Haus der Stummen - John Burnside - E-Book

Haus der Stummen E-Book

John Burnside

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Beschreibung

Psychologische Spannung literarisch verdichtet – John Burnsides erster Roman endlich auch auf Deutsch.

John Burnside ist einer der faszinierendsten Literaten unserer Zeit, der in seinen Werken immer wieder die Abgründe der menschlichen Natur erkundet. Bereits in seinem ersten Roman zeigt sich Burnsides Meisterschaft: In spannungsgeladenen Sätzen zeichnet er das Porträt eines jungen Mannes, der von maßlosem Forschergeist in den Wahnsinn getrieben wird.

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Seitenzahl: 318

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John Burnside

Haus der Stummen

Roman

Aus dem Englischen von Bernhard Robben

Knaus

Die Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel

»The Dumb House« bei Jonathan Cape.

1. Auflage

Copyright © der Originalausgabe John Burnside 1997

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014

beim Albrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: www.bürosüd.de

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-13018-3

www.knaus-verlag.de

Noch bin ich nicht so tief in die Lexikografie versunken, als dass ich nicht mehr wüsste, dass Wörter die Töchter der Erde und Dinge die Söhne des Himmels sind. Sprache ist nur das Instrument der Wissenschaft, und Wörter sind nur Anzeichen von Ideen: Ich wünschte jedoch, die Instrumente würden nicht so rasch stumpf und Anzeichen wären so dauerhaft wie die Dinge, die sie benennen.

Samuel Johnson

Teil eins – Karen

Niemand kann behaupten, es hätte mir freigestanden, die Zwillinge zu töten, so wenig wie es mir freistand, sie auf die Welt zu bringen. Jedes dieser Ereignisse war unvermeidlich, ein Faden im Gewebe dessen, was man mangels eines besseren Wortes Schicksal nennen mag – ein Faden, den weder ich noch sonst jemand hätte entfernen können, ohne das gesamte Bild zu entstellen. Ich entschied mich, die Laryngotomien durchzuführen, und wenn auch nur, um der ewigen Singerei ein Ende zu bereiten – falls man es denn Gesang nennen will –, diesem Geheul, das meine wachen Stunden vergiftete und durch jeden Traumspalt in meinen Schlaf drang. Damals hätte ich allerdings behauptet, die Operationen seien nur logisch gewesen, ein weiterer Schritt im Rahmen jenes Experiments, das ich vier Jahre zuvor begonnen hatte – des wichtigsten Experiments, das ein Mensch nur unternehmen kann, nämlich den Versuch, den Sitz der Seele zu finden, jenes einzigartigen Geschenks, das uns von den Tieren unterscheidet; ihn zu finden, anfangs durch Isolierung, später durch folgerichtige und notwendige Vernichtung. Es überraschte mich, wie leicht es war, jene beiden halbfertigen Wesen zu operieren. Sie existierten in einer anderen Welt, der Welt der Laborratten oder jener des sich stetig wandelnden, funktionslosen Raums der wahrhaften Autisten.

Das Experiment ist nun vorbei, doch wurde es nur beendet, damit es – in anderer Form – von Neuem beginnen kann. Wenn ich etwas weiß, dann, dass dies die eigentliche Struktur unseres Lebens ist: eine stete Wiederholung, Wiederholungen mit kleinen, doch bedeutsamen Änderungen, die sich im Laufe der Jahre mehren. Das Experiment mit den Zwillingen war nur eine Variation eines lebenslangen Themas. Wäre es eine gewöhnliche Arbeit gewesen, würde ich die Ergebnisse notieren, in abstraktem Jargon die Fragestellung umreißen, eine Reihe von Hypothesen und Tests beschreiben und dann die Resultate festhalten. Alles wäre unzweideutig und in wissenschaftlichen Termini niedergelegt. Doch dies ist beileibe keine gewöhnliche Arbeit. Und ich sehe keine andere Möglichkeit, mein Experiment zu beschreiben, als alles zu beschreiben, was seit jenem Morgen vor dreißig Jahren geschah, an dem ich zu sprechen lernte, bis hin zu dem Moment, an dem ich die Zwillinge einsperrte, die Tür zum Kellerraum abschloss, in dem sie, endlich zum Schweigen gebracht, einander mit jenen Mienen trauriger Verwirrung anstarrten, die eine Fortführung des Experiments letztlich unmöglich machten. Ehe ich ging, stellte ich die Musik an, obwohl ich immer noch nicht wissen konnte, was sie in den Jahren der Isolation für die Zwillinge bedeutet hatte. Draußen presste ich mein Gesicht ein letztes Mal ans Beobachtungsgitter; sie schienen gar nicht bemerkt zu haben, dass ich gegangen war. Leise machte ich mich davon, ließ sie ihr vergiftetes Essen verdauen, ging nach oben, um nach Karen zu sehen, machte mir eine Kanne Kaffee und wartete.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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