verwirklichen, uns aber vorher mal in einem Museum treffen. Wir wollen uns gerade auf morgen einigen, als es mehrmals an der Tür schellt. Ich unterbreche unseren Chat und öffne ärgerlich die Tür.

»Das ist wirklich eine Überraschung! Michael, komm rein«.

»Hi, Swen, da staunst du. Ich bin es.«

Richtig, auf einmal erinnre ich mich. Ich wollte doch Renate anrufen, habe ihr nur nicht gesagt, wann. Hat sie ihren Sohn vorgeschickt, um so unsere Beziehung auf den Prüfstand zu stellen?

»Michael, warum besuchst du mich? Hat dich deine Mutter geschickt?«

»Nein! Meine Mami hat einen neuen Freund.«

Das geht aber schnell, denke ich. Michael fährt fort. »Der Neue will mich erziehen. Ich darf fast gar nichts mehr. Er geht mir jetzt schon auf den Keks.«

Ich denke: Das kann ich verstehen, spreche es aber nicht aus und sage stattdessen: »Michael, bleib im Wohnzimmer. Wenn du möchtest, kannst du fernsehen. Ich gehe in die Küche und schmiere uns ein paar Brote.« Kaum bin ich in der Küche, rufe ich Renate an: »Hallo Renate.«

»Wieso rufst du jetzt erst an? Ich habe auf deinen Anruf gewartet.« Irgendwie klingt ihre Stimme traurig. Ich möchte in diesem Augenblick nicht mit ihr diskutieren, denn ich weiß, dass sie recht hat.

»Michael ist bei mir.«

»Was? Was will er bei dir?«

»Weiß ich nicht. Kannst du ihn nicht bei mir abholen? Ich bereite inzwischen das Abendbrot vor. Ich würde mich freuen, wenn du kommst.«

»Ja, Swen, ich bin froh, dich wiederzusehen.«

» Dito«, sage ich und beende das Gespräch.

Pfeifend bereite ich ein »Luxus«-Essen vor, das heißt: mit kleinen Gurken, Tomaten und Radieschen, mehreren Käsesorten und Aufschnitt. Als Krönung für den Abend stelle ich eine Flasche exquisiten Rotwein mit Kristallgläsern auf den Tisch.