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Seitenzahl: 290
The Project Gutenberg eBook, Geschichte der Neueren Deutschen Chirurgie, by Ernst Georg Ferdinand Küster
This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org
Title: Geschichte der Neueren Deutschen Chirurgie
Author: Ernst Georg Ferdinand Küster
Release Date: April 24, 2012 [eBook #39529]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE DER NEUEREN DEUTSCHEN CHIRURGIE***
E-text prepared by Juliet Sutherland, Jens Nordmann, and the Online Distributed Proofreading Team (http://www.pgdp.net)
Anmerkungen zur Transkription
Die Originalschreibweise und kleinere Inkonsistenzen in der Rechtschreibung und Formatierung wurden beibehalten. Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Änderungen sind im Text gekennzeichnet, der Originaltext erscheint beim Überfahren mit der Maus.
VERLAG VON FERDINAND ENKE IN STUTTGART.
NEUE DEUTSCHE CHIRURGIE
Herausgegeben von P. v. Bruns.
Die „Neue Deutsche Chirurgie“ ist als Fortsetzung der „Deutschen Chirurgie“ von dem gegenwärtigen Herausgeber dieses monumentalen, dem Abschlusse entgegengehenden Sammelwerkes, Exzellenz v. Bruns, begründet worden.
Die „Neue Deutsche Chirurgie“ erscheint als eine fortlaufende zwanglose Sammlung von Monographien über ausgewählte Kapitel der modernen Chirurgie. Das beigegebene Verzeichnis der bereits erschienenen sowie in Vorbereitung befindlichen Bände zeigt, daß von den berufensten Autoren die neuzeitlichen Errungenschaften der Chirurgie sowie die neuerdings der chirurgischen Behandlung zugänglich gemachten Gebiete in sorgfältiger Auswahl dargestellt werden. Nach Bedarf werden immer neue Bände hinzugefügt.
Von der Kritik ist das Erscheinen der „Neuen Deutschen Chirurgie“ mit Freude begrüßt und dem großen Werke ein weitgehendes Bedürfnis zuerkannt worden. Die bisher erschienenen Bände werden sämtlich dem Fachmann als willkommen und unentbehrlich manche auch dem praktischen Arzte angelegentlich empfohlen.
Die „Neue Deutsche Chirurgie“ hat in der kurzen Zeit ihres Erscheinens bereits einen außerordentlich großen Kreis von Lesern und besonders von Abonnenten sich erworben, so daß zu hoffen ist, daß die Sammlung sich bald jedem Chirurgen als unentbehrlich erweisen wird.
Im Abonnement auf die „Neue Deutsche Chirurgie“ — es ist für dieses ein etwa 20 Prozent niedrigerer Bandpreis angesetzt — wird den Chirurgen die Gelegenheit geboten, allmählich eine wertvolle Fachbibliothek in sorgfältigster Auswahl und Bearbeitung zu erwerben.
Ferdinand Enke, VerlagsbuchhandlungStuttgart.
Bisher erschienene Bände:
1. Band. Die Nagelextension der Knochenbrüche. Von Privatdoz. Dr. F. Steinmann. Mit 136 Textabbildungen. Lex. 8o. 1912. Preis für Abonnenten geh. M. 6.80, in Leinw. geb. M. 8.20. Einzelpreis geh. M. 8.40, in Leinw. geb. M. 9.80.
2. Band. Chirurgie der Samenblasen. Von Prof. Dr. F. Voelcker. Mit 46 Textabbildungen. Lex. 8o. 1912. Preis für Abonnenten geh. M. 7.80, in Leinw. geb. M. 9.20. Einzelpreis geh. M. 9.60, in Leinw. geb. M. 11.—
3. Band. Chirurgie der Thymusdrüse. Von Dr. Heinrich Klose. Mit 99 Textabbildungen, 2 Kurven und 3 farbigen Tafeln. Lex. 8o. 1912. Preis für Abonnenten geh. M. 10.40, in Leinw. geb. M. 11.80. Einzelpreis geh. M. 12.80, in Leinw. geb. M. 14.20.
4. Band. Die Verletzungen der Leber und der Gallenwege. Von Professor Dr. F. Thöle. Lex. 8o. 1912. Preis für Abonnenten geh. M. 6.80, in Leinw. geb. M. 8.20. Einzelpreis geh. M. 8.40, in Leinw. geb. M. 9.80.
5. Band. Die Allgemeinnarkose. Von Professor Dr. M. v. Brunn. Mit 91 Textabbildungen. Lex. 8o. 1913. Preis für Abonnenten geh. M. 15.—, in Leinw. geb. M. 16.40. Einzelpreis geh. M. 18.60, in Leinw. geb. M. 20.—
6. Band. Die Chirurgie der Nierentuberkulose. Von Privatdozent Dr. H. Wildbolz. Mit 22 teils farbigen Textabbildungen. Lex. 8o. 1913. Preis für Abonnenten geh. M. 7.—, in Leinw. geb. M. 8.40. Einzelpreis geh. M. 8.60, in Leinw. geb. M. 10.—
7. Band. Chirurgie der Lebergeschwülste. Von Professor Dr. F. Thöle. Mit 25 Textabbildungen. Lex. 8o. 1913. Preis für Abonnenten geh. M. 12.—, in Leinw. geb. M. 13.40. Einzelpreis geh. M. 14.—, in Leinw. geb. M. 15.40.
8. Band. Chirurgie der Gallenwege. Von Professor Dr. H. Kehr. Mit 137 Textabbildungen, einer farbigen Tafel und einem Bildnis Carl Langenbuchs. Lex. 8o. 1913. Preis für Abonnenten geh. M. 32.—, in Leinw. geb. M. 34.—. Einzelpreis geh. M. 40.—, in Leinw. geb. M. 42.—
9. Band. Chirurgie der Nebenschilddrüsen (Epithelkörper). Von Professor Dr. N. Guleke. Mit 22 teils farbigen Textabbildungen. Lex. 8o. 1913. Preis für Abonnenten geh. M. 7.—, in Leinw. geb. M. 8.40. Einzelpreis geh. M. 8.40, in Leinw. geb. M. 9.80.
10. Band. Die Krankheiten des Knochensystems im Kindesalter. Von Professor Dr. Paul Frangenheim. Mit 95 Textabbildungen. Lex. 8o. 1913. Preis für Abonnenten geh. M. 11.80, in Leinw. geb. M. 13.20. Einzelpreis geh. M. 14.80, in Leinw. geb. M. 16.20.
11. Band. Allgemeine Chirurgie der Gehirnkrankheiten. I. Teil. Bearbeitet von Professor Dr. A. Knoblauch, Professor Dr. K. Brodmann und Priv.-Doz. Dr. A. Hauptmann. Redigiert von Professor Dr. F. Krause. Mit 149 teils farbigen Abbildungen und 12 Kurven. Lex. 8o. 1914. Preis für Abonnenten M. 20.—, in Leinw. geb. M. 21.60. Einzelpreis geh. M. 24.—, in Leinw. geb. M. 25.60.
12. Band. Allgemeine Chirurgie der Gehirnkrankheiten. II. Teil. Bearbeitet von Professor Dr. G. Anton, Professor Dr. L. Bruns, Professor Dr. F. Haasler, Priv.-Doz. Dr. A. Hauptmann, Dr. W. Holzmann, Professor Dr. F. Krause, Professor Dr. F. W. Müller, Professor Dr. M. Nonne und Professor Dr. Artur Schüller. Redigiert von Professor Dr. F. Krause. Mit 106 teils farbigen Abbildungen. Lex. 8o. 1914. Preis für Abonnenten M. 17.20, in Leinw. geb. M. 18.80. Einzelpreis geh. M. 21.—, in Leinw. geb. M. 22.60.
13. Band. Die Sportverletzungen. Von Priv.-Doz. Dr. G. Freiherrn v. Saar. Mit 53 Textabbildungen. Lex. 8o. 1914. Preis für Abonnenten geh. M. 11.—, in Leinw. geb. M. 12.40. Einzelpreis geh. M. 13.40, in Leinw. geb. M. 14.80.
14. Band. Kriegschirurgie in den Balkankriegen 1912/13. Bearbeitet von Alfred Exner, Hans Heyrovsky, Guido Kronenfels und Cornelius Ritter von Massari. Redigiert von Alfred Exner. Mit 51 Textabbildungen. Lex. 8o. 1915. Preis für Abonnenten geh. M. 10.—, in Leinw. geb. M. 11.40. Einzelpreis geh. M. 11.60, in Leinw. geb. M. 13.—
15. Band. Geschichte der neueren deutschen Chirurgie. Von Prof. Dr. Ernst Küster. Lex. 8o. 1915. Preis für Abonnenten geh. M. 4.40, in Leinw. geb. M. 5.60. Einzelpreis geh. M. 5.20, in Leinw. geb. M. 6.40.
In Vorbereitung befindliche Bände:
Handbuch der Wundbehandlung.
Von Dr. C.
Brunner
.
Behandlung der Wundinfektionskrankheiten.
Von Prof. Dr. L.
Wrede
.
Immunisierung im Dienste der chirurgischen Diagnostik und Therapie.
Von Dr. G.
Wolfsohn
.
Staphylomykosen und Streptomykosen.
Von Prof. Dr.
Th. Kocher
und Priv.-Doz. Dr. F.
Steinmann
.
Sporotrichose.
Von Prof. Dr. G.
Arndt
.
Tetanus.
Von Prof. Dr. E.
Kreuter
.
Traumatische Neurosen.
Von Prof. Dr. O.
Nägeli
.
Lokalanästhesie.
Von Prof. Dr. V.
Schmieden
und Dr. F.
Härtel
.
Lumbalanästhesie.
Von Dr. A.
Dönitz
.
Künstliche Blutleere.
Von Prof. Dr. F.
Momburg
.
Blutuntersuchungen im Dienste der Chirurgie.
Von Prof. Dr. O.
Nägeli
und Dr. E.
Fabian
.
Bluterkrankheit.
Von Priv.-Doz. Dr.
Schlößmann
.
Chirurgische Röntgenlehre.
Von Prof. Dr. R.
Grashey
.
Chirurgische Röntgenstrahlenbehandlung.
Von Priv.-Doz. Dr. H.
Iselin
.
Chirurgische Sonnenlichtbehandlung.
Von Dr. O.
Bernhard
und Dr. A.
Rollier
.
Freie Transplantation.
Von Prof. Dr. E.
Lexer
.
Plastische Chirurgie.
Von Prof. Dr. E.
Lexer
.
Chirurgische Operationslehre.
Von Prof. Dr. E.
Lexer
.
Dringliche Operationen.
Von Prof. Dr. G.
Hirschel
.
Verbrennungen und Erfrierungen.
Von Prof. Dr. E.
Sonnenburg
und Dr. P.
Tschmarke
.
Chirurgie der heißen Länder.
Von Prof. Dr. K.
Goebel
.
Echinokokkenkrankheit.
Von Prof. Dr. W.
Müller
, Prof. Dr. A.
Becker
und Priv.-Doz. Dr. G.
Hosemann
.
Chirurgische Pneumokokkenkrankheiten.
Von Dr.
Th. Nägeli
.
Thrombose und Embolie nach Operationen.
Von Prof. Dr. H.
Fehling
.
Luft- und Fettembolie.
Von Prof. Dr. P.
Clairmont
.
Krebsgeschwülste.
Von Prof. Dr. O.
Lubarsch
, Prof. Dr.
Apolant
und Prof. Dr. R.
Werner
.
Sarkomgeschwülste.
Von Priv.-Doz. Dr.
Konjetzny
.
Chirurgie des Diabetes.
Von Prof. Dr. W.
Kausch
.
Chirurgie des Abdominaltyphus.
Von Prof. Dr. O. W.
Madelung
.
Behandlung der chirurgischen Tuberkulose.
Von Prof. Dr. M.
Wilms
.
Strahlenbehandlung des Hautkrebses und der Hauttuberkulose.
Von Prof. Dr. P.
Linser
.
Chirurgie der Lymphgefäße und Lymphdrüsen.
Von Prof. Dr. A.
Most
.
Chirurgie der Blutgefäße.
Von Prof. Dr. A.
Stich
.
Chirurgie der Nerven.
Von Prof. Dr. H.
Spitzy
.
Chirurgie der Syringomyelie.
Von Prof. Dr. A. F.
Borchard
.
Chirurgie der Lähmungen.
Von Prof. Dr. F.
Lange
.
Ambulante Behandlung von Knochenbrüchen.
Von Professor Dr. P.
Hackenbruch
.
Operative Behandlung der Knochenbrüche.
Von Prof. Dr. E.
Ranzi
.
Knochenbrüche der Gelenke.
Von Priv.-Doz. Dr. B.
Baisch
.
Traumatische Epiphysentrennungen.
Von Priv.-Doz. Dr. K.
Fritsch
.
Pseudoarthrosen.
Von Priv.-Doz. Dr. A.
Reich
.
Neuropathische Knochen- und Gelenkkrankheiten.
Von Dr. R.
Levy
.
Knochengeschwülste.
Von Prof. Dr. G.
Axhausen
.
Arthritis deformans.
Von Prof. G.
Axhausen
und Dr. P.
Gläßner
.
Gelenkentzündungen bei infektiösen Krankheiten.
Von Dr. G. D.
Zesas
.
Ankylose der Gelenke.
Von Prof. Dr. E.
Payr
.
Spezielle Chirurgie der Gehirnkrankheiten.
Bearbeitet von Oberarzt Dr. W.
Braun
, Prof. Dr. R.
Cassirer
, Prof. Dr. P.
Clairmont
, Prof. Dr. A.
Exner
, Prof. Dr. F.
Haasler
, Priv.-Doz. Dr. K.
Henschen
, Oberarzt Dr. E.
Heymann
, Prof. Dr. F.
Krause
, Prof. Dr. K. A.
Passow
, Prof. Dr. A.
Stieda
. Redigiert von Prof. Dr. F.
Krause
.
Verletzungen des Gehirns.
Bearbeitet von Prof. Dr. A. F.
Borchard
, Dr. W.
Braun
, Stabsarzt Dr. A.
Dege
, Prof. Dr. H.
Küttner
, Dr. E.
Melchior
, Prof. Dr. P.
Schröder
, Dr. H.
Schüller
, Prof. Dr. A.
Stieda
, Prof. Dr. A.
Tietze
, Dr.
Wrobel
. Redigiert von Prof. Dr. H.
Küttner
.
Chirurgie der Hypophyse.
Von Prof. Dr. A. Freiherrn
v. Eiselsberg
.
Chirurgie der Orbita.
Von Prof. Dr. W.
Krauß
und Priv.-Doz. Dr. F.
Hohmeier
.
Chirurgie des Ohres.
Von Prof. Dr. A.
Hinsberg
.
Rhinoskopie.
Von Prof. Dr. P.
Heymann
und Dr. G.
Ritter
.
Chirurgie der Gesichts- und Kiefer-Gaumenspalten.
Von Prof. Dr. C.
Helbing
.
Dentale Kieferoperationen.
Von Prof. Dr. B.
Mayrhofer
.
Direkte Endoskopie der Luft- und Speisewege.
Von Prof. Dr. W.
Brünings
und Prof. Dr. W.
Albrecht
.
Laryngoskopie.
Von Prof. Dr. P.
Heymann
und Dr. A.
Mayer
.
Chirurgische Operationen an Kehlkopf und Luftröhre.
Von Prof. Dr. O.
Chiari
.
Endemischer Kropf.
Von Dr. E.
Bircher
.
Chirurgie der Basedowkrankheit.
Von Dr. H.
Klose
und Dr. Arno Ed.
Lampé
.
Chirurgie der Speiseröhre.
Von Prof. Dr. V.
v. Hacker
und Primararzt Dr. G.
Lotheissen
.
Chirurgie der Brustdrüse.
Von Prof. Dr. E.
Leser
und Professor Dr. A.
Dietrich
.
Druckdifferenzverfahren bei Thoraxoperationen.
Von Priv.-Doz. Dr. L.
Dreyer
.
Chirurgie der Pleura.
Von Dr. H.
Burckhardt
.
Chirurgie der Lungen.
Von Prof. Dr. P. L.
Friedrich
.
Chirurgie des Herzens.
Von Prof. Dr. A.
Häcker
.
Chirurgie des Mediastinums und Zwerchfells.
Von Prof. Dr. F.
Sauerbruch
und Prof. Dr. K.
Henschen
.
Laparotomie und ihre Nachbehandlung.
Von Prof. Dr. H.
Gebele
.
Radikaloperation der Nabel- und Bauchwandbrüche.
Von Prof. Dr. E.
Graser
.
Chirurgie der Milz.
Von Prof. Dr. H.
Heineke
und Dr. E.
Fabian
.
Chirurgische Behandlung der Leberzirrhose.
Von Prof. Dr. W.
Kausch
.
Chirurgie des Pankreas.
Von Prof. Dr. N.
Guleke
, Dr. O.
Nordmann
und Dr. E.
Ruge
.
Röntgendiagnostik der Krankheiten des Verdauungskanals.
Von Dr. E.
Finckh
, Dr. F. M.
Groedel
und Priv.-Doz. Dr.
Stierlin
.
Chirurgie des Magengeschwüres.
Von Prof. Dr. E.
Payr
.
Chirurgie des Duodenums.
Von Prof. Dr. H.
Küttner
und Dr. E.
Melchior
.
Chirurgie der Appendix.
Von . . . . . . . . .
Chirurgie der Form- und Lageveränderungen des Darmes
(ausschließlich der Hernien). Von Prof. Dr. L.
Wrede
.
Chirurgie der Funktionsstörungen des Dickdarmes.
Von Prof. Dr. F.
De Quervain
.
Chirurgie des Rektums und Anus.
Von Prof. Dr. N.
Guleke
.
Chirurgie der Nebennieren.
Von Priv.-Doz. Dr. K.
Henschen
.
Chirurgie der weiblichen Harnorgane.
Von Priv.-Doz. Dr. A.
Bauereisen
.
Chirurgische Nierendiagnostik.
Von Prof. Dr. F.
Voelcker
und Priv.-Doz. Dr. A.
v. Lichtenberg
.
Chirurgie der Nephritis.
Von Prof. Dr. H.
Kümmell
.
Chirurgie des Nierenbeckens und Ureters.
Von Prof. Dr. H.
Kümmell
.
Endoskopie der Harnwege.
Von Prof. Dr. G.
Gottstein
.
Geschwülste der Harnblase.
Von Prof. Dr. O.
Hildebrand
und Dr. H.
Wendriner
.
Prostatektomie.
Von Prof. Dr. J.
Tandler
und Prof. Dr. O.
Zuckerkandl
.
Chirurgie des Hodens und Samenstranges.
Von Prof. Dr.
Th. Kocher
und Priv.-Doz. Dr. A.
Kocher
.
Chirurgie der Hand.
Von Dr. E.
Melchior
.
Verletzungen der unteren Extremitäten.
Von Prof. Dr. C. G.
Ritter
.
Preis für Abonnenten geh. M. 4.40, in Leinw. geb. M. 5.60. Einzelpreis geh. M. 5.20, in Leinw. geb. M. 6.40.
NEUE DEUTSCHE CHIRURGIE(HERAUSGEGEBEN VON)P. von BRUNS in Tübingen.BEARBEITET VON
Albrecht-Tübingen, Anton-Halle, Apolant-Frankfurt a. M., Arndt-Berlin, Axhausen-Berlin, Baisch-Heidelberg, Bauereisen-Kiel, Becker-Rostock, Bernhard-St. Moritz, Bircher-Aarau, Borchard-Posen, Braun-Berlin, Brodmann-Tübingen, Brünings-Jena, v. Brunn-Bochum, Brunner-Münsterlingen, Bruns-Hannover, Burckhardt-Berlin, Cassirer-Berlin, Chiari-Wien, Clairmont-Wien, Dönitz-Berlin, Dreyer-Breslau, v. Eiselsberg-Wien, Exner-Wien, Fabian-Leipzig, Fehling-Straßburg, Finckh-Stuttgart, Frangenheim-Cöln, Friedrich-Königsberg i. Pr., Fritsch-Breslau, Glässner-Berlin, Goebel-Breslau, Gottstein-Breslau, Graser-Erlangen, Grashey-München, Groedel-Nauheim, Guleke-Straßburg, Haasler-Halle, v. Hacker-Graz, Häcker-Essen, Härtel-Berlin, Hauptmann-Freiburg, Heineke-Leipzig, Helbing-Berlin, Henschen-Zürich, Heymann-Berlin, Hildebrand-Berlin, Hinsberg-Breslau, Hirschel-Heidelberg, Hohmeier-Marburg, Holzmann-Hamburg, Hosemann-Rostock, Iselin-Basel, Kausch-Berlin, Kehr-Berlin, Klose-Frankfurt a. M., Knoblauch-Frankfurt a. M., Kocher-Bern, Konjetzny-Kiel, Krause-Berlin, Krauss-Cöln, Kreuter-Erlangen, Kümmell-Hamburg, Küster-Berlin, Küttner-Breslau, Lampé-München, Lange-München, Leser-Frankfurt a. M., Levy-Breslau, Lexer-Jena, v. Lichtenberg-Straßburg, Linser-Tübingen, Lotheissen-Wien, Lubarsch-Kiel, Machol-Erfurt, Madelung-Straßburg, Mayer-Berlin, Mayrhofer-Innsbruck, Melchior-Breslau, Momburg-Bielefeld, Most-Breslau, Müller-Rostock, Müller-Tübingen, O. Nägeli-Tübingen, Th. Nägeli-Zürich, Nonne-Hamburg, Nordmann-Berlin, Passow-Berlin, Payr-Leipzig, De Quervain-Basel, Ranzi-Wien, Reich-Tübingen, Ritter-Berlin, Ritter-Posen, Rollier-Leysin, Ruge-Frankfurt a. O., v. Saar-Innsbruck, Sauerbruch-Zürich, Schlössmann-Tübingen, Schmieden-Halle a. S., Schüller-Wien, Sonnenburg-Berlin, Spitzy-Graz, Steinmann-Bern, Stich-Göttingen, Stieda-Halle a. S., Stierlin-Basel, Tandler-Wien, Thöle-Hannover, Tschmarke-Magdeburg, Voelcker-Heidelberg, Wendriner-Wien, Werner-Heidelberg, Wildbolz-Bern, Wilms-Heidelberg, Wrede-Jena, Wrobel-Breslau, Zesas-Basel, Zuckerkandl-Wien.
15. Band:Geschichte der neueren deutschen Chirurgie.VonDr. ERNST KÜSTER, o. ö. Professor der Chirurgie an der Universität Marburg,in Charlottenburg.
VERLAG VON FERDINAND ENKE IN STUTTGART.1915.
VONDR. ERNST KÜSTER,o. ö. PROFESSOR DER CHIRURGIE AN DER UNIVERSITÄT MARBURG,in CHARLOTTENBURG.
VERLAG VON FERDINAND ENKE IN STUTTGART.1915.
ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG, VORBEHALTEN.COPYRIGHT 1915 BY FERDINAND ENKE, PUBLISHER, STUTTGART.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
DERDEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR CHIRURGIEGEWIDMET.
Seite
Vorwort
XV
Erster Abschnitt
.
Der Zustand der Chirurgie vor Einführung der antiseptischen Wundbehandlung.
Kapitel I. Zustand der Gesamtmedizin vor der antiseptischen Wundbehandlung
1
Beschreibende Anatomie
1
Topographische Anatomie. Entwicklungsgeschichte
2
Feinere Anatomie und Physiologie
2
Pathologische Anatomie
2
Gesundheitslehre
3
Kapitel II. Die Krankenanstalten vor der antiseptischen Wundbehandlung
3
Alte Krankenhäuser. Massivbau
3
Das Pavillonsystem
4
Baracken
5
Leinwandzelte
6
Döckersche Zeltbaracke
7
Das Krankenzerstreuungssystem
8
Kapitel III. Die Krankenanstalten vor der antiseptischen Wundbehandlung
8
Die älteren Wundbehandlungsmethoden
8
Salben und Pflaster
9
Offene Wundbehandlung
9
Charpieverbände
9
Die Wundkrankheiten
10
Wundfäulnis, Sepsis
10
Eiterfieber, Pyämie
11
Hospitalbrand
12
Wundstarrkrampf, Tetanus
13
Wundrose, Erysipelas
14
Zustände auf älteren chirurgischen Abteilungen
15
Zweiter Abschnitt
.
Joseph Listers antiseptische Wundbehandlung.
Kapitel IV. Die Vorläufer Listers
18
Vorarbeiten. Klinische Beobachtung
18
Der Geburtshelfer Semmelweis
18
Gay-Lussac. Der Sauerstoff als Fäulniserreger
19
Schwanns Begründung der Keimlehre
19
Pasteurs Versuche über Zersetzung
20
Kapitel V. Listers Übertragung der Keimlehre auf die Chirurgie
20
Behandlung offener Knochenbrüche
23
Behandlung der Abszesse
24
Die Unterbindungsfäden
24
Antiseptischer Dauerverband
25
Der Zerstäuber (Spray)
26
Widerstand gegen das Verfahren in England und Frankreich
28
Dritter Abschnitt
.
Der Einzug der Antisepsis in die deutsche Chirurgie. Die Asepsis. Das Langenbeckhaus.
Kapitel VI. Einführung und Ausbau der antiseptischen Wundbehandlung in Deutschland
30
Vortrag des Stabsarztes A. W. Schultze über Antisepsis
30
Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
31
Richard Volkmanns Tätigkeit
32
Die Bakterienkunde als Hilfsmittel der Chirurgie
33
Robert Koch. Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten
34
Bedeutung der Bakterien für die praktische Chirurgie
36
Fehleisen, Rosenbach
37
Nicolaier
38
Ausbau der antiseptischen Wundbehandlung
38
Änderungen an dem Listerschen Verfahren
39
Schedes feuchter Blutschorf
42
Kapitel VII. Einführung der Asepsis
43
Veranlassung zur Einführung der Asepsis
44
Technik der Asepsis nach Schimmelbusch
45
Wundschutz und Händeschutz
45
Kapitel VIII. Die Gründung des Langenbeckhauses
46
Das Langenbeckhaus und die Kaiserin Augusta
46
Das Langenbeck-Virchow-Haus
51
Vierter Abschnitt
.
Wandlungen und Eroberungen auf dem Gebiete der allgemeinen Chirurgie.
Kapitel IX. Wandlungen der allgemeinen Therapie
52
Die Methoden zur Herbeiführung der Schmerzlosigkeit
52
Allgemeine Gefühllosigkeit
53
Die örtliche Empfindungslosigkeit
56
Die künstliche Blutleere
58
Andere Methoden der Blutersparung
58
Hyperämie als Heilmittel
59
Die Durchleuchtung nach Röntgen
59
Radium und Mesothorium
60
Veränderungen der operativen Technik
60
Veränderung der Vorstellungen über Wundheilung
61
Kapitel X. Wandlungen der Kriegschirurgie
62
Schußwunden und Kriegschirurgie
62
Verbesserung und Förderung der Krankenpflege
65
Krankenzerstreuung auf dem Schlachtfelde
66
Die Aktinographie im Kriege
68
Kapitel XI. Wandlungen auf dem Gebiete spezifischer Infektionskrankheiten und bösartiger Neubildungen
69
Wunden in tuberkulösen Geweben
69
Robert Kochs Tuberkulin
71
Die Serumtherapie
76
v. Behrings Diphtherieheilserum
77
Heilserum gegen Wundstarrkrampf
77
Lepra, Aktinomykose
78
Syphilis, Gonorrhöe, weicher Schanker
78
Hülsenwurm
79
Bösartige Neubildungen
79
Fünfter Abschnitt
.
Eroberungen auf dem Gebiete der speziellen Chirurgie.
Kapitel XII. Ausbau der Eingriffe an schon bisher zugänglichen Organen
81
Die plastischen Operationen
81
Eingriffe an großen Gefäßen
83
Augenheilkunde und Ohrenheilkunde
84
Nasen-, Rachen- und Kehlkopfkrankheiten
85
Die Gynäkologie
86
Die Chirurgie der Harnorgane
86
Erkrankungen der Knochen und Gelenke
88
Gelenkresektionen. Orthopädie
89
Kapitel XIII. Neue Eingriffe an bisher unzugänglichen Organen
89
Die serösen Körperhöhlen
89
Bauchchirurgie
90
Milz, Leber, Gallenblase
90, 91
Bauchspeicheldrüse
91
Magendarmkanal
92
Entzündung des Wurmfortsatzes
94
Bauchbrüche
95
Chirurgie der Brusthöhle
96
Chirurgie des Schädelinneren
98
Chirurgie des Rückenmarkes
98
Erkrankungen der Schild- und Thymusdrüse, der Hypophysis cerebri
99, 100
Sechster Abschnitt
.
Entwicklung der chirurgischen Literatur in Deutschland.
Kapitel XIV.
101
Schlußwort
106
Namenverzeichnis
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Als mir im Jahre 1911 seitens meines Freundes Paulv. v. Bruns die Aufforderung zuging, eine Geschichte der neueren deutschen Chirurgie zu schreiben, da hat es erst längerer Überlegung bedurft, ehe ich mich zur Annahme des Anerbietens zu entschließen vermochte. Vor allen Dingen war es mein Alter, welches immer wieder neue Zweifel darüber wachrief, ob zu einem solchen Unternehmen noch die rechte Eignung in mir sei. Und zu diesen persönlichen gesellten sich weiterhin schwerwiegende sachliche Bedenken, die ich kurz berühren muß.
Geschichtschreibung ist nichts als die Wiedergabe des Bildes, unter welchem die Ereignisse früherer Zeiten sich in des Berichterstatters Seele spiegeln. Mit anderen Worten: Keine geschichtliche Darstellung kann rein objektiv bleiben, sondern sie muß immer, mehr oder weniger ausgeprägt, einen persönlichen Stempel tragen, und zwar um so deutlicher, je mehr sie sich der Gegenwart nähert. Handelt es sich aber gar um selbsterlebte Dinge, so wird es schier unmöglich, über der Parteien Haß und Gunst gänzlich hinwegzusehen, Licht und Schatten in gerechter Weise zu verteilen.
Wenn ich dennoch zu dem Entschlusse gekommen bin, die Arbeit zu übernehmen, so geschah es zunächst, weil ich als einer aus der sehr geringen Zahl der noch lebenden Begründer der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, unter denen ich nahezu der älteste bin, eine gewisse Verpflichtung fühlte, die noch sehr lebhaften Erinnerungen einer großen Zeit nicht mit mir zu Grabe tragen zu lassen. Aber es reizte mich auch, eine Geschichte zu schreiben, die ich selber als Geschichte erlebt habe, einem Zeitabschnitte und einer Anzahl von Männern gerecht zu werden, die ich noch heute von dem goldigen Schimmer der Größe und des Ruhmes umstrahlt sehe, ein Bild von dem gewaltigen Strome hingebender Begeisterung zu entwerfen, der vor wenigen Jahrzehnten unser ganzes wissenschaftliches Leben zu durchfluten begann. Wenn es mir gelungen sein sollte, in der Seele des Lesers davon eine Vorstellung zu erwecken, so würde ich meine Aufgabe als erfüllt ansehen.
Das Büchlein, welches sich Häsers im Jahre 1879 als erste Lieferung der „Deutschen Chirurgie“ erschienener, knapp gehaltener Geschichte der Chirurgie unmittelbar anschließt, umfaßt nur eine kurze Zeitspanne von kaum 50 Jahren. Angesichts des mehr als 2000 Jahre alten Bestehens unserer Wissenschaft mag es gewagt und selbst anmaßend erscheinen, eine zeitlich so begrenzte Entwicklungsperiode auch noch räumlich dadurch einzuengen, daß die deutsche Chirurgie in den Vordergrund gestellt und die fremdländische nur soweit berührt wird, als sie auf den Gang des Emporblühens in unserem Vaterlande von maßgebendem Einflusse gewesen ist; denn die geistigen Güter gehören allen Völkern gemeinsam und keines gibt es, welches in irgend einer Wissenschaft den ganzen Ruhm des Erfinders und Fortbildners für sich allein in Anspruch nehmen könnte. Trotzdem läßt sich diese doppelte Beschränkung wohl rechtfertigen. Zeitlich gewiß: denn die fragliche Periode ist nicht nur durch einen gewaltigen Wall des Erkennens von früheren Zeitläuften getrennt, sondern sie bringt auch eine so vollkommene Um- und Neuformung sowohl der Chirurgie wie der Gesamtmedizin, daß sich in deren ganzer Geschichte nichts auch nur entfernt Ähnliches vorfindet. Und räumlich gleichfalls, obwohl der Anstoß zu dieser geistigen Bewegung von einer Großartigkeit ohnegleichen nicht aus Deutschland, sondern aus dem Auslande kam; denn durch die schnelle Aufnahme, Weiterentwicklung und Vervollkommnung der Neuerung hat Deutschland sich vor allen anderen Ländern das Recht wenigstens der Patenschaft an der Wundbehandlung erworben, zumal da diese vielfach erst in deutschem Gewande und in deutscher Umformung den übrigen Kulturvölkern vertraut geworden ist. Alle übrigen Erfindungen, durch welche späterhin die Chirurgie bereichert wurde, sind fast ausnahmslos deutschen Ursprunges. So kann es denn unmöglich als Überhebung gedeutet werden, wenn der Deutsche die Geschichte seiner Wissenschaft in deutscher Umrahmung zur Anschauung zu bringen sucht.
Es mag auffallen, daß die in den Vordergrund tretenden Persönlichkeiten nicht überall in gleicher Ausführlichkeit behandelt sind, manche Verdienste sogar unbesprochen geblieben sein mögen. Insbesondere sind die noch lebenden Chirurgen meist nur kurz erwähnt, bei der Besprechung erheblicher Fortschritte ist oft nur ein Name genannt, des Mannes nämlich, der einen neuen Gedanken zuerst faßte, oder ihn zuerst in die Tat umsetzte, während spätere Umformungen und Erweiterungen ohne Nennung ihrer Urheber einfach aufgezählt werden. Man darf mir daraus nicht den Vorwurf machen, ein laudator temporis acti zu sein. Der geschichtliche Sinn verbietet eingehende Betrachtung noch lebender Persönlichkeiten, die als solche nicht historisch sein können, da sie den natürlichen Abschluß noch nicht gefunden haben, wenn auch ihre Taten schon der Geschichte angehören. Besprochen sind deshalb auch für gewöhnlich nicht die vorübergehenden Erscheinungen, selbst wenn sie für einige Zeit Aufsehen erregt haben, sondern nur die bleibenden Errungenschaften. Daß aber die Beurteilung dessen, was erheblich ist, mindestens teilweise dem subjektiven Ermessen des Berichterstatters überlassen bleiben muß, liegt auf der Hand. Wenn daher fehlerhafte Auslassungen auf der einen und Übertreibungen auf der anderen Seite gefunden werden, so hat es wenigstens nicht an meinem guten Willen gelegen, sie zu vermeiden.
Charlottenburg, den 17. Mai 1914.
Ernst Küster.
Das gegenwärtig lebende und wirkende Geschlecht der Chirurgen hat kaum noch eine Vorstellung von den Zuständen, welchen durch den bald nach der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden gewaltigen Umschwung ein Ende gemacht wurde. Seine Bedeutung, welche darin besteht, daß er in dem kurzen Zeitraume eines Menschenalters alle Fehler und Irrungen von zwei Jahrtausenden in der Behandlung der Wunden gutzumachen gewußt hat, kann aber erst völlig erfaßt werden, wenn wir zunächst nicht nur auf den Zustand der Chirurgie, sondern auch auf den der gesamten Medizin jener Zeit einen prüfenden Rückblick werfen.
Die beschreibende Anatomie war seit Andreas Vesalius die selbstverständliche Grundlage der Chirurgie geblieben, so sehr, daß ein guter Chirurg ohne genaue anatomische Kenntnisse undenkbar gewesen wäre. Eine natürliche Folge war, daß nicht wenige der älteren Chirurgen rein anatomische Untersuchungen veröffentlichten, oder daß sie gar, wie Konrad Martin Langenbeck, Viktor Bruns und Adolf Bardeleben, erst von der Anatomie zur Chirurgie übergingen. Aber an Lehrbüchern der Anatomie war die deutsche Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ziemlich arm; und auch die Lehreinrichtungen für dies Fach, sowie die Art des Unterrichtes ließen in Deutschland sehr viel, zuweilen fast alles zu wünschen übrig. Es waren zwei Männer, welche nahezu gleichzeitig Wandel schufen. Joseph Hyrtl in Prag, später in Wien, wurde mit seinem anziehend geschriebenen, aber in gedrängter Kürze gehaltenen Lehrbuche, welches von 1846 bis 1884 in 17 Auflagen erschienen ist, den meisten deutschen Studenten der Medizin ein zuverlässiger Führer durch die Geheimnisse des menschlichen Körpers. Neben ihm trat Jakob Henle in Zürich, später in Göttingen, im Jahre 1841 mit seiner Allgemeinen Anatomie und von 1855 an mit einem überaus fleißigen dreibändigen Werke auf, welches durch zahlreiche Abbildungen erläutert, für den Chirurgen eine unerschöpfliche Fundgrube anatomischer Anschaulichkeit geworden ist.
Indessen trotz ihrer hohen Bedeutung für die Chirurgie hat die beschreibende Anatomie nur selten neue Anregungen gegeben, zumal seit sie nach der Mitte des Jahrhunderts in der Anthropologie ein neues Feld der Betätigung suchte; denn so sehr letztere und mit ihr die Urgeschichte auch durch sie gefördert wurden, so fiel doch für die Chirurgie ein sichtbarer Nutzen zunächst nicht ab. In erheblichem Maße geschah dies aber durch die topographische Anatomie, deren geschickte und durchweg praktischen Zielen zugewandte Bearbeitung durch Joseph Hyrtl (seit 1847) diesen Zweig der menschlichen Anatomie in Deutschland erst einführte, soweit nicht Chirurgen bereits stückweise Bearbeitungen geliefert hatten. Er hat sich für die Chirurgie als überaus fruchtbar erwiesen. — Auch die Entwicklungsgeschichte wurde seit Robert Remaks Keimblätterlehre durch den Nachweis ihrer Beziehungen zu dem Aufbau einzelner Organe von immer steigender Bedeutung für die praktische Chirurgie.
Nicht das gleiche läßt sich von der feineren Anatomie und der Physiologie sagen. Denn obwohl die gegen Ende der dreißiger Jahre durch Schleiden und Schwann aufgestellte Zellenlehre und die Vervollkommnung der optischen Werkzeuge, zumal des Mikroskopes, eine völlige Umgestaltung der biologischen Anschauungen hervorgerufen hatten, obwohl seitdem alle Körperorgane aufs fleißigste durchforscht wurden, so kamen doch diese Ergebnisse der Chirurgie erst auf dem Umwege über die Physiologie und mehr noch der pathologischen Anatomie zugute. Die Physiologie nämlich, deren Kenntnis zwar von jedem gebildeten Chirurgen vorausgesetzt werden mußte und deren Methoden man in den sechziger Jahren auch für chirurgische Versuche an Tieren bereits zu verwenden begonnen hatte, konnte doch erst darin den vollen, befruchtenden Strom ihres Wissens der Chirurgie zuführen, als sichere Wundbehandlungsmethoden zu Entdeckungsreisen in solche Körpergegenden den Anreiz gaben, die bisher der Hand des Chirurgen verschlossen geblieben waren. Seitdem ging eine Wechselwirkung des Erkennens nicht nur von der Physiologie zur Chirurgie, sondern auch von dieser zu jener.
Viel früher als die Physiologie übte die pathologische Anatomie einen anregenden und belebenden Einfluß auf die Chirurgie aus. Mit Recht sagt Häser (1879), daß die Chirurgie unserer Tage, d. h. im Beginne der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, gleich allen übrigen Zweigen der Heilkunde den größten Teil ihres wissenschaftlichen Zuwachses der pathologischen Anatomie verdanke. Zweier Männer Namen werden mit diesem Aufschwunge für immer verknüpft bleiben. Es sind das Karl Rokitansky in Wien, wo er seit 1841 bis zu seinem Tode den Lehrstuhl der pathologischen Anatomie innehatte, und Rudolf Virchow, der, seit 1849 in Würzburg, seit 1856 als ordentlicher Professor der pathologischen Anatomie nach Berlin zurückberufen, nunmehr endgültig die Führung in dieser Wissenschaft übernahm. War durch die Arbeiten beider, zumal des letzteren, die pathologische Anatomie zu dem Range einer echten Naturwissenschaft erhoben worden, so geschah dies in noch reicherem Maße durch den Ausbau der mikroskopischen Pathologie die, durch Virchow allerlei phantastischen Deutungen entrückt, in seiner im Jahre 1858 erschienenen und bis zum Jahre 1871 in vier Auflagen weiter ausgebauten Zellularpathologie, welche zum ersten Male den Lehrsatz: Omnis cellula e cellula aufstellte, eine feste und unverrückbare Grundlage erhalten hatte. Als eine weitere Frucht seiner Forschungen veröffentlichte der Verfasser vom Jahre 1863 an seine leider unvollendet gebliebenen „Krankhaften Geschwülste“. Eine Welle der Befruchtung ergoß sich von diesen Arbeiten aus auf die gesamte praktische Medizin, die, bisher im wesentlichen auf Erfahrungen am Krankenbette gestützt, nunmehr gleichfalls ihren Teil zu den die Medizin umgestaltenden naturwissenschaftlichen Bestrebungen beitrug. Auch für die Chirurgie gilt dies in vollem Umfange, seitdem der erst 29jährige Theodor Billroth als Assistent der Langenbeckschen Klinik und Privatdozent zu Berlin im Jahre 1858 zuerst den Versuch unternahm, in seinen „Beiträgen zur pathologischen Histologie“ die Forschungsergebnisse auf diesem Gebiete für die chirurgische Tätigkeit zu verwerten. In noch weiterem Umfange wirkte sein grundlegendes Werk: „Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie in 50 Vorlesungen“ vom Jahre 1863, welches zahlreiche Auflagen erlebte und, in die meisten europäischen, selbst in asiatische Sprachen übersetzt, nicht wenig zu dem schnell sich steigernden Ansehen der deutschen Chirurgie im Auslande beitrug. In diesem Werke benutzte Billroth die durch Virchows Arbeiten gewonnenen Anschauungen in geistvoller Weise zu einer neuen Anordnung und Einteilung, sowie zu einer Zusammenfassung sämtlicher Erfahrungen der praktischen Chirurgie. Die hiermit angebahnten Fortschritte sind nur auf dem Unterbau der pathologischen Anatomie möglich geworden.
Die im Beginne der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwar nicht zuerst, aber nunmehr systematisch auftauchenden Bestrebungen auf dem Gebiete der Gesundheitslehre blieben zwar zunächst für die Chirurgie anscheinend ohne große Bedeutung, da sie sich, noch ohne die erst einige Jahrzehnte später erworbene Kenntnis der Krankheitserreger, d. h. ohne die Grundlage einer wissenschaftlichen Bakteriologie auf die Bekämpfung der Seuchen durch Verbesserung der Lebensbedingungen beschränkte. Immerhin wurden aber wertvolle Erfahrungen über Ernährung, Bauweise der Häuser und Wohnungen, öffentliche und private Badeeinrichtungen, Kanalisation und Abfuhr, Benutzung der Abfuhrwässer zur Berieselung öder und unfruchtbarer Landstrecken gesammelt, die freilich erst unter den seit 1878 auftretenden Fortschritten der Bakteriologie ihre volle Bedeutung erkennen ließen. Aber schon früh begannen diese Bestrebungen doch auch auf die Chirurgie nach zwei Richtungen hin einzuwirken, da sie einerseits die so wichtigen Wundinfektionskrankheiten mit in den Kreis ihrer Betrachtungen zogen, anderseits die für die Behandlungserfolge höchst bedeutungsvolle Anlage von Krankenhäusern einer neuen Richtung entgegenführten.
Die alten Krankenhäuser stellten unter dem Zwange der meist nur geringen, von Staat, Gemeinde oder Körperschaft zur Verfügung gestellten Summen je ein einziges steinernes Gebäude dar, welches alle oder fast alle Räume für die Unterkunft und Behandlung kranker Menschen einheitlich oder nahezu einheitlich umschloß. So bequem dies für die in dem gleichen Gebäude untergebrachte Verwaltung war, so große Nachteile ergaben sich daraus für die Krankenbehandlung, indem genügende Zufuhr frischer Luft, sichere und unschädliche Beseitigung der Abfallstoffe und aller Unreinigkeiten, zuverlässige Absonderung ansteckender Krankheiten und manche andere Dinge ganz erheblich in den Hintergrund traten, auch bei der mangelnden Kenntnis von Entstehung und Übertragung solcher Leiden in den Hintergrund treten mußten. Vor allem machten sich diese ungünstigen Verhältnisse bei Verwundeten, insbesondere bei Kriegsverwundeten geltend. So konnte der englische Feldarzt Sir John Pringle schon im Jahre 1753 den Ausspruch tun, daß eine wesentliche Ursache der Krankheiten und Todesfälle bei einer Armee deren Hospitäler seien; und noch schärfer drückte sich das „Dekret des Nationalkonvents aus dem Jahre 1794 für die Hospitäler der französischen Armee“ in dem Satze aus: „Die Spitäler sind ebenso gesundheitswidrig wie die Moräste.“ Aber auch die öffentlichen Krankenanstalten des Friedens wiesen meistens derartige Zustände auf, daß die Menschheit sie als Pesthöhlen ansah und von einer fast wahnsinnigen Furcht vor ihnen erfüllt war. Es begreift sich das, wenn man von der Sterblichkeit höchst angesehener Anstalten hört. Die Langenbecksche Universitätsklinik zu Berlin hatte nach F. Busch im Jahre 1869 eine Sterblichkeit von 17⅓ % und nach Abzug der zahlreichen Fälle von Diphtherie immerhin noch eine solche von 10¾ %. J. Israel berichtet aus dem jüdischen Krankenhause von 1873 bis 1875, daß 62,5 % der operierten und 37,5 % der nichtoperierten Kranken von Pyämie befallen wurden. Im Berliner Diakonissenhause Bethanien starben nach eigenen Aufzeichnungen des Verfassers der Jahre 1868 und 1869 von 6 Amputationen des Oberarmes 5, von 5 Absetzungen des Vorderarmes 4, von 15 des Oberschenkels 11, meistens an Pyämie. — Noch schlimmer lauten ältere Erfahrungen aus dem Auslande. In einem 5jährigen Berichte aus den Pariser Hospitälern zählt Malgaigne 300 Todesfälle auf 560 Operationen und Pirogoff in seinem Jahresberichte von 1852/53 159 Todesfälle auf 400 große Operationen!
Diese unerhörten Zustände wandten sich erst zum Besseren, als die Vertreter der Gesundheitslehre mit immer wachsendem Nachdrucke den Bau neuer und den Fortschritten ihrer Wissenschaft angepaßter Krankenhäuser forderten, die natürlich viel größere Mittel in Anspruch nahmen, als man bisher für nötig gehalten hatte. Auch auf diesem Gebiete haben wir Rudolf Virchow viel zu danken, der in Wort und Schrift bei jeder Gelegenheit für die Forderung eintrat und bei dem großen Einfluß, den er als Abgeordneter und Mitglied des städtischen Verwaltungskörpers besaß, zunächst die Stadt Berlin und demnächst den preußischen Staat zur Herstellung zweckmäßiger Krankenhäuser zu bewegen wußte. So entstand das Pavillonsystem. In dem Bestreben, die Zusammenhäufung kranker Menschen nach Möglichkeit zu vermeiden und beste hygienische Bedingungen zu schaffen, erbaute man zahlreiche kleinere, höchstens zweistöckige Häuser, die, von Gärten umgeben und über eine große Bodenfläche verteilt, unter einer gemeinsamen Verwaltung standen. Es war nunmehr möglich geworden, ansteckende Krankheiten sicher abzusondern und die leichter erkrankten Menschen vor Ansteckung zu