Ein St.-Johannis-Nachts-Traum - William Shakespeare - E-Book

Ein St.-Johannis-Nachts-Traum E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Ein St.-Johannis-Nachts-Traum William Shakespeare - In Ein St.-Johannis-Nachts-Traum Shakespeare das Wirken der Liebe. Theseus und Hippolyta, kurz vor der Heirat, sind Gestalten aus der Mythologie. In den Wäldern außerhalb von Theseus Athen schließen sich zwei junge Männer und zwei junge Frauen zu Paaren zusammen aber nicht bevor sie erst eine Dreiecksbeziehung und dann eine andere bilden.Auch in den Wäldern kämpfen der König und die Königin des Märchenlandes, Oberon und Titania, um das Sorgerecht für einen Waisenjungen; Oberon verwendet Magie, um Titania dazu zu bringen, sich in einen Weber namens Bottom zu verlieben, dessen Kopf von einem Hobgoblin oder "Puck", Robin Goodfellow, vorübergehend in den eines Esels verwandelt wird. Schließlich inszenieren Bottom und seine Gefährten ungeschickt die Tragödie von Pyramus und Thisbe.

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William Shakespeare
Ein St.-Johannis-Nachts-Traum

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Ein St. Johannis Nachts-Traum

William Shakespeare

Übersetzt von Christoph Martin Wieland

Personen: Theseus. Egeus. Lysander. Demetrius. Philostratus. Hippolita. Hermia. Helena. Squenz. Schnok. Zettel. Flaut. Schnauz. Schluker. Vorredner. Löwe. Mondschein. Pyramus. Thisbe. Oberon, König der Feen. Puk. Titania, die Königin. Feen. Spinneweb. Senfsaamen.

Die Scene ist in Athen, und einem Wald nicht weit davon.

Erster Aufzug.

Erster Auftritt. (Des Herzogs Pallast in Athen.) (Theseus, Hippolita, Philostratus und Gefolge, treten auf.)

Theseus. Nun nähert sich, Hippolita, die Stunde Die unser Bündniß knüpft, mit starken Schritten. Vier frohe Tage bringen einen andern Mond. Doch o! wie langsam, deucht mich, schwindet Nicht diese alte Luna! Sie ermüdet Mein sehnend Herz, gleich einer allzuzähen Stiefmutter oder Wittwe, die zu lang An eines jungen Mannes Renten zehrt.

Hippolita. Schnell werden sich vier Tag' in Nächte tauchen, Vier Nächte schnell die Zeit vorüberträumen; Dann wird der Mond gleich einem Silberbogen Neu aufgespannt im Himmel, auf die Nacht Die unsre Liebe krönt, herunter winken.

Theseus. Geh, Philostrat, und ruffe durch Athen Die Jugend auf zu Lustbarkeiten! wecke Den leichten muntern Geist der Frölichkeit. Die blasse Schwermuth sey zu Leichen-Zügen, Wozu sie besser taugt, von unserm Fest verbannt! Hippolita, ich buhlte mit dem Schwerdt Um dich, und unterm Lerm der wilden Waffen Gewann ich deine Gunst; doch froher soll Mit Pomp, Triumph und mitternächtlichen Spielen Der Tag, der uns vermählt, begangen werden. (Egeus, Hermia, Lysander und Demetrius treten auf.)

Egeus. Glüklich sey Theseus, unser grosser Fürst.

Theseus. Dank, edler Egeus! was bringst du uns Neues?

Egeus. Voll Unmuth komm ich, Fürst, mit Klagen über Mein Kind, mit Klagen über Hermia—tritt Hervor, Demetrius!—dieser Mann, o Herr, Hat meinen Beyfall, sie zur Eh zunehmen— Lysander, steh' hervor! Und dieser Mann Hat meines Kindes Herz bezaubert. Ja du, Lysander, du, du gabst ihr Reime, Und wechseltest verstohlne Liebespfänder Mit meinem Kinde. Falsche Buhlerlieder Sangst du beym Mondschein mit verstellter Stimme Vor ihrem Fenster ab, und hast durch Bänder Von deinen Haaren, Ringe, Trödelwerke, Durch Naschereyen, Puppen, Blumensträusse Den Abdruk ihrer Phantasie gestohlen. Durch Ränke hast du meiner Tochter Herz Entwandt und den Gehorsam, welchen sie Mir schuldig ist, in Widerspenstigkeit Und schnöden Troz verkehrt. Wofern sie also, Mein königlicher Herr, nicht hier Vor Eurer Hoheit sich bequemen will, Dem Mann, den ich erkohr', die Hand zu geben; So sprech ich hier der Bürger von Athen Uraltes Vorrecht, und die Freyheit an, Mit ihr als meinem Eigenthum zu schalten: Und diß wird seyn, sie diesem Edelmanne, Wo nicht, dem Tod zu überliefern, wie In einem solchen Fall der Buchstab' des Gesezes Ausdrüklich lautet—

Theseus. Was sagt Hermia Hiezu? bedenke dich, mein schönes Kind! In deinen Augen soll dein Vater Ein Gott, der Schöpfer deiner Schönheit, seyn. Mit ihm verglichen, bist du nichts als eine Von ihm in Wachs gebildete Figur, Die er, nachdem es ihm beliebt, erheben Und wieder tilgen kan. Demetrius ist Ein würdiger Edelmann.

Hermia. Das ist Lysander auch.

Theseus. Er ist es an sich selbst, Doch da ihm deines Vaters Stimme mangelt, So ist der andre würdiger anzusehen.

Hermia. O! daß mein Vater nicht mit meinen Augen sieht.

Theseus. Weit besser wär' es, deine Augen sähen Mit deines Vaters Klugheit.

Hermia. —Eure Hoheit Vergebe mir. Ich weiß nicht, welche Macht Mir diese Kühnheit eingehaucht, noch wie Vor so viel Augen, meine Sittsamkeit Sich überwinden kan, für meine Neigung Das Wort zu nehmen. Aber, meldet mir, Mein Herr, das schlimmste, das mich treffen kan, Wenn ich mich weig're diesen Mann zu nehmen.

Theseus. Den Tod zu sterben, oder Lebenslang Die männliche Gesellschaft abzuschwören. Befrage also deine Neigung, Hermia! Bedenke deine Jugend; Ist dein Blut So kühl, und hast du, wenn du deines Vaters Beschloßner Wahl dich nicht ergeben willst, Auch Muth genug, auf ewig eingeschleyert In eines öden Klosters trübe Schatten Verschlossen, eine unfruchtbare Schwester Dein Leben hinzuleben; traurige Hymnen Dem kalten Mond entgegenächzend— Dreymal beglükt, die, ihres Blutes Meister, Solch' eine keusche Pilgrimschaft bestehen! Doch irdischer glüklich ist die abgepflükte Rose, Als die am unvermählten Stoke welkend In einzelner Glükseligkeit, von niemand Gesehen, ungenossen, wächßt und blüht und stirbt.

Hermia. So will ich wachsen, so verblüh'n und sterben, Mein Königlicher Herr, eh meine Freyheit Dem Joch des Manns sich unterwerffen soll, Deß unerwünschte Herrschaft meine Seele Nicht über sich erkennt.

Theseus. Nimm dir Bedenkzeit, Und auf den nächsten Neuenmond, den Tag Der durch Hippolita mich glüklich macht, Bereite dich, nach deines Vaters Willen Dich dem Demetrius zu ergeben; oder Durch deinen Tod des Ungehorsams Frefel Zu büssen; oder an Dianens Altar Des Klosterlebens strenge Pflicht zu schwören.

Demetrius. Erweiche, Schönste, dich; und du Lysander, Tritt deinen schwachen Anspruch meinem stärkern Rechte Freywillig ab—

Lysander. Du hast, Demetrius, ihres Vaters Liebe, Laß du nur Hermias mir; heurathe ihn!

Egeus. Ja, hönischer Lysander, es ist wahr, Er hat sie, meine Liebe; und was mein ist, Soll meine Lieb' ihm geben; sie ist mein, Und all mein Recht an sie trett' ich Demetrio ab.

Lysander. Ich bin so edel als wie er gebohren; Ich bin so reich als er, und liebe mehr Als er; mein Glüke blüht an jedem Zweige, So schön als seines, um nicht mehr zu sagen; Und was diß alles dessen er sich rühmet Allein schon überwiegt, mich liebt die schöne Hermia. Und sollt ich denn mein Recht nicht durchzusezen suchen? Demetrius, ins Gesicht behaupt' ichs ihm, Bewarb sich kürzlich noch um Nedars Tochter Die schöne Helena, und gewann ihr Herz. Izt schmachtet sie, die sanfte Seele! schmachtet Bis zur Abgötterey um diesen falschen Treulosen Mann—

Theseus. Ich muß gestehen Daß ich davon gehört, und mit Demetrius Davon geredt zu haben, mich beredet; Doch eigne Sorgen machten's mir entfallen. Kommt ihr indeß, Demetrius und Egeus, Ich hab euch beyden etwas aufzutragen, Das mich sehr nah' betrift. Du aber, Hermia, Sieh' zu, soll anders nicht die ganze Strenge Der Sazung von Athen, die ich nicht schwächen kan, Dich treffen, daß du deine Schwärmerey Dem Willen deines Vaters unterwerffest. Wie steht's, Hippolita?* Komm, meine Liebe! Demetrius, und Egeus folget mir!

{ed.-* Hippolita hatte diese ganze Zeit über nicht ein einziges Wort gesprochen. Hätte ein neuerer Poet das Amt gehabt, ihr ihre Rolle anzuweisen, so würden wir sie geschäftiger als alle andre gefunden, und zweifelsohne möchten auch die Liebhaber ein gelinderes Urtheil von ihr erwartet haben: Allein Shakespearewußte besser was er zu thun hatte, und beobachtete das Decorum. Warbürton.}

(Sie gehen ab.)

Zweyter Auftritt. (Lysander und Hermia bleiben.)

Lysander. Wie? meine Liebe? wie ist deine Wange So blaß? warum verwelken ihre Rosen?

Hermia. Vielleicht weil sie des Regens mangeln, Woraus ich aus den Wolken meiner Augen Sie reichlich überthauen könnte.

Lysander. Hermia; so viel ich in Geschichten las, Und aus Erzählung hörte, floß der Strom Der wahren Liebe niemals sanft dahin. Entweder hemmte ihn des Standes, oder Der Jahre Abstand, oder Widerwille Der Anverwandten; und wenn ja die Wahl Der Liebenden durch ihre Sympathie Beglükt zu seyn versprach, so stellte sich Krieg, Krankheit oder Tod dazwischen Und macht' ihr Glük vergänglich wie der Schall, Flüchtig wie Schatten, kurz als wie ein Traum, Vorüberfahrend wie der helle Bliz In einer schwarzen Nacht, der Erd und Himmel In einem Wink enthüllt, und eh noch einer Zeit hat Zu sagen: Sieh! schon von dem offnen Schlunde Der Finsterniß verschlungen ist. So eitel sind die Dinge, die am schönsten glänzen!

Hermia. Wenn denn getreue Liebe jederzeit Durch Wiederwärtigkeit geprüfet wurde, Und diß der feste Schluß des Schiksals ist; So laß uns unsre Prüfung mit Geduld Besteh'n, weil Widerwärtigkeit und Leiden Ein eben so gewöhnlichs Zugehör Der Liebe ist, als Staunen, Träume, Seufzer, Wünsche und Thränen, das gewöhnliche Gefolg der liebeskranken Phantasie.

Lysander. Ein guter Glaube! Höre mich dann, Hermia. Nur sieben Stadien von Athen entfernt Wohnt eine meiner Basen, reich, verwittwet, Und kinderlos. Sie hält und liebet mich Wie ihren eignen Sohn. Dort, schönste Hermia, Dort kan ein ewig Bündniß uns vereinen, Und bis dorthin kan auch Athens Gesez Uns nicht verfolgen. Liebest du mich also, So schleiche morgen Nachts aus deines Vaters Hause Dich weg, in jenen Wald, nah' bey Athen, Wo ich dich einst mit Helena gefunden, Als ihr des ersten Maytags Ankunft feyrtet.

Hermia. Ach! mein Lysander!

Lysander. Zaudert Hermia?—

Hermia. Nein! Bey Amors stärkstem Bogen schwör ich dir,* Beym schärfsten seiner goldgespizten Pfeile, Lysander, bey der unschuldvollen Einfalt Der Dauben, die der Venus Wagen ziehen, Beym Feuer das Carthagos Königin Verzehrte, da sie mit geblähten Seegeln Den ungetreuen Troyer fliehen sah; Bey dem was Seelen an einander küttet, Bey jedem Schwur, den je ein Mann gebrochen, Bey mehr als Mädchen jemals ausgesprochen; An jenem Plaz, im Schatten jener Linden, Sollt du mich zur bestimmten Stunde finden.

{ed.-* Der Dr. Warbürton fand, daß Hermia sich zu schnell, und was das schlimmste ist, auf den ersten Antrag, durch eine Reihe von Eyden verbinde, mit dem Lysander davon zu lauffen. Er glaubt, daß Shakespearenicht fähig gewesen einen solchen Fehler zu machen, und schreibt also allen alten und neuen Ausgaben unsers Dichters zuwider, diese schöne Rede: (Bey Amors stärkstem Bogen,) u.s.w. dem Lysander, und nur die zween lezten Verse der Hermia zu. Meine Empfindung widerspricht hier den Vernunftschlüssen des Kunstrichters. Ich finde eine solche Weiblichkeit in dieser Rede, daß sie mit Anständigkeit nur von Hermia gesagt werden kan. Empfindende Leserinnen mögen den Ausspruch thun. Damit aber doch das von Warbürton in dem Text vermißte Decorum gerettet werde, habe ich nach seinem Beyspiel die Freyheit gebraucht, auf die Worte Hermias, (my good Lysander), den Lysander sagen zu lassen: Zaudert Hermia? welches er im Englischen nicht sagt. Worauf dann Hermia, als ob sie sich recolligire, erwiedert: Nein! bey Amors u.s.w.}

Lysander. Vergiß nicht dein Versprechen, holde Liebe. Schau, hier kömmt Helena.

Dritter Auftritt.

Hermia. Wie eilig, schöne Helena, wohin?

Helena. Mich nennst du schön? O! nimm diß Schön zurük. Demetrius liebet dich! du bist ihm schön Glüksel'ge Schöne! Deine Augen sind Die Sterne, die ihn leiten; süsser tönt Ihm deine Stimme, als der Lerche Lied Dem Ohr des Hirten, wenn die Wiesen grünen, Und junge Knospen um den Hagdorn blinken! Krankheit ist erblich! O! wär's auch die Kunst Die uns gefallen macht: Wie wollt ich, eh ich gehe, Die deine haschen! Meine Blike sollten Die Zauberkraft von deinem Blik, mein Mund Den süssen Wohlklang deiner Lippe haschen. Wär' mein die Welt, und blieb Demetrius mir, Wie gerne ließ ich alles andre dir! O lehre mich, wie blikest du ihn an? Mit was für Künsten, schöne Freundin, sprich, Beherrschest du die Triebe seines Herzens?

Hermia. Die Stirne rümpf ich ihm, doch liebt er mich.

Helena. O möchten deiner Stirne Falten Mein Lächeln solche Wirkung lehren.

Hermia. Verwünschung geb ich ihm, doch giebt er stets mir Liebe.

Helena. O! wäre mein Gebett von solcher Kraft!

Hermia. Je mehr ich hasse, folgt er mir.

Helena. Je mehr ich liebe, haßt er mich.

Hermia.