Geisterschule Blauzahn – Lehrer mit Biss - Barbara Rose - E-Book
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Geisterschule Blauzahn – Lehrer mit Biss E-Book

Barbara Rose

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Beschreibung

Türen auf für das Geisterinternat Freddy kann sein Glück noch gar nicht fassen: Ihm wird tatsächlich ein kostenloser Platz im Internat Blauzahn angeboten! Was er nicht ahnt: Dort werden eigentlich nur magische Wesen aller Art unterrichtet – also Vampire, Poltergeister, Werwölfe ... Sie lernen dort, wie man den Menschen so richtig Angst einjagt. Doch die Schule hat Nachwuchsprobleme und so hat Direktor Graf Blauzahn zähneknirschend zugestimmt, Menschenkinder aufzunehmen. Nicht jeder ist mit dieser Veränderung einverstanden – irgendjemand will Freddy loswerden. Und das mit allen Mitteln!

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Seitenzahl: 126

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Über das Buch

Gruselspaß im Klassenzimmer

Freddy kann sein Glück kaum fassen: Ihm wird ein Platz im Internat Blauzahn angeboten! Endlich darf er das muffi ge Haus seiner verschrobenen Tante verlassen. Was er allerdings nicht ahnt: Auf Burg Blauzahn werden eigentlich nur magische Wesen unterrichtet. Vampire, Poltergeister und Werwölfe tummeln sich hier im Unterricht. Doch die Schule hat Nachwuchsprobleme und so hat Direktor Graf Blauzahn zähneknirschend zugestimmt, Menschenkinder aufzunehmen. Das Abenteuer beginnt!

AM TAG ZUVOR …

»Geht’s auch ein bisschen schneller?« Ungeduldig wippte das Gerippe mit seinem Knochenfuß. »Ich muss unbedingt raus aus dieser feuchten Gegend.«

»Immer mit der Ruhe, Mr Bone.« Ein braun-grüner Kopf tauchte aus dem Düsterwalder Moor auf. Schlamm und abgestorbene Pflanzenteile klebten an seiner Stirn. »Pest und Verwesung! Bei uns kommt’s doch nicht auf eine Minute mehr oder weniger an.« Das Moorgetüm kicherte. Dicker, schwarzer Schlamm spritzte aus seinem Mund.

»Doch. Tut es, Muddy. Bei mir schon«, knurrte Mr Bone. »Dieses verflixte Moor ist einfach nichts für mich. Meine Knochen werden langsam feucht. Also beeil dich.«

Muddy nickte eifrig. »Ich könnte dir eine Schlammpackung machen, Mr Bone. Soll unheimlich gesund sein.«

»Du meinst, weil es die Haut schöner macht?« Das Gerippe legte theatralisch die Knochenhand an die Stirn. »Aber das habe ich doch gar nicht nötig. Ich sehe auch so gut aus. Außerdem bin ich nicht mehr der Jüngste«, jammerte es. »Ich klappere schon vor Kälte. Jetzt nimm doch mal ein bisschen Rücksicht, zum Henker!«

»Witzig, witzig.« Aus dem Schatten eines Baumes tauchte eine dunkel gekleidete Gestalt auf. Sie trug eine schwarze Kapuze und einen schwarzen Umhang. In der Hand hielt sie ein riesiges Beil. »Noch einmal dieser blöde Spruch mit dem Henker und ich mache dich einen Kopf kürzer, Mr Bone.«

»Oh, jetzt kriege ich aber Angst, Henk.« Mr Bone hob die Knochenhände. Mit einem Ruck löste das Gerippe seinen Kopf vom Hals. »Das schaffe ich auch ohne deine Hilfe. Entspann dich!«

Der Henker stieß ein schauriges Lachen aus. »Lass gut sein, Mr Bone.« Und zum Moorgetüm gewandt: »Das Gerippe kriegt gleich Grippe. Schluss jetzt, Muddy. Wir wollen wieder nach Hause.«

»Das ist gemein. Ihr wisst doch, dass ich vor lauter Unterricht nur einmal pro Woche zum Essen komme.« Mit beiden Händen schaufelte sich das Moorgetüm dunkle Brocken in den Mund. »Da muss ich meine Vorräte auffüllen.« Es richtete sich auf und klopfte sich auf den schlammigen Bauch. »Ist doch verflucht blöd, wenn man verflucht ist, oder? Nur noch ein kleiner Nachtisch, Leute. Dann bin ich fertig, ja?« Mit seinen grünen Augen blinzelte es Henk und Mr Bone an. »Als meine besten Freunde wollt ihr doch sicher, dass es mir gut geht.«

»Schleimer«, grunzte der Henker.

In Mr Bones dunklen Augenhöhlen funkelte es spöttisch. Vorsichtig schraubte er den Kopf wieder an die richtige Stelle. »Meinetwegen. Aber beeil dich. Wir sollten endlich zur Burg zurück. Die anderen warten schon. Wir müssen noch ’ne Menge vorbereiten, bis endlich alle Schüler da sind.«

1. ZU SPÄT!

In einem Affentempo raste Freddy die Schultreppe hinunter. Noch vor den anderen Schülern war er bei den Fahrradständern. Als Erster schloss er sein Rad auf. Heute durfte er auf keinen Fall zu spät kommen. Sonst wäre das Mittagessen schon zum dritten Mal in dieser Woche wieder abgeräumt. Gestern hatte Freddy schon Pech gehabt, weil er noch die Tafel putzen musste. Am Tag davor hatte ihm ein fieser Mitschüler ein Bein gestellt. Bis Freddy seine Sachen wieder zusammengesucht hatte, war viel Zeit vergangen. Aber Tante Liz verstand keinen Spaß. Essen gab es genau um dreizehn Uhr fünfzehn oder gar nicht.

Gerade wollte Freddy aufs Rad steigen, da fiel ihm ein Brief auf. Jemand hatte ihn unter seinen Gepäckträger geklemmt. Freddy hatte urplötzlich so ein merkwürdiges Gefühl. Eine fette Spinne saß an der Kante, als wollte sie den Brief bewachen. Die Spinne war fast so groß wie Freddys Handteller und ziemlich haarig. Sogar der eigentlich so furchtlose Freddy musste kurz schlucken. Aber noch bevor er sie vom Brief schnippen konnte, war die Spinne davongekrabbelt. Freddy nahm das Schreiben und drehte es hin und her.

Eindeutig Freddys Name und seine Adresse. Sogar eine Briefmarke klebte darauf. Alles völlig korrekt. Aber seit wann steckten Postboten Briefe einfach auf Gepäckträger? Und von wem war er? Freddy hatte doch gar nicht an einem Preisausschreiben teilgenommen. Verwandte, die Briefe an ihn schickten, hatte er auch nicht.

Aufgeregt drehte Freddy den Brief hin und her, konnte jedoch keinen Absender finden. Dafür war auf der Vorderseite des Briefes ein blauer Wachsklecks mit einem merkwürdigen Zeichen darin. Beim genauen Hinsehen erkannte Freddy, dass das Zeichen ein Zahn war. Wahrscheinlich ein Reißzahn.

»Ist ja irre«, murmelte Freddy.

Ganz leise natürlich, damit ihn keiner hören konnte.

Hastig stopfte Freddy den Brief in die Hosentasche, keiner sollte ihn beim Lesen nerven. Mit klopfendem Herzen schob er sein Rad vom Schulhof, einmal um die Ecke und in einen schmalen Hinterhof. Hier würde ihn keiner stören. Seine Finger zitterten, als er den Brief aufriss.

Freddy spürte auf einmal ein ungewohntes Ziehen in der Magengrube. Jede einzelne seiner Haarwurzeln kribbelte.

»Irre«, murmelte er ein zweites Mal.

Hatte Tante Liz eine Bewerbung geschickt? Freddy legte den Kopf schief und überlegte. Offensichtlich ging es in dem Brief um die weiterführende Schule, die Freddy nach den Sommerferien besuchen sollte. Aber warum hatte Tante Liz ihm nichts gesagt? Und was bedeutete Kost und Logis?

Noch einmal starrte Freddy den Brief an und stopfte ihn dann eilig wieder in die Hosentasche. Er musste mit Tante Liz sprechen. Obwohl das kein Zuckerschlecken werden würde. Ganz bestimmt nicht. Vor allem nicht, wenn er schon wieder zu spät dran war. Mindestens zehn Minuten!

Freddy warf sich auf sein Rad und düste los. Die Hauptstraße der kleinen Stadt Pimpelhausen entlang. Vorbei am Metzger und am Friedhof. Mit quietschenden Reifen bog er in den Vorgarten seines Hauses ein. Dort legte er eine Vollbremsung hin und sprang ab. Gerade noch rechtzeitig. Krachend donnerte das Rad auf den Kies. Noch drei Meter bis zur Haustür. Drei … zwei … eins … verflixt, wo hatte er nur wieder den Haustürschlüssel reingestopft? Aaaah, tief unten in der Hosentasche. Ein Glück!

Freddy wollte schon den Schlüssel ins Schloss stecken, da seilte sich direkt vor seinen Augen eine dicke, haarige Spinne ab. Auf Höhe seiner Nase machte sie halt, wippte ein bisschen auf und ab und sah ihn an. Sie … sah … ihn … an!???

Ganz deutlich konnte Freddy die beiden großen Hauptaugen und die sechs Nebenaugen der Spinne erkennen. Auch ihre schmale Mundöffnung. Und die sah beinahe so aus, als wollte die Spinne … Blödsinn! Das konnte echt nicht sein. Freddy spähte noch einmal genau hin. Tatsächlich! Die Spinne sah aus, als würde sie ihn angrinsen. Gerade wollte Freddy sie vorsichtig anstupsen, da wurde die Tür aufgerissen. Die Spinne war verschwunden.

»Freddy Rettich! Es ist dreizehn Uhr siebenundzwanzig. Du weißt, was das heißt?«

Tante Liz stand mit verschränkten Armen in der Tür, ihr fetter schwarzer Kater Walter schlich um ihre Füße. In ihrem altertümlichen schwarzen Kleid und der dunklen Haube sah Freddys Tante aus, als wollte sie gerade zu einer Beerdigung gehen. Aber so war es nicht. Tante Liz trug jeden Tag Trauerkleidung. Seit dem Tod von Freddys Mama und seinem Onkel Bob, Liz’ Mann. Beide waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und Tante Liz und ihr komplettes Haus seither in eine Art Schockstarre verfallen. Zwar kochte Tante Liz noch für Freddy. Aber seit Jahren räumte sie nur das Notwendigste auf.

Freddy seufzte. »Ich weiß, ich bin zu spät.«

»Allerdings! Das dritte Mal in dieser Woche. Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige. Habe ich dir das nicht schon einmal gesagt?«

Freddy nickte. »Doch. Und zwar nicht nur einmal.«

Tante Liz liebte Sprichwörter. Sie kannte Dutzende, ach was Hunderte davon. Eins schrulliger als das andere.

»Nun ja. Wer nicht kommt zur rechten Zeit …« Sie hob mahnend den Zeigefinger, Walter fauchte zur Unterstützung. »Das Mittagessen ist auf jeden Fall vorbei.«

»Aber Tante Liz, ich …«

»Keine Widerrede, Freddy. Abmarsch in dein Zimmer. Strafe muss sein. Lass dich bis heute Abend nicht mehr blicken.« Tante Liz faltete theatralisch die Hände. »Freddy, Freddy. Ich bin wirklich sehr enttäuscht von dir. Wie soll ich es so schaffen, einen ordentlichen Menschen aus dir zu machen, herrje.« Sie wollte sich schon entfernen, drehte sich aber doch noch einmal um. »Es gab übrigens Gulasch.«

Freddy lief das Wasser im Mund zusammen, sein Magen knurrte. Er liebte Gulasch! Tante Liz wusste das genau. Und ihr war sonnenklar, wie es ihn ärgerte, dass er das Mittagessen verpasst hatte. Mit müden Bewegungen stieg er die Treppe hinauf. Dabei musste er gut achtgeben, wohin er trat. Weil Tante Liz es mit der Sauberkeit nicht mehr so genau nahm, hingen dort etliche Spinnennetze. Ganze Familien von Krabbeltierchen hatten sich am Geländer eingenistet. Eine dicke Kakerlake huschte vor Freddy über die letzte Stufe. Freddys Bauch zog sich bei jedem Schritt zusammen. Bis zum Abendessen würde er verhungert sein. Todsicher.

2. SCHNELL WEG!

Noch nie in seinem Leben hatte Freddy seine Tante Liz so glücklich gesehen. Als er ihr beim Abendessen den Brief unter die Nase hielt, strahlte sie.

»Was für eine wunderbare Chance für dich«, meinte sie zu Freddy. »Urgroßonkel Cornelius wäre stolz auf dich. Er hat selbst eins der besten Knabeninstitute besucht.« Sie schnüffelte ein bisschen. »Ich weiß zwar nicht, wie ich es künftig ohne dich schaffen soll. Wer zündet die ganzen Kerzen an? Wer besorgt neue Grablichter? Und mit wem soll ich dann am Abend unseren schönen Familienstammbaum durchgehen?«

»Soll ich lieber hierbl…«, setzte Freddy an, denn er hätte zwar lieber heute als morgen das gruftige Haus verlassen, doch irgendwie hatte er Tante Liz auch gern und wollte sie nicht einfach so im Stich lassen.

Aber da unterbrach sie ihn schon: »Auf gar keinen Fall sollst du hierbleiben!« Sie machte eine wegwischende Handbewegung. »Das hätten deine liebe Mutter und dein Onkel Bob, Gott hab sie selig, nie gewollt! Alle männlichen Familienmitglieder haben über die Jahrhunderte durchweg ordentliche Schulen besucht. Wir sollten uns später noch einmal den Familienstammbaum ansehen. Du weißt doch, Freddy: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!«

Freddy rollte die Augen. Nicht schon wieder, dachte er bei sich. Denn auch das war eine der seltsamen Gewohnheiten seiner Tante: mindestens zweimal pro Woche ging sie mit ihm die Listen seiner zahlreichen Verwandten und deren Abstammung durch. Langweilig wie Knäckebrot!

Freddys spannendste Frage jedoch, ob sie die Bewerbung für die neue Schule geschickt hatte, blieb unbeantwortet.

»Kost und Logis sind frei«, freute sich Tante Liz und kniff Freddy in die Wange. »Das heißt, ich muss dich nicht mehr durchfüttern. Frisst mir sowieso die Haare vom Kopf, Kindchen. Und auf dem Dachboden ist dann Platz für andere Dinge.«

Freddy dachte kurz nach, was sie dort wohl unterbringen wollte. Bisher schlief Freddy da oben. Zusammen mit einem keifenden Marder und einer stinkenden Mäusefamilie.

Er wohnte neben alten Kartons mit Onkel Bobs alter Kleidung und staubigen Büchern. Sein Bett war eine zerfledderte Matratze, Onkel Bobs abgenutzter Wintermantel diente als Zudecke. Dabei hätte es im Haus durchaus noch ein Zimmer gegeben. Aber darin wohnte Onkel Bob. Genauer: die Urne mit seiner Asche. Tante Liz hatte sie auf Bobs wuchtigem Schreibtisch drapiert und saß nun jeden Tag im Stuhl davor und hielt mit Bobs Überresten Zwiesprache. Im ganzen Raum standen Fotos von Onkel Bob, vor denen dunkelrote Grableuchten brannten. Tag und Nacht. Im Haus sah es aus, als wäre jeden Tag Halloween.

So war der Dachboden zu Freddys Raum geworden. Jede Nacht stöhnte, schepperte und rumpelte es unter dem Gebälk, als würde sich ein waschechter Geist dort herumtreiben. An Schlaf war kaum zu denken. Jeden Morgen schrubbte Freddy eine Viertelstunde an sich herum, um den alten Mief loszuwerden. Doch das Waschen und Abrubbeln war meist vergeblich. Er roch immer noch wie ein muffiger Kleiderschrank, was Freddy den Spitznamen Mottenkugel eingebracht hatte.

Freddy seufzte und griff nach der Leberwurst, um sich ein Brot zu schmieren. Tante Liz sah ihn entgeistert an.

»Nur ein Teelöffelchen voll, Freddy. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Außerdem will Walter auch noch seinen Anteil.« Sie riss Freddy die Wurst aus der Hand.

Freddy blieb keine Zeit zum Protestieren. Es hätte sowieso nichts genutzt. »Kann ich denn jetzt noch etwas von dem Gulasch haben?«

Tante Liz sah ihn mitleidig an. »Tut mir so leid, mein Junge. Aber das habe ich vorhin meinem kleinen Katerchen gegeben.« Sie hob Walter hoch und tupfte ihm liebevoll den prallen Bauch. »Er hat immer so einen guten Appetit, das Kerlchen.«

Freddy stöhnte. Für ihn gab es jetzt nur noch einen Klecks ranzige Margarine.

»Ich geh ins Bett«, murmelte er mit knurrendem Magen.

»So ist es recht. Tu das, mein Junge«, gab Tante Liz zurück. »Geh mit den Hühnern schlafen und steh mit den Hähnen auf.«

Freddy wusste zwar, dass sich seine Tante auf ihre Weise um ihn bemühte. Trotzdem war dieser Abend der Moment, in dem Freddy begann, die Tage zu zählen. Die Tage, bis er endlich nicht mehr in seine alte Schule gehen musste. Hier hatte er sich nie richtig wohlgefühlt Und sein Zuhause, wenn man den Dachboden und das Halloween-Haus überhaupt so nennen konnte, war auch nicht wirklich schön. Freddy musste alle Arbeiten im und rund ums Haus erledigen. Er spülte, kehrte und ging einkaufen. Tante Liz hatte seit Jahren kaum mehr Tageslicht gesehen. Geschweige denn Menschen! Und Freddy hielt es jetzt auch nicht mehr aus. Er sehnte sich regelrecht danach, ins Internat Burg Blauzahn zu kommen.

In den Wochen bis zur Abfahrt radelte Freddy täglich zur Pimpelhauser Bibliothek. Er wollte alles über die Burg Blauzahn herausfinden. Doch so sehr er auch in alten Schinken blätterte … er fand nichts. Keinen Hinweis. Keine Eintragung. Kein Bild oder Foto. Dafür malte er sich alles in Gedanken umso schöner aus. Die ganzen Sommerferien über träumte er von einer Burg voller fröhlicher Schüler. In Freddys Träumen hatte hier jeder sein eigenes Himmelbett. Wie es sich für so eine Burg gehörte. Freddy stellte sich einen großen Park vor mit Fußball- und Tennisplatz, mit eigenem Schwimmbad und viel Platz zum Toben. Und bestimmt würde er hier jede Menge coole Freunde finden. Niemand würde ihn mehr Mottenkugel nennen. Ganz sicher!

Und endlich war es so weit:

»Hier ist das Geld für den Bus«, flötete Tante Liz am letzten Augusttag. Sie drückte Freddy die genau abgezählten Münzen in die Hand. Wegen der Hitze und dem dicken schwarzen Kleid hatten sich kleine Schweißperlen auf ihrem Gesicht gebildet. Unwirsch wischte sie diese mit der Handfläche weg. »Ich war immer gut zu dir, Freddy. Aber mehr kann ich dir nun wirklich nicht geben.«

Gemeinsam warteten Tante Liz und Freddy im Eingang des Hauses in der Bibbergasse 7. Die Bushaltestelle lag genau gegenüber. Tante Liz hatte es sich nicht nehmen lassen, Freddy zu winken. Dafür hatte sie extra einen breiten Spitzenrand um ein älteres Stofftaschentuch geklöppelt. Und sie hatte das größte Foto, das sie von ihrem verstorbenen Mann finden konnte, nach draußen geschleppt. Eine Aufnahme, die Onkel Bob in vollem Ausmaß zeigte. In einem antiken Rahmen mit echtem Gold. Dafür hatte Tante Liz ihr ganzes Erspartes ausgegeben, während Freddy nicht mal Schuhe in seiner Größe bekam.

»Sogar das feine weiße Hemd deines Onkels habe ich dir eingepackt, Junge«, säuselte Tante Liz. »Und eine frische Unterhose.«

Sie angelte die Plastiktüte, die Freddy statt eines Koffers ins Internat mitnahm, vom Boden.