Hashimoto natürlich behandeln - Claudia Ritter - E-Book

Hashimoto natürlich behandeln E-Book

Claudia Ritter

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Wer die Diagnose „Hashimoto-Thyreoiditis“ erhält, leidet nicht nur unter einer chronisch entzündeten Schilddrüse. Bis sich Veränderungen an der Schilddrüse zeigen, kann es nämlich längst zu Veränderungen an anderen Organen und Geweben des Körpers gekommen sein. Eine Therapie sollte deshalb mehr umfassen als die Medikamenteneinnahme. Die Heilpraktikerin Claudia Ritter zeigt ihren ganzheitlichen Ansatz auf, der die Schilddrüsentätigkeit reguliert, einer Überlastung der Leber entgegenwirkt und die Nierentätigkeit ankurbelt. Zudem stellt er die Darmgesundheit als wichtigsten Motor des Immunsystems in den Mittelpunkt. Die Autorin erklärt Ursache, Symptome und Diagnose und zeigt, wie man mit ganzheitlichen Mitteln wie Ernährung, Vitalstoffen und Anti-Stress-Strategien die Erkrankung in den Griff bekommen kann.

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Seitenzahl: 139

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Säulen der ganzheitlichen Therapie für eine natürlich gesunde Schilddrüse

Mehr Wohlbefinden und Vitalität trotz Hashimoto

Lustlos, müde, abgeschlagen? Das sind häufig genannte Symptome bei Hashimoto. Und weil sie so unspezifisch sind, vergehen bis zur Diagnose oft mehrere Jahre. Wenn das körpereigene Immunsystem bestimmte Antikörper gegen Schilddrüsengewebe bildet, spricht man von einer Hashimoto-Thyreoiditis – einer chronischen Entzündung der Schilddrüse.

Was zählt ist der ganzheitliche Blick

Ohne Frage: Mit L-Thyroxin lässt sich die Schilddrüsenfunktion bessern. Bei vielen bestehen allerdings weiterhin Beschwerden. Jedoch ist eine „Wurzelbehandlung“ fast immer effektiver als die der Symptome. Die Regulierung des gesamten Hormonhaushalts und ein gut funktionierender Darm sind die wichtigsten Säulen einer ganzheitlichen Therapie. Nur so kann sich das angeschlagene Immunsystem regulieren.

Gesund genießen – wieder in Balance kommen

Die richtigen Vitalstoffe für die Schilddrüse, eine Ernährung mit wenig Zusatzstoffen wie sie beispielsweise die Paleo-Ernährung bietet, sowie ein weitgehender Verzicht auf glutenhaltiges Getreide bringen vielen Hashimoto-Patienten mehr Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

Entgiften und sanieren

Die Stärkung von Leber, Nieren und Nebennieren und der Wiederaufbau der natürlichen Barrierefunktion der Darmschleimhaut sind wichtige Säulen eines ganzheitlichen Therapieansatzes. Damit können eingelagerte Abbauprodukte ausgeschieden werden und zugeführte Nähr- und Vitalstoffe zur Energiegewinnung die Zellen erreichen – und nicht nur die Schilddrüse, sondern auch weitere angeschlagene Hormondrüsen ihre Funktion verbessern.

Einige Praxistipps aus diesem Ratgeber:

Die Vorzüge der Paläo-DiätSeite 69Fermentiertes Gemüse selbst herstellenSeite 71Brennnesselsaft bei EisenmangelSeite 83Paranüsse verbessern eine SchilddrüsenunterfunktionSeite 85Wie Sie einen Vitamin-D-Mangel behebenSeite 92Jod: nützlich oder schädlich?Seite 102Über die Leber entgiften, LeberwickelSeite 108Die Schüssler-Salze Nr. 8 und 10Seite 114Zeolith fördert die DarmgesundheitSeite 121Knochenbrühe – lindert Entzündungen, heilt den DarmSeite 127Rosenwurz für die NebennierenSeite 131Weißkohlwickel – wenn die Schilddrüse überaktiv istSeite 133Johanniskraut hilft aus dem SeelentiefSeite 135

VORWORT

HASHIMOTO – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Hashimoto verstehen

Die Anfänge

Eine Volkskrankheit?

Die Ursachen

Hashimoto-Symptome: Die vielen Gesichter der Erkrankung

Beschwerden trotz Normwerten

Körperliche Beschwerden

Psychische Beschwerden

Begleiterkrankungen

Von der Überfunktion in die Unterfunktion

Anatomie und Funktion der Schilddrüse

Das Schmetterlingsorgan

Was bewirken die Schilddrüsenhormone?

Der hormonelle Regelkreis

Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis

Laborwerte richtig lesen

Schilddrüsenwerte

Antikörper

Ultraschall

Szintigramm

Biopsie

Therapie in der Schulmedizin

L-Thyroxin

Kombipräparate: T4 und T3 in einem

Natürlicher Schilddrüsenextrakt

Operation

GANZHEITLICHE THERAPIEANSÄTZE

Ernährung

Paläodiät

Low-FODMAP-Ernährung

Vegane Ernährung

Nahrungsmittel, die sich nachteilig auswirken können

Vitalstoffe

Eisen

Selen

Zink

Vitamin C

Vitamin D

Magnesium

Omega-3-Fettsäuren

L-Tyrosin

B-Vitamine

Jod

Homöopathische Mittel

Entgiften und ausleiten

Die Leber stärken

Die Nieren aktivieren

Die Lunge regenerieren

Die Haut anregen

Die Lymphe in Gang bringen

Darmsanierung

Den Darm entgiften und neu aufbauen

Das Leaky-Gut-Syndrom

Probiotika

Präbiotika

Knochenbrühe

Die Nebennieren stärken

Adaptogene

Hilfreiche Anti-Stress-Strategien

Entspannung für den Körper

Entspannung für die Seele

ANHANG

Literatur

Hilfreiche Adressen

VORWORT

Lieber Leser, liebe Leserin,

wenn Sie die Diagnose „Hashimoto-Thyreoiditis“ erhalten haben, dann leiden Sie keineswegs nur unter einer chronisch entzündeten Schilddrüse. In diesem Ratgeber stelle ich ein ganzheitliches Therapiekonzept vor und beleuchte die Hintergründe dieser Erkrankung, die nach Meinung vieler Therapeuten – jedoch nicht nach meiner – obendrein noch als unheilbar gilt. Denn so viel ist sicher: Bis ein Schaustück bühnenreif ist, hat der größte Teil hinter der Bühne stattgefunden. Da wurden viele Male kleine Sequenzen geprobt und wieder verworfen. Das große Theater mit all den schillernden Farben und zahlreichen Tonsequenzen kommt erst zum Schluss. Und so dürfen Sie sich auch die Hashimoto- Erkrankung und generell das Schauspiel bei Autoimmunerkrankungen vorstellen: Bis sich Veränderungen an der Schilddrüse zeigen, kam es längst an anderen Organen und Geweben des Körpers zu Veränderungen, die jedoch oft nicht wahrgenommen oder auch falsch interpretiert werden.

Dieses Buch erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür ist das Thema Hashimoto und Autoimmunerkrankungen viel zu umfassend und längst noch nicht im Detail erforscht. Doch möchte ich Ihnen nützliche Tipps an die Hand geben, um

• Ihre Beschwerden dauerhaft zu lindern,

• die Schilddrüsentätigkeit natürlich zu regulieren, denn die Gabe von L-Thyroxin reicht oft nicht aus, wird häufig nicht vertragen und ist längst nicht die einzig sinnvolle Therapie,

• die Ernährung zu optimieren,

• eine überlastete Leber zu regenerieren wie auch die Nierentätigkeit anzukurbeln,

• den Darm von Giftstoffen zu befreien, eine Fehlbesiedlung zu erkennen und alleine oder mithilfe eines Therapeuten zu behandeln und

• zu verstehen, dass für einen Heilungsprozess auch das Betrachten weiterer Ebenen als nur der körperlichen erforderlich ist.

Letztendlich geht es für Sie darum, zu erkennen, wo die individuellen „Baustellen“ liegen, wo Ihre Ressourcen sind und welcher Behandlungsweg für Sie der richtige ist. Gerade bei Autoimmunerkrankungen driften die Therapieansätze der Schulmedizin und naturheilkundliche Therapieoptionen weit auseinander. Ich vertrete einen naturheilkundlichen und ganzheitlichen Ansatz, der zugegebenermaßen etwas Disziplin, Geduld und auch Aufwand erfordert, jedoch eine dauerhafte Lösung vieler Beschwerden herbeiführen kann. Die Beurteilung, was „richtig“ oder „falsch“ ist, steht weder mir noch anderen zu. Entscheidend ist, wie es Ihnen unter der Therapie geht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie aus meinen zahlreichen Anregungen jene herauspicken, von denen Sie profitieren. Viel Erfolg!

Ihre

HASHIMOTO – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Hashimoto – von einigen Betroffenen auch liebevoll Hashi genannt – ist das Chamäleon unter den Autoimmunerkrankungen. Sie erfahren Wichtiges über seine Ursachen, die von genetischen Einflüssen über Medikamente bis hin zu äußeren Einwirkungen wie Giftstoffen reichen können. Darüber hinaus werden die vielfältigen Ausprägungen eines Hashimoto von körperlichen bis hin zu psychischen Symptomen sowie Begleiterkrankungen geschildert. Sie erfahren, wie die Schilddrüse aufgebaut ist und wie sie arbeitet. Ein Überblick über die Verfahren der Schulmedizin, Hashimoto zu diagnostizieren und zu therapieren sowie darüber, wie Sie Ihre Schilddrüsenwerte richtig lesen, rundet das Kapitel ab.

Hashimoto verstehen

Viele Krankheiten tragen ihren Namen nach ihrem Entdecker. So auch die chronisch-entzündliche Schilddrüsenerkrankung mit dem ungewöhnlichen Namen Hashimoto-Thyreoiditis – Thyreoiditis bedeutet Schilddrüsenentzündung. Hashimoto ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Schilddrüse.

Die Anfänge

Hakaru Hashimoto stammte aus einer japanischen Medizinerdynastie und wurde 1881 in der japanischen Stadt Iga geboren. Nach dem Studium arbeitete er als Assistenzart an der chirurgischen Klinik der Universität Kyushu. Dort gab es seinerzeit viele Patienten mit einer vergrößerten Schilddrüse, denen, wie damals üblich (und leider auch noch heute manchmal praktiziert), die Schilddrüse ganz oder teilweise entfernt wurde. Hashimoto untersuchte das entfernte Gewebe und fand ungewöhnlich viele entzündliche Gewebsveränderungen, Fibrosen (durch Bindegewebe ersetztes Funktionsgewebe), lymphozytäre Einschlüsse und Ansammlungen körpereigener Abwehrzellen.

Hashimoto selbst nannte seine Entdeckung „lymphomatose Struma“. Seine Entdeckung veröffentlichte er 1912 in einer deutschen Medizinzeitschrift, jedoch geriet der Artikel, wohl wegen der Kriegswirren des Ersten Weltkriegs, in Vergessenheit. Erst in den 1930er Jahren etablierte sich die neu entdeckte Krankheit allmählich in den Medizinbüchern, man ordnete sie jedoch als seltene Kuriosität ein, bis Mitte der 1950er Jahre etwa zeitgleich zwei Forscherteams Autoantikörper im Serum von Hashimoto- Betroffenen nachwiesen: Eine neue Autoimmunerkrankung war entdeckt.

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

80 bis 100 verschiedene Autoimmunerkrankungen sind heute bekannt. Die häufi gsten sind unter anderem Rheuma, Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose, Schuppenfl echte, Neurodermitis und Morbus Basedow. Auf den vordersten Rängen der Autoimmunerkrankungen steht die Hashimoto-Thyreoiditis.

Allen Autoimmunerkrankungen ist gemein, dass im Körper chronisch- entzündliche Prozesse entstehen, weil das Immunsystem körpereigene Gewebsstrukturen einzelner Organe oder im gesamten Körper angreift. Einfach ausgedrückt bedeutet Autoimmunität, dass das Immunsystem eines Menschen normale physiologische Abläufe irrtümlich für fremde Eindringlinge hält und sich selbst angreift.

Häufi ge Autoimmunerkrankungen

Mittlerweile bilden Autoimmunerkrankungen nach Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Krebserkrankungen die dritthäufigste Erkrankungsgruppe.

Im intakten Zustand schützt das Immunsystem uns Menschen vor Viren, Bakterien, Parasiten und Fremdstoffen. Bei Autoimmunprozessen ist es jedoch fehlreguliert und kann nicht mehr zwischen „fremd“ und „selbst“ (griechisch auto) unterscheiden und greift infolgedessen körpereigenes Gewebe an – im Fall von Hashimoto ist dies auf die Schilddrüse begrenzt. Wichtig ist zu verstehen, dass Hashimoto eigentlich keine Schilddrüsenerkrankung ist; die Schilddrüse ist lediglich der Schauplatz der Erkrankung. Sie ist, wie alle anderen Autoimmunerkrankungen auch, eine Erkrankung des Immunsystems.

In den letzten Jahren wurde eine stetige Zunahme der Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen beobachtet. In der westlichen Welt sind zwischen acht und zehn Prozent der Bevölkerung von Autoimmunerkrankungen betroffen, Tendenz steigend. Über die Gründe wird noch diskutiert.

Viele Mediziner vertreten noch immer die Vorstellung, dass der Autoimmunprozess sich verselbständigt. Sobald er erst aktiviert ist, bedarf er keines ständigen Auslösers von außen mehr, da er autark und irreversibel abläuft. Doch jeden Tag erholen sich Menschen von Hashimoto, manche von ihnen zufällig, andere gezielt.

Eine Volkskrankheit?

Was in den 1930er Jahren noch als medizinische Kuriosität bezeichnet wurde, hat sich heutzutage zu einer neuen Volkskrankheit entwickelt. Jährlich erhalten mehrere zehntausend Menschen in Deutschland die Erstdiagnose Hashimoto. Frauen erkranken etwa zehnmal häufiger als Männer. Wenngleich die Erkrankung in jedem Alter auftreten kann, sind die kritischen Zeiten für die Erstmanifestation bei Frauen die Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre – also Zeiten, in denen eine hormonelle Umstellung stattfindet. Gleichwohl spielen auch noch andere innere wie auch äußere Faktoren eine bedeutende Rolle für die Manifestation der Erkrankung (dazu gleich mehr).

Hashimoto wird auch als das Chamäleon unter den Autoimmunerkrankungen bezeichnet. Die Symptome können sich ändern und wie die Laborwerte verwirren. So gibt es Betroffene, die ständig müde, abgeschlagen und unkonzentriert sind, über trockene Haut und Haarausfall berichten, unkontrolliert an Gewicht zunehmen, vermindert fruchtbar sind oder eine vergrößerte oder verkleinerte Schilddrüse haben. Die Laborwerte können sich binnen eines Tages zwischen einer Unter- und Überfunktion der Schilddrüse hin- und herbewegen. Kein Wunder also, dass sich Betroffene nicht in ihrer Mitte fühlen und manchmal in die psychosomatische Ecke gestellt werden.

Viele Menschen wissen lange Zeit nicht, dass sie betroffen sind. Denn eine Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich meist schleichend und ist lange Zeit kaum wahrnehmbar. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Menschen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Die Krankheit ist entgegen der landläufigen Meinung alles andere als unheilbar: Auch eine bereits geschädigte Schilddrüse ist zur Heilung imstande. Bei vielen Betroffenen zeigen sich nach einem Heilungsprozess eine Normalisierung der Schilddrüsenfunktion, im Ultraschall normales Schilddrüsengewebe sowie negative TPO-Antikörper im Blutbild.

Viele Menschen wissen lange Zeit nicht, dass sie betroffen sind. Denn Hashimoto entwickelt sich meist schleichend und ist lange Zeit kaum wahrnehmbar.

Die Ursachen

Die Frage nach dem Warum wird sich früher oder später jeder Betroffene einmal stellen. Ganz offiziell heißt es sinngemäß, „die Ursachen sind nicht in Gänze bekannt“. Aus vielen Berichten aus der Praxis weiß man aber, dass Hashimoto dann auftritt, wenn ohnehin schon einiges aus dem Lot geraten ist. Ganz pauschal lässt sich sagen, dass eine autoimmun verursachte Schilddrüsenentzündung wie jede andere Autoimmunerkrankung auch eine Form der Überforderung darstellt: Einflüsse körperlicher, geistiger und seelischer Art kommen dafür infrage. Letztendlich müssen die „Baustellen“ für jeden Betroffenen individuell herausgefiltert werden. Auch wenn einige Wissenschaftler oder Massenmedien uns glauben machen wollen, dass nur eine Ursache zu einer Folge führt, sind es nach meiner Erfahrung mehrere ursächliche „Puzzlesteine“, die das Krankheitsbild Hashimoto ergeben.

Oft braucht es professionellen Rat und eine ausführliche Anamnese, um dem Kern des Übels auf die Spur zu kommen. Der „Bauchtyp“ wird höchst wahrscheinlich Probleme im Darm haben, bestimmte Berufsgruppen haben oft eine hohe Toxinbelastung (Friseure, Landwirte, Maler und Lackierer stehen an der Spitze dieser Berufe), bei anderen flattern schnell die Nerven, und auch die Gene spielen eine Rolle. Die folgenden Abschnitte zeigen häufige Ursachen und „Mittäter“ auf und sind vermutlich nicht vollständig. Deshalb ist es wichtig, Buch zu führen, um zwei Fragen zu klären:

Ursachen einer Hashimoto-Thyreoiditis

• Wodurch geht es mir besser?

• Wodurch geht es mir schlechter?

Gene und ein fehlgeleitetes Immunsystem

Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis durch genetische Einflüsse bestimmt wird, denn das Erkrankungsrisiko liegt erheblich höher, wenn die Krankheit in der nahen Verwandtschaft (Eltern, Geschwister) vorkommt. Wissenschaftler haben bereits einige schilddrüsenspezifische und immunregulatorische Gene (HLA-DR5, CTLA-4, CD40, TSHR) identifiziert, die zu einer Hashimoto-Erkrankung führen können. Die genetische Veranlagung kommt meist dann erst zum Tragen, wenn mehrere Belastungsfaktoren auftreten. Dann ist die Schilddrüse sozusagen die Achillesferse, so wie es in Diabetikerfamilien die Bauchspeicheldrüse ist.

Bei etwa 80 Prozent aller Hashimoto-Betroffenen ist die Balance zwischen TH1- und TH2-Helferzellen (eine Gruppe von Lymphozyten, also Abwehrzellen des Immunsystems) zugunsten der TH1-Zellen verschoben, ein Phänomen, das sich auch bei anderen Autoimmunerkrankungen, etwa bei Multipler Sklerose oder Schuppenflechte, zeigt. Das bedeutet jedoch auch, dass etwa 20 Prozent eine TH2-Dominanz haben, was für die weitere naturheilkundliche Behandlung von Bedeutung ist.

Die Bestimmung ist über Laborparameter (Interferon-Gamma und Interleukin-4/IL-4) möglich. Während beispielsweise Sonnenhutpräparate bei einer TH1-Dominanz zu einer Verschlechterung der Symptome führen können, bessern sie sich in der Regel bei einer TH2-Dominanz. Auffällig ist zudem, dass Hashimoto- Betroffene oft auch an zusätzlichen Autoimmunerkrankungen leiden, häufig Zöliakie, einer Autoimmungastritis oder auch Diabetes mellitus Typ 1.

Ein Teil unseres komplexen Immunsystems: die T-Zellen

Die im Blut enthaltenen Zellen werden unterschieden in Erythrozyten, die auch rote Blutkörperchen genannt werden, in Leukozyten, die als weiße Blutkörperchen bezeichnet werden, und in Thrombozyten oder Blutplättchen.

Die weißen Blutkörperchen haben im Gegensatz zu roten Blutkörperchen keinen roten Blutfarbstoff. Es sind Immunzellen, die uns gegen Schadstoffe und Infektionserreger wie Bakterien und Viren verteidigen. Sie unterscheiden sich im Aussehen und ihrer Funktion. Zu den Leukozyten zählen Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten, ihre jeweilige Zahl wird im sogenannten Differenzialblutbild bestimmt.

Lymphozyten differenzieren sich weiter in natürliche Killerzellen, B-Zellen und T-Zellen. Die T-Zellen bekämpfen Erreger und differenzieren sich weiter. Eine Gruppe der T-Lymphozyten bilden TH-Zellen, die T-Helferzellen, die sich wiederum in Subtypen aufteilen:

Schematische Darstellung der Stammzellen

TH1-Zellen, die sich als Reaktion auf Bakterien und Viren vermehren, TH2-Zellen, die bei Parasiten, und TH17-Zellen, die bei Pilzinfektionen aktiv werden. Regulatorische T-Zellen aus der Thymusdrüse sorgen dafür, dass sich überschießende Reaktionen nach Abklingen der Infektion wieder zurückbilden. Etwas genauer:

•TH1-Zellen gehören zum zellulären Immunsystem und übernehmen die Abwehr von intrazellulären Erregern, insbesondere Viren und Bakterien. TH1-Reaktionen zeigen sich als entzündliche Prozesse. Bei Hashimoto-Betroffenen zeigt sich zu etwa 80 Prozent eine Erhöhung von TH1 – Mediziner sprechen von einer TH1-Dominanz. Auch ein Mangel an Nebennierenhormonen (Cortisol und DHEA) kann zu einer TH1-Dominanz führen.

•TH2-Zellen übernehmen die Abwehr von extrazellulären Krankheitserregern. Pilze, Bakterien oder Parasiten wie Würmer können ein überaktives TH2-System entstehen lassen. Im Blutbild ist dann ein bestimmtes Zytokin, das Interleukin-4 (IL-4) erhöht.

•TH17-Zellen: Erst kürzlich wurde eine Erhöhung der TH17-Zellen in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Sie werden aktiviert, wenn extrazelluläre Mikroben vorliegen, also Pilze und manche Bakterien, oder bei Entzündungsstörungen wie entzündlichen Darmerkrankungen.

Bei einem gut funktionierenden Immunsystem sind die verschiedenen Zelltypen in Balance.

Während Wissenschaftler weltweit daran forschen, weitere Gene zu identifizieren, bin ich der Meinung, dass Sie zwischenzeitlich Ihr Immunsystem mit natürlichen Substanzen stabilisieren können. Biologische Systeme funktionieren sehr komplex. Und vor allem gibt es in einem so differenziert aufgebauten biologischen System wie dem unseren unglaublich viele Ersatzkreisläufe und Reparaturmechanismen, die im Detail noch niemand so genau kennt. Vermutlich gibt es die bad genes, damit aber nicht noch bad luck dazukommt, können Sie selbst einen Beitrag leisten.

Hormonelle Faktoren

Da acht bis neun von zehn Hashimoto-Erkrankten Frauen sind, müssen die Geschlechtshormone auch irgendwie eine Rolle spielen. Einige Fachleute sprechen bei Hashimoto gar von einer „weiblichen Erkrankung“. Gerade in Phasen hormoneller Umstellung wie Pubertät, Schwangerschaft (führt zu einer Verschiebung von TH1- zur TH2-Dominanz), Stillzeit oder den Wechseljahren kommt es häufiger zu einer Erstmanifestation. Wenngleich es sich hier um ganz natürliche Prozesse handelt, bilden diese Lebensphasen eine zusätzliche Belastung, die das Fass zum Überlaufen bringen kann.

Sonderfall: Post-Partum-Thyreoiditis

Frauen, die ein Kind zur Welt gebracht haben, können unter Umständen eine Schilddrüsenentzündung entwickeln. Bedingt durch die hormonelle Umstellung entwickeln etwa vier Prozent (einige Quellen berichten gar von bis zu zehn Prozent) aller Frauen nach der Schwangerschaft (von lateinisch post partum, „nach der Geburt“) eine Schilddrüsenentzündung, die durch eine Autoimmunreaktion verursacht wurde. Oft macht sich dies durch starke Stimmungsschwankungen, Abgeschlagenheit oder Depressionen bemerkbar.

Der „Baby-Blues“ kann also auch durch eine Funktionsstörung der Schilddrüse bedingt sein. Glücklicherweise normalisieren sich bei einem Teil der betroffenen Frauen die Beschwerden und Autoantikörper wieder. In einigen Fällen kann sich jedoch auch nach Jahren eine Hashimoto-Thyreoiditis entwickeln.

Gleich vorweg: Sehr häufig liegt bei Frauen mit Hashimoto ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogenen (siehe Seite 42) vor, wobei in fast allen Fällen deutlich zu wenig Progesteron gebildet wird. Da alle Hormondrüsen wie Zahnräder miteinander verbunden sind, gilt es, auch immer einen Blick auf weitere Drüsen zu werfen, beispielsweise auf die Nebennieren. Sie sind quasi unsere „Stressorgane“, und nicht selten zeigen sich auch hier Veränderungen von Cortisol und DHEA, den bedeutenden Hormonen der Nebennierenrinde.

Vor allem dann, wenn sich die ersten Pfunde auf den Hüften zeigen, sollte auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse überprüft werden. Es muss noch kein manifester Diabetes vorliegen, jedoch sind Vorstufen davon häufiger. Der Nüchtern-Glukosewert beträgt dann zwischen 100 und 125 mg/dl. Zu den Standarduntersuchungen gehört in meiner Praxis deshalb neben der Erfassung der Schilddrüsenwerte auch die Bestimmung von Cortisol, DHEA, HbA1c, Progesteron und Östrogenen.

Vor allem dann, wenn sich die ersten Pfunde auf den Hüften zeigen, sollte auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse überprüft werden.

Eingriffe am lymphatischen System