Hohlbein Classics - Das Dämonen-Heer - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Das Dämonen-Heer E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Noch immer gefangen in der Vergangenheit, in einer längst vergessenen, blutigen Zeit, wird Damona King zu einer Beobachterin des Grauens, das sich vor ihren Augen abspielt. Zwei gewaltige Mächte treffen aufeinander: Ein Heer der Toten und Dämonen - und die Indiokrieger, die endlich die Furcht bezwungen haben und aufgestanden sind, den tausendfachen Schrecken aus ihrer Welt zu vertreiben. Und doch ist es ein beinahe aussichtsloser Kampf. Die Mächte des Bösen sind den schwachen Menschen vielfach überlegen, kennen keine Müdigkeit und keinen Schmerz. Damona steht an der Spitze der gewaltigen Indio-Streitmacht, als das Verderben die Menschen zu überollen droht - das Dämonen-Heer ...

"Das Dämonen-Heer" erschien erstmals am 15.05.1984 unter dem Pseudonym Henry Wolf als Teil der "Damona-King"-Serie in der Reihe "Gespenster-Krimi".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.


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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumDas Dämonen-HeerVorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Das Dämonen-Heer

Ein Gespenster-Krimi

Noch immer gefangen in der Vergangenheit, in einer längst vergessenen, blutigen Zeit, wird Damona King zu einer Beobachterin des Grauens, das sich vor ihren Augen abspielt. Zwei gewaltige Mächte treffen aufeinander: Ein Heer der Toten und Dämonen - und die Indiokrieger, die endlich die Furcht bezwungen haben und aufgestanden sind, den tausendfachen Schrecken aus ihrer Welt zu vertreiben. Und doch ist es ein beinahe aussichtsloser Kampf. Die Mächte des Bösen sind den schwachen Menschen vielfach überlegen, kennen keine Müdigkeit und keinen Schmerz. Damona steht an der Spitze der gewaltigen Indio-Streitmacht, als das Verderben die Menschen zu überollen droht - das Dämonen-Heer ...

»Das Dämonen-Heer« erschien erstmals am 15.05.1984 unter dem Pseudonym Henry Wolf als Teil der »Damona-King«-Serie in der Reihe »Gespenster-Krimi«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Das Dämonen-Heer

Ein Gespenster-Krimi Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Gespenster-Krimi

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1426-7

Das Dämonen-Heer

Ein Gespensterkrimi von Henry Wolf

Obwohl draußen über dem Dschungel die Sonne wieder aufgegangen war und das Land schon jetzt mit sengender, unerträglicher Hitze überschüttete, war es hier drinnen kalt, fast eisig. Das goldene Essgeschirr auf den steinernen Tischen glitzerte feucht, und die Wärme, die durch die hohen, glaslosen Fenster hereinströmte, schien schon nach wenigen Schritten zu vergehen und zu tödlicher, klammer Kälte zu werden.

Aber es war eine seltsame, unnatürliche Kälte, nicht einfach die Abwesenheit von Wärme und Licht, sondern der Atem von etwas Fremden, unsagbar Bösen, etwas, das nicht in diese Welt, vielleicht nicht einmal in dieses Universum gehörte. Wie unsichtbarer Nebel quoll die Kälte aus Mauerritzen und Spalten, kroch unter der geschlossenen, aus einer mächtigen steinernen Platte gemeißelten Tür hindurch und legte sich wie ein klammer, feuchter Mantel über Wände und Boden und Decke.

Der alte Mann schauderte. Seine schmalschultrige Gestalt war gebeugt, seine rechte Hand stützte sich schwer auf einen knotigen Stock, und sein Atem ging unregelmäßig und stoßweise. Ein Ausdruck unsäglicher Furcht hatte sich in seine Züge gekrallt, und das Zittern seiner Hände rührte nicht allein von der äußeren Kälte her. Zum ersten Mal, solange er sich erinnern konnte, fühlte er Angst, wirkliche Angst, nicht diese flüchtige heiße Furcht vor Krankheit oder Schmerzen oder Tod, wie sie jeder Mensch von Zeit zu Zeit spürt, sondern jenes tiefsitzende, unbeschreibliche Grauen, das nur der nachzuempfinden vermag, der die Hölle gesehen hat.

Er hatte sie gesehen, sie und einen ihrer Bewohner.

Einen einzigen nur, und selbst den nur für einen kurzen Augenblick und vielleicht nicht einmal in seiner wahren Gestalt, doch schon dieser flüchtige Moment hatte genügt, etwas in ihm erstarren zu lassen und ihm seine Menschlichkeit zu nehmen. Der Blick seiner kleinen, in unzähligen Jahren trüb gewordenen Augen glitt unstet über die Wände und kehrte immer wieder zu der geschlossenen Tür im Hintergrund des Saales zurück.

Aber er sah weder den Stein noch die kunstvollen Bilder, die Legionen von Sklaven geduldig in den harten Basalt gemeißelt hatten. Sein Blick glitt in einer düsteren Vision durch den meterdicken Fels hindurch und sah das Ding dahinter.

Das Ding, dessen Atem er spürte. Dessen Gegenwart den gewaltigen Thronsaal ausfüllte wie ein eisiger Pesthauch.

Den Thuul Saduun ...

Der alte Mann fröstelte allein beim Klang dieses Wortes. Es war nicht der wahre Name des Dämonen, das wusste er. Der wirkliche Name des Krakengottes war für menschliche Stimmorgane unaussprechlich, ja, selbst undenkbar für menschliche Gehirne. Doch schon der Klang dieses Wortes ließ die Furcht wie eine neue, lähmende Woge in seinem Inneren aufsteigen.

Er hatte sich ihm verschrieben, dem MÄCHTIGEN, dem UNAUSSPRECHLICHEN, diesem Ding, das böser und niederträchtiger war als alle Dämonen, von denen er je zuvor gehört hatte. Es hatte ihm Macht gegeben, und er hatte für diese Macht bezahlt, mit dem Leben Unschuldiger. Sehr vieler Unschuldiger.

Sechs Jahre lang hatte dieser Pakt gehalten.

Doch jetzt hatte er versagt. Eine Fremde war aufgetaucht, eine schwache, hilflose Frau – wie er geglaubt hatte – , aber sie hatte ihm und seinen Kriegern, ja selbst dem Ungeheuer aus den Abgründen der Zeit, das der Thuul Saduun heraufbeschworen hatte, um das Volk gefügig zu machen, getrotzt. Seine Macht war gebrochen.

Und jetzt würde er den Preis dafür zahlen müssen ...

Die Schatten im Hintergrund des Raumes wogten stärker. Für einen Moment hatte Oltropaxatl das Gefühl, als ob sich die Tür öffnete, die tonnenschwere Steinplatte lautlos nach außen schwang und den Weg für etwas Unbeschreibliches freigäbe.

Natürlich rührte sie sich nicht. Die Tür war versiegelt für alle Zeiten, verschlossen von Mächtigeren als er, ja, selbst Mächtigeren als dem Wesen dahinter. Oltropaxatl wusste, dass der winzige fünfzackige Stern, der in das verschlungene Symbol auf der Platte eingebettet war, den Thuul Saduun hielt, ihn gründlicher als jeder andere Zauber daran hinderte, hervorzubrechen und Tod und Verderben zu säen. Aber das Wesen musste sein Gefängnis auch nicht verlassen. Ein winziger Teil seines Geistes, nur ein schwacher, kümmerlicher Hauch seiner eigenen Macht, war dank seiner eigenen Hilfe hinübergekommen in die Welt der Menschen, und schon dieser flüchtige Hauch genügte, den Schrecken der Vergangenheit wiederauferstehen zu lassen.

Zumindest, dachte Oltropaxatl düster, war er stark genug, ihn zu töten. Seine Zeit lief ab.

Er hatte nicht mehr mit ihm gesprochen seit der verlorenen Schlacht der Tucan, aber er wusste auch so, was ihn erwartete, wenn es ihm nicht gelang, die fremde Frau und ihre Verbündeten zu vernichten und seine Macht wieder zu festigen.

Nicht der Tod. Nicht allein.

Der Tod wäre eine Gnade gegen das, was ihn erwartete, wenn er abermals versagte.

Nein – Oltropaxatl schüttelte die düsteren Gedanken mit Mühe ab, richtete sich auf und schlurfte zum Fenster hinüber. Die Kammer lag in der obersten Ebene der großen Pyramide, des Zentrums seiner Macht, und sein Blick reichte weit über das Land, bis fast zum Meer hinunter an einem klaren Tag. Dies alles gehörte ihm, dieses Land und die tausenden und abertausenden von Kriegern, die es beherbergte.

Aber wie lange noch? Wahrscheinlich waren Setchatuatuan und diese verfluchte Fremde schon jetzt dabei, das Volk aufzuwiegeln, und wahrscheinlich würde nicht einmal ein Mondwechsel vergehen, ehe sie mit einem mächtigen Heer vor den Toren Aztlans auftauchte und seinen Kopf forderte. Oltropaxatl wusste, wie leicht diese dummen Bauern zu beeinflussen waren. Schließlich hatte er es selbst lange genug getan.

Aber noch war es nicht so weit. Er hatte vielleicht eine Schlacht verloren, aber der Krieg ging weiter. Und er wäre nicht der Mann gewesen, als den ihn das Volk fürchtete, wenn er nicht noch ein paar Überraschungen für diese Frevler auf Lager gehabt hätte.

Mit einer entschlossenen Bewegung trat er vom Fenster zurück und schlurfte mit hängenden Schultern zum Ausgang.

Als er den Raum verließ, spürte er, wie ihm der Blick körperloser, finsterer Augen folgte ...

***

»Nun?«

Lasse hatte leise gesprochen, aber in dem niedrigen, von dämmerigem Halbschatten erfüllten Raum klang seine Stimme trotzdem unnatürlich laut und störend. Damona fuhr fast unmerklich zusammen, erhob sich in eine halb sitzende, halb kniende Haltung und wandte sich nach einem letzten Blick auf den Schlafenden zum Ausgang. Lasse folgte ihr, als er begriff, dass Damona hier drinnen nicht antworten würde. Der Ausdruck auf seinen Zügen wurde ein wenig finsterer, als er ohnehin war, aber die scharfe Bemerkung, die Damona halbwegs erwartet hatte, blieb aus. Der hünenhafte Wikinger hatte sich wohl damit abgefunden, dass Damona sich jetzt ebenso aufopfernd wie fürsorglich um seinen Feind kümmerte, wie sie es vorher mit seinen eigenen verletzten Kriegern getan hatte.

Gebückt verließen sie die Basthütte, entfernten sich ein paar Schritte von dem niedrigen runden Gebäude und blieben erst stehen, als sie außer Hörweite waren. Damona blinzelte. Sie hatte die halbe Nacht neben Ericksons Lager zugebracht. Die Sonne war aufgegangen, aber sie hatte es nicht einmal bemerkt. Jetzt blendete sie die plötzliche Helligkeit.

»Du bist eine seltsame Frau, Damona King«, grollte Lasse. »Zuerst riskierst du dein Leben, um diesen Mann zu töten, und dann pflegst du ihn, als wäre er dein leiblicher Sohn.«

Damona unterdrückte ein Lächeln. »Ich habe mein Leben nicht riskiert, um diesen Mann zu töten, Lasse«, sagte sie betont, »sondern um ihn zu besiegen.«

Lasse machte eine abfällige Geste. »Ist das ein Unterschied?«

»Da, wo ich herkomme, schon«, konterte Damona. Sie seufzte, fuhr sich müde mit der Hand über die Augen und sah sich erschöpft um. Sie waren nicht sehr weit von den Höhlen von Tucan entfernt – nicht sehr weit für ein Volk, das in Wochenmärschen zu rechnen gewohnt war –, dreißig, vielleicht fünfunddreißig Meilen in Richtung Küste, und das Dorf, in dem sie Zuflucht gefunden hatte, schien kaum groß genug, die zweihundertfünfzig Krieger aufzunehmen, die sich Lasse und Setchatuatuan spontan angeschlossen hatten. Die Männer lagerten größtenteils auf dem nackten Boden, und obwohl die Sonne bereits aufgegangen war, schliefen die meisten noch. Der Marsch hierher war anstrengend gewesen, selbst für die zähen Olmekenkrieger.

»Aber du bist nicht gekommen, um dich nach Leif Ericksons Befinden zu erkundigen, oder?«, fuhr sie fort.

Lasse lachte rau. »Doch«, sagte er. »Zumindest auch. Wir werden nicht hierbleiben können. Dieser verfluchte Magier lebt noch, und er wird bestimmt nicht die Hände in den Schoß legen und abwarten, bis wir ein Heer aufgestellt haben. Wir müssen weg.«

Damona seufzte. Sie hatte geglaubt, nach dem Sieg über Leif Erickson am Ziel zu sein, aber das war ein Irrtum gewesen. Erickson war nicht viel mehr als eine Marionette gewesen, eine Marionette, an deren Fäden Oltropaxatl zog. Solange der alte Magier lebte, würde das Volk der Olmeken nicht frei sein.

»Setchatuatuan hat Boten in alle Teile des Landes geschickt«, fuhr Lasse Rotbart fort. »Es wird nicht sehr lange dauern, und du hast ein Heer, mit dem wir diesen verfluchten Magier dorthin jagen können, wo er hergekommen ist.«

»Ich?«

Lasse nickte ernsthaft. »Du, Damona King.« Er wollte weitersprechen, biss sich aber dann auf die Unterlippe und deutete mit einer Kopfbewegung zu einer Stelle am Waldrand, an der keine Krieger schliefen und sie ungestört waren. Damona verstand. Das Dorf schien zwar zu schlafen, aber die Olmeken verehrten sie wie eine Göttin, und wahrscheinlich wurde sie ständig beobachtet und beschützt, ohne es überhaupt zu bemerken. Sie hatte mehr getan, als einen Drachen getötet. Sie hatte einen falschen Gott gestürzt, und in den Augen dieser einfachen Indios konnte das nur tun, wer selbst beinahe ein Gott war. Sie folgte Lasse zum Waldrand, blieb stehen und sah den rotbärtigen Wikinger erwartungsvoll an.

»Wir haben schon einmal darüber gesprochen«, sagte Lasse leise und sehr ernst. »Aber ich sage es dir noch einmal, und ich bitte dich, dir meine Worte zu Herzen zu nehmen. Ich weiß nicht, wer du bist und wer dich geschickt hat, und es ist mir auch gleich. Die Olmeken halten dich für eine Göttin, und sie werden dir folgen, ganz egal, was du von ihnen verlangst. Aber du hast auch gesehen, was sie mit falschen Göttern machen. Ich weiß, dass du nicht willst, dass man dich verehrt oder gar anbetet, aber begehe jetzt keinen Fehler. Du bist hierhergekommen, um uns zu helfen und dieses Volk zu befreien, und du kannst nicht einfach vor diese Männer treten und ihnen sagen, dass du ein normaler Mensch bist. Sie brauchen einen Gott an ihrer Spitze.«

»Aber Setcha…«

»Setchatuatuan ist eine Ausnahme«, unterbrach sie Lasse. »Er weiß so gut wie ich, dass du in Wirklichkeit ein ganz normaler Mensch bist, obwohl selbst ich manchmal daran zu zweifeln beginne. Seine Krieger sind einfache Männer, Damona. Bauern und Jäger, die zu den Waffen gegriffen haben, um einen blutigen Tyrannen zu stürzen. In ihren Augen ist Oltropaxatl noch immer ein Gott, und sie werden nur an der Seite eines Gottes gegen einen Gott ziehen. Enttäusche sie nicht.«

Damona schwieg einen Moment. Lasses Worte waren logisch, aber sie waren auch grausam. Sie war hierhergekommen, um zu helfen, aber so, wie es aussah, würde sie dieses Volk in einen Krieg führen, einen Krieg, den es vielleicht gewinnen würde, der aber so oder so grausame Opfer von ihm verlangen würde. Es war nicht das erste Mal, dass sie das Gefühl hatte, schon lange nicht mehr die Regeln in diesem grausamen Spiel zu bestimmen.

»Vielleicht hast du recht«, murmelte sie. »Aber ich will einfach nicht glauben, dass es keinen anderen Weg geben soll als den Kampf.«

»Aber es ist so. Du sagst selbst, dass du aus einer anderen Welt kommst, Damona. Diese Welt ist nicht die deine. Richte dich nach ihren Regeln, oder gehe zu Grunde. Und jetzt sag mir, wann wir weiterziehen.«

»Und wohin?«

Lasse deutete mit einer Kopfbewegung nach Osten. »Zur Küste. Das Heer wird sich dort sammeln, in zehn oder zwölf Tagen. Wir werden genug Krieger haben.«

»Um was zu tun?«

Diesmal schwieg Lasse eine Weile. »Das ist das Problem«, gestand er schließlich. »Ich habe mit allen Kriegern gesprochen, die sich uns angeschlossen haben. Keiner von ihnen weiß, wo sich Oltropaxatl verborgen hält. Ich ... hatte gehofft, dass uns Erickson weiterhelfen kann – obwohl ich ihm noch immer nicht traue. Wird er reden?«

Damona nickte. Ihr Blick fiel instinktiv auf die niedrige Basthütte am gegenüberliegenden Rand der Lichtung. »Er ist nicht sehr schwer verletzt«, murmelte sie. »Ich glaube, es ist eher der Schock.«

Lasse runzelte die Stirn, schwieg aber.

»Ich werde versuchen, ihn zum Reden zu bringen«, fuhr Damona fort. »Aber ich brauche Zeit.«

»Genau das ist es, was wir nicht haben«, widersprach Lasse. »Wir sind schon viel zu lange hier. Oltropaxatl ist ein Magier, vergiss das nicht. Und solange wir so wenige sind, sind wir angreifbar. Versuche ihn aufzuwecken.«

»Ich bin kein Arzt«, widersprach Damona erregt. »Und du weißt ganz genau, dass wir nicht hier wegkönnen, ehe sich die Männer ausgeruht haben. Sie sind erschöpft und …«

»Besser eine Armee erschöpfter Männer als eine Armee Toter«, widersprach Lasse ruhig. »Wir brechen auf, sobald die Sonne im Zenit steht. Ob mit oder ohne Leif Erickson.«

»Und das ist dein letztes Wort?«

Lasse nickte ernst. »Das ist mein letztes Wort«, bestätigte er.

Damona sah ihn noch einen Herzschlag lang durchdringend an, dann drehte sie sich mit einem Ruck um und ging zu Ericksons Hütte zurück. Lasse starrte ihr mit steinernem Gesicht nach.

Den flackernden, rauchigen Schatten, der hinter ihnen zwischen den Bäumen hing und graue Dunstfinger nach Ästen und Unterholz ausstreckte, hatte keiner von beiden bemerkt. Und wenn sie es getan hätten, hätten sie ihm vermutlich keine Bedeutung zugemessen ...

***

Sverge war müde. Spät am vergangenen Abend waren sie in diesem Dorf mitten im Dschungel angekommen, aber der Wikinger hatte keinen Schlaf gefunden, obwohl er wie alle anderen zum Umfallen müde gewesen war. Das Los der Wache war auf ihn gefallen, und während seine Kameraden und die meisten Olmekenkrieger sich zum wohlverdienten Schlaf niedergelegt hatten, hatten er und ein halbes Dutzend anderer die Nachtwache übernommen.

Er fror, obwohl der Tag wieder sehr heiß zu werden versprach, aber es war die Erschöpfung, die ihn zittern ließ, und das Leder seiner Panzerung fühlte sich klamm und kalt auf seiner Haut an. Sein Blick wanderte nach oben, wo die Sonne als verwaschener gelber Fleck durch die Baumkronen schimmerte. Es war Zeit, dass er zum Dorf zurückkehrte und seine Ablösung weckte.

Mit einem erleichterten Seufzer nahm Sverge Schild und Speer auf, die er während der letzten Stunden neben sich an den Stamm eines Baumes gelehnt hatte, drehte sich um und ging langsam zurück in Richtung Dorf.

Jedenfalls wollte er es.

Aber der dunkelhaarige Wikinger machte nur einen einzigen Schritt, ehe er erneut und wie angewurzelt stehen blieb.

Im ersten Moment erkannte er nicht einmal, was