Eine Weihnachtsmaus namens Miika - Matt Haig - E-Book
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Eine Weihnachtsmaus namens Miika E-Book

Matt Haig

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Beschreibung

Wie die Maus zu Weihnacht(en) kam Als der arme Nicholas seine Familie und all seine Freunde verlor, leistete ihm nur noch eine einzige winzige Maus Gesellschaft – Miika. Sie begleitete ihn auf seiner Reise in den Norden auf der Suche nach seinem Vater. Doch diese Maus hatte selbst auch schon so einiges erlebt … Die Geschichte von Miika ist eine große Erzählung von einem kleinen Helden. Eine Geschichte von Mäusen und Menschen (hauptsächlich Mäusen). Die Geschichte einer Maus, der das Leben in dunklen Löchern nicht mehr genug ist und die sich aufmacht, um den großen Käse des Lebens zu entdecken, und dabei neue Freunde findet. Es ist die Geschichte einer mutigen Maus und wie sie überhaupt dazu kam, sich mit einem Menschenjungen anzufreunden.

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Seitenzahl: 83

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Matt Haig

Eine Weihnachtsmaus namens Miika

Aus dem Englischen von Sophie ZeitzMit Bildern von Chris Mould

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

 

Für Pearl und Lucas

Eine Mär von zwei Mäusen

Zwei Mäuse saßen in einem Wald und lehnten an einem Kiefernzapfen.

Sie waren Freunde. Und eigentlich sahen sie ganz normal aus. Sie hatten ganz normale Knopfäuglein, ganz normale rosa Schnäuzchen und ganz normale Mäuseschwänze.

Nur wo sie lebten, war ziemlich unnormal. Denn sie lebten im Hohen Norden.

Am nördlichsten Zipfel des Landes, das von den Menschen Finnland genannt wird, lag ein Dörfchen namens Wichtelgrund und Wichtelgrund war der merkwürdigste Ort auf der ganzen Welt. Es war ein Ort, der auf keiner Landkarte zu finden war. Ein Ort, in dem kunterbunte Holzhäuser in gewundenen Gassen standen. Ein Ort, in dem sich Wichtel und fliegende Rentiere und manchmal sogar Elfen tummelten.

Eine der beiden Mäuse hieß Miika. Miika war der weniger Schmuddelige der zwei, wenn auch nicht viel. Meistens klebten Pilzkrümel am Bauch seines braunen Fells. Im Gegensatz zu seiner Mäusefreundin hatte Miika die Wichtel, die Rentiere und die Elfen in Wichtelgrund gern.

»Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe«, sagte er und blickte in die schneebestäubten Bäume.

»Und warum, Miika?«, seufzte seine Gefährtin mit dem schmutzigen Fell und dem weiß bereiften Schnurrbart, als hörte sie diese Worte ständig. Ihr Name war Künna die Kühne. Na ja, eigentlich nur Künna, aber sie ließ sich von Miika (und allen anderen) Künna die Kühne nennen. Denn so eine Maus war sie. Eine Maus mit Ansprüchen.

»Weil ich mich nicht mehr so allein fühle. Weil ich jemanden gefunden habe, der so ist wie ich.«

Künna die Kühne lachte auf. Sie sah durch die hohen Bäume zum Tal mit den kunterbunten Holzhäusern des Wichteldorfs, das sie nicht leiden konnte. »Du bist nicht so wie ich, Miika.«

»Wieso nicht?«

»Tja«, sagte sie. »Ich bin Künna die Kühne. Ich bin mutig. Du nicht. Das ist schon mal ein Unterschied.«

Miika hätte gerne gewusst, welche Unterschiede es noch zwischen ihnen gab. Aber er traute sich nicht zu fragen. Er saß bloß stumm da, starrte den Pilz an, der vor ihnen lag, und erinnerte sich an seine frühe Kindheit und an das dunkle, feuchte Baumloch, in dem er zur Welt gekommen war …

Die Maus ohne Namen

Das Erste, was man über Miika wissen sollte, war, dass er nicht immer Miika hieß.

Als kleines Mäusebaby hatte er überhaupt keinen Namen.

Das lag nicht daran, dass Mäuse ihren Kindern keine Namen gaben. Das taten sie nämlich. Natürlich taten sie das. Doch normalerweise gaben Mäuseeltern ihren Kindern Namen, wenn sie gerade zur Welt gekommen waren, und das Problem bei Miika war, dass seine Eltern gar nicht gemerkt hatten, dass es ihn gab.

Sein Vater Mampf merkte nichts von Miika, weil er genau in dem Moment, als Miika zur Welt kam, von einer großen, grauen Eule gefressen wurde. Und es ist schwer, ein guter Vater zu sein, wenn man gerade verdaut wird.

Diese Ausrede hatte seine Mutter Ulla nicht, denn sie lebte ja noch. Allerdings war sie sehr, sehr, sehr müde.

Und dass sie sehr, sehr, sehr müde war, hatte einen Grund, nämlich die Tatsache, dass Miika nicht ihr einziges Kind war.

Genau genommen war Miika eins von vielen kleinen Mäusejungen.

Er war der Dreizehnte – und Letzte – seines Wurfs.

Und während Ulla den ersten zwölf Mäusebabys, die sie in dieser Nacht gebar, einen Namen gab, schlief sie ein, bevor Miika kam.

Als sie aufwachte, war Miika eins von einhundertneun Mäusejungen aus elf Würfen in diesem Jahr. Und auch wenn die Älteren schon braun und flauschig waren im Gegensatz zu den nackten rosa Neuankömmlingen, fiel es Ulla zunehmend schwer, den Überblick zu behalten. Deswegen strengte sie sich gar nicht erst an und deswegen dachte Miika in den ersten Tagen und Wochen seines Lebens, er hieße »Der da«, »Dings«, »Hau ab« oder »Nimm deinen Po aus meinem Gesicht«.

Außerdem war Miika schrecklich hungrig in den ersten Tagen nach seiner Geburt. Er war das jüngste, kleinste, schwächste, am meisten vernachlässigte und am wenigsten gefütterte Mäusebaby in dem überfüllten dunklen, feuchten Loch im Baum und wahrscheinlich hatte er den knurrendsten Magen auf der ganzen Welt.

Doch eines Tages ereignete sich etwas.

Ulla kam mit einem besonderen Fund nach Hause.

»Das hier«, erklärte sie den vielen Mäusejungen, die sich um sie scharten, »ist ein ziemlich großes Ding. Es ist ein ganzer Champignon. Der beste Pilz im ganzen Wald. Und weil wir heute schon gegessen haben, gehen wir ins Bett und heben ihn uns für morgen fürs Frühstück auf.«

Miika dachte: Warte mal. Ich habe heute noch nicht gegessen.

Und dann erinnerte er sich an das letzte Mal, als seine Mutter einen Pilz fürs Frühstück mitgebracht hatte.

Die anderen hatten ihn geschubst und geknufft und abgedrängt und weggestoßen und am Ende hatte er nur den allerkleinsten Krümel abbekommen.

Also beschloss er diesmal, es anders anzustellen.

Nachts, als seine Geschwister fest schliefen, schlich er sich auf leisen Sohlen zu seiner schnarchenden Mutter und heftete den Blick auf den Pilz, den sie im Schlaf fest an sich drückte.

Sein Magen knurrte.

Er starrte und starrte und starrte.

Er wusste, wenn er bis zum Morgen wartete, würde er wieder nichts abbekommen. Dabei sah der Pilz sooo appetitlich aus.

Und da tat er etwas Schändliches.

Klammheimlich wand er seiner Mutter den Pilz aus den Pfoten und knabberte ein winziges Stückchen davon ab.

Und dann knabberte er noch ein Stückchen davon ab.

Und dann noch eins.

Und dann noch eins.

Er knabberte und knabberte, bis der Pilz weg war.

Dann huschte er auf Zehenspitzen zum anderen Ende der Höhle, legte sich hin und schlief ein. Er schlief so gut wie in seinem ganzen kurzen Leben nicht, denn es war das erste Mal, dass er mit vollem Bauch schlief. Und mit vollem Bauch schläft es sich am besten.

Er schlief tief und fest, die ganze Nacht, bis ihn ein Gebrüll aus seinen glücklichen Träumen riss. »WERHATDENPILZGEKLAUT?«, brüllte Ulla ihre verschlafene Kinderschar an. Na ja, vielleicht war »brüllen« das falsche Wort. Wenn eine Maus brüllte, war es nur ein Brüllen, wenn man zufällig auch eine Maus war. Für alle anderen war es nur ein minileises Piepsen.

Aber für Miika war es ein Brüllen und er hatte solche Angst, dass er zitterte wie Espenlaub und keinen Ton herausbrachte.

Er blieb den ganzen Tag stumm. Und die ganze Nacht.

Er hatte solche Angst, erwischt zu werden, dass ihm schlecht wurde. Er musste fliehen. Aber wo sollte er hin?

In dieser Nacht hörte er zufällig, wie seine Schwester Yala einem seiner Brüder von einem Ort namens »die Welt da draußen« erzählte.

»Die Welt da draußen ist ein sehr gefährlicher Ort voller böser Raubtiere, die Krähen und Eulen und Habichte und Menschen heißen. Aber es gibt auch Futter dort. Es gibt Pilze und Insekten und etwas Wundervolles namens Käse.« Beim Klang des Worts Käse spitzte Miika die Ohren, aber er tat so, als würde er schlafen. Er wusste, seine Geschwister würden ihn nicht dabeihaben wollen, falls sie merkten, dass er zuhörte, also blieb er mucksmäuschenstill, in sein modriges Blatt gerollt, und lauschte in der feuchten Dunkelheit den Ratschlägen seiner Schwester. Sie hatte ihre glänzenden Augen weit aufgerissen und zuckte bei jedem Wort aufgeregt mit dem Schwanz.

»In der Welt da draußen, kleiner Bruder, ist es am besten, wenn du nur an dich denkst. Sobald du anfängst, dich um andere zu kümmern, hast du alle möglichen Probleme am Hals. Also, schnapp dir den Käse, wenn du kannst. Wenn du genug Käse zum Leben findest, hast du ausgesorgt. Dann willst du nie wieder – ich wiederhole: NIEWIEDER – was anderes. Das ist das Beste, was dir im Leben passieren kann.«

Miika hatte das Gefühl, die Botschaft galt allein ihm. Er konnte nicht mehr schlafen. Er wusste, was zu tun war.

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages kletterte Miika über einhundert schlafende Mäuse hinweg.

»Tschuldigung … tschuldigung … pardon … oh … tut mir leid!«, flüsterte er, als sie murrten und quiekten und meckerten und fiepten.

Und dann hatte er es erreicht.

Das glühende, glorreiche gnadenlose Licht.

Vor dem Eingang des Baumlochs.

Miika spähte hinaus und sah den blauen Himmel und die mit Raureif überzogenen Felder.

Es war das Schrecklichste und Schönste, was er je gesehen hatte.

Doch er würde es wagen. Er würde das Baumloch verlassen.

Denn die Welt da draußen machte ihm weniger Angst als die Vorstellung, als Pilzdieb erwischt zu werden. Er würde mit leeren Pfoten in die Welt hinausziehen.

Ganz allein.

(Nur er und sein schlimmes Geheimnis.)

Miika blickte noch einmal zurück auf seine vielen Geschwister.

»Na dann, tschüs, Leute. Ich gehe raus in die Welt.«

Aber natürlich hörte ihn keiner. Miikas Worte verhallten unbemerkt wie Schnee, der geschmolzen ist, bevor er den Boden erreicht.

»Tschüs, Mama«, sagte er und versuchte, die Traurigkeit in seiner Stimme zu verbergen. »Ich habe zwar ein bisschen Angst …«

Doch Ulla wälzte sich nur im Schlaf auf die andere Seite. Und so verließ Miika die Dunkelheit und die Feuchtigkeit und seine schlafenden Geschwister und zog hinaus in die Welt.

Draußen in der Welt

In den Tagen und Wochen, nachdem Miika das Baumloch verlassen hatte, bibberte er nachts vor Kälte und vor Angst, fand nie genug Pilze, schlief unter feuchtem Laub und träumte davon, satt zu sein.

Dann entdeckte er eines Tages eine bescheidene Hütte im Wald. Eine Menschenhütte. Ein Holzfäller lebte dort mit seinem Sohn Nikolas.

Hier fand er Geborgenheit und ein warmes Feuer. Nikolas wurde sein Freund und lehrte ihn die Menschensprache. Und er gab ihm einen Namen – Miika.

Als Nikolas’ Vater von einer seiner Reisen nicht nach Hause kam, machte sich Nikolas mit Miika auf die gefährliche Suche nach ihm. Gemeinsam bestanden sie große Abenteuer auf dem Weg in den Hohen Norden. Und Miika hatte das Gefühl, sie waren die besten Freunde auf der ganzen Welt.

Nikolas und Miika beschlossen, in