Hochmut kommt vor dem Tod - Andrea Neven - E-Book

Hochmut kommt vor dem Tod E-Book

Andrea Neven

4,8

  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Willkommen in der wunderschönen, mörderischen Eifel, wo missgünstige Kegelbrüder, zänkische Nachbarn und aufgebrachte Dorfbewohner nicht lange fackeln, wenn es Probleme gibt. Andrea Neven blickt hinter die Fassaden und lässt ihre Leser mit tödlich dosierten, schwarzhumorigen Krimi-Häppchen an deren Abgründen teilhaben. Aber Vorsicht! Wer es hier zu weit treibt, der sollte stets bedenken: Hochmut kommt vor dem Tod

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Seitenzahl: 118

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Ähnliche


ANDREA NEVEN

HOCHMUT KOMMT

VOR DEM TOD

Kriminelle Kurzgeschichten

© 2016 Andrea Neven

Bildbearbeitung Cover: Björn Götten

unter Verwendung von: © captblack76 – Fotolia.com

Lektorat und Korrektorat: Scriptmanufaktur.de

Verlag: Andrea Neven, Auf dem Hähnchen 6, Kalenborn

ISBN 978-3-7418-3319-9

Inhaltsbeschreibung

Willkommen in der wunderschönen, mörderischen Eifel, wo missgünstige Kegelbrüder, zänkische Nachbarn und aufgebrachte Dorfbewohner nicht lange fackeln, wenn es Probleme gibt.

Andrea Neven blickt hinter die Fassaden und lässt ihre Leser mit tödlich dosierten, schwarzhumorigen Krimi-Häppchen an deren Abgründen teilhaben.

Aber Vorsicht!

Wer es hier zu weit treibt, der sollte stets bedenken: Hochmut kommt vor dem Tod

Inhalt

Inhaltsbeschreibung

La, Li, Lalala – der Tod ist da

Regel Nummer eins

Die letzte Kugel

Frau sorgt für Ordnung

Thema heute: Die Eifeler Kirmes

An der B51 mittags um halb eins

Hausgemacht

Auf Messers Schneide

Genug ist genug!

Die alte Schachtel

Gefährliches Gefiedel

Der letzte Zug

Ein teuflischer Plan

Geschickt eingefädelt

Die Sache mit der Rache

Gisela muss weg!

Stillleben

Der rote Wahnsinn

So bleibt die Liebe frisch

Eine endlose Geschichte

Autorenportrait

La, Li, Lalala – der Tod ist da

Dieses Jahr sollte es etwas ganz Besonderes werden. Es war alles bis ins kleinste Detail organisiert. Um Punkt 8:15 Uhr verließ der bestellte Bus das kleine Städtchen und beförderte den Laienchor Singsang for everyone ohne Zwischenfälle mitten in die schöne Nordeifel.

Ziel der Reise war ein kleines Hotel an einem romantischen See. Sinn und Zweck war jedes Jahr der gleiche: Singen, Saufen, Seele baumeln lassen. Für das Chormitglied Heribert Stichel gehörte allerdings noch etwas anderes mit S dazu. Dummerweise durften wieder alle Partner und Partnerinnen mitfahren. So kam es, dass Heribert seine Frau mitschleppen musste. Das war ihm vor den anderen äußerst peinlich. Er hatte alles versucht, um es Henriette auszureden, aber sie wollte unbedingt dabei sein. Henriette Stichel war eine mittelgroße Frau mit ungepflegter Haut, struppigem Haar und glänzenden Speckfüßen. Sofort ins Auge fielen allerdings die Wampe und der gewaltige Hängebusen. Beides konnte man schon aus der Ferne bewundern.

»Ihr habt jetzt Zeit, eure Zimmer zu beziehen und euch etwas frisch zu machen. Wir treffen uns pünktlich um 17:05 Uhr unten an der Rezeption«, verkündete der Chorleiter noch übers Mikrofon, bevor alle aus dem Bus stürmten. Heribert ließ seinen Blick schweifen. Freudig erregt betrachtete er den Hintern von Claudia, der Verlobten des Tenors. Auf der letzten Chorfahrt hatte Heribert tatsächlich bei ihr landen können. Claudia hatte damals mehrstimmig alle Register gezogen. Daran dachte er seitdem fast jeden Tag. Er freute sich auch schon auf die heißen Filmchen im Pay-TV auf dem Hotelzimmer. Wenn Henriette schlief und vor sich hin schnarchte, bekam sie sowieso nichts mit.

Claudia hatte Heriberts Blicke, draußen neben dem Bus, sofort bemerkt. Sie zwinkerte ihm zu und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. Ob er dieses Jahr wieder in den Genuss kommen würde?

»Die Hoffnung stirbt zuletzt«, sagte er immer wieder leise zu sich selbst. Heriberts erotische Tagträume zerplatzten wie eine Seifenblase, als Henriette ihren unhandlichen Koffer ungebremst auf seinen Fuß fallen ließ.

»Mann, musst du immer mitten im Weg stehen? Du lernst es wohl nie, wah?«, maulte Henriette und schubste ihren Gatten einfach zur Seite. Dieser ließ ihren Wutanfall unkommentiert. Er hatte in den letzten Jahren immer wieder festgestellt, dass es in solch einer Situation das Beste war.

»So, Freunde der Musik, auf geht’s zum Altstadtfest!« Mit diesen Worten trommelte der Chorleiter alle zusammen. Claudia, schlank wie eine Gazelle, richtete ihr knappes Röckchen noch einmal, bevor sie in den Bus stieg. Heriberts Augen leuchteten. Die ungelenke Henriette, die schon beängstigend laut schnaufte, wurde vom Busfahrer persönlich an beiden Armen in den Bus gezogen und in den Sitz gewuchtet.

Auf dem Fest wurde viel geboten, beinahe wie auf einer Kirmes. Stände, an denen man tolle Dinge kaufen konnte, zwei Fahrgeschäfte, eine Schießbude und vieles mehr. Kaum an der Frittenbude angekommen, hatte Henriette sich schon mit Mayonnaise bekleckert. Wenig später klebte fast an ihrem ganzen Körper Zuckerwatte.

»Sie müssen nur sieben Enten treffen, dann gewinnen Sie ein großes Plüschtier«, sagte der Mann an der Schießbude. Heribert liebte solche Spielchen. Er schnappte sich das Gewehr, legte an – sah sehr lässig aus, er musste schließlich Claudia imponieren – und schoss.

»So der Herr, zwei Treffer. Das bedeutet, Sie haben ein Blasrohr gewonnen. Ein robustes aus Holz und sechs Pfeile mit Gummispitze. Die Farbe können Sie sich aussuchen!«, jubelte der Mann.

Heribert entschied sich sichtlich beschämt für das Neongelbe. Pink musste wirklich nicht sein.

Henriette schaute ihren Ehemann mürrisch an. »Was für ein Versager! Warum habe ich den bloß geheiratet?«, murmelte sie kopfschüttelnd.

Der Abend neigte sich dem Ende zu und die Rückfahrt zum Hotel stand an.

»Ich mach noch einen kleinen Verdauungsspaziergang. Wegen den Frikadellen und dem Schwenksteak mit den ganzen Zwiebeln drauf. Sonst kann ich nicht pennen, kapiert?«, rief Henriette, als Heribert im Bad war.

»Ja, hab verstanden«, antwortete er schnell. Plötzlich kam ihm eine Idee.

Man müsste nur die Spitzen austauschen, und wenn man kräftig genug bläst und nah genug rankommt, muss das doch zu schaffen sein, überlegte Heribert während der sich frisch machte. Wenig später kramte er hektisch in seinem und Henriettes Gepäck.

Damit funktioniert es bestimmt, hoffte er, als er eine der vielen Hutnadeln in ihrem Koffer entdeckte. Er verstaute das Blasrohr und die präparierten Pfeile in seiner Manteltasche und verließ das Hotel. Heribert suchte überall nach Henriette. Weit konnte das Walross noch nicht gekommen sein.

Er entdeckte sie schließlich am Seeufer in einem kleinen Boot. Kein Zweifel, das war seine Alte! Immer für eine Überraschung gut.

Sie paddelte geradewegs auf ihn zu. Durch den hellen Mondschein konnte man ihren großformatigen Umriss gut erkennen. Er setzte das Blasrohr an, zielte und traf. Sie fasste sich an den Hals und kippte zur Seite. Heribert freute sich. Vorhin hatte er beim Schießen versagt, aber jetzt, in diesem entscheidenden Moment, entpuppte er sich als ein hervorragender Schütze. Doch Heribert war nicht allein, er wurde die ganze Zeit beobachtet. Jemand kam schwankend auf ihn zugestapft. Er drehte sich hektisch um, wollte loslaufen, stolperte und fiel zu Boden.

»Hey, stehst du wohl auf! Was machst du denn da? Hier ist dein Handy. Ich hab meins schon wieder verlegt und wollte nicht ohne Telefon aus dem Hotel gehen, man kann heutzutage nie wissen. Claudia hat dir auf die Mailbox gequatscht. Sie wollte dich vor zehn Minuten am See treffen und irgendetwas Geheimes mit dir bereden«, erklärte Henriette völlig erschöpft. Sie schnappte keuchend nach Luft und erwähnte noch: »Ach, und die hat meinen Hut, meine Jacke und mein Halstuch gefunden. Hab ich wohl nach dem Mittagessen im Speisesaal liegengelassen.«

Heribert rührte sich nicht. Er würde sich auch nie wieder rühren. Er hatte sich beim Sturz das Genick gebrochen.

Die Polizei konnte sich nicht erklären, warum Claudia eine viel zu weite Jacke getragen hatte, als man ihre Leiche in dem Boot auf dem See fand.

Auch die Sonnenbrille bei Nacht und der viel zu große Hut waren ein Rätsel. Sogar ihr Kopfkissen aus dem Hotelzimmer steckte unter der Jacke. War ihr etwa kalt gewesen, so ganz allein da draußen?

Regel Nummer eins

Helga und Franz Firle haben sich – neben Anschuldigungen, Zurechtweisungen und Beleidigungen – nicht mehr viel zu sagen. Dies ist schon seit geraumer Zeit so und eine Besserung ist leider nicht in Sicht. Beide wohnen noch, wie es sich für ein Ehepaar gehört, unter einem Dach. Trotz guter Vorsätze misslingt das Ignorieren des Gegenübers, dessen Blicke meist mehr als tausend Worte sagen, und so bringt jede noch so winzige Kleinigkeit das Fass zum Überlaufen. Das hört sich vielleicht ganz nach einer gewöhnlichen Ehekrise an, aber weit gefehlt! Im Hause Firle keimen mehr und mehr Gedanken, die mit harmlosem Missmut gar nichts mehr zu tun haben.

Helga fragt sich schon lange, warum sie Franz Firle vor knapp 14 Jahren überhaupt geheiratet hat. Noch nie bot er ihr etwas Besonderes und ihm liegt auch nichts daran. Dessen wird sie sich immer bewusster. Ihre Nachbarn, ja, die leben das Leben, das sie sich immer gewünscht hat. Gemeinsame Unternehmungen und Urlaube, hier und da eine entspannende Massage, neckische Spielchen beim Sonnenbaden auf der Terrasse, harmonische und tiefgründige Gespräche, romantische Abendessen bei Kerzenschein.

Franz hatte ihr noch nie das Frühstück ans Bett gebracht! Und auf rote Rosen wartet Helga bislang vergeblich. Auf die Idee, ihr vor dem Sonnenbaden den Rücken einzucremen, würde Franz nie und nimmer kommen. Dieser unromantische Versager!

Kerzen sind bei ihm tabu. Ein Teelicht, das sich hinter Glas in einer geschlossenen Metall-Laterne befindet, könnte ja einen Großbrand auslösen. Nicht einmal LED-Kerzen kommen ihm ins Haus. Helga reicht es jetzt. Es muss sich schleunigst etwas ändern.

Franz hat seine Ehe – insbesondere seine Ehefrau – mittlerweile endgültig leid. Helga soll ihn einfach in Ruhe lassen! Das ist anscheinend nicht möglich. Jeden Tag Gemecker und Vorhaltungen. Wenn es Helga so gut bei den Nachbarn gefällt, soll sie doch einfach da einziehen! Was die da drüben veranstalten, ist Franz viel zu lästig und zeitintensiv. Das mit den unzähligen Kerzen, die im Nachbarhaus des Öfteren rings um Bett und um die Badewanne verteilt sind, ist ihm obendrein viel zu gefährlich. Aber Helga lässt sich den ganzen Blödsinn und die ach so tollen Urlaubsreisen immer genauestens beschreiben. Und dann das Theater wegen der Rosen, die sie sich sehnlichst wünscht. Dabei ist Franz der Meinung, dass Blumen vollkommen überflüssig sind. Wenn Helga Blumen sehen möchte, soll sie zur Bundesgartenschau fahren. Ohne ihn, versteht sich! Jeder Ausflug, der in die Dorfkneipe natürlich ausgenommen, bedeutet für Franz nämlich die absolute Höchststrafe.

Früher war Helga von Franz richtig angetan gewesen. Er hatte gut ausgesehen, war gepflegt und seine Garderobe war stets adrett. Heute sieht das in ihren Augen leider völlig anders aus. Die wenigen Haare, die noch vorhanden sind, stehen entweder kreuz und quer zu Berge oder kleben fettig glänzend an der Kopfhaut. Das kommt immer darauf an, wie lange die letzte Dusche her ist. Ein muffiger Geruch, hartnäckig wie kalter Zigarettenrauch, hängt mittlerweile in allen Zimmern des Einfamilienhauses. Ausgehen kann man mit ihm schon lange nicht mehr. Er macht überall ein dummes Gesicht und einen schlechten Eindruck. Hinzu kommt noch sein unmöglicher Kleidungsstil. Franz trägt seit Jahren Klamotten, die so schrecklich sind, dass jeder Penner sie freiwillig zur Altkleidersammlung geben würde. Den Gipfel der Geschmacklosigkeit bildet dabei seine Jogginghose, die man optisch und geruchstechnisch auch für eine gammelige, lange Unterhose halten könnte. Ja, richtig schön altbacken … altbacken für Fortgeschrittene! So Helgas Meinung.

Franz weiß, dass im Bett sowieso nichts mehr läuft. Berührungen jeder Art sind unerwünscht, und jeder Annäherungsversuch seinerseits wird sofort abgewehrt. Warum sollte er also frisch geduscht, gestriegelt und gekämmt im eigenen Haus rumlaufen? Dort, wo ihn sowieso nur seine verklemmte Frau Helga sieht? Die alte Meckerziege! Franz liebt es halt bequem und praktisch. Mit seinem Benehmen und seinem Aussehen, das ja angeblich absolut unmöglich ist, ist er in der Dorfkneipe noch nie negativ aufgefallen. Und ein Leben ohne seine Lieblingsjogginghose, die Ballermann-Sauf-Motivshirts mit unfassbar geistreichen Sprüchen drauf und seine jahrzehntealten ausgelatschten Hausschlappen ist für ihn unvorstellbar. Ein Leben ohne seine Frau kann er sich dagegen sehr wohl vorstellen.

Seit ein paar Wochen gibt es im Hause Firle drei goldene Regeln.

Regel Nummer eins: Jeder macht seins!

Regel Nummer zwei: Anfassen ist vorbei!

Regel Nummer drei: Ruhe – kein Geschrei!

Die Einhaltung der zweiten Regel stellt kein Problem dar. Nach Anfassen ist hier keinem zumute. Die Einhaltung der Ruhe gelingt beiden nur in den seltensten Fällen. Helga ist nur still, wenn sie furchtbare Kopfschmerzen hat, und Franz nur dann, wenn er sturzbetrunken ist.

Die Regel Nummer eins Jeder macht seins! wird dagegen fast immer eingehalten. Helga und Franz haben Hobbys, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während er eine Sammelleidenschaft für allen möglichen Firlefanz entwickelt hat, kümmert sie sich mit beispielloser Hingabe und penibler Genauigkeit um Garten, Blumenbeete und die Terrasse. So hat sie wenigstens Orte, an denen sie sich rundum wohlfühlen kann. Franz sitzt derweil den lieben langen Tag im Keller und werkelt vor sich hin. Er bastelt, schraubt und klebt an seiner neuesten Errungenschaft.

Um Helga, die Firle Franz – Pardon, Firlefanz – noch nie ausstehen konnte, so richtig schön zur Weißglut zu bringen, steht das Badezimmer nun voll mit knallbunten Quietscheentchen. Diese wurden in der Vergangenheit jedes Mal von Helga durchs Badezimmerfenster entsorgt und von Franz wieder eingesammelt. Damit ist jetzt Schluss!

Wofür gibt es denn den bewährten flüssigen Kunstharzklebstoff, der angeblich alles klebt? Richtig: Um die Quietscheentchen auf der Fensterbank, dem Badewannenrand, Klodeckel, Wandspiegel, an allen Seiten der Duschkabine und sogar an der Decke dauerhaft zu fixieren. Dass die Haftung aufgrund der Feuchtigkeit nicht an allen Stellen von langer Dauer wäre, ist Franz dabei egal. Hauptsache, Helga flippt total aus und bekommt anschließend einen Migräneschub. Noch lieber wäre ihm natürlich eine Herzattacke.

Helga ist daraufhin so frei und hilft ihrem Franz in einem unbeobachteten Moment beim Ausschmücken seines besten Stückes, der großen Modelleisenbahn. Ihrer Meinung nach macht sich die feuchte Blumenerde, die sie großflächig darauf verteilt, richtig gut. Von der liebevoll gestalteten Landschaft ist nun nicht mehr viel zu sehen. Franz tobt vor Wut und schwört Rache. Diese lässt nicht lange auf sich warten.

Während Helga bei der Nachbarin ist und sich wieder einmal die neuesten und aufregendsten Geschehnisse erzählen lässt, führt er den Härtetest durch. Mal sehen, ob der Super-Kleber alles hält, was die Werbung verspricht. Fünf Quietscheentchen gehen in Helgas Aquarium auf Tauchgang und kleben tatsächlich eine ganze Weile an Deckel und Scheibe. Da der Kleber leider nicht gänzlich frei von Lösungsmitteln und Schadstoffen ist, schwimmen nach kurzer Zeit nicht nur alle Entchen an der Wasseroberfläche. Helgas Lieblingsfisch machte direkt als Erster schlapp.

Zwei Wochen und etliche Racheakte später ist das Maß für Helga endgültig voll. Es gibt kein Zurück mehr. Das Gift befindet sich bereits in Franz` Kaffeetasse, die schon seit einer knappen Viertelstunde vor ihm auf dem gedeckten Küchentisch steht. Franz interessiert sich jedoch viel mehr für die Tageszeitung. Diese dient ihm nämlich als Sichtschutz, damit er Helgas Visage beim Frühstück nicht sehen muss.

»Ey, hör mal zu. Hier steht was von beängstigender Zunahme von Gattenmorden in Deutschland.«

»Ja, und? Warum sollte mich das interessieren?«, möchte Helga mit gespieltem Desinteresse wissen und zuckt kurz mit den Schultern. Kurz darauf sagt sie beiläufig: »Franz, dein Kaffee wird kalt.«