For the Win - Cory Doctorow - E-Book

For the Win E-Book

Cory Doctorow

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Beschreibung

Spiel um dein Leben - sonst tun es andere...

Ob in L. A., in den chinesischen Millionenstädten oder den Slums von Indien – überall werden Online-Games gespielt. Doch für manche bedeuten die Rollenspiele mehr als ein Zeitvertreib: Drei Teenager müssen erkennen, dass sie von skrupellosen Goldfarmern ausgebeutet werden. Sie haben nur eine Chance: Sie müssen sich zusammenschließen, um der Online-Mafia die Stirn zu bieten, und dafür tun sie das, was sie am besten können – spielen.

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Seitenzahl: 781

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CORY DOCTOROW

FOR THE WIN

Roman

Aus dem Amerikanischen von

Oliver Plaschka

Die Originalausgabe ist unter dem Titel

For the Win

bei HarperCollins/HarperVoyager, London, erschienen.

Copyright © 2010 by Cory Doctorow

Copyright © 2011 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Usch Kiausch

Karte: Büro Überland

Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-06376-4

www.heyne-fliegt.de

Für Poesy:

Lebe, als wäre es der Anbeginn

einer besseren Welt.

Teil I

Die Spieler und ihre Spiele

Die Arbeiter bei der Arbeit

Matthews Charaktere erledigten die Gegner,so wie jeden Abend. Doch heute bemerkte Matthew, während er sich mit den Stäbchen eine Teigtasche aus der Styroporschachtel angelte, sie in die scharfe rote Soße tunkte und sich nachdenklich in den Mund schob, wie etwas Außergewöhnliches geschah: Seine kleine Gruppe gewann.

Acht Monitore standen auf seinem Tisch, in zwei Reihen zu je vier arrangiert. Die obere stand auf einem Regal, das er bei einer alten Schrotthändlerin auf dem Markt in Dongmen gekauft hatte. Bei ihr hatte er sich auch die Monitore besorgt, und sie hatte den Kopf über seine Dummheit geschüttelt: Wieso wollte er eine Sammlung schäbiger alter 9-Zoll-Monitore, wo derzeit doch jeder andere nach riesigen 30-Zoll-Bildschirmen verlangte?

Weil sie alle auf seinen Schreibtisch passten.

Nicht jeder konnte acht Spiele Svartalfheim Warriors gleichzeitig spielen.

Zum einen hatten die Programmierer von Coca-Cola (denen das Spiel gehörte) eine Menge Arbeit hineingesteckt, um sicherzustellen, dass nie mehr als ein Spiel gleichzeitig pro Rechner lief. Also musste man irgendwie acht PCs auf dem Tisch unterbringen, mit acht Tastaturen und acht Mäusen. Darüber hinaus brauchte Matthew Platz für Snacks und einen Aschenbecher, den Stapel indischer Comics und die blöde Streitaxt, die Ping ihm geschenkt hatte, außerdem für Notizen, das Skizzenbuch, den Laptop und …

Der Tisch war schon ziemlich voll.

Zum anderen war das achtfache Spielvergnügen auch laut. Matthew hatte acht Paar billiger Lautsprecher angeschlossen, jedes an den entsprechenden Monitor geklebt und die übliche Hintergrunduntermalung von Svartalfheim leise gedreht – das Klirren der Äxte, das Brüllen der Eisriesen,diegespenstischeMusikderSchwarzelfen(diestarkan dieDemosongsderbilligenKeyboardserinnerte,dieseineMutterihrhalbesLebenlanggebauthatte).Nunaberdrangen Casinoklänge aus den Boxen, Zahltag, während seine Gruppe sich ans Aufräumen machte. Die Goldstücke klingelten nur so.

Er spielte Trolle – in diesem Spiel kämpften Trolle gegen Schwarzelfen, auch wenn es eine Erweiterung mit Lichtelfen und einer Art Baumwesen gab – und hatte sich durch eine Instanz* gearbeitet, die das unterirdische Versteck eines kleineren Schwarzelfenprinzen darstellte. Die Instanz war nicht allzu schwer: viele schwächere Mobs zu Beginn, eine Handvoll Elfen als Kanonenfutter, dann ein paar Fallen und schließlich der Boss, ein Magier, um den sich die Spellcaster in Matthews Gruppe kümmerten, während die Heiler heilten und die Tanks alles plattmachten, was die anderen anzugreifen versuchten.

So weit, so gut. Matthew hatte den Dungeon zwei Nächte lang kartografiert, und seine erste Erkundung hatte ergeben, dass er dort etwa 400 Gold in zwanzig Minuten erwarten durfte, was ein ziemlich mageres Einkommen war. Aber Matthew machte sich sehr genaue Notizen und hatte festgehalten, dass die letzten paar Wachen etwas Mareridt gehabt hatten, und dieses Kraut brauchte man in der neuen Erweiterung für den mächtigen Living-Nightmare-Spruch. Es gab haufenweise Spieler in Deutschland, Dänemark und der Schweiz, die Mareridt für 800 Gold pro Pflanze kauften. Die Wachen hatten fünf davon gedroppt, und das erhöhte den zu erwartenden Gesamtwert des Dungeons auf 4400 Gold für zwanzig Minuten oder 13200 Gold die Stunde. Was beim momentanen Wechselkurs 30 Dollar oder 285 Yuan entsprach.

Und das, rechnete er sich aus, waren mehr als 71 Portionen Teigtaschen.

Jackpot.

Seine Hände flogen über die Mäuse und übernahmen die Kontrolle. Jetzt musste er nur noch den optimalen Weg durch den Dungeon ausarbeiten, dann zum Huoda Internetcafé und schauen, wer Lust hatte, ihn gemeinsam auszuräumen. Wenn er das ganze Café darauf ansetzte, konnten sie mit ein bisschen Glück, er schaute hoch und rechnete wieder, eine Million aus diesem Dungeon holen. Und bis jemand bei Coca-Cola merkte, dass etwas nicht stimmte, würden sie mindestens 3000 Dollar gemacht haben. Das war die Miete eines ganzen Jahres – für eine Nacht Arbeit!

Seine Hände zitterten, als er eine neue Seite in seinem Block aufschlug und sich mit der linken Hand Notizen machte, während er mit der rechten das Spiel steuerte.

Zugleich überlegte er, ob er auf dem Weg zum Café kurz anhalten und sich weitere Teigtaschen besorgen sollte. Konnte er sich das überhaupt leisten? Aber irgendetwas essen musste er ja. Außerdem brauchte er Kaffee. Viel Kaffee.

Gerade wollte er losziehen, da zersplitterte die Tür, schlug gegen die Wand und sprang zurück, wurde aber sofort wieder aufgetreten. Von draußen fiel kaltes Neonlicht in seine kleine dunkle Höhle. Drei Männer traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Einer fand den Lichtschalter und drückte ihn ein paar Mal vergebens, fluchte daraufhin auf Mandarin und schlug Matthew so heftig aufs Ohr, dass sein Kopf herumflog und auf die Tischplatte schlug. Der Schmerz war so plötzlich und scharf, dass er ihm die Sinne raubte.

»Licht«, befahl einer der Männer. Seine Stimme drang durch das hochfrequente Pfeifen in Matthews schmerzendem Ohr. Als er ungeschickt nach der Schreibtischlampe hinter den indischen Comics tastete und sie umstieß, packte einer der Männer sie grob, knipste sie an und leuchtete Matthew damit direkt ins Gesicht, sodass er die tränenden Augen zusammenkneifen musste.

»Man hat dich gewarnt«, sagte der Mann, der ihn geschlagen hatte. Matthew konnte ihn nicht richtig sehen, aber das war auch nicht nötig. Er kannte die Stimme mit dem unverwechselbaren Wenzhou-Akzent, der kaum zu verstehen war. »Und nun: eine weitere Warnung.« Matthew hörte das Klicken eines Teleskopstocks und zuckte zusammen, versuchte, den Kopf mit den Armen zu schützen, bevor die Waffe zuschlug, doch die anderen beiden Männer hielten ihn an den Armen fest, und der Stock zischte haarscharf an seinem Ohr vorbei.

Er traf aber weder Joch- noch Schlüsselbein. Stattdessen zerbarst der Bildschirm und sandte eine Wolke winziger scharfer Splitter aus, die sich Matthew wie in Zeitlupe in Gesicht und Hände gruben. Dann kam der nächste Schirm an die Reihe. Danach der nächste. Und der nächste. Ohne jede Gefühlsregung zerschlug der Mann alle acht Bildschirme, einen nach dem anderen. Dann packte er mit einem kehligen Raucherhusten ein Ende des Regals und riss es hoch, sodass die zertrümmerten Monitore ins Rutschen kamen und zusammen mit den Comicheften, der Styroporschachtel und dem Aschenbecher erst auf das schmale, zwischen Tisch und Wand gequetschte Bett und schließlich zu Boden stürzten. Der Krach war so laut wie eine Runde Basketball in einer Glaserei.

Matthew fühlte, wie die Hände seine Schultern noch fester packten, ihn vom Stuhl hoben und vor den Mann mit dem Akzent stellten. Er hatte früher als Aufpasser in Mr. Wings Laden gearbeitet, meist ohne ein Wort. Wenn er aber mal etwas gesagt hatte, waren immer alle vor Angst zusammengezuckt. Sein Zorn war leicht erregbar, und man konnte nie wissen, ob man am Abend nicht wieder irgendjemanden mit Blutergüssen oder Schnittwunden vom Boden auflesen und in den Schlafsaal bringen musste, wo er dann die ganze Nacht nach seinen Eltern in der Provinz schrie.

Das Gesicht des Mannes war jetzt ganz ruhig, so als hätte sein Gewaltausbruch die permanente Spannung gelöst, die ihn sonst unentwegt die Fäuste ballen ließ. »Matthew, Mr. Wing möchte dich wissen lassen, dass er dich als einen Sohn auf Abwegen sieht und keinen Groll gegen dich hegt. Du bist in seinem Heim immer willkommen. Du musst nur seine Verzeihung erbitten, und du wirst sie erhalten.« Es war die längste Ansprache, die Matthew den Mann je hatte halten hören, und sie wurde mit überraschender Sanftheit vorgetragen. Von daher war es durchaus ein Schock, als derselbe Mann Matthew kurz darauf das Knie in die Eier rammte, so hart, dass er Sterne sah.

Die Hände ließen ihn los, und er sackte zusammen. Er brauchte kurz, um den seltsamen Laut in seinen Ohren als die eigene Stimme zu erkennen. Er bekam fast nicht mit, was die Männer taten, während er wie ein Fisch nach Luft schnappte und versuchte, wenigstens genügend Luft zum Schreien in die Lungen zu bekommen. Die gleißenden Schmerzen in seinen Lenden waren schier unerträglich.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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