Geschichten aus Tunesien - Regine Lorenz - E-Book

Geschichten aus Tunesien E-Book

Regine Lorenz

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Beschreibung

Tunesien ist ein Land mit 1001 Reisemöglichkeit. Wüste und üppige Oasen, das Meer und die Stufenberge, Olivenhaine und Korkeichenwälder. Die Landschaften sind genauso vielfältig und faszinierend wie seine Menschen.Eine Reise nach Tunesien ist eine Reise in den Orient und eine Reise in ein sehr altes Kulturland. Viele Einflüsse machen sich bemerkbar und sind in der Herzlichkeit und der Toleranz seiner Bewohner zu finden. Die Autorin Regine Lorenz faßt in Ihrem Buch fünfzehn Geschichten zusammen, die ihr von tunesischen Freunden überliefert wurden und die sie selbst bei ihren Reisen durch das nordafrikanische Land erlebt hat – Geschichten zum Schmunzeln und Geschichten zum Nachdenken. Eine kleine Sammlung typisch tunesischer Gerichte rundet das Ganze ab. Marhaba in Tunis!

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Seitenzahl: 194

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Regine Lorenz

Geschichten aus Tunesien

traveldiary.de Reiseliteratur-VerlagHamburg

© 2004 traveldiary.de Reiseliteratur-Verlag

Jens Freyler, Hamburg

www.traveldiary.de

eISBN: 978-3-93-727475-1

Herstellung: Books on Demand GmbH

Der Inhalt wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Bei Interesse an Zusatzinformationen, Lesungen o.ä. nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Vorwort

Bismillah! Im Namen Allahs!

Nicht umsonst fangen die Tunesier alles mit diesem Ausspruch an. Daher möchte ich es bei diesem Buch genauso halten. Tunesien ist ein Land voller Gegensätze. Althergebrachtes begegnet dem Neuzeitlichen. Dieses Land versucht in zwanzig Jahren aufzuholen, wozu wir Europäer zweihundert Jahre Zeit hatten. Das geht nicht ohne Blessuren und fehl geschlagene, aber wohlmeinende Ideen ab. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen dieses Landes ihre Herzlichkeit und ihre Wärme behalten können, ohne bitter dafür bezahlen zu müssen. Die Entwicklung der vergangenen acht Jahre hat mir gezeigt wie schwer es für ein Land sein kann, fast gewaltsam in die westliche Industriemoderne geschubst zu werden. Und doch versuchen viele diesen schmerzhaften Spagat zwischen Moderne und Tradition zu bewältigen. Vielleicht schafft es ja zumindest ein Teil. Vielleicht schaffe ich es mit den folgenden Geschichten einen kleinen Ausschnitt des „Kaleidoskops Tunesien“ zu zeigen wie er jetzt noch ist und vermutlich nicht mehr lange zu bleiben vermag. Denn diejenigen, die die Traditionen bewahren, bewahren sie schon jetzt zum Teil nur noch für die Touristen oder die Museen. Dabei gehen viele erinnerungswürdige und typische Details verloren. Leider gehört auch das zum Fortschritt und zur Entwicklung. Ich erhebe allerdings absolut keinen Anspruch darauf, dass ich alles Gesehene oder Gehörte und Erlebte auch richtig verstanden und in den richtigen Kontext gesetzt habe. Ich hoffe aber, dass ich es nicht völlig falsch verstanden habe. Alle Geschichten habe ich so erlebt oder sie wurden mir so erzählt, wie ich sie wiedergebe. Bis auf Kira, die ebenfalls in der einen oder anderen Geschichte auftaucht, wurden alle Personen vom Namen her verändert. Für Informationen oder Fragen zu den Geschichten kann sich der werte Leser entweder an den travelddiary.de Reiseliteraturverlag (www.traveldiary.de) wenden oder direkt an mich unter per E-Mail [email protected] oder über meine Webseite: www.tunesiens-traditionen.de.

Ich wünsche allen Lesern viel Freude und allen Reisenden „Bon voyage!“

München/Neustadt a.d. Weinstraße im August 2004

Regine Lorenz

Geschichten aus Tunesien

Samiras Baum

Hochzeitsmarkt im Hammam

Aishes Träume

Fantasia

Monsieur Alis Wunderladen

Der Unglücksrabe

Das Hammelfest in Kairouan

Khamsin, Khamsin

Hochzeit auf Djerba

Coca? La!!!!!!

Sand und Oasen

Kulturtrip in Tunis und Umgebung

Sachara – die Hexe

Besichtigung in Sousse

Bezznezz – Ein Geschäft

Zum Schluss: Tunesiens Küche

Glossar

Danksagung

Samiras Baum

Wenn ich im Haus meiner Gastfamilie auf Djerba im ersten Stock aus dem Fenster sehe, sehe ich einen Olivenbaum. Nicht, dass es auf Djerba nur wenig Olivenbäume gäbe, aber dieser Baum ist etwas Besonderes. Er ist zum einen sehr alt mit einem an der Wurzel geteilten Stamm, aber er trägt noch Blüten und Früchte. Seine Zweige hängen fast bis auf den Boden herab und irgendwie sieht der Baum sehr würdig aus.

Ich bin Frühaufsteherin und am schönsten ist es bei Sonnenaufgang eben aus dem Fenster in die Stille zu blicken. Der Baum steht schon seit jeher dort. Im August – dem beliebtesten Heiratsmonat in Tunesien – sieht man in der Morgen- und manchmal auch in der Abenddämmerung immer wieder mal eine tief verhüllte Frau unter den Ästen des Baumes verschwinden. Es sind stets andere Frauen, denn die Farben der Houlis (Tücher) die sie tragen, wechseln stets. Mal sind die Frauen kleiner, mal größer, mal dicker, mal dünner. Sie bleiben eine kleine Weile unter dem Baum, kommen dann hervor und gehen wieder. Aus der Ferne sieht man nicht was sich unter den Ästen des Baumes tut. Doch eines Tages hat mich dann die Neugierde unter den Baum getrieben. Zur Mittagsstunde, damit ich niemanden aus Versehen störe. Erst sehe ich nichts, aber dann finde ich an den Wurzeln zwischen dem geteilten Stamm ein Ei. Ein weißes Hühnerei mit bunten Verzierungen. Es sieht ein wenig aus wie ein ungelenk hergestelltes Osterei. Mit Stoff und Wolle beklebt und mit einem Gesicht bemalt. Einem Kindergesicht.....

Ich kann mir die Sache nicht erklären und warte ab. Das heißt ich gehe wieder zum Haus zurück und beobachte weiter. Ein paar Tage scheint sich nichts zu tun. Dann kommt wieder eine Frau, verschwindet unter den Zweigen und geht nach kurzer Zeit wieder. Ich sehe wieder nach. Das alte Ei ist verschwunden, dafür liegt jetzt ein neues verziertes Ei dort. Wieder soll es wohl ein Kindergesicht darstellen. Am gleichen Nachmittag frage ich Faaiza beim Tee nach dem Baum und den Eiern. „Das ist Samiras Baum!“ Nejiba lacht und fragt Faaiza: „Woher soll sie denn wissen, dass das Samiras Baum ist und was es damit auf sich hat?? Erzähl ihr die Geschichte!“ „Also...“, neuer Tee mit Mandeln wird eingeschenkt und ein wenig Pkhuur (Weihrauch) verbrannt.

„Vor ungefähr zweihundert Jahren lebte eine junge wunderschöne Frau mit dem Namen Samira. Samira war sehr wohlerzogen. Sie grüßte alle Leute im Dorf, war zu allen immer sehr freundlich, half den Verwandten und Nachbarn wo sie konnte und war ausgesprochen fleißig. Von ihrem Vater hatte sie fünf Ziegen geschenkt bekommen, um deren Wohl sie sich täglich kümmerte. Sie trieb die Ziegen jeden Tag auf die Weide, damit sie fressen konnten. An dem damals schon stattlichen Olivenbaum, den ihr dort hinten sehen könnt, legte sie immer wieder eine Pause ein, um sich im Schatten des Baumes auszuruhen. Unter diesem Baum fühlte sie sich sicher und beschützt.

Viele junge Männer aus der Umgebung hielten um Samiras Hand an. Ihr Vater suchte ihr unter all den Bewerbern den Besten aus. Es war ein junger, sehr gut aussehender, wohlhabender Mann. Er versprach Samira, ein großes Haus zu bauen und schenkte ihr zur Hochzeit viel Gold sowie fünfzig Schafe und fünfzig Ziegen. Es wurde eine große Hochzeit gefeiert, die eine Woche lang dauerte. Von dieser Hochzeit sprach man auf Djerba noch jahrelang. Aber das Glück des jungen Paares war nicht vollkommen, denn auch nach längerer Zeit stellte sich kein Nachwuchs ein. Auch die weisen Frauen konnten Samira nicht helfen. Da sich aber die beiden sehr liebten, wurde Samira nicht verstoßen und ihr Mann nahm sich auch keine weitere Frau.

Samira fing wieder an, selbst die Schafe und Ziegen zu hüten. Und sie ging wieder die alten Wege. So kam sie auch wieder zu dem Baum in dessen Schatten sie sich ausruhte. Da sie niemanden hatte, dem sie ihr Leid klagen konnte, erzählte sie dem Baum ihre unglückliche Geschichte. Jeden Tag, wenn sie zu dem Baum kam, weinte sie und klagte sogar, dass sie von Allah verflucht sei, weil sie keine Kinder bekäme. Das ging monatelang so.

Eines Tages, Samira war über ihrer Verzweiflung eingeschlafen, hörte sie eine leise, leicht heisere Stimme: „Samira......“. Sie wachte auf und sah sich um, aber da war niemand. Sie schüttelte den Schlaf ab und ging mit ihren Schafen und Ziegen davon. Am nächsten Tag kam sie wie immer zum Baum. Sie schlief ein und wieder hörte sie die Stimme, die sie rief: „Samira....!“ Lauter war es diesmal und sie schreckte hoch. Niemand war zu sehen. Samira bekam Angst und lief davon, so schnell, dass die Ziegen und Schafe Mühe hatten ihr zu folgen. Die nächsten Tage ging sie nicht mehr an dem Baum vorbei. Aber sie vergaß es wieder und so ging sie zwei Wochen später wieder dorthin. Diesmal schlief sie nicht ein und wieder ertönte die Stimme: „Samira, hör mir zu!“ Sie wollte auf und davon laufen, aber die Stimme sagte: „Lauf nicht weg, denn ich tue dir nichts!“ Samira zitterte, blieb aber unter dem Baum stehen. Die Stimme sprach: „Samira, dein Leid hat meine Stimme erweckt! Seit Monaten kommst du zu mir und ich höre mir jeden Tag dein Leid an. Ich kann deine Verzweiflung nicht länger ertragen“. Samira fragte: „Wer bist du?“ „Ich bin der Baum. Von Allah erschaffen wie du.“ „Baum, was willst du von mir?“ „Ich will dir ein Geschenk machen, wenn du mir auch ein Geschenk machst!“ „Ein Geschenk?“ „Ja, Samira. Wenn du mir ein Ei schenkst, dann schenke ich dir ein Kind!!!“ Samira lachte und sagte: „Wenn mir mein Mann schon kein Kind schenken kann, wie soll mir dann ein Baum ein Kind schenken?“ Sie ging davon. Aber die Geschichte ließ ihr keine Ruhe. Ein paar Tage später führten ihre Wege sie erneut zu dem Olivenbaum. „Hör zu Baum: Dein Angebot ist mehr als unglaubwürdig. Aber bisher hat mir nichts und niemand helfen können. Also kann ich dir genauso gut glauben. Was soll ich tun?“ Der Baum antwortete: „Bringe mir einen Monat lang jeden Tag ein Ei. Danach werden wir sehen.“ „Einen Monat lang? Das kostet mich ja ein Vermögen an Eiern!“ „Ist dir dein Kind das nicht wert? Dann lass es bleiben!“ „Nein, nein lieber Baum, ich will tun was du sagst.“ Samira brachte dem Baum einen Monat lang jeden Tag ein Ei und legte es zwischen die Wurzeln. Und etwas Merkwürdiges passierte. Das Ei war jeden Tag weg. Hunde oder Katzen waren es nicht und Menschen kamen hier auch nie vorbei. Aber der Baum schien jeden Tag ein wenig kräftiger zu werden und seine Blätter glänzten in der Sonne. Ein Kind hatte Samira nach diesem Monat aber auch noch nicht. Sie ging zum Olivenbaum. „Baum, ich habe mein Versprechen gehalten, halte du nun deines!“ „Samira, dein Wunsch wird nach dem nächsten Vollmond in Erfüllung gehen. Aber nur wenn du niemandem davon erzählst!“ Samira ging nach Hause. Sie sprach mit niemandem über die Geschehnisse. Und tatsächlich: Nach dem folgenden Vollmond war Samira schwanger! Endlich! Ihr Mann schenkte ihr aus lauter Freude fünf Kühe. Nach neun Monaten gebar Samira einen wundervollen gesunden Sohn. Bald nach der Geburt brachte Samira ihre beste Ziege zum Baum und schlachtete sie dort. Das Blut gab sie dem Baum, das Fleisch verteilte sie an die armen Leute ihres Dorfes. Der Baum bedankte sich noch mit weiteren zwei Söhnen und zwei Töchtern bei ihr.

Bis zu ihrem Tode brachte Samira jeden Monat ein Ei zu ihrem Baum. Der gab ihr zwar keine Kinder mehr, aber dafür dicke, pralle Oliven, die das beste Öl der Insel brachten.

Kurz vor ihrem Tode schleppte Samira sich im hohen Alter noch einmal zu ihrem Olivenbaum. „Baum, ich werde bald sterben und so wird niemand mehr kommen und dir ein Geschenk bringen. Denn ich habe, wie du mir gesagt hast, unser Geheimnis bewahrt.“ Der Baum antwortete: „Samira, weil du an Allah und an ein Wunder geglaubt hast und weil du eine schweigsame Frau bist, soll unser Bündnis hier enden. Ach, wie werde ich die Eier vermissen! Aber alles hat einmal ein Ende.“ „Baum, wenn ich die Geschichte meiner ältesten Tochter erzähle und nur ihr...ja dann hättest du wieder jemanden der dich beschenkt!“ Der Baum überlegte: „Nun gut, aber nur deiner ältesten Tochter und niemanden sonst!“ „So soll es geschehen!“ Samira erzählte die Geschichte ihrer Tochter und diese schenkte dem Baum weiterhin jeden Monat ein Ei. Dafür wurde auch sie mit reichlichen Kindern belohnt. Und so ist es noch heute.....“

Faaiza lächelt und sammelt unsere Teegläser ein. „Allah ist groß, denn noch heute gehen die Frauen zum Baum, wenn sie einen unerfüllten Kinderwunsch haben. Für ihre Bitte bringen sie ein Ei und wenn sie ein Kind bekommen haben, bringen sie noch eines.“

Wir bleiben noch ein wenig zusammen in der Dämmerung sitzen und freuen uns über die vielen Kinder, die auch heute wieder munter über den Hof tollen.

 

Hochzeitsmarkt im Hammam

Dicker, heißer Dampf schlägt uns entgegen. Meine Freundin und ich sind in Kairouan. Um uns mal so richtig aufzuheizen, sind wir in den nächstgelegenen Hammam gegangen. Der Hammam in Tunesien ist nicht nur ein Dampfbad, sondern auch Rückzugsgebiet, ein Kurzurlaub, eine Seelsorgestation, ein Nachrichtenzentrum und vor allem auch ein Heiratsmarkt. Nur selten geht man in Tunesien alleine ins Hammam. Und wenn doch, trifft man im eigenen Stadtviertel eigentlich immer jemanden, den man kennt. Und man muss schon einen ganzen Nachmittag oder zumindest zwei, besser drei oder vier Stunden Zeit einplanen.

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