Hohlbein Classics - Amok - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Amok E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Die Story: Höchste Alarmstufe im King-Konzern! Die unerklärlichen Vorkommnisse häufen sich. Ein Buchhalter spielt verrückt und stürzt sich mit einem rasiermesserscharfen Brieföffner auf Romano Tozzi, den Top-Manager des Konzerns. Mike Hunter wird bei der Besichtigung einer neuerworbenen chemischen Fabrik von einem verrückt spielenden Tankwagenfahrer verfolgt. Eine Sekretärin in der Londoner Konzernzentrale entpuppt sich als mordgierige Bestie. Diese und noch eine Reihe anderer Ereignisse erschüttern den King-Konzern in seinen Grundfesten. Die Existenzgrundlage Damona Kings und Mike Hunters ist in Gefahr. Was steckt hinter diesen Vorfällen? Eine Verkettung unglücklicher Zufälle - oder ein teuflisches Gehirn, dass sich der Mithilfe magischer Mächte bedient?

"Amok" erschien erstmals am 18.04.1983 unter dem Pseudonym Henry Wolf als Teil der "Damona-King"-Serie in der Reihe "Gespenster-Krimi".

Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

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Seitenzahl: 130

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Inhalt

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Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Amok

Ein Gespenster-Krimi

Höchste Alarmstufe im King-Konzern! Die unerklärlichen Vorkommnisse häufen sich. Ein Buchhalter spielt verrückt und stürzt sich mit einem rasiermesserscharfen Brieföffner auf Romano Tozzi, den Top-Manager des Konzerns. Mike Hunter wird bei der Besichtigung einer neuerworbenen chemischen Fabrik von einem verrückt spielenden Tankwagenfahrer verfolgt. Eine Sekretärin in der Londoner Konzernzentrale entpuppt sich als mordgierige Bestie. Diese und noch eine Reihe anderer Ereignisse erschüttern den King-Konzern in seinen Grundfesten. Die Existenzgrundlage Damona Kings und Mike Hunters ist in Gefahr. Was steckt hinter diesen Vorfällen? Eine Verkettung unglücklicher Zufälle – oder ein teuflisches Gehirn, dass sich der Mithilfe magischer Mächte bedient?

»Amok« erschien erstmals am 18.04.1983 unter dem Pseudonym Henry Wolf als Teil der »Damona-King«-Serie in der Reihe »Gespenster-Krimi«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Amok

Ein Gespenster-Krimi Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Gespenster-Krimi

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1420-5

Amok

Ein Gespenster-Krimi von Henry Wolf

Vor einer Sekunde war Randolph Clarke noch ein ganz normaler, unauffälliger Angestellter gewesen; einer von fast zweihundert Männern und Frauen, die in dem modernen Großraumbüro direkt unter der Chefetage der King-Verwaltungszentrale arbeiteten. Eigentlich war er schon eher unterdurchschnittlich – er war klein, nicht ganz einen Meter sechzig groß, mit seinen knapp fünfzig Kilo schon mehr dürr als schlank, mit schütterem grauem Haar und einem Gesicht, das aussah, als hätte jemand einen schmuddeligen Scheuerlappen genommen und so lange daran herumgeknetet, bis er eine annähernd menschliche Form angenommen hatte. Auch seine Leistungen entsprachen nicht dem, was man von einem Mann seines Alters und seiner Position erwarten konnte, und im Grunde hatte er es nur dem Wohlwollen seiner Vorgesetzten und dem sprichwörtlichen sozialen Engagement des King-Konzerns zu verdanken, dass er nicht längst gefeuert worden war.

Aber das war jetzt plötzlich vorbei.

Keiner seiner Kollegen, die rechts und links von ihm an ihren Schreibtischen saßen und arbeiteten, bemerkte die Veränderung; jedenfalls nicht sofort. Für drei, vier Sekunden schien Randolph Clarke zu erstarren. Die sorgfältig gespitzte Spitze seines Bleistiftes verharrte reglos über der Bilanz, an der er saß, seine Augen waren geweitet; starr. Die grünen Leuchtziffern des Computer-Terminals, an dem er saß, spiegelten sich in seinen Pupillen und schienen sie mit einem höllischen Feuer zu erfüllen.

Langsam, wie ein Mensch, der unter einem inneren Zwang handelt, hob er den Kopf. Irgendetwas geschah mit seinem Gesicht. Seine Züge änderten sich nicht, und trotzdem war es mit einem Mal nicht mehr das Gesicht eines Menschen, sondern das einer Bestie ...

***

»Das wär’s dann.« Romano Tozzi malte den unleserlichen Krakel, den er normalerweise als Unterschrift bezeichnete, auf das letzte Blatt des Vertragsformulares, klappte die teure Ledermappe, in die das Dokument eingebunden war, mit Schwung zu und schob sie quer über die gläserne Schreibtischplatte zu Mike hinüber.

»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte er.

Mike lächelte zuversichtlich. Er griff nach der Mappe, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, sondern ließ sich noch einmal in seinem Sessel zurücksinken.

»Ich denke, es ist richtig«, sagte er. »Wir müssen investieren, wenn wir irgendwann einmal wieder Land sehen wollen.«

Tozzi verzog das Gesicht, als hätte er unversehens auf eine saure Zitrone gebissen. »Wenn man dich hört, könnte man glauben, dass unsere Firma kurz vor dem Ruin steht«, murrte er.

»Natürlich nicht. Aber ich denke, dass diese chemische Fabrik genau in unser Konzept passt. Nach den Gutachten zu schließen, können wir die Produktion mit einem Minimum an Geld so umstellen, dass sie als Zulieferer für unsere eigenen Werke arbeitet. Außerdem war sie billig.«

»Billig?«, ächzte Tozzi. »Acht Millionen Pfund Sterling findest du billig?«

»Allein die Maschinen sind das Doppelte wert ...«

»Und der Laden krebst seit Jahren kurz vor der Pleite herum«, nickte Tozzi.

Mike grinste. »Eben. Deshalb war er ja so preiswert.« Er stand auf, klemmte die Mappe unter den Arm und sah auf die Uhr. »Es tut mir leid, Romano, aber ich muss. Meine Maschine geht in einer knappen Stunde.«

Tozzi winkte ab. »Schon gut. Ich räume hier noch kurz auf, und dann verkrümele ich mich auch.«

»Aber es ist doch noch gar nicht Mitternacht«, spöttelte Mike.

Die imaginäre Zitrone in Tozzis Mund schien mit einem Schlag um mehrere Grade saurer zu werden.

»Hör gefälligst auf damit, ja? Du kennst meine Einstellung – ich habe genug getan. Ich bin ein alter kranker Mann und habe ein Recht auf einen Feierabend. Außerdem ...«

»Solltest du dich nicht aufregen«, grinste Mike. »Niemand missgönnt dir deinen wohlverdienten Feierabend, Romano. Ohne dich wäre diese Firma noch immer eine kleine Klitsche.«

Tozzi nickte. »Ich wollte, sie wäre es«, seufzte er. »Vielleicht könnte ich dann einmal schlafen, ohne von Zahlen und Tabellen zu träumen. Ich glaube, ich werde mich bald ganz aus dem Geschäft zurückziehen.«

»Auf King’s Castle ist immer ein Zimmer für dich frei, Romano«, antwortete Mike. »Das weißt du. Aber jetzt muss ich wirklich los.«

Tozzi stand ebenfalls auf. »Ich bringe dich zum Lift«, sagte er.

Sie verließen das Büro, gingen durch das Vorzimmer und traten auf den Korridor hinaus. Eine der Liftkabinen stand mit geöffneten Türen bereit und wartete. Mike trat hinein, streckte die Hand nach dem Knopf aus und zögerte noch.

»Vielleicht fliege ich in der nächsten Woche rüber und sehe mir unsere Neuerwerbung an«, sagte er. »Wenn du Lust hast, kannst du mich begleiten.«

Tozzi wiegte unentschlossen den Kopf. »Vielleicht«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Ich rufe dich an, okay?«

Mike nickte, drückte den Knopf fürs Erdgeschoss und trat zurück, als die Türen zuglitten.

Romano wartete, bis die grüne Lampe über der Tür erloschen war und ein leises »Pling« verkündete, dass sich der Aufzug auf dem Weg nach unten befand. Langsam ging er zurück in sein Büro, zog die Tür hinter sich zu und trat an seinen Schreibtisch. Die gläserne Platte war beinahe leer; ein ungewohnter Anblick bei einem Mann, der vor Kurzem noch in dem Ruf gestanden hatte, nur dann wirklich glücklich zu sein, wenn er bis über beide Ohren in Arbeit steckte. Aber diese Zeiten waren vorbei, und sie würden auch nicht wiederkommen. Die Worte, die er zu Mike gesagt hatte, waren nicht nur bloße Flachserei gewesen – er hatte genug und wahrscheinlich schon zu viel gearbeitet, und er hatte mehr getan, als man von einem Mann eigentlich verlangen konnte.

Nein – er würde es in Zukunft langsamer angehen lassen.

Aber obwohl er diesen Gedanken noch nicht einmal halb zu Ende gedacht hatte, beugte er sich bereits wieder über den Tisch und ließ die einzelnen Blätter der Vertragskopie durch die Finger gleiten. Er wusste nicht, was er von diesem Geschäft halten sollte, und das war etwas, was bei Romano Tozzi selten vorkam. Es war eine Blitzentscheidung gewesen. Mike Hunter hatte von dem Angebot gehört und ihn regelrecht überrumpelt – was sein gutes Recht war. Was Romano störte, war, dass er außer dem Namen und den Daten, die er dem Angebot und dem Vertragstext entnehmen konnte, absolut nichts über dieses Unternehmen wusste.

Aber vermutlich hatte Mike wieder einmal den richtigen Riecher gehabt. Das Angebot war so günstig, wie es nur sein konnte – wahrscheinlich stand den Besitzern das Wasser schon bis zum Hals – und eine chemische Fabrik konnte wahrscheinlich leicht darauf umgerüstet werden, all die Dinge zu produzieren, die die verschiedenen Werke der King-Gruppe jetzt noch für teures Geld bei der Konkurrenz einkaufen mussten.

Er setzte sich, blätterte die Akte noch einmal durch und drückte dann auf die Ruftaste der Gegensprechanlage.

»Mister Tozzi?«, drang die Stimme seiner Sekretärin aus dem Lautsprecher.

»Jenny«, antwortete Romano, »wer bearbeitet die Akte ...« Er klappte die Mappe zu und warf einen raschen Blick auf das Titelblatt. »MARGIN CHEMICALS?«

»Mister Clarke«, antwortete die Sekretärin. »Soll ich Ihnen die Daten auf das Terminal einspielen, oder möchten Sie ihn selbst sprechen?«

Romano warf einen raschen Blick auf den kleinen grünen Bildschirm neben seinem Tisch. Er hasste die Dinger, aber er hatte den Einzug dieses elektronischen Monstrums in die Verwaltungszentrale des King-Konzerns nicht verhindern können, trotz all seiner Macht.

»Nein«, sagte er. »Ich gehe zu ihm hinunter. Ein wenig Bewegung wird mir gut tun.« Er ließ den Knopf los, klemmte sich die Akte unter den Arm und ging zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten zum Lift. Es war nicht allein die Bewegung, die ihn dazu veranlasste, selbst hinunter zu gehen. Clarke war schon lange so etwas wie sein persönliches Sorgenkind – ein Mann in einer Position, die eine Nummer zu groß für ihn war und ihn langsam zugrunde richtete, die er aber auch nicht aufgeben konnte, weil er das Geld brauchte. Vielleicht war die Gelegenheit günstig, ein Gespräch mit ihm zu führen. Fällig war es schon lange.

Er betrat den Aufzug, fuhr in die nächste Etage hinunter und stand wenige Augenblicke später auf dem mit geräuschdämpfenden Teppichen ausgelegten Flur des zweitobersten Stockwerkes. Wie immer, wenn er hierher kam, konnte er sich eines leisen Gefühls des Unwohlseins nicht erwehren. Er hätte nie in einem Großraumbüro wie diesem arbeiten können, und wenn er hier war, kam es ihm mit einem Mal gar nicht mehr so verwunderlich vor, dass Männer wie Clarke seelisch zugrunde gingen. Dieses unmenschliche Riesenbüro war eines der Probleme, die er als Nächstes in Angriff nehmen musste.

Er öffnete die Tür, ging mit einem knappen Kopfnicken an der Sekretärin vorbei, die bei seinem Eintreten zusammenfuhr und vergeblich versuchte, eine Modezeitschrift unter dem Schreibtisch verschwinden zu lassen, und grinste, aber wohlweislich so, dass sie es nicht sah. Ihm persönlich war es egal, wie sich seine Angestellten die Arbeitszeit vertrieben – Hauptsache, die Arbeit wurde gut gemacht und es blieb nichts liegen.

Wie immer war er über die Stille erstaunt, als er das eigentliche Büro betrat. Natürlich war es nicht wirklich ruhig – der Raum war erfüllt vom Raunen unzähliger Stimmen, dem Klappern von Schreibmaschinen und Fernschreibern und dem beharrlichen Schrillen von Telefonen. Aber bedachte man die Anzahl von Menschen, die in einem einzigen Raum zusammensaßen und arbeiteten, war es schon beinahe unnatürlich still.

Er blieb einen Moment stehen, wandte sich nach rechts und ging durch einen der breiten, von Topfpflanzen gesäumten Gänge zu Clarkes Schreibtisch hinüber.

Der Arbeitsplatz Randolph Clarkes befand sich – wie die meisten Schreibtische – hinter einer halbhohen, mit fröhlichen Blumenmotiven bedruckten Spanischen Wand, die den Angestellten wenigstens die Illusion von Isoliertheit geben sollte. Tozzi klopfte kurz mit den Fingerknöcheln gegen den Metallrahmen, wartete zwei, drei Sekunden und trat mit einem übertriebenen Räuspern neben den Schreibtisch.

Clarke war nicht da. In dem Aschenbecher auf seinem Schreibtisch lag eine noch brennende Zigarette, ein deutlicher Hinweis, dass er nicht lange wegbleiben würde, und die Papiere waren in einer Art geordnetem Chaos auf dem Tisch verteilt, als wäre er mitten aus der Arbeit herausgerissen worden. Romano entschloss sich, zu warten.

Der dunkelhaarige Italiener stutzte, als sein Blick auf den Nachbarschreibtisch fiel. Der Mann, der normalerweise daran arbeiten sollte, tat genau das Gegenteil – er hatte die Arme auf der Platte gekreuzt, den Kopf darauf gebettet und schien zu schlafen.

Romanos Lächeln erlosch schlagartig. Ein freies Arbeitsklima hin oder her – das ging zu weit! Er räusperte sich ein paar Mal und trat schließlich, als die erwartete Reaktion ausblieb, neben den Schlafenden. Er streckte die Hand aus, zögerte eine Sekunde und berührte ihn dann recht unsanft an der Schulter.

»Müller!«, schnappte er. »Wachen Sie auf!«

Müllers Kopf rutschte zur Seite und schlug mit dumpfem Geräusch auf der Tischplatte auf. Seine Augen waren weit geöffnet und gebrochen.

Er schlief nicht.

Die lederne Schreibunterlage, auf der seine Arme ruhten, war rot von Blut.

Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.

Romano prallte mit einem entsetzten Keuchen zurück. »Mein Gott!«, stöhnte er. »Was ...«

Er sah die Bewegung im letzten Moment – ein huschender Reflex auf dem Computerbildschirm vor ihm. Mit einem verzweifelten Satz warf er sich zur Seite, prellte schmerzhaft gegen die Schreibtischkante und fiel zu Boden. Da, wo er eine halbe Sekunde zuvor noch gestanden hatte, bohrte sich die rasiermesserscharfe Klinge eines Brieföffners in den Tisch.

»Clarke!«, schrie Tozzi. »Was ist in Sie gefahren? Sind Sie verrückt?«

Aber wenn Clarke die Worte überhaupt hörte, so reagierte er nicht darauf. Mit einem wütenden Knurren riss er seine Waffe hoch, fuhr auf der Stelle herum und drang abermals auf Tozzi ein. Sein Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzerrt, und in seinen Augen loderte der Wahnsinn.

Romano tat das einzig Richtige. Er versuchte gar nicht erst, aufzustehen, sondern rammte dem Rasenden mit aller Wucht die Beine in den Leib. Clarke schrie auf, warf die Arme in die Luft und krachte gegen die Spanische Wand, die unter seinem Ansturm polternd zu Boden ging.

Tozzi stemmte sich mühsam auf die Füße. Seine Rippen brannten, als wären sie gebrochen, und ihm wurde übel vor Schmerz und Anstrengung. Aber ihm blieb keine Zeit, zu verschnaufen. Clarke war bereits wieder auf den Beinen und kam erneut mit drohend geschwungener Waffe auf ihn zu.

Romano hob schützend die Hände vors Gesicht, taumelte zurück und entging mehr durch Glück als alles andere einem weiteren Angriff. Clarke taumelte an ihm vorüber, stolperte und fiel lang hin.

In dem Büro brach das Chaos aus. Zwei Dutzend Menschen schienen gleichzeitig loszuschreien, Schritte trappelten, Stühle wurden krachend umgestoßen. Einer der Angestellten eilte auf ihn zu und blieb entsetzt stehen, als er die Leiche auf dem Schreibtisch und den Brieföffner in Clarkes Hand sah.

Romano wollte eine Warnung schreien, aber es war zu spät. Clarke fuhr mit einer unglaublich schnellen Bewegung hoch und riss seine Waffe empor. Ein hässliches, reißendes Geräusch ertönte. Der Mann schrie auf, schlug die Hände vors Gesicht und brach in die Knie. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.

Clarke fuhr herum. Aus seiner Brust drang ein unmenschlicher, stöhnender Laut. Seine Augen schienen zu brennen, und aus seinen Mundwinkeln troff Speichel. Romano musste unwillkürlich an einen Tollwütigen denken.

Er taumelte zurück, wehrte einen Stich ab und wich Schritt für Schritt vor dem Tobenden zurück. Das Büro hatte sich in einen brodelnden Hexenkessel verwandelt. Frauen schrien; Männer brüllten irgendetwas, überall wurden Möbel umgestoßen, und an den Türen schien eine Panik auszubrechen. Das Büro beherbergte fast zweihundert Menschen, aber nicht einer kam auf die Idee, ihm zu helfen ...

Romano wich weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen das kühle Glas der Fensterscheibe stieß. Verzweifelt sah er sich nach einem Fluchtweg um. Aber es gab keinen. Und Clarke kam immer näher. Er bewegte sich langsam, mit wiegenden Schritten, und auf seinem Gesicht lag jetzt ein triumphierender Ausdruck. Er wusste, dass er Tozzi in der Falle hatte.

»Seien Sie vernünftig, Clarke!«, keuchte Romano. »Sie kommen hier nicht raus. Selbst, wenn Sie mich umbringen ...«

Clarke warf sich mit einem krächzenden Schrei nach vorne. Der Brieföffner in seiner Hand verwandelte sich in ein silbernes, tödliches Schemen, das genau auf Romanos Herz zielte.