Geschöpf der Finsternis - Lara Adrian - E-Book

Geschöpf der Finsternis E-Book

Lara Adrian

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Beschreibung

Mit einem Dolch in der Hand durchstreift Elise Chase die Straßen von Boston, um Rache an den Vampiren zu nehmen. Ihre übersinnlichen Kräfte helfen ihr, die Beute aufspüren, doch diese Gabe ist nicht ungefährlich. Als Lehrmeister hat sie sich ausgerechnet Tegan ausgesucht, den tödlichsten aller Vampirkrieger ...

Der dritte Roman der begeistert aufgenommenen Romantic Fantasy-Serie "Midnight Breed" von Bestseller-Autorin Lara Adrian.

"Tauchen Sie ein in Lara Adrians Welt der Vampire und lassen Sie sich verzaubern!" J. R. Ward

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Seitenzahl: 505

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Roman

Ins Deutsche übertragen vonKatrin Kremmler

Für meine Leserinnen, deren Enthusiasmus und Unterstützung für meine Bücher ich zutiefst zu schätzen weiß. Ich danke euch!

Und für meinen Mann, den wahren Kompass meines Lebens und bestes Beispiel dafür, dass „und sie lebten glücklich bis an ihr Ende“ tatsächlich auch außerhalb von Buchseiten existiert. Du wirst immer mein Held sein!

1

Unerkannt bewegte sie sich unter ihnen, nur eine von vielen Pendlerinnen im nachmittäglichen Berufsverkehr, die im frisch gefallenen Februarschnee auf den Bahnhof zutrottete. Niemand schenkte der zierlichen Frau in dem übergroßen Kapuzenanorak, deren Gesicht bis knapp unter die Augen von ihrem Schal verdeckt war, die geringste Beachtung. Sie beobachtete die Fußgängermassen mit regem Interesse. Zu auffällig, das wusste sie, aber daran konnte sie nichts ändern.

Sie fühlte sich unter all den Menschen unwohl und war voller Ungeduld, ihre Beute zu finden.

In ihrem Kopf dröhnte der hämmernde Rhythmus von Rockmusik, die aus den winzigen Kopfhörern eines tragbaren MP3-Players drang. Er gehörte nicht ihr. Er hatte Camden gehört, ihrem achtzehnjährigen Sohn. Ihrem geliebten Cam, der erst seit vier Monaten tot war, ein weiteres Opfer des Unterweltkrieges, in den nun auch Elise aktiv eingegriffen hatte. Camden war der Grund, warum sie nun hier war und durch die überfüllten Straßen von Boston zog, einen Dolch in der Jackentasche und eine weitere titanbeschichtete Klinge in einer Scheide um den Oberschenkel geschnallt.

Mehr denn je war Camden der Grund, warum sie noch lebte.

Sein Tod durfte nicht ungerächt bleiben.

Elise überquerte einen Fußgängerüberweg und ging die Straße hoch, auf den Bahnhof zu. Im Vorübergehen konnte sie die Leute reden sehen. Ihre Lippen bewegten sich stumm, ihre Worte – und viel wichtiger noch, ihre Gedanken – gingen in den aggressiven Texten, kreischenden E-Gitarren und dem pulsierenden Wummern der Bässe, die in ihren Ohren dröhnten und in ihren Knochen vibrierten, unter. Was sie da eigentlich hörte, wusste sie nicht genau, aber das war nebensächlich. Alles, was sie brauchte, war der Lärm. Laut genug und lang genug, um sich in seinem Schutz für ihren Jagdzug in Stellung zu bringen.

Sie betrat das Bahnhofsgebäude, nur eine Person unter vielen im endlosen Fluss der Menge. Das grelle Licht der Neonröhren an der Decke drang nur mühsam bis zu ihren Köpfen hinunter, die Gerüche von Straßendreck, Feuchtigkeit und zu vielen Körpern attackierten durch den Schal hindurch ihre Nase. Elise ließ sich weiter hineintragen und blieb dann in der Mitte des Bahnhofsgebäudes stehen. Prompt teilte sich die wogende Menge um sie, Leute rempelten sie an, die es eilig hatten, zum Zug zu kommen. Im Vorbeigehen starrten sie etliche Passanten wütend an, ihren Mundbewegungen nach riefen sie ihr Obszönitäten zu, weil sie mitten im Weg einfach stehen blieb.

Gott, wie sie es hasste, diesen Menschenmassen so unmittelbar ausgesetzt zu sein. Aber es ging eben nicht anders. Sie nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu wappnen. Dann griff sie in die Anoraktasche und stellte die Musik ab. Wie eine Welle überrollte sie die tosende Geräuschkulisse des Bahnhofs, überflutete sie mit dem Lärm von Stimmen, schlurfenden Füßen, Verkehrsgeräuschen, die von der Straße hereinsickerten, und dem metallischen Quietschen und Dröhnen der einfahrenden Züge. Aber all diese Geräusche waren nichts im Vergleich zu den anderen, die jetzt über sie hereinbrachen.

Wüste, boshafte Gedanken, dunkle Absichten, geheime Sünden, offener Hass – all das peitschte heran und ballte sich um sie wie ein schwarzer Sturm; ein ungeheurer Schwall menschlicher Verdorbenheit prasselte auf ihre Sinne ein. Wie immer brachte dieser erste wuchtige Ansturm sie aus dem Gleichgewicht. Schwankend kämpfte Elise gegen das Schwindelgefühl an, das in ihr aufstieg, und nahm dann all ihre Kraft zusammen, um diesem übersinnlichen Angriff standhalten zu können.

So eine Schlampe, ich hoffe die schmeißen sie hochkant raus –

Verdammte Hinterwäldler, die sich Touristen schimpfen, wieso gehen die nicht dahin zurück, wo sie hingehören –

Idiot! Geh mir bloß aus dem Weg, oder ich schlag dich unangespitzt in den Boden –

Sie ist die Schwester meiner Frau, na wenn schon? Sie ist doch die ganze Zeit schon hinter mir her –

Elises Atem ging mit jeder Sekunde schneller, in ihren Schläfen erwachten dröhnende Kopfschmerzen. Die Stimmen in ihrem Kopf vermischten sich zu einem unablässigen, fast ununterscheidbaren Geschwätz, aber sie hielt aus, wappnete sich erneut, als der Zug einfuhr und sich seine Türen öffneten, um eine Flut von Reisenden auf den Bahnsteig zu spülen. Die Menge strömte um Elise herum, neue Stimmen fielen in die Kakofonie ein, die ihr Innerstes zerfetzte.

Diese Loser, die hier rumsitzen und betteln, sollten mal genauso viel Energie darauf verwenden, sich einen verdammten Job zu suchen –

Ich schwöre, wenn dieser Bastard mich noch ein einziges Mal betatscht, bring ich ihn um –

Lauf nur, Herdenvieh, lauf zurück in den Stall! Mein Meister hat recht, ihr seid jämmerliche Kreaturen, die es verdient haben, versklavt zu werden –

Schlagartig öffnete Elise die Augen. Ihr Blut gefror zu Eis, als ihr Verstand diese Worte registrierte. Das war die Stimme, auf die sie gewartet hatte.

Die Beute, die sie jagen wollte.

Sie wusste nicht, wie der Mann hieß oder wie er aussah. Aber sie wusste, was er war: ein Lakai. Ein Wesen, das einmal ein Mensch gewesen war. Sein Menschsein war ihm von dem ausgesaugt worden, den er seinen Meister nannte, einem mächtigen Vampir, dem Anführer der Rogues. Und die Rogues und ihr unseliger Anführer, der das Vampirvolk gespalten und diesen Krieg angezettelt hatte, waren schuld daran, dass Elises einziger Sohn ums Leben gekommen war.

Nachdem sie vor fünf Jahren ihren Mann verloren hatte, war ihr nur noch Camden geblieben. Nur er hatte ihrem Leben noch Sinn und Bedeutung verliehen. Und dann verlor sie auch ihn, und ihr Leben bekam eine neue Bestimmung. Elise hatte einen unerschütterlichen Entschluss gefasst, und dieser war es, worauf sie sich jetzt stützte; der ihren Füßen befahl, Schritt für Schritt durch dieses dichte Gewühl zu tun, auf der Suche nach dem einen, der heute für Camdens Tod bezahlen würde.

Ihr schwirrte der Kopf vom unablässigen Ansturm schmerzhafter, hässlicher Gedanken, aber schließlich schaffte sie es, den Lakaien in der Menge auszumachen. Er stolzierte mehrere Meter vor ihr, eine schwarze Strickmütze auf dem Kopf, sein Körper in eine zerschlissene, ausgeblichene Tarnjacke gehüllt. Feindseligkeit strahlte von ihm ab wie Säure. Seine Verdorbenheit war so vollständig, dass Elise sie schmecken konnte wie die Magensäure, die ihr jetzt im Hals aufstieg. Sie hatte keine andere Wahl, als sich an seine Fersen zu heften und den richtigen Moment abzuwarten, um zum Angriff überzugehen.

Der Lakai verließ das Bahnhofsgebäude und ging in schnellem Schritttempo den Gehsteig entlang. Elise folgte ihm, die Finger fest um den Dolch in ihrer Tasche geschlossen. Draußen im Freien, wo weniger Leute unterwegs waren, hatte das ohrenbetäubende Geplärr ihrer übersinnlichen Wahrnehmung etwas abgenommen, aber die Reizüberflutung im Bahnhof hatte bei ihr Kopfschmerzen ausgelöst, und die waren immer noch da und bohrten sich wie ein stählerner Stachel immer tiefer in ihren Schädel. Elise hielt den Blick fest auf ihre Beute geheftet und wurde schneller, als er in ein Geschäft an der Straße schlüpfte. Sie kam an der Glastür an und spähte an dem aufgemalten FedEx-Logo vorbei, um zu sehen, dass der Lakai dort in der Schalterschlange wartete.

„’tschuldigung“, sagte jemand hinter ihr und schreckte sie mit dem Klang einer realen Stimme statt des Summens gedachter Worte auf, das ihr immer noch den Kopf füllte. „Gehen Sie da jetzt rein oder nicht?“

Während er sprach, drückte der Mann hinter ihr gegen die Tür und hielt sie ihr erwartungsvoll auf. Sie hatte nicht vorgehabt, hineinzugehen, aber jetzt sah alle Welt sie an – auch der Lakai, und wenn sie sich weigerte, würde sie nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Also schlenderte Elise in die hell erleuchtete FedEx-Niederlassung und betrachtete mit demonstrativem Interesse die genormten Versandkisten, die im Schaufenster ausgestellt waren.

Von ihrem Standpunkt am Rand des Raumes sah sie zu, wie der Lakai abwartete, bis er an die Reihe kam. Er war nervös und hatte Gewalt im Sinn, in Gedanken beschimpfte er die Kunden vor ihm in der Schlange. Schließlich trat er an den Schalter und überhörte den Gruß des Angestellten.

„Ich will was abholen, ein Päckchen für Raines.“

Der Angestellte gab etwas in seinen Computer ein und zögerte. „Einen Moment, bitte.“ Er ging in einen Raum im hinteren Bereich der Filiale und kam schon wenig später kopfschüttelnd zurück. „Tut mir leid, ist noch nicht angekommen.“

Der Lakai strahlte eine Welle heißer Wut aus, die sich wie ein Schraubstock um Elises Schläfen presste. „Was soll das heißen, ist noch nicht angekommen?“

„Gestern Abend hat ein Schneesturm große Teile von New York lahmgelegt, deshalb haben sich viele der heutigen Sendungen verspätet …“

„Dieser Scheißladen gibt einem doch eine Garantie“, knurrte der Lakai.

„Tut er auch. Wir können Ihnen Ihr Geld zurückerstatten, aber dazu müssen Sie ein Antragsformular ausfüllen …“

„Dein Formular kannste dir sonst wo reinstecken, Idiot! Ich brauch dieses Päckchen, und zwar dalli!“

Mein Herr wird mir den Arsch aufreißen, wenn ich nicht mit dieser Lieferung zurückkomme, und wenn ich wegen dir Ärger kriege, Bürschchen, dann komm ich wieder und reiß dir deine gottverdammte Lunge raus!

Von der Bösartigkeit dieser unausgesprochenen Drohung stockte Elise der Atem. Sie wusste, dass die Lakaien nur dafür lebten, denen zu dienen, die sie erschaffen hatten, aber es war immer ein entsetzlicher Schock für sie, zu hören, wie tief ihre Loyalität ging. Ihrer Spezies war nichts heilig. Leben, ob es sich dabei um Menschen handelte oder um Angehörige des Stammes, bedeuteten ihnen nichts. Lakaien waren fast so schlimm wie Rogues, die blutdürstige, kriminelle Splittergruppe des Vampirvolkes.

Der Lakai lehnte sich über den Schalter, die Fäuste neben sich auf den Schaltertresen gestemmt. „Ich brauch dieses Päckchen, Arschloch. Vorher geh ich hier nicht weg.“

Der Angestellte wich zurück, seine Miene war ängstlich geworden. Hektisch griff er nach dem Telefon. „Hören Sie mal, wie ich Ihnen schon erklärt habe, kann ich Ihnen da nicht weiterhelfen. Sie werden einfach morgen wiederkommen müssen. Und jetzt sollten Sie besser gehen, bevor ich die Polizei rufe.“

Du unnützes Stück Scheiße, knurrte der Lakai innerlich. Ich komm morgen wieder, oh ja, das werd ich. Warte nur, bis ich wiederkomme!

„Gibt es ein Problem, Joey?“ Mit geschäftsmäßiger Miene kam ein älterer Mann aus einem der hinteren Räume.

„Ich habe versucht, dem Herrn zu erklären, dass seine Lieferung wegen des Sturms verspätet ist, aber er hört einfach nicht auf. Wo soll ich’s denn herzaubern, soll ich’s mir vielleicht aus dem A–“

„Mein Herr?“ Der Filialleiter fiel seinem Angestellten ins Wort und fixierte den Lakaien mit einem ernsten Blick. „Ich möchte Sie nun höflichst bitten, zu gehen, oder ich werde die Polizei rufen, um Sie hinauszubegleiten.“

Was der Lakai knurrte, war unverständlich, aber bösartig. Er knallte die Faust auf den Schalter, fuhr auf dem Absatz herum und stapfte davon. Als er sich der Tür näherte, an der Elise stand, stieß er an einen Warenständer. Klebebandrollen und luftgepolsterte Versandtaschen ergossen sich auf den Boden. Obwohl Elise einen Schritt zurücktrat, kam der Lakai mit zu viel Schwung auf sie zu. Mit leeren, unmenschlichen Augen starrte er auf sie herunter.

„Aus dem Weg, du Kuh!“

Kaum hatte sie sich bewegt, da pflügte er auch schon an ihr vorbei und auf die Tür zu, die er mit solcher Wucht aufstieß, dass die Scheiben gefährlich klirrten.

„Arschloch“, murmelte einer der Kunden in der Schlange, als der Lakai endlich gegangen war.

Elise spürte, wie sich sofort eine Welle der Erleichterung unter den anderen Kunden ausbreitete. Ein Teil von ihr war auch erleichtert, froh darüber, dass niemand zu Schaden gekommen war. Sie hätte gern noch einen Augenblick in der momentan wohltuend beruhigten Atmosphäre des Ladens gewartet, aber diesen Luxus konnte sie sich nicht leisten. Der Lakai stürmte jetzt über die Straße, und die Dämmerung brach um diese Jahreszeit früh herein.

Ihr blieb höchstens eine halbe Stunde, bevor es dunkel wurde und die Rogues auf Nahrungssuche aus ihren Löchern kamen. Das, was sie tat, war tagsüber schon gefährlich, aber in der Nacht kam es praktisch einem Selbstmord gleich. Einem Lakaien konnte sie beikommen, ihn mit Heimlichkeit und Stahl töten – was sie auch schon des Öfteren getan hatte. Aber wie jeder andere Mensch, ob Frau oder Mann, hatte sie gegen die übernatürliche Kraft der blutsüchtigen Rogues keine Chance.

Elise wappnete sich innerlich gegen das, was sie tun musste, schlüpfte aus der Tür und folgte dem Lakaien die Straße hinauf. Er war wütend, seine Bewegungen abgehackt, im Vorbeigehen rempelte er andere Passanten an und knurrte ihnen Obszönitäten zu. Ein Bombardement mentaler Schmerzen erfüllte ihren Kopf, als sich neue Stimmen dem Höllenlärm zugesellten, der schon in ihrem Kopf dröhnte. Aber Elise hielt weiter Schritt mit ihrer Beute, blieb immer einige Meter hinter ihm, die Augen durch das leise Schneegestöber fest auf seinen bulligen Rücken in der hellgrünen Jacke geheftet. Er bog nach links um ein Eckgebäude und ging in eine schmale Gasse hinein. Jetzt beeilte sich Elise, entschlossen, ihn nicht zu verlieren.

Auf halber Höhe der kleinen Seitenstraße riss er eine verbeulte Stahltür auf und verschwand. Sie schlich sich an das fensterlose Metallviereck heran. Trotz der kühlen Luft schwitzten ihre Handflächen. Seine gewalttätigen Gedanken erfüllten ihren Kopf – mörderische Gedanken, an all die grauenvollen Dinge, die er aus Loyalität zu seinem Herrn und Meister tun würde.

Elise griff in die Jackentasche und zog den Dolch heraus. Sie hielt ihn eng an sich gedrückt, die Klinge einsatzbereit gezückt, aber hinter einer Falte ihres Anoraks verborgen. Mit der freien Hand packte sie den Riegel und zog die unverschlossene Tür auf. Schneeflocken wirbelten ihr voran in den dämmrigen Vorraum, in dem es nach Schimmel und altem Zigarettenrauch stank. Der Lakai stand neben einer Reihe von Briefschlitzen, die Schulter an die Wand gelehnt, während er ein Handy aufklappte, wie sie es alle trugen – die Direktverbindung der Lakaien zu ihrem vampirischen Herrn und Meister.

„Mach die verdammte Tür zu, Schlampe!“, blaffte er, die seelenlosen Augen glitzerten. Er runzelte die Stirn, als sich Elise mit schneller, tödlicher Zielstrebigkeit auf ihn zubewegte. „Was zum Teufel ist …“

Sie trieb ihm den Dolch tief in die Brust. Das Überraschungsmoment war immer einer ihrer größten Vorteile. Seine Wut traf sie wie ein körperlicher Schlag und stieß sie nach hinten, und seine Bösartigkeit drang in sie ein wie Säure, verbrannte ihre Sinne. Elise kämpfte sich durch den psychischen Schmerz und kam wieder so weit zu Bewusstsein, um ihm erneut einen Stoß mit der Klinge zu versetzen. Auf ihrer Hand war plötzlich eine nasse Hitze, sein Blut quoll ihr entgegen, aber sie beachtete es nicht.

Der Lakai keuchte und spuckte, versuchte sie zu packen und fiel schließlich gegen sie. Seine Wunde war tödlich, er verlor so viel Blut, dass sich Elise von dem Anblick und Geruch fast der Magen umdrehte. Sie wand sich unter dem schweren, noch halb stehenden Körper hervor und trat rasch zur Seite, als er ohne Stütze zusammensackte und auf den Boden fiel. Ihr Atem ging keuchend, ihr Herz raste, ihr Kopf platzte fast vor Qual, als das wilde Sperrfeuer seiner Wut in ihrem Kopf nachhallte.

Der Lakai schlug um sich und zischte, als der Tod ihn überwältigte. Dann, endlich, gab er Ruhe.

Endlich Ruhe.

Mit zitternden Fingern nahm Elise sein Handy an sich, das neben ihr auf dem Boden lag, und ließ es in die Jackentasche gleiten. Der Mord hatte sie erschöpft, die vereinte psychische und physische Anstrengung war fast mehr, als sie ertragen konnte. Jedes Mal fiel es ihr schwerer, jedes Mal dauerte es länger, bis sie sich wieder davon erholt hatte. Sie fragte sich, ob sie eines Tages so tief in diesen Abgrund hinuntergleiten würde, dass sie überhaupt nicht mehr herausfand. Vermutlich würde es tatsächlich einmal so weit kommen, dachte sie, aber heute noch nicht. Und solange sie noch einen Atemzug im Körper hatte und der Schmerz ihres Verlustes noch in ihrem Herzen lebendig war, würde sie weiterkämpfen.

„Für Camden“, flüsterte sie und starrte auf den toten Lakaien herunter, während sie den MP3-Player einschaltete, um sich auf ihren Rückweg durch die Stadt nach Hause vorzubereiten. Musik dröhnte und wummerte durch die winzigen Kopfhörer und blendete die Gabe aus, die ihr die Macht gab, die dunkelsten Geheimnisse der menschlichen Seele hören zu können.

Für heute hatte sie genug gehört.

Ihre düstere Mission des Tages beendet, drehte sich Elise um und floh vom Schauplatz des blutigen Gemetzels, das sie angerichtet hatte.

2

Die schwache winterliche Brise führte den Geruch von Blut mit sich. Er war schwach, frisch, ein kupfriges Prickeln in der Nase des Vampirkriegers, der geräuschlos vom Dach eines verdüsterten Gebäudes zum nächsten sprang. Schneeflocken umwirbelten ihn wie schwebende weiße Ascheflocken und breiteten einen Teppich über die Stadt, die sich sechs Stockwerke unter ihm erstreckte.

Tegan kauerte sich am Dachrand nieder und schaute auf das Straßen- und Gassengewirr hinunter, das von geschäftigem Leben pulsierte. Als Mitglied des Ordens – einer kleinen Elitetruppe von Stammesvampiren, die sich dem Kampf gegen ihre verseuchten Brüder, die Rogues, widmeten – war es Tegans allnächtliche Mission, seinen Feinden den Tod zu bringen. Das war etwas, das er mit kalter Effizienz betrieb, eine Fähigkeit, die er in den über sieben Jahrhunderten seiner Existenz zur Perfektion gebracht hatte. Aber tief in seinem Inneren blieb er doch ein Stammesvampir, und es gab keinen Angehörigen seiner Spezies, der den Ruf von frischem menschlichem Blut ignorieren konnte.

Er kräuselte die Lippen und sog die kalte Luft durch die Zähne. Sein Zahnfleisch prickelte, ein Schmerz, der ankündigte, dass sich seine Eckzähne zu Fangzähnen ausfuhren. Seine Sicht schärfte sich übernatürlich, als sich die Pupillen seiner grünen Augen zu dünnen, vertikalen Schlitzen verengten. Der Jagdtrieb – der Urtrieb nach Nahrung – stieg rasch in ihm empor. Es war eine automatische Reaktion, die selbst er mit seiner eisernen Selbstbeherrschung nicht unterdrücken konnte.

Umso schlimmer für ihn als Angehörigen der ersten Vampirgeneration, die auf Erden gezeugt worden war. Die Triebe der Gen-Eins-Vampire – physischer, sexueller oder sonstiger Natur – brannten am stärksten.

Tegan schlich an der Dachkante entlang und sprang dann auf das Dach des niedrigeren Nachbargebäudes hinunter, seine Augen fest auf die Bewegungen der Menschen unten auf der Straße gerichtet, und suchte nach dem verletzten Schaf der Herde. Aber er durchkämmte die Menge nicht nur um seiner eigenen Bedürfnisse willen. Man brauchte nur einen Menschen mit einer offenen Fleischwunde zu finden, und konnte sichergehen, dass sich alle Rogues im Umkreis einer Meile einstellten.

Als er sich nun der Quelle des Blutgeruchs näherte, erkannte er plötzlich, dass der Geruch etwas Abgestandenes an sich hatte. Das Blut war gar nicht frisch, sondern schon mehrere Minuten alt.

Tegan folgte dem metallischen Geruch, und plötzlich fiel sein Blick auf eine kleine, zierliche Gestalt in einem langen Kapuzenanorak, die die Hauptgeschäftsstraße hinaufeilte, am Bahnhof vorbei. Ihr Gang hatte etwas Nervöses, als wollte sie um keinen Preis bemerkt werden, und den Kopf hielt sie tief gesenkt. Jetzt löste sich die Gestalt aus einer Gruppe Passanten und huschte in eine leere Seitenstraße hinein.

„Was zum Teufel hast du wohl angestellt?“, murmelte Tegan und nahm die Verfolgung auf.

Ob es ein Mann oder eine Frau war, ließ sich unter dem langen, gesteppten Anorak nicht erkennen. Wie auch immer, dieser Mensch da unten würde gleich sehr unliebsame Gesellschaft bekommen.

Tegan sah den Rogue einen Augenblick, bevor er aus seinem Versteck hervorgekrochen kam, neben einem Müllcontainer einige Meter vor dem Menschen. Was da unten gesprochen wurde, konnte er nicht hören, aber der drohende Gang und die gelb glühenden Augen des Vampirs deuteten darauf hin, dass er kurz davor stand, den Menschen anzugreifen – und dass er offenbar plante, sich vorher noch etwas mit seiner Beute zu amüsieren. Jetzt kamen von hinten noch zwei weitere Rogues um die Ecke und kreisten ihr Opfer ein.

„Verdammt“, knurrte Tegan und rieb sich das Kinn.

Für den noblen Ehrbegriff des Stammes, der verlangte, dass sich seine Spezies den Menschen gegenüber, die mit ihnen diesen Planeten bewohnten, als unbesungene Helden betätigte, hatte er nie viel übriggehabt. Selbst als Halbmensch, wie auch alle anderen Stammesvampire, hatte Tegan den Ehrgeiz, den Helden zu spielen, schon vor langer Zeit aufgegeben. Dafür hatte er schon zu viel Blutvergießen, zu viel sinnloses Morden und tragische Verluste auf beiden Seiten mit angesehen.

Sein Ziel, jetzt und in den letzten fünfhundert Jahren – seit die einzige Frau, die er je geliebt hatte, brutal gefoltert und ermordet worden war –, war recht einfach: so viele Rogues auszulöschen wie nur irgend möglich oder bei dem Versuch zu sterben. Was zuerst kam, war ihm herzlich egal.

Aber es gab einen alten Teil seines Selbst, der beim Gedanken an schlimme Ungerechtigkeiten, wie sie dort unten auf der Straße eben im Gange waren, immer noch aufbegehrte.

Der Mensch im blutbefleckten Anorak wurde umzingelt. Wie Haie, die ihre Beute einkreisten, kamen die Rogues immer näher heran. Plötzlich hob sich der Kopf unter der Kapuze, fuhr herum und bemerkte die Bedrohung von hinten. Aber es war schon zu spät. Gegen einen Blutsauger in voller Blutgier hatte kein Mensch eine Chance, geschweige denn gegen drei von ihnen.

Mit einem Fluch sprang Tegan auf ein niedrigeres Flachdach über der Gasse und brachte sich in Stellung.

Gerade in dem Moment, als der vorderste Rogue den Menschen ansprang.

Tegan hörte ein scharfes Atemholen – der Schreckenslaut klang eindeutig weiblich. Der Rogue packte die Frau vorne an der Kapuze, schleuderte sie auf den schneebedeckten Asphalt und heulte in wilder Belustigung auf, als sie hart auf dem Boden aufschlug.

„Lieber Himmel“, zischte Tegan und zog eine mächtige Klinge aus der Scheide an seiner Hüfte.

Mit einem gewaltigen Satz sprang er von der Dachkante und landete geschmeidig und tief geduckt auf dem Boden. Die beiden Rogues, die ihm am nächsten standen, trennten sich, einer ging in Deckung, der andere stieß einen Warnschrei aus. Tegan brachte ihn zum Schweigen, indem er dem Blutsauger die titanbeschichtete Stahlklinge über die Kehle zog.

Einige Meter vor ihm in der Gasse lag die Frau auf dem Bauch und versuchte verzweifelt, ihrem Angreifer davonzukriechen. Überrascht bemerkte Tegan, dass auch sie eine Waffe hatte, aber der Rogue bemerkte es ebenfalls und trat sie ihr aus der Hand. Er rammte ihr seinen schweren Stiefel in den Rücken und nagelte sie mit seinem Absatz auf dem Boden fest.

Sofort war Tegan auf ihm. Er riss den Rogue von der Frau herunter, schleuderte den wild aufknurrenden Vampir gegen die Wand des Backsteingebäudes und hielt ihn dort, den Unterarm unter das Kinn des Blutsaugers gerammt.

„Verschwinde!“, rief er der Frau zu, die gerade wieder mühsam auf die Füße kam. „Lauf!“

Sie warf einen angstvollen Blick über die Schulter, und zum ersten Mal konnte Tegan ihr Gesicht sehen, und ein riesiges, veilchenfarbenes Augenpaar. Die Frau starrte ihn über ihren dunklen Strickschal hinweg an, dem es kaum gelang, ihre zarte Schönheit zu verbergen.

Ach du Scheiße!

Er kannte sie.

Sie war nicht einfach irgendeine Menschenfrau. Sie war eine Stammesgefährtin, eine junge Witwe aus einem der Dunklen Häfen, den Vampirreservaten der Stadt. Tegan kannte sie nicht näher. Er hatte sie schon einige Monate nicht gesehen, nicht seit der Nacht, als er sie vom Hauptquartier der Stammeskrieger nach Hause gebracht hatte. Da hatte sie gerade erfahren, dass ihr einziger Sohn zum Rogue mutiert war.

Damals hatte er sie zum letzten Mal gesehen, aber gedacht hatte er seither öfter an sie.

Elise.

Was zur Hölle machte sie hier?

Tegans ausdrucksloser Blick hielt Elise gebannt, der Moment schien sich in die Ewigkeit auszudehnen. Sie sah ein erkennendes Aufblitzen im Blick des Stammeskriegers, fühlte, wie kalte Wut in ihm aufstieg und über die Entfernung auf sie einströmte.

„Tegan“, flüsterte sie, erstaunt zu sehen, dass er es war, der da zu ihrer Rettung kam. Sie hatte den furchterregenden Krieger zum ersten Mal in der Zeit getroffen, als ihr Sohn verschwand. Tegan hatte sie vom Hauptquartier der Stammeskrieger nach Hause begleitet, nachdem sie erfahren hatte, dass Camden zum Rogue geworden war. Er war freundlich zu ihr gewesen, auf der nächtlichen Fahrt zu ihrem Dunklen Hafen, und obwohl sie den Krieger in den vier Monaten, die seither vergangen waren, nicht gesehen hatte, hatte sie sein unerwartetes Mitgefühl nicht vergessen.

Aber davon war momentan nichts zu spüren. Die Kampfeswut hatte sein Gesicht transformiert: Es zeigte die typischen Züge eines Stammesvampirs, mit glänzenden Fangzähnen und wilden Augen, die nicht länger ihre übliche smaragdgrüne Farbe hatten, sondern von hellem, glühendem Bernsteingelb überschwemmt waren und in seinem Schädel brannten wie Zwillingsflammen.

„Lauf!“, rief er wieder, das tiefe, unirdische Knurren seiner Stimme schnitt durch die Musik, die aus ihrem Kopfhörer plärrte. „Verschwinde hier – sofort!“

Diese momentane Unaufmerksamkeit kam ihn teuer zu stehen. Der Rogue, den er vor sich an die Wand gedrückt hielt, verdrehte seinen riesigen Schädel. Sein Maul klaffte, von den riesigen Fangzähnen troff der Speichel, und dann verbiss er sich in Tegans Unterarm, zerfetzte das muskulöse Fleisch des Kriegers. Dieser gab keinen Laut von sich, zeigte weder Schmerz noch Wut, sondern riss nur mit kalter, unerbittlicher Effizienz den anderen Arm hoch und bohrte dem Rogue die Klinge in den Hals. Der verseuchte Vampir fiel leblos zu Boden, seine Leiche begann, sich von innen heraus zu zersetzen, als das Titan seinen verdorbenen Blutkreislauf vergiftete.

Tegan fuhr blitzschnell herum, sein Atem ging keuchend und bildete Wolken in der kalten Luft. „Verdammt noch mal, Frau – lauf!“, brüllte er, gerade als sich der übrig gebliebene Rogue in einem erneuten Angriff auf ihn stürzte.

Und Elise lief los.

Sie schoss aus der Gasse auf die Straße hinaus, rannte so schnell ihre Beine sie trugen. Ihre kleine Mietwohnung war nicht weit entfernt, nur ein paar Häuserblocks hinter dem Bahnhof, aber jetzt kam ihr die Entfernung endlos vor. Sie war erschöpft von den Torturen, die sie an diesem Tag durchgemacht hatte, und zitterte von der Gewalt, die sie gerade in der Gasse miterlebt hatte.

Sie machte sich auch Sorgen um Tegan, obwohl sie sicher war, dass er ihre Besorgnis nicht nötig hatte. Er war ein Ordenskrieger. Wenn man seinem Ruf Glauben schenken konnte, wahrscheinlich der tödlichste von allen. Eine Killermaschine, wie alle sagten, die seinen Namen kannten. Nachdem sie ihn eben in Aktion gesehen hatte, zweifelte Elise keine Sekunde daran.

Nun, da man sie allein in der Stadt entdeckt hatte, konnte sie nur hoffen, dass der Krieger kein Interesse an dem zeigte, was sie tat. Sie konnte nicht erlauben, dass man sie zurück in den Dunklen Hafen brachte, nicht einmal einem so furchterregenden Mann wie Tegan.

Elise rannte den letzten Block zu ihrer Wohnung entlang und die Betontreppe hinauf. Der Haupteingang war normalerweise abgeschlossen, aber vor fünf Wochen hatte jemand das Schloss aufgebrochen, und der Hauswart hatte es noch nicht geschafft, es zu reparieren. Elise drückte die Tür auf, rannte den Korridor entlang zu ihrer Wohnung. Sie schloss den extrastarken Riegel auf, der auf ganzer Breite an die Tür angeschraubt war, schlüpfte hinein und machte sofort alle Lichter an.

Als Nächstes waren Stereoanlage und Fernseher an der Reihe. Beide waren nicht auf einen speziellen Sender eingestellt, liefen aber mit voller Lautstärke. Elise zog die Kopfhörer ihres MP3-Players ab und legte das Gerät auf die angeschlagene gelbe Küchenablage, zusammen mit dem Handy des toten Lakaien. Ihren ruinierten Anorak warf sie neben ihrem Crosstrainer auf den Boden. Als das Licht der nackten Glühbirne, die von der Decke des Wohnschlafzimmers baumelte, die dunkelroten Blutflecken des Lakaien beleuchtete, drehte sich ihr fast der Magen um. Sie hatte es auch an den Händen, ihre Finger waren klebrig von Blut.

Immer noch dröhnte ihr Kopf von der bösen Migräne, die sich stets einstellte, wenn sie ihre Gabe über längere Zeit benutzte. Die Kopfschmerzen waren aber noch nicht so schlimm, wie sie schon bald sein würden. Sie hatte noch Zeit, um sich zu säubern und zu versuchen, ins Bett zu kommen, bevor der schlimmste Anfall über sie hereinbrechen würde.

Elise schleppte sich ins Badezimmer und drehte die Dusche an. Mit zitternden Fingern schnallte sie die Lederscheide von ihrem Oberschenkel und legte sie aufs Waschbecken. Die Scheide war leer. Sie hatte die Titanklinge im Schnee verloren, als der Rogue sie ihr aus der Hand getreten hatte. Aber sie hatte andere. Ein Großteil des Geldes, mit dem sie ihren Dunklen Hafen verlassen hatte, war in Waffen und Trainingsausrüstung geflossen – Dinge, von denen sie nie etwas hatte wissen wollen, die sie jetzt aber als Notwendigkeit betrachtete.

Oh Gott, wie drastisch sich ihr Leben in den letzten vier Monaten verändert hatte.

Nie wieder würde sie in ihr altes Leben, ihr altes Ich zurückkehren können. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es kein Zurück mehr gab. Die Person, die sie gewesen war, solange sie im Schutz des Stammes gelebt hatte, war verschwunden – tot, so wie ihr geliebter Gefährte und ihr Sohn. Der Schmerz über diese beiden Verluste war zu einem Hochofen geworden, der ihr altes Leben verschlungen und verbrannt hatte wie Zunder. Jetzt war sie der Phönix, der sich aus der Asche erhoben hatte.

Elise sah zum beschlagenen Spiegel auf, in ihren eigenen, gehetzten Blick. Wangen und Kinn waren blutverschmiert, an ihrer Stirn klebte eine Matschkruste – sie sah aus, als trüge sie Kriegsbemalung. In den erschöpften Augen, die sie aus dem Spiegel anstarrten, lag ein wildes Glitzern.

Gott, wie müde sie war. So müde. Aber solange sie noch konnte, würde sie weiterkämpfen. Solange ihr Herz immer noch nach Rache schrie, würde sie ihre Gabe einsetzen, die so lange ihre größte Schwäche gewesen war. Sie würde alle Schwierigkeiten ertragen, jedes Risiko eingehen. Selbst ihre unsterbliche Seele würde sie verkaufen, wenn es sein musste. Was auch immer nötig war, um Gerechtigkeit zu erfahren.

3

Tegan wischte seine blutverschmierte Klinge an der Jacke des toten Rogue ab und beobachtete müßig, wie sich die letzte Leiche in der Gasse in kürzester Zeit auflöste. Diese postmortale Aufräumarbeit hatte Tegan seinen Titanwaffen zu verdanken. Das Metall wirkte sich auf die verseuchte Zellstruktur von Stammesvampiren, die zu Rogues mutiert waren, wie giftige Säure aus. Die drei Leichen zersetzten sich im Schnee, von Fleisch, Knochen und Kleidern blieben auf dem makellosen Weiß nur dunkle Ascheflecken übrig.

Tegan stieß einen Fluch aus, seine Sinne vibrierten immer noch von der Hitze des Kampfes. Seine kampfgeschärften Augen fielen auf das Messer, das Elise bei dem Rogueangriff verloren hatte. Tegan ging hinüber, um die Waffe zu holen.

„Lieber Himmel“, murmelte er, als er die Klinge vom Schnee aufhob. Das war kein mickriger Dolch, den eine Frau zu ihrem Schutz mit sich herumtragen mochte, sondern eine professionelle Waffe. Über fünfzehn Zentimeter lang, mit eingeschliffenen Zacken am oberen Ende der Spitze, und wenn er sich nicht täuschte, war das Metall kein einfacher Karbidstahl, sondern roguefressendes Titan.

Was wieder die Frage aufkommen ließ: Was zum Teufel hatte eine Frau aus den Dunklen Häfen allein, blutbespritzt und mit professionellen Waffen ausgerüstet auf der Straße zu suchen?

Tegan hob den Kopf und witterte, suchte ihren Duft. Er brauchte nicht lange, um ihn zu finden. Seine Sinne waren von der akuten Genauigkeit eines Raubtiers, und der Kampf schärfte sie noch mehr, ließ sie aufleuchten wie Laserstrahlen. Er sog ihren Duft von Heidekraut und Rosen in seine Lungen und ließ sich von ihm tiefer in die Stadt führen.

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