FriesenSpiel - Nané Lénard - E-Book

FriesenSpiel E-Book

Nané Lénard

4,3

  • Herausgeber: CW Niemeyer
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

WAS WÄRE OSTFRIESLAND OHNE SEINEN NATIONALSPORT … ... aber um Himmels willen, wo ist denn bloß Hinnerks Boßelkugel? Nach dem Training an einem nebligen Novemberabend ist das teure Erbstück aus Ebenholz verschwunden. Ein Schock für den ehemaligen Fischer, der nun den Geist seiner Vorfahren fürchtet. Die Kugel war seit Generationen im Familienbesitz. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich nachts auf den Acker zu wagen und nach ihr zu suchen. Ein Pech nur, dass er sie ausgerechnet im Mund eines Toten wiederfindet, der sich als Frau verkleidet hat, denn das hat ungeahnte Folgen, die das Ermittlerteam hellhörig machen ... … UND NATÜRLICH OMA PUSCH!

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Seitenzahl: 368

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Inhalt

Vorwort

Prolog

Fundsache

Im Hafen

Oma Pusch hilft

Kein Anschluss

Das volle Programm

Glück im Unglück

Süße Träume

Die doofe Tove

Aasgeier

Fliesendesaster

Frostiges Fachsimpeln am Fundort

Nicht Mika

Im Leichenkeller

Unfassbar

Rollmopsbrötchen

Kopfwäsche

Femme fatale

Sturm

In der Badewanne

Die Kugel

Oma Pusch als Tippse

Besuch bei Marga

Ratlosigkeit

Ohnmacht

Zurück nach Spiekeroog

Sich überschlagende Ereignisse

Neuigkeiten im Kiosk

Böses Erwachen

Irrlicht

Entspannung

Im Zwiespalt

Erzengel Klootriel

Küppers Enthüllungen

Nachtspaziergang

Anweisungen für den nächsten Tag

Kein Deich

Lausig kalt

Corpus delicti

Frost

Aufgedeckt

Bei den Experten

Unter der Hand

Auf dem Campingplatz

Wut im Bauch

Vermutungen

Gähnende Leere

Im „Dattein“

Gedanken in der Nacht

Am Abend in der Kneipe

Der nächste Morgen graut

Spürnasen

Arbeit geht vor

Kurz vor zwölf

Zum Haareraufen

Unter wachsamen Augen

Weibliche Intuition

In Sorge um Oma Pusch

Der Teufel liegt im Detail

Danksagung

Personenregister

Nané Lénard

FriesenSpiel

Im Verlag CW Niemeyer sind bereitsfolgende Bücher der Autorin erschienen:SchattenHautSchattenWolfSchattenGiftSchattenTodSchattenGrabSchattenSchwurSchattenSuchtSchattenGierSchattenZornFriesenNerzFriesenGeistKurzKrimis und andere SchattenSeiten

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über www.dnb.de© 2018 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hamelnwww.niemeyer-buch.deAlle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Carsten RiethmüllerDer Umschlag verwendet Motiv(e) von 123rf.comEPub Produktion durch CW Niemeyer Buchverlage GmbHeISBN 978-3-8271-8340-8

Nané Lénard

FriesenSpiel

Nané Lénard wurde 1965 in Bückeburg geboren, ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Nach dem Abitur und einer Ausbildung im medizinischen Bereich studierte sie später Rechts- und Sozialwissenschaften sowie Neue deutsche Literaturwissenschaften.Ab 1998 arbeitete sie als freie Journalistin. Von 2009 an war Lénard im Bereich Marketing und Redaktion für verschiedene Unternehmen tätig. Seit 2014 ist sie freiberufliche Schriftstellerin und verfasst neben Kriminalromanen auch Kurzgeschichten und Lyrik. Einige ihrer Werke wurden prämiert.Nané Lénard ist auf Lesungen, Buchmessen und in sozialen Netzwerken für ihre Fans präsent.Mittlerweile sind ihre SchattenThriller rund um die Kommissare Hetzer und Kruse sowie ihre heiter-skurrilen OstfriesenKrimis mit Oma Pusch im gesamten deutschen Sprachraum bekannt.

Der Roman spielt hauptsächlich an allseits bekannten Orten der Nordseeküste, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden. Alles darf nicht zu ernst genommen werden!

Für Gudrun und Olaf, die dieses Buch ermöglicht haben

Vorwort

Sie kennen Oma Pusch noch nicht? Dann wird es aber Zeit! Oder Sie haben es vielleicht gar nicht bemerkt, dass Sie an ihrem Kiosk in Neuharlingersiel schon mal ein Rollmopsbrötchen gegessen haben? Aber ganz bestimmt werden Sie sich an diesen kulinarischen Genuss erinnern. Einfach einzigartig! Weltweit macht sie die besten, ohne Einschränkung. Da sind sich Einheimische und Urlauber einig. Das Geheimnis liegt in dem Klecks Honig, den sie aus der Quetschflasche über den Fisch gibt und somit eine gelungene Komposition aus süß und sauer kreiert. Oft ist es vor dem Tresen des Kiosks so voll, dass Oma Puschs Freundin Rita aushelfen muss. Ganz zu schweigen von den Stammkunden, die an der Tür klopfen. Doch auch in der kühleren Jahreszeit gibt es Vorbestellungen. Besonders beliebt sind die Brötchen bei den umliegenden Boßelvereinen. Sie bieten eine gute Grundlage für stundenlange Märsche auf herbstnassen Straßen. Vor allem, wenn man sich dabei zwischendurch mittels einer hellen Flüssigkeit aufwärmen muss. Nur beim Training natürlich, denn Alkohol ist bei Wettkämpfen strengstens verboten.

Ein bisschen geschockt war Oma Pusch jedoch, dass kürzlich ausgerechnet eines ihrer Rollmopsbrötchen das Letzte gewesen war, was sich im Magen eines Mordopfers finden ließ. Die Mahlzeit hätte ihrer Meinung nach gut und gerne aus anderer Herstellung gewesen sein können, aber der Befund ihres Schwagers und hiesigen Rechtsmediziners Enno Esen war eindeutig. Der Honig hatte sie verraten. Spuren davon in einer Gemengelage aus eingelegtem Hering, Zwiebel, Weißbrot, Butter und diversen Gewürzen waren eindeutig ausschließlich ihrer Komposition zuzuordnen. Ach, wenn der Hinnerk nur bloß nicht gestolpert wäre ...

Doch was war passiert in jener Novembernacht?

Prolog

Nebel waberte über den Feldern. Die Seriemer Mühle tauchte nur bisweilen aus dem dichten Schleier auf und streckte ihre Flügel unheimlich in die Nacht. Doch dem alten Hinnerk war das alles egal. Ihm war auch nicht kalt. Er hatte genug getankt. Das war bis auf den Verlust seiner alten Kugel ein schöner Tag gewesen, kicherte er und rülpste laut, denn hier hörte ihn niemand. Da konnte er mal so richtig einen rauslassen.

Wenn Hinnerk genug intus hatte, störte ihn nicht einmal sein kürzeres Bein, aufgrund dessen er hinkte. Es sei denn, er stolperte deswegen. Dann verfluchte er die Fische, die er hatte fangen wollen, als der Sturm aufgekommen war, samt Neptun und Poseidon und wie sie alle hießen, die Einfluss auf das Wetter der Seefahrer hatten. Aber bisher war alles gut gegangen. Der Himmel beschützt wohl Betrunkene und Kinder, dachte Hinnerk an einen Spruch seiner Mutter und wünschte sich, er hätte damals beim Fischfang auch gesoffen.

Die anderen Boßel-Vereinsmitglieder der „Wattkieker“ waren längst nach Hause gegangen und auch von den „Düvelsdeerns“ hatte es keine so lange ausgehalten, nicht einmal das unnachahmliche Gespann aus dem Kiosk: Rita und Lotti, wie Oma Pusch mit richtigem Namen hieß. Beim Trinken hatte ihn allerdings irgendwann auch die Wehmut gepackt. Er vermisste seine Boßelkugel. Die hatte schon seinem Großvater gehört und war aus Ebenholz. Ein Wertgegenstand, vor allem weil sie glatt und abgegriffen war, von ein paar Macken einmal abgesehen. Jetzt lag sie da draußen und würde verrotten. Eine rührselige Träne lief seine Wange hinab, parallel zum letzten Schnaps, der inwendig hinabrann.

Als niemand mit ihm weitertrinken wollte, hatte er den Entschluss gefasst, doch nach der Kugel zu suchen. Jedermann hätte ihm davon abgeraten, wenn es jemand gewusst hätte. Es war ein Irrwitz in der Winternacht und dann noch bei diesem Nebel. Aber Hinnerk hätte sich um nichts auf der Welt davon abhalten lassen, nachdem sein Entschluss einmal feststand. Zwischen Kichern und Wehklagen sang er schaurige Seemannslieder und machte dem Chef der Spurensicherung Konkurrenz, denn niemand trug Shantys besser vor als Bodo Siebenstein. Wahrscheinlich hätten sich verirrte Spaziergänger zu Tode erschreckt und an Gespenster geglaubt, aber wer war schon in Novembernebelnächten auf dem Mühlenstrich unterwegs? Und auch Hinnerk bedauerte seine Unternehmung später zutiefst, aber was nützte das schon?

Er stolperte mit seinem gesunden Bein über einen Stein und fiel der Länge nach ins halbhohe Gras, wobei sein Kopf auf der Brust einer Dame landete, die womöglich aus denselben Gründen dort lag und ihn entsetzt anstarrte. Hinnerk schrie aus Leibeskräften und versuchte, sich aufzurappeln. Denn schlimmer noch als der Gesichtsausdruck war der Anblick seiner alten Boßelkugel, die viel zu groß war, um in den Mund dieser Blondine zu passen. Er überlegte, wie sie dort hingekommen sein konnte und stupste die Frau an. Sie regte sich nicht, der Blick blieb wie er war und Hinnerk dämmerte es, dass sie tot sein musste, auch wenn sie noch halbwegs warm war. Aber das konnte auch an dem Pelzfutter ihres Trachtenmantels liegen. So einen hätte er auch gern gehabt. Vielleicht war sie vorwärts schreiend direkt mit offenem Mund auf seine Boßelkugel gefallen, hatte dann keine Luft mehr bekommen und war erstickt. Herrje!, dann war es seine Schuld. Das Familienerbstück musste sie zur Strecke gebracht haben. Bloß nicht wieder die Polizei, dachte er gehetzt. Zu diesen Leuten hatte er kein Vertrauen und keinen guten Draht mehr seit der Geschichte mit dem Strandgut. Stundenlang hatten sie ihn im Hotel wegen der Befragung warten lassen, ihm dann auch noch seinen Fund abgenommen und schlussendlich auf den Kosten von Kaffee und Kuchen sitzen gelassen. Davon hatte er immer noch den Kanal voll, dachte er mit hochrotem Gesicht.

Er stupste die Frau vorsichtig mit dem Fuß an. Nichts. Dann bückte er sich schwerfällig und rüttelte sie. Dabei rutschte ihr die Perücke vom Kopf. Hinnerk machte ebenso große Augen wie sie, als er erkannte, dass es sich um keine „Sie“, sondern um einen „Ihn“ handelte. Die Schminke ging nur bis zum künstlichen Haaransatz, und in den Mundwinkeln war sie durch die Dehnung rissig geworden, aber er konnte es immer noch nicht glauben. Vorsichtig tastete er nach den Brüsten. Sein Finger federte leicht zurück. Hinnerk war ratlos. Er hatte vergessen, wie sich so etwas im Original anfühlte, also musste er nachsehen. Vorsichtig knöpfte er die Bluse auf, nachdem er die Kunsthaarfrisur über den entsetzten Blick gelegt hatte. Das konnte ja niemand aushalten. Anschließend tastete er sich weiter vorwärts. Okay, da war ein BH. An das Gefühl erinnerte er sich. Er griff hinein und zog ein bisschen. Schwups hatte er ein Silikonkissen in der Hand, das er verwirrt fortschleuderte, weil es sich in seiner Hand so schwabbelig anfühlte. Eigentlich hätte er jetzt gerne noch nachgesehen, ob das hier, wenn denn schon keine Frau, doch wenigstens ein Mann war, aber er widerstand der Versuchung, in der Hose des Toten nachzusehen. Wichtiger war ihm seine Kugel. Die wollte er unbedingt wiederhaben, und vor allem sollte niemand auf die Idee kommen, dass er mit dieser Sache hier auch nur das Geringste zu tun hatte. Was auch immer passiert war ... Nur, wie das Ding aus dem Mund kriegen? Sah ziemlich stramm aus. Er überlegte. Merken würde der ja nix mehr. Also ran an den Speck. Besser schnell als nie und notfalls mit etwas Nachdruck.

Der erste Versuch mit dem Finger im Mundwinkel misslang gründlich. Hinnerk kam auch gar nicht richtig rein, um unter die Kugel zu greifen. Vielleicht ging es besser, wenn er sie von unten herauspresste. Er nahm die Wangen von unten in beide Hände und drückte die Kugel nach oben. Sie bewegte sich leicht in Richtung Lippen, was schrecklich aussah, zumal die Perücke wieder von den stechenden Augen rutschte. Ein glotzender Fisch, kam es Hinnerk in den Sinn. Er fröstelte. Ihm fehlte die Kraft. Mit einem dünnen Spatel als Hebel könnte es gehen, überlegte er und sah sich um, ob er etwas dergleichen fand. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Schlag auf den Hinterkopf, der die Kugel herauskatapultieren würde, aber das traute er sich nicht. Aus Pietätsgründen war das nicht machbar, fand er. Man konnte einem Toten doch nicht den Schädel einschlagen, auch wenn das nichts mehr änderte.

Vorsichtig zog er am Kinn, das mit einem Mal gewaltig knackte, als er darauf drückte. Hinnerk bekreuzigte sich, obwohl er eigentlich mit dem da oben wenig am Hut hatte, aber das Geräusch klang unmenschlich. Dann drehte er den Mann auf die Seite und kniete sich mit dem kranken Bein auf dessen Gesicht. Er musste nur ein bisschen Druck ausüben. Und siehe da, mit einem lauten Plopp flutschte der hölzerne Ball aus seiner Umklammerung und rollte davon. Die Oberfläche glänzte im Mondschein. Ein Glück. Sie war gerettet. Hinnerk hob die Kugel auf, wischte sie an seiner Jacke ab und steckte sie ein.

Dann packte ihn das schlechte Gewissen. Er hatte, was er wollte. Nun war es eine Sache der Ehre, den Verblichenen wenigstens wieder so herzurichten, wie er ihn vorgefunden hatte. Doch das war nicht so einfach. Obwohl er nach der Silikonbrust Ausschau hielt, blieb seine Suche erfolglos. Inzwischen nieselte es leicht. Mist, die Bluse bekam er auch nicht zu und legte nur den Mantel darüber. Die Finger waren klamm. Zunehmend spürte er, wie saukalt es war. Na klar, es war Winter. Wenn er nicht bald nach Hause ins Warme kam, würde er sich den Tod holen. Daher fieselte er nur noch halbwegs die Perücke auf dem Schädel zurecht, legte den Leichnam wieder auf den Rücken und verwarf die Idee, dessen Augen zu schließen. Das war ihm jetzt einfach zu ekelig, da noch mal hinzufassen, wo Haut war. Er hatte genug. Das Fummeln im Fischmaul hatte ihm gereicht. Sollten sich doch seine Peiniger von der Polizei darum kümmern.

Fundsache

Am nächsten Morgen wachte Hinnerk mit einem dröhnenden Schädel auf. Er hatte das Gefühl, jemand säße mit einem Hämmerchen darin und würde gegen die Schale klopfen. Okay, er musste zugeben, dass er einen zu viel intus gehabt hatte. Obwohl er durchaus etwas vertragen konnte. Es musste die kalte Winterluft auf dem Nachhauseweg gewesen sein. Die war wohl auch dafür verantwortlich, dass sich in seinem Hals ein fieses Kratzen eingestellt hatte. Hinnerk fürchtete krank zu werden. Vorboten von Grippe und Erkältung waren manchmal irre Träume, erinnerte er sich. So wie der, den er letzte Nacht gehabt hatte. Eine Frauenleiche, die sich als Mann entpuppte und obendrein auch noch die Boßelkugel seiner Vorväter im Mund hatte. Das war schon ziemlich abgedreht, überlegte er, während sein Blick auf den Nachttisch fiel. Und dort lag sie: düster und drohend im Halbdunkel. Aber das konnte nicht sein. Schemenhaft fiel ihm wieder ein, dass er sie gesucht hatte. Sie war beim Werfen verloren gegangen. Wieso war sie jetzt hier dicht neben ihm? Der Schreck fuhr ihm in die Glieder.

Kerzengerade richtete er sich im Bett auf und knipste das Licht an. Tatsächlich. Das war seine Kugel. Entweder musste sie wie von Zauberhand dorthin gekommen sein, oder an seinem Traum war was dran. Er zitterte innerlich, was nicht nur daran lag, dass er womöglich Temperatur hatte. So langsam dämmerte ihm das Unfassbare. Sollte er wirklich an einer Leiche herumhantiert haben? Gott bewahre! Davon durfte niemand erfahren. Und wenn er sich das alles nur einbildete?

Es half nichts. Er musste da noch mal hin und nachschauen, ob dort tatsächlich jemand lag, aber das war eigentlich das Letzte, was er tun wollte. Unschlüssig nahm er die Ebenholzkugel in die Hand und drehte sie. Irgendetwas klebte daran mit einem Grashalm fest. Vorsichtig spuckte er auf die Stelle und wischte sie mit dem Taschentuch ab, das er unter seinem Kopfkissen hervorgezogen hatte. Dann glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Blut! Igitt, da war tatsächlich Blut im Stoff. Rostrot starrte der Fleck ihn an. Vorwurfsvoll, wie Hinnerk fand. Er ließ die Kugel fallen und suchte seine Hände nach einer Verletzung ab. Doch da war keine.

Inzwischen dämmerte es draußen. Hinnerk war mit der Situation vollkommen überfordert. Allein wollte er sich in seinem angeschlagenen Zustand nicht auf die Suche nach der potenziellen Leiche machen, von der er nicht wirklich wusste, ob sie überhaupt existierte. Er brauchte Hilfe. Aber an wen sollte er sich wenden? So richtige Freunde wie früher hatte er keine mehr, nur ein paar Bekannte unter den Fischern.

Plötzlich fiel ihm Lotti ein. Die Lotti Esen, gemeinhin Oma Pusch genannt. Zusammen hatten sie schon so manches Abenteuer bestanden. Sie würde bestimmt dichthalten, und falls an der Sache was dran war, hätte er ihr darüber hinaus auch noch einen Gefallen getan, wenn sie das Opfer zuerst in Augenschein nehmen konnte. Ja, das war ein guter Plan, und er musste schnell in die Tat umgesetzt werden, bevor jemand zufällig vom Weg abkam und die Stelle fand. Mit immer noch brummendem Schädel stellte er die Füße aus dem Bett in die karierten Pantoffel und schlurfte zum Telefon.

Im Hafen

Als das Handy klingelte, war Habbo Sigwardsen mit einem Schlag wach und sah auf die Uhr. Kurz nach sechs? Das konnte beim besten Willen nicht sein. Und dann auch noch seine Alte am anderen Ende der Leitung. Habbo rollte die Augen und ließ es bimmeln. So wach war er noch nicht, dass er ihren Wortschwall ertragen konnte, weil er über Nacht fortgeblieben war.

Er rieb sich den Schädel und sah sich um. So viel hatte er doch gar nicht intus gehabt, dass ihm Mikas und Willis Rückkehr an Bord der Meeresmuse entgangen sein konnte. Während die Jolle behaglich im leichten Seewind schaukelte, schwang Habbo seine Füße aus der Koje. Seine Blase drückte. Während er sich erleichterte, dachte er darüber nach, dass die beiden anderen wohl auf der Couch geschlafen hatten, um ihn nicht zu stören. Aber als er nachsah, musste er feststellen, dass weit und breit niemand zu entdecken war. Auch als er die Namen seiner Kumpels rief, kam keine Antwort. Er schien doch tatsächlich allein an Bord zu sein.

Ein toller Männerabend war das gewesen, schimpfte er im Stillen. Und das, wo er doch endlich einmal Ausgang bekommen hatte. Aufs Festland ließ sie ihn sonst nie, ohne zu zetern, aber er hatte mit einem Wochenendwellnessgutschein gepunktet und sich anschließend schnell aus dem Staub gemacht. Zuerst hatten sich die drei Männer anderthalb Stunden bei klirrender Kälte auf der Strandwiese im Weitwurf geübt und später gemütlich im „Dattein“ Matjes gegessen, doch dann war ihm übel geworden. Er hatte Kopfschmerzen bekommen und war mürrisch und allein ins Bett gegangen, nach nur drei Bier und zwei Schluck. Ausgerechnet an so einem Abend musste seine Migräne ihn heimsuchen. Vielleicht hatte ihn die Stine, seine Alte, im Nachhinein doch noch verflucht. Die bösen Worte mochten von Spiekeroog bis hierher an die Küste übers Wasser gekrochen sein. Habbo konnte sie förmlich riechen.

Nichtsdestotrotz waren Mika und Willi nicht da, obwohl man spätestens im Morgengrauen wieder zur Insel hatte übersetzen wollen. Die beiden würden doch in der Kneipe nicht noch irgendeine Schnalle aufgerissen haben, bei der sie die Nacht verbracht hatten?, überlegte Habbo. Aber das konnte er sich ehrlich gesagt nicht vorstellen. Vor allem von Willi nicht, denn wer wollte den noch im Bett haben?

Tja, und der Mika war zwar schon ein verrückter Vogel, aber er war noch nie mit Weibergeschichten aufgefallen. Viel eher konnte Habbo sich vorstellen, dass seine Kumpels nach zu reichlichem Alkoholgenuss ins Hafenbecken gefallen waren. Doch dort hätte man sie sicher schon gefunden, mutmaßte er mit einem Blick aus dem Kajütenfenster. Draußen war alles ruhig. Trotzdem zog er sich einen gefütterten Friesennerz über den Schlafanzug und ging an Deck. Es war ja auch noch möglich, dass sie früher als er aufgewacht und zum Brötchenholen aufgebrochen waren.

Wenn sie nicht wiederkamen, egal aus welchem Grund, hatte er ein Problem, denn er war zwar Insulaner, aber er konnte kein Boot steuern. Dann würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als die Fähre zu nehmen und auf die Kulanz des Fährunternehmens zu hoffen. In seiner Geldbörse war gähnende Leere. Seine EC-Karte hatte er zu Hause gelassen. Wer ahnt denn auch, dass er in so eine Situation kommt?

Habbo überlegte, dass es an der Zeit war, seine Alte anzurufen. Die Stine würde am anderen Ende toben, aber wenn sie hörte, wie hilflos und allein er hier im Hafen an Deck von Willis Jolle auf die anderen wartete, könnte sich ihr Zorn auf seine Freunde verteilen, und er war fein raus. Jetzt musste er seine eigene Haut retten. Die beiden waren schließlich selbst schuld, wenn sie ohne eine Nachricht wegblieben.

Habbo wählte Stines Nummer und setzte eine besorgte Miene auf.

„Wo bist du?“, schrie sie so laut, dass man ihre Worte vielleicht auch so gehört hätte. „Alles muss ich allein machen, weil der feine Herr vom Männerabend nicht zurückkommt. Dein Wellnesswochenende kannst du dir an den Hut stecken. Ich fahre mit Heidemarie, basta.“

„Du, ich bin ganz verstört“, seufzte er in die Muschel, „stell dir mal vor: Ich bin ganz allein auf dem Boot. Meine Migräne war gestern so schlimm, dass ich mich schlafen legen musste. Und jetzt sind Mika und Willi verschwunden. Wenn die nicht wiederkommen, hänge ich hier fest.“

Stine stutzte. „Wie, die sind nicht da?“

„Ja, ich habe sie zuletzt im ,Dattein‘ gesehen. Das war gestern Abend“, erklärte Habbo.

„Und wo sind sie?“, wollte Stine wissen, die ganz zu vergessen haben schien, dass sie sauer auf Habbo war.

„Woher soll ich das wissen?“, fragte er. „Bei mir haben sie sich nicht abgemeldet.“

„Hoffentlich ist ihnen nichts passiert“, sagte Stine.

„Also ins Wasser gefallen sind sie wohl nicht“, erwiderte Habbo, „auf jeden Fall ist hier am Hafen alles ruhig, und so weit ist es vom ,Dattein‘ auf die Jolle nun auch wieder nicht. Die paar Meter hätten sie auch schwankend geschafft. Ich glaube, ich schließe hier ab und komme mit der Fähre zurück. Du musst mich aber am Kai auslösen. Mein Geld reicht nicht.“

Stine prustete entrüstet. „Du kannst doch da jetzt nicht einfach so abhauen. Wenn sie bis zum Mittag nicht wieder aufgetaucht sind, solltest du die Polizei verständigen und sie als vermisst melden.“

„Schöner Mist. Erst die Migräne am Samstagabend und dann versauen mir die beiden auch noch den Sonntag“, schimpfte Habbo.

„Selbst schuld. Hättest ja zu Hause bleiben können“, sagte Stine mit triumphierendem Unterton. Da konnte er mal sehen, was er davon hatte, wenn er sich mit seinen „verlässlichen“ Kumpels dort auf dem Festland herumtrieb.

„Hast ja recht“, antwortete er kleinlaut und hoffte, damit bei ihr wieder gute Karten zu haben. „Gut, dann warte ich bis zum Mittag hier auf der Jolle, falls ich sie nicht vorher mobil erreichen kann. Wenn sie eintrudeln, kriegen sie von mir einen Einlauf, der sich gewaschen hat. Ich melde mich, sobald wir zurückfahren.“

„Mach das. Ich hoffe, wir können heute Nachmittag noch ein bisschen spazieren gehen“, entgegnete Stine. „Die Sonne soll heute den ganzen Tag scheinen.“

„Vor vierzehn Uhr werden wir wegen der Tide aber nicht ablegen können“, erinnerte Habbo. „Deswegen wollten wir eigentlich schon vor acht hier weg sein.“

Stine seufzte. Auch sie hatte sich den Sonntag anders vorgestellt. „Na gut, wir werden sehen. Melde dich. Bis dann.“

Habbo starrte auf sein Smartphone. Sie hatte einfach aufgelegt und er saß jetzt hier fest. Missmutig rief er Willis Nummer an. Vergebens. Es klingelte ins Nichts. Weggehen konnte er schlecht, falls die zwei wiederkamen. Wenn er doch nur ein Buch dabeigehabt hätte, ärgerte er sich. Die Situation nervte ihn. Ja, er bereute es jetzt tatsächlich, mit seinen Freunden zu einem Männerabend aufgebrochen zu sein, von dem er nun wirklich nichts gehabt hatte.

Missmutig ging er wieder unter Deck in die Kombüse. Wenigstens hatte Willi eingekauft. Er würde jetzt frühstücken und sich dann noch einmal hinlegen. Was sollte er sonst tun? Habbo konnte nur abwarten und Tee trinken.

Oma Pusch hilft

Die Befürchtung, Lotti Esen aus dem Schlaf zu läuten, zerstreute sich, als Hinnerk eine äußerst wache ältere Dame am anderen Ende der Leitung hörte, die sich verwundert meldete.

„Hinnerk, was gibt’s?“, fragte sie, da sie seine Nummer erkannt hatte.

„Lotti, du musst mir helfen“, bat er, „ich weiß nicht, ob ich da in was Doofes reingeschliddert bin.“

Oma Puschs Antennen gingen auf Empfang. „Was meinst du damit?“

„Ja, also, wir haben doch gestern geboßelt. Du mit deinen Düvelsdeerns und ich mit die Wattkiekers ...“, begann er.

„Das weiß ich doch und soweit ich mich erinnern kann, ist da auch nichts passiert, was dich in Schwierigkeiten bringen kann. Dass du deine alte Kugel verloren hast, ist doch kein Beinbruch, falls du das meinst. Wir können sie nachher suchen gehen. Wenn die Sonne scheint, glänzt sie vielleicht wegen der glatten Oberfläche und wir finden sie ganz leicht“, machte Oma Pusch ihm Mut.

„Nee, das isses nich, ich hab sie ja schon wieder“, fuhr Hinnerk fort, „aber das, woraus ich sie gezogen habe, falls es kein Traum war, könnte ein ziemliches Problem werden.“

„Du sprichst in Rätseln, Hinnerk. Nu mal Butter bei die Fische. Woraus hast du die Kugel gezogen?“, wollte Oma Pusch wissen.

„Aus einem Mund, aber das war gar nicht so einfach“, erklärte Hinnerk.

„Ich glaube, du hattest wirklich einen Albtraum“, lachte Oma Pusch. „Die ist doch viel zu groß. Und wer sollte sie in den Mund nehmen?“

„Na ja, freiwillig bestimmt keiner“, sagte Hinnerk, „aber der war eben auch schon tot. Es hat ein bisschen geknirscht, aber dann hatte ich das Ding raus. Ist doch ein Erbstück, weißt du? Da konnte ich die Kugel doch nicht da drin lassen. Die Polizei hätte sie mir bestimmt nicht wiedergegeben, wie damals die Sachen bei meinem Strandfund (siehe SchattenGrab). Und der sah auch komisch damit aus, wobei das leere Fischmaul hinterher nicht besser war.“

„Jetzt mal alles nach der Reihe“, versuchte Oma Pusch etwas Struktur in Hinnerks Gefasel zu bringen. „Ich nehme an, du bist noch mal losgegangen. Zum Mühlenstrich?“

„Ja“, gab Hinnerk zu. „Ich wollte sie nicht so allein da draußen in der Nacht liegen lassen.“

„Du bist nur wegen der Kugel zurückgegangen?“, fragte Oma Pusch verwundert.

„Sie ist aus Ebenholz. Die feuchte Witterung hätte ihr Schaden zufügen können. Das hätte ich mir nie verziehen. Seit Generationen ist sie in Familienbesitz“, schwärmte Hinnerk. „Hätte ich sie verloren, wäre der Geist meiner Vorväter über mich gekommen.“

„Hast du Fieber?“, wollte Oma Pusch wissen, die an Hinnerks Geisteszustand zu zweifeln begann.

„Ich glaube ja, aber nur, weil ich mich draußen in der Winternacht erkältet habe“, erklärte Hinnerk.

„Das war bestimmt alles nur ein Traum. Wenn man krank wird, dann spielt einem das Gehirn so manchen Streich. Schau mal nach, ob die Kugel jetzt wirklich wieder da ist“, versuchte Oma Pusch die Situation zu beschwichtigen, ohne dass er das Gefühl hatte, nicht ernst genommen zu werden.

„Klar ist sie da“, entrüstete sich Hinnerk und hustete, „ich bin doch nicht plemplem. Sie liegt auf meinem Nachttisch. Glaubst du, sie ist da von allein hingeflogen, oder ein Geist hat sie gebracht?“

„Schon gut“, sagte Oma Pusch nachsichtig. „Dann ist doch alles prima, wenn sie wieder da ist.“

„Eben nicht, wenn da auf dem Feld irgendwo ein Toter in Frauenkleidung liegt. Mit Perücke und offenem Fischmaul glotzt der in den Himmel“, berichtete Hinnerk verstört.

Oma Pusch verdrehte die Augen. Gut, dass Hinnerk es nicht sah. „Auch wenn du die Kugel wiedergefunden hast, heißt das doch nicht, dass das Drumherum wirklich echt war. Du warst nicht nüchtern, die Nacht war kalt und nebelig. Manchmal spielen einem die Sinne dann einen Streich.“

„Möglich“, gab Hinnerk zu, „deswegen war ich ja auch unsicher, ob ich alles nicht geträumt habe. Aber Fakt ist, dass die Kugel wieder da ist und dass Blut dran klebt. Also könnte es doch so gewesen sein.“

Das Wort „Blut“ hallte in Oma Puschs Kopf wie der Schlegel einer Glocke. „Bist du denn irgendwo verletzt?“, wollte sie wissen.

„Nee, alles heile“, krächzte er mittlerweile. Das Sprechen hatte ihn angestrengt.

„Hmm, das ist wirklich seltsam. Ich mache dir jetzt einen Vorschlag: Ich düse schnell den Mühlenstrich mit dem Rad entlang. Dann sitze ich auch etwas höher. Wenn da rechts oder links des Weges einer oder eine liegt, müsste ich das sehen. Bist du weit ins Feld gegangen?“

„Das weiß ich nicht so genau“, stöhnte Hinnerk, „irgendwo da, wo wir gestern geübt haben, muss es gewesen sein.“

Oma Pusch schüttelte insgeheim den Kopf. Diese olle Schnapsdrossel! Da konnte man mal wieder sehen, was einem zu reichlicher Alkoholgenuss bescherte. „Na gut, Hinnerk, ich gebe mein Bestes“, versprach sie, „und melde mich dann wieder bei dir, wenn ich zurück bin.“

„Jo, danke, nech“, stotterte Hinnerk, legte auf und schlich in sein Bett zurück, wo er augenblicklich aufgrund von Kater und Infekt in einen unruhigen Schlaf fiel.

Oma Pusch hingegen fand, dass doch an Schlaf jetzt wirklich nicht mehr zu denken sei. Sie ging in die Küche und sah auf das Außenthermometer, das am Fenster zum Strand hin hing. Knapp über null zeigte es an, die Sonne kroch in der Dämmerung auch gerade erst hinter den Häusern am Hafen von Neuharlingersiel hervor. Es würde noch etwas dauern, bis sie zu sehen war. Obwohl Oma Pusch bei dem Gedanken an die Winterluft fröstelte, war ihr doch bewusst, dass es Sinn machte, möglichst schnell nach dem potenziellen Toten Ausschau zu halten, der sich als Frau verkleidet haben sollte, wenn man Hinnerk glauben wollte. Vielleicht war es aber einfach auch eine Sie. Beispielsweise nach einer Chemotherapie, weswegen sie eine Perücke trug. Der Krebs würde sie doch nicht zufällig einfach in der Feldmark beim Spazierengehen dahingerafft haben. So ein Quatsch, Lotti, schimpfte sie insgeheim mit sich, weil ihre Fantasie schon wieder Purzelbäume schlug.

Ja, so war das eben mit ihrem Oberstübchen. Die Gedanken darin standen nie still. Einerseits war das ein Segen, weil sie nicht dumm war, aber es konnte auch ein Fluch sein, weil sie nie zur Ruhe kam. Das ging auch anderen in ihrer Gesellschaft so. Sie hatte immer etwas zu erzählen. Man munkelte sogar, dass das, was an ihr des Morgens als Erstes erwachte, auf jeden Fall das Mundwerk war.

In Windeseile zog sie sich Unterwäsche, wollene Strumpfhosen, selbst gestrickte Socken und eine Jogginghose an. Oben herum wählte sie einen alten Seemannspulli von Fridtjof, der zwar schon Löcher hatte, aber in Punkto Wärmen erste Sahne war. Sie war froh, dass das Kleidungsstück nicht mit ihm untergegangen war, als ihn das Meer verschluckt hatte. Nicht, dass es nicht auch um ihn schade gewesen war.

Mit Mütze, Schal, Handschuhen und einem Friesennerz bekleidet schwang sie sich auf ihr Fahrrad. Glücklicherweise hatte sie vor Kurzem eines mit Elektromotor erworben, denn an der Küste fuhr man immer gegen den Wind, egal welche Strecke man wählte.

So schnell sie konnte, fuhr sie über den Sielhof, an den Gärten des Süderriffs vorbei und von dort auf den Mühlenstrich, der an dieser Stelle direkt über das Neuharlinger Sieltief führte. Dort hielt sie kurz an und spähte ins Wasser. Leichter Nebel lag auf der Oberfläche, sonst nichts. Teilweise war das Gras an den Rändern gefroren.

Ab hier verlangsamte sie ihre Fahrt und stand gelegentlich in den Pedalen auf, um eine bessere Übersicht zu haben. Ihr Atem sah aus wie der Dampf einer alten Lokomotive. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, ihre Suche war vergebens. Auf den ersten Blick lag niemand rechts oder links des Mühlenstrichs. Und da die Felder gut einsehbar waren, hätte sie einen Körper entdecken müssen.

Mist, sie hatte Hinnerk nicht gefragt, in welcher Farbe der Leichnam gekleidet gewesen war. Das hätte jetzt hilfreich sein können.

Gelegentlich hielt sie an, wenn ein Gebüsch oder ein Strauch die Sicht versperrte, aber als sie auf den Werdumer Altendeich stieß, konnte sie ziemlich sicher sagen, dass sich kein Toter im Umkreis des Mühlenstrichs befand, es sei denn, er hatte Tarnkleidung an. Aber laut Hinnerk hatte der Tote blondes Kunsthaar, und das stach nun wirklich aus jedem Acker hervor.

Sie entschloss sich umzukehren und einen Abstecher nach rechts zwischen die Höfe zu machen. Möglicherweise war Hinnerk etwas orientierungslos herumgeirrt. Doch auch dort entdeckte sie nichts. Mittlerweile wurde ihr kalt. Kurz bevor sie das Sieltief wieder überquerte, fuhr sie noch einmal nach links. Es war schließlich alles möglich. Hinnerk konnte geträumt haben, oder er war herumgeirrt auf seiner Suche nach der Boßelkugel und vom Weg abgekommen.

Und dann entdeckte sie etwas zwischen Tief und Bettenwarfer Leide, das zunächst wie ein aufgeworfenes Stückchen Acker aussah, das eine Treckerspur verursacht hatte. Doch als beim Näherkommen etwas Helles daraus hervorblitzte, ahnte Oma Pusch, dass der alte Fischer doch nicht geträumt hatte. Alle Kälte war vergessen. Die Spannung erzeugte einen spontanen Anstieg des Blutdrucks und des Adrenalinspiegels.

Während die Sonne blutrot im Osten einen strahlenden Wintertag verkündete, blickte Oma Pusch auf ein merkwürdiges Fischmaul, das zu einem Gesicht gehörte, dessen Wimpern gefroren waren. Eine blonde Perücke mit blutverkrustetem Rand war teilweise vom Schädel gerutscht. Es schien sich tatsächlich um einen Mann oder vielleicht einen Transvestiten zu handeln, überlegte Oma Pusch mit einem Blick auf den Rock, aus dem Männerstiefel hervorragten, deren Kappen zum Himmel zeigten. Größe fünfundvierzig, notierte sie sich im Geiste. Das wäre für eine Dame schrecklich, wenn sie so riesige Füße hätte. Ein Blick unter den Rock hätte ihr sicher verraten, ob sie es mit Männlein oder Weiblein zu tun hatte, aber aus dem Fernsehen wusste sie ganz genau, dass man nichts anfassen durfte. Spuren am Tatort zu hinterlassen, war ein Frevel.

Bei näherer Betrachtung des Gesichts meinte sie unter der Schminke auch Bartstoppeln erkennen zu können. Sehr mysteriös, fand sie. Was ihr noch auffiel, war der überraschte Blick, mit dem die Augen nach oben starrten und der unnatürlich weit geöffnete Mund, der so an das Maul eines Tiefseefisches erinnerte. Normal war das nicht. Sie konnte sich zuerst keinen Reim darauf machen, doch plötzlich fiel ihr wieder ein, dass Hinnerk erwähnt hatte, er hätte die Kugel aus dem Mund der Leiche gepfriemelt.

Oma Pusch wusste genau, dass eine Boßel so groß war, dass sie mit Sicherheit nicht verschluckt werden konnte. Sie glaubte sogar, dass dieses Sportgerät kaum durch die Lippen gezwängt werden konnte. Möglicherweise war sogar der Kiefer zu klein für so ein Monstrum von Kugel. Sie beugte sich etwas tiefer und studierte die Mundwinkel. Ja, die waren deutlich eingerissen, obwohl sie kein Blut sah.

Nun gut, helfen konnte sie nicht mehr. Tot war tot, und hier gab es keinen Zweifel an dieser Tatsache. Aber sie wollte alles festhalten, bevor sie ihren Neffen Eike Hintermoser aus dem Bett klingelte, der seit einiger Zeit als Oberkommissar in Esens tätig war. Bestimmt hätte er an diesem Sonntagmorgen ausschlafen wollen, doch hier musste er schleunigst tätig werden, das war nun einmal nicht zu ändern. Auch ihrem Schwager Enno würde sie das Frühstück vermiesen, aber der Rechtsmediziner neigte ohnehin zu einem kleinen Wohlstandsbäuchlein, da war Fasten kein Fehler.

Eilig zog sie ihr Smartphone hervor und fotografierte die auf dem Boden liegende Gestalt im Lodenmantel aus allen Richtungen. Vom Gesicht fertigte sie Nahaufnahmen an. Dann wählte sie Eikes Nummer aus ihren Kontakten aus, tippte darauf und hielt sich das Gerät ans Ohr.

Kein Anschluss

Habbo Sigwardsen war nach dem Telefonat mit seiner Stine schlechter Laune, und die hätte er gerne an seinen Kumpels ausgelassen, wenn sie denn da gewesen wären. Er grummelte und fluchte in sich hinein. Mit zunehmendem Kloß im Hals wählte er noch einmal Willis Nummer, aber dieser Sausack ging einfach nicht ran. Er war gespannt, was dessen Frau Irene davon halten würde. Doch der würde er natürlich nichts erzählen. Einen Freund haut man schließlich nicht in die Pfanne. Trotzdem ärgerte er sich. Es war doch nun wirklich nicht zu viel verlangt, dass sich einer von beiden mal bei ihm meldete, wo sie schließlich zusammen unterwegs waren. Was hatte er schon von dem gemeinsamen Urlaub gehabt? Für sein Unwohlsein konnte er ja nichts.

Vorhin hatte er schon versucht, Mika anzurufen, aber der Schuss war gründlich nach hinten losgegangen, weil der Dussel sein Smartphone überhaupt nicht mitgenommen hatte. Es bimmelte mit der Melodie von „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ in dessen Rucksack, als er die Nummer wählte. Natürlich hatte Habbo schon eine Vermutung, wo sein Freund abgeblieben sein könnte. Seit einiger Zeit traf sich Mika mit Tove Nikkelsen aus Esens, die in Bensersiel als Friseuse arbeitete und ein scharfer Zahn war. Wobei man sagen musste, dass hier der bekannte Spruch zutreffen mochte: Dumm ... Er grinste in sich hinein, denn er kannte sie noch aus der Schule, die doofe Tove, wie sie sie immer genannt hatten. Eine Intelligenzbestie war sie nun wahrlich nicht. In ihrem Oberstübchen brannte nur eine dürftige Funzel. Knutschen konnte sie allerdings gut, hatte es damals schon geheißen, und es war auch reichlich Holz vor ihrer Hütten. Leider war er nie zum Zug gekommen, wohl, weil sie ein wenig älter war als er und nicht auf Knirpse stand.

Habbo sah auf die Uhr. Es war noch zu früh, um sonntags bei jemandem anzurufen, ohne einen triftigen Grund dafür zu haben. Was sollte er auch sagen? Ich bin der Habbo von damals aus der dritten Klasse. Du wirst dich nicht an mich erinnern, aber ich vermisse meinen Freund Mika. Liegt der zufällig in deinem Bett? Völlig abwegig! Er war zum Warten verdammt, und mit der Geduld hatte er es nicht so, obwohl das schon besser geworden war, seitdem Stine ihn auf die Insel gelockt hatte. Da war in den Wintern wenig los. Wer es mit sich selbst nicht aushielt, war dort definitiv fehl am Platz.

Nachdenklich schmierte er sich eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse und machte Wasser im Kocher heiß, um sich den Instantkaffee aufzubrühen. Das war zwar nicht besonders lecker, füllte aber seinen Magen und wärmte etwas. Ja, es war verdammt kalt hier auf Willis Boot, wenn der Motor nicht lief. Aber daran wollte er nicht herumfummeln. Er beschloss, sich eine Strickjacke überzuziehen.

Als er sich zu seinem Rucksack hinunter bückte, begann in dem von Mika wieder Hans Albers zu singen. Irgendjemand rief seinen Freund an. Sollte er das Smartphone aus Mikas Sachen heraussuchen und kurz gucken, wer ihn zu erreichen versuchte? Vielleicht kam er so weiter. Habbo haderte mit sich. Es war ein Eingriff in die Intimsphäre seines Kumpels. Das hätte er selbst auch gar nicht so gerne gehabt. Er war hin- und hergerissen.

Als er sich endlich entschieden hatte, doch im fremden Rucksack zu kramen, hörte Hans auf zu singen. Das Display zeigte nur einen Anruf von Unbekannt an. Mist, fluchte er, wusste aber nicht, ob er überhaupt rangegangen wäre. Jetzt ließ er den Apparat auf dem Tisch liegen. Dann konnte er sich das überlegen, falls er noch einmal bimmelte.

Fest in seine Wolljacke gemummelt, legte er sich auf die Couch der Jolle und war froh, dass er sich in weiser Voraussicht bereits seine Zudecke aus der Koje geholt hatte. Es dauerte nicht lange, bis er einschlief.

Das volle Programm

„Hintermoser“, meldete sich Eike grummelig und Oma Pusch verdrehte die Augen. An diesen bayrischen Namen konnte sie sich einfach nicht gewöhnen. Was hatte ihre Schwester dem Jungen damit nur angetan, dass sie sich in Süddeutschland verheiratet hatte?

„Ich bin’s, Tante Lotti“, flötete sie in den Hörer und meinte ein leises Stöhnen am anderen Ende vernommen zu haben.

„Oh Mann“, schimpfte er jetzt mit verschlafener Stimme, „wie spät ist das? Ist doch noch dunkel draußen.“

„Quatsch, mach mal die Augen auf“, gab Oma Pusch zurück, die mit blauen Lippen den Sonnenaufgang betrachtete, „so eine herrliche Morgendämmerung, die du da verpasst.“

„Lotti“, sagte er mit drohendem Unterton, „ich warne dich, wenn du keinen triftigen Grund hast, mich jetzt hier rauszuklingeln ...“

„Beruhig dich, min Jung“, unterbrach Oma Pusch ihn und fegte damit seine Drohung beiseite, noch bevor er sie ausgesprochen hatte, „genügt dir eine männliche Leiche unweit des Mühlenstrichs, die Frauenklamotten und eine Perücke trägt?“

„Toller Aprilscherz“, meckerte Eike, „aber wir haben Ende November!“

„Ich kann den Enno auch selber anrufen, wenn du mir nicht glaubst“, gab Oma Pusch zurück und grinste in sich hinein.

„Du meinst das tatsächlich ernst?“, fragte er ungläubig.

„Selbstverständlich“, gab die alte Dame zurück, „und ich würde mich wirklich wahnsinnig freuen, wenn du das jetzt endlich in die Hand nimmst, denn mir ist saukalt hier draußen.“

„Unfassbar“, entfuhr es Eike, „stehst du etwa da draußen in der Landschaft rum?“

„Ja, sicher“, antwortete sie, „ich hab den hier gerade zufällig gefunden. Sieht nicht so aus, als ob der eines natürlichen Todes gestorben ist. Da ist es doch wohl meine erste Bürgerpflicht, dich anzurufen“, flunkerte sie. Von den Fotos, die sie mit ihrer Freundin Rita unter die Lupe nehmen wollte, musste er ja nichts wissen.

„Und was machst du da so früh am Morgen im Gelände?“, wollte er mit vorwurfsvollem Unterton wissen.

„Spazieren radeln“, erklärte sie scheinheilig, „einfach so eine kleine Runde Frühsport. Andere joggen, ich radele durch die Gegend. Und von meinem Drahtesel aus hab ich ihn entdeckt.“

„Zefix Luja. Das kannst du deiner Großmutter erzählen“, fluchte Eike in die Muschel. Sie nahm ihn auf den Arm. „Wer ist dein Informant?“

Oma Pusch schwieg beleidigt, obwohl er recht hatte.

„Los, raus mit der Sprache!“, befahl Eike.

„Das hat man nun davon, wenn man der Polizei hilft“, zischte Oma Pusch, „ihr findet den schon! Er liegt westlich des Mühlenstrichs. Seine Perücke glänzt im Sonnenlicht. Ich fahre jetzt nach Hause, sonst hole ich mir noch den Tod. Tschüss!“ Dann legte sie einfach auf.

Eike ärgerte sich, und das gleich über mehrere Dinge. Sein Sonntagmorgen war dahin, seine Tante unverbesserlich und störrisch. Darüber hinaus musste er jetzt auch noch den ganzen Apparat in Bewegung bringen, der in so einem Fall verständigt werden musste. Denn an einer Sache hatte er keinen Zweifel. Wenn sie sagte, dass da draußen jemand lag, der tot war, dann stimmte das ebenso wie ihre Einschätzung, dass derjenige nicht zufällig ums Leben gekommen war. Nun war es also an ihm, auch den Kollegen einen gemütlichen Wintermorgen, an dem sie normalerweise frei hatten, zu versalzen.

Glück im Unglück

Der Einzige, dem Eikes Rundruf gelegen kam, war Bodo Siebenstein, der Chef der SpuSi. Dadurch konnte er nämlich seiner Trude entkommen, die heute noch einiges mit ihm vorgehabt hatte, um den Garten mit letzten Handgriffen winterfest zu machen. Auch an die neue Saison dachte sie schon, als sie Bodo ihren Plan für die veränderte Gestaltung ihrer Außenanlagen präsentierte.

„Muss das vor dem Frühstück sein?“, fragte er. Dabei versuchte er, seinen leicht genervten Unterton zu verbergen. „Ich hatte noch nicht mal einen Kaffee.“

Trude zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. „Na, dann eben nicht.“

„Doch, aber nun lass mich doch erst mal richtig wach werden“, bat er.

Sie schmollte und vertiefte sich in ihren Plan. Deswegen war es ein Segen für ihn, als das Telefon klingelte und Eikes Bild anzeigte. „Muss das Ding sonntagmorgens auf dem Tisch liegen?“, schimpfte Trude.

„Ja“, erwiderte Bodo knapp, „siehst du ja. Ich werde gebraucht.“

„Hier wohl nicht?“, hörte er noch mit halbem Ohr das Gemecker von seiner Trude und nahm ab.

„Hmm, ja, alles klar, ich weiß, wo das ist“, sagte er zu Eike, „ich muss mir nur schnell was überwerfen, dann düse ich los. Nele hole ich auf dem Weg ab“, versprach er. „Aber ein bisschen kann es schon dauern.“

„Na, das ist ja toll, dass du dich jetzt aus dem Staub machen kannst“, ärgerte sich Trude, „war ja klar, wenn ich schon mal was von dir will.“

„I wo!, mein Trudchen, der Junge kommt bald wieder, bald wieder nach Haus“, sang er fröhlich in ihr Ohr und beschloss, sich bei der Spurensuche Zeit zu lassen. „Außerdem musst du eins bedenken: Wenn ich für Vater Staat arbeitete, dann bekomme ich Geld, wenn ich für dich schufte, kriege ich nichts und meist kostet es mich auch zusätzlich noch was.“ Er zeigte auf ihren Plan und grinste.

„Sieh zu, dass du Land gewinnst“, sagte sie und streckte ihm die Zunge raus, „und keine Bange, die Gartenarbeit läuft dir nicht weg.“

„Das habe ich befürchtet“, stöhnte er und verließ sie mit einem dicken Schmatzer auf die Wange.

Süße Träume

Doktor Enno Esen, der etwas abgehalfterte Schicki-Micki-Mode-Mediziner für Touristinnen aller Art, lag an Deck seiner Motorjacht und hielt die Männerbrust in die Sonne. Nachsichtig sah er darüber hinweg, dass sich schon das eine oder andere graue Haar dort eingenistet hatte. Auch das ehemalige Sixpack war nahtlos und ohne störende Einbuchtungen in einen Wohlfühlbauch übergegangen. Aber was juckte ihn das? Er hatte Kohle ohne Ende. Sein Personal an Bord brachte ihm, was sein Herz begehrte. Es war noch besser als auf jedem Kreuzfahrtschiff. Hummer, Austern und Seeteufel gaben sich in leckerster Zubereitung die Ehre, um dann in seinem Magen zu verschwinden. Und damit alles wie geschmiert rutschte, ließ er die Köstlichkeiten wechselweise in Begleitung von Champagner oder erlesenen Weinen hinabgleiten. Doch das Beste waren die beiden üppigen Schönheiten – eine in Blond, eine in Brünett – die sich neben ihm in der Sonne aalten und deren Bikinis gerade einmal das Nötigste bedeckten. Sie himmelten ihn an, stets bereit, ihm Rücken oder Füße zu massieren oder anderweitig zu Diensten zu sein. Woher allerdings die schrille Stimme und das Klopfen kamen, konnte er nicht ausmachen. Es klang so, als habe man jemanden unter Deck eingesperrt, der seinen Namen rief: „Enno! Mensch, Enno! Nun mach doch endlich auf!“

Enno schüttelte sich und rieb sich die Augen. Dahin waren die Sklavinnen samt Sonne, Jacht, Reichtum und Leckereien. Er war wieder der ausrangierte Modearzt, der sich in die Rechtsmedizin gerettet hatte. Nur die schrille Stimme war ihm geblieben. Und allmählich begriff er auch, wem sie gehörte.

„Lotti?“, rief er konsterniert und erschrocken von seinem Bett aus.

„Ja, wer denn sonst?“, antwortete sie. „Nun mach schon endlich die Tür auf!“

„Warte, ich muss mir was überziehen“, erwiderte er, schwang seine Beine aus dem Bett und stellte sich aufrecht hin. Doch das hatte er nicht besser gewusst. Ein jäher Schwindel ergriff ihn und ließ ihn zurück auf das Bett plumpsen. Gut, dass sie das nicht gesehen hatte, dachte er. Dann startete er einen neuen Versuch und griff nach seinem Bademantel. Es ging leidlich. Langsam schleppte er sich zur Tür.

„Oh“, entfuhr es ihr, als er öffnete, „hast du noch geschlafen? Ist doch schon acht Uhr durch.“

„Ja und? Wir haben Sonntag, oder ist bei dir keiner?“, fragte er vorwurfsvoll, sah sie dann aber besorgt an. „Ist was passiert? Du hast ja ganz blaue Lippen und siehst verfroren aus. Komm erst mal rein.“

„Ein heißer Tee wäre schön“, schlug Oma Pusch vor. „Du hast es zum Glück nicht so weit.“