Faust: Der Tragödie zweiter Teil - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Faust: Der Tragödie zweiter Teil E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Faust Der Tragödie zweiter Teil - Johann Wolfgang von Goethe - Das Werk "Faust. Der Tragödie zweiter Teil", welches von Johann Wolfgang von Goethe verfasst wurde, ist die Fortsetzung seines Werkes "Faust 1".In dem zweiten Teil der Tragödie wird die Weiterentwicklung der Figur des Faust beschrieben. Das Drama, welches aus 5 Akten besteht, thematisiert die Ausbildung des Menschen in all seinen Fähigkeiten. Die Figur des Faust strebt durch Mephistos Hilfe neue Tätigkeiten an und entwickelt sich auf vielen Ebenen weiter. Zu den Hauptthemen dieses Werkes zählen unter anderem die Liebe, Schuld und Vergebung, die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Natur und die Sehnsucht

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Johann Wolfgang von Goethe
Faust: Der Tragdie zweiter Teil

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ARIEL.

Gesang von Aolsharfen begleitet.

Wenn der Blüten Frühlingsregen   Über alle schwebend sinkt,   Wenn der Felder grüner Segen   Allen Erdgebornen blinkt,   Kleiner Elfen Geistergröße   Eilet, wo sie helfen kann;   Ob er heilig, ob er böse,   Jammert sie der Unglücksmann.

Die ihr dies Haupt umschwebt im luft'gen Kreise,   Erzeigt euch hier nach edler Elfen Weise:   Besänftiget des Herzens grimmen Strauß,   Entfernt des Vorwurfs glühend bittre Pfeile,   Sein Innres reinigt von erlebtem Graus!   Vier sind die Pausen nächtiger Weile;   Nun ohne Säumen füllt sie freundlich aus!   Erst senkt sein Haupt aufs kühle Polster nieder,   Dann badet ihn im Tau aus Lethes Flut!   Gelenk sind bald die krampferstarrten Glieder,   Wenn er gestärkt dem Tag entgegen ruht.   Vollbringt der Elfen schönste Pflicht:   Gebt ihn zurück dem heiligen Licht!

CHOR

einzeln, zu zweien und vielen, abwechselnd und gesammelt.

Wenn sich lau die Lüfte füllen   Um den grünumschränkten Plan,   Süße Düfte, Nebelhüllen   Senkt die Dämmerung heran,   Lispelt leise süßen Frieden,   Wiegt das Herz in Kindesruh   Und den Augen dieses Müden   Schließt des Tages Pforte zu.

Nacht ist schon hereingesunken,   Schließt sich heilig Stern an Stern;   Große Lichter, kleine Funken   Glitzern nah und glänzen fern;   Glitzern hier im See sich spiegelnd,   Glänzen droben klarer Nacht;   Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd   Herrscht des Mondes volle Pracht.

Schon verloschen sind die Stunden,   Hingeschwunden Schmerz und Glück;   Fühl' es vor! Du wirst gesunden;   Traue neuem Tagesblick!   Täler grünen, Hügel schwellen,   Buschen sich zu Schattenruh;   Und in schwanken Silberwellen   Wogt die Saat der Ernte zu.

Wunsch um Wünsche zu erlangen   Schaue nach dem Glänze dort!   Leise bist du nur umfangen;   Schlaf ist Schale: wirf sie fort!   Säume nicht dich zu erdreisten,   Wenn die Menge zaudernd schweift;   Alles kann der Edle leisten,   Der versteht und rasch ergreift.

Ungeheures Getöse verkündet das Herannahen der Sonne.

ARIEL.

Horchet! horcht dem Sturm der Hören!   Tönend wird für Geistesohren   Schon der neue Tag geboren.   Felsentore knarren rasselnd,   Phöbus' Räder rollen prasselnd,   Welch Getöse bringt das Licht!   Es trommetet, es posaunet,   Auge blinzt und Ohr erstaunet,   Unerhörtes hört sich nicht.   Schlüpfet zu den Blumenkronen,   Tiefer, tiefer, still zu wohnen,   In die Felsen, unters Laub!   Trifft es euch, so seid ihr taub.

FAUST.

Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,   Ätherische Dämmerung milde zu begrüßen.   Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig   Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen,   Beginnest schon mit Lust mich zu umgeben.   Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen,   Zum höchsten Dasein immer fortzustreben.—   In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen,   Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben,   Tal aus Tal ein ist Nebelstreif ergossen;   Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen,   Und Zweig' und Äste, frisch erquickt, entsprossen   Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen.   Auch Färb' an Farbe klärt sich los vom Grunde,   Wo Blunr und Blatt von Zitterperle triefen—   Ein Paradies wird um mich her die Runde.

Hinaufgeschaut!—Der Berge Gipfelriesen   Verkünden schon die feierlichste Stunde;   Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen,   Das später sich zu uns hernieder wendet.   Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen   Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,   Und stufenweis herab ist es gelungen—   Sie tritt hervor!—und, leider schon geblendet,   Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.

So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen   Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen,   Erfüllungspforten findet flügeloffen;   Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen   Ein Flammenübermaß—wir stehn betroffen.   Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,   Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!   Ist's Lieb', ist's Haß, die glühend uns umwinden,   Mit Schmerz-und Freuden wechselnd ungeheuer,   So daß wir wieder nach der Erde blicken,   Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier?

So bleibe denn die Sonne mir im Rücken!   Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend,   Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.   Von Sturz zu Sturze wälzt er jetzt in tausend,   Dann abertausend Strömen sich ergießend,   Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend.   Allein wie herrlich diesem Sturm entsprießend.   Wölbt sich des bunten Bogens Wechseldauer,   Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend,   Umher verbreitend duftig kühle Schauer.   Der spiegelt ab das menschliche Bestreben.   Ihm sinne nach und du begreifst genauer:   Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.

KAISERLICHE PFALZ

SAAL DES THRONES

Staatsrat in Erwartung des Kaisers.   Trompeten.

Hofgesinde aller Art, prächtig gekleidet, tritt vor.   Der Kaiser gelangt auf den Thron, zu seiner Rechten   der Astrolog.

KAISER.

Ich grüße die Getreuen, Lieben,   Versammelt aus der Näh und Weite.—   Den Weisen seh' ich mir zur Seite,   Allein wo ist der Narr geblieben?

JUNKER.

Gleich hinter deiner Mantelschleppe   Stürzt' er zusammen auf der Treppe,   Man trug hinweg das Fettgewicht;   Tot oder trunken, weiß man nicht.

ZWEITER JUNKER.

Sogleich mit wunderbarer Schnelle   Drängt sich ein andrer an die Stelle.   Gar köstlich ist er aufgeputzt,   Doch fratzenhaft, daß jeder stutzt.   Die Wache hält ihm an der Schwelle   Kreuzweis die Hellebarden vor—   Da ist er doch, der kühne Tor!

MEPHISTOPHELES:   am Throne kniend.   Was ist verwünscht und stets willkommen?   Was ist ersehnt und stets verjagt?   Was immerfort in Schutz genommen?   Was hart gescholten und verklagt?   Wen darfst du nicht herbeiberufen?   Wen höret jeder gern genannt?   Was naht sich deines Thrones Stufen?   Was hat sich selbst hinweggebannt?

KAISER:   Für diesmal spare deine Worte!   Hier sind die Rätsel nicht am Orte,   Das ist die Sache dieser Herrn.—   Da löse du! das hört' ich gern.   Mein alter Narr ging, fürcht' ich, weit ins Weite;   Nimm seinen Platz und komm an meine Seite.

GEMURMEL DER MENGE:   Ein neuer Narr—Zu neuer Pein—   Wo kommt er her?—Wie kam er ein?—   Der alte fiel—Der hat vertan—   Es war ein Faß—Nun ist's ein Span—

KAISER:   Und also, ihr Getreuen, Lieben,   Willkommen aus der Näh' und Ferne!   Ihr sammelt euch mit günstigem Sterne,   Da droben ist uns Glück und Heil geschrieben.   Doch sagt, warum in diesen Tagen,   Wo wir der Sorgen uns entschlagen,   Schönbärte mummenschänzlich tragen   Und Heitres nur genießen wollten,   Warum wir uns ratschlagend quälen sollten?   Doch weil ihr meint, es ging' nicht anders an,   Geschehen ist's, so sei's getan.

KANZLER:   Die höchste Tugend, wie ein Heiligenschein,   Umgibt des Kaisers Haupt; nur er allein   Vermag sie gültig auszuüben:   Gerechtigkeit!—Was alle Menschen lieben,   Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren,   Es liegt an ihm, dem Volk es zu gewähren.   Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand,   Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand,   Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wütet   Und übel sich in übeln überbrütet?   Wer schaut hinab von diesem hohen Raum   Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum,   Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet,   Das Ungesetz gesetzlich überwaltet   Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet.   Der raubt sich Herden, der ein Weib,   Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare,   Berühmt sich dessen manche Jahre   Mit heiler Haut, mit unverletztem Leib.   Jetzt drängen Kläger sich zur Halle,   Der Richter prunkt auf hohem Pfühl,   Indessen wogt in grimmigem Schwalle   Des Aufruhrs wachsendes Gewühl.   Der darf auf Schand' und Frevel pochen,   Der auf Mitschuldigste sich stützt,   Und: Schuldig! hörst du ausgesprochen,   Wo Unschuld nur sich selber schützt.   So will sich alle Welt zerstückeln,   Vernichtigen, was sich gebührt;   Wie soll sich da der Sinn entwickeln,   Der einzig uns zum Rechten führt?   Zuletzt ein wohlgesinnter Mann   Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher,   Ein Richter, der nicht strafen kann,   Gesellt sich endlich zum Verbrecher.   Ich malte schwarz, doch dichtern Flor   Zög' ich dem Bilde lieber vor.   Entschlüsse sind nicht zu vermeiden;   Wenn alle schädigen, alle leiden,   Geht selbst die Majestät zu Raub.

HEERMEISTER:   Wie tobt's in diesen wilden Tagen!   Ein jeder schlägt und wird erschlagen,   Und fürs Kommando bleibt man taub.   Der Bürger hinter seinen Mauern,   Der Ritter auf dem Felsennest   Verschwuren sich, uns auszudauern,   Und halten ihre Kräfte fest.   Der Mietsoldat wird ungeduldig,   Mit Ungestüm verlangt er seinen Lohn,   Und wären wir ihm nichts mehr schuldig,   Er liefe ganz und gar davon.   Verbiete wer, was alle wollten,   Der hat ins Wespennest gestört;   Das Reich, das sie beschützen sollten,   Es liegt geplündert und verheert.   Man läßt ihr Toben wütend hausen,   Schon ist die halbe Welt vertan;   Es sind noch Könige da draußen,   Doch keiner denkt, es ging' ihn irgend an.

SCHATZMEISTER:   Wer wird auf Bundsgenossen pochen!   Subsidien, die man uns versprochen,   Wie Röhrenwasser bleiben aus.   Auch, Herr, in deinen weiten Staaten   An wen ist der Besitz geraten?   Wohin man kommt, da hält ein Neuer Haus,   Und unabhängig will er leben,   Zusehen muß man, wie er's treibt;   Wir haben so viel Rechte hingegeben,   Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrigbleibt.   Auch auf Parteien, wie sie heißen,   Ist heutzutage kein Verlaß;   Sie mögen schelten oder preisen,   Gleichgültig wurden Lieb' und Haß.   Die Ghibellinen wie die Guelfen   Verbergen sich, um auszuruhn;   Wer jetzt will seinem Nachbar helfen?   Ein jeder hat für sich zu tun.   Die Goldespforten sind verrammelt,   Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt,   Und unsre Kassen bleiben leer.

MARSCHALK:   Welch Unheil muß auch ich erfahren!   Wir wollen alle Tage sparen   Und brauchen alle Tage mehr,   Und täglich wächst mir neue Pein.   Den Köchen tut kein Mangel wehe;   Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe,   Welschhühner, Hühner, Gäns' und Enten,   Die Deputate, sichre Renten,   Sie gehen noch so ziemlich ein.   Jedoch am Ende fehlt's an Wein.   Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte,   Der besten Berg' und Jahresläufte,   So schlürft unendliches Gesäufte   Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus.   Der Stadtrat muß sein Lager auch verzapfen,   Man greift zu Humpen, greift zu Napfen,   Und unterm Tische liegt der Schmaus.   Nun soll ich zahlen, alle lohnen;   Der Jude wird mich nicht verschonen,   Der schafft Antizipationen,   Die speisen Jahr um Jahr voraus.   Die Schweine kommen nicht zu Fette,   Verpfändet ist der Pfühl im Bette,   Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot.

KAISER:   Sag, weißt du Narr nicht auch noch eine Not?

MEPHISTOPHELES:   Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen,   Dich und die Deinen!—Mangelte Vertrauen,   Wo Majestät unweigerlich gebeut,   Bereite Macht Feindseliges zerstreut?   Wo guter Wille, kräftig durch Verstand,   Und Tätigkeit, vielfältige, zur Hand?   Was könnte da zum Unheil sich vereinen,   Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen?

GEMURMEL:   Das ist ein Schalk—Der's wohl versteht—   Er lügt sich ein—So lang' es geht—   Ich weiß schon—Was dahinter steckt—   Und was denn weiter?—Ein Projekt—

MEPHISTOPHELES:   Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt?   Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.   Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen;   Doch Weisheit weiß das Tiefste herzuschaffen.   In Bergesadern, Mauergründen   Ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden,   Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft:   Begabten Manns Natur—und Geisteskraft.

KANZLER:   Natur und Geist—so spricht man nicht zu Christen.   Deshalb verbrennt man Atheisten,   Weil solche Reden höchst gefährlich sind.   Natur ist Sünde, Geist ist Teufel,   Sie hegen zwischen sich den Zweifel,   Ihr mißgestaltet Zwitterkind.   Uns nicht so!—Kaisers alten Landen   Sind zwei Geschlechter nur entstanden,   Sie stützen würdig seinen Thron:   Die Heiligen sind es und die Ritter;   Sie stehen jedem Ungewitter   Und nehmen Kirch' und Staat zum Lohn.   Dem Pöbelsinn verworrner Geister   Entwickelt sich ein Widerstand:   Die Ketzer sind's! die Hexenmeister!   Und sie verderben Stadt und Land.   Die willst du nun mit frechen Scherzen   In diese hohen Kreise schwärzen;   Ihr hegt euch an verderbtem Herzen,   Dem Narren sind sie nah verwandt.

MEPHISTOPHELES:   Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!   Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern,   Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar,   Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr,   Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht,   Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.

KAISER:   Dadurch sind unsre Mängel nicht erledigt,   Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt?   Ich habe satt das ewige Wie und Wenn;   Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn.

MEPHISTOPHELES:   Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr;   Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer;   Es liegt schon da, doch um es zu erlangen,   Das ist die Kunst, wer weiß es anzufangen?   Bedenkt doch nur: in jenen Schreckensläuften,   Wo Menschenfluten Land und Volk ersäuften,   Wie der und der, so sehr es ihn erschreckte,   Sein Liebstes da—und dortwohin versteckte.   So war's von je in mächtiger Römer Zeit,   Und so fortan, bis gestern, ja bis heut.   Das alles liegt im Boden still begraben,   Der Boden ist des Kaisers, der soll's haben.

SCHATZMEISTER:   Für einen Narren spricht er gar nicht schlecht,   Das ist fürwahr des alten Kaisers Recht.

KANZLER:   Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen:   Es geht nicht zu mit frommen rechten Dingen.

MARSCHALK:   Schafft' er uns nur zu Hof willkommne Gaben,   Ich wollte gern ein bißchen Unrecht haben.

HEERMEISTER:   Der Narr ist klug, verspricht, was jedem frommt;   Fragt der Soldat doch nicht, woher es kommt.

MEPHISTOPHELES:   Und glaubt ihr euch vielleicht durch mich betrogen,   Hier steht ein Mann! da, fragt den Astrologen!   In Kreis' um Kreise kennt er Stund' und Haus;   So sage denn: wie sieht's am Himmel aus?

GEMURMEL:   Zwei Schelme sind's—Verstehn sich schon—   Narr und Phantast—So nah dem Thron—   Ein mattgesungen—Alt Gedicht—   Der Tor bläst ein—Der Weise spricht—

ASTROLOG:   Die Sonne selbst, sie ist ein lautres Gold,   Merkur, der Bote, dient um Gunst und Sold,   Frau Venus hat's euch allen angetan,   So früh als spat blickt sie euch lieblich an;   Die keusche Luna launet grillenhaft;   Mars, trifft er nicht, so dräut euch seine Kraft.   Und Jupiter bleibt doch der schönste Schein,   Saturn ist groß, dem Auge fern und klein.   Ihn als Metall verehren wir nicht sehr,   An Wert gering, doch im Gewichte schwer.   Ja! wenn zu Sol sich Luna fein gesellt,   Zum Silber Gold, dann ist es heitre Welt;   Das übrige ist alles zu erlangen:   Paläste, Gärten, brüstlein, rote Wangen,   Das alles schafft der hochgelahrte Mann,   Der das vermag, was unser keiner kann.

KAISER:   Ich höre doppelt, was er spricht,   Und dennoch überzeugt's mich nicht.

GEMURMEL:   Was soll uns das?—Gedroschner Spaß—   Kalenderei—Chymisterei—   Das hört' ich oft—Und falsch gehofft—   Und kommt er auch—So ist's ein Gauch—

MEPHISTOPHELES:   Da stehen sie umher und staunen,   Vertrauen nicht dem hohen Fund,   Der eine faselt von Alraunen,   Der andre von dem schwarzen Hund.   Was soll es, daß der eine witzelt,   Ein andrer Zauberei verklagt,   Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt,   Wenn ihm der sichre Schritt versagt.   Ihr alle fühlt geheimes Wirken   Der ewig waltenden Natur,   Und aus den untersten Bezirken   Schmiegt sich herauf lebend'ge Spur.   Wenn es in allen Gliedern zwackt,   Wenn es unheimlich wird am Platz,   Nur gleich entschlossen grabt und hackt,   Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz!

GEMURMEL:   Mir liegt's im Fuß wie Bleigewicht—   Mir krampft's im Arme—Das ist Gicht—   Mir krabbelt's an der großen Zeh'—   Mir tut der ganze Rücken weh—   Nach solchen Zeichen wäre hier   Das allerreichste Schatzrevier.

KAISER:   Nur eilig! du entschlüpfst nicht wieder,   Erprobe deine Lügenschäume   Und zeig uns gleich die edlen Räume.   Ich lege Schwert und Zepter nieder   Und will mit eignen hohen Händen,   Wenn du nicht lügst, das Werk vollenden,   Dich, wenn du lügst, zur Hölle senden!

MEPHISTOPHELES:   Den Weg dahin wüßt' allenfalls zu finden—   Doch kann ich nicht genug verkünden,   Was überall besitzlos harrend liegt.   Der Bauer, der die Furche pflügt,   Hebt einen Goldtopf mit der Scholle,   Salpeter hofft er von der Leimenwand   Und findet golden-goldne Rolle   Erschreckt, erfreut in kümmerlicher Hand.   Was für Gewölbe sind zu sprengen,   In welchen Klüften, welchen Gängen   Muß sich der Schatzbewußte drängen,   Zur Nachbarschaft der Unterwelt!   In weiten, altverwahrten Kellern   Von goldnen Humpen, Schüsseln, Tellern   Sieht er sich Reihen aufgestellt;   Pokale stehen aus Rubinen,   Und will er deren sich bedienen,   Daneben liegt uraltes Naß.   Doch—werdet ihr dem Kundigen glauben—   Verfault ist längst das Holz der Dauben,   Der Weinstein schuf dem Wein ein Faß.   Essenzen solcher edlen Weine,   Gold und Juwelen nicht alleine   Umhüllen sich mit Nacht und Graus.   Der Weise forscht hier unverdrossen;   Am Tag erkennen, das sind Possen,   Im Finstern sind Mysterien zu Haus.

KAISER:   Die lass' ich dir! Was will das Düstre frommen?   Hat etwas Wert, es muß zu Tage kommen.   Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau?   Schwarz sind die Kühe, so die Katzen grau.   Die Töpfe drunten, voll von Goldgewicht—   Zieh deinen Pflug und ackre sie ans Licht.

MEPHISTOPHELES:   Nimm Hack' und Spaten, grabe selber,   Die Bauernarbeit macht dich groß,   Und eine Herde goldner Kälber,   Sie reißen sich vom Boden los.   Dann ohne Zaudern, mit Entzücken   Kannst du dich selbst, wirst die Geliebte schmücken;   Ein leuchtend Farb—und Glanzgestein erhöht   Die Schönheit wie die Majestät.

KAISER:   Nur gleich, nur gleich! Wie lange soll es währen!

ASTROLOG:   Herr, mäßige solch dringendes Begehren,   Laß erst vorbei das bunte Freudenspiel;   Zerstreutes Wesen führt uns nicht zum Ziel.   Erst müssen wir in Fassung uns versühnen,   Das Untre durch das Obere berdienen.   Wer Gutes will, der sei erst gut;   Wer Freude will, besänftige sein Blut;   Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben;   Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.

KAISER:   So sei die Zeit in Fröhlichkeit vertan!   Und ganz erwünscht kommt Aschermittwoch an.   Indessen feiern wir, auf jeden Fall,   Nur lustiger das wilde Karneval.

MEPHISTOPHELES:   Wie sich Verdienst und Glück verketten,   Das fällt den Toren niemals ein;   Wenn sie den Stein der Weisen hätten,   Der Weise mangelte dem Stein.

Weitläufiger Saal mit Nebengemächern

HEROLD:   Denkt nicht, ihr seid in deutschen Grenzen   Von Teufels-, Narren- und Totentänzen;   Ein heitres Fest erwartet euch.   Der Herr, auf seinen Römerzügen,   Hat, sich zu Nutz, euch zum Vergnügen,   Die hohen Alpen überstiegen,   Gewonnen sich ein heitres Reich.   Der Kaiser, er, an heiligen Sohlen   Erbat sich erst das Recht zur Macht,   Und als er ging, die Krone sich zu holen,   Hat er uns auch die Kappe mitgebracht.   Nun sind wir alle neugeboren;   Ein jeder weltgewandte Mann   Zieht sie behaglich über Kopf und Ohren;   Sie ähnelt ihn verrückten Toren,   Er ist darunter weise, wie er kann.   Ich sehe schon, wie sie sich scharen,   Sich schwankend sondern, traulich paaren;   Zudringlich schließt sich Chor an Chor.   Herein, hinaus, nur unverdrossen;   Es bleibt doch endlich nach wie vor   Mit ihren hunderttausend Possen   Die Welt ein einzig großer Tor.

GÄRTNERINNEN:   Euren Beifall zu gewinnen,   Schmückten wir uns diese Nacht,   Junge Florentinerinnen   Folgten deutschen Hofes Pracht;   Tragen wir in braunen Locken   Mancher heitern Blume Zier;   Seidenfäden, Seidenflocken   Spielen ihre Rolle hier.   Denn wir halten es verdienstlich,   Lobenswürdig ganz und gar,   Unsere Blumen, glänzend künstlich,   Blühen fort das ganze Jahr.   Allerlei gefärbten Schnitzeln   Ward symmetrisch Recht getan;   Mögt ihr Stück für Stück bewitzeln,   Doch das Ganze zieht euch an.   Niedlich sind wir anzuschauen,   Gärtnerinnen und galant;   Denn das Naturell der Frauen   Ist so nah mit Kunst verwandt.

HEROLD:   Laßt die reichen Körbe sehen,   Die ihr auf den Häupten traget,   Die sich bunt am Arme blähen,   Jeder wähle, was behaget.   Eilig, daß in Laub und Gängen   Sich ein Garten offenbare!   Würdig sind sie zu umdrängen,   Krämerinnen wie die Ware.

GÄRTNERINNEN:   Feilschet nun am heitern Orte,   Doch kein Markten finde statt!   Und mit sinnig kurzem Worte   Wisse jeder, was er hat.

OLIVENZWEIG MIT FRUCHTEN:   Keinen Blumenflor beneid' ich,   Allen Widerstreit vermeid' ich;   Mir ist's gegen die Natur:   Bin ich doch das Mark der Lande   Und, zum sichern Unterpfande,   Friedenszeichen jeder Flur.   Heute, hoff' ich, soll mir's glücken,   Würdig schönes Haupt zu schmücken.

ÄHRENKRANZ:   Ceres' Gaben, euch zu putzen,   Werden hold und lieblich stehn:   Das Erwünschteste dem Nutzen   Sei als eure Zierde schön.

PHANTASIEKRANZ:   Bunte Blumen, Malven ähnlich,   Aus dem Moos ein Wunderflor!   Der Natur ist's nicht gewöhnlich,   Doch die Mode bringt's hervor.

PHANTASIESTRAUSS:   Meinen Namen euch zu sagen,   Würde Theophrast nicht wagen;   Und doch hoff' ich, wo nicht allen,   Aber mancher zu gefallen,   Der ich mich wohl eignen möchte,   Wenn sie mich ins Haar verflöchte,   Wenn sie sich entschließen könnte,   Mir am Herzen Platz vergönnte.

ROSENKNOSPEN:   Mögen bunte Phantasieen   Für des Tages Mode blühen,   Wunderseltsam sein gestaltet,   Wie Natur sich nie entfaltet;   Grüne Stiele, goldne Glocken,   Blickt hervor aus reichen Locken!—   Doch wir—halten uns versteckt:   Glücklich, wer uns frisch entdeckt.   Wenn der Sommer sich verkündet,   Rosenknospe sich entzündet,   Wer mag solches Glück entbehren?   Das Versprechen, das Gewähren,   Das beherrscht in Florens Reich   Blick und Sinn und Herz zugleich.

GÄRTNER:   Blumen sehet ruhig sprießen,   Reizend euer Haupt umzieren;   Früchte wollen nicht verführen,   Kostend mag man sie genießen.   Bieten bräunliche Gesichter   Kirschen, Pfirschen, Königspflaumen,   Kauft! denn gegen Zung' und Gaumen   Hält sich Auge schlecht als Richter.   Kommt, von allerreifsten Früchten   Mit Geschmack und Lust zu speisen!   über Rosen läßt sich dichten,   In die äpfel muß man beißen.   Sei's erlaubt, uns anzupaaren   Eurem reichen Jugendflor,   Und wir putzen reifer Waren   Fülle nachbarlich empor.   Unter lustigen Gewinden,   In geschmückter Lauben Bucht,   Alles ist zugleich zu finden:   Knospe, Blätter, Blume, Frucht.

MUTTER:   Mädchen, als du kamst ans Licht,   Schmückt' ich dich im Häubchen;   Warst so lieblich von Gesicht   Und so zart am Leibchen.   Dachte dich sogleich als Braut,   Gleich dem Reichsten angetraut,   Dachte dich als Weibchen.   Ach! Nun ist schon manches Jahr   Ungenützt verflogen,   Der Sponsierer bunte Schar   Schnell vorbeigezogen;   Tanztest mit dem einen flink,   Gabst dem andern feinen Wink   Mit dem Ellenbogen.   Welches Fest man auch ersann,   Ward umsonst begangen,   Pfänderspiel und dritter Mann   Wollten nicht verfangen;   Heute sind die Narren los,   Liebchen, öffne deinen Schoß,   Bleibt wohl einer hangen.

HOLZHAUER:   Nur Platz! nur Blöße!   Wir brauchen Räume,   Wir fällen Bäume,   Die krachen, schlagen;   Und wenn wir tragen,   Da gibt es Stöße.   Zu unserm Lobe   Bringt dies ins reine;   Denn wirkten Grobe   Nicht auch im Lande,   Wie kämen Feine   Für sich zustande,   So sehr sie witzten?   Des seid belehret!   Denn ihr erfröret,   Wenn wir nicht schwitzten.

PULCINELLE:   Ihr seid die Toren,   Gebückt geboren.   Wir sind die Klugen,   Die nie was trugen;   Denn unsre Kappen,   Jacken und Lappen   Sind leicht zu tragen;   Und mit Behagen   Wir immer müßig,   Pantoffelfüßig,   Durch Markt und Haufen   Einherzulaufen,   Gaffend zu stehen,   Uns anzukrähen;   Auf solche Klänge   Durch Drang und Menge   Aalgleich zu schlüpfen,   Gesamt zu hüpfen,   Vereint zu toben.   Ihr mögt uns loben,   Ihr mögt uns schelten,   Wir lassen's gelten.

PARASITEN:   Ihr wackern Träger   Und eure Schwäger,   Die Kohlenbrenner,   Sind unsre Männer.   Denn alles Bücken,   Bejahndes Nicken,   Gewundne Phrasen,   Das Doppelblasen,   Das wärmt und kühlet,   Wie's einer fühlet,   Was könnt' es frommen?   Es möchte Feuer   Selbst ungeheuer   Vom Himmel kommen,   Gäb' es nicht Scheite   Und Kohlentrachten,   Die Herdesbreite   Zur Glut entfachten.   Da brät's und prudelt's,   Da kocht's und strudelt's.   Der wahre Schmecker,   Der Tellerlecker,   Er riecht den Braten,   Er ahnet Fische;   Das regt zu Taten   An Gönners Tische.

TRUNKNER:   Sei mir heute nichts zuwider!   Fühle mich so frank und frei;   Frische Lust und heitre Lieder,   Holt' ich selbst sie doch herbei.   Und so trink' ich! Trinke, trinke!   Stoßet an, ihr! Tinke, Tinke!   Du dorthinten, komm heran!   Stoßet an, so ist's getan.   Schrie mein Weibchen doch entrüstet,   Rümpfte diesem bunten Rock,   Und, wie sehr ich mich gebrüstet,   Schalt mich einen Maskenstock.   Doch ich trinke! Trinke, trinke!   Angeklungen! Tinke, Tinke!   Maskenstöcke, stoßet an!   Wenn es klingt, so ist's getan.   Saget nicht, daß ich verirrt bin,   Bin ich doch, wo mir's behagt.   Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin,   Und am Ende borgt die Magd.   Immer trink' ich! Trinke, trinke!   Auf, ihr andern! Tinke, Tinke!   Jeder jedem! so fortan!   Dünkt mich's doch, es sei getan.   Wie und wo ich mich vergnüge,   Mag es immerhin geschehn;   Laß mich liegen, wo ich liege,   Denn ich mag nicht länger stehn.

CHOR:   Jeder Bruder trinke, trinke!   Toastet frisch ein Tinke, Tinke!   Sitzet fest auf Bank und Span!   Unterm Tisch dem ist's getan.

SATIRIKER:   Wißt ihr, was mich Poeten   Erst recht erfreuen sollte?   Dürft' ich singen und reden,   Was niemand hören wollte.

AGLAIA:   Anmut bringen wir ins Leben;   Leget Anmut in das Geben.

HEGEMONE:   Leget Anmut ins Empfangen,   Lieblich ist's, den Wunsch erlangen.

EUPHRASYNE:   Und in stiller Tage Schranken   Höchst anmutig sei das Danken.

ATROPOS:   Mich, die älteste, zum Spinnen   Hat man diesmal eingeladen;   Viel zu denken, viel zu sinnen   Gibt's beim zarten Lebensfaden.   Daß er euch gelenk und weich sei,   Wußt' ich feinsten Flachs zu sichten;   Daß er glatt und schlank und gleich sei,   Wird der kluge Finger schlichten.   Wolltet ihr bei Lust und Tänzen   Allzu üppig euch erweisen,   Denkt an dieses Fadens Grenzen,   Hütet euch! Er möchte reißen.

KLOTHO:   Wißt, in diesen letzten Tagen   Ward die Schere mir vertraut;   Denn man war von dem Betragen   Unsrer Alten nicht erbaut.   Zerrt unnützeste Gespinste   Lange sie an Licht und Luft,   Hoffnung herrlichster Gewinste   Schleppt sie schneidend zu der Gruft.   Doch auch ich im Jugendwalten   Irrte mich schon hundertmal;   Heute mich im Zaum zu halten,   Schere steckt im Futteral.   Und so bin ich gern gebunden,   Blicke freundlich diesem Ort;   Ihr in diesen freien Stunden   Schwärmt nur immer fort und fort.

LACHESIS:   Mir, die ich allein verständig,   Blieb das Ordnen zugeteilt;   Meine Weife, stets lebendig,   Hat noch nie sich übereilt.   Fäden kommen, Fäden weifen,   Jeden lenk' ich seine Bahn,   Keinen lass' ich überschweifen,   Füg' er sich im Kreis heran.   Könnt' ich einmal mich vergessen,   Wär' es um die Welt mir bang;   Stunden zählen, Jahre messen,   Und der Weber nimmt den Strang.

HEROLD:   Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen,   Wärt ihr noch so gelehrt in alten Schriften;   Sie anzusehn, die so viel übel stiften,   Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen.   Die Furien sind es, niemand wird uns glauben,   Hübsch, wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren;   Laßt euch mit ihnen ein, ihr sollt erfahren,   Wie schlangenhaft verletzen solche Tauben.   Zwar sind sie tückisch, doch am heutigen Tage,   Wo jeder Narr sich rühmet seiner Mängel,   Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel,   Bekennen sich als Stadt- und Landesplage.

ALEKTO:   Was hilft es euch? ihr werdet uns vertrauen,   Denn wir sind hübsch und jung und Schmeichelkätzchen;   Hat einer unter euch ein Liebeschätzchen,   Wir werden ihm so lang die Ohren krauen,   Bis wir ihm sagen dürfen, Aug' in Auge:   Daß sie zugleich auch dem und jenem winke,   Im Kopfe dumm, im Rücken krumm, und hinke   Und, wenn sie seine Braut ist, gar nichts tauge.   So wissen wir die Braut auch zu bedrängen:   Es hat sogar der Freund, vor wenig Wochen,   Verächtliches von ihr zu der gesprochen!—   Versöhnt man sich, so bleibt doch etwas hängen.

MEGÄRA:   Das ist nur Spaß! denn, sind sie erst verbunden,   Ich nehm' es auf und weiß; in allen Fällen,   Das schönste Glück durch Grille zu vergällen;   Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden.   Und niemand hat Erwünschtes fest in Armen,   Der sich nicht nach Erwünschterem törig sehnte,   Vom höchsten Glück, woran er sich gewöhnte;   Die Sonne flieht er, will den Frost erwarmen.   Mit diesem allen weiß ich zu gebaren   Und führe her Asmodi, den Getreuen,   Zu rechter Zeit Unseliges auszustreuen,   Verderbe so das Menschenvolk in Paaren.

TISIPHONE:   Gift und Dolch statt böser Zungen   Misch' ich, schärf' ich dem Verräter;   Liebst du andre, früher, später   Hat Verderben dich durchdrungen.   Muß der Augenblicke Süßtes   Sich zu Gischt und Galle wandeln!   Hier kein Markten, hier kein Handeln—   Wie er es beging', er büßt es.   Singe keiner vom Vergeben!   Felsen klag' ich meine Sache,   Echo! horch! erwidert: Rache!   Und wer wechselt, soll nicht leben.

HEROLD:   Belieb' es euch, zur Seite wegzuweichen,   Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen.   Ihr seht, wie sich ein Berg herangedrängt,   Mit bunten Teppichen die Weichen stolz behängt,   Ein Haupt mit langen Zähnen, Schlangenrüssel,   Geheimnisvoll, doch zeig' ich euch den Schlüssel.   Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau,   Mit feinem Stäbchen lenkt sie ihn genau;   Die andre, droben stehend herrlich-hehr,   Umgibt ein Glanz, der blendet mich zu sehr.   Zur Seite gehn gekettet edle Frauen,   Die eine bang, die andre froh zu schauen;   Die eine wünscht, die andre fühlt sich frei.   Verkünde jede, wer sie sei.

FURCHT:   Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter   Dämmern durchs verworrne Fest;   Zwischen diese Truggesichter   Bannt mich, ach! die Kette fest.   Fort, ihr lächerlichen Lacher!   Euer Grinsen gibt Verdacht;   Alle meine Widersacher