Im Labyrinth der Sphinx - Peter Lemar - E-Book

Im Labyrinth der Sphinx E-Book

Peter Lemar

4,0

Beschreibung

Der Journalist Paul Linquist ersteht die Kopie eines prähistorischen Papyrus, auf dem die legendäre Halle der Urkunden eingezeichnet ist, eine unterirdische Halle des Wissens. Mit dem Ägyptologen Edwin Stallgatter macht er sich auf nach Gizeh, um die Halle zu finden. Während beide ein unterirdisches Labyrinth durchqueren, wird Stallgatters Bruder auf der Area 51 für ein geheimes Raumfahrtprogramm angeworben. Als schließlich offenbar wird, dass der Mensch keine einzigartige Spezies ist, taucht auf einmal der mysteriöse David Gotthilf auf und mit ihm viele Fragen: Was ist der Mensch? Was sind Geist und Seele? Gibt es tatsächlich eine Welt der reinen Ideen, eine Zahlenmatrix, die alle Informationen für unsere Erscheinungswelt enthält, einschließlich der gesamten Historie, ja des Schicksals eines jeden Menschen?Das Buch behandelt brisante Themengebiete wie Zahlentheorie, Gentechnik und UFOs. Ein Geheimtipp für Leser jenseits des Tellerrands.

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Peter Lemar

Im Labyrinth der

Sphinx

NEPA

Impressum

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

© 2020 NEPA Verlag, Bad Salzungen

Umschlagbild: © Michael Rosskothen - Fotolia.com

Umschlaggestaltung: NEPA Verlag

VORWORT

Seit 1993 ist es um Gizeh recht still geworden. Kann es sein, dass sich hinter dem Geheimnis der Pyramiden eine Wahrheit verbirgt, die zurückgehalten wird, weil sie zu viel Staub aufwirbeln würde? Den Staub der Geschichte?

Pyramiden gibt es überall auf der Erde. Nicht nur in Afrika. Auch in Amerika, China und Europa. Was steckt hinter der Idee der Pyramide?

Der Mensch ist heute an einem Punkt angelangt, wo eine neue Weltsicht unerlässlich ist. Der Schein, alles zu Erkennende erkannt zu haben, trügt!

Aber eine neue Sicht der Dinge hängt unmittelbar mit unserer Vergangenheit zusammen. Die Ägyptologen konnten die Fragen nach den großen Rätseln der ägyptischen Frühzeit bis heute nicht schlüssig beantworten. Stattdessen wird uns ein wohlpräparierter Ausschnitt der Geschichte präsentiert, der mit der herrschenden Lehrmeinung konform geht. Man glaubt, die richtigen Antworten zu kennen. Unbequeme Fragen werden ausgeblendet.

Doch sollte sich bewahrheiten, was sich derzeit abzeichnet, dann steht uns eine Revolution unseres gesamten Weltbildes bevor.

Die folgende Geschichte macht daraus keinen Hehl. Ich behaupte nicht, dass sie wahr ist. Aber vielleicht ist sie der Wahrheit näher als manch einer wahrhaben will.

I

»Geschichte ist die Lüge, auf die

man sich geeinigt hat.«

(NAPOLEON)

Gizeh, Ägypten, 17. Mai 1997:

Nur mühsam quält sich der deutsche Reisebus den Weg zum Gizeh-Plateau empor. Vor und hinter ihm pafft dicht gedrängt noch eine Schar anderer Busse ihre dunklen Abgaswolken in die stickige Mittagshitze. Es ist ein Tag wie jeder andere.

Sich langsam dahinschleppend und von Zeit zu Zeit stockend, erreicht der Konvoi schließlich den Parkplatz vor der großen Pyramide. Dort drängeln sich bereits Busse über Busse. Reisegesellschaften aus aller Herren Länder geben sich hier ihr Stelldichein.

Mit Glück und Geschick findet der Fahrer noch eine Lücke in der zweiten Reihe am Ende des Areals. Doch er muss sich beeilen, denn ununterbrochen kommen weitere Reisebusse vorgefahren. Zischend öffnen sich die automatischen Türen, und sogleich ergießt sich ein neuerlicher Menschenstrom über die jahrtausendealte Totenstadt. Die flimmernde Luft ist erfüllt mit Geräuschen: arabischem Palaver, Wortfetzen aus Englisch, Deutsch, Italienisch, Russisch und Japanisch, dazu das röhrige Grollen trockener Kamelkehlen, das Hupen der Busse vermischt mit den erstaunten Ausrufen der Touristen und dem Klicken unzähliger Kameras.

»Meine Damen und Herren«, erklärt der Reiseführer, während der Motor leise tuckert und die Klimaanlage für angenehme Innentemperatur sorgt. »Sie sehen hier die Cheops-Pyramide. Wie der Name schon sagt, wurde sie zu Ehren des Pharao Cheops – 2560 bis 2535 vor Christus – errichtet. Dahinter die Pyramide seines Sohnes Chephren. Sie wirkt trotz ihrer geringeren Höhe von 137 Metern, ursprünglich 143 Meter, aufgrund ihres erhöhten Standplatzes größer als die des Cheops. Ganz oben erkennen Sie noch Reste der Ummantelung aus Rosengranit.«

Köpfe recken sich, um einen Blick darauf zu erhaschen.

»In Stoßzeiten arbeiteten in Gizeh mehr als fünftausend Menschen. Allein für die Grabstätte des Cheops verwendeten sie insgesamt 2,6 Millionen Kubikmeter Gestein, gemäß seinem Auftrag: Man baue mir ein unzerstörbares Denkmal, wie seit der Zeit der Götter nichts dergleichen geschaffen wurde. Auf dass man sage:Er hat sein Ewigkeitsdenkmal errichtet, um seine Identität mit der großen göttlichen Neunheit zu bekräftigen.«

»Was ist unter der göttlichen Neunheit zu verstehen?«, will einer der Touristen auf den hinteren Plätzen wissen.

»Damit sind die neun Urgötter Ägyptens gemeint, und zwar ATUM, SCHU, TEFNUT, GEB, NUTH, ISIS, OSIRIS, NEPHTIS und SETH.«

Da keine weiteren Fragen gestellt werden, fährt der Reiseleiter mit seinem Vortrag fort: »Nachdem der Baugrund nivelliert war, wurden die durchschnittlich anderthalb Tonnen schweren Steinblöcke gehauen und aufeinandergetürmt. Ein Kanal, der vom Nil direkt ins Pyramidenareal führte, erleichterte den Transport. Rampen und sogenannte Wackelsteine, mit deren Hilfe die Blöcke eine Steinlage nach oben geschaukelt wurden, dienten als einfache Hilfsmittel.«

Ein allgemeines Raunen geht durch die Reihen.

»Die Grundfläche der Pyramide misst 230 mal 230 Meter, und ihre Höhe betrug einst 147 Meter! Hier vorne sehen Sie den Pyramideneingang. Durch diesen Grabräubereingang gelangt man zu den drei Kammern im Inneren. Die eigentliche Sargkammer ist über eine steil ansteigende Treppe, die große Galerie, zu erreichen. Allein die Decke dieser Kammer wird von neun Granitriegeln überspannt, die jeweils über 40 Tonnen wiegen.«

»Hat man je etwas von Cheops darin gefunden?«, erkundigt sich ein älterer Herr ganz vorn.

»Im ersten Jahrtausend nach Christus«, antwortet der Reiseführer, »sind die ersten Araber unter Al-Mamun über den besagten Grabräubereingang in die Kammern eingedrungen. Ob sie etwas gefunden haben oder nicht, wissen wir nicht. Von der Bestattung des Pharaos blieb nichts außer der Sargwanne aus Granit erhalten.«

Nach dieser kurzen Einführung öffnen sich die Türen und alle, außer dem Busfahrer, strömen nach draußen in die Hitze.

*

Edwin Stallgatter dachte daran, wie er 1990, vor sieben Jahren, hier das erste Mal eine Führung absolvierte. Die Reisegesellschaft hatte besonderen Wert darauf gelegt, einen Ägyptologen anzuheuern, und so war die Wahl auf ihn gefallen. Alles kam ihm wie ein Traum vor: Ägypten! Ein Jahr zuvor wäre so eine Reise noch undenkbar gewesen, denn das wiedervereinte Deutschland bestand gerade mal eine Woche.

Ihm fiel ein, dass es eigentlich Paul war, dem er diesen Job zu verdanken hatte. Über drei Ecken. Und mittlerweile mochte es das 20., 25. oder gar 30. Mal sein, dass er zwischen Leipzig und Kairo hin- und herpendelte. Alles war Routine geworden. Seine Sprüche konnte er im Schlafe daherbeten, ebenso die gesamte Speisekarte des Oberoi-Hotels in Gizeh. Auf Deutsch und Ägyptisch.

Auch schien die Zeit diesmal gar nicht zu vergehen. Zwar hatte er jeden Tag eine andere Reisegruppe zu begleiten, was ihm wenigstens eine gewisse Abwechslung verschaffte, aber dennoch war er heilfroh, als die Woche vorüber und er wieder zu Hause war. Irgendwie fühlte er sich so leer und ausgebrannt wie noch nie. Er konnte sich das durchaus erklären. Denn er hatte inzwischen einen Punkt erreicht, wo ihm das Thema Gizeh, gelinde gesagt, zum Halse heraushing. Es interessierte ihn einfach nicht mehr. Was dazu in den Büchern stand, wusste er zur Genüge. Alles war abgegrast, etwas Neues gab es nicht.

Leipzig, Deutschland, 24. Mai 1997:

»Wie lange willst du den Leuten noch solche Märchen auftischen?«, ärgerte sich Paul am Telefon über Edwin, der gerade von seiner Reise zurückgekehrt war. Natürlich ging es um Gizeh und darum, dass Edwin hartnäckig daran festhielt, die Pyramiden seien lediglich große Gräber. Zweifellos wusste er als Ägyptologe über alles bestens Bescheid. Es gab keine Pyramide, keine Tempelanlage, keine Grabstätte, die er nicht kannte. Er wusste, wie die Orte hießen, wer wann regiert hatte und wer wo begraben lag. Aber in Pauls Augen war Edwin, so sehr er ihn auch schätzte, ein typischer Ägyptologe, der Schwachstellen in der Ägyptologie bedenkenlos überging oder sie einfach als unumstößliche Wahrheiten hinnahm, nur weil sie sich schon bei soundso vielen Ägyptologengenerationen vor ihm, aus Mangel an Beweisen, eingebürgert hatten - oder besser: eingeschlichen.

»Nichts von alldem lässt sich zweifelsfrei belegen«, hielt er ihm vor. »Ganz im Gegenteil! Es gibt genügend Hinweise, die dagegensprechen!«

»Ach Paul, ich bitte dich ...«

»Bis heute gibt es keine Nachweise über den Bau der Gizeh-Pyramiden, keine Reliefs, keine Darstellung auf Papyrus. Nichts.«

»Aber wir wissen«, entgegnete Edwin, »wie alle anderen Pyramiden gebaut wurden. Dementsprechend können wir Rückschlüsse ziehen auf die Bauweise der großen Pyramiden.«

»Ach«, zischte Paul, »das wäre ja das Gleiche zu sagen: nur weil die Straße nass ist, muss es geregnet haben ...«

»Und was hast du bitte schön für eine superschlaue Theorie?«

»Eine ganz einfache«, behauptete Paul. »Die Gizeh-Pyramiden hatten ursprünglich keine Begräbnisfunktion!«

»Jetzt hör aber auf«, ereiferte sich Edwin. »Natürlich sind sie Grabstätten, was denn sonst.«

Paul räusperte sich und sagte: »Dann erklär mir doch bitte mal, warum die vierte Pharaonendynastie angeblich drei Pyramiden baute?«

»Politische Gründe«, nuschelte Edwin in den Hörer.

»Und warum«, fuhr Paul fort, »liegt Djedefre, der dritte Cheopssohn, acht Kilometer nördlich in Abu Roasch begraben? In einer ganz normalen, vergleichsweise kleinen Pyramide? Während Chephren, der nach ihm folgte, auf einmal wieder die genialen Baumeister seines Vaters zur Verfügung hatte? Und das, obwohl er bereits über ein Mastaba-Grab in Gizeh verfügte!«

Schweigen am anderen Ende.

»Und warum«, bemerkte Paul weiter, »zog Schepseskaf, der letzte Herrscher der vierten Dynastie, wieder zurück nach Dahschur, in eine Mastaba?«

»Was weiß ich?«, platzte Edwin heraus. »Aus Gründen, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können. Wahrscheinlich interne Familienangelegenheiten.«

»Ach, das ergibt doch keinen Sinn!«, schimpfte Paul.

»Glaubt man eurer Fachliteratur, dann taucht Ägypten völlig unvermittelt aus der Steinzeit auf. Und plötzlich waren die Ägypter in der Lage, solche riesigen und perfekten Bauwerke zu errichten. Und du weißt selber, dass die Konstruktion der drei großen Pyramiden weitaus perfekter ist als alles, was nachfolgte. Allein die Tatsache, dass sie absolut exakt an den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind, ist nicht nur verblüffend, sondern diese Genauigkeit ist bis heute bei keinem vergleichbaren Gebäude erreicht!«

»Sie hatten einfach mal geniale Baumeister«, warf Edwin ein. »Zum Beispiel Imhotep.«

»Sicher«, antwortete Paul. »Aber bedenk doch mal, was er für eine breitgefächerte Allgemeinbildung gehabt haben muss. Naturwissenschaftlich, technisch, mathematisch. Das ist unglaublich! Ich meine, wir leben heute in einer arbeitsteiligen Wirtschaft. Für jeden Bereich gibt es Spezialisten. So ein Genie ...«, Paul zögerte einen Moment, »woher sollte es denn deiner Meinung nach gekommen sein? Aus dem Nichts?«

Es knackte in der Leitung.

»Noch vor fünfhundert Jahren«, setzte Paul fort, »war man sich noch nicht einmal sicher, ob unsere Erde eine Kugel ist. Und erst vor dreihundert Jahren wurden die genauen Ausmaße unserer Erdkugel ermittelt. Die Ägypter aber kannten sie. Noch dazu war ihnen die Präzession bekannt ...«

»Die Präzession?«, wiederholte Edwin ungläubig.

»Ja. Die Verschiebung der Erdachse«, erklärte Paul. »Zu einer Zeit, wo die Mathematik eigentlich noch gar nicht existierte!«

Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: »Und das alles sollen Menschen geleistet haben, die gerade mal wenige Jahrhunderte vorher sesshaft geworden waren?«

Edwin wollte etwas darauf erwidern. Aber er ließ es und sagte stattdessen: »Ach Paul! Das sind doch alles Sachen, die da im Nachhinein rein interpretiert werden. Genauso gut könnte ich ... was weiß ich ... meinen Arsch vermessen lassen. Dann kämen wahrscheinlich ebenso die dubiosesten Übereinstimmungen mit irgendwelchen Dingen zum Vorschein.«

Für Sekunden war Paul sprachlos. Diese Spitze hätte er Edwin nie zugetraut, zumal sie einfach nur peinlich war.

»Ich meine, das wäre vielleicht ganz interessant«, setzte Edwin eilends hinzu, um das drastische Beispiel etwas zu entschärfen. Doch dann räusperte er sich und fügte hinzu: »Man kann es aber auch lassen.«

»Na klar!«, schimpfte Paul. »Wenn ihr Ägyptologen immer nur in eurer eignen Gülle herumrudert, braucht man sich nicht zu wundern, dass ihr ewig auf der Stelle tretet. Natürlich sind ein, zwei Übereinstimmungen noch lange kein Beweis für irgendetwas. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber es sind Indizien. Und irgendwann ergeben eben viele kleine Puzzleteile einen Sinn, der jedoch erst dann zutage tritt, wenn man von vielen Seiten an das Gesamtbild herangeht! Jeder Kriminologe geht doch Spuren nach und versucht Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen zu finden. Wie viele Mordserien wären nie aufgeklärt, wie viele Erfindungen der Weltgeschichte nie gemacht worden, wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die bereit und in der Lage waren, über das schablonenhafte Schmalspurdenken hinauszugehen?«

»Dann sag mir«, ging Edwin vehement dazwischen, »wo, bitte schön, sind diese vielen Indizien?«

»Überall!«, erwiderte Paul. »Vorausgesetzt, man betrachtet nicht alles durch eine rosarote Brille!«

»Ach hör auf damit! Ihr Journalisten seid wirklich alle gleich!«

»Und ihr Ägyptologen erst recht«, konterte Paul. »Nur mit dem Unterschied, dass wir etwas näher an der Wahrheit sind als ihr!«

Ein Knacken ertönte am anderen Ende.

»Zum Beispiel habe ich nie verstanden«, fuhr Paul fort, »warum es kaum jemanden wundert, dass die Gizeh-Pyramiden anonym sind, ohne irgendwelche Inschriften. Das ergibt doch keinen Sinn! Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum die Pharaonen jahrzehntelang Geld und Arbeit in die größten Zeugnisse der Menschheitsgeschichte investiert haben sollten, um dann der Nachwelt zu verheimlichen, wer sie waren.«

Edwin antwortete nicht.

»Ist es nicht wahrscheinlicher«, behauptete Paul, »dass die Baumeister eine ganz andere Absicht verfolgten?«

Edwin zögerte einige Sekunden. Dann meinte er: »Und welche?«

In diesem Moment ertönte ein Besetztzeichen, und die Leitung war unterbrochen. Verärgert knallte Paul den Hörer hin, denn er glaubte zuerst, Edwin hätte aufgelegt. Doch gleich darauf klingelte es, und Edwin war am Apparat. Er versicherte, er habe nicht aufgelegt, sie seien plötzlich getrennt worden. Da er sich einerseits in der Defensive fühlte, andererseits aber durchaus neugierig auf Pauls These war, lud er ihn für den nächsten Abend um acht bei sich zum Essen ein. Sahra würde etwas Leckeres zubereiten, und sie könnten dann bis ultimo über Gizeh reden. Paul willigte ein. Aber es ärgerte ihn ungemein, dass Edwin so blauäugig war. Was ihn am meisten auf die Palme brachte, war der Umstand, dass Edwin zwar viele Ungereimtheiten in der Ägyptologie erkannte, aber nichts tat, um sie aus der Welt zu schaffen oder zumindest andere Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Wahrscheinlich war er schon so betriebsblind geworden, dass er das nicht sah oder nicht sehen wollte. Er, Paul, versuchte doch eigentlich nur das Naheliegendste. Als Nichtägyptologe tat er nichts anderes, als viele Anhaltspunkte und Gemeinsamkeiten zusammenzutragen und dann nach Zusammenhängen zu suchen. Und es war ja nicht so, dass es die nicht gäbe oder dass man sie an den Haaren herbeiziehen müsste. Nein, ganz im Gegenteil: sie waren da. Man musste sie nur erkennen.

*

Am Abend, kurz nach acht, nahm Paul in Edwins Couchecke Platz, dort, wo er immer saß. Das hatte bereits Spuren hinterlassen, denn der Sessel war an der betreffenden Stelle schon arg eingesessen. Entweder saßen alle anderen Gäste auch immer dort, oder es musste an Paul liegen.

Eben hatte er sich hingesetzt, da klingelte das Telefon. Sahra war dran und ließ ausrichten, sie habe noch im Labor zu tun und würde später kommen.

»Ihr werdet euch schon nicht langweilen ohne mich«, bemerkte sie treffend.

Edwin, der gerade mit den Getränken aus der Küche kam, musste schmunzeln, als ihm Paul erzählte, was Sahra gesagt hatte. Er kannte das. In letzter Zeit hatte sie viel zu tun, was ihre Vorbereitungen auf den Gen-Kongress anbelangte. Sie sollte dort einen Vortrag über Telomere und den Alterungsprozess in den Zellen halten.

Was Edwin jedoch überhaupt nicht verstehen konnte, war Pauls Bemerkung, er wolle heute ausnahmsweise Wernesgrüner trinken.

»Wieso denn das?«, meinte Edwin überrascht. »Du trinkst doch sonst immer Reudnitzer.«

»Es hat seinen Grund«, erklärte Paul und grinste.

»Den musst du mir verraten«, entgegnete Edwin, ging zurück in die Küche und brachte noch ein paar Flaschen Wernesgrüner mit.

»Also«, begann er, nachdem er die Flaschen auf den Tisch gestellt und es sich auf seiner Couch bequem gemacht hatte, »was wollten uns die Pyramidenbauer sagen?«

»Nicht ganz so schnell«, bremste ihn Paul. »Lass uns doch bitte die Geschichte ganz von vorn anfangen. Ich meine, eure Zeitrechnung beginnt doch erst mit Menes, 3000 vor Christus. Aber was war eigentlich davor?«

Edwin zündete sich eine Zigarette an, blies den Rauch in die Luft und antwortete: »Nicht allzu viel. 350 Jahre lang war Ägypten gespalten, und davor waren es Nomaden.«

»Und was war in der sogenannten ersten Zeit?«

»Den Überlieferungen eines Priesters zufolge ...«

»Manetho?«

Edwin nickte, »... ist Ägypten lange Zeit von Göttern und Halbgöttern regiert worden.«

»Wie lange?«

»Ach Paul«, brummte Edwin und verzog das Gesicht. »Das hat doch mit Ägyptologie nichts zu tun, das ist Mythologie! Allein Ra soll fast tausend Jahre regiert haben und Osiris über vierhundert Jahre. Was soll das?«

Natürlich hatte Paul eine solche Antwort erwartet. Denn um diese Zeit rankte sich der Schleier der Unglaubwürdigkeit. Da war von Göttern die Rede und von Halbgöttern. Nicht von Menschen. Was konnte das also anderes bedeuten als tiefste Mythologie. Und so glaubte auch Edwin wie jeder andere Ägyptologe nicht im Ernst daran, lediglich aufgrund mythischer Überlieferungen, ernsthafte präägyptische Geschichtsforschung zu betreiben.

»Nun gut«, entgegnete Paul pikiert. »Dann erübrigt sich eigentlich jede weitere Frage.«

»Ach Paul«, meinte Edwin beschwichtigend. »Ich verstehe nicht, warum du immer auf diesen Mythen herumreitest. Das bringt doch nichts! Ich meine, wir können gerne ...«

»Das würde durchaus etwas bringen«, unterbrach ihn Paul. »Vorausgesetzt, man ist willens, die eigene Entstehungsgeschichte überhaupt ernst zu nehmen und sie nicht als einen Quantensprung anzusehen, den man als gegeben hinnimmt, ohne weitere Fragen zu stellen. Hast du dir eigentlich jemals Gedanken darüber gemacht, ob die Überlieferungen einen wahren Kern haben könnten? Dass es diese Leute, von denen da die Rede ist ..., dass es die wirklich gegeben haben könnte? Zum Beispiel Osiris?«

Selbstverständlich wusste Edwin, dass Osiris als Gott der Unterwelt bei den Ägyptern ganz besonders verehrt wurde. Er wusste sogar, dass dieser Name eine Entsprechung am Sternenhimmel hatte. Er wusste nur nicht, warum das so war.

Als Gott der Auferstehung war Osiris gleichzusetzen mit dem Sternbild Orion, und der Stern Sirius war die Heimat der Göttin Isis, seiner Schwester und Gemahlin. Beide Gottheiten regierten Ägypten in der sogenannten Erstzeit, lange vor den ersten Pharaonendynastien. Sie halfen den Acker fruchtbar machen und formten den Nil, das Land und seine Menschen. Doch in der Hauptsache galt Osiris als Herrscher über das Totenreich. Und sein Sohn Horus war der letzte Vertreter der Götter auf Erden.

»Nun gut, bei Osiris«, gestand Edwin zu, »habe ich diesen Gedanken durchaus gehegt. Sein Sohn war Horus. Und jeder Pharao sah sich als Nachfolger des Horus, als Horus-König.«

»Na bitte«, rief Paul. »Und Osiris hatte einen Vater. Und zwar Geb, Sohn des Schu. Und Schu wiederum war Sohn des Atum.«

»Aber Paul«, sagte Edwin gequält. »Wir können doch nicht anhand der Mythologie Ahnenforschung betreiben!«

»Natürlich nicht«, gab Paul zu. »Darum geht es auch gar nicht. Sondern es geht um den Kern, um den Grundgedanken! Immerhin existieren Aufzeichnungen des Erzbischofs von Caesarea, genannt Eusebius, und des Historikers Julius Africanus.«

»Diese Aufzeichnungen waren aber nie im Original vorhanden gewesen! Sie sind nur teilweise durch spätere Niederschriften erhalten geblieben.«

»Aber aus diesen Berichten geht hervor«, bemerkte Paul nachdrücklich, »dass das Priesterzentrum in Heliopolis zu Beginn der Pyramidenzeit bereits uralt war und dass es seit Urzeiten der höchsten Gottheit Atum, dem ursprünglichen Schöpfergott geweiht war.«

Edwin machte eine zustimmende Geste.

»Für die alten Ägypter hatte er in erster Linie die Gestalt eines Löwen oder einer Sphinx.«

»Es gibt ihn aber auch in Menschengestalt«, ergänzte Edwin, »auf dem Kopf einen Lotos mit zwei steil aufragenden Federn oder als Mischform mit dem Horusfalken.«

»Entscheidend ist«, fuhr Paul unbeirrt fort, »dass er in den Pyramidentexten rwty genannt wird, wobei die entsprechende Hieroglyphe einen Löwen zeigt.«

»Einen Doppellöwen«, korrigierte Edwin.

»Der Löwe«, setzte Paul fort, »war und ist das Symbol der Macht. Der Doppellöwe, das liegt nahe, deutet auf Macht durch Wissen hin. Seit dieser Zeit ist dieses Wissen von den Priestern gehütet und weitergegeben worden.«

»Du meinst die zweiundvierzig Heiligen Bücher ...«

»... die auf die Gelehrsamkeit Thots zurückgehen, der sie ja verfasst haben soll. Unter anderem enthielten sie auch das Geheimnis der Steine. Die Frage ist nur: Wer war Thot? Und woher hatte er sein Wissen?«

Edwin runzelte die Stirn und sog an seiner Zigarette.

»Den Inschriften von Edfu zufolge«, erzählte Paul weiter, »stammte dieses Wissen von den sieben Weisen, die von einer Insel kamen. Die Texte betonen immer wieder, dass diese Insel von einer Flut vernichtet wurde. Die Zerstörung erfolgte plötzlich, und die meisten ihrer Bewohner ertranken. Die gleichen Berichte gibt es bei den Indern, bei den Sumerern ...«

»Aber die Atlantisgeschichte«, ging Edwin dazwischen, »gilt gemeinhin als Legende.«

»Wenn es in einem Mordfall nur Indizien, aber keine Leiche gibt, dann ist das ein Trumpf für den Mörder, aber das heißt noch lange nicht, dass niemand umgebracht wurde.«

»Und wenn es Selbstmord war?«

»Das kommt auf das Gleiche raus.«

»Also«, nahm Edwin nach einer Weile den Faden wieder auf, »wer waren nun die sieben Weisen?«

»Sie wurden die Herren des Lichts genannt, die Horusdiener, die sich als Nachkommenschaft der Götter bezeichneten. Da sie sterblich waren, mussten sie ihr Wissen von Generation zu Generation weitervererben. Von ihnen, so heißt es, stammten die Pläne für alle zukünftigen Tempel. So enthält der Tempel von Dendera Bauinschriften, denen zufolge der 'große Plan', dem seine Erbauer folgten, in alten Schriften aufgezeichnet war, die ihnen die Horusdiener übergeben hatten.«

»Der große Plan?«, wiederholte Edwin nachdenklich.

»Ja. Aus dem »Zweiwegebuch« geht doch klar hervor, dass die Totenstadt von Gizeh, also Ro-Setau, das genaue Abbild des himmlischen Totenreichs war. Dieses Jenseits war die Duat, also jener Bereich, wo die Verstorbenen hinkamen. Ursprünglich bedeutete es so viel wie »Verborgener Raum«. Wobei die alten Ägypter den ersten Bezirk Wernes nannten. Das war der Ort, den der Sonnengott in der Unterwelt zuerst erreichte, gewissermaßen das Paradies.«

Daraufhin leerte Paul sein Glas, und Edwin brach in schallendes Gelächter aus. »Deshalb das Wernesgrüner«, lachte er. »Er will ins Paradies ...«

»Dazu ist es wohl noch etwas zu früh«, griente Paul. »Außerdem bezweifle ich, dass unser Paradies etwas mit dem der Götter zu tun hat. Aber zurück zum großen Plan.«

Dabei füllte er sein Bierglas und nahm einen guten Schluck, während Edwin sich die nächste Zigarette ansteckte und Paul erwartungsvoll fixierte.

»Zunächst«, begann Paul, »geht es darum, eine Beziehung zum Sternenhimmel herzustellen. Ihr behauptet zwar immer, die Ägypter hätten nur geringe astronomische Kenntnisse besessen. Aber du weißt selber, dass das Gegenteil der Fall war. Sie kannten den Sternenhimmel sehr genau. Und du weißt auch, dass sowohl bei den alten Ägyptern als auch in der gesamten Welt der Antike dem Augenblick des Sonnenaufgangs und seiner Konjunktion mit anderen Himmelsereignissen stets eine große Bedeutung beigemessen wurde!«

Edwin nickte zustimmend.

»Pass auf! Da im Jahre 2500 vor Christus, also zur Zeit des Pyramidenbaus, weder Sphinx noch Pyramiden eine einleuchtende und damit ihrer Symbolik entsprechende Beziehung zum Sternenhimmel aufweisen, habe ich mit Skyglobe, einem Computerprogramm, den Sternenhimmel zurückgedreht.«

»Und?«

»Nun passierte Folgendes: Am 21. März 10 500 vor Christus, zur Tag- und Nachtgleiche, kam es zu einer besonders spektakulären und statistisch äußerst unwahrscheinlichen Konjunktion. In dem Moment nämlich, wo die Sphinx im Osten in die aufgehende Sonne blickte, die im Sternbild des Löwen aufging, standen die drei Sterne des Oriongürtels deckungsgleich im 90 Grad-Winkel über den drei Pyramiden von Gizeh. Nur so macht die Versetzung der kleineren Mykerinos-Pyramide zur Längsachse Sinn. Außerdem spiegelte die Milchstraße exakt den Verlauf des Nils zu dieser Zeit wieder.«

»Tatsächlich?«

Für einen Moment war Edwin wie vor den Kopf gestoßen. Dann fasste er sich und meinte: »Nun gut. Aber was sagt uns das?« Und um sich keine Blöße zu geben, fügte er schnell hinzu: »Du meinst, dies ist ein Symbol für die Übereinstimmung der himmlischen Duat mit der irdischen?«

»Natürlich«, antwortete Paul. »Nach dem Motto, wie im Himmel so auf Erden.«

»Und weiter ...«

»Fakt ist eines: Die Zeit um 10 500 vor Christus muss die Zeit gewesen sein, wo gerade die letzte Eiszeit zu Ende war. Als die Gletscher schmolzen und eine riesige Flutwelle das Land überspülte. Daher auch sämtliche Sintflut-Szenarios, die ja in allen Kulturen auftauchen.

Ich habe auch gelesen, dass sich zuvor die Erdkruste verschoben haben soll. Wodurch, ist unklar. Vielleicht durch die riesigen Eismassen an den Polen, die wie eine Unwucht wirkten. Dadurch verschob sich auch der gesamte Nordpol. Sogar Einstein hatte diese Theorie vertreten.«

»Hm.«

»Jedenfalls muss es um 10 500 vor Christus schon die Sphinx gegeben haben. Denn die Verwitterungen deuten überwiegend auf Erosion durch Wasser, und nicht nur Sand, hin. Das kann aber nur zu einer Zeit gewesen sein, als es dort noch keine Wüste gab. Nämlich 10 500 vor Christus. Der ursprüngliche Löwenkopf wurde demzufolge von den Ägyptern nur umgearbeitet.«

»Wenn das alles so war«, gestand Edwin, »leuchtet es ein.«

»Ganz offensichtlich war es so«, entgegnete Paul gefasst. »Und die Sphinx brauchst du dir nur genau anzusehen. Dazu muss man kein Geologe sein.«

»Also gut!« ging Edwin darauf ein. »Angenommen, es war alles so, wie du sagst. Dann haben sich Überlebende von Atlantis nach Ägypten gerettet und dieses Land aus dem Schlamm gezogen. Aber es bleibt nach wie vor die Frage: Wozu die großen Pyramiden, wenn sie nicht als Grabstätten gedacht waren? Wozu der große Plan?«

»Für mich«, entgegnete Paul, »stellt sich noch eine ganz andere Frage: Woher hatten die Atlantisbewohner ihr Wissen? In den Schriften der Hermetica, in denen Asklepios von Hermes über die Zukunft belehrt wird, erklärt er ihm zum Beispiel auch das wahre Abbild Ägyptens. Es sei das Bild des Himmels und das Widerspiel der ganzen Ordnung der himmlischen Angelegenheiten. Und im Totenbuch heißt es, am Uranfang sei der Sonnengott Re in einer Barke vom Himmel gekommen.«

»Was willst du damit sagen«, unterbrach ihn Edwin. »Willst du jetzt einen auf Däniken machen? Das ist doch nicht dein Ernst?«

»Weißt du«, entgegnete Paul ganz ruhig, »ich sehe viele Parallelen zwischen dem Alten Testament der Bibel und dem Totenbuch.«

Paul stand auf, ging zu Edwins Bücherregal und holte das Totenbuch.

»Pass auf! Ich les dir jetzt ein paar Sprüche daraus vor und bitte dich, diesen Text völlig unvoreingenommen, also ganz neutral und passiv, aufzunehmen.«

Edwin sah Paul an, als wäre der von einem anderen Stern.

Just in diesem Moment kam Sahra zur Tür herein, sah ihren Mann wie versteinert dasitzen und Paul im Begriffe, ihm etwas vorzulesen. Allein dieser Anblick war dermaßen komisch, dass Sahra zu lachen anfing und meinte: »Na, das nenn ich ja eine Überraschung! Ihr lest euch wohl Gute-Nacht-Geschichten vor?«

»Im weitesten Sinne, schon«, grinste Paul. Edwin musste feixen.

Dann fing Paul einfach laut zu lesen an: »Vers 63: Die geheimnisvollen Wege von Ro-Setau, die abgeschirmten Straßen der Imhet und die verborgenen Tore im Lande des Sokars, der auf seinem Sand ist. Gemacht ist dieses Bild, das gemalt ist, im Verborgenen der Duat, auf der Westseite des verborgenen Raumes. Wer es kennt, ist ein Befugter, der die Straßen von Ro-Setau begeht und das Bild in der Imhet schaut.«

Daraufhin verschwand Sahra in der Küche.

»Ich hoffe, sie ist befugt, uns etwas zu essen zu machen?«, griente Paul mit Blick zur Tür.

»Keine Angst«, versicherte Edwin. »Wie ich Sahra kenne, lässt sie uns schon nicht verhungern. Erzähl ruhig weiter!«

»Also, wie du weißt«, kam Paul der Aufforderung nach, »war der Horus-König im Himmel der Sonnensohn. Er musste den kosmischen Fluss auf der Sonnenbarke überqueren und zu der Pforte gelangen, die zur Himmels-Duat seines Vaters Osiris am östlichen Horizont führte. Danach musste er einen der Wege nach Ro-Setau nehmen, dem Zentrum der Himmels-Duat, wo die drei Sterne des Oriongürtels leuchten. Auf Erden war der Horus-König der leibliche Sohn des Osiris. Er musste den irdischen Weg einschlagen, den Nil auf dem Sonnenboot überqueren und zu der Pforte, der großen Sphinx, gelangen, die in die irdische Duat seines Vaters Osiris am westlichen Horizont führte, also in die Totenstadt von Gizeh. Von dort aus musste er einen der Wege nach Ro-Setau verfolgen, dem Zentrum der Duat, wo sich die drei Pyramiden befinden. Auf beiden Fahrten musste der Horus-König eine Art Zeitpforte passieren, die es ihm ermöglichte, das zweifache Duat-Reich des Osiris zu betreten. Wörtlich heißt es hier: Diese, deine Fahrt, ist ja wie die Fahrt, als der erste Horus zu seinem Vater Osiris ging, um dadurch zu einem Geist zu werden, um dadurch zu einer Seele zu werden ...

Oder an anderer Stelle«, Paul blätterte: »Der König schifft sich mit 'Re' auf seiner großen Barke ein, er fährt darin mit ihm zum Horizont ...«

Edwin sah Paul immer noch etwas verwundert an. Aber er hörte ihm aufmerksam zu.

»Und hier«, fuhr Paul fort. »Geöffnet ist die Flügeltür des Himmels ... dem Horus vom Horizont ... Ich steige empor zu Horus dem Horizontbewohner ... auf jener östlichen Seite des Himmels, wo die Götter geboren wurden. Und zum Schluss noch ein Auszug aus dem Zweiwegebuch.« Dabei holte Paul einen Zettel aus seiner Hosentasche und las vor: »Ich habe die Wege von Ro-Setau zurückgelegt, die zu Wasser und die zu Lande. Dies sind die Wege des Osiris-Orion, sie reichen so weit wie der Himmel. Jedermann aber, der auf ihm hinzugehen versteht, der ist ein Gott, der das Gefolge des Thot anführt, und er ist einer, der zu jedem Himmel hinabgeht, in den er einzugehen wünscht ...«

Endlich kam Sahra und brachte einen Teller mit Schnitten.

»Damit ihr mir nicht zwischendrin verhungert«, sagte sie aufmunternd und verschwand wieder nach draußen.

»Also gut«, sagte Edwin nach einigem Überlegen. »Du glaubst also ernsthaft an die Däniken-Variante ...«