Gesellschaft: Vom Glück des Selbermachens (GEO eBook Single) -  - E-Book

Gesellschaft: Vom Glück des Selbermachens (GEO eBook Single) E-Book

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Beschreibung

Heimwerken, Wurst einkochen, Mützen häkeln - plötzlich sind verloren geglaubte Künste wieder modern. Wer vom Imkern, Brauen oder Seifensieden erzählt, darf mit Begeisterung rechnen. Warum eigentlich? Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

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Seitenzahl: 20

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Herausgeber:

GEODie Welt mit anderen Augen sehenGruner + Jahr GmbH & Co KG,Am Baumwall 11, 20459 Hamburgwww.geo.de/ebooks

Inhalt

Vom Glück des Machens

Von Hanne Tügel

Zusatzinfos

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Vom Glück des Machens

Heimwerken, Wurst einkochen, Mützen häkeln – plötzlich sind verloren geglaubte Künste wieder modern. Wer vom Imkern, Brauen oder Seifensieden erzählt, darf mit Begeisterung rechnen. Warum eigentlich?

Von Hanne Tügel

Der Stoff.

Man nehme: Liebe zu Bienen oder Bieren, zu Brokat oder Brot. Dazu: 1 Schuss Besessenheit, 1 Prise Experimentierfreude. Ergebnis: Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit gegenüber den Dingen, mit denen wir uns umgeben.

Auf den ersten Blick ist Eleonore Vogt eine freundliche Pensionärin mit Silberhaar, ehemals Abteilungsleiterin einer Hamburger Gesamtschule. Wer sie privat trifft, lernt eine Frau mit Leidenschaft kennen. Sie jagt und sammelt Stoff. Am liebsten dünne Baumwolle, aber auch Brokat und Seide – die 75-Jährige fahndet auf Flohmärkten, in Secondhandläden und auf Reisen in ferne Länder. Bringt ihre Beute heim und freut sich auf die wochen- und monatelange Arbeit, die nun bevorsteht. Sie näht mit der Hand und mit der Maschine, mal kleine Textil-Patchworks, mal Quilts, Bettüberwürfe aus vielen Hundert Mini-Stoffstücken. Sie näht gern, sie näht gut, sie näht schnell. Und weil sie ihr Glücksgefühl dabei teilen will, näht sie nun ehrenamtlich auch für Fremde. Davon wird noch die Rede sein.

In diesem Artikel geht es um Menschen wie Eleonore Vogt, denen ein gewisses Glimmen in die Augen tritt, wenn sie erzählen, was sie so in ihrer Freizeit tun. Um Männer, die Hämmer lieben, und um Frauen, die Baumärkte kapern; um Musliminnen, die Reizunterwäsche häkeln, und um Tüftler, die Handarbeit und digitale Welt verbinden.

Die Freude am Selbermachen ist wieder da. Warum eigentlich? Eleonore Vogt kennt Handarbeit und Eigenbau noch als blanke, bittere Notwendigkeit. „Meine Mutter hat nach dem Krieg aus Hakenkreuzfahnen rote Faltenröcke genäht“, sagt sie, „und aus Uniformen Kinderkleidung.“ Mit dem Wirtschaftswunder wurde alles anders. Weiter selbst zu schneidern oder zu zimmern zeugte von der Zeit, die man vergessen wollte. Wer sich etwas leisten konnte, war stolz auf Mode von der Stange und Möbel auf Raten. Fortschritt und Globalisierung nahmen Fahrt auf und verlagerten arbeitsintensive Produktion auf Maschinen oder in Billiglohnländer. Im 21. Jahrhundert erscheint es altmodisch und irrational, Quilts zu nähen, Sessel zu tischlern, Bienen zu hätscheln, Schälchen zu töpfern.

Wäre da nicht die Entdeckung, dass die Verrichtungen von gestern so teuflisch viel Vergnügen, Befriedigung und Stolz wecken.

Der Panzer.