Gesammelte Wildwestromane - Walther Kabel - E-Book

Gesammelte Wildwestromane E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

Dieses eBook: "Gesammelte Wildwestromane: Der Medizinmann Omakati + Der kleine Kundschafter + Das Geheimnis des Zuni" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Walther Kabel (1878-1935) gilt als einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller der 1920er Jahre. Aus dem Buch: "Felsenherz, der rasch auf die Erde gesprungen war, schnitt den alten Indianer los und legte ihn in das Gras, verband die Wunden mit ein paar Streifen Leinwand und flößte dem völlig Erschöpften einige Schlucke Wasser ein. Chokariga hatte sich ebenfalls neben dem im letzten Augenblick einem furchtbaren Tode Entronnenen niedergekniet und sagte nun zu Felsenherz: "Es ist ein Zuni, ein Krieger dieses Unterstammes der Navajo-Nation." Der Zuni hatte sich ein wenig erholt und flüsterte: "Guazava, der Medizinmann der Zunis, hat den Oberhäuptling der Komanchen noch nie gesehen. Aber er weiß, daß der berühmte schwarze Panther stets in Gesellschaft des Trappers Felsenherz zu finden ist. Und Felsenherz' lange Doppelbüchse mit dem mit Goldblättchen verzierten Kolben kennt jeder. Der blonde Jäger, der mich soeben gerettet hat, legte diese Büchse neben sich. Also muß es Felsenherz sein. Guazava, der fliegende Pfeil, dankt den beiden berühmten Kriegern sein Leben." Er schwieg vor Erschöpfung, schloß die Augen und fiel in eine tiefe Ohnmacht."

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Walther Kabel

Gesammelte Wildwestromane: Der Medizinmann Omakati + Der kleine Kundschafter + Das Geheimnis des Zuni

e-artnow, 2016 Kontakt: [email protected]
ISBN  978-80-268-5418-0

Inhaltsverzeichnis

Der Medizinmann Omakati
Der kleine Kundschafter
Das Geheimnis des Zuni

Der Medizinmann Omakati

Inhaltsverzeichnis
1. Der Grisly
2. Der geheimnisvolle Medizinmann
3. Im Lager der Apachen
4. Toms Tod
5. Die beiden Grislys
6. Edward Botterley

1. Kapitel Der Grisly

Inhaltsverzeichnis

Die Sonne war soeben erst aufgegangen. Ihre Strahlen vergoldeten die zackigen Gipfel der Uferberge des Pecos-Flusses und ließen die Spitzen der Riesentannen, die auf den Terrassen der Anhöhen wuchsen, in besonderem Glanze aufleuchten.

Unten zwischen seinen selbigen Ufern schoß der Pecos gurgelnd und schäumend dahin, bildete hier und dort weiß schimmernde Stromschnellen und häufte vor den kleinen, zahlreichen Inselchen förmliche Barrikaden von losgerissenen Sträuchern, entwurzelten Bäumen und weggespülten Moosflächen an. –

Am Westufer des Pecos standen zu dieser frühen Morgenstunde drei Männer, die ihre Pferde am Zügel hielten und gespannt nach einer Bergterrasse auf der anderen Seite des Flusses hinüberschauten, wo soeben zwischen den grünen Büschen die riesige Gestalt eines grauen Bären, des gefürchteten Grisly, sichtbar geworden war.

Die drei Männer standen so, daß ein Vorhang von Schlingpflanzen, der zwischen zwei Eichen als seltsames Gebilde herabhing, sie völlig deckte.

„Ein Grisly!“ flüsterte jetzt der eine, dessen schwarzgebranntes Gesicht den Mulatten verriet. „Massa Felsenherz, man müßte ihn abschießen,“ wandte er sich an den schlanken, blondbärtigen Trapper, der neben ihm in lässig-kraftvoller Haltung auf seiner langen Büchse lehnte, deren Kolben beiderseits in Goldplättchen das Bild eines springenden Jaguars zeigte.

„Nein, Tom,“ meinte der blonde Trapper darauf. „Wie haben allen Grund, vorsichtig zu sein. Hier in den Uferbergen hallt ein Schuß mit vielfachem Echo nur allzu weit. Wir müssen damit rechnen, daß die Apachen mit allem Eifer nach uns suchen. Der schnelle Büffel, ihr Oberhäuptling, wird nicht eher ruhen, bis er unsere Fährte wieder gefunden hat. Lassen wir also den Grisly laufen!“

Der dritte der Männer, ein hochgewachsener Indianer mit mehreren Adlerfedern im Haarschopf, spähte noch immer angestrengt nach dem Bären aus und sagte nun:

„Mein Bruder Felsenherz mag den Grisly einmal recht genau beobachten. Chokariga hat etwas entdeckt, das sehr seltsam ist.“

„Häuptling,“ erklärte der Mulatte Tom, „ich habe zwar nur noch ein Auge. Ich kann an dem Tiere nichts besonderes bemerken.“

Eine Weile blieb es jetzt still. Die drei Männer blickten wieder durch die Lücken des Schlingpflanzenvorhangs nach dem Ostufer hinüber, wo der Grisly noch immer vor den Büschen der Felsterrasse langsam hin und her ging, indem er sich zuweilen auf den Hinterbeinen aufrichtete und scheinbar witternd den Kopf nach dem Flusse vorstreckte.

Dann glitt über das gebräunte Gesicht des schlanken Trappers Felsenherz ein Ausdruck des Erstaunens, dem sofort aber ein Lächeln folgte. Er wandte den Kopf nach rechts. Seine Augen begegneten denen des roten Häuptlings, des berühmten schwarzen Panthers der Komanchen, seines besten Freundes.

Auch der schwarze Panther verzog für einen Moment das Gesicht zu einem leisen Lächeln. Die beiden unzertrennlichen Westmänner verstanden sich.

Dann flüsterte der Mulatte Tom, der ebenfalls einen hirschledernen Trapperanzug trug:

„Massa Felsenherz, der Grisly dort ist ein Grisly wie alle anderen. Ich kann nichts entdecken, was –“

Er schwieg.

Drüben war ein Schuß gefallen, dessen Echo jetzt überlaut durch das Flußtal schallte.

Der Bär hatte sich mit einem Satz in das Gebüsch geworfen, war verschwunden.

Dann erschien vor einer Gruppe Tannen auf derselben Felsterrasse ein Mann, der die noch rauchende Büchse in der Hand hielt und nun mit ein paar Sprüngen vor jenem Dickicht stand, in das der Grisly sich geflüchtet hatte.

Dieser Jäger, dessen Körperlänge und Magerkeit ihn zu einer recht auffallenden Erscheinung machten, war vollständig in dunkelgrünes, derbes Leinen gekleidet, trug dazu einen breitrandigen Strohhut und hohe gelbe Schaftstiefel.

Ihm folgte auf dem Fuße eine zweite Gestalt, die im Gegensatz zu der fast eleganten Kleidung des Langen und dessen Größe mehr wie ein abgerissener Strolch aussah und dabei so klein, dick und behäbig war, daß sie noch mehr zum Lachen reizte als der dürre Grüne.

Die drei Männer am Westufer beobachteten, wie der Dicke den anderen am Arm packte, von dem Gestrüpp wegriß und zurück hinter die Tannen zerrte.

Der Mulatte Tom sagte jetzt verwundert:

„Oh – das ist ein sehr merkwürdiges Paar! Wer mögen die beiden nur sein?“

„Tom wird sie sofort kennen lernen,“ erwiderte der Komanchenhäuptling. „Wir müssen hinüber und sie warnen. – Hat mein Bruder Felsenherz schon einmal von dem dicken Abraham etwas gehört?“ fragte er den blonden Trapper, der nur kurz bejahte und dann hinzufügte:

„Chokariga hat recht. Der dicke Abraham ahnt nicht, daß die Apachen ihre Dörfer verlassen haben und den Pecos umschwärmen, um uns abzufangen. – Vorwärts, gehen wir ein Stück stromauf und setzen wir mit Hilfe eines Baumfloßes über den Pecos!“

Der Komanche schritt voran. Ihm folgte Tom. Als letzter kam Felsenherz, der seinen Braunen nicht zu führen brauchte, da das vorzüglich dressierte Pferd jeden Wink seines Herrn verstand.

So legten sie im hochstämmigen Uferwalde etwa dreihundert Meter zurück, bis sie die nächste Krümmung des Pecos hinter sich hatten.

Hier schob sich eine Halbinsel recht weit in den Fluß hinein, an deren Spitze eine Baum- und Strauchanhäufung sich noch weiter in die Strömung vorstreckte.

Tom und der Komanche begannen sofort vier der angetriebenen Urwaldriesen flott zu machen und mit Ranken und Baststreifen zusammenzubinden.

Felsenherz beobachtete inzwischen die Umgebung.

Still und friedlich lag das Flußtal im Glanze der Sonne da. Doch der blonde Trapper wußte nur zu gut, wie trügerisch diese Ruhe in der Natur hier im wilden Westen oft war. Er kannte all die kleinen Zeichen, die das Nahen eines Feindes verrieten.

Nichts – entging seinen spähenden Blicken.

Jetzt stieg drüben am Ostufer aus dem Walde ein Schwarm Wildtauben auf. Und fast gleichzeitig erhoben sich hier am Westufer unweit der Halbinsel aus einer uralten Buche krächzend drei Krähen.

Felsenherz packte im Nu die Zügel der drei Pferde, lief mit den Tieren dorthin, wo der Komanche und Tom soeben das plumpe Floß ganz nahe an das Ufer gerückt hatten, rief den beiden zu: „Vorsicht – der Wald warnt uns!“ und zwang sich die sich leicht sträubenden Pferde auf die schwimmenden Stämme hinüber.

Der Komanche gab dem Floß sofort einen Stoß wobei er eine schlanke, der Äste bereits beraubte Tanne als Stange benutzte.

Auch der Mulatte, der noch vor wenigen Wochen als Sklave auf einer Baumwollplantage gelebt hatte und dann glücklich entflohen war, drückte das Floß vom Ufer der Halbinsel ab und ließ dabei seine Augen prüfend über den nahen Wald des Westufers gleiten.

Gerade als die Strömung das Floß nun erfaßte und mit sich fortnahm, warf Tom seine Stoßstange bei Seite und griff nach seiner Doppelbüchse.

Er hatte dort in den Sträuchern unterhalb der Buche, von der soeben die Krähen sich in die Luft geschwungen hatten, den Lauf einer Flinte bemerkt.

Doch – ein anderer kam ihm zuvor.

Bevor er noch angelegt hatte, krachte Felsenherz’ berühmte Jaguar-Büchse, und auf den Knall des Schusses folgte in den Büschen ein gellender Aufschrei.

Der Flintenlauf war verschwunden.

Dafür tauchten zehn – zwanzig Apachen auf, die sich kopfüber in den Fluß stürzten und tauchend einen mit der Strömung dahintreibenden Baumstamm erreichten, hinter dem sie vor den Kugeln der drei Floßfahrer sicher waren.

Noch mehr geschah: auch am Ostufer erschienen einige vierzig Rothäute, die nun gleichfalls schwimmend dem Flosse folgten.

„Pest!“ schimpfte der Mulatte ingrimmig. „Da haben wir die Bande ja schon auf dem Halse!“

„Achtung!“ warnte Felsenherz. „Die Krümmung kommt! Tom – mehr in die Mitte der Strömung mit dem hinteren Ende des Flosses.“

Gerade hier führte die Strömung recht dicht am Westufer entlang, das an tiefer Stelle eine schroffe, etwa fünf Meter hohe Wand bildete.

Als das Floß an dem Steilufer jetzt vorüberglitt, wollten von oben sechs – sieben Apachen hinabspringen.

Nur vier jedoch hatten den Sprung richtig berechnet. Die drei anderen sausten hinter dem Floß ins Wasser.

Einer der vier war sofort wieder hochgeschnellt und schleuderte seinen Tomahawk nach dem Mulatten, der sich niederwerfen mußte, um der dahersausenden Waffe zu entgehen.

Doch – schon blitzte es aus seiner Büchse auf, und mit einer Kugel in der Stirn sank der Apache taumelnd in den Fluß.

Die drei übrigen hatten sich bereits auf Felsenherz gestürzt.

Der vorderste holte ebenfalls zum Wurfe aus.

Der Tomahawk sauste wirbelnd auf den Trapper zu.

Nur ein schneller Schritt zur Seite, und die Streitaxt flog unschädlich vorüber. Dann hatte Felsenherz den Gegner gepackt, warf ihn auf die beiden anderen Angreifer, sprang hinterher und schlug mit der gefürchteten Eisenfaust zu.

Noch drei gewaltige Fußtritte, und das Floß war wieder von Feinden frei.

Chokariga hatte indessen weiter stromabwärts an einer Stelle, wo die Ufer flacher waren, auf jeder Seite des Pecos gegen hundert berittene Apachen entdeckt und beschlossen, an der nächsten der mitten im Flusse liegenden Felseninseln zu landen, rief jetzt dem Trapper und Tom zu, sie sollten zu den Stoßstangen greifen und ihm helfen, das Floß mehr nach links hinüberzudrücken.

Doch – die an der rechten Seite des kleinen Eilandes vorbeischießende Strömung war zu stark.

„Wir schaffen’s nicht!“ keuchte Tom, der wahrlich die Kräfte eines Bären besaß.

Da – im Ufergestrüpp des Inselchens war plötzlich derselbe kleine dicke Mann erschienen, der vorhin den langen Dürren aus der Nähe des Grisly gewaltsam entfernt hatte.

„Hallo!“ brüllte er. „Hallo – der schwarze Panther mag achtgeben –!“

Dann flog auch schon ein Lasso herüber, dessen Schlinge Chokariga geschickt auffing.

Der dicke Abraham begann das Floß langsam an die Insel heranzuziehen, rief nach einer Weile:

„He, Master Botterley, helft mir mal ein wenig! Ihr habt eure Arme und Hände doch nicht bloß zum Dollarzählen erhalten!“

Aus dem Gestrüpp erhob sich nun auch der endlos lange grüne Herr, dessen Gesicht ein wehender blonder Schnurrbart zierte.

„Abraham, dazu seid Ihr engagiert worden!“ erklärte er würdevoll. „Ich bin nicht von Neuyork nach Westen gereist, um meine Muskeln durch Tauziehen zu stärken, sondern um Bären und Hirsche –“

Da hatte der dicke Abraham ihm schon den Lasso in die Hand gedrückt.

„Verdammt, Master!“ grunzte er wütend mit seiner heiseren Baßstimme, „macht hier keine Faxen! Es geht ums Leben! Das sagte ich Euch schon einmal!“

James Botterley, Mitinhaber eines Bankgeschäfts in Neuyork, trat jedoch ärgerlich zurück und meinte:

„Vergeßt nicht, Abraham, daß Ihr nur mein Reisebegleiter und Führer seid! Ob es ums Leben geht, ist mir sehr gleichgültig. James Botterley fürchtet sich nicht!“

„Ich seid verdreht!“ rief der dicke Trapper, der mit zu den bekanntesten Westmännern der Indianergebiete gehörte, jetzt in heller Wut! „Ihr seid kein Gentleman, wenn ihr mich hier allein –“

Da hatte der lange Botterley sich schon gebückt und das Ende des Lassos ergriffen, zog mit allen Kräften und sagte stolz:

„Die Botterleys sind Gentlemen! – So, Ihr seht, ich habe mehr Muskeln als ihr, Abraham!“

Das schwere Floß wurde so trotz der reißenden Strömung an das Ufer gezerrt. Rasch brachte Tom jetzt die Pferde auf die Insel, während Chokariga und Felsenherz die hinter dem treibenden Baumstamm verborgenen Apachen beobachteten, die jetzt gleichfalls mit der Strömung vorüberschossen, jedoch jeden Versuch unterließen, etwa die Insel tauchend zu erreichen.

Dann begaben sich auch der Komanche und der blonde Trapper an Land, wo Abraham inzwischen dem Mulatten schon befohlen hatte, nach der Ostseite des kaum 12 Meter breiten Inselchens hinüberzugehen und aufzupassen, daß dort keine Apachen landeten.

Das Floß fuhr jetzt leer weiter. Felsenherz und der schwarze Panther kümmerten sich nicht um den dicken Abraham und den lagen Botterley, sondern liefen nach der Nordspitze des Eilandes, weil sie fürchteten, die anderen Apachen, die vorhin in den Fluß gesprungen waren, könnten dort die Inselufer erklettern.

Sie kamen auch keine Sekunde zu früh.

Etwa fünfzehn Rothäute hatten sich aus der Strömung herausgearbeitet und schwammen auf das Eiland zu.

Ein paar Schüsse zwangen sie, ihr Vorhaben aufzugeben und auf das Ostufer des Pecos zuzuhalten.

2. Kapitel Der geheimnisvolle Medizinmann

Inhaltsverzeichnis

„Sagt mal, Chokariga,“ ertönte da Abrahams Baß hinter den beiden Westmännern, „wer ist denn der blonde Master neben euch?! Erst dachte ich, es müßte der berühmte Felsenherz, Euer weißer Bruder, sein. Aber nachdem ich jetzt beobachtet habe, wie miserabel er schießt – er machte die beiden Rothäute, auf die er zielte, nur flügellahm –, muß ich annehmen, daß es irgend ein Greenhorn (Grünhorn, Neuling) ist, der sich hier in Gesellschaft des schwarzen Gentleman herumtreibt und auf den Ihr zufällig gestoßen seid!“

Felsenherz und der Häuptling hatten sich gleichzeitig nach dem dicken Trapper umgedreht, sahen nun in sein vergnügt grinsendes Pausbackengesicht und merkten, daß Abraham sich soeben nur einen Witz geleistet hatte, als er Felsenherz als Greenhorn bezeichnete.

Abraham streckte denn auch den beiden Jägern die Hand zur Begrüßung hin und fügte hinzu:

„Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Felsenherz! War schon lange mein Wunsch! Weiß natürlich längst, daß Ihr nie überflüssigerweise einen Feind tötet. Freut mich wirklich sehr! – Aber – ein Greenhorn ist hier wirklich mit von der Partie, nämlich mein Brotherr James Botterley, der mich vor vier Wochen drübe in Denton als Führer angeworben hat. Ihr habt ja vorhin schon gemerkt, was für’n Sparren der edle Master hat! Na – nun wird er ja wohl bald vernünftig werden, da die Apachen uns hier fraglos belagern werden auf dieser Miniatur-Insel! Wenn ihm erst die Kugeln um die Ohren pfeifen, dürfte er –“

Der dicke Abraham konnte den Satz nicht beenden.

Vom Ostufer des Eilandes her war der Knall zweier Schüsse herübergedrungen, denen sofort zwei weitere folgten.

Chokariga und Felsenherz huschten schon durch die Büsche und standen nun hinter Tom und Botterley, die soeben auf mehrere Apachen gefeuert hatten, die nach der Insel schwimmen wollten.

„Oh, drei Rothäute weniger!“ erklärte der Mulatte finster. „Hier der grüne Master hat leider die eine Kugel verschwendet! Das Zielen müßt Ihr eben noch besser lernen, Master!“

James Botterley, der etwa vierzig Jahre zählen mochte, fauchte jetzt Tom ärgerlich an:

„Frecher Nigger, was wagst du?! Wie kannst Du Dich erdreisten, mich –“

Toms intelligentes Gesicht, das trotz der dunklen Färbung keines der charakteristischen Merkmale der schwarzen Rasse zeigte, verzog sich in jäh auflodernder Wut. Blitzschnell hatte er zugepackt, hatten den dürren Botterley hochgehoben und schleuderte ihn über seinen Kopf hinweg in die Sträucher, wandte sich um, war mit einem Satz bei dem halb betäubt Daliegenden, riß sein wollenes Hemd auf der Brust auf und deutete auf eine Tätowierung in Form einer Schildkröte.

„Toms Mutter war eine Delawarin!“ sagte er stolz. „In meinen Adern fließt das Blut des berühmtesten aller östlichen Indianerstämme! Wer mich einen Nigger nennt, wird merken, daß Tom Brack, der schwarze Häuptling, einen Skalp zu nehmen weiß!“

Botterley hatte sich aufrecht gesetzt, betastete seinen Körper und meinte mit bewundernswerter Gelassenheit:

„Donnerwetter – alle Achtung vor Eurer Kraft, Tom! Die imponiert mir! Ihr solltet Berufsringer werden. Ich biete Euch jährlich 10 000 Dollar. Ich werde Euch zum Ringer ausbilden und in Neuyork auftreten lassen –“

Auch der dicke Abraham kam jetzt herbei, überschaute rasch die recht komische Situation und meinte lachend:

„Master Botterley, die Bekanntschaft des Mulatten habt Ihr ja bereits gemacht. Da brauche ich Euch nur noch hier den Häuptling der Komanchen und seinen ebenso berühmten Freund Felsenherz vorzustellen. Wir sind nun unserer fünf, und da Felsenherz stets zwei Doppelbüchsen mit sich herumschleppt, haben wir sechs von den sogenannten Kugelspeiern zur Verfügung, was genügen dürfte, um uns die Apachen ’ne Weile vom Kadaver zu halten.“

Botterley stand auf und gab Felsenherz, Chokariga und auch Tom die Hand, meinte dazu ohne jede Verlegenheit:

„Sehr interessant, Euch kennen zu lernen! – Aber – Abraham redet Unsinn. Mich geht es gar nichts an, wie er mit den Apachen fertig wird. Ich habe ihn zu meinem Schutz engagiert. Auf mich dürft Ihr nicht rechnen. Wenn es mir Spaß macht, will ich mal auf einen Apachen schießen. Im übrigen wünsche ich nur eins: nämlich den Grisly vollends abzutun, den ich vor einer halben Stunde dort drüben auf der Terrasse angeschossen habe!“

Selbst der ernste Komanche mußte jetzt lächeln.

Abraham jedoch rief scheinbar recht aufgebracht: